Bekanntlich gibt es in der deutschsprachigen Schweiz Gegenden, in
denen man sich mit "Grüezi" begrüßt; in anderen heißt es "Grüessach".
Wie ist das Protokoll, wenn jemand, der in einer "Grußzone" heimisch
ist, in der anderen grüßt - benutzt er den Gruß seiner Heimat, oder
den des Aufenthaltsortes?
Grüß Gott! - Äh - Tschüss,
Joachim
> Bekanntlich gibt es in der deutschsprachigen Schweiz Gegenden, in
> denen man sich mit "Grüezi" begrüßt; in anderen heißt es "Grüessach".
Grüessech sagt man im Bernischen, wo man ihrzt, d.h. wo die normale
Anredeform gegenüber Personen, die man nicht duzt, das "Ihr" ist. Man
sagt da nicht nur Grüessech, sondern auch (zu einer einzelnen Person,
ins Hochdeutsche übersetzt):
Nehmt doch bitte Platz. Kann ich Euch einen Kaffee anbieten? Oder
möchtet Ihr lieber ein Mineralwasser?
Grüezi ist eine Verkürzung von "Ich grüsse Sie" oder auch "Gott grüsse
Sie", man siezt die angesprochene Person also. Das Wort hat sich aber
so weit verselbständigt, dass viele das "Sie' darin nicht mehr erkennen
und auch Duzfreunde mit "Grüezi" begrüssen.
> Wie ist das Protokoll, wenn jemand, der in einer "Grußzone" heimisch
> ist, in der anderen grüßt - benutzt er den Gruß seiner Heimat, oder
> den des Aufenthaltsortes?
Im allgemeinen verwendet man das Gewohnte. Die Deutschschweizer
erkennen die Hauptdialekte (Zürich/Bern/Luzern/Basel/Chur/Wallis) im
allgemeinen sofort, und es gilt als anbiedernd, den fremden Dialekt
unvollkommen nachzuahmen. Es gibt aber weniger Grüessech-Sager (ich bin
keiner) als Grüezi-Sager, es kann sein, dass die eher auf Grüezi
umschalten.
Wenn ein Zürcher eine Weile in Bern lebt, wird er es kaum vermeiden
können, dass ihm mal ein Grüessech entschlüpft, ganz ähnlich wie auch
ein atheistischer Hamburger nach 2 Jahren München schon mal aus
Versehen "Grüss Gott" sagt.
Es gibt durchaus Gegenden in der Schweiz, wo man weder Grüezi noch
Grüessech sagt, sondern Guten Morgen/Tag/Abend. Die Walliser nennen die
Restdeutschschweizer "Grüezeni", weil sie das selber nicht sagen.
Früher war "Grüezi" auch in der Innerschweiz (die Gegend um den
Vierwaldstättersee) unüblich, dort breitet es sich aber immer mehr aus.
- Andi
> Das Wort hat sich aber
> so weit verselbständigt, dass viele das "Sie' darin nicht mehr erkennen
> und auch Duzfreunde mit "Grüezi" begrüssen.
Wie wurden denn Duzfreunde begrüßt, bevor sich das "Grüezi" verselbständigt
hat? Ich kenne aus meiner schweizer Zeit (Zürich, 1990/91) nur das
"Grüezi".
--
Grüße
Peter
Ich (Schweizer, Kanton Solothurn) kenne niemanden, der Duzfreunde mit
"Grüezi" (oder "Grüessech") begrüsst. Man sagt "Sali" oder "Tschau".
Patrick Borer
Ich begrüsse Duzfreunde niemals mit "Grüezi"; mein Gruss heisst "Salü".
--
Yvonne Steiner
> Ich (Schweizer, Kanton Solothurn) kenne niemanden, der Duzfreunde mit
> "Grüezi" (oder "Grüessech") begrüsst. Man sagt "Sali" oder "Tschau".
Bei uns (GL) ist es dann meist ein "Hoi", "Salü" oder auch ein "Moi". Es
fällt mir auf, dass viele ältere Menschen "Grüezi" sagen, auch wenn sie
den Angesprochenen duzen.
Wer
Das erstaunt mich. Solche Leute gibt es definitiv. Ich sag dann
manchmal "ich dachte, wir duzen uns?" und ernte Erstaunen. Eventuell
sind das vor allem Leute aus Gegenden, wo früher überhaupt kein
Grüezi/Grüessech üblich war.
> Man sagt "Sali" oder "Tschau".
Mit Varianten: In Zürich sagt man Sali (< frz. salut) zur Begrüssung
und Tschau (< it. ciao) zum Abschied, in anderen Landstrichen (Basel?)
macht mans umgekehrt.
- Andi
> Man sagt "Sali" oder "Tschau".
Das ist natürlich vollkommen richtig, ich hatte es im Laufe der Jahre
einfach vergessen. Jetzt klingt auch mir wieder das Sali im Ohr.
--
Grüße
Peter
Das kommt aber doch ursprünglich vom französischen Salut (sprich: "Salü"),
oder? Die Schreibweise "Sali" sehe ich so zum ersten Mal, würde man das im
Dialekt auch so schreiben, oder schreibt man da das französische "Salut"
(meinetwegen am Anfang eines Briefes)?
Grüße,
Frank
> Wenn ein Zürcher eine Weile in Bern lebt, wird er es kaum vermeiden
> können, dass ihm mal ein Grüessech entschlüpft, ganz ähnlich wie auch
> ein atheistischer Hamburger nach 2 Jahren München schon mal aus
> Versehen "Grüss Gott" sagt.
>
ich finde es immer in München herrlich:
ich: Grüss Sie!
er: Grüss Gott!
;-)
Laszlo
> ich finde es immer in München herrlich:
>
> ich: Grüss Sie!
> er: Grüss Gott!
Sind halt zwei verschiedene Ellipsen:
ich: [Es] Grüss Sie [Gott]!
er: [Es] Grüss [Sie] Gott!
Lustig ausschauen tuts schon.
--
Helmut Richter
> Die Schreibweise "Sali" sehe ich so zum ersten Mal, würde man
> das im Dialekt auch so schreiben, oder schreibt man da das
> französische "Salut" (meinetwegen am Anfang eines Briefes)?
Man würde es wohl überhaupt nicht schreiben. "Sali" (das ich aus
Zürich gut kenne) ist eher mündlich üblich.
M.
>Am Wed, 12 Dec 2007 13:57:14 +0100 schrieb Peter Lederer:
>
>> Am 11.12.2007 schrieb Patrick Borer:
>>
>>> Man sagt "Sali" oder "Tschau".
>>
>> Das ist natürlich vollkommen richtig, ich hatte es im Laufe der Jahre
>> einfach vergessen. Jetzt klingt auch mir wieder das Sali im Ohr.
>
>Das kommt aber doch ursprünglich vom französischen Salut (sprich: "Salü"),
>oder? Die Schreibweise "Sali" sehe ich so zum ersten Mal,
Einmal ist immer das erste Mal.
>Das kommt aber doch ursprünglich vom französischen Salut (sprich: "Salü"),
>oder? Die Schreibweise "Sali" sehe ich so zum ersten Mal, würde man das im
>Dialekt auch so schreiben, oder schreibt man da das französische "Salut"
>(meinetwegen am Anfang eines Briefes)?
Nachtrag (letzten Beitrag zu früh abgeschickt):
Ich kenne diesen Gruß seit meiner Schulzeit in Südbaden, und ich
wüßte nicht, wie man den anders als "Sali" (also so, wie er auch
gesprochen wird) schreiben sollte. "Salut" ist davon deutlich
verschieden, und französische Hochsprache. Im Dialekt sagt man
nicht "Salü", also warum sollte man "Salut" schreiben?
> Die Schreibweise "Sali" sehe ich so zum ersten Mal, würde man das im
> Dialekt auch so schreiben, oder schreibt man da das französische "Salut"
> (meinetwegen am Anfang eines Briefes)?
Der Deutschschweizer, der "Sali" sagt, schreibt "Sali".
der Deutschschweizer, der "Salü" sagt, schreibt "Salü".
--
Yvonne Steiner
Salut schreibt man kaum. Die Aussprache Salü war vor samwamal 30 Jahren
noch recht üblich, heute sagen das (in Zürich) nur noch alte Leute. Im
"Zürichdeutschen Wörterbuch" von 1961/83 ist diese Schreibweise sogar
als erste vor den Varianten Sali und Salé angegeben. Kann sein, dass
Salü nahe der Sprachgrenze üblicher ist.
> Man würde es wohl überhaupt nicht schreiben. "Sali" (das ich aus
> Zürich gut kenne) ist eher mündlich üblich.
Ganz allgemein schreibt man ja in der CH Hochdeutsch und spricht Dialekt.
In zeitgenössischen mundartnahen Episteln (SMS, Usenet) taucht das schon auf:
Gruppengoogle in ch.*, nur deutsche Artikel:
hoi : 5650
sali : 1580
tschau : 663
grüezi : 271
- Andi
Nach historischen Dokumenten zu schließen ist es das Letztere.
> Es gibt durchaus Gegenden in der Schweiz, wo man weder Grüezi noch
> Grüessech sagt, sondern Guten Morgen/Tag/Abend. Die Walliser nennen die
> Restdeutschschweizer "Grüezeni", weil sie das selber nicht sagen.
> Früher war "Grüezi" auch in der Innerschweiz (die Gegend um den
> Vierwaldstättersee) unüblich, dort breitet es sich aber immer mehr aus.
Noch vor ca. 60 Jahren war das "Grüezi/Grüessech" eine Exklusivität
der reformierten Kantone. Der Schweizerdeutsche Sprachatlas hat hierzu
eine instruktive Karte. Danach hätten die Gewährspersonen in der
Innerschweiz damals das "Grüezi" z.T. rabiat abgelehnt.
Ch.
> On 11 Dez., 22:03, Andreas Karrer <ak...@gmx.ch> wrote:
>> Grüezi ist eine Verkürzung von "Ich grüsse Sie" oder auch "Gott grüsse
>> Sie",
>
> Nach historischen Dokumenten zu schließen ist es das Letztere.
Wer sagt: "Ich grüsse Sie", begeht den Sprechakt des Grüssens.
Wer sagt: "Gott grüsse Sie", begeht den Sprechakt des Wünschens.
Was ist jetzt genau der Unterschied? :-)
Der zweite Satz ist wesentlich spannender!
>
>> Es gibt durchaus Gegenden in der Schweiz, wo man weder Grüezi noch
>> Grüessech sagt, sondern Guten Morgen/Tag/Abend.
Es gibt sogar Schweizer, die sagen "Guten Nachmittag". Ich
schwöre, "Guten Vormittag" noch nie gehört zu haben.
Gruss
Walter
Formal gesehen besteht ein Unterschied. Und aus älteren Dokumenten
geht eben hervor, dass "Grüezi" eine Verkürzung aus "Gott grüez Sie"
ist, entstanden in einem Dialekt, der für "grüßen" die Form "grüeze"
verwendet, wie das z.B. zumindest früher in Zürich noch der Fall war
(kommt mir heute veraltet vor).
> Der zweite Satz ist wesentlich spannender!
Vor allem für Atheisten.
> >> Es gibt durchaus Gegenden in der Schweiz, wo man weder Grüezi noch
> >> Grüessech sagt, sondern Guten Morgen/Tag/Abend.
>
> Es gibt sogar Schweizer, die sagen "Guten Nachmittag". Ich
> schwöre, "Guten Vormittag" noch nie gehört zu haben.
Ich auch nicht. Dafür begrüßt man sich im Medizinhistorischen Museum
jeweils mit "Mörgeli"...
Ch.
> ist, entstanden in einem Dialekt, der für "grüßen" die Form "grüeze"
> verwendet, wie das z.B. zumindest früher in Zürich noch der Fall war
> (kommt mir heute veraltet vor).
Ich habe das "tuesch mer sie grüeze" (grüsse sie von mir) von meinen
Grosseltern noch im Ohr. Heute sagt man "seisch ere en Gruess" (bestell
ihr einen Gruss).
> Ich auch nicht. Dafür begrüßt man sich im Medizinhistorischen Museum
> jeweils mit "Mörgeli"...
YMMD.
- Andi
Georg