"Da han's die Parra von de evangelische Konfektion besser."
(Heinz Becker) ^^^^^^^^^^
Jemand schlug mir mal vor: Malapropismus. Dieser Begriff ist mir jedoch
bisher nur im Kontext der klinischen Linguistik begegnet. Gibt es für
das in Satire und Comedy häufig verwendete Stilmittel ein eigenes Wort?
Vielen Dank im voraus.
Matthias
"Matthias Winkler (Wen Kele)" schrieb:
"Malapropismus" _ist_ der richtige Begriff, und er existiert schon
viel länger als die moderne klinische Linguistik. Ein Stilmittel ist
er allerdings nicht, darauf können sich nur die Komödianten
herausreden. ;-)
Jürgen
Sollte man diesen tradierten Begriff nicht den pathologischen Aphasikern
und ihrem weiterem Umkreis
(neulich in der ZEIT:
'Dem Kleinunternehmer Reinhard Löwe gehorchen die
Fremdwörter nicht. "Ich bin Opportunist", sagt er, meint aber
"Oppositioneller".')
vorbehalten?
Als 'imitierter M.' würde er jedoch zum Stilmittel der Comedy.
Wolfram
>Juergen Amrhein schrieb:
>> Matthias Winkler (Wen Kele) schrieb:
>> > "Da han's die Parra von de evangelische Konfektion besser."
>> > (Heinz Becker) ^^^^^^^^^^
>> >
>> > Jemand schlug mir mal vor: Malapropismus. Dieser Begriff ist mir
>> > jedoch bisher nur im Kontext der klinischen Linguistik begegnet.
>>
>> "Malapropismus" _ist_ der richtige Begriff, und er existiert schon
>> viel länger als die moderne klinische Linguistik. Ein Stilmittel ist
>> er allerdings nicht, darauf können sich nur die Komödianten
>> herausreden. ;-)
>
>Sollte man diesen tradierten Begriff nicht den pathologischen Aphasikern
>und ihrem weiterem Umkreis
"Malapropism" ist der ursprüngliche englische Begriff, und er leitet
sich her von Mrs. Malaprop, einer Figur in Sheridans Theaterstück "The
Rivals", die für die falsche Anwendung komplizierter Ausdrücke berühmt
wurde (Beispiel: "Sie ist so sturköpfig wie eine Allegorie am Ufer des
Nils").
Wem "Malapropismus" zu gelehrt klingt, soll doch einfach "falsche
Anwendung eines Fremdworts (zur Erzeugung eines komischen Effekts)"
sagen.
Schönen Gruß
pcr
Peter Ringeisen | p...@gmx.de | Amberg, Bavaria (Germany)
"Remarkable bird, the Norwegian Blue, beautiful plumage, innit?" (Monty Python)
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> >> Matthias Winkler (Wen Kele) schrieb:
> >> > "Da han's die Parra von de evangelische Konfektion besser."
> >> > (Heinz Becker) ^^^^^^^^^^
> >> >
> >> > Jemand schlug mir mal vor: Malapropismus. Dieser Begriff ist mir
> >> > jedoch bisher nur im Kontext der klinischen Linguistik begegnet.
> >>
> >> "Malapropismus" _ist_ der richtige Begriff, und er existiert schon
> >> viel länger als die moderne klinische Linguistik. Ein Stilmittel
> >> er allerdings nicht, darauf können sich nur die Komödianten
> >> herausreden. ;-)
> >
> >Sollte man diesen tradierten Begriff nicht den pathologischen
> >Aphasikern und ihrem weiterem Umkreis
>
> "Malapropism" ist der ursprüngliche englische Begriff, und er leitet
> sich her von Mrs. Malaprop, einer Figur in Sheridans Theaterstück "The
> Rivals", die für die falsche Anwendung komplizierter Ausdrücke berühmt
> wurde (Beispiel: "Sie ist so sturköpfig wie eine Allegorie am Ufer des
> Nils").
Sorry, ich fürchte, da bist Du genau in die Falle geraten.
Mein Fremdwörterbuch verrät mir soeben
"mal-à-propos [malapro'po:]: ungelegen, zur Unzeit <franz>"
Sheridan dürfte also den lt. Jürgen länger existierenden Terminus
sekundär aufgenommen haben.
...
vermutet
Wolfram
>Peter Ringeisen schrieb:
>>
>> "Malapropism" ist der ursprüngliche englische Begriff, und er leitet
>> sich her von Mrs. Malaprop, einer Figur in Sheridans Theaterstück "The
>> Rivals", die für die falsche Anwendung komplizierter Ausdrücke berühmt
>> wurde (Beispiel: "Sie ist so sturköpfig wie eine Allegorie am Ufer des
>> Nils").
>
>Sorry, ich fürchte, da bist Du genau in die Falle geraten.
>Mein Fremdwörterbuch verrät mir soeben
>
>"mal-à-propos [malapro'po:]: ungelegen, zur Unzeit <franz>"
>
>Sheridan dürfte also den lt. Jürgen länger existierenden Terminus
>sekundär aufgenommen haben.
Okay. Jetzt also nicht aus dem Literaturlexikon, sondern aus dem
/Oxford Dictionary of English Etymology/:
malapropism - ludicrous misapplication of language. XIX. f.
name of Mrs. Malaprop, character in Sheridan's play of 'The
Rivals' (1775), remarkable for her misuse of words, f.
/malapropos/ inopportune(ly) XVII (Dryden) - F. /mal à
propos/ not to the purpose; see MAL-, APROPOS, -ISM.
/Malaprop/ was formerly so used, and as adj.
Es kommt also aus dem Französischen, wurde dann von Dryden im 17. Jh.
als Fremdwort ins Englische übernommen, von Sheridan im 18. Jh.
aufgegriffen für die Benennung einer Figur in seinem ersten
Theaterstück. Diese Figur wiederum machte dieses Stilmittel der Komik
populär, so dass man das Phänomen nach ihr benannte; die Umformung in
einen Ismus erfolgte im 19. Jahrhundert.
Einverstanden?
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Für Freunde des englischen Humors mag die Literaturempfehlung in der
Signatur einen Blick wert sein.
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> > "Malapropism" ist der ursprüngliche englische Begriff, und er leitet
> > sich her von Mrs. Malaprop, einer Figur in Sheridans Theaterstück "The
> > Rivals", die für die falsche Anwendung komplizierter Ausdrücke berühmt
> > wurde (Beispiel: "Sie ist so sturköpfig wie eine Allegorie am Ufer des
> > Nils").
>
> Sorry, ich fürchte, da bist Du genau in die Falle geraten.
> Mein Fremdwörterbuch verrät mir soeben
>
> "mal-à-propos [malapro'po:]: ungelegen, zur Unzeit <franz>"
Das hatte ich gelesen, bevor ich meine Frage in diesem Forum stellte,
fand aber die Bedeutungsangabe nicht passend. Inzwischen denke ich, daß
mal à propos nicht nur "zur Unzeit", sondern evtl. auch ganz einfach
"unpassend" bedeuten könnte. (Wäre dankbar, wenn das jemand bestätigen
oder widerlegen könnte.) Hadumod Bußmann gibt genau dieses Wort als
Ursprung des linguistischen Fachbegriffs "Malapropismus" an (ohne den
Umweg über Sheridan).
> Sheridan dürfte also den lt. Jürgen länger existierenden Terminus
> sekundär aufgenommen haben.
(Fast) richtig geraten, zumindest, wenn der "Collins English
Dictionary", den ich inzwischen konsultiert habe, recht hat. Aber
trotzdem hat Peter wohl recht. Sheridan wurde - laut o.g. Wörterbuch -
bei der Namenswahl für seine Figur von "mal à propos" inspiriert. Der
Begriff "malapropism" stammt, so vermute ich mal, aber nicht von
Sheridan, sondern von Literaturwissenschaftlern oder anderen Rezipienten
seiner Werke (Peter?).
Jetzt wäre nur noch zu klären, ob - wie Frau Bußmann suggeriert - das
deutsche Wort Malapropismus direkt vom französischen mal à propos
hergeleitet ist, oder ob es sich um eine Eindeutschung des englischen
malapropism handelt. Letzteres ist ja wohl ungleich wahrscheinlicher.
> "Malapropismus" _ist_ der richtige Begriff, und er existiert schon
> viel länger als die moderne klinische Linguistik. Ein Stilmittel ist
> er allerdings nicht, darauf können sich nur die Komödianten
> herausreden. ;-)
Jürgen, den letzten Satz verstehe ich nicht ganz. Kannst Du mir auf die
Sprünge helfen? Du meinst, "Malapropismus" ist kein Stilmittel (sondern
ein Versprecher), er kann höchstens als Stilmittel eingesetzt werden?
^^^^^^^^^^^^^^^
Einverstanden! Siehe auch:
> Als 'imitierter M.' würde er jedoch zum Stilmittel der Comedy.
> Wolfram
Allerdings: Folgt man der Definition von Hadumod Bußmann in deren
Lexikon der Sprachwissenschaft ("Aus Unkenntnis oder scherzhafter
Absicht falsch verwendettes Fremdwort"), handelt es sich eben doch um
ein Stilmittel. Oder stehe ich irgendwo auf dem Schlauch?
Seit wann existiert denn der (deutsche) Begriff "Malapropismus"? Weißt
Du das? Würde mich interessieren.
(Vielen Dank übrigens für Eure bisherigen Antworten, besonders für
Peters interessante Information über die Entstehung des Begriffs!)
Matthias
Matthias Winkler schrieb:
>
> Juergen Amrhein <juergen...@uni-koeln.de> wrote:
>
> > "Malapropismus" _ist_ der richtige Begriff, und er existiert schon
> > viel länger als die moderne klinische Linguistik. Ein Stilmittel ist
> > er allerdings nicht, darauf können sich nur die Komödianten
> > herausreden. ;-)
>
> Jürgen, den letzten Satz verstehe ich nicht ganz. Kannst Du mir auf die
> Sprünge helfen? Du meinst, "Malapropismus" ist kein Stilmittel (sondern
> ein Versprecher), er kann höchstens als Stilmittel eingesetzt werden?
"Malapropismus" ist zunächst eine Versprecher-Art, die die Wahl des
richtigen Fremdwortes betrifft. (Übrigens kein kennzeichnendes Merkmal
einer bestimmten Aphasie! Aphatiker sind die Misters und Misses
Malaprop noch lange nicht, sie leiden höchstens an der "Krankheit",
Wörter zu gebrauchen, die sie nicht verstehen.)
> Allerdings: Folgt man der Definition von Hadumod Bußmann in deren
> Lexikon der Sprachwissenschaft ("Aus Unkenntnis oder scherzhafter
> Absicht falsch verwendettes Fremdwort"), handelt es sich eben doch um
> ein Stilmittel. Oder stehe ich irgendwo auf dem Schlauch?
Ja, das stimmt, da muß ich mich korrigieren. "Malapropismus" meint
also beides: den Versprechertyp und die Imitation dieses
Versprechertyps.
> Seit wann existiert denn der (deutsche) Begriff "Malapropismus"? Weißt
> Du das? Würde mich interessieren.
Die andern haben hierzu schon mehr an Infos gepostet, als ich bislang
wußte. Der Begriff "Malapropismus" spielt in der (Fehler)Linguistik
nur eine äußert marginale Rolle. In der Literaturwissenschaft und da
vor allem in der Stilistik ist er prominenter.
Grüße,
Jürgen
> Inzwischen denke ich, daß
>mal à propos nicht nur "zur Unzeit", sondern evtl. auch ganz einfach
>"unpassend" bedeuten könnte. (Wäre dankbar, wenn das jemand >bestätigen
[X]
> oder widerlegen könnte.)
C - ¦ #
Im Blumenschäft: "Geben Sie mir bitte ein dutzend Gladiatoren." - "Das
sind Gladiolen." - Ach ja, das andere sind ja die Heizkörper."
--
Spiegeleier werden eher gar, wenn man sie nach dem Aufschlagen brät.
---
http://home.t-online.de/home/j.w.hoffmann
Es bedeutet im modernen Frz. untreffend, unpassend, fehl am Platz und
verbindet sich meist mit antworten oder handeln.
Es kann im Falle der Fälle "zur Unzeit" bedeuten - man versteht aber
stricto sensu glaube ich nicht. Früher hatte es vielleicht diese
Bedeutung ...
Ich würde es doch jetzt eher "à contre temps" übersetzen - was
verschieden ist.
Gruss
Bernard - Paris
> Im Blumenschäft: "Geben Sie mir bitte ein dutzend Gladiatoren." - "Das
> sind Gladiolen." - Ach ja, das andere sind ja die Heizkörper."
Witze, wenn sie nur zur Unterhaltung erzählt werden, sind hier
sicherlich off topic. Dieser da illustrierte aber einen Punkt, über
den hier diskutiert wird. Der auch:
Ein Gespräch zwischen zwei Freundinnen:
- Erna heirat ein Veterinär.
- Was, so ein alten Kerl?
- Nee, das ist doch ein, wo kein Fleisch ißt!
Arnulf
--
http://www.on-luebeck.de/~asopp/
Warum hat eigentlich noch niemand Kalauer gesagt, oder Paronomasie?
Sollte das wirklich so abwegig sein?
W
>Matthias Winkler (Wen Kele) schrieb:
>>
>> Kann mir jemand sagen, wie man das Stilmittel nennt, das in folgendem
>> Zitat verwendet wird:
>>
>> "Da han's die Parra von de evangelische Konfektion besser."
>> (Heinz Becker) ^^^^^^^^^^
>
>Warum hat eigentlich noch niemand Kalauer gesagt, oder Paronomasie?
>Sollte das wirklich so abwegig sein?
Kalauer: "Billiger Wortwitz" - ist mir zu vage.
Paronomasie: Wortspiel durch Zusammenstellen von Wörtern desselben
Stammes ("betrogener Betrüger") oder Wörtern ähnlichen
Klanges ("Der Rheinstrom ist worden zu einem
Peinstrom") - passt IMO nicht, denn es wird ja nichts
zusammengestellt.
Ich finde Malapropismus weniger abwegig ;-)
??
> oder Wörtern ähnlichen
> Klanges ("Der Rheinstrom ist worden zu einem
> Peinstrom") - passt IMO nicht, denn es wird ja nichts
> zusammengestellt.
??
was ist an
Konfession -- Konfektion
anders?
W
antescriptum (?): Habe mittlerweile auch Peters Antwort gelesen, die ja in
dieselbe Richtung zielt. Trotz Überfütterungsgefahr verschicke ich
vorliegenden Senf dennoch.
Hallo Wolfram
K. Lauer klingt schon mal nicht soooo wissenschaftlich wie Malatesta - oder
wie hiess das gleich... ?
Nein, Kalauer ist doch sehr allgemein ("wenig geistreicher Witz [!!!!],
meist in Form eines Wortspiels" - Duden Nr.10, Bedeutungswörterbuch, auch
Wahrig [1]). Es gibt auch andere Kalauer - Wortspiele - als Malapropismen
(mit letzterem Begriff ich selber bei dieser Gelegenheit B.Kanntschaft
gemacht zu haben gestehe).
Bei der Paranomase, Paranomasie oder Annominatio (Lausberg) hingegen, einer
"pseudo-etymologischen" (ders.) Konstruktionsfigur, sind zwei oder mehrere
phonetisch verwandte Begriff _gleichzeitig_ anwesend. Um Paranomasen würde
es sich also handeln, wenn man bei den bisher hier gebrachten Beispielen dem
"abweichenden", witz-erzeugenden Term den ursprünglichen oder Bezugs-Begriff
zur die Seite stellen würde :
Mathias:
evangelische Konfektion (Malapropismus)
Konfession und Konfektion (Paranomase)
Wolfram:
ich bin Opportunist [gemeint war: Oppositioneller] (Malapropismus)
Opportunist und Oppositioneller (Paranomase)
Peter:
Allegorie am Ufer des Nils (Malapropismus)
Allegorie und Alligator [...falls dies damit gemeint ist !] (Paranomase)
Jürgen:
(im Blumengeschäft) ein Dutzend Gladiatoren (Malapropismus)
Gladiatoren und Gladiolen (Paranomase)
Gladiatoren [~Heizkörper] (Malapropismus)
Gladiatoren und Radiatoren (Paranomase)
Arnulf:
Veterinär [statt Veteran bzw. statt Vegetarier] (Malapropismus)
Veterinär und Veteran und Vegetarier (Paranomase)
C - ¦ #
-------------
[1] grosse Ernüchterung herrscht heute im Lager der K.Lauer-Fabrikanten ob
des sog. "GEISTLOS-Verdikts". Verdammt, wer entscheidet eigentlich
darüber, was geistreich ist und was nicht ? Lassen es nicht die papierenen
Juroren selbst am meisten an Gheyst ermangeln ? Und was ist Geist überhaupt
? Huuuuuuhhh!!! Bin empört, ausserhalb~mir, geschunden, zerrüttet,
abgehalftert, undsofort (allenfalls einen neuen Thread darüber vom Stapel
lassen, Ziel: Verenglischung-der-deutschen-Sprache-Debatte an Virulenz,
Pertinenz und vor allem an Stringenz über~flügeln. Ausserdem: Tischbomben
werfen, laut schreien, evtl. FKK gründen Fröhliche K.Lauer-Konstrukteure
Verein Igteuch etc.).
Frechheit sowas.
"Konfession" wird im obigen Beispiel nicht genannt, sondern _weggelassen_.
Gruß
Torsten