> Gluten, auch Kleber und Klebereiweiß genannt, besteht aus den
> Eiweißbestandteilen Gliadin und Glutenin. Gluten steckt im Getreidekorn,
> insbesondere im Weizen.
>
> Glutenkiste ist eine Metapher.
Wofür denn?
Ralf
--
Anno vero MM, more consueto dies bissextus intercaletur, februario
dies XXIX continente, idemque ordo intermittendi intercalandique
bissextum diem in quadringentis quibusque anni perpetuo conservetur.
Bulle Inter gravissimas (24. Februar 1582)
Wenn Metaphern eindeutig fuer etwas anderes stuenden, dann waeren
sie keine Metaphern.
Entschuldige, wenn ich so deutlich werde: Aber deine Aussage ist
eindeutig sinnfrei. Selbstverständlich trägt eine Metapher mehr
an Bedeutung als der nicht-bildhafte Ausdruck, sonst wäre es
recht überflüssig, überhaupt eine Metapher zu verwenden. Doch
wenn sich der Konnotations- und Assoziationsraum der Metapher
nicht beschreiben lässt, dann ist es keine Metapher, sondern
kryptisch (oder Quatsch).
Ich fand deine Definition von "Gluten" im Zusammenhang mit der
"Glutenkiste" ja noch einigermaßen witzig - aber dein Statement
zur Metapher ist mir zuviel.
Außerdem fände ich es an der Zeit, eine reale Reply-Adresse zu
verwenden (oder heißest du etwa Hinz "Gluten" Schnürbein?).
Gruß
pcr
--
Peter Ringeisen | p...@gmx.de | Amberg, Bavaria (Germany)
"Remarkable bird, the Norwegian Blue, beautiful plumage, innit?" (Monty Python)
Ohne das Buch zu kennen, meine Vermutung:
- Gluten ist ein Eiweiß (wie oben ausführlicher dargelegt). Manche Leute
dürfen es wegen einer Stoffwechselerkrankung nicht verzehren und müssen
daher eine Diät halten. Diee Diät beinhaltet den Verzicht auf nahezu
alle Getreideprodukte.
- "das gehört in die xxx-Kiste" ist ein umgangsprachlicher Ausdruck für
"das verhält sich ähnlich oder analog zum Sachverhalt xxx".
Es wäre jetzt herauszufinden, in welchem Zusammenhang der Begriff Gluten
zuvor in dem Werk auftauchte.
HTH
--
Tschö, wa!
Thorsten
> "Ralf Heinrich Arning" <Ralf....@t-online.de> schrieb im Newsbeitrag
> news:1e6oqcd.emjumg15k7lkwN%Ralf....@t-online.de...
> > Andreas Maier <nos...@example.com> wrote:
> > > Glutenkiste ist eine Metapher.
> >
> > Wofür denn?
>
> Wenn Metaphern eindeutig fuer etwas anderes stuenden, dann waeren
> sie keine Metaphern.
Also jetzt mußte ich doch mal bei Schwitters nachschlagen. Ist es
überhaupt eine Metapher? Ist es die Verballhornung einer Metapher? Oder
wird Metaphernbildung überhaupt hier verballhornt?
Letzteres kann man schon vermuten, auch wenn man nur weiß, das
Schwitters (nicht ganz unumschtritten) zum Dada gehört und sein
"Merz"-Kunst mit Montagetechniken arbeitet. Eine Erungenschaft dieser
Richtung ist es, den Sprach- und Ausdrucksgestus zu entblößen.
Und das hat der gute Kurt auch in "Anna Blume" gemacht.
Dieses liebevolle Anti-Liebesgedicht enthält u. a. folgende Zeilen:
<kurt>
[...]
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ---- wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!
[...]
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ----- wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
[...]
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, ---- wir!
Das gehört beiläufig in die --- Glutenkiste!
[...]
</kurt>
Selbst aus dieser Verkürzung erkennt man, daß "Glutenkiste" nicht als
Wort isoliert interpretiert werden kann, denn es steht am Ende eines
Dreischritts, assoziert klanglich "Glut" und semantisch "zusammen",
nämlich kleben. (Ob 1919 bereits ein umgangssprachlicher Audruck für
"Bett" war, weiß ich nicht.)
"Gluten" ist aber ein naturwissenschaftlich-technischer Ausdruck und
wirkt in einem traditionell romantischen Kontext absurd. Dieser Kontext
sollte zuerst abgewimmelt werden ("Das gehört beiläufig nicht
hierher!"), die "Glut" soll "kalt" gedacht werden, doch das "ich Dir, Du
mir" läßt sich nicht abwimmeln. Und so kommt es zu der Antwort auf die
Frage: Wenn es -- was denn eigentlich? - beiläufig nicht hierher gehört,
wohin denn dann?
(Ich habe das hier hoffentlich so geschrieben, daß es in einem
Schulaufsatz als geistiges Fremdeigentum zu erkennen ist.)
> Gluten, auch Kleber und Klebereiweiß genannt, besteht aus den
> Eiweißbestandteilen Gliadin und Glutenin. Gluten steckt im Getreidekorn,
> insbesondere im Weizen.
>
> Glutenkiste ist eine Metapher.
Danke für diese Erklärung. Die Metapher nun aufzulösen,
fällt mir noch immer schwer. Oder sollte man das bei
Schwitters besser bleiben lassen?
Gruß von der Weser
Dietrich
---
D.G...@bionic.zerberus.de
-----------------------------------------------------------------------
## CrossPoint v3.12d R ##
> Ralf Heinrich Arning schrieb:
> >
> > Andreas Maier <nos...@example.com> wrote:
> >
> > > Gluten, auch Kleber und Klebereiweiß genannt, besteht aus den
> > > Eiweißbestandteilen Gliadin und Glutenin. Gluten steckt im
> > > Getreidekorn, insbesondere im Weizen.
> > >
> > > Glutenkiste ist eine Metapher.
> >
> > Wofür denn?
>
> Ohne das Buch zu kennen, meine Vermutung:
> - Gluten ist ein Eiweiß (wie oben ausführlicher dargelegt). Manche Leute
> dürfen es wegen einer Stoffwechselerkrankung nicht verzehren und müssen
> daher eine Diät halten. Diee Diät beinhaltet den Verzicht auf nahezu
> alle Getreideprodukte.
> - "das gehört in die xxx-Kiste" ist ein umgangsprachlicher Ausdruck für
> "das verhält sich ähnlich oder analog zum Sachverhalt xxx".
>
> Es wäre jetzt herauszufinden, in welchem Zusammenhang der Begriff Gluten
> zuvor in dem Werk auftauchte.
>
> HTH
> --
> Tschö, wa!
> Thorsten
Hier also, um den Textzusammenhang herzustellen, das
ganze Werk (Gedicht?) - doch! Nicht wahr?
An Anna Blume
von Kurt Schwitters
O du, Geliebte meiner siebenundzwanzig Sinne, ich liebe
dir! - Du deiner dich dir, ich dir, du mir. - Wir?
Das gehört (beiläufig) nicht hierher.
Wer bist du, ungezähltes Frauenzimmer? Du bist - -
bist du? - Die Leute sagen, du wärest - laß
sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
Du trägst den Hut auf deinen Füßen und wanderst
auf die Hände, auf den Händen wanderst du.
Hallo, deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt.
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich dir! - Du
deiner dich dir, ich dir, du mir. - Wir?
Das gehört (beiäufig) in die kalte Glut.
Rote Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
Preisfrage: 1. Anna Blume hat ein Vogel.
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel?
Blau ist die Farbe deines gelben Haares.
Rot ist das Girren deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid, du liebes
grünes Tier, ich liebe dir! - Du deiner dich dir, ich
dir, du mir - wir?
Das gehört (beiläufig) in die Glutenkiste.
Anna Blume! Anna, a-n-n-a, ich träufle deinen
Namen. Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt du es, Anna, weißt du es schon?
Man kann dich auch von hinten lesen, und du, du
Herrlichste von allen, du bist von hinten wie von
vorne: >>a-n-n-a.<<
Rindertalg träufelt streicheln über meinen Rücken.
Anna Blume, du tropfes Tier, ich liebe dir!
Ergeben sich neue Ideen?
>
[ Viele gute Gedanken gelöscht ...]
> (Ich habe das hier hoffentlich so geschrieben, daß es in einem
> Schulaufsatz als geistiges Fremdeigentum zu erkennen ist.)
>
> Ralf
Keine Sorge, Ralf, "An Anna Blume" hängt als Plakat
gleich neben meinem Computer, hab ich mir mal aus dem
Museums-Shop des Sprengel-Museums in Hannover
mitgebracht. Übrigens, welcher Deutschlehrer würde es
wohl wagen, diesen Text zum Interpretieren freizugeben
und dann womöglich noch benoten?
>Ohne das Buch zu kennen, meine Vermutung:
>- Gluten ist ein Eiweiß (wie oben ausführlicher dargelegt). Manche Leute
>dürfen es wegen einer Stoffwechselerkrankung nicht verzehren und müssen
>daher eine Diät halten. Diee Diät beinhaltet den Verzicht auf nahezu
>alle Getreideprodukte.
>- "das gehört in die xxx-Kiste" ist ein umgangsprachlicher Ausdruck für
>"das verhält sich ähnlich oder analog zum Sachverhalt xxx".
>
>Es wäre jetzt herauszufinden, in welchem Zusammenhang der Begriff Gluten
>zuvor in dem Werk auftauchte.
Hallo Thorsten,
das Werk ist ist keine ernährungswissenschaftliche Abhandlung, sondern
ein Gedicht, dazu noch ein dadaistisches Gedicht, und dann auch noch
ein dadaistisches Liebesgedicht. Da außerdem im selben Werk von Glut
die Rede ist, "Das gehört (beiläufig) in die kalte Glut!", habe ich
"Gluten" immer als einen Plural von Glut verstanden, und die
"Glutenkiste" als etwas ähnliches wie eine Aschentonne oder
Aschenkiste.
Allerdings werde ich den Teufel zun, bei einem dadaistischen Gedicht
die Richtigkeit meiner Interpretation zu behaupten. Denn wie heißt es
so schön:
lanke tr gl
Gruß
Gerald
P.S. Anna Blume, du tropfes Tier, ich liebe dir!
> Ralf....@t-online.de meinte am 28.02.00
> zum Thema "Re: Frage zu Schwitters "Anna Blume"":
>
> >
> [ Viele gute Gedanken gelöscht ...]
>
>
> > (Ich habe das hier hoffentlich so geschrieben, daß es in einem
> > Schulaufsatz als geistiges Fremdeigentum zu erkennen ist.)
> >
> > Ralf
>
> Keine Sorge, Ralf, "An Anna Blume" hängt als Plakat
> gleich neben meinem Computer, hab ich mir mal aus dem
> Museums-Shop des Sprengel-Museums in Hannover
> mitgebracht. Übrigens, welcher Deutschlehrer würde es
> wohl wagen, diesen Text zum Interpretieren freizugeben
> und dann womöglich noch benoten?
>
> Gruß von der Weser
> Dietrich
Dann bin ich beruhigt. :-)
Und Du kennst den Merzbau und die Assemblagen aus dem Museum.
Aber ich will doch hoffen, daß Deutschlehrer fähig sind, "Anna Blume"
zu besprechen. Ich habe vor einem Jahr stichprobenartige einige
Lehrpläne daraufhin durchgesehen, welche Autoren dieses Jahrhunderts zur
Lektüre vorgeschlagen werden. In MeckPomm wird Schwitters für die 9./10.
Klasse der Realschule empfohlen.
anm> "Ralf Heinrich Arning" <Ralf....@t-online.de> schrieb
> > Andreas Maier <nos...@example.com> wrote:
anm> > > Glutenkiste ist eine Metapher.
> > Wofür denn?
anm> Wenn Metaphern eindeutig fuer etwas anderes stuenden, dann waeren
anm> sie keine Metaphern.
Mein Gott, Kontext!
Im o. a. "Aufruf! (ein Epos)" heißt es:
"...Die Toten sind stark verkohlt, zum Teil zur Unkenntlichkeit
verbrannt. (Das gehört beiläufig in die Glutenkiste.) Die 'Jung-
frau' handelt sich immer wieder und nur allein um die Nutzbarmachung
des Bodens für unsere Ernährung. (Konservierungsmethoden.)..."
Es scheint mehr auf die Glut als das Gluten zu weisen.
Gruß,
--Thorsten
(96prozentiger Spiritus)
(...)
>Ohne das Buch zu kennen, meine Vermutung:
>- Gluten ist ein Eiweiß (wie oben ausführlicher dargelegt). Manche Leute
(...)
Ihr mit eurem Gluten!
Ist das ein Versuch, besonders dadaistisch zu sein?
Ich lese das hier als 'die Gluten' - Mehrzahl von Glut. Glutenkiste =
Aschenkiste (das gehoert beilaeufig nicht hierher, in die kalte Glut,
in die Glutenkiste, wie Gerald Endres schon geschrieben hat).
Patrick Borer
Es gibt keine eindeutige Aufloesung.
Eine Glutenkiste ist eine Glutenkiste.
(Ich will nichts gegen Interpretationen sagen.
Nur gegen die Annahme einer "korrekten eindeutigen Aufloesung".)
Wie koennte man besser sagen, was die "schwarze Milch der Fruehe"
ist als durch eben diese Worte (in dem bekannte Kontext)?
: (...)
:>Ohne das Buch zu kennen, meine Vermutung:
:>- Gluten ist ein Eiweiß (wie oben ausführlicher dargelegt). Manche Leute
: (...)
: Ihr mit eurem Gluten!
: Ist das ein Versuch, besonders dadaistisch zu sein?
Nein. Ich vermute eher einen Zusammenhang mit einer derzeitigen
Diskussion in de.admin.news.groups, wo ueber die Einfuehrung
der Gruppe de.sci.medizin.zoeliakie (Glutenueberempfindlichkeit)
diskutiert wird. Vermutlich soll in d.e.s.d. eine gewisse
Glutenueberempfindlichkeit erzeugt werden, die dann als
Traffiknachweis fuer d.s.m.z. in d.a.n.g. dienen wird.
EKNW,
Kai
anm> Wie koennte man besser sagen, was die "schwarze Milch der Fruehe"
anm> ist als durch eben diese Worte
Morgenstund hat Blei im Arsch.
Gruß,
--Thorsten
WIMRE, sind Pb wie Au nicht Endprodukte radioaktiver Zerfallsreihen?
ja, ja, Blödsinn, mit Glutenkiste is ne Grudde gemeint, sonst nüscht