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Knickebein

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Stefan Radermacher

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Apr 1, 1999, 3:00:00 AM4/1/99
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Hi,

gerade habe ich zu Ostern eine Schachtel mit Schokoladeneiren
bekommen, die mit dieser widerlichen Substanz gefüllt sind. Dabei sind
mir ein paar Fragen eingefallen:

Woher kommt der Name "Knickebein"?

Und, allerdings OT, was ist da eigentlich drin?

Gruß,
Stefan.


Radiologische Gemeinschaftspraxis

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Apr 1, 1999, 3:00:00 AM4/1/99
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Stefan Radermacher wrote:
>
> Hi,
>
> gerade habe ich zu Ostern eine Schachtel mit Schokoladeneiren
> bekommen, die mit dieser widerlichen Substanz gefüllt sind. Dabei sind
> mir ein paar Fragen eingefallen:

Falls Du die Eier nicht magst, immer her damit ;-)))
In ganz Kiel habe ich nur bei Arko Knickebein-Eier bekommen... frueher
bekam man die (zu Ostern, versteht sich) in jedem Suesswarengeschaeft,
Supermarkt, etc.

> Woher kommt der Name "Knickebein"?

Aehhh, keine Ahnung. Aber es gibt ihn seit mindestens 25 Jahren als
Bezeichnung fuer obige Fuellung.

> Und, allerdings OT, was ist da eigentlich drin?

Eine widerliche, klebrige extrem suesse Substanz ;-)
Im Ernst: Ich habe keine Ahnung, wie sich das Zeug nun genau
zusammensetzt. Schmeckt ein wenig wie fluessiges Fondant.

Gruesse,

Alexander

Matthias Kranz

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Apr 1, 1999, 3:00:00 AM4/1/99
to
Stefan Radermacher wrote:

> gerade habe ich zu Ostern eine Schachtel mit Schokoladeneiren
> bekommen, die mit dieser widerlichen Substanz gefüllt sind. Dabei sind
> mir ein paar Fragen eingefallen:
>

> Woher kommt der Name "Knickebein"?
>

> Und, allerdings OT, was ist da eigentlich drin?
>
>

Lieber Stefan,

das ist ja mal eine schöne 1.-April-Frage.
Und die Duden-Redaktion gibt denn auch
gleich die passende 1.-April-Antwort:

"Knickebein, der (viell. nach der Wirkung
des urspr. aus verschiedenen Schnäpsen
und Eigelb gemischten Getränks auf
denjenigen, der zuviel davon trinkt):
Eierlikör (als cremige Füllung in Pralinen,
Ostereiern u.ä.)"
(Duden, das große Wörterbuch der
deutschen Sprache, Bd. 4 (1978),
S. 1498)

Zum Selbermachen:
<http://www.kochen-und-geniessen.de/ostern/ostern4.html>

Es grüßt:
M. Kranz

Thomas Wollermann

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Apr 1, 1999, 3:00:00 AM4/1/99
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Stefan Radermacher <Stefan.Ra...@gecits-eu.com> schrieb im Beitrag
<37034...@wotan.compunet.de>...


> gerade habe ich zu Ostern eine Schachtel mit Schokoladeneiren
> bekommen, die mit dieser widerlichen Substanz gefüllt sind. Dabei sind
> mir ein paar Fragen eingefallen:
>
> Woher kommt der Name "Knickebein"?
>
> Und, allerdings OT, was ist da eigentlich drin?

Oskar Weise, "Unsere Muttersprache" (9. Aufl. 1919):

Nicht selten kommt es bei [...] Übertragungen zu den wunderlichsten
Gedankensprüngen. [...] Knickebein [ist] ursprünglich ein Mensch mit
eingeknickten Beinen, dann ein solcher, der eine Mischung von Likör und Ei
zu trinken pflegte, schließlich dieses Getränk [...]


Und viel schöner Friedrich Kluge, "Unser Deutsch" (2. Aufl. 1910):

[Zum Thema Bedeutungsübertragungen in der Studentensprache]
Noch kühner ist die Übertragung, der neuerdings das Wort 'Knickebein' zum
Opfer geworden. Der Bildungsweise nach kann das Wort eigentlich nur
denjenigen bezeichnen, der mit eingeknickten Beinen geht, und nur in dieser
ursprünglichen Bedeutung ist das Wort literarisch belegbar, während die
Übertragung auf eine Getränkeart von den Wörterbüchern noch immer ignoriert
wird. Über die Entstehung dieser Übertragung, die von Jenaischen
Studentenkreisen aus schnell weite Gebiete erobert hat, bin ich von dem
Präsidenten des Jenaer Oberlandesgerichts, Herrn Geh. Rat Brüger,
unterrichtet: In den 40er Jahren verkehrte in studentischen Kreisen Jenas
ein junger Mecklenburger, der durch seinen Gang mit eingeknickten Beinen
allgemein auffiel; nach eigenem Rezept beorderte er sein Lieblingsgetränk,
dem studentischer Witz alsbald den bezeichnenden Namen 'Knickebein'
beigelegt hat. Dies Beispiel ist von typischer Wichtigkeit für die
sprachlichen Vorgänge innerhalb der Burschensprache. Fehlte ein
glaubwürdiger Zeuge, der die Anfänge des Wortes mit sprachlichem Interesse
begleitet hätte - wir dürfen dreist sagen, kein Scharfsinn, keine
Kombinationsgabe könnte des seltsamen Wortes Herr werden.

Das Wort war um die Jahrhundertwende anscheinend sogar in Frankreich
verbreitet. Ich bezweifle aber, daß das heute noch der Fall ist. Vielleicht
weiß einer der hier mitlesenden Franzosen etwas dazu?
Alexander Moszkowski erwähnt "Knickebein" in "Das Geheimnis der Sprache"
(meine Ausgabe ist von 1920) im Kapitel "Berlinfranzösisch und
Parisberlinerisch" als eines von vielen deutschen Wörtern, die Eingang in
die französische Umgangssprache gefunden haben, womit er der chauvinistisch
motivierten Kritik an den sogenannten "Franzosenwörtern" die Spitze brechen
will:

In Paris wie auch in Südfrankreich besucht der gemeine Mann, wenn er auf
deutsches Bier Lust hat, 'une kneipe'; und dort bestellt er zum Erstaunen
unsres Herrn Säuberlich [gemeint ist der Sprachkritiker]: 'un bock', 'un
kummel', 'un bitter', 'un kirsch', 'des bretzels', 'un hareng saur', und
'un knickebein'; bringt er es zu einiger Fertigkeit im Biervertilgen, so
wird er 'un bockeur' (seine Gefährtin 'une bockeuse'), und für die Heimat
'de ce bockbier' hat er allerhand Nebenbezeichnungen, wie 'Choucroutland';
wie denn überhaupt das Sauerkraut in seinen Gedankenverbindungen eine Rolle
spielt: 'tete de choucroute', 'choucroutard', selbst 'choucroutman' treten
im Gespräch auf und bedeuten, wie leicht zu erraten, keine
Liebenswürdigkeiten. Er mag als Franzmann keinen Deutschen leiden, doch
seine Biere trinkt er - 'il les trinque' - gern. Er kennt 'la trinkhalle'
und 'le tringuette' [...]


Viele Grüße

Thomas


Thomas Wollermann

unread,
Apr 1, 1999, 3:00:00 AM4/1/99
to

Matthias Kranz <kr...@bib.uni-wuppertal.de> schrieb im Beitrag
<3703DD3E...@bib.uni-wuppertal.de>...



> das ist ja mal eine schöne 1.-April-Frage.
> Und die Duden-Redaktion gibt denn auch
> gleich die passende 1.-April-Antwort:
>
> "Knickebein, der (viell. nach der Wirkung
> des urspr. aus verschiedenen Schnäpsen
> und Eigelb gemischten Getränks auf
> denjenigen, der zuviel davon trinkt):
> Eierlikör (als cremige Füllung in Pralinen,
> Ostereiern u.ä.)"
> (Duden, das große Wörterbuch der
> deutschen Sprache, Bd. 4 (1978),
> S. 1498)

Haben die wahrscheinlich im etymologischen Selbstversuch erprobt. Stammt
wohl von derselben Mannschaft, die im Band 12 des Duden - Zitate und
Aussprüche - die Wendung "Schießen Sie nicht auf den Pianisten" allen
Ernstes auf Truffauts Film "Tirez sur le pianiste", "Schießen Sie auf den
Pianisten", zurückführt.

Viele Grüße

Thomas


Moosmaker

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Apr 2, 1999, 3:00:00 AM4/2/99
to
Möglicherweise ja etwas anderes:

Vor ca 20 Jahren gab es Bonbons, die nicht wie üblich, zwei Enden, an denen man
normalerweise per Zug das Bonbon aufdrehen konnt), sondern nur ein derartiges
Ende aufwiesen. Das andere war nach innen, also auf den Bonbon-Rumpf hin,
gefaltet.
Dem Bonbon fehlte also quasi ein Bein.
Die Dinger hießen "Knickebein" und enthielten eine ähnliche Füllung, wie hier
beschrieben.
Meiner liebe Mama waren derartige "Knickebein"-Bonbons aus ihrer eigenen Jugend
schon geläufig.

Gruß Reinhard

reinhard w.
moos...@aol.com
page für märchen-freaks: http://aol.com/moosmaker/erich_roeth_verlag.html


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