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Ausspracheproblem

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Ralf Kusmierz

unread,
Feb 5, 2001, 1:41:25 PM2/5/01
to
Daniel Fett schrieb:
>
> Hallo!
> Wie spricht man eigentlich Aphel aus? Wie Appel, A-Pel oder A-fel? Oder
> (w)Affel oder wie?
> Oder gibt's da mehrere Möglichkeiten? Bei Perihel ist das ja so ziemlich
> klar, aber beim Aphel?
> --
> Daniel Fett @ 49.350°N, 6.600°E

Hallo!
Da es unterschiedliche Ansichten gibt, X-poste ich mal nach
de.etc.sprache.deutsch (ohne Fl'up2).


Gruß aus Bremen
Ralf

Joachim Pense

unread,
Feb 5, 2001, 3:27:10 PM2/5/01
to
Ralf Kusmierz wrote:

> Daniel Fett schrieb:
> >
> > Hallo!
> > Wie spricht man eigentlich Aphel aus? Wie Appel, A-Pel oder A-fel? Oder
> > (w)Affel oder wie?
> > Oder gibt's da mehrere Möglichkeiten? Bei Perihel ist das ja so ziemlich
> > klar, aber beim Aphel?
> > --

Ich denke: Peri-Hel, Ap-Hel (von Apo weg und Helios, die Sonne. Aber wie
der tatsächliche Sprachgebrauch ist, weiß ich nicht, bei Fachsprachen
erlebt man da immer wieder Überraschungen.

Joachim

Peter Salewsky

unread,
Feb 5, 2001, 3:53:37 PM2/5/01
to
Ralf Kusmierz wrote:
>
> Daniel Fett schrieb:
> >
> > Hallo!
> > Wie spricht man eigentlich Aphel aus? Wie Appel, A-Pel oder A-fel? Oder
> > (w)Affel oder wie?

MUSEN ist Ap-hel am logischsten. Im Fremdwörterbuch (Leipzig, 1975)
steht allerdings A-fel, während Ap-hel als österreichisch eingestuft
wird (ich wußte noch gar nicht, daß ich Österreicher bin :-).

Diedrich Ehlerding

unread,
Feb 5, 2001, 4:14:45 PM2/5/01
to
Ralf Kusmierz <kusm...@zfn.uni-bremen.de> crosspostete nach desd:

>> Wie spricht man eigentlich Aphel aus? Wie Appel, A-Pel oder A-fel? Oder
>> (w)Affel oder wie?
>> Oder gibt's da mehrere Möglichkeiten? Bei Perihel ist das ja so ziemlich
>> klar, aber beim Aphel?

Ich habe kein etymologisches Fremdwörterbuch zur Hand. NAch meinem
beschränkten Verstand spricht man das "Ap-hel", da ja (wie in "Perihel")
das "hel" von "helios" zu stammen scheint. Ich kann mir nicht
vortsellen, dass irgendwer dieses Wort im Griechischen mit Phi
schreibt.

Diedrich

--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD auf den üblichen Servern
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3

Juergen Grosse

unread,
Feb 5, 2001, 8:45:08 PM2/5/01
to
Diedrich Ehlerding schrieb:


Hallo Diedrich,

...


> Ich habe kein etymologisches Fremdwörterbuch zur Hand. NAch meinem
> beschränkten Verstand spricht man das "Ap-hel", da ja (wie in "Perihel")
> das "hel" von "helios" zu stammen scheint. Ich kann mir nicht
> vortsellen, dass irgendwer dieses Wort im Griechischen mit Phi
> schreibt.

...

mein (Neu-)Griechisch-Woerterbuch (Monotoniko Lexiko tês Dêmotikês -
Orthografiko, Ermêneutiko, Etumologiko, Athêna 1982) verzeichnet das
Wort. Hier wird es tatsaechlich mit 'phi' geschrieben, d. h. wie 'f'
gesprochen: alpha - phi - eta (mit Akzent)- lambda - iota - omikron (-
ny). Die neugriechische Aussprache ist a-FI-ljo(n). Das Wort wird also
so behandelt, als seien 'pi' und der spiritus asper (h) zu 'phi'
verschmolzen.


Tschues, Juergen

Gernot Katzer

unread,
Feb 6, 2001, 4:27:37 AM2/6/01
to

Ah, dann bin ich Deutscher.

Die Sache ist aber relativ klar zu entscheiden: Das Griechische
besitzt viele Komposita aus der Praeposition `apo' und einem
mit Vokal beginnenden zweiten Bestandteil (zumeist Verben).
In diesem Fall wird das omikron von _apo_ elidiert und eine
eventuell vorhandene Behauchung zum pi gezogen, wodurch phi
entsteht. Als im Griechischen phi noch als p-h gesprochen
wurde, war das auch ganz natuerlich. Spaeter verschob sich
das p-h zum f, auch in solchen Komposita (sagen zumindest die
Graezisten).

Also: Afel. Ich gebe zu, es ist gegen die Logik unserer
Sprache, die Assimilation an Wortfugen eher vermeidet
("Unperson").

--
Gernot Katzer
Alles ueber Gewuerze im Web: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ

mkhan

unread,
Feb 6, 2001, 4:44:36 AM2/6/01
to

Joachim Pense wrote:

> > > Wie spricht man eigentlich Aphel aus?

> Ich denke: Peri-Hel, Ap-Hel (von Apo weg und Helios, die Sonne. Aber wie


> der tatsächliche Sprachgebrauch ist, weiß ich nicht, bei Fachsprachen
> erlebt man da immer wieder Überraschungen.

Es wird auf Deutsch wie ap-hel ausgesprochen, allerdings existiert auch
das Wort Apohel (analog zu Apogäum und Aposelenium).

Aphel ist ein französisches Lehnwort, denn die Franzosen waren und sind
in der Astronomie ja sehr rührig. Warum im Französischen das "o"
weggefallen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglicherweise hat das
nur euphonische Gründe - Die Franzosen sagen konsequenterweise "aphélie"
(gesprochen: afehlie).

Das analoge englische Wort "apohelion" lehnt sich näher an den
griechischen Ursprung an.

Interessant sind die sprachlichen Konventionen im Umfeld der Astronomie.
So werden bei Apo- und Perizentrum (dem fernsten und nächsten Punkt auf
einer Ellipse - auf hyperbolischen Bahnen ist das etwas komplizierter)
jeweils die griechischen Namen des Zentralkörpers verwendet werden
(-helion, -herm -gäum, -selenium, das "-jovium" ist die Ausnahme),
ansonsten aber meist die lateinischen Bezeichnungen (Sol, Merkur, Terra,
Luna).

Ralf Heinrich Arning

unread,
Feb 8, 2001, 6:32:14 AM2/8/01
to
Joachim Pense <joachi...@t-online.de> wrote:

Wenn das gemeint ist, dann sollte es auch Aphel geschrieben werden und
/af'e:l/ ausgesprochen werden [' steht für die Betonzung auf der
folgenden Silbe.]
Im alten Griechisch war es -- grob gesagt -- nämlich so, daß der
auslautende Vokal von solchen Vorsilben wie "apo", "epi", "anti"
ausfiel, wenn der Wortstamm, vor den sie gesetzt wurden mit einem Vokal
anfängt. Zu solchen Wortstämmen zählen auch die, die nach unseren Ohren
mit "H" anfangen. Nach einer Rechtschreibreform um 400 v. Chr. gab es im
wegweisenden attischen Griechisch auch kein eigenes Zeichen mehr für den
H-Laut. Das frühere Zeichen dafür ist aus Steininschriften bekannt. Es
sieht ungefähr so aus wie unser H. Das Zeichen war nun frei geworden und
konnte anders belegt werden. Man nahm es für das lange offene E, das
Eta.
Für die Kennzeichnung des H-Lauts wurde später der Spiritus asper
eingeführt, ein nach rechts offener kleiner Halbkreis, im Gegensatz zum
Spiritus lenis, der nach links offen ist. Diese diakriteschen Zeichen
werden auf die Anfangsvokale gesetzt.

Wenn nun bei Wortzusammensetzungen ein Pi, ein Kappa oder ein Tau auf
einen behauchten Vokal (oder auch einen behauchten Konsonanten) trifft,
also gleichsam auf einen H-Laut, dann kommt es zur Hauchassimilation
dieser drei Konsonanten: Sie werden auch behaucht und verändern sich zu
den Konsonanten Phi, Chi oder Theta.
So konnten Wörter wie
Aphorismus (zu: aphorízein < apo+horízein / abtrennen)
Kachexie (aus: kachexia < kako+hexia / med. für schlechter Zustand)
Anthelien/Gegensonnen (zu anthelios < anti+helios)

Das Phi wurde zunächst nicht als Fi aus gesprochen, sondern wie eine
enge Folge von P und H. Andernfalls hätten die ollen Römer, z. B. Cicero
ja mit F transkribieren können. Traditionelle Schreibweisen haben sich
gehalten, auch als sich die Aussprach änderte. Bei Eigennahmen findet
man allerdings die geänderte Umschrift von Phi zum F in der Spätantike.

Daraus folgt: apo heliou > apheliou > aphel (gesprochen afeel)
^ = pi ^^ = phi

So kann's kommen.

Ralf

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