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Krankenbruder und Hebammerich

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Gert Schulze

unread,
Dec 13, 2003, 2:22:19 PM12/13/03
to
"Astrid Schleicher" <astrid.s...@gmx.de> schrieb im Newsbeitrag
news:ukimtv8a15usq2a4d...@4ax.com...
Helga Schulz schrieb:

>> Warum ist die Pflege von Kranken für Männer "weltlich"
>> ("Pfleger/in" ist ein weltliches Amt), für Frauen "geistlich"
>> (die Anrede "Schwester" und "Bruder" stammt von den Nonnen und
>> Mönchen)?

[...[
>Es gibt aber auch Männer, die nicht "weltlich" pflegen wollen, sondern
>unter dem Kreuz, und so findet in der Johanniter-Schwesternschaft
>gerade dieser Tage eine Umfrage statt, ob man sich nicht zur
>Geschwisterschaft umwidmen sollte.
[...]


Im Dresdner Diakonissen-Krankenhaus ist die Anrede der Pfleger ganz
selbstverständlich "Bruder". Allerdings ist die Bezeichnung lt. Website
"Schwestern und Pfleger".
Ursprünglich war Krankenpflege nicht nur Frauensache, wohl aber die
Zugehörigkeit zum Orden:

<zitat>Deren Aufgabe war es, zum Teil äußerst niedrige Dienstleistungen wie
das Waschen von Kranken oder das Salben, Bekleiden und Bestatten der Toten
zu verrichten. Bischof Dionysius von Alexandrien lobte die Arbeit der
Diakone und Diakonissen, die sich auch während einer Pestepidemie nicht
schonten, sondern sich furchtlos der Kranken annahmen, sie sorgfältig
pflegten und ihnen in Christus dienten. </zitat>

<zitat>1679 erschien in Kiel ein Lehrbuch zur Krankenpflege von Georg
Detharding, Doctor der Medizin. [...] Detharding favorisierte Frauen zur
Krankenpflege, die nicht zu jung (sondern mindestens 40 Jahre alt), aber
auch nicht zu alt sein sollten, um die Kranken nicht durch Murren zu
verdrießen. Sie sollten außerdem von Kräften sein, damit sie den Kranken
aufhelfen, ihnen das Bett machen, sie pflegen und ihnen Mut zusprechen
könnten.</zitat>

aus http://www.med.uni-jena.de/klinikmagazin/archiv/km398/km398/kultge2.htm

Es scheint mir, daß hier über Jahrhunderte ein Beruf geschaffen wurde, der
von katholischen oder evangelischen (Ordens-)Schwestern ausgeübt wurde. Und
so ist Krankenpflegerin=Schwester. Der Männerberuf wurde offenbar erst in
einer "säkularen" Krankenpflege möglich.

Hebamme scheint etwas ganz Bestimmtes zu sein, das sich - zumindest früher
war das so - nicht einfach mit Geburtshelferin übersetzen läßt. Der Titel
eines Busches aus dem Universitätsverlag Rasch leg den Schluß nahe: Hebammen
und ihre Lehrer - Der Einfluß männlicher Geburtshelfer auf Ausbildung und
Beruf Lübecker Hebammen von 1730-1850.

Es gibt da noch ein paar weitere Berufe/Tätigkeiten, die auf Frauen
zurückgehen: Heimbürgin (Leichenfrau, die männliche Form Heimbürge gibt es
auch, bezeichnet aber alles mögliche andere), Zugehfrau (neudeutsch:
Babysitter; auch hier gibt es mittlerweile den Zugehmann, allerdings wohl
erst, seit Ich-AGs existieren). Auch unter Hausfrau verstehe ich etwas
anderes als unter dem Hausmann. MUSEN ist sie diejenige, die das Haus in
Schuß hält, kocht, die Kinder versorgt, währen er eine kreative Phase lebt
("von Beruf Sohn").

Und mit Augenzwinkern noch zwei: Hexe und Kräuterweib.

--
Viele Grüße
Gert

Ralf Heinrich Arning

unread,
Dec 13, 2003, 5:21:39 PM12/13/03
to
Helga Schulz <h...@colorcraze.de> wrote:

> Auch auf die Gefahr hin, mit Popcornf beworfen zu werden, hier
> meine Fragen:

Im Gruppengoogle findest Du unter "Hebamme" sicher einiges.
>
> Es gibt ja ein paar Nomen im Deutschen, wo die Hauptform weiblich
> ist, und die männliche Form davon abgeleitet.
>
> Z.B. die Wittwe -> der Wittwer.

Witwe, Witwer
>
> Dann gibt es die Berufsbezeichnungen bei Berufen, die fast nur
> von Frauen ausgeübt werden:
>
> die Krankenschwester -> der Krankenpfleger
> die Hebamme -> der Geburtshelfer.

Diese Berufe waren über Jahrhunderte Domänen der Frauen.
>
> Warum sind die so derart abweichend??
>
> Logisch wäre nach meinem Sprachempfinden:
> die Krankenschwester -> der Krankenbruder

"Krankenbruder" gibt es durchaus:
| 8 Die Gemeinschaft soll einem der Brüder die Verantwortung für
| die Betreuung der Kranken übertragen. Der Gleiche soll sich auch
| um diejenigen Patienten kümmern, die auf dem Weg der Besserung
| sind, und um die gesundheitlich noch Schwachen, selbst wenn sie
| kein Fieber mehr haben. Der Krankenbruder darf für sie aus der
| Küche erbitten, was er für nötig erachtet.
<http://www.augustiner.de/html/texte/tx_regeld.htm>

Man kann natürlich noch weiter fragen: Warum heißt es nicht
"Schwesterer" oder "Brüderin"?

> die Hebamme -> der Hebammerich.

Oder "Hebammer".

Hat ein Wort eine Geschichte wie dieses, hilft kein Sprachgefühl.
"Hebamme" ist nicht mit "Amme" verwandt, hat sich ihm aber lautlich
angeglichen. "Amme" ist ein kindliches Lallwort, usp. bedeutungsgleich
mit "Mama".
Das "-amme" in "Hebamme" ist hingegen mit "Ahne" verwandt. "Der Hebahne"
wäre denkbar. Aber die Aufgabe lag in Frauenhänden, weshalb sich auch
das Wort an "Amme" angeglichen hat. Es gibt ja auch nicht den Mutterich.

>
> Warum ist die Pflege von Kranken für Männer "weltlich"
> ("Pfleger/in" ist ein weltliches Amt), für Frauen "geistlich"
> (die Anrede "Schwester" und "Bruder" stammt von den Nonnen und
> Mönchen)?

Über kurz oder lang wird man von "Krankenpflegerin" sprechen.

Die Bezeichnung "Krankenschwester" ist schlicht übernommen worden, als
die Tätigkeit professionalisiert wurde. Das gleiche gilt für "Hebamme".
>
> Warum wird aus der Hebammentätigkeit kein Hebammenwesen, sondern
> perinatale Medizin und Geburtshilfe?

Es gibt durchaus ein Hebammenwesen. Alltheweb findet auf
deutschsprachigen Seiten 930 Treffer. Das Hebammenwesen ist nicht
dasselbe wie die perinatale Medizin. Krankengymnasitik ist auch nicht
dasselbe wie Orthopädie oder Lungenheilkunde.

Ralf
--
It is easier to get into something than to get out of it.
Donald Rumsfeld

Gerald Fix

unread,
Dec 14, 2003, 1:42:45 AM12/14/03
to
On Sat, 13 Dec 2003 20:22:19 +0100, "Gert Schulze"
<ge...@schulze-pirna.de> wrote:

>erst, seit Ich-AGs existieren). Auch unter Hausfrau verstehe ich etwas
>anderes als unter dem Hausmann. MUSEN ist sie diejenige, die das Haus in
>Schuß hält, kocht, die Kinder versorgt, währen er eine kreative Phase lebt
>("von Beruf Sohn").

Ich habe Kolleginnen, deren Mann arbeitslos ist. Er ist jetzt Hausmann
und das kreative seines Schaffens hält sich in Grenzen.


--
Viele Grüße
Gerald Fix

Gert Schulze

unread,
Dec 14, 2003, 5:05:07 AM12/14/03
to
"Astrid Schleicher" <astrid.s...@gmx.de> schrieb im Newsbeitrag
news:8r0otv04d58g75j9p...@4ax.com...
Gert Schulze schrieb:

> Zugehfrau (neudeutsch: Babysitter; auch hier gibt es mittlerweile den
> Zugehmann, allerdings wohl erst, seit Ich-AGs existieren).

Meintest Du "Haussitter"?

Als "Zugehfrau" kenne ich eine, die als Teilzeitfaktotum vom Putzen
übers Einholen bis zur Kinderbetreuung eigentlich alles macht, was sie
so kann. Also eine, für die "Putze" nicht ganz trifft.


ACK. Stolperei bei der "Rückübersetzung" eines Falles, in der ein Babysitter
sich Zugehmann nannte.
Kommt das Zu-Geh eigentlich mehr von "zu jemandem gehen" oder etwas aus der
Richtung "zur Hand gehen"?

--
Viele Grüße
Gert

Gert Schulze

unread,
Dec 14, 2003, 5:15:18 AM12/14/03
to
"Astrid Schleicher" <astrid.s...@gmx.de> schrieb im Newsbeitrag
news:77vntvgm39qh4p6iv...@4ax.com...
Ralf Heinrich Arning schrieb:

>> Über kurz oder lang wird man von "Krankenpflegerin" sprechen.

>Über kurz oder lang wird man auch nicht mehr vom "Patienten" sprechen?

>Aus der "Berufsordnung für professionell Pflegende" der
>"Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesternverbände und
>Pflegeorganisationen":

>|Die zu pflegenden Personen werden als Empfänger des >Leistungsangebots
>|Pflege gesehen und daher als "Leistungsempfänger" bezeichnet.

>Das wird von Anfang bis Ende durchgezogen, "professionell Pflegende "
>und "Leistungsempfänger", und löst derart sprachgeregelt bei mir einen
>Würgereiz aus, zumal ersteres am Beginn annähernd jedes Satzes
>auftritt.


Warum nicht Leistungsempfangende? Das wäre dann noch ober-pc.

Es muß manchmal ja nicht ursprünglich Beamten- oder Blähdeutsch sein. Unsere
Verkehrsbetriebe schwatzen seit ungefähr einem Jahrzehnt nicht mehr von
Fahrgästen sondern von Kunden. "Kunde ist König", meint man, und so würden
auch Busfahrer und Fährleute freundlicher, pünktlicher und rücksichtsvoller.
Also durchaus ein lobenswertes Anliegen.

--
Viele Grüße
Gert

Armin Saam

unread,
Dec 14, 2003, 5:28:58 AM12/14/03
to

"Ralf Heinrich Arning" <muell...@despammed.com> schrieb im Newsbeitrag
news:1g5xg3d.7pv3navrozggN%

> Man kann natürlich noch weiter fragen: Warum heißt es nicht
> "Schwesterer" oder "Brüderin"?

Weil "Schwester", "Bruder" (genauso wie "Vater" und "Mutter", "Sohn" und
"Tochter") zu den Ur-Wörtern gehören, die sich schon bei unseren
Ur-ur-...-Ahnen in der Altsteinzeit gebildet haben (damals sicher in anderer
Form). Je jünger die Wortentstehung, desto mehr die Neigung, die eine Form
(meist die weibliche) aus der anderen Form abzuleiten. Wären obige Wörter
neueren Entstehungsdatums, hätten wir sicher die Brüderin, die Väterin und
die Söhnin.

Grüße von
Armin Saam


Uwe Schickedanz

unread,
Dec 14, 2003, 5:28:25 AM12/14/03
to
Gerald Fix <geral...@t-online.de> schrieb:

>Ich habe Kolleginnen, deren Mann arbeitslos ist. Er ist jetzt Hausmann
>und das kreative seines Schaffens hält sich in Grenzen.

Die armen Frauen - kann man es nicht so einrichten, daß jede einen
Mann hat?

Gruß Uwe

--
Nun -- das Wesen der Dummheit
liegt in ihrem Mangel an Intelligenz.
Olaf Ulrich in desd
http://www.mc-kw-meerane.de

Helmut Richter

unread,
Dec 14, 2003, 5:39:01 AM12/14/03
to
In article <brhd6e$vtm$07$1...@news.t-online.com>, Gert Schulze wrote:

> Es muß manchmal ja nicht ursprünglich Beamten- oder Blähdeutsch sein. Unsere
> Verkehrsbetriebe schwatzen seit ungefähr einem Jahrzehnt nicht mehr von
> Fahrgästen sondern von Kunden. "Kunde ist König", meint man, und so würden
> auch Busfahrer und Fährleute freundlicher, pünktlicher und rücksichtsvoller.
> Also durchaus ein lobenswertes Anliegen.

Auch das lässt sich mühelos aufblähen: "Die Kundin oder der Kunde ist
Königin beziehungsweise König." Klingt doch schon viel aufmerksamer den
Kundinnen gegenüber.

Helmut Richter

Thomas Gerlach

unread,
Dec 14, 2003, 5:35:58 AM12/14/03
to
On Sun, 14 Dec 2003 11:28:25 +0100, Uwe Schickedanz wrote:
> Gerald Fix <geral...@t-online.de> schrieb:
>
>>Ich habe Kolleginnen, deren Mann arbeitslos ist. Er ist jetzt Hausmann
>>und das kreative seines Schaffens hält sich in Grenzen.
>
> Die armen Frauen - kann man es nicht so einrichten, daß jede einen
> Mann hat?

Haben sie doch. Oder meinst du, die Männer sollten paarweise
verschieden sein? ;-)

SCNR
Thomas

Armin Saam

unread,
Dec 13, 2003, 3:28:15 PM12/13/03
to

> Und mit Augenzwinkern noch zwei: Hexe und Kräuterweib.

Und der Vollständigkeit halber: Braut ---> Bräutigam.
Gut, das ist nun kein Beruf. Die männliche Form ist aber auch hier von der
weiblichen abgeleitet.

Schöne Grüße
Armin Saam


Matthias Opatz

unread,
Dec 14, 2003, 6:44:00 AM12/14/03
to
Helga Schulz schrieb:

> Z.B. die Wittwe -> der Wittwer.

Katarina-Witt-Fans?

>
> Dann gibt es die Berufsbezeichnungen bei Berufen, die fast nur
> von Frauen ausgeübt werden:
>
> die Krankenschwester -> der Krankenpfleger
> die Hebamme -> der Geburtshelfer.

Im "Kessel Buntes" (ein Nummernprogramm im DDR-Fernsehen) gab es meistens
auch ein Pas-de-deux, da traten zu meiner (Zuseh-)Zeit immer Primaballerina
Monika Lubitz und Meistertänzer ... (Name vergessen) auf.

> Warum sind die so derart abweichend??

Warum nicht?
Sprache ist immer auch eine Spiegelbild unserer Geschichte. Dann kann
sie auch bleiben, ohne dass dies immmer unverrückbare Realität bedeutet.

Matthias

--
Die Hottentotten haben ein so gutes Gesicht, daß sie ein Pferd
drei Stunden weit trappeln hören. Prof. Galletti
** Wer zum Kuckuck ist Galletti? => http://www.galletti.de/ **
## Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Adresse löschen ##

Tassilo Halbritter

unread,
Dec 14, 2003, 6:41:35 AM12/14/03
to
In article <brfsm0$egn$1...@news.uni-koblenz.de>, Armin Saam

<URL:mailto:sa...@fh-koblenz.de> wrote:
>
> > Und mit Augenzwinkern noch zwei: Hexe und Kräuterweib.
>
> Und der Vollständigkeit halber: Braut ---> Bräutigam.
> Gut, das ist nun kein Beruf. Die männliche Form ist aber auch
> hier von der weiblichen abgeleitet.
>

Naja. 'Bräuti' ist der (alte) Genetiv von Braut und 'gam' kommt von
germ. *guman (verwandt mit lat. homo) = Mann. Also eigentlich 'Mann
der Braut, Brautmann'.
Daher eher ähnlich gebildet wie Sauschneider oder Hautpfleger.


--
_____ _ _ mailto: halbritter at acornusers.org
|__ __|| | | | "Gib uns heute unser tägliches Vertrauen, doch erlöse
| | | |_| | uns, o Herr, von Glauben. Zwei Drittel unsrer Leiden
| | | _ | sind hausgemacht und, was das Universum betrifft, un-
|_|a |_| |_|a nötig." (Aldous Huxley "Eiland")

Mark Obrembalski

unread,
Dec 14, 2003, 7:11:42 AM12/14/03
to
Gert Schulze <ge...@schulze-pirna.de> schrieb:

> Unsere
> Verkehrsbetriebe schwatzen seit ungefähr einem Jahrzehnt nicht mehr von
> Fahrgästen sondern von Kunden. "Kunde ist König", meint man, und so würden
> auch Busfahrer und Fährleute freundlicher, pünktlicher und rücksichtsvoller.

Das wirft ja ein interessantes Licht darauf, wie die Chefs der
Verkehrsbetriebe mit ihren Gästen umgehen. Die besuche ich dann
lieber nicht.

Love and Peace,
Mark

--
Deutsche Gesetze im WWW: http://www.rechtliches.de

Gert Schulze

unread,
Dec 14, 2003, 7:18:27 AM12/14/03
to
"Matthias Opatz" <spam-c...@onlinehome.de> schrieb im Newsbeitrag
news:muap9qagwpji.qr1aq6p525or$.dlg@40tude.net...

> Helga Schulz schrieb:
>
> > Z.B. die Wittwe -> der Wittwer.
>
> Katarina-Witt-Fans?
>
> >
> > Dann gibt es die Berufsbezeichnungen bei Berufen, die fast nur
> > von Frauen ausgeübt werden:
> >
> > die Krankenschwester -> der Krankenpfleger
> > die Hebamme -> der Geburtshelfer.
>
> Im "Kessel Buntes" (ein Nummernprogramm im DDR-Fernsehen) gab es meistens
> auch ein Pas-de-deux, da traten zu meiner (Zuseh-)Zeit immer
Primaballerina
> Monika Lubitz und Meistertänzer ... (Name vergessen) auf.


Norbert Thiel, später Bernd Dreyer
http://www.adk.de/tanz/personen_register.pdf

Zur Diseuse fällt mir auch kein Mann ein

--
Viele Grüße
Gert

Alexander Marquardt

unread,
Dec 14, 2003, 10:27:04 AM12/14/03
to
Helga Schulz schrieb:

> die Krankenschwester -> der Krankenpfleger
> die Hebamme -> der Geburtshelfer.
>

> Warum sind die so derart abweichend??
>

> Logisch wäre nach meinem Sprachempfinden:
> die Krankenschwester -> der Krankenbruder

> die Hebamme -> der Hebammerich.

Gibts eigentlich auch einen Hostesseriche? Oder wie nennt man die Jungs
im Einkaufszentrum, die einem Handyverträge aufschwatzen wollen? Hosts
sind das ja wohl weniger ...

Grüßle vom

/Alex/
--
Ich sehe was, was Du nicht siehst: www.jatv.de
Wer's nicht sieht, ist selber schuld.

Mirko Dziadzka

unread,
Dec 14, 2003, 1:55:28 PM12/14/03
to
Helga Schulz <h...@colorcraze.de> wrote:
> Dass die Verkehrsbetriebe von "Kunden" sprechen, halte ich für
> eine Übergangserscheinung
...
> nächste Paradigma ist, befürchte aber, es geht wieder zum
> herablassenden "Leistungsempfang" zurück.

Selbstverladendes Stückgut.

Mirko

Oliver Cromm

unread,
Dec 14, 2003, 4:53:31 PM12/14/03
to
Tassilo Halbritter meinte:

> Naja. 'Bräuti' ist der (alte) Genetiv von Braut und 'gam' kommt von
> germ. *guman (verwandt mit lat. homo) = Mann. Also eigentlich 'Mann
> der Braut, Brautmann'.

*guman ist doch sicher auch verwandt mit /human/. Heißt es tatsächlich nur
Mann und nicht Mensch?

> Daher eher ähnlich gebildet wie Sauschneider oder Hautpfleger.

Das wird allerdings nicht mehr so wahrgenommen, auch meiner Intuition
erscheint es eher so wie Brauterich.

Oliver C.

Oliver Cromm

unread,
Dec 14, 2003, 4:53:36 PM12/14/03
to
Gert Schulze meinte:

> Unsere
> Verkehrsbetriebe schwatzen seit ungefähr einem Jahrzehnt nicht mehr von
> Fahrgästen sondern von Kunden. "Kunde ist König", meint man, und so würden
> auch Busfahrer und Fährleute freundlicher, pünktlicher und rücksichtsvoller.
> Also durchaus ein lobenswertes Anliegen.

Ahja, Gästen gegenüber ist man nicht so freundlich.

Erinnert wohl an Gastarbeiter. WWG

Oliver C.

Oliver Cromm

unread,
Dec 14, 2003, 4:53:42 PM12/14/03
to
Martin Gerdes meinte:

> Übrigens sehe ich in Königinnen- und Königshäuser noch ein weiteres
> Gleichstellungsdefizit: Wenn ein König eine Frau heiratet, ist die
> hinterher Königin. Wenn aber eine Königin einen Mann heiratet, ist der
> hinterher Prinzgemahl (und _nicht_ König).

Das sollte sich irgendwann ändern, wenn die Königshäuser das noch erleben.

> Und ein Letztes (ja, ja,
> gleich fertig): Verstößt es eigentlich nicht gegen die Menschenrechte,
> daß ein König keinen Mann heiraten darf (und eine Königin eine Frau*)?

Nein, das ist ein Mißverständnis: als Menschen dürfen sie alles, sie
verlieren dann nur ihr Amt. Es ist also allenfalls ein Problem der
Gleichbehandlung im Beruf.

> "eine
> regierende Einkäufe Tätigende oder ein regierender Einkäufe Tätigender"

Ich lasse mich von meinen Einkäufen nicht regieren.

Oliver C.

Dieter Bruegmann

unread,
Dec 14, 2003, 6:13:53 PM12/14/03
to
Zitat Martin Gerdes (Sun, 14 Dec 2003 19:50:20 +0100):

> Schließlich gibt es in Berlin auch einen
> "Regierenden", und der hat kein blaues Blut.

Der hat ja nicht mal eine "First Lady". Udiags.


Da Didi
--
Dieter Brügmann, Spandau (bei Berlin) http://www.bruhaha.de
Der Rest deines Postings ist wirr,so dass ich ihn gelöscht habe! Nicht
böse sein. Ich habe nichts gegen dich, aber gegen deine Nebulosen!
[Hannelore Brigic, dswc, 15.3.2003]

Oliver Cromm

unread,
Dec 14, 2003, 11:35:05 PM12/14/03
to
Gert Schulze meinte:

> "Astrid Schleicher" <astrid.s...@gmx.de> schrieb

> Gert Schulze schrieb:
>
>> Zugehfrau (neudeutsch: Babysitter; auch hier gibt es mittlerweile den
>> Zugehmann, allerdings wohl erst, seit Ich-AGs existieren).
>
> Meintest Du "Haussitter"?

Der hütet das Haus (im Wortsinne), wenn die Bewohner verreist sind. Im
Japanischen tut das übrigens der Anrufbeantworter.

> "Zugehfrau" [...]


> Kommt das Zu-Geh eigentlich mehr von "zu jemandem gehen" oder etwas aus der
> Richtung "zur Hand gehen"?

Ich nahm immer das Erste an, aber bloß aus eigenem Empfinden.

Oliver C.

Oliver Cromm

unread,
Dec 14, 2003, 11:35:06 PM12/14/03
to
Martin Gerdes meinte:

> Oliver Cromm <scherzk...@hotmail.com> schrieb:


>
>>> "eine regierende Einkäufe Tätigende oder ein regierender Einkäufe Tätigender"
>
>>Ich lasse mich von meinen Einkäufen nicht regieren.
>

> Deswegen wärst Du ja auch "regierender" Einkäufe Tätigender und nicht
> "regierter" solcher.

Ich hatte vergessen, darauf hinzuweisen, dass ich als Frau geantwortet
habe.
Als solche möchte ich keine "regierenden Einkäufe" tätigen. Daher besser:

"eine Regierende Einkäufe Tätigende oder ein Regierender E. T."

Oliver C.

Flups Baumann

unread,
Dec 16, 2003, 1:06:00 PM12/16/03
to
ger...@informatik.uni-marburg.de (Thomas Gerlach) schrieb:

> Haben sie doch. Oder meinst du, die Männer sollten paarweise
> verschieden sein? ;-)

Wobei wir wieder bei den Witwen wären ...

Flups

Flups Baumann

unread,
Dec 16, 2003, 1:17:00 PM12/16/03
to
h...@colorcraze.de (Helga Schulz) schrieb:

> die Hebamme -> der Geburtshelfer.

Die männliche Form von Hebamme ist Entbindungspfleger. Ein Geburtshelfer
kann auch ein Arzt sein.

> Warum wird aus der Hebammentätigkeit kein Hebammenwesen, sondern
> perinatale Medizin und Geburtshilfe?

Wird ja gar nicht.

Flups

Oliver Cromm

unread,
Dec 16, 2003, 10:30:24 PM12/16/03
to
Flups Baumann meinte:

> h...@colorcraze.de (Helga Schulz) schrieb:
>
>> die Hebamme -> der Geburtshelfer.
>
> Die männliche Form von Hebamme ist Entbindungspfleger. Ein Geburtshelfer
> kann auch ein Arzt sein.

Heute habe ich einen Artikel über die wiederaufstrebende Gilde der Hebammen
in Quebec gelesen (lange Zeit waren die in Kanada kein zugelassener
medizinischer Beruf). Da wurde auch darauf hingewiesen, dass gesetzlich
Männer nicht von diesem Beruf ausgeschlossen werden können. Eine
Extrabezeichnung für Männer wurde aber nicht erwähnt, also heißen die dann
wohl auch sage-femme.

Oliver C.

Martin Rost

unread,
Dec 17, 2003, 5:00:44 AM12/17/03
to
Helga Schulz wrote:

> Epizentrum

Sagt mal, kennt Ihr das Wort auch nur von Erdbeben? Wenn das
Epizentrum eines Erdbebens in der Eifel ist, ist dann das Zentrum
irgendwo 10 km drunter?

Dann paßt das nicht zu PC-Sprech, außer das gärt irgendwo in Kellern
von Behörden oder Universtäten.

Mmm,
artin
--
Martin Rost

Wolf Busch

unread,
Dec 17, 2003, 8:20:39 AM12/17/03
to
Oliver Cromm schrieb:

Bei Ernst Borneman (Sex im Volksmund. Die sexuelle Umgangssprache
des deutschen Volkes) sind für Geburtshelfer auch "weiser Mann",
"Wehvater" und "Mannhebamme" verzeichnet. Das wird dort als "alter
Wortschatz" bezeichnet, aber inwieweit das tatsächlich belegte Wörter
sind, weiß ich nicht. Ansonsten findet man bei Borneman auch modernere
umgangssprachlichen Bezeichnungen für den Geburtshelfer, z. B.:
Ankunftschauffeur, Gebärvater, Gebärmaschinist, Gebärmutterbetreuer,
Hebammer, Herr Storch, Kindbettkellner, Korkenzieher, Papa Graps,
Volksempfänger.

Schöne Grüße,
Wolf

Andreas Karrer

unread,
Dec 17, 2003, 9:23:51 AM12/17/03
to
* Martin Rost <marti...@arcor.de>:

> Helga Schulz wrote:
>
>> Epizentrum
>
> Sagt mal, kennt Ihr das Wort auch nur von Erdbeben?

Ein seismologischer Fachausdruck, der nicht selten im übertragenen Sinn
verwendet wird.

Wie die Richter-Skala. Wenn die in der Tagesschau mit den
unvermeidlichen paar Wörtern davor erwähnt wird, erzeugt das bei mir
jeweils einen kurzen Anstieg "auf der nach oben offenen" Celsius-Skala.

> Wenn das
> Epizentrum eines Erdbebens in der Eifel ist, ist dann das Zentrum
> irgendwo 10 km drunter?

Das Hypozentrum, ja.

- Andi

Tassilo Halbritter

unread,
Dec 17, 2003, 9:58:53 AM12/17/03
to
In article <slrnbu0pno.6a8.A...@madrid.ee.ethz.ch>,

Andreas Karrer <URL:mailto:AndreasK...@gmx.net> wrote:
> * Martin Rost <marti...@arcor.de>:
> > Helga Schulz wrote:
> >
> >> Epizentrum
> >
> > Sagt mal, kennt Ihr das Wort auch nur von Erdbeben?
>
> Ein seismologischer Fachausdruck, der nicht selten im übertragenen
> Sinn verwendet wird.
>
> Wie die Richter-Skala. Wenn die in der Tagesschau mit den
> unvermeidlichen paar Wörtern davor erwähnt wird, erzeugt das bei mir
> jeweils einen kurzen Anstieg "auf der nach oben offenen" Celsius-
> Skala.
>
>

Das kommt daher, daß lange Zeit die zwölfteilige Mercalli-Skala und
eben auch die (energetisch) unbegrenzte Richter-Skala nebeneinander
verwendet wurden und beide in mittleren Erbebenstärken-Bereichen auch
vergleichbare Werte ausgeben.

Oliver Cromm

unread,
Dec 17, 2003, 12:17:39 PM12/17/03
to
Wolf Busch <tei...@web.de> wrote:

> Bei Ernst Borneman (Sex im Volksmund. Die sexuelle Umgangssprache
> des deutschen Volkes) sind für Geburtshelfer auch "weiser Mann",
> "Wehvater" und "Mannhebamme" verzeichnet. Das wird dort als "alter
> Wortschatz" bezeichnet, aber inwieweit das tatsächlich belegte
> Wörter sind, weiß ich nicht. Ansonsten findet man bei Borneman
> auch modernere umgangssprachlichen Bezeichnungen für den
> Geburtshelfer, z. B.: Ankunftschauffeur, Gebärvater,
> Gebärmaschinist, Gebärmutterbetreuer, Hebammer, Herr Storch,
> Kindbettkellner, Korkenzieher, Papa Graps, Volksempfänger.

Sehr interessant, besonders, da ich keinen einzigen dieser Ausdrücke
je gehört habe.

Oliver C.

Oliver Cromm

unread,
Dec 17, 2003, 1:53:44 PM12/17/03
to
Andreas Karrer <AndreasK...@gmx.net> wrote:

> Wie die Richter-Skala. Wenn die in der Tagesschau mit den
> unvermeidlichen paar Wörtern davor erwähnt wird, erzeugt das bei
> mir jeweils einen kurzen Anstieg "auf der nach oben offenen"
> Celsius-Skala.

In der altjapanischen Literatur heißt sowas Kopfkissenwort - darauf
kann sich das nachfolgende dann bequem ausruhen. Auch die alten
Griechen kannten das:

Da ratschlagete Zeus' blauäugichte Tochter Athene,

Oliver C.

Andreas Prilop

unread,
Dec 17, 2003, 2:09:37 PM12/17/03
to
Tassilo Halbritter <m...@privacy.net> wrote:

> Das kommt daher, daß lange Zeit die zwölfteilige Mercalli-Skala und
> eben auch die (energetisch) unbegrenzte Richter-Skala nebeneinander
> verwendet wurden und beide in mittleren Erbebenstärken-Bereichen auch
> vergleichbare Werte ausgeben.

Na schön - dann sollte man aber sagen "auf der nach oben und unten
offenen Richter-Skala".

--
Nicht's geht mehr ohne Apostroph.

Uwe Schickedanz

unread,
Dec 17, 2003, 2:38:11 PM12/17/03
to
Andreas Prilop <nhtc...@rrzn-user.uni-hannover.de> schrieb:

>Na schön - dann sollte man aber sagen "auf der nach oben und unten
>offenen Richter-Skala".

Und ich dachte immer, die fängt bei Null an...

Gruß Uwe

--
Nun -- das Wesen der Dummheit
liegt in ihrem Mangel an Intelligenz.
Olaf Ulrich in desd
http://www.mc-kw-meerane.de

Andreas Prilop

unread,
Dec 17, 2003, 2:41:36 PM12/17/03
to
Uwe Schickedanz <spam...@onlinehome.de> wrote:

>> Na schön - dann sollte man aber sagen "auf der nach oben und unten
>> offenen Richter-Skala".
>
> Und ich dachte immer, die fängt bei Null an...

Logarithmische Skalen fangen bei &#8722;&#8734; an.

Andreas Prilop

unread,
Dec 17, 2003, 3:23:30 PM12/17/03
to
r...@zedat.fu-berlin.de (Stefan Ram) wrote:

>> Logarithmische Skalen fangen bei &#8722;&#8734; an.
>

> Darüberhinaus kann ein offenes Intervall ja durchaus
> 0 als untere Schranke haben.

Diese Ausdrucksweise der Journalisten ist ja nicht mathematisch
gemeint, sondern im Sinne des mathematischen "unbeschränkt".

Michael Hemmer

unread,
Dec 18, 2003, 11:24:19 AM12/18/03
to

Beim Ersinnen des Titels "Sex im Volksmund" mag ein süffisantes Lächeln
über Bornemans Gesicht gegangen sein - der Gedanke, ob der Titel nun
besonders zutreffend sei, hat ihn dabei jedenfalls nicht gequält.

In seiner Einleitung schildert er (nicht ohne einen gewissen Stolz)
seine Quellen - und die lagen zu einem erheblichen Teil in Kreisen, für
die Sex nicht nur eine Liebhaberei darstellt, wenn ich das mal so sagen
darf.

Insofern kann es kaum verwundern, dass man in Wörterbuch und Thesaurus
neben den ohnehin schon zahlreichen allgemein geläufigen Bezeichnungen
für bestimmte Körperteile und deren Verwendungszweck immmens viele als
"Fachslang" einzustufende Begriffe findet, deren Verbreitung in vielen,
wenn nicht den meisten Fällen, über das lokale Milieu nicht hinausgehen
dürfte.

Gruß,

Michael

Oliver Cromm

unread,
Dec 18, 2003, 3:35:01 PM12/18/03
to
Michael Hemmer <mhemmer@nospam_samson.de> wrote:

> Kreisen, für
> die Sex nicht nur eine Liebhaberei darstellt, wenn ich das mal so
> sagen darf.

Darfst Du! :-)))

Martin Rost

unread,
Dec 22, 2003, 8:10:58 AM12/22/03
to
Andreas Karrer wrote:

> Hypozentrum

Danke! Wieder was gelernt.

Martin
--
Martin Rost

Martin Rost

unread,
Dec 22, 2003, 8:10:28 AM12/22/03
to
Oliver Cromm wrote:

> Da ratschlagete Zeus' blauäugichte Tochter Athene,

Welch Wort entfloh dem Gehege Deiner Zähne?

M.

--
Martin Rost

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