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woher kommt "Das nimmt mich jetzt wunder"?

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Michael Mueller

unread,
Feb 27, 2007, 6:21:54 PM2/27/07
to
Hi,

da ich heute bereits zweimal, kurz hintereinander in 2 verschiedenen Foren
die für mich äußerst seltsam klingende Formulierung "Das nimmt mich jetzt
wunder." gelesen habe, wollte ich mal fragen, woher das kommt.

Ist das eine regionale Eigenart, eine scherzhafte Formulierung oder
ein aus einer schlechten Übersetzung resultierender Anglizismus?

(Könnte ich mir so vorstellen: "It makes me wonder." wurde durch
Schreibfehler zu "It takes me wonder" und das wurde von einem unfähigen
Übersetzer stur Wort für Wort übersetzt)

Gruß,
Michael

Andreas Karrer

unread,
Feb 27, 2007, 6:35:45 PM2/27/07
to
* Michael Mueller <inv...@invalid.invalid>:

> da ich heute bereits zweimal, kurz hintereinander in 2 verschiedenen Foren
> die für mich äußerst seltsam klingende Formulierung "Das nimmt mich jetzt
> wunder." gelesen habe, wollte ich mal fragen, woher das kommt.

Helvetismus für "das interessiert mich jetzt", "ich bin neugierig".

"Wie sagt man in der Schweiz", Dudenverlag, bringt sogar eine
Belegstelle bei Frisch (die Schwierigen):

Yvonne [!] nahm es ... nur wunder, was jetzt weiter geschehen würde.

- Andi

Gabriela Salvisberg

unread,
Feb 27, 2007, 6:47:59 PM2/27/07
to
Am Wed, 28 Feb 2007 00:21:54 +0100 schrieb Michael Mueller:

> da ich heute bereits zweimal, kurz hintereinander in 2 verschiedenen Foren
> die für mich äußerst seltsam klingende Formulierung "Das nimmt mich jetzt
> wunder." gelesen habe, wollte ich mal fragen, woher das kommt.

Es nimmt dich also wunder, woher das kommt! ;-)

> Ist das eine regionale Eigenart, eine scherzhafte Formulierung oder
> ein aus einer schlechten Übersetzung resultierender Anglizismus?

Ersteres. Es ist eine schon ältere Redewendung aus dem
Schweizerdeutschen. Ich habe immer in der Region Zürich gelebt und kenne
den Ausdruck von Kindesbeinen an. Woher wir Schweizer diesen Ausdruck
haben, weiss ich nicht. Anglizismen machen sich (laut meinem Gefühl) erst
ungefähr seit den 60er-Jahren in der Schweiz breit. Da aber schon meine
Zürcher Grossmutter seit jeher ganz selbstverständlich "es nimmt mi
wunder" sagte, muss ich davon ausgehen, dass die Redewendung kein
Anglizismus ist.

Wenn ich mit Deutschen oder Österreichern kommuniziere, muss ich sehr
darauf achten, dass ich eben nicht "es nimmt mich wunder" sage, sondern
"ich frage mich".

Gaby

Jakob Achterndiek

unread,
Feb 27, 2007, 6:57:24 PM2/27/07
to
Am 28.02.2007, 00:21 Uhr, schrieb Michael Mueller
<inv...@invalid.invalid>:

> Hi,
>
> da ich heute bereits zweimal, kurz hintereinander in 2 verschiedenen
> Foren
> die für mich äußerst seltsam klingende Formulierung "Das nimmt mich jetzt
> wunder." gelesen habe, wollte ich mal fragen, woher das kommt.

Alt-ehrwürdiger Bestand der gehobenen Sprache. Siehe z.B.:

| Johann Christoph Gottsched
|
| Vollständigere und Neuerläuterte Deutsche Sprachkunst
| Nach den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und itzigen
| Jahrhunderts abgefasset, und bey dieser fünften Auflage merklich
| verbessert, von Johann Christoph Gottscheden, [..]

Darin:
| Die VII Regel:
| 37 §. Die unpersönlichen Zeitwörter nehmen auch größtentheils
| die vierte Endung zu sich.
| Z.E. Es regnet große Tropfen; [..]
| Hieher gehören auch viel andere unpersönliche Redensarten, die
| von persönlichen Zeitwörtern, sonderlich von Wirkungen und
| Leidenschaften des Gemüthes gemachet werden.
| Z.E. Es wundert mich, es befremdet mich, es nimmt mich Wunder,
| [..] etc. u.d.gl.m. ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^

[Gottsched: Grundlegung der deutschen Sprachkunst. Leipzig 1784
http://www.digitale-bibliothek.de/band125.htm ]

j/\a

Oliver Cromm

unread,
Feb 27, 2007, 8:12:03 PM2/27/07
to
Gabriela Salvisberg meinte:

> Wenn ich mit Deutschen oder Österreichern kommuniziere, muss ich sehr
> darauf achten, dass ich eben nicht "es nimmt mich wunder" sage, sondern
> "ich frage mich".

Ganz unbekannt sollte es nicht sein. Ich kenne es aus der Literatur,
worauf Jakob schon hinwies, aber auch im Zeitungsstil der Gegenwart
findet sich die Formel "es nimmt wunder", allerdings im Sinne von "es
verwundert", und stets ohne Angabe einer Person.
--
Oliver C.

Volker Gringmuth

unread,
Feb 28, 2007, 1:05:14 AM2/28/07
to
"Michael Mueller" <inv...@invalid.invalid> wrote:

Nein, das ist schon länger deutsch :)

In irnkeinem nicht mehr ganz frischen Schülerroman (vielleicht
"Tadellöser & Wolff"?) wird IIRC der Diktatsatz erwähnt "Es nimmt mich
wunder und tut mir fast leid, daß Du Dich bei Deinem gefahrvollen
Unternehmen nicht besser in acht genommen hast" mit dem Kommentar, das
enthalte so ungefähr alle Schwierigkeiten, die es gebe.

"Das nimmt mich wunder" im Sinne von "Das erstaunt mich" kenne ich von
meinem Vater, und der kommt nicht aus der Schweiz, sondern aus dem
Riesengebirge.


vG

--
Ceterum censeo Popocatepetlum non in Canada sed in Mexico situm esse.

<http://einklich.net>

Alexander Wolff

unread,
Feb 28, 2007, 5:00:37 AM2/28/07
to
hoffärtig = hochmütig, arrogant, dünkelhaft

Hat das mit dem Hofe zu tun?
Wie kommt es dann, dass man es heute noch mit Doppel-F schreibt?
Oder bin ich auf nem anderen Schiff?
--
Moin+Gruss Alexander


Steffen Buehler

unread,
Feb 28, 2007, 5:33:27 AM2/28/07
to
Alexander Wolff wrote:
> hoffärtig = hochmütig, arrogant, dünkelhaft
>
> Hat das mit dem Hofe zu tun?

Nur sehr entfernt. Das Wort "Hof" läßt sich vielleicht auf eine
indogermanische Wurzel zurückführen, die "hoch" bedeutet. Das "hof" in
"hoffärtig" bedeutet ebenfalls "hoch".

> Wie kommt es dann, dass man es heute noch mit Doppel-F schreibt?

Das zweite f gehört zum Wortstamm "fart". Hof-Fart ist also das
Hochmütig-Fahren, wobei der alte Ausdruck "fahren" hier für "sich
befinden, leben" steht.

Viele Grüße
Steffen

Andreas Höfeld

unread,
Feb 28, 2007, 8:52:41 AM2/28/07
to
"Volker Gringmuth" <eink...@gmx.net> schrieb:

> "Das nimmt mich wunder" im Sinne von "Das erstaunt mich" kenne ich von
> meinem Vater, und der kommt nicht aus der Schweiz, sondern aus dem
> Riesengebirge.

Ich kenne es auch aus vielen nicht-Schweizer Zusammenhängen.
Aber die lieben Schweizer sind ja bekannt dafür, daß sie selbst
finnische Saunen stürmen und den verdutzten Einheimischen die
Frage "Wer hat's erfunden?" um die Ohren schlagen.

Andreas

Henning Sponbiel

unread,
Feb 28, 2007, 9:21:50 AM2/28/07
to
On Wed, 28 Feb 2007 00:47:59 +0100, Gabriela Salvisberg wrote:

>Am Wed, 28 Feb 2007 00:21:54 +0100 schrieb Michael Mueller:
>
>> da ich heute bereits zweimal, kurz hintereinander in 2 verschiedenen Foren
>> die für mich äußerst seltsam klingende Formulierung "Das nimmt mich jetzt
>> wunder." gelesen habe, wollte ich mal fragen, woher das kommt.
>
>Es nimmt dich also wunder, woher das kommt! ;-)
>
>> Ist das eine regionale Eigenart, eine scherzhafte Formulierung oder
>> ein aus einer schlechten Übersetzung resultierender Anglizismus?
>
>Ersteres. Es ist eine schon ältere Redewendung aus dem
>Schweizerdeutschen. Ich habe immer in der Region Zürich gelebt und kenne
>den Ausdruck von Kindesbeinen an.

Ich habe noch nie in Zuerich, sondern immer in NRW gelebt und kenne den
Ausdruck ebenfalls schon lange.


Henning

Reinhard Zwirner

unread,
Feb 28, 2007, 1:21:32 PM2/28/07
to
Michael Mueller schrieb:

>
> Hi,
>
> da ich heute bereits zweimal, kurz hintereinander in 2 verschiedenen Foren
> die für mich äußerst seltsam klingende Formulierung "Das nimmt mich jetzt
> wunder." gelesen habe, wollte ich mal fragen, woher das kommt.

Hi Michael,

woher es kommt, kann ich leider nicht sagen.

Es scheint wohl ein etwas veralteter Ausdruck zu sein; ich mußte dabei
sofort an das Gedicht "Der Bauer und der Sohn" von Christian Fürchtegott
Gellert denken, das ich in der Schule lernen durfte:

> Ein guter dummer Bauerknabe,
> Den Junker Hans einst mit auf Reisen nahm,
> Und der trotz seinem Herrn mit einer guten Gabe,
> Recht dreist zu lügen, wiederkam:
> Ging kurz nach der vollbrachten Reise
> Mit seinem Vater über Land.
> Fritz, der im Geh'n recht Zeit zum Lügen fand,
> Log auf die unverschämt'ste Weise.
> Zu seinem Unglück kam ein großer Hund gerannt.
> »Ja, Vater«, rief der unverschämte Knabe,
> »Ihr mögt mir's glauben oder nicht:
> so sag' ich's Euch und jedem ins Gesicht,
> Daß ich einst einen Hund bei - Haag gesehen habe,
> Hart an dem Weg, wo man nach Frankreich fährt,
> Der – ja, ich bin nicht ehrenwert,
> Wenn er nicht größer war als Euer größtes Pferd.«
>
> »Das«, sprach der Vater, »nimmt mich wunder;
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
> Wiewohl ein jeder Ort läßt Wunderdinge sehn.
> ...

Das vollständige Gedicht ist u. a. hier zu finden:

<http://www.kalliope.org/digt.pl?longdid=gellert2001091901>

HTH

Reinhard

David Kastrup

unread,
Feb 28, 2007, 1:41:33 PM2/28/07
to
Reinhard Zwirner <reinhard...@web.de> writes:

> Michael Mueller schrieb:
>>
>> Hi,
>>
>> da ich heute bereits zweimal, kurz hintereinander in 2 verschiedenen Foren
>> die für mich äußerst seltsam klingende Formulierung "Das nimmt mich jetzt
>> wunder." gelesen habe, wollte ich mal fragen, woher das kommt.
>
> Hi Michael,
>
> woher es kommt, kann ich leider nicht sagen.

Erinnert mich etwas an den jiddischen Aorist.

Nokh a por minut hot Zarah a zog aroys geton. "Nach einigen Minuten
brach Zarah das Schweigen", wobei das eigentliche Verb "aroyszogn"
wäre. Kann man aber auf fast jedes Verb anwenden.

--
David Kastrup, Kriemhildstr. 15, 44793 Bochum

Diedrich Ehlerding

unread,
Feb 28, 2007, 1:36:00 PM2/28/07
to
Gabriela Salvisberg meinte:

> Ersteres. Es ist eine schon ältere Redewendung aus dem
> Schweizerdeutschen.

Willst du der schweiz Expansionsgelüste nach Norden unterstellen? Ich
wusste bisher nicht, dass Hannover in der Eidgenossenschaft liegt.

Oder beziegst du dich auf den "großen Kanton"?

Diedrich
--
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Diedrich Ehlerding

unread,
Feb 28, 2007, 2:10:52 PM2/28/07
to
Gabriela Salvisberg meinte:

> Ersteres. Es ist eine schon ältere Redewendung aus dem
> Schweizerdeutschen.

Willst du der Schweiz Expansionsgelüste nach Norden unterstellen? Ich


wusste bisher nicht, dass Hannover in der Eidgenossenschaft liegt.

Oder beziehst du dich auf den "großen Kanton"?

Michael Baumgartner

unread,
Feb 28, 2007, 2:45:10 PM2/28/07
to

Ein Helvetismus ist er aber nur in dieser spezifischen Bedeutung. Im
Sinne von "verwundern, überraschen" ist er auch im Binnendeutschen auf
einer höheren Stilebene gebräuchlich.
Es nähme mich wunder, wenn andere Deutsche das nicht ähnlich sähen.

Gruß, Michael
--
Kanji per X-Face! Heute:
TOU / kara: Tang-Dynastie; China, chinesisch
唐手 (Karate), heute meist als 空手 ("leere Hand") geschrieben;
weist auf die chinesische Herkunft dieses Kampfsports hin.

Thomas Schade

unread,
Feb 28, 2007, 4:23:00 PM2/28/07
to
On 28.02.2007 11:33, Steffen Buehler wrote:

> Das zweite f gehört zum Wortstamm "fart". Hof-Fart ist also das
> Hochmütig-Fahren, wobei der alte Ausdruck "fahren" hier für "sich
> befinden, leben" steht.

Ist das jetzt ein wenig zu kraus gedacht, wenn ich daraufhin den
englischen 'fart' und das deutsche 'einen fahren lassen' in einen
Sprachzusammenhang bringe?


Ciao
Toscha
--
Another place - another train
Another bottle in the brain
Another girl - another fight, another drive all night.
[Beasty Boys]

Christian Seidl

unread,
Feb 28, 2007, 4:49:16 PM2/28/07
to

Thomas Schade schrieb:

> On 28.02.2007 11:33, Steffen Buehler wrote:
>
> > Das zweite f gehört zum Wortstamm "fart". Hof-Fart ist also das
> > Hochmütig-Fahren, wobei der alte Ausdruck "fahren" hier für "sich
> > befinden, leben" steht.
>
> Ist das jetzt ein wenig zu kraus gedacht, wenn ich daraufhin den
> englischen 'fart' und das deutsche 'einen fahren lassen' in einen
> Sprachzusammenhang bringe?

Die beiden haben leider nichts miteinander zu tun:

1. engl. "fart" geht ebenso wie deutsch "furzen" und altgriech.
"pérdomai" auf urindogerman. *"perd-" 'laut furzen' zurück.
Daneben gab's noch eine zweite Wurzel *"pesd-", die offenbar
'leise furzen' bedeutete. Diese lebt weiter in lat. "pedere" und
veraltetem deutschem "fisten" (vgl. noch den Pilznamen
"Bofist" < "vohenvist" = 'Füchsinnenfurz').

2. "fahren" geht auf uridg. *"per-" 'hindurchgehen' zurück.

Ch.

Michael Baumgartner

unread,
Feb 28, 2007, 5:03:34 PM2/28/07
to

Ah, daher wohl der norwegische "fis", nehme ich an?

Christian Seidl

unread,
Feb 28, 2007, 5:18:53 PM2/28/07
to

Michael Baumgartner schrieb:

> Am 28 Feb 2007 13:49:16 -0800 schrieb Christian Seidl:
>
> > Thomas Schade schrieb:
> >
> >> On 28.02.2007 11:33, Steffen Buehler wrote:
> >>
> >>> Das zweite f gehört zum Wortstamm "fart". Hof-Fart ist also das
> >>> Hochmütig-Fahren, wobei der alte Ausdruck "fahren" hier für "sich
> >>> befinden, leben" steht.
> >>
> >> Ist das jetzt ein wenig zu kraus gedacht, wenn ich daraufhin den
> >> englischen 'fart' und das deutsche 'einen fahren lassen' in einen
> >> Sprachzusammenhang bringe?
> >
> > Die beiden haben leider nichts miteinander zu tun:
> >
> > 1. engl. "fart" geht ebenso wie deutsch "furzen" und altgriech.
> > "pérdomai" auf urindogerman. *"perd-" 'laut furzen' zurück.
> > Daneben gab's noch eine zweite Wurzel *"pesd-", die offenbar
> > 'leise furzen' bedeutete. Diese lebt weiter in lat. "pedere" und
> > veraltetem deutschem "fisten" (vgl. noch den Pilznamen
> > "Bofist" < "vohenvist" = 'Füchsinnenfurz').
>
> Ah, daher wohl der norwegische "fis", nehme ich an?

Genau. Und zwar mit der Bedeutung 'lautloser Furz',
während der Danismus "fjert" den 'hörbaren Furz'
bezeichnet.

Ch.

Thomas Schade

unread,
Feb 28, 2007, 5:19:01 PM2/28/07
to
On 28.02.2007 22:49, Christian Seidl wrote:
> Thomas Schade schrieb:

>> On 28.02.2007 11:33, Steffen Buehler wrote:
>>
>> > Das zweite f gehört zum Wortstamm "fart". Hof-Fart ist also das
>> > Hochmütig-Fahren, wobei der alte Ausdruck "fahren" hier für "sich
>> > befinden, leben" steht.
>>
>> Ist das jetzt ein wenig zu kraus gedacht, wenn ich daraufhin den
>> englischen 'fart' und das deutsche 'einen fahren lassen' in einen
>> Sprachzusammenhang bringe?
>
> Die beiden haben leider nichts miteinander zu tun:

Na ja, 'leider'. Die Idee war ja nun wirklich etwas kraus.

> 1. engl. "fart" geht ebenso wie deutsch "furzen" und altgriech.
> "pérdomai" auf urindogerman. *"perd-" 'laut furzen' zurück.
> Daneben gab's noch eine zweite Wurzel *"pesd-", die offenbar
> 'leise furzen' bedeutete. Diese lebt weiter in lat. "pedere" und
> veraltetem deutschem "fisten" (vgl. noch den Pilznamen
> "Bofist" < "vohenvist" = 'Füchsinnenfurz').

Bist du dir sicher, dass 'fisten' veraltet ist? Es mag nicht weit
verbreitet sein, aber veraltet?


Ciao
Toscha
--
Ducttape is like the Force:
It has a light side and a dark side,
and it holds the universe together.

Oliver Cromm

unread,
Feb 28, 2007, 5:29:06 PM2/28/07
to
* Michael Baumgartner wrote:

> Am 27 Feb 2007 23:35:45 GMT schrieb Andreas Karrer:
>
>> Helvetismus für "das interessiert mich jetzt", "ich bin neugierig".
>>
>> "Wie sagt man in der Schweiz", Dudenverlag, bringt sogar eine
>> Belegstelle bei Frisch (die Schwierigen):
>>
>> Yvonne [!] nahm es ... nur wunder, was jetzt weiter geschehen würde.
>
> Ein Helvetismus ist er aber nur in dieser spezifischen Bedeutung. Im
> Sinne von "verwundern, überraschen" ist er auch im Binnendeutschen auf
> einer höheren Stilebene gebräuchlich.
> Es nähme mich wunder, wenn andere Deutsche das nicht ähnlich sähen.

Mir ist es nur ohne Reflexivpronomen vertraut.
--
Java is the SUV of programming tools.
A project done in Java will cost 5 times as much, take twice as long,
and be harder to maintain than a project done in a scripting language
such as PHP or Perl. - Philip Greenspun

Michael Baumgartner

unread,
Feb 28, 2007, 5:47:20 PM2/28/07
to

Naja, das sagt aber kaum jemand. Das heißt dann eher "promp", und das
ist wohl lautmalerisch.

Gabriela Salvisberg

unread,
Feb 28, 2007, 7:46:23 PM2/28/07
to
Am Wed, 28 Feb 2007 20:10:52 +0100 schrieb Diedrich Ehlerding:

> Gabriela Salvisberg meinte:
>
>> Ersteres. Es ist eine schon ältere Redewendung aus dem
>> Schweizerdeutschen.
>
> Willst du der Schweiz Expansionsgelüste nach Norden unterstellen? Ich
> wusste bisher nicht, dass Hannover in der Eidgenossenschaft liegt.

Natürlich wollen/müssen wir expandieren! Sonst gibts in der Schweiz für
die vielen deutschen Einwanderer bald keinen Platz mehr. Gebt Ihr uns
Baden-Württemberg freiwillig - und (weil's besser zur Schweiz als zu
Bayern passt) ev. auch gleich noch Franken? ;-)

Ok, ok, Scherz beiseite. Ich hätte eher "ältere, in der Schweiz
alltägliche Redewendung" schreiben sollen. Die hatte ich übrigens
bis jetzt wirklich noch von keinem Deutschen bewusst gehört bzw. gelesen.

Gaby, sich schmollend zurückziehend, um Eroberungspläne zu schmieden

Helmut P. Einfalt

unread,
Mar 1, 2007, 1:12:44 AM3/1/07
to
Michael Baumgartner wrote:
>>>> 1. engl. "fart" geht ebenso wie deutsch "furzen" und altgriech.
>>>> "pérdomai"
>>>
>>> Ah, daher wohl der norwegische "fis", nehme ich an?
>>
>> Genau. Und zwar mit der Bedeutung 'lautloser Furz',
>> während der Danismus "fjert" den 'hörbaren Furz'
>> bezeichnet.
>
> Das heißt dann eher "promp"

Des is jå ålles a Schaas!

Helmut
--
Nåch dera Zei'n kimmt nix mehr

Patrick Bonacker

unread,
Mar 1, 2007, 3:40:26 AM3/1/07
to
Hallo,

on Wed, 28 Feb 2007 23:19:01 +0100, Thomas Schade <tos...@rrr.de>
wrote:

>Bist du dir sicher, dass 'fisten' veraltet ist? Es mag nicht weit
>verbreitet sein, aber veraltet?

Verschone uns mit derlei Anglizismen ;-)

Patrick

Michael Pronay

unread,
Mar 1, 2007, 7:53:53 AM3/1/07
to
"Helmut P. Einfalt" <helmut.p.einfalt_NOSPAM_@_NOSPAM_aon.at>
wrote:

> Des is jå ålles a Schaas!

Aus H. C. artmanns "wos an weana olas en s gmiad ged":

"... a schas med gwastln ..."

(Für die Schreibweise des Zitats lege ich meine Hand nicht ins
Feuer, da meine Ausgabe der "schwoazzn dintn" wieder einmal nicht
im Hause ist.)

M.

Helmut P. Einfalt

unread,
Mar 1, 2007, 8:42:35 AM3/1/07
to
Michael Pronay wrote:
> Aus H. C. artmanns "wos an weana olas en s gmiad ged":
>
> "... a schas med gwastln ..."

Ich find das in der schwoazzn dintn net...

...dafür aber eines, "liad" betitelt:

a glans mal
den an madronqandl
en da sun
unta r an nussbam
und zwa robm
de was ia
en heabst bringan

... und ich hab herausgefunden, dass dies die Textvorlage zu einem der
schönsten Lieder von Karl Hodina ist (heast oide gengama midanaund amoi
zan heagot aus staa?)...

Und dann hab ich mich festgelesen und bin über das da gestolpert:

waun i amoi a bangl reis
zu deidsch: de bodschn schrek --
i hoff es dauad no a wäu
bis zu den leztn schrek --
waun i daun oesdan schdeam soit
so bit ich eich nua r ans:
ja nua ka r eangrob aum zenträul
i schdee ned auf so danz...

Und so danz hat er ja doch bekommen, und da hab ich mir denkt, ich könnt
ihm ja dieser Tage wenn ich wieder in Wien bin, amoi a keazal bringan
ausse zu sein eangrob ban gremadorium...

...wäu von den neichn blagat met de balmas neilaun hod a r jo nix mea,
da hazee.

Helmut P. Einfalt

unread,
Mar 1, 2007, 8:44:11 AM3/1/07
to
Ingrid Einfalt wrote:
> den an madronqandl

do hod ma r ana des es vo de madrosn gfladad

da heli

Thomas Schade

unread,
Mar 1, 2007, 3:58:08 PM3/1/07
to

Ach ja? :)


Ciao
Toscha
--
Alkohol, mäßig genossen,
schadet auch in größeren Mengen nicht.

Michael Baumgartner

unread,
Mar 1, 2007, 5:17:31 PM3/1/07
to
Am Thu, 1 Mar 2007 07:12:44 +0100 schrieb Helmut P. Einfalt:

> Des is jå ålles a Schaas!

"Schaas" hätte ich in Wien/Niederösterreich verortet. Bei uns heißt der
Pfurz "Schoaß".

Christian Seidl

unread,
Mar 1, 2007, 5:25:31 PM3/1/07
to

Thomas Schade schrieb:

> >> Ist das jetzt ein wenig zu kraus gedacht, wenn ich daraufhin den
> >> englischen 'fart' und das deutsche 'einen fahren lassen' in einen
> >> Sprachzusammenhang bringe?
> >
> > Die beiden haben leider nichts miteinander zu tun:
>
> Na ja, 'leider'. Die Idee war ja nun wirklich etwas kraus.

Das ist jetzt interessant: Kann man DUSEN den Begriff
"leider" nicht verwenden, um sein Bedauern auszudrücken,
jemandem widersprechen zu müssen?

Ch.

Thomas Schade

unread,
Mar 1, 2007, 5:37:57 PM3/1/07
to

Doch, sicher. Genau so hatte ich ihn aber auch verstanden. Wie hattest
du denn meine Replik interpretiert? Mir selbst erschien lediglich das
Bedauern fast schon zuviel des Guten, ich fand ja den Bezug selbst schon
am Rande des Absurden. ;)


Ciao
Toscha
--
Kein Alkohol ist auch keine Lösung.
[Die Toten Hosen]

Oliver Cromm

unread,
Mar 1, 2007, 5:40:54 PM3/1/07
to
* Patrick Bonacker wrote:

Genau, das heißt "deutscher Knöchelkuchen".
--
Java is kind of like kindergarten. There are lots of rules you have to
remember. If you don't follow them, the compiler makes you sit in the
corner until you do. - Don Raab

Christian Seidl

unread,
Mar 1, 2007, 5:48:35 PM3/1/07
to

Thomas Schade schrieb:

Hier in der Schweiz findet gerade eine Debatte mit unseren
eingewanderten Mitmenschen aus dem Großen Kanton
statt; die stören sich immer an der für sie merkwürdigen
sprachlichen Höflichkeit der Schweizer, die sich ständig
für Telefongespräche bedanken, zum Abschluss einen
schönen Tag wünschen und ganz allgemein den fragenden
Kondizional dem Imperativ vorziehen. Drum dachte ich
schon, das "leider" sei auch so ein Kandidat für eben-
diese Höflichkeit.

Ch.

Paul Holbach

unread,
Mar 1, 2007, 6:15:35 PM3/1/07
to
> On 28 Feb., 00:21, "Michael Mueller" <inva...@invalid.invalid> wrote:

> da ich heute bereits zweimal, kurz hintereinander in 2 verschiedenen Foren
> die für mich äußerst seltsam klingende Formulierung "Das nimmt mich jetzt
> wunder." gelesen habe, wollte ich mal fragen, woher das kommt.

Siehe bei den Grimms:

http://tinyurl.com/2bvlbs

#PH

Michael Pronay

unread,
Mar 1, 2007, 6:56:30 PM3/1/07
to
"Helmut P. Einfalt" <helmut.p.einfalt_NOSPAM_@_NOSPAM_aon.at>
wrote:

> Und so danz hat er ja doch bekommen, und da hab ich mir denkt,


> ich könnt ihm ja dieser Tage wenn ich wieder in Wien bin, amoi a
> keazal bringan ausse zu sein eangrob ban gremadorium...

Das dürfte nicht von ihm, sondern von Gerhard Rühm sein:

Man sogt von mir ich hätt' an Schbliin
weil ich mir meine Todesart
schon lang im voraus ausgsuacht hab:
i drah mi durch de Wurschtmaschin
direkt ins offne Grab.

Das alles auf der CD "Qualtinger singt schwarze Lieder".

M.

Helmut P. Einfalt

unread,
Mar 2, 2007, 1:42:47 AM3/2/07
to
Michael Baumgartner wrote:
>> Des is jå ålles a Schaas!
>
> "Schaas" hätte ich in Wien/Niederösterreich verortet. Bei uns heißt
> der Pfurz "Schoaß".

Hmmm -- soo leicht machen wir uns hier [TM] das nicht.
Im Obderennsischen etwa wird der aus dem Osten eingewanderte "Schaas"
für die metaphorische, der "Schoas" für die reale Variante der Flatulenz
verwendet, also: "Des is a Schaas", und "I låss an Schoas". Über die
SChreibweise des auslautenden "s" kann man diskutieren.

Gscheid Deitsch is hoid amoi koa Leachalschaas.

Wolfram Heinrich

unread,
Mar 4, 2007, 5:05:43 AM3/4/07
to
Am Thu, 1 Mar 2007 23:17:31 +0100 schrieb Michael Baumgartner:

> Am Thu, 1 Mar 2007 07:12:44 +0100 schrieb Helmut P. Einfalt:
>
>> Des is jå ålles a Schaas!
>
> "Schaas" hätte ich in Wien/Niederösterreich verortet. Bei uns heißt der
> Pfurz "Schoaß".
>

Der Franzose sagt ja "Georges".

Ciao
Wolfram
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Der Franze hat gsagt, er lernt nix. Weil, sagt er, wer was kann, muß es
auch machen.
www.theodor-rieh.de
www.theodor-rieh.de/heinrich
www.madonnadellascala.it

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