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Ernst oder ernst?

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Gunhild Simon

unread,
Mar 21, 2018, 7:42:30 AM3/21/18
to
Ich vertrete ,die Regel, daß man
mit der Frage Was? die Großschreibung,
also ein Substantiv, ermittele,
dagegen mit der Frage Wie?, der Frage, die
durch ein Adjektiv beantwortet wird, die
Kleinschreibung.

Jetzt bringt mich die folgende Formulierung
zum Grübeln. Geht hier beides?

wenn es Ernst wird
http://www.zeit.de/arbeit/2018-03/coworking-spaces-bueros-startups-selbststaendige/seite-2

Gruß
Gunhild

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 21, 2018, 7:47:00 AM3/21/18
to
Moin,

Am Mittwoch, 21. März 2018 12:42:30 UTC+1 schrieb Gunhild Simon:
> Ich vertrete ,die Regel, daß man
> mit der Frage Was? die Großschreibung,
> also ein Substantiv, ermittele,
> dagegen mit der Frage Wie?, der Frage, die
> durch ein Adjektiv beantwortet wird, die
> Kleinschreibung.
>
> Jetzt bringt mich die folgende Formulierung
> zum Grübeln. Geht hier beides?
>
> wenn es Ernst wird


Ohne das Kontextbeispiel ginge auch 'Wer?'.

Gruß, ULF

Jakob Achterndiek

unread,
Mar 21, 2018, 8:01:59 AM3/21/18
to
Aber daßu mussu dir Kontext erst ausdenken:
Unser Karnickelzüchterverein wählt einen neuen Kassenwart.
Wenn es der Ernst Haft wird, ...

Aber Gunhild meinte das vermutlich ernst, nicht Ernst.
Bevor es also wieder ernst wird, ...
--
j/\a

H.-P. Schulz

unread,
Mar 21, 2018, 11:40:30 AM3/21/18
to
Gunhild Simon <gunhil...@yahoo.de> schrieb:

>Ich vertrete ,die Regel, daß man
>mit der Frage Was? die Großschreibung,
>also ein Substantiv, ermittele,
>dagegen mit der Frage Wie?, der Frage, die
>durch ein Adjektiv beantwortet wird, die
>Kleinschreibung.

Sorry, diesen Satz kriege ich nicht geparst.

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 21, 2018, 2:44:43 PM3/21/18
to
Gunhild Simon skrev:

> Jetzt bringt mich die folgende Formulierung
> zum Grübeln. Geht hier beides?

> wenn es Ernst wird

Auf Dänisch benutzen wir beide Möglischkeiten mit Substantiv als
das üblichste.

--
/Bertel - aus Dänemark

Stefan Schmitz

unread,
Mar 21, 2018, 6:22:36 PM3/21/18
to
Am Mittwoch, 21. März 2018 12:42:30 UTC+1 schrieb Gunhild Simon:
Ich finde, hier muss man klein schreiben.
Etwas kann nicht Ernst werden, entweder ist es Ernst oder nicht. Zu "werden"
gehört ein Adjektiv (oder ein Beruf, Amt o.ä.).

Heinz Lohmann

unread,
Mar 21, 2018, 9:13:34 PM3/21/18
to
Am 22.03.2018 um 07:55 schrieb Martin Gerdes:
> Der fragliche Satz lautete:
>
> | Sie können sich erst dann konzentrieren, wenn
> | es Ernst wird und nur noch wenige Stunden bis
> | zu ihrer Deadline bleiben.
>
> ... wenn es _was?_ wird ... Ernst.
>
> Das kann man machen. Die Frage mit_wie_? funktioniert aber auch:
>
> ... wenn es _wie?_ wird ... ernst.

Das mit der Testfrage ist so eine Sache. Vielleicht muss man auch schon
vorher die richtige Frage wissen, um die Wortart zu ermitteln. Der
Ausdruck "ernst werden" ist da event. schon ein Grenzfall.

Eventuell fragt mancher auch bei dem Satz "Wenn es ernst wird, ..."
nachhakend:

A: "Wenn es was wird?"
B: "Wenn es richtig e/Ernst wird, bitterer Ernst!"

Entbehrt auch nicht einer gewissen Logik.

--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.

Gunhild Simon

unread,
Mar 21, 2018, 10:13:43 PM3/21/18
to
Am Mittwoch, 21. März 2018 19:44:43 UTC+1 schrieb Bertel Lund Hansen:
> Gunhild Simon skrev:
>
> > Jetzt bringt mich die folgende Formulierung
> > zum Grübeln. Geht hier beides?
>
> > wenn es Ernst wird
>
> Auf Dänisch benutzen wir beide Möglischkeiten mit Substantiv als
> das üblichste.


Ich glaube auch, daß dies ein Grenzfall ist.
Hier sind beide Möglichkeiten denkbar.
Aus diesem Grund habe ich ihn zur Diskussion
gestellt.

Ich würde mich spontan für Kleinschreibung
entscheiden. (Sonst wäre der Satz mir wohl
nicht aufgefallen.)

Gruß
Gunhild

Dieter Britz

unread,
Mar 22, 2018, 11:07:38 AM3/22/18
to
Mein laienhaftes Gefühl sagt mir, beides ist richtig,
aber man hat dann zwei verschiedene Sätze. Mit "ernst"
meint man das Adjektiv, und mit "Ernst" das Substantiv.

--
Dieter Britz

Dieter Britz

unread,
Mar 22, 2018, 11:10:03 AM3/22/18
to
On Wed, 21 Mar 2018 19:44:43 +0100, Bertel Lund Hansen wrote:

> Gunhild Simon skrev:
>
>> Jetzt bringt mich die folgende Formulierung zum Grübeln. Geht hier
>> beides?
>
>> wenn es Ernst wird
>
> Auf Dänisch benutzen wir beide Möglischkeiten mit Substantiv als das
> üblichste.

Wie bitte? Du meinst sicher "Når det bliver alvor" aber "alvor" kann
doch kein Adjektiv sein, oder? Dann müsste es "alvorligt" heissen.
Oder verstehe ich da etwas mis-?

--
Dieter Britz

xylo...@gmail.com

unread,
Mar 22, 2018, 3:41:20 PM3/22/18
to
Am Donnerstag, 22. März 2018 16:07:38 UTC+1 schrieb Dieter Britz:

>> Jetzt bringt mich die folgende Formulierung zum Grübeln. Geht hier
>> beides?
>>
>> wenn es Ernst wird
>> http://www.zeit.de/arbeit/2018-03/coworking-spaces-bueros-startups-
>selbststaendige/seite-2

> Mein laienhaftes Gefühl sagt mir, beides ist richtig,
> aber man hat dann zwei verschiedene Sätze. Mit "ernst"
> meint man das Adjektiv, und mit "Ernst" das Substantiv.

Ist das Ihr Ernst?
Näi, es is der Walter, aber er hat dem Ernst seine Mütze auf.

FR

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 23, 2018, 3:42:38 AM3/23/18
to
Dieter Britz skrev:

>> Auf Dänisch benutzen wir beide Möglischkeiten mit Substantiv als das
>> üblichste.

> Wie bitte? Du meinst sicher "Når det bliver alvor" aber "alvor" kann
> doch kein Adjektiv sein, oder? Dann müsste es "alvorligt" heissen.

Ja, so ist es.

> Oder verstehe ich da etwas mis-?

Nein. Wo siehst du ein problem in meinem Satz?

Når det bliver alvor.
Når det bliver alvorligt.

Beide sind möglich.

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 23, 2018, 3:47:33 AM3/23/18
to
xylo...@gmail.com skrev:

> Ist das Ihr Ernst?
> Näi, es is der Walter, aber er hat dem Ernst seine Mütze auf.

Bennys Hose brannte.
Børge schrie "Auuu".
Børge hatte nämlich
Bennys Hose an.

(übersetzt von Halfdan Rasmussen)

H.-P. Schulz

unread,
Mar 23, 2018, 5:08:03 AM3/23/18
to
Martin Gerdes <martin...@gmx.de> schrieb:

>H.-P. Schulz <hps...@online.de> schrieb:
>
>>>Ich vertrete ,die Regel, daß man
>>>mit der Frage Was? die Großschreibung,
>>>also ein Substantiv, ermittele,
>>>dagegen mit der Frage Wie?, der Frage, die
>>>durch ein Adjektiv beantwortet wird, die
>>>Kleinschreibung.
>
>>Sorry, diesen Satz kriege ich nicht geparst.
>
>Ein Meisterwerk war er nicht.

äääh ... ja, so kann man es sagen.
>
>| Ich [kenne] die Regel, daß man mit der Frage "Was?"
>| die Großschreibung, also ein Substantiv, ermittel[t].
>
>| [D]agegen [ermittelt man] mit der Frage "Wie?",
>| [also mit] der Frage, die durch ein Adjektiv
>| beantwortet wird, die Kleinschreibung.

Na, ja, so in etwa hatte ich es mir dann auch zusammengereimt, - nur
war mir das Tema, der Diskussionsgegenstand, unbekannt; ich dachte, es
ginge um die Groß/Kleinschreibung von 'ernst'.
>
>Ich habe versucht, ihn etwas zu begradigen. Na ja,
>ein Meisterwerk ist das immer noch nicht.
>
>Wenn man wissen will, ob ein Wort ein Substantiv ist oder ein Adjektiv
>ist, fragt man danach. Wenn man mit "Was?" nach dem Wort fragen kann,
>dann ist es ein Substantiv. Kann man nach diesem Wort mit "Wie?" fragen,
>ist es ein Adjektiv.
>
>Der fragliche Satz lautete:
>
>| Sie können sich erst dann konzentrieren, wenn
>| es Ernst wird und nur noch wenige Stunden bis
>| zu ihrer Deadline bleiben.
>
>... wenn es _was?_ wird ... Ernst.

Nein, das geht gar nicht, das ist Quatsch. Oder Komik. Oder so.
>
>Das kann man machen.

Wenn man kalauert, ja.

"Es wird ernst" ist ja aber sowieso nicht völlig grammatisch, sondern
eine umgangsprachliche Wendung.
Das widersetzt sich der feingliedrigen Analyse; Handlupe reicht,
Hochleistungsmikroskop wäre Übertreibung; inadäquat.

> Die Frage mit _wie_? funktioniert aber auch:
>
>... wenn es _wie?_ wird ... ernst.

'ernst', also das Adjektiv, ist imho eine Art Ableitung - eine
Ableitung ohne Morph.
Das gibt es hier und da, freilich nicht häufig.
'wert', 'heil', 'recht', (evtl. 'gut'), 'angst' ... wäre da noch
Kandidaten.

Ich kenne noch 'rand' ("Das ist rand."), aber das steht schon nicht
mehr im Wörterbuch.

au76666

unread,
Mar 23, 2018, 5:14:13 AM3/23/18
to
Ich dachte du meintest dass "alvor" beides sein kann. Mein Fehler.


Dieter

Gunhild Simon

unread,
Mar 23, 2018, 8:23:29 PM3/23/18
to
Am Mittwoch, 21. März 2018 12:42:30 UTC+1 schrieb Gunhild Simon:
> Ich vertrete ,die Regel, daß man
> mit der Frage Was? die Großschreibung,
> also ein Substantiv, ermittele,
> dagegen mit der Frage Wie?, der Frage, die
> durch ein Adjektiv beantwortet wird, die
> Kleinschreibung.

Was ist daran schwer zu analysieren?
Gut - der K I wäre vielleicht besser durch den
Indikativ zu ersetzen.
(Das aber nur nebenbei.)
>
> Jetzt bringt mich die folgende Formulierung
> zum Grübeln. Geht hier beides?
>
> wenn es Ernst wird
...

Heute fiel mir bei meiner Lektüre der umgekehrte
Fall auf:
" ...dann merkte er, dass es ihr ernst war."
(Volker Kutscher: Goldstein, S. 160)
Auch paßt beides.

Gruß
Gunhild




Heinz Lohmann

unread,
Mar 23, 2018, 9:14:47 PM3/23/18
to
Bei "ernst sein" passt MUSEN eher das klein geschriebene Adjektiv.

Gunhild Simon

unread,
Mar 24, 2018, 6:29:32 AM3/24/18
to
Am Samstag, 24. März 2018 02:14:47 UTC+1 schrieb Heinz Lohmann:
> Am 24.03.2018 um 08:23 schrieb Gunhild Simon:
> > Am Mittwoch, 21. März 2018 12:42:30 UTC+1 schrieb Gunhild Simon:
> >> Ich vertrete ,die Regel, daß man
> >> mit der Frage Was? die Großschreibung,
> >> also ein Substantiv, ermittele,
> >> dagegen mit der Frage Wie?, der Frage, die
> >> durch ein Adjektiv beantwortet wird, die
> >> Kleinschreibung.
> >
> > Was ist daran schwer zu analysieren?
> > Gut - der K I wäre vielleicht besser durch den
> > Indikativ zu ersetzen.
> > (Das aber nur nebenbei.)
> >>
> >> Jetzt bringt mich die folgende Formulierung
> >> zum Grübeln. Geht hier beides?
> >>
> >> wenn es Ernst wird
> > ...
> >
> > Heute fiel mir bei meiner Lektüre der umgekehrte
> > Fall auf:
> > " ...dann merkte er, dass es ihr ernst war."
> > (Volker Kutscher: Goldstein, S. 160)
> > Auch paßt beides.
>
> Bei "ernst sein" passt MUSEN eher das klein geschriebene Adjektiv.

Schon richtig.

Aber man kann diesen Satz auf zweierlei Art lesen.
- Es war ihr (sein) Ernst.
"ihr/sein " ist dann das Possessivpronomen.
- Es war ihr (ihm) ernst.
Hier ist "ihr/ihm" ein Dativobjekt.

Gruß
Gunhild

Heinz Lohmann

unread,
Mar 24, 2018, 11:11:54 AM3/24/18
to
Was ist denn vor dem "dann" passiert. Und was später?

Wenn man den Satz isoliert betrachtet hast du natürlich R/recht:

... dann merkte er, dass es ihr Ernst war, der da um die Ecke
geschlichen kam ...

Ralf Joerres

unread,
Mar 24, 2018, 1:11:32 PM3/24/18
to
Am Freitag, 23. März 2018 10:08:03 UTC+1 schrieb H.-P. Schulz:
> Martin Gerdes <martin...@gmx.de> schrieb:
> >H.-P. Schulz <hps...@online.de> schrieb:

> >Der fragliche Satz lautete:
> >
> >| Sie können sich erst dann konzentrieren, wenn
> >| es Ernst wird und nur noch wenige Stunden bis
> >| zu ihrer Deadline bleiben.
> >
> >... wenn es _was?_ wird ... Ernst.
>
> Nein, das geht gar nicht, das ist Quatsch. Oder Komik. Oder so.
> >
> >Das kann man machen.
>
> Wenn man kalauert, ja.

Vgl.: Das ist mein voller Ernst. Das ist doch nicht dein Ernst!?
"Aus jugendlichem Idealismus wird blutiger Ernst." (gea.de)

Hier liegt der Fall aber klar.

> "Es wird ernst" ist ja aber sowieso nicht völlig grammatisch, sondern
> eine umgangsprachliche Wendung.

Merkwürdige Grammatikauffassung, Umgangssprache ist also ungrammatisch
bzw. im Zweifel 'nicht völlig grammatisch'.

> Das widersetzt sich der feingliedrigen Analyse; Handlupe reicht,
> Hochleistungsmikroskop wäre Übertreibung; inadäquat.
>
> > Die Frage mit _wie_? funktioniert aber auch:
> >
> >... wenn es _wie?_ wird ... ernst.

Es könnte auch sein, das hier keine dieser auf Krücken humpelnden
Fragen so recht passen mag. Man kann auch viele andere Adjektive
nicht mit 'wie' erfragen, jedenfalls nicht auf eine Weise, die sich
nach normalem Deutsch anhört:

'Wir sind quitt.' ?Wie sind wir?

Die grammatische Fragetechnik ist eine Behelfstechnik, die reihenweise
schiefe Fragesätze erzeugt. Man darf an sie nicht die Maßstäbe natürlicher
Sprache anlegen.

> 'ernst', also das Adjektiv, ist imho eine Art Ableitung - eine
> Ableitung ohne Morph.
> Das gibt es hier und da, freilich nicht häufig.
> 'wert', 'heil', 'recht', (evtl. 'gut'), 'angst' ... wäre da noch
> Kandidaten.
>
> Ich kenne noch 'rand' ("Das ist rand."), aber das steht schon nicht
> mehr im Wörterbuch.

? Ich kenne nur 'das ist mir wumpe'. Womit wir bei 'das ist wurscht'
wären: Adjektiv oder Substantiv?

Gruß Ralf Joerres

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 24, 2018, 1:25:27 PM3/24/18
to
Moin,

Am Samstag, 24. März 2018 18:11:32 UTC+1 schrieb Ralf Joerres:

> > > Die Frage mit _wie_? funktioniert aber auch:
> > >
> > >... wenn es _wie?_ wird ... ernst.
>
> Es könnte auch sein, das hier keine dieser auf Krücken humpelnden
> Fragen so recht passen mag. Man kann auch viele andere Adjektive
> nicht mit 'wie' erfragen, jedenfalls nicht auf eine Weise, die sich
> nach normalem Deutsch anhört:
>
> 'Wir sind quitt.' ?Wie sind wir?

Das ist wie 'pleite' auch ein
unvollständiges, undeklinierbares Adjektiv.

> Die grammatische Fragetechnik ist eine Behelfstechnik, die reihenweise
> schiefe Fragesätze erzeugt. Man darf an sie nicht die Maßstäbe natürlicher
> Sprache anlegen.

Zudem fragt 'Wie?' auch nach Adverbien.

Gruß, ULF

Ralf Joerres

unread,
Mar 24, 2018, 1:59:27 PM3/24/18
to
Am Donnerstag, 22. März 2018 03:13:43 UTC+1 schrieb Gunhild Simon:
> Am Mittwoch, 21. März 2018 19:44:43 UTC+1 schrieb Bertel Lund Hansen:
> > Gunhild Simon skrev:
> >
> > > Jetzt bringt mich die folgende Formulierung
> > > zum Grübeln. Geht hier beides?
> >
> > > wenn es Ernst wird
>
> Ich glaube (...), daß dies ein Grenzfall ist.
> Hier sind beide Möglichkeiten denkbar.
> Aus diesem Grund habe ich ihn zur Diskussion
> gestellt.
>
> Ich würde mich spontan für Kleinschreibung
> entscheiden. (Sonst wäre der Satz mir wohl
> nicht aufgefallen.)

Die Frage ist für mich, woher Du das Kriterium nimmst,
'ernst' hier als Adjektiv zu nehmen (würde ich auch
machen). Immerhin gibt es ja ähnliche Sätze:
1 Aus Spiel kann schnell Ernst werden.
2 Sie wurde plötzlich sehr ernst.
3 Meinst du das ernst?
4 Meinst du das im Ernst?
5 Im Ernst oder für Spaß? ...,
bei denen die Entscheidung nicht besonders schwer fällt.

Und dann sind da noch Sätze wie
6 es wird wieder kälter
7 es wird Tag
8 komm doch auch, das wird bestimmt super
9 zur Diskussion kommt der Gysi, das wird Hammer!
10 das ist jetzt kein Spiel mehr, das ist Ernst

Für +Substantiv spräche Satz 1, aber dieser Satz hat
einen anderen Kern. Für +Adjektiv spräche etwa Satz 8.
Gegen +Adjektiv spräche, das man dieses 'ernst werden'
nicht in eine Reihe 'es wurde ernst' > 'es war dann
ernst' stellen kann, oder? So wie: 'es wurde später
richtig nett an dem Abend' > 'es war dann doch noch
ganz nett'.

Für mich sieht es so aus, dass dieses 'ernst' nicht
ein 'normales Adjektiv' ist, das gegen ein anderes
Adjektiv ausgetauscht werden kann, so wie bei 'es
wird wieder wärmer / kalt / ungemütlich / nett'.
Mir erscheint 'es wird ernst' in vielen Zusammen-
hängen wie eine stehende Wendung mit der Bedeutung
'es kommt hart auf hart', 'es geht um Sein oder
Nichtsein', 'es kommt die Stunde der Wahrheit':
Für den Verein wird es ernst beim nächsten Spiel.
Wahrscheinlich spielen 'etwas/jemanden ernstnehmen',
'etwas ernst meinen' auch eine Rolle. Aus diesen
Verbindungen kennt man das Adjektiv 'ernst' als
Objektprädikativ, also warum es in 'es wird ernst'
nicht auch als Subjektprädikativ benutzen?

Für mich noch schwieriger zu entscheiden:
Er macht jetzt ernst / Ernst. Aber haben wir dieses
Problem nicht auch mit radfahren / Rad fahren?

Gruß Ralf Joerres

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 24, 2018, 2:03:07 PM3/24/18
to
Moin nochmal,

Am Samstag, 24. März 2018 18:11:32 UTC+1 schrieb Ralf Joerres:

> > >Der fragliche Satz lautete:
> > >
> > >| Sie können sich erst dann konzentrieren, wenn
> > >| es Ernst wird und nur noch wenige Stunden bis
> > >| zu ihrer Deadline bleiben.
> > >
> > >... wenn es _was?_ wird ... Ernst.
> >
> > Nein, das geht gar nicht, das ist Quatsch. Oder Komik. Oder so.
> > >
> > >Das kann man machen.
> >
> > Wenn man kalauert, ja.
>
> Vgl.: Das ist mein voller Ernst. Das ist doch nicht dein Ernst!?
> "Aus jugendlichem Idealismus wird blutiger Ernst." (gea.de)

Da hatte ich einen Teil Deines Beitrag zu beantworten versäumt.

Wenn wir schon beim Kalauern sind:

https://www.mundmische.de/bedeutung/16077-Aus_Spass_wurde_Ernst_Ernst_ist_heute_3_Jahre_alt

Gruß, ULF

Ralf Joerres

unread,
Mar 24, 2018, 2:04:24 PM3/24/18
to
Am Mittwoch, 21. März 2018 23:22:36 UTC+1 schrieb Stefan Schmitz:

> Ich finde, hier muss man klein schreiben.
> Etwas kann nicht Ernst werden, entweder ist es Ernst oder nicht. Zu "werden"
> gehört ein Adjektiv (oder ein Beruf, Amt o.ä.).

Ja, aber ist doch komisch, oder?
Etwas wird ernst, und dann ist es Ernst, aber:
Etwas wird gut, und dann ist es gut.

Gibt es noch andere Fälle von gleichlautendem Adjektiv und
Substantiv bei Quasi-Bedeutungsgleichheit?

Ralf Joerres

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 24, 2018, 2:06:45 PM3/24/18
to
Moin nochmal,

Am Samstag, 24. März 2018 19:04:24 UTC+1 schrieb Ralf Joerres:

> > Etwas kann nicht Ernst werden, entweder ist es Ernst oder nicht. Zu "werden"
> > gehört ein Adjektiv (oder ein Beruf, Amt o.ä.).
>
> Ja, aber ist doch komisch, oder?
> Etwas wird ernst, und dann ist es Ernst, aber:
> Etwas wird gut, und dann ist es gut.
>
> Gibt es noch andere Fälle von gleichlautendem Adjektiv und
> Substantiv bei Quasi-Bedeutungsgleichheit?

Schon genannt: pleite/Pleite.

Kann man aber eher gehen als werden.

Gruß, ULF

H.-P. Schulz

unread,
Mar 24, 2018, 2:12:58 PM3/24/18
to
Ralf Joerres <rjoe...@gmail.com> schrieb:

>Am Freitag, 23. März 2018 10:08:03 UTC+1 schrieb H.-P. Schulz:

>> >... wenn es _was?_ wird ... Ernst.
>>
>> Nein, das geht gar nicht, das ist Quatsch. Oder Komik. Oder so.
>> >
>> >Das kann man machen.
>>
>> Wenn man kalauert, ja.
>
>Vgl.: Das ist mein voller Ernst. Das ist doch nicht dein Ernst!?
>"Aus jugendlichem Idealismus wird blutiger Ernst." (gea.de)

Bei allen diesen Beispielen liegt der Fall anders als bei
"es wird ernst".
"es wird ernst" ist analog zu zB "es wird kalt" oder "es wird
ungemütlich" zu sehen.
Das 'es' ist nur ein grammatikalischer Platzhalter wegen Zweitstellung
des gebeugten Verbs.
>
>Hier liegt der Fall aber klar.
>
>> "Es wird ernst" ist ja aber sowieso nicht völlig grammatisch, sondern
>> eine umgangsprachliche Wendung.
>
>Merkwürdige Grammatikauffassung, Umgangssprache ist also ungrammatisch
>bzw. im Zweifel 'nicht völlig grammatisch'.

Genau. "Grammatisch" meint: Konform dem Kodex.
Man könnte auch sagen, Umgangsprache habe eine eigene - vom
Standard-Kodex wesentlich abweichende - Grammatik.
Könnte man. Ich tu 's aber nicht, weil ich dieser Ansicht nicht bin.
>
>> Das widersetzt sich der feingliedrigen Analyse; Handlupe reicht,
>> Hochleistungsmikroskop wäre Übertreibung; inadäquat.
>>
>> > Die Frage mit _wie_? funktioniert aber auch:
>> >
>> >... wenn es _wie?_ wird ... ernst.
>
>Es könnte auch sein, das hier keine dieser auf Krücken humpelnden
>Fragen so recht passen mag. Man kann auch viele andere Adjektive
>nicht mit 'wie' erfragen, jedenfalls nicht auf eine Weise, die sich
>nach normalem Deutsch anhört:

Mein Reden!
>
>'Wir sind quitt.' ?Wie sind wir?
>
>Die grammatische Fragetechnik ist eine Behelfstechnik, die reihenweise
>schiefe Fragesätze erzeugt. Man darf an sie nicht die Maßstäbe natürlicher
>Sprache anlegen.

Man kann es auch gänzlich sein lassen.
Dieses "Erfragen" ist eine Primarstufendidaktik, nicht mehr; sollte
nicht überdehnt werden!

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 24, 2018, 2:20:01 PM3/24/18
to
Am Samstag, 24. März 2018 19:12:58 UTC+1 schrieb H.-P. Schulz:

> Bei allen diesen Beispielen liegt der Fall anders als bei
> "es wird ernst".
> "es wird ernst" ist analog zu zB "es wird kalt" oder "es wird
> ungemütlich" zu sehen.
> Das 'es' ist nur ein grammatikalischer Platzhalter wegen Zweitstellung
> des gebeugten Verbs.

Wo soll die finite Verbform auch sonst stehen?

Jetzt drehen wir die Sache einmal um:

*Kalt wird.
Kalt wird es.

Gruß, ULF

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 25, 2018, 2:32:32 AM3/25/18
to
Ralf Joerres skrev:

> Die Frage ist für mich, woher Du das Kriterium nimmst,
> 'ernst' hier als Adjektiv zu nehmen (würde ich auch
> machen). Immerhin gibt es ja ähnliche Sätze:

Wie schön es würde sein, wenn ihr die Kleinschreibung einführte.
Jeder konnte dann "ernst" nach seinem eigenem Willen verstehen,
und alle würden glücklich sein. Sie bloss Dänemark!

H.-P. Schulz

unread,
Mar 25, 2018, 3:09:45 AM3/25/18
to
Martin Gerdes <martin...@gmx.de> schrieb:

>H.-P. Schulz <hps...@online.de> schrieb:
>
>>>Vgl.: Das ist mein voller Ernst. Das ist doch nicht dein Ernst!?
>>>"Aus jugendlichem Idealismus wird blutiger Ernst." (gea.de)
>
>>Bei allen diesen Beispielen liegt der Fall anders als bei
>>"es wird ernst".
>
>Vom Wiederholen wird es nicht richtiger.
>
>Man kann Deinen Satz ergänzen, nämlich so:
>
>"Es wird Ernst, und zwar bitterer Ernst."

Musen wäre
"Daraus wird Ernst - bitterer Ernst." genauer, besserer Stil;
oder, mit Adverb:
"es wird ernst, bitter ernst".
>
>>"es wird ernst" ist analog zu zB "es wird kalt" ... zu sehen.
>
>Oder analog zu "Es wird Winter."

"Der Winter naht.", "Der Winter kommt."

Worauf ich hinaus will, ist, dass dieses 'werden' viele
Bedeutungsmöglichkeiten hat - neben den vielen unterschiedlichen
Funktionen (als Auxiliar bspw.), die es auch noch haben kann.
Man sollte es (das Wort 'werden') nicht noch unnötig zusätzlich
befrachten.

'Ernst' ist ein Nomen, weshalb es meist mit Artikel oder anderem
Spezifizierer steht: "Der Ernst des Lebens", "mein voller Ernst", "das
ist nicht dein Ernst!", "im Ernst?" usw..
Wenn Nomen *ohne* Spezifizierer steht, dann ist es so gut wie immer
wendungsweise - oder metasemantisch:"Aus Spiel wurde Ernst", "Ernst
und Heiterkeit sind - metaphorisch - die 'Be'- und 'Kreuz'-Tonarten,
nicht die Dur- und Moll-Skalen!", "Ernst ist nicht dasselbe wie
Verdrießlichkeit" ...

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 25, 2018, 3:21:10 AM3/25/18
to
Bertel Lund Hansen skrev:

> und alle würden glücklich sein. Sie bloss Dänemark!

Siehe.

Manfred Hoß

unread,
Mar 25, 2018, 5:55:23 AM3/25/18
to
Am Wed, 21 Mar 2018 04:42:29 -0700 (PDT) schrieb Gunhild Simon:

> Ich vertrete ,die Regel, daß man
> mit der Frage Was? die Großschreibung,
> also ein Substantiv, ermittele,
> dagegen mit der Frage Wie?, der Frage, die
> durch ein Adjektiv beantwortet wird, die
> Kleinschreibung.
>
> Jetzt bringt mich die folgende Formulierung
> zum Grübeln. Geht hier beides?
>
> wenn es Ernst wird
> http://www.zeit.de/arbeit/2018-03/coworking-spaces-bueros-startups-selbststaendige/seite-2

Ich habe in Band 125 der Digitalen Bibliothek, "Deutsche Literatur von
Luther bis Tucholsky" gesucht.

(E/e)s wird ernst: 5 Fundstellen
(E/e)s wird Ernst: 10 Fundstellen

es ernst wird: 5 Fundstellen
es Ernst wird: 5 Fundstellen

Also geht offensichtlich beides.

Gruß
Manfred.

Jakob Achterndiek

unread,
Mar 25, 2018, 6:13:44 AM3/25/18
to
Am 25.03.2018 um 11:55 schrieb Manfred Hoß:
>
> [..]
> es ernst wird: 5 Fundstellen
> es Ernst wird: 5 Fundstellen
>
> Also geht offensichtlich beides.
>

Könnte es nicht sein, daß das auch davon abhängt, was der
Sprecher uns sagen und der Schreiber uns schreiben will?
--
j/\a

Manfred Hoß

unread,
Mar 25, 2018, 7:23:28 AM3/25/18
to
Das darfst du gerne selbst entscheiden.

es wird (E/e)rnst:

»Nein, Ernst. 's war aber nicht Bonaparte, nur Beyme! Wenn Beyme Kanonen
auffährt, Beyme schießen lässt, da müsst Ihr zugeben, es wird ernst, es
geht los.«
[Alexis: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Deutsche Literatur von Luther
bis Tucholsky, S. 9432
(vgl. Alexis-Ruhe, S. 360)

Die Sorge kommt über uns aus dem »mysteriösen Unbewußtsein«, /es wird/
/ernst mit unserem Niedergange!/ Es hängt nicht mehr von unserer
kapriziösen Laune ab!
[Altenberg: Märchen des Lebens. Deutsche Literatur von Luther bis
Tucholsky, S. 11525
(vgl. Altenberg-Märchen, S. 176)

LORENZ /stürzt herein./ Gnädiger Herr, es wird Ernst. Drunten stehen vier
Nathsknechte, um Euch, wenn Ihr nicht gutwillig geht, mit Gewalt vor
Gericht zu bringen, nun ist kein Aufschub mehr.
[Birch-Pfeiffer: Johannes Gutenberg. Deutsche Literatur von Luther bis
Tucholsky, S. 53298
(vgl. Birch-Guttenberg, S. 35)

BONAPARTE /es ihm vor der Nase wegnehmend und in Stücke reißend./ Das die
Antwort! Man jage den Parlamentär mit Flintenschüssen davon. ... Vorwärts,
es wird Ernst.
[Bleibtreu: Weltgericht. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
57695
(vgl. Bleibtreu-Weltgericht, S. 62)

Der Krippenmacher trat zögernd ein und sah im ungewissen Mondlicht den Mann
in seinem Feiertagsgewande daliegen. »Oho, Weber, ganz sauber angetan,
wollen doch nicht fortgehen heut noch?«
Da langte die hagere Hand nach der des Krippenmachers, und es wisperte
beschwörend: »Nicht die Kinder wecken, Nachbar ... es wird Ernst ... ich
wart von Viertelstund zu Viertelstund auf den Tod ... Nachbar!... Kinder
... Krippelmacher ... bitt'...«
[Christen: Nachbar Krippelmacher. Deutsche Literatur von Luther bis
Tucholsky, S. 88930f.
(vgl. Christen-Erz., S. 56)

Er stieg zu Pferd und ritt zunächst gegen das Kapitol zu, um den Fuß des
Viminal. Hier traf er auf Lucius und seine Isaurier. »Feldherr,« sprach ihn
dieser an, »es wird ernst da draußen. Sehr ernst! Was ist's mit den
Isauriern? Bleibt es bei deinem Befehl?«
[Dahn: Kampf um Rom. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S. 96575
(vgl. Dahn-Rom, S. 649)

»Ich mag den Papagei nicht mehr,« sagte sie mit einem gebrochenen,
zitternden Stimmchen, »verschaffe mir doch einen Raben, Sibilla, einen
schwarzen, melancholischen Raben. /Nevermore/ soll er krächzen, immerfort
/nevermore/, wie in den Poe'schen Gedicht. Ja, /nevermore/, Sibilla,
/nevermore/! Kein Morphium hilft mehr. Es wird Ernst!«
[Dohm: Sibilla Dalmar. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
102719f.
(vgl. Dohm-Dalmar, S. 315)

GENOVEVA.
So willst du mich
Nicht halten? Siehst du nicht? Ich fall ja um!
/Sie umschließt ihn./
So halt mich doch! – Du Armer hast wohl nicht
Geküßt, seit wir geschieden sind! Das ist
Gar lange Zeit! Dein Weib hat viel geküßt!
Komm, Schmerzenreich! Jetzt teilen wir! Doch nimm
Den letzten Kuß, den ich mir nahm, zurück!
/Sie küßt ihn./
O, es wird Ernst!
[Hebbel: Genoveva. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S. 240337
(vgl. Hebbel-W Bd. 1, S. 214)

HAKAM.
Ich bins!
/Für sich./
Ich kenn das Knotenknüpfen längst.
/Zu Assad./
Du stachest mich, und ich, ich hänge dich!
Siehst du, wie alles sich auf Erden dreht?
DER KADI /zu Assad./
Nun? – Es wird Ernst! – Verschwinde noch einmal!
[Hebbel: Der Rubin. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S. 240987
(vgl. Hebbel-W Bd. 1, S. 632-633)

NETTELBECK /steht auf, tritt ans Fenster und sieht hinaus./
Ich hab's gewußt, schon draußen an der Brücke!
Denn plötzlich sah ich die Persante wachsen,
Daran erkannt' ich, wie am Puls der Doctor:
Das letzte Stündlein schlägt. Nun, wie Gott will!
Heut oder morgen. – Kinder, es wird Ernst.
Der Jüngste muß sogleich zum Gneisenau
Nach Bastion Preußen, ihm Rapport zu bringen;
Denn droben merken sie's noch nicht sobald.
[Heyse: Colberg. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S. 261211
(vgl. Heyse-GW1 Bd. 10, S. 470-471)

Das Volk beging die Sünde, sich blind auf ihn zu verlassen – was sollte es
machen, wenn er sprach? Es war noch wirr zerspalten in ein Millionenfeld
einzelner Würmer. Notgedrungen dem trauen, der sich selbst für ehrlich
hielt. Schlimmer: notgedrungen ihm folgen! – Aber es wird ernst? Es gibt
keine Führer mehr.
[Rubiner: Die Erneuerung. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
461753
(vgl. Rubiner-Dichter, S. 314)

Das Gemüt verliert also einen Teil seiner Freiheit, weil es von außen
empfängt, was es vorher durch seine Selbsttätigkeit erzeugte. Die
Vorstellung der Gefahr erhält einen Anschein objektiver Realität, und es
wird Ernst mit dem Affekte.
[Schiller: Über das Pathetische. Deutsche Literatur von Luther bis
Tucholsky, S. 478874
(vgl. Schiller-SW Bd. 5, S. 525)

»Natürlich«, erwiderte Georg. »Aber ich hab dir ja noch was zu sagen,
Felician, was dich interessieren dürfte.« Und er berichtete dem Bruder von
dem Detmolder Telegramm.
Felician schien erstaunt. »Das wird ja ernst«, rief er aus.
»Ja, es wird ernst«, wiederholte Georg.
[Schnitzler: Der Weg ins Freie. Deutsche Literatur von Luther bis
Tucholsky, S. 488252
(vgl. Schnitzler-ES Bd. 1, S. 897)

Ihr sprecht ja, sagte der Dechant wieder bitter und mit einem grinsenden
Lächeln, wie eine Fürstin der Tugend und Ehre. Wehrt Euch! wehrt Euch, wenn
auch nicht gegen die Aussagen der blödsinnigen Armgart, doch gegen den
Ernst, der Euch von einer andern Seite bedroht. Ja, es wird Ernst, so wenig
Eure Hochfahrenheit auch dem warnenden Freunde glauben, und seine Liebe und
Hülfe annehmen will.
[Tieck: Der Hexen-Sabbath. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
548091
(vgl. Tieck-Schriften Bd. 20, S. 322-323)

Sie sprach dies mit verschlossener Leidenschaftlichkeit, erhob sich, machte
sich los von der schluchzenden Gefährtin und ging in ihr Schlafgemach.
Eine Stunde später stürzte Susanne bleich und mit wirren Haaren herein. »Es
wird Ernst,« rief sie der noch wachen und bei der verhängten Lampe
sinnenden Herrin zu; »sie nähern sich dem Schloß. Labourdemont hat nach
Yalta telephoniert; man hat geraten, daß wir uns schleunigst entfernen.
Seit einer Viertelstunde ist übrigens die Leitung zerstört. Ich komme aus
der Garage, das Auto wird in zwanzig Minuten vorfahren. Schnell, schnell,
solang es noch Zeit ist.«
[Wassermann: Christian Wahnschaffe. Deutsche Literatur von Luther bis
Tucholsky, S. 565473f.
(vgl. Wassermann-Wahnschaffe, S. 410)

es (E/e)rnst wird:

Der General hielt auf seine Autorität und duldete keinen Widerspruch von
unten; nach oben erlaubte er sich aber Widerspruch, weil er auch dahin auf
seine Autorität hielt. Er galt für streng, tyrannisch in seinen Launen, ja
Einige nannten ihn barbarisch in der Strenge gegen den gemeinen Soldaten,
und von brutalem Stolz gegen das Civil. Heut erschien er milder. War es der
Anblick der wohlgeordneten Kriegerscharen, war es die Assurance, mit diesem
Heer zu siegen, oder der Ernst, welcher sich der Seele jedes denkenden
Kriegers vor einer Schlacht bemeistert. »Weiß vielleicht Einer von den
Herren,« unterbrach er das Schweigen, »was aus dem Obristwachtmeister von
Eisenhauch geworden? Nach Oesterreich kam er voriges Jahr zu spät, die
Campagne war vorüber. Demnächst schrieb man, daß er aus Alteration
gefährlich erkrankt sei. Es sollte mich doch wundern, ob er sich nicht
wieder bei uns einfindet, wenn es Ernst wird.«
[Alexis: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Deutsche Literatur von Luther
bis Tucholsky, S. 10163f.
(vgl. Alexis-Ruhe, S. 720)

»Ich wußt es. Aber nun die Ohren steif. Wer ein Hundsfott ist, kriegt die
Kugel vor den Kopf. Ich bin ein spaßhafter Mann, aber wenn es Ernst wird,
versteh ich keinen Spaß. Und nun vorwärts! Feldgeschrei ›Zieten!‹ und
Losung ›Hohen-Vietz!‹ Das können sie nicht nachplappern... Und wißt ihr,
wer sie holen soll, sie und ihren Kaiser?«
[Fontane: Vor dem Sturm. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
125130
(vgl. Fontane-RuE Bd. 2, S. 355)

»Hier bin ich; ich, Hektor, Freund meines Freundes Lewin. Ich weiß, daß es
Ernst wird, und weil ich es weiß, will ich mit dabeisein.«
[Fontane: Vor dem Sturm. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
125213f.
(vgl. Fontane-RuE Bd. 2, S. 407)

Jeder will sehen und hören, und vielleicht hinterher ein wenig renommieren,
das ist alles; er denkt nicht daran, Hand anzulegen, wenn es ernst wird, er
will nicht kämpfen oder sich persönlich Gefahren aussetzen, er will nur mit
schreien und möglichst mit unnütz sein, während die andern die Kastanien
aus dem Feuer holen.
[Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Deutsche Literatur von
Luther bis Tucholsky, S. 130260
(vgl. Fontane-NA Bd. 9, S. 229)

Nach Verlauf einer Stunde fanden sie sich wieder zusammen. Wilhelm nahm das
Wort und sagte: »Sonst, da ich ohne Zweck und Plan leicht, ja leichtfertig
lebte, kamen mir Freundschaft, Liebe, Neigung, Zutrauen mit offenen Armen
entgegen, ja sie drängten sich zu mir; jetzt, da es Ernst wird, scheint das
Schicksal mit mir einen andern Weg zu nehmen. [...]«
[Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Deutsche Literatur von Luther bis
Tucholsky, S. 173786
(vgl. Goethe-HA Bd. 7, S. 534)

Und nur die ganz kleinen Gesandtschaftswachen! Was können die ausrichten,
wenn es ernst wird?
[Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Deutsche Literatur von Luther
bis Tucholsky, S. 259106
(vgl. Heyking-Briefe, S. 198)

MONALDESCHI. Wackre Henkersknechte! Zwei mindestens gehn mit mir hinab,
wenn es Ernst wird! Mein Arm ist stark und meine Klinge fest.
[Laube: Monaldeschi. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
338679f.
(vgl. Laube-GW Bd. 23, S. 143)

DER GOUVERNEUR. Seien Sie nicht hochmütig. Ich kenne diesen Ton bei den
Untersuchungsgefangenen, er hört bald genug auf, wenn es ernst wird. Sie
sind nicht der erste, mit dem ich zu tun habe.
[Rubiner: Die Gewaltlosen. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
461297
(vgl. Rubiner-Dichter, S. 59)

Verlaßt euch drauf: Wann es ernst wird, hält das Konjunkturtier das Maul.
Und schon am plötzlichen Schweigen des ewig Quiekenden werdet ihr die
Stunde erkennen.
[Rubiner: Konjunkturbuben. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
461768
(vgl. Rubiner-Dichter, S. 221)

Als er sich entfernte, begleitete ihn Marie hinaus. »Ach Gott«, rief sie
aus, »wie gescheit ist es, daß wir weg kommen! Ich freue mich sehr! Und er
ist ja förmlich ausgewechselt, seit es ernst wird.«
[Schnitzler: Sterben. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S.
489170
(vgl. Schnitzler-ES Bd. 1, S. 158)

Gruß
Manfred.

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 25, 2018, 3:28:45 PM3/25/18
to
Martin Gerdes skrev:

> der gefangene floh
> sie haben liebe genossen

> wir essen jetzt opa

Ich kenne solche Beispiele. Die sind konstruiert. Solche wurden
auch vor 1948 auf Dänisch diskutiert. Damit sind wir seit langem
aufgehört.

Bei realistischen Beispielen in realistischem Kontext existiert
das Problem nicht.

Detlef Meißner

unread,
Mar 25, 2018, 3:42:27 PM3/25/18
to
Am 25.03.2018 um 21:28 schrieb Bertel Lund Hansen:
> Martin Gerdes skrev:
>
>> der gefangene floh
>> sie haben liebe genossen
>
>> wir essen jetzt opa
>
> Ich kenne solche Beispiele. Die sind konstruiert. Solche wurden
> auch vor 1948 auf Dänisch diskutiert. Damit sind wir seit langem
> aufgehört.

Nein, sie sind nicht konstruiert.

Anderes Beispiel: Der liebe frühling ist zu ende.
(ist wohl von einem Dichter)

Hast du in moskau liebe genossen?

Hilf doch den armen vögeln.

Der gefangene floh.

Die nackte sucht zu quälen.

Wäre er doch nur dichter.

In der Straßenbahn: Alle dichter zusammenrücken!

Vom fenster aus sah sie den geliebten rasen.

Sie konnte geschickt blasen und glieder behandeln.

Sich brüsten und anderen zuwenden.

Der sieht dir ungeheuer ähnlich.

Die nackte sucht zu quälen.

> Bei realistischen Beispielen in realistischem Kontext existiert
> das Problem nicht.

Doch. Wenn man sich auf die Suche macht, kann man regelmäßig so etwas
finden.

Detlef


Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 25, 2018, 5:18:46 PM3/25/18
to
Martin Gerdes skrev:

> Es existiert auch in realistischen Beispielen in realistischem Kontext,
> aber solche Fälle sind -- das will ich einräumen -- recht selten.

Die deutsche gesprochene Sprache funktioniert so weit ich weiss
ganz gut, oder?

> Diskutieren wir nicht gerade eins?

Wo ist das reelle Problem bei ernst/Ernst? Wenn es ein gibt - wie
löst man denn das beim Sprechen?

H.-P. Schulz

unread,
Mar 26, 2018, 2:53:42 AM3/26/18
to
Martin Gerdes <martin...@gmx.de> schrieb:

>H.-P. Schulz <hps...@online.de> schrieb:
>
>>>Vom Wiederholen wird es nicht richtiger.
>
>>MUSEN wäre
>>"Daraus wird Ernst - bitterer Ernst." genauer, besserer Stil;
>>oder, mit Adverb:
>>"es wird ernst, bitter ernst".
>
>De gustibus non est disputandum.

Eine Stilfrage ist nicht dasselbe wie eine Geschmacksfrage.
Aber, klar, zugegeben, das ist subtil ... :)
>
>
>Es geht hier zunächst einmal darum, ob man "werden" zwangsläufig ein
>Adjektiv/Adverb folgen muß oder ob auch ein Substantiv folgen kann.
>
>Beides ist möglich:
>
>Es wird kalt.
>Es wird Winter.

Eine Stilfrage, wie ich bereits sagte. Und ich habe das ja auch ein
bisschen begründet. Dem kann man nun folgen - oder nicht.
>
>Somit läßt sich grammatisch nicht eindeutig entscheiden, ob es heißen
>muß:
>
>Es wird ernst oder
>Es wird Ernst.

Eine Stilfrage, s.o.
>
>>Worauf ich hinaus will, ist, dass dieses 'werden' viele
>>Bedeutungsmöglichkeiten hat
>
>Worauf ich hinauswill, ist, daß Du mit Deiner harten Einschätzung falsch
>gewickelt bist.

Ich denke, desd ist genau der passende Ort für solch "harte
Einschätzung".

Ralf Joerres

unread,
Mar 26, 2018, 3:43:56 AM3/26/18
to
Wie sagt man noch gleich in Neo-Deutsch: 'Da bin ich ganz bei Dir.'
Allerdings wird es dann für die maschinelle Sprachanalyse
schwieriger. Wo mir das gerade einfällt, komme ich auf den
Gedanken, dass die Groß- und Kleinschreibung _auch_ eine Art
Latein-Ersatz für die weniger gebildeten Stände ist: Wenigstens
an diesem Punkt müssen sie einmal grammatisch denken,auch wenn sie
das Wort 'grammatisch' nicht in den Mund nehmen würden. Leider ist
der breite Mann sehr denkfaul und jedweder Grammatik abhold, und sei
sie auch noch so mundgerecht serviert. Ein echtes Problem für die
Genderfraktion, das mit der Denkfaulheit bzw. Ökonomie: Wer will sich
schon immer überlegen, ob er 'mein Gemüsehändler an der Ecke' sagen
darf, obwohl 'der Inhaber' im konkreten Fall eine Frau ist.

So denke ich denn: Anstatt Sudoku-Aufgaben zu lösen oder mit dem
Smartphone herumzudaddeln, sollte das gemeine Volk ruhig ein bisschen
Lebenszeit und -Energie daransetzen, sich den Unterschied zwischen
Substantiven und Nicht-Substantiven bewusst zu halten. Das kann das
Fremdsprachenlernen nur fördern. Allerdings müsste dann in der Schule
auf eine tragfähige Substantiv-Definition hingesteuert werden - um
diese Frage geht es ja auch hier. Was das angeht, sieht es im
Deutschunterricht wahrscheinlich finster aus. Man erwartet da von den
Schülern teilweise recht subtile Unterscheidungen, gibt ihnen aber nicht
die Werkzeuge, um diese zu treffen. Anders gesagt: Die im Grunde
ziemlich logische Unterscheidung zwischen Substantiven und den anderen
Wortarten wird wohl oft genug durch verwirrende Begrifflichkeiten
à la 'substantiviertes Verb / Adjektiv ...' und viele schlecht
passende Ad-hoc-Erklärungen zerbröselt.

Gruß Ralf Joerres

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 26, 2018, 4:00:42 AM3/26/18
to
Ralf Joerres skrev:

> Wie sagt man noch gleich in Neo-Deutsch: 'Da bin ich ganz bei Dir.'
> Allerdings wird es dann für die maschinelle Sprachanalyse
> schwieriger.

Da hast du Recht/recht.

> Die im Grunde ziemlich logische Unterscheidung zwischen
> Substantiven und den anderen Wortarten wird wohl oft genug
> durch verwirrende Begrifflichkeiten à la 'substantiviertes
> Verb / Adjektiv ...' und viele schlecht passende
> Ad-hoc-Erklärungen zerbröselt.

Ja, die Sprache passt leider nicht immer zur Grammatik.

Ralf Joerres

unread,
Mar 26, 2018, 4:22:13 AM3/26/18
to
Am Sonntag, 25. März 2018 21:42:27 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:
> Am 25.03.2018 um 21:28 schrieb Bertel Lund Hansen:
> > Martin Gerdes skrev:
> >
> >> der gefangene floh
> >> sie haben liebe genossen
> >
> >> wir essen jetzt opa
> >
> > Ich kenne solche Beispiele. Die sind konstruiert. Solche wurden
> > auch vor 1948 auf Dänisch diskutiert. Damit sind wir seit langem
> > aufgehört.
>
> Nein, sie sind nicht konstruiert.
>
> Anderes Beispiel: Der liebe frühling ist zu ende.
> (ist wohl von einem Dichter)

Gewiss, und zwar von einem wenig inspirierten:
Wenn schon von einem 'Frühling der Liebe' die Rede sein soll, dann
will das platte 'ist zu Ende' nicht recht passen. Ein 'zur Neige
gehen' wäre hier weitaus angemessener.

> Hast du in moskau liebe genossen?

Weder die eine noch die andere Lesart erscheint mir auch nur
viertelwegs normal.

> Hilf doch den armen vögeln.

Wat soll dä janze Quatsch!?

> (...)
> Sich brüsten und anderen zuwenden.

Hier mal eben glatt falsch, und zwar in beiden Richtungen, damit's
auch jaa ins Schema passt:

a) ... sich Brüsten und anderen Dingen / und anderem zuwenden
b) sich brüsten und sich anderem zuwenden

Von der arg verhunzten Semantik abgesehen wäre es eine sicherlich
reizvolle Beschäftigung für dadaistisch veranlagte Gemüter, hierzu
passende Kontexte auf entsprechendem Abstrusiätsniveau zu entwickeln.

Auffällig, wie viele dieser 'Belege' doch mit sexueller Doppeldeutig-
keit arbeiten. Da haben sich die Dichter denn doch ein bisschen viel
vorgenommen, wie beim Schüttelreim: Man kann solche zwar finden, sehr
sinnvoll sind diese Verse in aller Regel nicht. Warum muss es denn
so oft der frivole Nebensinn sein, der für solche Beispiele herhalten
muss? Ist doch klar: Es geht nur um den Knalleffekt, um flüchtige
Beeindruckung, das Abernten von Lachern, nicht um gedankliche Durch-
dringung des eigentlichen Problems.

> > Bei realistischen Beispielen in realistischem Kontext existiert
> > das Problem nicht.
>
> Doch. Wenn man sich auf die Suche macht, kann man regelmäßig so etwas
> finden.

Wenn Du, lieber Detlef Meißner, diese herbeizitierten Sätze für
Zeugnisse realistischen Sprachgebrauchs hältst, dann eröffnen sich
der Sprachreflexion bahnbrechend neue Welten: Ich nominiere Dich hiermit
für die Anwartschaft auf den Titel 'Neubegründer der phantastischen
Grammatik'.

Gruß Ralf Joerres

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 26, 2018, 4:33:57 AM3/26/18
to
Am Montag, 26. März 2018 08:53:42 UTC+2 schrieb H.-P. Schulz:

> >Es wird kalt.
> >Es wird Winter.
>
> Eine Stilfrage, wie ich bereits sagte.

Da sagte der slowakische Mitreisende an einem Augustabend wegen
des offenen Abteilfensters "zima".

Kannte ich aus dem Russischen als "Winter", kam aber dann doch
drauf, was er meinte. Dürfte aber weiter ein Substantiv
gewesen sein.

Gruß, ULF

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 26, 2018, 4:35:06 AM3/26/18
to
Moin,

Am Montag, 26. März 2018 10:22:13 UTC+2 schrieb Ralf Joerres:
> Am Sonntag, 25. März 2018 21:42:27 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:

> > Anderes Beispiel: Der liebe frühling ist zu ende.
> > (ist wohl von einem Dichter)
>
> Gewiss, und zwar von einem wenig inspirierten:
> Wenn schon von einem 'Frühling der Liebe' die Rede sein soll, dann
> will das platte 'ist zu Ende' nicht recht passen. Ein 'zur Neige
> gehen' wäre hier weitaus angemessener.

... neigt sich dem Ende.

Gruß, ULF

Ralf Joerres

unread,
Mar 26, 2018, 4:37:10 AM3/26/18
to
Ah ja, hatte ich dann überlesen.

Bei 'er ist pleite' kann pleite nur Adjektiv sein, bei 'das wird
eine einzige Pleite' offensichtlich nur Substantiv. Bei 'pleitegehen'
könnte man fragen, ob das Verb vom Adjektiv oder vom Substantiv
abgeleitet ist - nach meinem Gefühl seltsamerweise vom Adjektiv -,
das ist aber egal, denn es wird so oder so ins Verb inkorporiert.

Übrigens könnte man mit 'gut'/'Gut' auch konstruieren:
- alles wird gut, vs.
- für den Ökonomen wird alles Gut, wenn es nix kost', dann eben ein
'freies Gut'

Gruß Ralf Joerres

Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 4:42:12 AM3/26/18
to
Am 26.03.2018 um 10:22 schrieb Ralf Joerres:
> Am Sonntag, 25. März 2018 21:42:27 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:
>> Am 25.03.2018 um 21:28 schrieb Bertel Lund Hansen:
>>> Martin Gerdes skrev:
>>>
>>>> der gefangene floh
>>>> sie haben liebe genossen
>>>
>>>> wir essen jetzt opa
>>>
>>> Ich kenne solche Beispiele. Die sind konstruiert. Solche wurden
>>> auch vor 1948 auf Dänisch diskutiert. Damit sind wir seit langem
>>> aufgehört.
>>
>> Nein, sie sind nicht konstruiert.
>>
>> Anderes Beispiel: Der liebe frühling ist zu ende.
>> (ist wohl von einem Dichter)
>
> Gewiss, und zwar von einem wenig inspirierten:
> Wenn schon von einem 'Frühling der Liebe' die Rede sein soll, dann
> will das platte 'ist zu Ende' nicht recht passen. Ein 'zur Neige
> gehen' wäre hier weitaus angemessener.

Mag sein, aber der Dichter hat sich bestimmt etwas dabei ghedacht. ;-)
>
>> Hast du in moskau liebe genossen?
>
> Weder die eine noch die andere Lesart erscheint mir auch nur
> viertelwegs normal.

Für echte Kommunisten war das mal Alltag.
>
>> Hilf doch den armen vögeln.
>
> Wat soll dä janze Quatsch!?

Fütterst du im Winter nicht die Vögel?

>> (...)
>> Sich brüsten und anderen zuwenden.
>
> Hier mal eben glatt falsch, und zwar in beiden Richtungen, damit's
> auch jaa ins Schema passt:
>
> a) ... sich Brüsten und anderen Dingen / und anderem zuwenden
> b) sich brüsten und sich anderem zuwenden
>
> Von der arg verhunzten Semantik abgesehen wäre es eine sicherlich
> reizvolle Beschäftigung für dadaistisch veranlagte Gemüter, hierzu
> passende Kontexte auf entsprechendem Abstrusiätsniveau zu entwickeln.
>
> Auffällig, wie viele dieser 'Belege' doch mit sexueller Doppeldeutig-
> keit arbeiten.

Ganz einfach: Weil man sich das besser merkt!

> Da haben sich die Dichter denn doch ein bisschen viel
> vorgenommen, wie beim Schüttelreim: Man kann solche zwar finden, sehr
> sinnvoll sind diese Verse in aller Regel nicht. Warum muss es denn
> so oft der frivole Nebensinn sein, der für solche Beispiele herhalten
> muss? Ist doch klar: Es geht nur um den Knalleffekt, um flüchtige
> Beeindruckung, das Abernten von Lachern, nicht um gedankliche Durch-
> dringung des eigentlichen Problems.

Das halte ich für eine Unterstellung. Aber du bist offensichtlich für
die Kleinschreibung.
>
>>> Bei realistischen Beispielen in realistischem Kontext existiert
>>> das Problem nicht.
>>
>> Doch. Wenn man sich auf die Suche macht, kann man regelmäßig so etwas
>> finden.
>
> Wenn Du, lieber Detlef Meißner, diese herbeizitierten Sätze für
> Zeugnisse realistischen Sprachgebrauchs hältst, dann eröffnen sich
> der Sprachreflexion bahnbrechend neue Welten: Ich nominiere Dich hiermit
> für die Anwartschaft auf den Titel 'Neubegründer der phantastischen
> Grammatik'.

Ich schrieb, dass man regelmäßig solche Sätze findet. Man muss nur mal
darauf achten. Leider habe ich mir in den vergangenen Jahrzehnten nicht
die Mühe gemacht, sie zu sammeln, aber wenn ich gewusst hätte ...

Und deinen Sarkasmus lass stecken!

Detlef

Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 4:46:56 AM3/26/18
to
Ja, um Längen besser.

Und "Der Liebe Frühling ist zu Ende" war aus dem Gedächtnis zitiert.

Apropos neigen:

Der Tag neigt sich zu Ende,
^^^^^^^^^^^^
Es kommt die stille Nacht;
Nun ruht, ihr müden Hände,
Das Tagwerk ist vollbracht.
...
[Julius Sturm]

Detlef


Manfred Hoß

unread,
Mar 26, 2018, 7:15:21 AM3/26/18
to
Du kannst ja mal im Internet suchen. Falls du da etwas findest, dann darfst
da das hier gerne posten. Wenn du selbst im Internet nichts findest, dann
hat sich entweder überhaupt niemand die Mühe gemacht, solche Beispiele zu
sammeln, oder es gibt keine derartigen Beispiele.

Die erste der von mir genannten Möglichkeiten halte ich für höchst
unwahrscheinlich.

Gruß
Manfred.

Jakob Achterndiek

unread,
Mar 26, 2018, 7:17:53 AM3/26/18
to
Am 26.03.2018 um 10:22 schrieb Ralf Joerres:
> Am Sonntag, 25. März 2018 21:42:27 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:
>>
>> Anderes Beispiel: Der liebe frühling ist zu ende.
>> (ist wohl von einem Dichter)
>
> Gewiss, und zwar von einem wenig inspirierten:
> Wenn schon von einem 'Frühling der Liebe' die Rede sein soll,
> dann will das platte 'ist zu Ende' nicht recht passen. Ein
> 'zur Neige gehen' wäre hier weitaus angemessener.
>

Mit der Poesie ist das so eine Sache: Der Ludwig Tieck läßt
einmal den Frühling sich zur Erde neigen, bei Theodor Fontane
neigt sich der Winter dem Ende zu, bevor Frühling ausbricht -
das war's dann auch schon. "Der Liebe Frühling", der nicht
wiederkehrt, wird zweimal in einem Gedicht der Charlotte von
Ahlefeld, geborene von Seebach, bedichtet. Die wiederum
empfehle ich Deiner Aufmerksamkeit. Goethe hat die etwa
Zwanzigjährige als Verkörperung der Landwirtschaft in einem
allegorischen Umzug auftreten lassen; dazu paßt dies Portrait:
<https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/97/Charlotte_von_Ahlefeld.jpg/440px-Charlotte_von_Ahlefeld.jpg>
Ihre Biographie ist bewegt und bewegend wie ihre Poesie. Als
geschiedene Frau hat sie von den Erträgen ihrer umfangreichen
und überwiegend anonym veröffentlichten Schriftstellerei
standesgemäß leben können.
--
j/\a

Ralf Joerres

unread,
Mar 26, 2018, 7:17:57 AM3/26/18
to
Noch besser, dachte ich auch erst, war mir aber nicht sicher, ob diese
sehr elaborierte Konstruktion hier jedem geläufig ist.

Ralf Joerres

Ralf Joerres

unread,
Mar 26, 2018, 7:22:23 AM3/26/18
to
Am Montag, 26. März 2018 10:42:12 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:
> Am 26.03.2018 um 10:22 schrieb Ralf Joerres:
> > Am Sonntag, 25. März 2018 21:42:27 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:

> >> Wenn man sich auf die Suche macht, kann man regelmäßig so etwas
> >> finden.

> Ich schrieb, dass man regelmäßig solche Sätze findet. Man muss nur mal
> darauf achten. Leider habe ich mir in den vergangenen Jahrzehnten nicht
> die Mühe gemacht, sie zu sammeln, aber wenn ich gewusst hätte ...

Ja, schade. Aber da man sie 'regelmäßig' findet, wird es nicht
schwerfallen, Deine Behauptung von nun an mit Beispielen zu belegen.

Gruß Ralf Joerres

Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 7:30:19 AM3/26/18
to
Na also!

Detlef

Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 7:32:31 AM3/26/18
to
Am 26.03.2018 um 13:15 schrieb Manfred Hoß:
> Am Mon, 26 Mar 2018 10:42:09 +0200 schrieb Detlef Meißner:
>> Am 26.03.2018 um 10:22 schrieb Ralf Joerres:
>
>>> Wenn Du, lieber Detlef Meißner, diese herbeizitierten Sätze für
>>> Zeugnisse realistischen Sprachgebrauchs hältst, dann eröffnen sich
>>> der Sprachreflexion bahnbrechend neue Welten: Ich nominiere Dich hiermit
>>> für die Anwartschaft auf den Titel 'Neubegründer der phantastischen
>>> Grammatik'.
>>
>> Ich schrieb, dass man regelmäßig solche Sätze findet. Man muss nur mal
>> darauf achten. Leider habe ich mir in den vergangenen Jahrzehnten nicht
>> die Mühe gemacht, sie zu sammeln, aber wenn ich gewusst hätte ...
>
> Du kannst ja mal im Internet suchen.

Kann ich. Ich kann's aber auch sein lassen.

> Falls du da etwas findest, dann darfst
> da das hier gerne posten.

Oh wie freundlich.

> Wenn du selbst im Internet nichts findest, dann
> hat sich entweder überhaupt niemand die Mühe gemacht, solche Beispiele zu
> sammeln, oder es gibt keine derartigen Beispiele.

Deine Logik ist frappierend.

> Die erste der von mir genannten Möglichkeiten halte ich für höchst
> unwahrscheinlich.

Das kannst du halten wie du willst.

Detlef

Ralf Joerres

unread,
Mar 26, 2018, 7:36:44 AM3/26/18
to
Ach so, Du hast das also nur für uns arme Deppen runtertransformiert!?

Ich glaubet bald!

Ralf Joerres

Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 7:36:54 AM3/26/18
to
Du weißt, was regelmäßig heißt?

Vor etwa einer Woche hatte ich so ein Beispiel, es ist mir leider
entfallen. Und vor zwei Tagen, als ich über eine Arbeit gesehen habe.

Wenn man eine Rechtschreibkorrektur verwendet, die nicht ganz so gut
ist, dann fällt einem so etwas leichter auf.
Man muss natürlich auch etwas darauf trainiert sein - wie z.B. auf das
Auffinden von Teekesselchen.

Detlef

Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 7:40:47 AM3/26/18
to
Nö.
Aber du doch offensichtlich.

Detlef


Manfred Hoß

unread,
Mar 26, 2018, 7:51:14 AM3/26/18
to
Am Mon, 26 Mar 2018 13:32:27 +0200 schrieb Detlef Meißner:

> Am 26.03.2018 um 13:15 schrieb Manfred Hoß:
>> Am Mon, 26 Mar 2018 10:42:09 +0200 schrieb Detlef Meißner:
>>> Am 26.03.2018 um 10:22 schrieb Ralf Joerres:
>>
>>>> Wenn Du, lieber Detlef Meißner, diese herbeizitierten Sätze für
>>>> Zeugnisse realistischen Sprachgebrauchs hältst, dann eröffnen sich
>>>> der Sprachreflexion bahnbrechend neue Welten: Ich nominiere Dich hiermit
>>>> für die Anwartschaft auf den Titel 'Neubegründer der phantastischen
>>>> Grammatik'.
>>>
>>> Ich schrieb, dass man regelmäßig solche Sätze findet. Man muss nur mal
>>> darauf achten. Leider habe ich mir in den vergangenen Jahrzehnten nicht
>>> die Mühe gemacht, sie zu sammeln, aber wenn ich gewusst hätte ...
>>
>> Du kannst ja mal im Internet suchen.
>
> Kann ich. Ich kann's aber auch sein lassen.

Du kannst es natürlich auch sein lassen, aber dann dann sind deine
Beschwerden über angebliche Missverständnisse durch Kleinschreibung mehr
als flüssig.

Gruß
Manfred.

Ralf Joerres

unread,
Mar 26, 2018, 7:53:43 AM3/26/18
to
Am Montag, 26. März 2018 13:17:53 UTC+2 schrieb Jakob Achterndiek:
> Am 26.03.2018 um 10:22 schrieb Ralf Joerres:
> > Am Sonntag, 25. März 2018 21:42:27 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:
> >>
> >> Anderes Beispiel: Der liebe frühling ist zu ende.
> >> (ist wohl von einem Dichter)
> >
> > Gewiss, und zwar von einem wenig inspirierten:
> > Wenn schon von einem 'Frühling der Liebe' die Rede sein soll,
> > dann will das platte 'ist zu Ende' nicht recht passen. Ein
> > 'zur Neige gehen' wäre hier weitaus angemessener.
> >
>
> Mit der Poesie ist das so eine Sache: Der Ludwig Tieck läßt
> einmal den Frühling sich zur Erde neigen, bei Theodor Fontane
> neigt sich der Winter dem Ende zu, bevor Frühling ausbricht -
> das war's dann auch schon. "Der Liebe Frühling", der nicht
> wiederkehrt, wird zweimal in einem Gedicht der Charlotte von
> Ahlefeld, geborene von Seebach, bedichtet. Die wiederum
> empfehle ich Deiner Aufmerksamkeit. Goethe hat die etwa
> Zwanzigjährige als Verkörperung der Landwirtschaft in einem
> allegorischen Umzug auftreten lassen; dazu paßt dies Portrait:
> <https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/97/Charlotte_von_Ahlefeld.jpg/440px-Charlotte_von_Ahlefeld.jpg>

Sieht nett aus.

> Ihre Biographie ist bewegt und bewegend wie ihre Poesie. Als
> geschiedene Frau hat sie von den Erträgen ihrer umfangreichen
> und überwiegend anonym veröffentlichten Schriftstellerei
> standesgemäß leben können.

Da lese ich: "Der Graf wurde zum Sitzen genöthigt, und Marie erlangte ihr
unbefangnes Wesen wieder, als ihr der Vater den Auftrag gab, eine Flasche
alten Rheinwein aus dem Keller zu holen, mit welcher er ihn bewirthen
wollte. Wodmar folgte ihr mit seinen Blicken, – Marie war schön wie ein
Engel. Ihre einfache, aber saubre, bürgerliche Kleidung lieh ihren Reizen
nichts, ohne sie allzuneidisch zu verhüllen." (Marie Müller, Kap. 2)

Der letzte Satz lässt mich grübeln. Ich übersetze ihn mir zu "Ihre ...
Kleidung hob ihre reizvolle Weiblichkeit nicht noch mehr hervor, ohne
sie zugleich ??? zu verbergen.": allzu neidisch? Übertrieben streng?
Wie verstehst Du das?

Ralf Joerres

Ralf Joerres

unread,
Mar 26, 2018, 7:56:06 AM3/26/18
to
Am Donnerstag, 22. März 2018 16:07:38 UTC+1 schrieb Dieter Britz:
> On Wed, 21 Mar 2018 04:42:29 -0700, Gunhild Simon wrote:
>
> > Ich vertrete ,die Regel, daß man mit der Frage Was? die Großschreibung,
> > also ein Substantiv, ermittele,
> > dagegen mit der Frage Wie?, der Frage, die durch ein Adjektiv
> > beantwortet wird, die Kleinschreibung.
> >
> > Jetzt bringt mich die folgende Formulierung zum Grübeln. Geht hier
> > beides?
> >
> > wenn es Ernst wird
> > http://www.zeit.de/arbeit/2018-03/coworking-spaces-bueros-startups-
> selbststaendige/seite-2
> >
> > Gruß Gunhild
>
> Mein laienhaftes Gefühl sagt mir, beides ist richtig,
> aber man hat dann zwei verschiedene Sätze. Mit "ernst"
> meint man das Adjektiv, und mit "Ernst" das Substantiv.

Manchmal ist die Lösung so genial einfach, dass man einfach nicht
drauf kommt.

Ralf Joerres

Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 8:22:23 AM3/26/18
to
Wo habe ich mich denn beschwert?

Detlef

xylo...@gmail.com

unread,
Mar 26, 2018, 9:38:34 AM3/26/18
to
Am Montag, 26. März 2018 10:33:57 UTC+2 schrieb Ulf.K...@web.de:

> Da sagte der slowakische Mitreisende an einem Augustabend wegen
> des offenen Abteilfensters "zima".

Nun, Du Guter, Du, und was meinte der Slowake nun? Hm?

FR

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 26, 2018, 10:13:31 AM3/26/18
to
Moin,

Am Montag, 26. März 2018 10:46:56 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:

> >>> Anderes Beispiel: Der liebe frühling ist zu ende.
> >>> (ist wohl von einem Dichter)
> >>
> >> Gewiss, und zwar von einem wenig inspirierten:
> >> Wenn schon von einem 'Frühling der Liebe' die Rede sein soll, dann
> >> will das platte 'ist zu Ende' nicht recht passen. Ein 'zur Neige
> >> gehen' wäre hier weitaus angemessener.
> >
> > ... neigt sich dem Ende.
>
> Ja, um Längen besser.
>
> Und "Der Liebe Frühling ist zu Ende" war aus dem Gedächtnis zitiert.
>
> Apropos neigen:
>
> Der Tag neigt sich zu Ende,
> ^^^^^^^^^^^^


> [Julius Sturm]

Auch denkbar:

... neigt sich dem Ende zu.

Gruß, ULF

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 26, 2018, 10:19:45 AM3/26/18
to
Moin,

Am Montag, 26. März 2018 13:30:19 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:

> >>>> Anderes Beispiel: Der liebe frühling ist zu ende.
> >>>> (ist wohl von einem Dichter)
> >>>
> >>> Gewiss, und zwar von einem wenig inspirierten:
> >>> Wenn schon von einem 'Frühling der Liebe' die Rede sein soll, dann
> >>> will das platte 'ist zu Ende' nicht recht passen. Ein 'zur Neige
> >>> gehen' wäre hier weitaus angemessener.
> >>
> >> ... neigt sich dem Ende.
> >
> > Noch besser, dachte ich auch erst, war mir aber nicht sicher, ob diese
> > sehr elaborierte Konstruktion hier jedem geläufig ist.
>
> Na also!

Ist etwas seltener als die Fortsetzung mit 'zu', aber siehe und seht:
https://books.google.de/books?id=jEgzAQAAMAAJ&pg=PA22&dq=%22neigt+sich+dem+Ende.%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiF1bWMl4raAhWKaVAKHRwUBfoQ6AEIODAD#v=onepage&q=%22neigt%20sich%20dem%20Ende.%22&f=false

Gruß, ULF

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 26, 2018, 10:22:31 AM3/26/18
to
Ich möchte wegen allzufrischer Zugluft (Teekesselchen!)
das Fenster nun schließen.

Gruß, ULF

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 26, 2018, 10:27:19 AM3/26/18
to
Ihre Kleidung war nicht aufreizend, ohne indes die Anmut ihrer
Erscheinung prüde zu verbergen.

Hatte mir auch etwas mit Scheffelunterstellung überlegt,
was mir dann aber doch zu "elaboriert" vorkam.

Gruß, ULF

Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 10:44:49 AM3/26/18
to
Am 26.03.2018 um 16:22 schrieb Ulf.K...@web.de:
> Am Montag, 26. März 2018 15:38:34 UTC+2 schrieb xylo...@gmail.com:
>> Am Montag, 26. März 2018 10:33:57 UTC+2 schrieb Ulf.K...@web.de:
>>
>>> Da sagte der slowakische Mitreisende an einem Augustabend wegen
>>> des offenen Abteilfensters "zima".
>>
>> Nun, Du Guter, Du, und was meinte der Slowake nun? Hm?
>
> Ich möchte wegen allzufrischer Zugluft (Teekesselchen!)

Gefällt mir nicht. Zug finde ich besser.

Detlef


Detlef Meißner

unread,
Mar 26, 2018, 10:45:50 AM3/26/18
to
Klar. Ich finde "neigt sich dem Ende" etwas ungewöhnlich.

Detlef

Ulf.K...@web.de

unread,
Mar 26, 2018, 2:14:56 PM3/26/18
to
Am Montag, 26. März 2018 16:44:49 UTC+2 schrieb Detlef Meißner:

> >>> Da sagte der slowakische Mitreisende an einem Augustabend wegen
> >>> des offenen Abteilfensters "zima".
> >>
> >> Nun, Du Guter, Du, und was meinte der Slowake nun? Hm?
> >
> > Ich möchte wegen allzufrischer Zugluft (Teekesselchen!)
>
> Gefällt mir nicht. Zug finde ich besser.

Da saß ich drin.

H.-P. Schulz

unread,
Mar 27, 2018, 4:18:09 AM3/27/18
to
Martin Gerdes <martin...@gmx.de> schrieb:

>H.-P. Schulz <hps...@online.de> schrieb:
>
>>>>> Vom Wiederholen wird es nicht richtiger.
>
>> Eine Stilfrage, wie ich bereits sagte.
>
>Eine Frage der Grammatik, wie ich bereits sagte.

Wenn Du schreibst:
"
>Somit läßt sich grammatisch nicht eindeutig entscheiden, ob es heißen
>muß:
>
>Es wird ernst oder
>Es wird Ernst.
"
,
stellst Du fest, dass sich das grammatisch nicht eindeutig entscheiden
lässt. Etwas, das sich grammatisch nicht entscheiden lässt, kann -
nach meinem Verständnis - keine Grammatikfrage sein.

*Ich* bin doch derjenige, der diese "ernst"-Frage eine Grammatikfrage
sein lassen wollte. Aber ich habe mich im Verlauf der Diskussion
herbeigelassen, sie dann doch zur Stilfrage quasi "umzulabeln".
Ich dachte, damit etwas zu konzedieren.

Jetzt willst *Du* anscheinend (sic!) es wieder Grammatikfrage sein
lassen -, obwohl Du ja selbst - siehe Zitat oben - die
Unentscheidbarkeit auf der grammatischen Ebene behauptet hattest.

Das krieg' ich dann jetzt nicht mehr auf die Reihe.
Aber ist nicht schlimm, passiert mir öfters, hab' mich schon dran
gewöhnt. ;-))

Ralf Joerres

unread,
Mar 27, 2018, 7:17:42 AM3/27/18
to
Am Montag, 26. März 2018 16:27:19 UTC+2 schrieb Ulf.K...@web.de:
> Am Montag, 26. März 2018 13:53:43 UTC+2 schrieb Ralf Joerres:
> > Am Montag, 26. März 2018 13:17:53 UTC+2 schrieb Jakob Achterndiek:

> > > "Der Liebe Frühling", der nicht
> > > wiederkehrt, wird zweimal in einem Gedicht der Charlotte von
> > > Ahlefeld, geborene von Seebach, bedichtet. Die wiederum
> > > empfehle ich Deiner Aufmerksamkeit. Goethe hat die etwa
> > > Zwanzigjährige als Verkörperung der Landwirtschaft in einem
> > > allegorischen Umzug auftreten lassen; dazu paßt dies Portrait:
> > > (...)
> > > Ihre Biographie ist bewegt und bewegend wie ihre Poesie.

> > Da lese ich: "Der Graf wurde zum Sitzen genöthigt, und Marie erlangte ihr
> > unbefangnes Wesen wieder, als ihr der Vater den Auftrag gab, eine Flasche
> > alten Rheinwein aus dem Keller zu holen, mit welcher er ihn bewirthen
> > wollte. Wodmar folgte ihr mit seinen Blicken, – Marie war schön wie ein
> > Engel. Ihre einfache, aber saubre, bürgerliche Kleidung lieh ihren Reizen
> > nichts, ohne sie allzuneidisch zu verhüllen." (Marie Müller, Kap. 2)
> >
> > Der letzte Satz lässt mich grübeln. Ich übersetze ihn mir zu "Ihre ...
> > Kleidung hob ihre reizvolle Weiblichkeit nicht noch mehr hervor, ohne
> > sie zugleich ??? zu verbergen.": allzu neidisch? Übertrieben streng?
>
> Ihre Kleidung war nicht aufreizend, ohne indes die Anmut ihrer
> Erscheinung prüde zu verbergen.

Sehr schön. Nur: Was bedeutet recht eigentlich dieses 'allzuneidisch',
genauer: das 'neidisch' in 'allzuneidisch'? Hab jetzt doch mal bei
Pfeifer auf DWDS nachgeschaut: Der Sinn wird sein, dass dem
wohlgefälligen Betrachter ein gewisser Einblick in die Reize ihrer
Weiblichkeit nicht missgönnt (geneidet), also gegönnt (gewährt) wird.
Das lässt sich heute vielleicht nicht mehr auf ähnliche Weise ausdrücken.
Ein figuratives Antonym zu 'großzügig' wäre 'zugeknöpft', das
witzigerweise vom Wortsinn her hier passen würde, aber es wird heute
anders benutzt und verstanden.

> Hatte mir auch etwas mit Scheffelunterstellung überlegt,
> was mir dann aber doch zu "elaboriert" vorkam.

Das weniger, wird hier allen klar sein, passt aber stilistisch nicht.

Gruß Ralf Joerres

xylo...@gmail.com

unread,
Mar 27, 2018, 8:03:23 AM3/27/18
to
Am Montag, 26. März 2018 16:22:31 UTC+2 schrieb Ulf.K...@web.de:

>>> Da sagte der slowakische Mitreisende an einem Augustabend wegen
>>> des offenen Abteilfensters "zima".

Zimnyi dvorets, kennt man ja

>> Nun, Du Guter, Du, und was meinte der Slowake nun? Hm?

> Ich möchte wegen allzufrischer Zugluft (Teekesselchen!)

Teekesselchen? Bestand die Gefahr, das Feuer im Samowar
möchte ausgehen? Es erscheinen vor meinem geistigen Auge
Erinnerungen an Fahrten im obshtshi vagon (Vierte Klasse)
der sowjet. Eisenbahn...

> das Fenster nun schließen.

Da hätte ich was in der Art von zakryt erwartet - FR

Ulf.K...@web.de

unread,
Apr 3, 2018, 12:25:06 PM4/3/18
to
Am Dienstag, 27. März 2018 14:03:23 UTC+2 schrieb xylo...@gmail.com:

> Teekesselchen? Bestand die Gefahr, das Feuer im Samowar
> möchte ausgehen? Es erscheinen vor meinem geistigen Auge
> Erinnerungen an Fahrten im obshtshi vagon (Vierte Klasse)
> der sowjet. Eisenbahn...

Oder:

Freie Radikale - Schrecken der Onkologen und der meisten
Innenminister.

Gruß, ULF

xylo...@gmail.com

unread,
Apr 4, 2018, 5:52:45 AM4/4/18
to
Am Dienstag, 3. April 2018 18:25:06 UTC+2 schrieb Ulf.K...@web.de:

>> Teekesselchen? Bestand die Gefahr, das Feuer im Samowar
>> möchte ausgehen? Es erscheinen vor meinem geistigen Auge
>> Erinnerungen an Fahrten im obshtshi vagon (Vierte Klasse)
>> der sowjet. Eisenbahn...
>
> Oder:
>
> Freie Radikale - Schrecken der Onkologen und der meisten
> Innenminister.

Im Jahre 1994 wurde ich im spalniy vagon von Königsberg
nach Wilna eines Falles von coitus coram publico
teilhaftig - wie ich immer sage: Reisen in den Osten
tragen ihren Lohn in sich.

FR

Diedrich Ehlerding

unread,
Apr 4, 2018, 12:22:45 PM4/4/18
to
xylo...@gmail.com meinte:

> Im Jahre 1994 wurde ich im spalniy vagon von Königsberg
> nach Wilna eines Falles von coitus coram publico
> teilhaftig

Du warst dessen teilhaftig - also Teilnehmer eben dieses coram publico
vollzogenen Aktes?
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.

Ulf.K...@web.de

unread,
Apr 4, 2018, 4:06:40 PM4/4/18
to
Am Mittwoch, 4. April 2018 18:22:45 UTC+2 schrieb Diedrich Ehlerding:

> > Im Jahre 1994 wurde ich im spalniy vagon von Königsberg
> > nach Wilna eines Falles von coitus coram publico
> > teilhaftig
>
> Du warst dessen teilhaftig - also Teilnehmer eben dieses coram publico
> vollzogenen Aktes?

Ehlerding kennt eben nur die Hälfte der Bedeutungen.
https://www.dwds.de/wb/teilhaftig

Gunhild Simon

unread,
Apr 4, 2018, 6:21:39 PM4/4/18
to
Am Mittwoch, 4. April 2018 18:22:45 UTC+2 schrieb Diedrich Ehlerding:
> xylo...@gmail.com meinte:
>
> > Im Jahre 1994 wurde ich im spalniy vagon von Königsberg
> > nach Wilna eines Falles von coitus coram publico
> > teilhaftig
>
> Du warst dessen teilhaftig - also Teilnehmer eben dieses coram publico
> vollzogenen Aktes?

Du wirfst sein (warst) und werden (wurdest) in einen Topf.

Ulf hat ja den passenden Link gepostet:
Es besteht also nach DFWDS ein Unterschied
zwischen teilhaftig sein und teilhaftig werden.

teilhaftig sein = Teil von etwas sein, an etw. beteiligt, teilhabend (sein)
teilhaftig werden = etw. erleben, erfahren, erhalten

Gruß
Gunhild

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