On Sun, 17 Nov 2019 18:35:53 Helmut Richter wrote:
> On Sun, 17 Nov 2019, Stefan Froehlich wrote:
> > [...]
> > Zum einen: Es geht nicht ums Binnen-I alleine, sondern um
> > genergerechte Sprache insgesamt; die Verwendung von
> > Unterstrichen oder Sternchen ist ganz genauso geeignet.
> Ich warte darauf, dass es selbstverständlicher wird, dass Frauen
> und Männer dieselben Chancen und Bedingungen vorfinden, sich
> einzubringen.
Auch das passiert, man braucht sich ja nur umzusehen. Dass es
langsam geht: Geschenkt, aber die Bremser kann man nicht überzeugen,
sondern man muss warten, bis sie aussterben. Gesellschaftliche
Wirklichkeit verändert zwar Sprache stärker, als Sprache
gesellschaftliche Wirklichkeit verändert, dafür ist es umgekehrt
einen Tick einfacher.
> Der Anteil von Frauen unter den Lehrern sowohl in der Grundschule
> als auch in weiterführenden Schulen ist weit höher als damals,
> [...]
Je nach Definition von "damals", aber das alleine ist leider
überhaupt kein Indiz für Gleichstellung (sondern ging lange Zeit mit
einer Abwertung des Lehrerberufs einher).
> die Selbstverständlichkeit ist geringer – so gering, dass man
> jetzt immer dazusagen muss, dass auch Frauen darunter sind, weil
> das anscheinend mittlerweile nicht mehr selbstverständlich ist.
Wenn Du es Dir bei Lehrern schenkst, wie sieht es bei Ärzten aus?
Bei Rechtsanwälten?
> Das liegt nicht an der Gendergerechtigkeit der Sprache, die mich
> weder stört noch zu hellem Jubel veranlasst, sondern an der
> Umständlichkeit: [...]
Ja, mich auch. Aber ich bin, so wie alle hier, ein alter weisser
Mann, daher spielt das keine wirkliche Rolle. Tatsächlich ist es
doch überhaupt nicht umständlicher, sondern bloß Gewohnheit (die wir
eben nicht haben).
> > (Tavits, Perez 2019: Language influences mass opinion toward
> > gender and LGBT equality).
> Die Schweden haben wie die Engländer eine Sprache, die keine
> sexus-korreelierten Genera hat. Da ist die Ausgangsposition eine
> andere.
Das ist kein Argument, denn das eigentliche Problem ist genau das
gleiche.
> > Erfolge gibt es aber auch in unseren Breiten: Auf den hiesigen
> > Universitäten, auch technischen, werden nicht gendergerecht
> > Arbeiten schlechter bewertet oder zum Teil sogar abgelehnt
> Toll! Rasse von 80 Jahren, Klasse vor 50 Jahren, Gender jetzt.
Auch Du mein Sohn. Es ist etwas fundamental anderes, ob man
Diskriminierung verordnet, oder ob man verordnet, nicht zu
diskriminieren. Verordnet wird in beiden Fällen, das Ergebnis
differiert aber um 180°. Im Gegenteil: Gesteht man den
30er/40er-Jahren zu, damit tatsächlich Rassenhass verstärkt zu
haben (bezweifelt das denn jemand?), dann ist das sogar ein schönes
Argument *für* das Gendern.
> Und auch die Vorstellung, die Verhältnisse änderten sich durch die
> befohlene Sprache, ist nicht neu.
Na und? Es geht ja darum, ob es auch tatsächlich passiert.
> > - es wächst inzwischen also bereits eine ganze Generation der
> > Bildungselite mit Selbstverständlichkeit in so einem Setting auf
> > (im Gegensatz zu mir, der ich noch mit Binnen-I-gone surfe).
> Die Selbstverständlichkeit, dass jeder seine Sprache an die
> politische Sau anpasst, die gerade durchs Dorf getrieben wird,
> [...]
Ok, wir haben uns also innerhalb eines Postings von "dass es
selbstverständlicher wird, dass Frauen und Männer dieselben Chancen
und Bedingungen vorfinden" auf "jede politische Sau, die gerade
durchs Dorf getrieben wird" weiterentwickelt.
> Wenn sie die generische Form als „männlich“ bezeichnen, sind sie
> selbst schuld.
"Rechtsanwälte" sind männlich, "Rechtsanwältinnen" sind weiblich.
Das kann man mögen oder nicht, aber es ist halt einmal so.
Dazu, dass ersteres überwiegend als eine Gruppe von Männern,
gelegentlich als gemischte Gruppe, aber ganz sicher nie als Gruppe
von Frauen interpretiert wird, gibt es nun in der Tat
Untersuchungen.
Servus,
Stefan
--
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Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike
Stefan - Entspannung in der Agonie des Glücks!
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