ich wollte heute abend meinem Liebsten (Norddeutscher) erklären, woher das
süddeutsche Wort "lupfen" (also mehr oder weniger diplomatisch nachfragen)
kommt.
Über Google hab ich leider nichts gefunden und es würde mich jetzt doch mal
interessieren, welche Wurzeln das Wort hat.
Vielleicht gibt es ja auch noch andere Bedeutungen für das Wort?
Schon mal herzlichen Dank und "an scheena Obend" aus der Schwabenmetropole,
Ellen
> ich wollte heute abend meinem Liebsten (Norddeutscher) erklären, woher das
> süddeutsche Wort "lupfen" (also mehr oder weniger diplomatisch nachfragen)
> kommt.
Kluge meint zu lüpfen, lupfen: "Herkunft unklar. Wohl zusammenhängend
mit /Luft/."
Das kann ich unterstützen: Im Walserdialekt meiner Freundin "lüftet"
man die Dinge, die ich lupfen oder die ein Hochdeutschsprecher
(an)heben würde.
- Andi
Ein Hochdeutschsprecher könnte immerhin »seinen Hut lüften«. Einen
Schleier kann man auch lüften. Aber es ist die Frage, ob »lüpfen«
wirklich mit »lüften« (und mit »Luft«) verwandt ist. Das scheint
mir nur eine Verlegenheitserklärung zu sein. Pfeifer meint übrigens
ebenfalls, daß die Herkunft unklar ist. Das Wort ist im Ahd. und
im frühen Mhd. noch nicht belegt. Erst im späteren Mhd. taucht es
auf. Im Wahrig wird es auf die urgermanische Wurzel *luppian
zurückgeführt, so steht es auch in einer älteren Auflage des Kluge.
Aber wie man auf diese Wurzel gekommen ist, wird nicht gesagt. Das
scheint mir nicht besonders solide zu sein. ;-)
Der entsprechende Artikel im DWB wurde von Moriz Heyne verfaßt und
ist aus dem Jahr 1881. Damals war man natürlich auch nicht schlauer
als heute:
| LUPFEN, LÜPFEN
| [...]
| das wort berührt sich der bedeutung nach mit /lüften 5/ sp. 1250,
| ohne mit demselben in etymologischer beziehung zu stehen.
| [...]
| über seine abstammung kann nur vermutet werden, dasz es, wie
| mhd. und bair. /supfen/, nhd. /schnupfen/ als intensivbildungen
| zu /saufen, schnaufen/ treten, so sich zu /laufen/ stellen möge,
| welches verbum oberdeutsch häufig aus der reihe der
| reduplizierenden in die der ablautenden übertrat und prät. /loff/,
| part. /geloffen/ bildete (vgl. sp. 315); /lupfen, lüpfen/ würde
| demnach eigentlich aussagen einen oder etwas mit anstrengung zur
| bewegung bringen, was durch angreifen und heben geschieht.
Schöne Grüße,
Wolf
>ich wollte heute abend meinem Liebsten (Norddeutscher) erklären, woher das
>süddeutsche Wort "lupfen" (also mehr oder weniger diplomatisch nachfragen)
>kommt.
> [...]
>Vielleicht gibt es ja auch noch andere Bedeutungen für das Wort?
Hallo Ellen,
ich (Hamburger) lupfe einen Ball gefühlvoll über den Kopf des
Torwarts in das gegnerische Tor. Das ist sozusagen ein Schuß aber
ohne Ausholen.
Wenn's geklappt hat, freue ich mich ganz undiplomatisch über mein
schönes Tor.
Gruß, Armin
Hast Du schon einmal englisch zum Vergleich herangezogen?
Mir fallen auf Anhieb loop und leap ein ...
Nachschlagerei in engl. Etymologie bringt:
Die Herkunft von loop ist ungeklärt, ursprüngl. Bed. 'Loch in der
Wand zum Durchschauen oder -schießen'.
leap (svw. +run, rush; jump) wird auf laufen (ahd. loufan, got.
hlaupan) zurückgeführt.
--
_____ _ _ mailto: halbritter at acornusers.org
|__ __|| | | | "Mögen alle Wesen glücklich sein!
| | | |_| | Mögen sie frei sein von Gier, Haß, Verblendung
| | | _ | und Leiden."
|_|a |_| |_|a (Buddhistischer Gruß)
>ich wollte heute abend meinem Liebsten (Norddeutscher) erklären, woher das
>süddeutsche Wort "lupfen" (also mehr oder weniger diplomatisch nachfragen)
>kommt.
Ich kenne das Wort im Bairischen nur in der Bedeutung (an-)heben. Vgl. auch
die bayerische Kraftsportart "Stoalupfa".
Gruß, Michael
Das ist wohl auch der Ursprung für die von Armin genannt Bedeutung
(einen Ball gefühlvoll ins Tor lupfen). Vergleiche den Ausdruck "Heber".
Die von Ellen genannt Bedeutung ist mir nicht bekannt. Wie würde ein
Beispielsatz lauten?
Ralf
> "Ellen Christen" <Feelc...@gmx.net> schrieb:
>
> >ich wollte heute abend meinem Liebsten (Norddeutscher) erklären, woher das
> >süddeutsche Wort "lupfen" (also mehr oder weniger diplomatisch nachfragen)
> >kommt.
>
> Da schlage ich doch einfach meinen Pfeifer auf, und in dem steht:
> "lupfen" (mhd lupfen, lüpfen) Herkunft unbekannt.
Da heißt es aber "heben".
Dir ist also Ellens Bedeutungsangabe auch fremd?
>
> >Vielleicht gibt es ja auch noch andere Bedeutungen für das Wort?
>
> Eigentlich nicht; wenngleich "lupfen" so etwas wie "mit Mühe heben"
> bedeutet und das hochsprachliche "lüpfen" diesen Beiklang nicht hat.
Daß Pfeifer "Herkunft unbekannt" angibt ist etwas erstaunlich. Was
spricht gegen den Zusammenhang mit "Lift" (s. dort) und "liften"? Das
ist aus dem Altnordischen "lypta" (hochheben) entlehnt und mit "Luft"
und "lüften" verwandt.
Ralf
> "Ellen Christen" <Feelc...@gmx.net> schrieb:
>
> >ich wollte heute abend meinem Liebsten (Norddeutscher) erklären, woher das
> >süddeutsche Wort "lupfen" (also mehr oder weniger diplomatisch nachfragen)
> >kommt.
>
> Da schlage ich doch einfach meinen Pfeifer auf, und in dem steht:
> "lupfen" (mhd lupfen, lüpfen) Herkunft unbekannt.
Die hätten eben nur noch etwas weiter südlich forschen müssen.
>
> >Vielleicht gibt es ja auch noch andere Bedeutungen für das Wort?
>
> Eigentlich nicht; wenngleich "lupfen" so etwas wie "mit Mühe heben"
> bedeutet und das hochsprachliche "lüpfen" diesen Beiklang nicht hat.
In meinem Dialekt "lupfe" ich sämtliche Dinge, die ich auf Hochdeutsch
"anhebe,"; sie müssen also nicht unbedingt schwer sein:
"Lupf d' Elleböge!", musste mein Bruder beim Essen stets ermahnt werden
und bei mir hiess es hin-und-wieder: "Chasch d' Füess nöd lupfe?" wenn
ich wieder mal gestolpert war.
Dann gibt es auch noch "ufelupfe" und "abelupfe" = hinaufheben und
herunterheben (<- welch paradoxes Wort!)
"Lupfsch mi ufe"? bittet das Kind, wenn es z.B. auf Papas Schultern
reiten möchte und hernach muss der Papa es dann wieder "abelupfe".
Yvonne Steiner
Also erstmal herzlichen Dank für alle, die drauf geantwortet haben ;-)
Ich denke, dass das engl. "loop" da recht gut rankommt - wenn man im
Schwäbischen jemand "lupft", bohrt man (sinnbildlich) auch Löcher in
"Wände", um "Durchblick" zu bekommen :-)
Ein Beispielsatz wäre wie folgt:
Jemand weiss irgendwas, was andere auch wissen wollen. Direktes Fragen
bringt nichts, also sagt man: "Lupf den amole, ob de was rauskreagsch"
(hochgedeutscht: "Frag mal vorsichtig/indirekt/diplomatisch, vielleicht
erfährst Du was").
Aber klar, das "Lupfen" für Hochheben gibts bei ons Schwoba freilich au :-)
Schönes Wochenende,
Ellen.
> Ralf
Das klingt nach Volksetymologie. ;-)
> Ein Beispielsatz wäre wie folgt:
> Jemand weiss irgendwas, was andere auch wissen wollen. Direktes Fragen
> bringt nichts, also sagt man: "Lupf den amole, ob de was rauskreagsch"
> (hochgedeutscht: "Frag mal vorsichtig/indirekt/diplomatisch, vielleicht
> erfährst Du was").
Interessant. Mit dem hier diskutierten »lupfen« (anheben) hat das
aber vielleicht überhaupt nichts zu tun, denn da wird ja eigentlich
nichts »angehoben«. Es gibt das Wort »luppen/lüppen«, das u. a. auch
die Bedeutung »die Zunge lösen« (ursprünglich von Vögeln) hat. Das
paßt hier doch ganz gut. Im DWB heißt es dazu:
| [...] daher bildlich von geschwätzigen weibern:
|
| den ist gelüpt die zung so wol,
| das sie dick brennet wie ein kol,
| disz klagt, die klappert, dise lügt ..
| BRANT narrensch. 64, 23;
|
| und bezüglich eines, den man reden machen will:
|
| er wirt siner zungen fast grob luppen.
Zur Etymologie steht im DWB auch einiges. »Luppen« heißt eigentlich
»gerinnen machen«. Schon im Ahd. bedeutete es auch »Arzneikunst
treiben«. Das konnte einerseits mit Zaubersäften geschehen (hierzu
gehört »lipfen« = »mit Gift bestreichen«) oder auf chirurgischem
Wege. Aus letzterem hat sich dann die oben erwähnte Bedeutung
»(Vögeln) die Zunge lösen« entwickelt. Ausführlicher kann
man das im DWB nachlesen.
Schöne Grüße,
Wolf
Das Problem ist wohl, daß man »lüften« von »lypta« lautgesetzlich
ableiten kann, aber nicht »lupfen«. Wo ist das t geblieben? Warum
taucht das Wort gerade im Oberdeutschen auf? Das alles müßte eine
Etymologie erklären.
Schöne Grüße,
Wolf