Markus Loch schrieb:
> Am 15.10.2014 11:23, schrieb Bertel Lund Hansen:
>> Guten Tag
>>
>> Ich lese ab und zu in meinem Buch über deutscher Grammatik. Heute
>> drehte es sich um Wortschöpfungen mit verschiedene Endungen.
>>
>> -falls, -maßen, -seits und -weise kommen mir logisch vor. Bei
>> -halbe dagegen wundere ich mich, woher die Bedeutung (Ursache)
>> kommt. Gibt es eine Erklärung?
>>
>> Ich weiss natürlich, dass man Sprache nicht immer logisch
>> erklären kann, aber "falls" hat mit "Fall" zu tun, "seits" hat
>> mit "seit" zu tun, und so weiter. Ich kenne kein Wort, das mit
>> "halber" zu tun hat.
Die Gebrüder Grimm sagen es sei eine entartete Form...
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?lemma=halber
halber, praep. , neben halb und halben in willkürlichem gebrauch, ist eine
entartete form des ersteren. als für das adj. halb die form halber (sp. 184)
sich festsetzte, wurde auch für das praepositionale halb, eigentlich acc.
des fem. halbe, jenes halber gebräuchlich, weil die beiden gleichlautenden
formen misbräuchlich gleich behandelt wurden. Es kann seit dem 15. jahrh.
nachgewiesen werden, in verbindung mit einem genitiv, der dem worte
gewöhnlich vorgeht: hoffart halber. Terentius deutsch (1499) 9a; doch auch
ihm nachfolgt: halber der verachtung. das. — halber hat dieselben
übertragenen bedeutungen wie halb und halben.
1) in beziehung, aus rücksicht, in hinsicht: diesem versprechen, welches ich
euch desz Amadis halber gethan. Amadis 292; alle Adamskinder sind unter
einander gliedmaszen, dann sie sind ihres geschlechts und natur halber alle
aus einerlei materie. pers. rosenth. 1, 12; niemand soll seiner stärke
halber pralen. Lokmans fab. 36.
2) rein ursächlich, aus grund, wegen: sie waren in groszer betrübnisz irer
kinder halber. Aimon bog. d; wurden sie der festen plätz halber erfert
(erschreckt). bog. i; armut, so sie desz mannes schwelgerei halber litte.
Kirchhof wendunm. 294b; dasz nach anschawung der fürtreffenlichen schönheit
ewers gnedigen fräwlins Elisena ich in solche unüberschwenkliche peen, irer
liebe halber, gerahten. Amadis 18; aber als sie vermerkt, dasz ich meiner
durch der andern empfangenen wunden und viel vergossenen bluts halber ganz
schwach. s. 59; wie er glückhaft seiner sterkmüthigkeit und tugendt halber.
s. 155; dieser rede halber stundt Amadis still. s. 286; zween ritter .. die
deszhalber, wie ir vermelden, kämpfen wöllen. s. 415; und der weg, räuberei
halber, sehr unsicher war. pers. rosenth. 7, 18; das lamm kann seiner wolle
halber gekauft werden. Lokmans fab. 20; ew. woledl. hochw. und hochgel.
gunst. haben als meine ordentliche hochgeehrte obrigkeit tragendes ampts
halber darüber geeifert, und solch pasquill confisciret. Schuppius 620; man
stellt dieses princip nur ehren halber in der metaphysik auf. Kant 2, 116;
des dadurch zu erreichenden zweckes halber. 6, 278; wie ihn ein patron nach
dem andern fortjagte, schelmstreiche halber. Göthe 8, 200; wenn das mädchen
in dem hause geschäfte halber herumging. 15, 131. vgl. ferner deshalber 2,
1030, weshalber. — In der verbindung um — halber (vgl. DWB um — halben):
dasz man, um deiner hinterlistigen höflichkeit halber, die gute sache
verlassen und dir beipflichten wird. Gottsched beredsamkeit (1764) s. 137.
Zusammenrückungen des casus mit der praep., wenn der erstere ohne artikel
steht, sind schon seit dem 16. jahrh. nicht ungewöhnlich, vergl. amtshalber
1, 283; ehrenhalber 3, 61; lusthalber deliciarum causa Steinbach 1, 669;
nothalber Amadis 275. 353; schandehalber; spaszeshalber. hier tritt, doch
erst seit dem 18. jahrh., bei mehrsilbigen weiblichen substantiven,
namentlich denen auf -heit, -keit, -ung, -schaft, jenes sonst nicht
erscheinende genitivische s an, über das gramm. 2, 934 ff. gehandelt ist:
schönheitshalber, vergnügungshalber, ordnungshalber, wirtschaftshalber.