Metonymie, hier im Sinne einer Übertragung des Teils
(Papiertaschentücher der Marke "Tempo") auf das Ganze (alle
Papiertaschentücher). Ein spezifischeres Wort gibt es meines Wissens
nicht. Beim Weg vom Markennamen zum Namen für die ganze Produktpalette
fehlt allerdings noch ein Schritt. a.) Zunächst hat man den Namen etwa
der Firma "Maggi". Nur das ist ein Eigennamen. b.) Dann das Produkt
"Maggi", das ein Gattungsname ist für alle Speisewürzen dieser Firma.
(Analog: "Opel" als Firma und als Name für ein Auto dieser Firma.) c.)
Schließlich die Ausweitung auch auf gleiche Produkte anderer Firmen.
Übrigens ist "Tempo" der Name einer Nürnberger Firma, die die "Tempos"
(als Gattungsname) produziert.
Jürgen
Aus der Deutsch-FAQL:
» Eine Liste von Marken, die zum Gattungsbegriff geworden sind
(z. B. »Tempo«für »Papiertaschentuch«), findet sich unter
http://home.pages.de/~marken/ .
Aus der Deutsch-FAQL:
http://home.pages.de/~marken/ «
Dort steht "Verselbständigte Marken" und "Begriffsmonopole" für
dieses Phänomen.
Michael
> Daniel Bolege schrieb:
> >
> > Hallo,
> >
> > wie lautet der linguistische Begriff dafür, wenn man einen Eigennamen
> > für eine ganze Produktpalette nimmt, z.B. "Tempo" für Taschentücher
> > oder "Maggi" für ein Gewürz?
>
> Metonymie, hier im Sinne einer Übertragung des Teils
> (Papiertaschentücher der Marke "Tempo") auf das Ganze (alle
> Papiertaschentücher). Ein spezifischeres Wort gibt es meines Wissens
> nicht.
(...)
Die Antonomasie ist als Abart der Synekdoche eine Sonderform der
Metonymie. Mit Antonomasie bezeichnet man die Ersetzung eines
Gattungsnamens durch einen Eigennamen (z.B. "Mentor" für "Betreuer").
In dem "Sachwörterbuch der Literatur" von Gero v. Wilpert steht:
"Umschreibung einer Gattung durch den Eigennamen eines hervorragenden
Vertreters".
Wenn wir einen Markennamen als Eigennamen gelten lassen, dann dürfte
"Antonomasie" die richtige Antwort auf Daniels Frage sein.
Viele Grüße
Peter Heinsch
Juergen Amrhein <juergen...@uni-koeln.de> schrieb im Beitrag
<36B484F1...@uni-koeln.de>...
> a.) Zunächst hat man den Namen etwa
> der Firma "Maggi". Nur das ist ein Eigennamen. b.) Dann das Produkt
> "Maggi", das ein Gattungsname ist für alle Speisewürzen dieser Firma.
Für Produktnamen streicht Ruth Römer eine Art Sonderstatus als Zwitter
zwischen Eigennamen und Appellativa heraus, der nicht nur mit
linguistischen Argumenten, sondern auch mit ihrem Rechtsstatus begründet
wird.
Ich frage mich, ob Du mit dem Begriff "Gattungsname" dasselbe bezeichnest,
was Ruth Römer "Gattungsbezeichnung" nennt oder ob Du damit etwas
Spezifischeres im Auge hast. Im zweiten von mir zitierten Textasschnitt
benutzt sie ebenfalls den Begriff "Gattungsname". Ich bin mir etwas
unsicher, ob "Gattungsname" schlicht als Synonym zu "Gattungsbezeichnung"
anzusehen ist - vermute aber, ja?
Römer, Ruth: Die Sprache der Anzeigenwerbung, 4. Aufl. Düsseldorf 1974
(Sprache der Gegenwart, Band IV)
S. 53/54:
Produktnamen sind weder reine Eigennamen noch bloße Gattungsbezeichnungen.
Vater definiert Eigennamen negativ: Wenn vor einem namenähnlichen Gebilde
die Indefinitpronomen 'ein, kein, jeder, mancher' stehen können, dann ist
das Gebilde kein Eigenname. [Vater, Heinz: Eigennamen und
Gattungsbezeichnungen. Versuch einer Abgrenzung; Muttersprache, 75. Jg.,
1965, S. 207-213] Sämtliche Produktnamen lassen sich mit Indefinitpronomen
versehen: 'eine Constructa, kein VW, jede Muratti' usw. Somit erweisen sie
sich als Gattungsbezeichnungen.
Vater gibt keine positive Definition der Produktnamen. Er sagt, sie dienten
"nicht der Identifizierung eines ganz bestimmten Gegenstandes, sondern der
Bezeichnung eines Typs" und seien "genausowenig Eigennamen wie ihre
entsprechenden Oberbegriffe 'Kamera, Auto, Flugzeug, Radioapparat,
Waschmaschine' usw."
Die Produktnamen haben jedoch zweifellos mehr Namenqualität als die
gewöhnlichen muttersprachlichen Appellativa 'Kamera, Waschmaschine' usw.
Sie stehen in ihrer Funktion Familiennamen in Wendungen wie 'Sie ist eine
Hohenfels' nahe und untergliedern die Gattungen, die durch die Appellativa
bezeichnet werden, sehr stark. Es gibt Waren, die sich äußerlich völlig
gleichen, wie etwa Zigaretten, die von verschiedenen Firmen hergestellt
sind, demnach verschiedene Namen tragen und beim Verbraucher nur durch den
Namen auseinandergehalten werden. Diese Namen erheben einen sehr viel
stärkeren Anspruch auf Ausschließlichkeit als etwa verschiedene Namen für
ein und dieselbe Pflanze. Die Produktnamen sind Appellativa eigener Art.
Der ausgedehnte Rechtsschutz, den sie in der modernen Industriegesellschaft
genießen, weist ihnen im Sprachganzen eine besondere Position zu.
S. 57:
Bei sehr bekannten Waren tritt die Gefahr ein, daß das Wort-Warenzeichen
von der Sprachgemeinschaft nicht mehr als Name einer bestimmten Ware,
sondern als neues Appellativum für einen neuen Gegenstand empfunden und in
die Sprache als gewöhnliches Appellativum (in Fachkreisen meist
Gattungsname genannt) aufgenommen wird. Das Warenzeichen verliert dann
seine Individualität und droht auch seinen Schutz zu verlieren, weil andere
Hersteller glauben, sich an die Marke anschließen zu können. So sind
'Cellophan, Kölnisch Wasser, Eau de Cologne, Knirps, Lanolin, Leitzordner,
Vaseline' keine geschützten Namen mehr.
Ein spezieller Terminus für dieses Phänomen wird in der Arbeit von Ruth
Römer nicht benutzt.
Viele Grüße
Thomas
Die Eigentumsseite heisst Trade name oder Trade mark.
--Volker
wie lautet der linguistische Begriff dafür, wenn man einen Eigennamen
für eine ganze Produktpalette nimmt, z.B. "Tempo" für Taschentücher oder
"Maggi" für ein Gewürz?
Danke
Daniel
danke für die Antwort, aber ganz zufrieden bin ich noch nicht.
Metonymie ist doch lediglich der Oberbegriff für eine Reihe lexikalische
Figuren,
bei denen der eigentlich gemeinte Begriff - im Gegensatz zur Metapher - in
realer
und nicht nur begrifflicher Beziehung steht, etwa "pars pro toto" ("der
Kremel
sagt ..." statt "die russische Regierung sagt") oder "rei signum" ("sie
nahm den
Schleier" statt "sie ging ins Kloster").
Gruß
Daniel
Juergen Amrhein wrote:
> Daniel Bolege schrieb:
> Metonymie, hier im Sinne einer Übertragung des Teils
> (Papiertaschentücher der Marke "Tempo") auf das Ganze (alle
> Papiertaschentücher). Ein spezifischeres Wort gibt es meines Wissens
> nicht. Beim Weg vom Markennamen zum Namen für die ganze Produktpalette
> fehlt allerdings noch ein Schritt. a.) Zunächst hat man den Namen etwa
> der Firma "Maggi". Nur das ist ein Eigennamen. b.) Dann das Produkt
> "Maggi", das ein Gattungsname ist für alle Speisewürzen dieser Firma.
Ja, beide Wörter bedeuten "Appelativum". In früheren Zeiten dachte man,
alle Substantive seien irgendwie "Namen", d.h. Etiketten für Dinge.
Deshalb eben heute auch noch Gattungsnamen" (Vogel, Hund) und
"Stoffnamen" (Wasser etc.). Und Produktnamen können, wie die
Vater-Zitate von Römer zeigen, sowohl wie ein Eigenname als wie ein
Gattungsname grammatisch verwendet werden. Ruth Römer argumentiert
leider terminologisch unsauber:
> Die Produktnamen haben jedoch zweifellos mehr Namenqualität als die
> gewöhnlichen muttersprachlichen Appellativa 'Kamera, Waschmaschine'
> usw. Sie stehen in ihrer Funktion Familiennamen in Wendungen wie 'Sie
> ist eine Hohenfels' nahe und untergliedern die Gattungen, die durch
> die Appellativa bezeichnet werden, sehr stark
Hier scheint sie "Produktname" und "Appelativum" fälschlicherweise
gleichzusetzen, obwohl sie oben sagt, daß Produktnamen weder Eigennamen
noch Gattungsbezeichnungen seien. Ich hab mal in der Eisenberg-Grammatik
nachgesehen, in der ebf. der Aufsatz von Vater zitiert ist. Vater
unterscheidet nämlich "Firmenbezeichnungen" (Eigennamen) von
"Produktbezeichnungen" (Gattungsnamen). Die Zwitterstellung von "Opel",
"Esso", "Tempo", "Maggi" etc rührt eben daher, daß sie - als
Produktnamen - beides sein können, Firmennamen und Produktbezeichnungen.
(Opel ist eine Autofirma./ Der Opel dort ist kaputt.)
> Es gibt Waren, die sich äußerlich völlig
> gleichen, wie etwa Zigaretten, die von verschiedenen Firmen
> hergestellt sind, demnach verschiedene Namen tragen und beim
> Verbraucher nur durch den Namen auseinandergehalten werden. Diese
> Namen erheben einen sehr viel stärkeren Anspruch auf
> Ausschließlichkeit als etwa verschiedene Namen für ein und dieselbe
> Pflanze. Die Produktnamen sind Appellativa eigener Art. Der
> ausgedehnte Rechtsschutz, den sie in der modernen
> Industriegesellschaft genießen, weist ihnen im Sprachganzen eine
> besondere Position zu.
Mit Verlaub, ich halte das für ausgemachten Nonsens. Der "Anspruch auf
Ausschließlichkeit" liegt nun gar nicht in der Sprache begründet,
sondern wird von den Firmen erhoben. Der gewöhnliche Konsument und
Sprachbenutzer ist ja sehr viel laxer und gibt sich auch mit "Servus"
zufrieden, wenn er von der Verkäuferin "Tempos" verlangt. Und das mit
der Ausschließlichkeit: Wie ist das etwa im Fachwortschatz? Dort achtet
man ja auch auf strikte Abgrenzung der Gattungen.
> Bei sehr bekannten Waren tritt die Gefahr ein, daß das
> Wort-Warenzeichen von der Sprachgemeinschaft nicht mehr als Name einer
> bestimmten Ware, sondern als neues Appellativum für einen neuen
> Gegenstand empfunden und in die Sprache als gewöhnliches Appellativum
> (in Fachkreisen meist Gattungsname genannt) aufgenommen wird.
Die "Gefahr" ist ein ganz gewöhnlicher Sprachwandelprozeß. Wenn eben
alle Papiertaschentücher gleich aussehen, warum sollte ich dann als
Sprecher nicht "Tempo" zu allen sagen? Wo bleibt der behauptete
sprachliche Sonderstatus der Produktbezeichnungen? (Nicht zu verwechseln
mit "Produktnamen"!)
Nebenbei: was meint Römer, wenn sie sagt, daß Appelativa fachsprachl.
"Gattungsnamen" genannt werden? Ich werds nicht erjagen ... ;-)
Viele Grüße,
Jürgen
Juergen Amrhein <juergen...@uni-koeln.de> schrieb im Beitrag
> Thomas Wollermann schrieb:
> >
> > Juergen Amrhein <juergen...@uni-koeln.de> schrieb im Beitrag
> > <36B484F1...@uni-koeln.de>...
[Ruth Römer:]
> > Die Produktnamen haben jedoch zweifellos mehr Namenqualität als die
> > gewöhnlichen muttersprachlichen Appellativa 'Kamera, Waschmaschine'
> > usw. Sie stehen in ihrer Funktion Familiennamen in Wendungen wie 'Sie
> > ist eine Hohenfels' nahe und untergliedern die Gattungen, die durch
> > die Appellativa bezeichnet werden, sehr stark
[Jürgen Amrhein:]
> Hier scheint sie "Produktname" und "Appelativum" fälschlicherweise
> gleichzusetzen, obwohl sie oben sagt, daß Produktnamen weder Eigennamen
> noch Gattungsbezeichnungen seien.
Das verstehe ich nicht so. Sie hat festgestellt, Produktnamen seien keine
richtigen Namen und will jetzt darauf hinaus, daß sie doch bestimmte
Eigenschaften von Namen besitzen. Was sie meint, ist wohl, daß Produktnamen
wie "Ernte 23", "Juno" usw. das, was durch das Appellativum "Glimmstengel"
bezeichnet wird, sehr stark untergliedern.
[Jürgen Amrhein:]
> Vater
> unterscheidet nämlich "Firmenbezeichnungen" (Eigennamen) von
> "Produktbezeichnungen" (Gattungsnamen). Die Zwitterstellung von "Opel",
> "Esso", "Tempo", "Maggi" etc rührt eben daher, daß sie - als
> Produktnamen - beides sein können, Firmennamen und Produktbezeichnungen.
> (Opel ist eine Autofirma./ Der Opel dort ist kaputt.)
Wobei Firmennamen hier unproblematisch sind. Deren Status als Name scheint
mir eindeutig. Eine Konfusion mit Produktnamen kann da überhaupt nur
entstehen, weil Firmennamen meist in Kurzform verwendet werden. "Opel"
heißt, wenn es die Firma meint, eigentlich "Adam Opel AG" (falls die
derzeit so heißen). Sage ich dagegen: "Er fährt einen Opel", dann meine ich
irgendein unter dem Namen dieser Firma hergestelltes Auto. Was jeweils
gemeint ist, wird in der Regel vom Kontext zweifelsfrei geklärt.
[Ruth Römer:]
> > Es gibt Waren, die sich äußerlich völlig
> > gleichen, wie etwa Zigaretten, die von verschiedenen Firmen
> > hergestellt sind, demnach verschiedene Namen tragen und beim
> > Verbraucher nur durch den Namen auseinandergehalten werden. Diese
> > Namen erheben einen sehr viel stärkeren Anspruch auf
> > Ausschließlichkeit als etwa verschiedene Namen für ein und dieselbe
> > Pflanze. Die Produktnamen sind Appellativa eigener Art.
[Jürgen Amrhein:]
> Mit Verlaub, ich halte das für ausgemachten Nonsens. Der "Anspruch auf
> Ausschließlichkeit" liegt nun gar nicht in der Sprache begründet,
> sondern wird von den Firmen erhoben. Der gewöhnliche Konsument und
> Sprachbenutzer ist ja sehr viel laxer und gibt sich auch mit "Servus"
> zufrieden, wenn er von der Verkäuferin "Tempos" verlangt. Und das mit
> der Ausschließlichkeit: Wie ist das etwa im Fachwortschatz? Dort achtet
> man ja auch auf strikte Abgrenzung der Gattungen.
Das halte ich nicht für Nonsens. Ob sich da linguistisch was festklopfen
läßt, um Produktnamen eine eigene Wortkategorie zuzuschreiben, weiß ich
nicht. Da meine Abschlußprüfung in Linguistik zu den weniger glorreichen
Ereignissen meines Lebens zählt, halte ich mich da lieber bedeckt. Ich wäre
jedoch eher geneigt zu sagen, daß gerade weil das, was hier "Anspruch auf
Ausschließlichkeit" genannt wird (die Tatsache, daß nur bestimmte
Gegenstände mit Recht den Namen eines Produkts tragen) einfach von den
Firmen "erhoben" werden kann, es sich hier um eine in der Sprache
begründete Erscheinung handelt.
Ich finde auch nicht, daß die Tatsache, daß einige wenige Produktnamen auch
wie Appellativa verwendet werden können, schon besagt, daß der
Durchschnittsprecher hier keine Unterscheidung macht. In der Regel wissen
die Leute sehr wohl zu unterscheiden, ob sie irgendein Papiertaschentuch
meinen, wenn sie "Tempo" sagen oder eben wirklich das von dieser Firma.
Die Abgrenzungen im Fachwortschatz finde ich deutlich anders gelagert. Hier
gibt es immer im Gegenstand gegründete Kriterien, die entscheiden lassen,
ob etwas in diese oder jene Kategorie gehört. Das ist bei Produktnamen
anders. Auch wenn ein Produkt X mit dem Produkt Y in qualitativen Hinsicht
identisch ist, heißt es nicht wie X. Umgekehrt können Firmen die
Eigenschaften ihrer Produkte dauernd verändern und den Namen beibehalten.
Die Waschmittelindustrie führt das exemplarisch vor. Auch wenn das "Persil"
von heute vielleicht identisch ist mit dem "Omo" von gestern, ist "Persil"
kein "Omo". Sprüche wie "Nur wo X draufsteht, ist auch X drin" zeigen an,
daß Produktnamen, wie das bei Namen üblich ist, schlicht gesetzt werden,
einigermaßen unabhängig von irgendwelchen spezifischen Eigenschaften des
Produkts. Fachvokabular versucht dagegen, die Bezeichnung von Gegenständen
durch sinnvoll die Eigenschaften eingrenzende Definitionen festzulegen.
[Ruth Römer:]
> > Bei sehr bekannten Waren tritt die Gefahr ein, daß das
> > Wort-Warenzeichen von der Sprachgemeinschaft nicht mehr als Name einer
> > bestimmten Ware, sondern als neues Appellativum für einen neuen
> > Gegenstand empfunden und in die Sprache als gewöhnliches Appellativum
> > (in Fachkreisen meist Gattungsname genannt) aufgenommen wird.
[Jürgen Amrhein:]
> Die "Gefahr" ist ein ganz gewöhnlicher Sprachwandelprozeß. Wenn eben
> alle Papiertaschentücher gleich aussehen, warum sollte ich dann als
> Sprecher nicht "Tempo" zu allen sagen? Wo bleibt der behauptete
> sprachliche Sonderstatus der Produktbezeichnungen? (Nicht zu verwechseln
> mit "Produktnamen"!)
Mit "Gefahr" ist hier keine Sprachkritik gemeint. Römer formuliert hier aus
der Sicht der Werbeindustrie: der mühsam aufgebaute Produktname wird in
solchen Fällen in gewisser Weise Opfer seines eigenen Erfolgs und sinkt
wieder zum gewöhnlichen Appellativum herab bzw. führt eine Doppelexistenz
als Produktname und Appellativum. Das passiert aber nur bei wenigen
Produktnamen. Auch wenn "Servus" produktidentisch mit "Tempo" ist, kann ich
nicht in einen Laden gehen und "Servus" verlangen, wenn ich irgendeine
Packung Papiertaschentücher haben will. Der Verkäufer würde mir dann
entweder "Servus" geben oder sagen, er hätte diese Sorte nicht da und mir
z.B. "Tempo" anbieten.
Ich verstehe jetzt allerdings Deine Unterscheidung zwischen
"Produktbezeichnungen" und "Produktnamen" nicht so recht. Du meinst
"Papiertaschentuch" ist Produktbezeichnung und "Tempo" ist Produktname bzw.
in der Umgangssprache ebenfalls häufig Produktbezeichnung?
[Jürgen Amrhein:]
> Nebenbei: was meint Römer, wenn sie sagt, daß Appelativa fachsprachl.
> "Gattungsnamen" genannt werden? Ich werds nicht erjagen ... ;-)
Darüber bin ich auch gestolpert. Daher vermutete ich ja, da gäbe es
vielleicht noch einen Unterschied zwischen "Gattungsbezeichnungen" und
"Gattungsnamen". Allerdings kann man der Autorin wohl zugute halten, daß
sie eher stilistisch und semantisch am Thema der Werbesprache interessiert
ist und diese Frage nur kurz anreißt.
Viele Grüße
Thomas
> Ich glaube, es ist nicht "pars pro toto", da der Begriff
> "Tempo" ja nicht Teil aller Taschentücher ist. Ich meine,
> es gibt für diesen Fall einen speziellen Ausdruck,
> den ich auch mal wußte, aber ich komme nicht darauf.
Synekdoche vom Engeren.
("pars pro toto" ist ein Sonderfall hiervon.)
> Übrigens ist "Tempo" der Name einer Nürnberger Firma, die die "Tempos"
> (als Gattungsname) produziert.
Tempi passati ... Die Tempo-Papiertaschentücher werden heute von Procter
& Gamble hergestellt, deren Zentrale in der Nähe von Frankfurt sitzt.
Geradezu erstaunlich übrigens, daß ein amerikanischer Konzern die
übernommen hat, wo doch "ein Tempo" auf (US-)Englisch schlicht und
unverrückbar "a kleenex" heißt <g>.
Tschüs,
Christian
Dieses Thema kommt doch in schöner Regelmäßigkeit in dieser Newsgruppe
vor. Einfach mal in dejanews nachsehen. Pflegt nicht sogar ein Teilnehmer
hier eine eigene Liste dieser Namen?
--
Best Regards, Dr. Peter Kittel // E-Mail:
Private Site in Frankfurt, Germany \X/ peterk @ combo.ganesha.com
Und in at heißt es schlicht: "Ooooh, it's a Feh" :-)
--
_____ _ _
|__ __|| | | | Tassilo Halbritter http://members.aon.at/auga
| | | |_| | Vienna/AUSTRIA mailto:halbritter_at_acornusers.org
| | | _ | Antispam: Replace _at_ in the line above with @
|_|a |_| |_|a Even a blind pig stumbles across an Acorn now and then
Ralph Babel <rba...@babylon.pfm-mainz.de> schrieb im Beitrag
<573...@babylon.pfm-mainz.de>...
> Synekdoche vom Engeren.
Was meinst Du hier mit "vom Engeren"? Das verstehe ich nicht.
Ich vermag in diesem Phänomen keine Synekdoche (und auch kein Pars pro toto
usw.) zu sehen. Wer "Tempo" statt "Papiertaschentuch" sagt, will ja
keinerlei rhetorisch-stilistischen Effekt erzeugen. Er kann dies auch gar
nicht, denn er benutzt lediglich einen zum Allgemeinbegriff gewordenen
Produktnamen. Eine freie Wahl zwischen verschiedenen Produktnamen hat man
da nicht. "Hätten Sie mal ein TaTü (Solo Talent, Servus) für mich"? wäre
nicht das gleiche wie "Hätten Sie mal ein Tempo für mich?"
Die Formulierung der Ausgangsfrage von Daniel Bolege ("wie lautet der
linguistische Begriff dafür, wenn man einen Eigennamen für eine ganze
Produktpalette nimmt?") kann eventuell in die Irre führen: man "nimmt"
nicht einen beliebigen Eigennamen zur Bezeichnung eines Produkts.
Vielleicht gibt es einen linguistischen Begriff, der die genannte
Erscheinung beschreibt, aber ein rhetorisches Stilmittel ist das sicher
nicht. Jedenfalls glaube ich dies nicht, solange es nicht jemand schlüssig
begründet.
Viele Grüße
Thomas
> >Nomina ante res?
>
> Dieses Thema kommt doch in schöner Regelmäßigkeit in dieser Newsgruppe
> vor. Einfach mal in dejanews nachsehen.
Ich kam, sah und ... Fehlanzeige.
Hast Du möglicherweise eine entsprechende Adresse auf Lager? Da mich die
Frage interessiert, wäre ich Dir dankbar, wenn Du mir auf die Sprünge
hülfest.
Herzlichst
Wolfram
>Daniel Bolege schrieb:
>
>> Ich glaube, es ist nicht "pars pro toto", da der Begriff
>> "Tempo" ja nicht Teil aller Taschentuecher ist. Ich meine,
>> es gibt fuer diesen Fall einen speziellen Ausdruck,
>> den ich auch mal wusste, aber ich komme nicht darauf.
>
>Synekdoche vom Engeren.
>
>("pars pro toto" ist ein Sonderfall hiervon.)
...und das ist ein Problem der Werbe-Profis: Die haben ein Produkt - hier
Papier-Taschentuecher der Marke "Tempo" - so stark ins Konsumenten-Gehirn
transplantiert, dass "Tempo" zum Synonym *aller* Papier-Taschentuecher
wurde. Mit dem (sicherlich nicht beabsichtigten) Ergebnis, dass der
Endverbraucher zwar "Tempo" ordert, aber nicht meckert, wenn er
stattdessen Ware der Firma XY erhaelt.
Mit freundlichen Gruessen
Hans-Dieter
Grund genug, ein StilkundeWB der Wollermannschen Lexika - Kollektion
einzuverleiben ;-).
> Ich vermag in diesem Phänomen keine Synekdoche (und auch kein Pars pro
> toto usw.) zu sehen. Wer "Tempo" statt "Papiertaschentuch" sagt, will
> ja keinerlei rhetorisch-stilistischen Effekt erzeugen.
Das würde ich nicht in jedem Fall ausschließen wollen. Auch da kann die
Sprache schillern. "Selters statt Sekt" etwa ist Synekdoche vom Engeren
für 'Tafelwasser' etc.
> Er kann dies
> auch gar nicht, denn er benutzt lediglich einen zum Allgemeinbegriff
> gewordenen Produktnamen.
> Vielleicht gibt es einen linguistischen Begriff, der die genannte
> Erscheinung beschreibt,
Vielleicht schlicht: "'Generalisierte Markennamen' Das sind Produktnamen
– manche sogar geschützt – die zur allgemeinen Bezeichnung für die ganze
Produktklasse wurden." (http://www.kuebrich.de/oberlehr/gm.html).
Herzlichst
Wolfram
Wolfram Steinacker <Wolfram.S...@t-online.de> schrieb im Beitrag
<36B8BA32...@t-online.de>...
> Thomas Wollermann versteht
> >
> > "vom Engeren"? nicht.
>
> Grund genug, ein StilkundeWB der Wollermannschen Lexika - Kollektion
> einzuverleiben ;-).
Nehme den Vorschlag gerne an. Kannst Du mir eins empfehlen?
Ich gehe mittlerweile davon aus, daß Ralph Babel mit dem "Engeren" sowas
wie den "Unterbegriff" meinte.
> > Ich vermag in diesem Phänomen keine Synekdoche (und auch kein Pars pro
> > toto usw.) zu sehen. Wer "Tempo" statt "Papiertaschentuch" sagt, will
> > ja keinerlei rhetorisch-stilistischen Effekt erzeugen.
>
> Das würde ich nicht in jedem Fall ausschließen wollen. Auch da kann die
> Sprache schillern. "Selters statt Sekt" etwa ist Synekdoche vom Engeren
> für 'Tafelwasser' etc.
Kann ich nicht so sehen. Den Schöpfer dieses Sprüchleins, das Du hier in
der AA-Fassung zitierst, trieben nur alliteratorische und nicht
synekdochale Absichten um, denn "Selters" wird eh schon synonym zu
"Mineralwasser" gebraucht, ist also bereits ein "generalisierter
Produktname" oder wie immer man das nennen will.
Bon Aqua statt Blue Curacao!
Viele Grüße
Thomas
>ein StilkundeWB
> Kannst Du mir eins empfehlen?
Erstaunlich, was mein altes "Kleines Wörterbuch der Stilkunde", Leipzig
1975, so alles zutage fördert. Antiquarisch dürfte es zumindest das
preisgünstigste sein. (141 S., NP: 4,50 OM).
> > "Selters statt Sekt" etwa ist Synekdoche vom
> > Engeren für 'Tafelwasser' etc.
>
> Kann ich nicht so sehen. Den Schöpfer dieses Sprüchleins, ...
> trieben nur alliteratorische und nicht
> synekdochale Absichten um, denn "Selters" wird eh schon synonym zu
> "Mineralwasser" gebraucht, ist also bereits ein "generalisierter
> Produktname" oder wie immer man das nennen will.
Wobei die von Dir genannten Aspekte keineswegs einander ausschließen
noch erübrigen. Sie differenzieren. Etwa:
Selters:
- Synekdoche v.E. für Mineralwasser
- Synonym für Sprudel, Mineralwasser, Tafelwasser etc.
- "Generalmarke"* für 'Gerolsteiner' etc.
- Bestandteil obiger Alliteration
Herzlichst
Wolfram
*'GM' - nette Anspielung Kübrichs an TM ™ (Trade Mark)
> ...und das ist ein Problem der Werbe-Profis: Die haben ein Produkt - hier
> Papier-Taschentuecher der Marke "Tempo" - so stark ins Konsumenten-Gehirn
> transplantiert, dass "Tempo" zum Synonym *aller* Papier-Taschentuecher
> wurde. Mit dem (sicherlich nicht beabsichtigten) Ergebnis, dass der
> Endverbraucher zwar "Tempo" ordert, aber nicht meckert, wenn er
> stattdessen Ware der Firma XY erhaelt.
Wenn er ordert, darf er auch das Originalmarkenprodukt erwarten. Wenn es
sich eines "ausleiht", dann nicht.
Gruß, ULF
--
_______________________________________________________________________________
Ulf Kutzner
Backhaushohl 46
D-55128 Mainz
_______________________________________________________________________________
Wolfram Steinacker <Wolfram.S...@t-online.de> schrieb im Beitrag
> Selters:
> - Synekdoche v.E. für Mineralwasser
Das ist mir zu wenig mit diesem "vom Engeren". Ich bestreite, daß die
Verwendung eines generalisierten Produktnamens eine Synekdoche ist. Es gibt
nur drei Möglichkeiten, mich zu bewegen, dem doch zuzustimmen: gute
Argumente, Folter oder viel Geld (letzteres wäre mir am liebsten).
Eine Synekdoche ist eine rhetorisch-stilistische Figur, bei der der
Sprecher um eines sprachlichen Effektes willen ein Wort "falsch" gebraucht.
Der Kontext und die Vertrautheit der Zuhörer mit solchen Figuren sichern
ab, was eigentlich gemeint ist. Das "falsch" gebrauchte Wort behält in
anderen Zusammenhängen seinen angestammten Bedeutungsumfang.
Anders bei generalisierten Produktnamen. Der Sprecher benutzt den
Markennamen hier nicht "falsch", sondern greift auf einen bereits
etablierten Sprachgebrauch zurück, der den Produktnamen als Appellativum
verwendet. Er hat gar keinen Sprachspielraum, eine rhetorische Figur zu
entfalten. Da er keine Wahl hat, welche Markennamen er denn generalisiert
einsetzen will - die Gemeinschaft der Sprecher hat dies schon vor ihm
entschieden - kann er nicht sprachschöpferisch vorgehen, wie dies die
Verwendung einer Synekdoche kennzeichnet.
Die Ausgangsfrage war, ob es eine Bezeichnung dafür gibt, wenn ein
Produktname generalisiert verwendet wird. Daran hängt nicht viel, denn das
Phänomen, um das es da geht, ist ziemlich geheimnislos. Eine rhetorische
Figur ist es jedenfalls nicht. Spannender fände ich da schon die Frage, ob
Produktnamen sinnvollerweise ein Sonderstatus zwischen Name und
Gattungsbegriff zugeschrieben werden kann, was aber mit dem Ausgangsproblem
nichts zu tun hat.
Der Grammatik-Duden (6. Aufl., 1998) ist hierzu knapp (Randziffer 1040,
Abs. 3):
"Gattungsbezeichnungen aus Produkt- bzw. Warennamen: Diese können als
Gattungsbezeichnung für den Gegenstand stehen, der unter ihrem Warenzeichen
hergestellt wird. So steht 'Tempo' für 'Papiertaschentuch' (Hast du mal ein
Tempo für mich?), 'Selters', ursprünglich ein Ortsname, für (natürliches)
Mineralwasser und Tesafilm für (durchsichtige) Klebefolie."
Danke übrigens für den Tip mit dem Stilkundewörterbuch, lieber Wolfram.
Viele Grüße
Thomas
>
> Der Grammatik-Duden (6. Aufl., 1998) ist hierzu knapp (Randziffer 1040,
> Abs. 3):
> "Gattungsbezeichnungen aus Produkt- bzw. Warennamen: Diese können als
> Gattungsbezeichnung für den Gegenstand stehen, der unter ihrem Warenzeichen
> hergestellt wird. So steht 'Tempo' für 'Papiertaschentuch' (Hast du mal ein
> Tempo für mich?), 'Selters', ursprünglich ein Ortsname, für (natürliches)
> Mineralwasser und Tesafilm für (durchsichtige) Klebefolie."
>
Das Lustige daran ist, daß die o.a. Bezeichner nur in (Teilen) Deutschlands
gelten.
Tempo sagt hier in Ö niemand, hier verlangt man ein "Feh" oder bei Mineral-
wässern war vor 30 Jahren noch "Güssinger" das allgemein Verstandene,
den Tesafilm kennt man hierorts zwar, doch heißt das heimische Produkt
"Tixoband".
Daran siehst du, daß selbst so "allgemein" übliche Begriffe in kleinräumigen
Wirtschaftsbereichen sehr stark differieren können.
> Tempo sagt hier in Ö niemand, hier verlangt man ein "Feh" oder bei Mineral-
> wässern war vor 30 Jahren noch "Güssinger" das allgemein Verstandene,
> den Tesafilm kennt man hierorts zwar, doch heißt das heimische Produkt
> "Tixoband".
> Daran siehst du, daß selbst so "allgemein" übliche Begriffe in kleinräumigen
> Wirtschaftsbereichen sehr stark differieren können.
...und jetzt wird es noch kleinraeumigerer!
Protest! Da gibt es offensichtlich zwischen West- und Ostoesterreich auch
Unterschiede:
als "Westler" habe ich noch nie "Feh" gehoert, "Tempo" ist dagegen fuer mich
Standard - ausserdem haben wir ja gelernt, dass es _durchschnupfsicher_ ist.
Bei den Mineralwaessern gibt es so viele verschiedene Abfueller, dass die
entsprechende Verwendung des Namens raeumlich eher eng begrenzt ist. Das 30 Jahre
alte Guessinger ist da ausserhalb "meines" Bereichs.
Genauso ist es bei zumindest frueher von der regionalen Erhaeltlichkeit her
eingeschraenkten Produkten, wie z.Bsp. Fruchtjoghurt = Jogurella (Schaerdinger) =
NoeMix (Niederoesterr.) = ?.
Johannes
Na wunderbar!
>Bei den Mineralwaessern gibt es so viele verschiedene Abfueller,
>dass die entsprechende Verwendung des Namens raeumlich eher
>eng begrenzt ist. Das 30 Jahre alte Guessinger ist da ausserhalb
>"meines" Bereichs.
MUSEN hast Du recht. Wenn ich einkaufe/bestelle, verwende ich
den Gattungsbegriff, also Papiertaschentücher respektive Mineral.
>Genauso ist es bei zumindest frueher von der regionalen
>Erhaeltlichkeit her eingeschraenkten Produkten, wie z.Bsp.
>Fruchtjoghurt = Jogurella (Schaerdinger) = NoeMix
>(Niederoesterr.) = ?.
Kein Einwand. Die allgemeingültigen Ö-Beispielen reduzieren sich
imho auf das schon erwähnte "Tixo" (ohne "-band") sowie auf
UHU (= Alleskleber). Zu ergänzen wären diese Begriffe durch das
schweizerisch-amerikanische "bostitschen" ("ane-bostitsche" =
mit der Heftmaschine festklammern, nach der US-Heftmaschinen-
Firma "Bosti[t]ch") sowie das englische "to hoover" (staubsaugen).
Michael
> MUSEN hast Du recht. Wenn ich einkaufe/bestelle, verwende ich
> den Gattungsbegriff, also Papiertaschentücher respektive Mineral.
In die ganze Diskussion hat sich leider ein bedauerliches Mißverständnis
geschlichen. Auch "Tempo(s)" ist - als Produktbezeichnung - ein
Gattungsbegriff und zwar für die Gattung aller von der Firma "Tempo"
(Eigenname) hergestellten Papiertaschentücher. "Papiertaschentücher" ist
nur die Obergattung zur Untergattung "Tempo-Taschentücher". Uns geht es
in der Diskussion nur darum, wie es kommt, daß eine Untergattung (hier
zusätzlich ein Markenname) zum generellen Gattungsbegriff wird.
Jürgen
>Michael Pronay schrieb:
>
>> MUSEN hast Du recht. Wenn ich einkaufe/bestelle, verwende ich
>> den Gattungsbegriff, also Papiertaschentücher respektive Mineral.
>
>In die ganze Diskussion hat sich leider ein bedauerliches
Mißverständnis
>geschlichen. ...
Nein, kein Mißverständnis, denn hier ging's darum, ob analog zu
"Tempo"
das Austro-Pendant "Feh" schon ebenso zu einem Gattungsbegriff
geworden
ist, was ich (im Sinne des Vorposters) verneint habe.
Michael
In diesem Sinne hab ich dein Posting auch verstanden. Dennoch: bereits
die Markennamen "Feh", "Tempo" und "Servus" sind bereits vor der
möglichen Generalisierung Gattungsnamen und fungieren sprachlich genauso
wie andere Gattungsbezeichnungen auch. Z.B. kann man vor den Artikeln
der genannten Marken den bestimmten oder unbestimmten Artikel
voranstellen oder sie zählen: "Das/ein Tempo, drei Tempos". Bei der
Verwendung als Eigenname/Firmenname geht dies nicht. "Tempo" ist eine
Untergattung der Obergattung "Papiertaschentücher" und bezeichnet oft
auch diese Obergattung selbst. Du darfst dich nur nicht vom Markennamen
irreführen lassen. "Tempo" muß man hier lesen als Verkürzung von
"Papiertaschentuch der Marke Tempo" bzw. "Tempotaschentuch". Aber es ist
eben auch nur eine Art von Taschentüchern, genauso wie ein Golden
Delicious eine Art von Äpfeln ist.
Grüße,
Jürgen
Juergen Amrhein <juergen...@uni-koeln.de> schrieb im Beitrag
> die Markennamen "Feh", "Tempo" und "Servus" sind bereits vor der
> möglichen Generalisierung Gattungsnamen und fungieren sprachlich genauso
> wie andere Gattungsbezeichnungen auch. Z.B. kann man vor den Artikeln
> der genannten Marken den bestimmten oder unbestimmten Artikel
> voranstellen oder sie zählen: "Das/ein Tempo, drei Tempos". Bei der
> Verwendung als Eigenname/Firmenname geht dies nicht. "Tempo" ist eine
> Untergattung der Obergattung "Papiertaschentücher" ... "Tempo" ... ist
> eben auch nur eine Art von Taschentüchern, genauso wie ein Golden
> Delicious eine Art von Äpfeln ist.
Du hast recht, daß sich Markenbezeichnungen wie Gattungsnamen verhalten,
was die Verwendung z.B. von Artikeln und Indefinitpronomina betrifft. Aber
mir ist es nicht so selbstverständlich, daß sie Gattungsnamen sind. Wären
"Tempo" und "Feh" die Bezeichnungen für zwei Untergattungen der Obergattung
"Papiertaschentücher", so müßten sie sich meiner Meinung nach vom
Begriffsinhalt her deutlicher unterscheiden. Ich frage mich, inwiefern sie
das überhaupt tun. "Tempo" bedeutet dasselbe wie "Papiertaschentuch" + "von
der berechtigten Firma 'Tempo' genannt". Reicht das, um "Tempo" als
Untergattung von "Papiertaschentuch" aufzufassen? Das Kriterium dafür, daß
etwas ein "Tempo" ist, ist schlicht, daß es "Tempo" heißt, also ein "Tempo"
ist. Das ist zirkulär und keinesfalls dasselbe wie bei "Golden Delicious",
denn das ist eine Apfelsorte, und es gibt Kriterien, die solche Äpfel z.B.
von der Sorte "Jonagold" unterscheiden lassen. Die Firma Tempo dagegen
könnte ihre Papiertaschentücher zum Teil oder sogar ganz von der Firma Feh
herstellen lassen, sie einfach mit dem Namen "Tempo" versehen, und dann
wären es auch Tempos. Deshalb steht ja auf jeder Packung "Tempo" drauf,
denn nichts außer dem Namen macht deren Inhalt zu "Tempo". Das ist bei
einem Golden Delicous nicht unbedingt nötig.
Die Tempotaschentücher dieser Welt mögen zwar im mathematischen Sinne eine
Teilmenge der Menge aller Papiertaschentücher bilden, aber kann man sie
wirklich vollgültig als deren "Untergattung" bezeichnen?
Viele Grüße
Thomas
Doch. Wenn sich ein Nomen wie ein Gattungsname verhält, dann ist es auch
einer. Für die Klassifizierung sind nur syntaktische Kriterien
maßgeblich. Sonst müßte z.B. /Güte/ ein Adjektiv sein, weil es eine
Eigenschaft bezeichnet.
> Wären "Tempo" und "Feh" die Bezeichnungen für zwei Untergattungen der
> Obergattung "Papiertaschentücher", so müßten sie sich meiner Meinung
> nach vom Begriffsinhalt her deutlicher unterscheiden. Ich frage mich,
> inwiefern sie das überhaupt tun. "Tempo" bedeutet dasselbe wie
> "Papiertaschentuch" + "von der berechtigten Firma 'Tempo' genannt".
Selbst wenn es gar keine Unterschiede gäbe: Solang jemand /ein Tempo/
verlangt, existiert das Wort in der Sprache, und zwar als
Gattungsbezeichnung. Wie ist das bei Synonymen wie /Orange/ und
/Apfelsine/? Wo ist da der Unterschied? Oder /liladunkelblaßblau/?
Adjektiv oder nicht? Selbst wenn ich einen Unsinnsatz habe, wie: "Zwei
Schmollen babeln.", dann weiß ich, daß /Schmolle/ ein Gattungsname ist,
ohne dessen Bedeutung zu kennen.
> Reicht das, um "Tempo" als
> Untergattung von "Papiertaschentuch" aufzufassen? Das Kriterium dafür,
> daß etwas ein "Tempo" ist, ist schlicht, daß es "Tempo" heißt, also
> ein "Tempo" ist. Das ist zirkulär und keinesfalls dasselbe wie bei
> "Golden Delicious", denn das ist eine Apfelsorte, und es gibt
> Kriterien, die solche Äpfel z.B. von der Sorte "Jonagold"
> unterscheiden lassen.
Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst. Selbst wenn "Tempos" und "Fehs"
völlig identische Fabrikate wären: "Tempo" ist und bleibt hier eine
Gattungsbezeichnung, im Unterschied zu Eigennamen und
Massenbezeichnungen (/Milch/, /Sand/). Du stellst nur die begriffliche
Hierarchie in Frage, d.h. ist die "Gattung" "Tempos" eine Untergattung
von "Papiertaschentuch" oder nicht? Real ist sie eine: "Tempos" haben
eine andere Imprägnierung und bestimmt auch sonstige Unterschiede in
Gewebsstruktur und Format. Und dann befinden sie sich in jeweils anderen
Packungen. Aber abgesehen davon: dich stört der Terminus "Gattung", weil
du an natürliche Arten denkst (Tiere, Äpfel etc.). Hier geht es jedoch
nur um sprachliche Klassenbildung. Da ist es uninteressant, wie die
Dinge sich wirklich in der Welt verhalten. Du kämst ja auch nicht auf
die Idee, daß /Einhorn/ nur deshalb kein Nomen wäre, weil noch nie
jemand eines gesehen hat.
> Die Tempotaschentücher dieser Welt mögen zwar im mathematischen Sinne
> eine Teilmenge der Menge aller Papiertaschentücher bilden, aber kann
> man sie wirklich vollgültig als deren "Untergattung" bezeichnen?
Das habe ich nun nicht behauptet. "Tempo" wird sowohl/als auch
verwendet, einmal für die Menge aller Taschentücher, das anderemal nur
als Teilmenge daraus. Das ist ähnlich wie bei der "Katze": das Wort kann
sowohl geschlechtsneutral alle Vertreter dieser Gattung bezeichnen, oder
speziell, in Opposition zum "Kater", nur die Teilmenge dieser Klasse.
Ein drittes Wort, das nur als Oberbegriff fungiert, gibt es hier nicht.
Und beim "Tempo": "Papiertaschentuch" ist halt zu umständlich.
Grüße,
Jürgen
Juergen Amrhein <juergen...@uni-koeln.de> schrieb im Beitrag
<36BC989A...@uni-koeln.de>...
> Thomas Wollermann schrieb:
> Wenn sich ein Nomen wie ein Gattungsname verhält, dann ist es auch
> einer. Für die Klassifizierung sind nur syntaktische Kriterien
> maßgeblich. Sonst müßte z.B. /Güte/ ein Adjektiv sein, weil es eine
> Eigenschaft bezeichnet.
Nach diesem Kriterium wäre es aber zweifelhaft, ob abstrakte Begriffe wie
"Güte" Gattungsname sind, denn solche Nomen lassen sich nicht in den
Plural setzen und nur eingeschränkt mit Indefinitpronomina verknüpfen.
Ich gebe Dir recht, daß sich Markenbezeichnungen wie "Tempo" syntaktisch
wie Gattungsbezeichnungen verhalten. Damit kann man sich im Grunde auch
zufriedengeben. Ich will Dir hier gar nicht unbedingt widersprechen, mich
interessiert die Frage, was ein Markenname ist. Ich denke, einsichtig ist,
daß er nicht so einfach als "Name" bezeichnet werden kann, weil er hierfür
die syntaktischen Bedingungen nicht erfüllt.
> Du stellst nur die begriffliche
> Hierarchie in Frage, d.h. ist die "Gattung" "Tempos" eine Untergattung
> von "Papiertaschentuch" oder nicht? Real ist sie eine: "Tempos" haben
> eine andere Imprägnierung und bestimmt auch sonstige Unterschiede in
> Gewebsstruktur und Format. Und dann befinden sie sich in jeweils anderen
> Packungen. Aber abgesehen davon: dich stört der Terminus "Gattung", weil
> du an natürliche Arten denkst (Tiere, Äpfel etc.). Hier geht es jedoch
> nur um sprachliche Klassenbildung. Da ist es uninteressant, wie die
> Dinge sich wirklich in der Welt verhalten.
Ja, das interessiert mich: Was bedeutet es in der Welt, wenn ich "Tempo"
als Untergattung zu "Papiertaschentuch" auffasse. Das ist aber nicht so
sehr ein Problem der deutschen Sprache, und wir sollten das deshalb auch
hier vielleicht nicht weiterdiskutieren.
Ich sehe das so: An die Rede von "Untergattungen" und "Obergattungen"
knüpfen sich für mich bestimmte Erwartungen hinsichtlich der Art und Weise,
wie Begriffe die sinnlich-materielle Welt strukturieren (abstrakte Begriffe
klammere ich der Einfachheit halber aus). Begriffe, die Untergattungen
bezeichnen, müssen inhaltlich spezifischer sein als der Begriff der
Obergattung, und zwar so, daß mir Kriterien geboten werden, anhand derer
ich die Untergattungen auseinanderhalten kann. Und genau das ist, behaupte
ich, bei Markenbezeichnungen nicht der Fall. Es sind nicht, wie Du oben
sagst, Eigenschaften wie "Imprägnierung", "Gewebestruktur" oder "Format",
die Papiertaschentücher der Marke "Tempo" von anderen unterscheiden, selbst
wenn es diese Unterschiede tatsächlich gibt. Die Firma stellt diese Dinger
schon seit Jahrzehnten her und ändert ihre Eigenschaften permanent (in den
Siebzigern z.B. gab es sie auch in peppigem Orange). Ein "Tempo" ist ein
Papiertaschentuch, das "Tempo" heißt. Die Firma hat das Recht zur
Namensvergabe und nutzt es, indem sie sagt: "Alle Papiertaschentücher, die
unsere Fabrik verlassen oder die wir sonstwo eingekauft haben, wollen wir
'Tempo' nennen, und andere dürfen nicht so heißen, auch wenn sie genau
gleich sind." Nur wo "Tempo" draufsteht, ist "Tempo" drin, und nur WEIL
"Tempo" draufsteht, ist es "Tempo".
Ganz anders ist das Verhältnis von Untergattungen wie "Katze" und "Hund"
usw. untereinander und zur Obergattung "Säugetier".
Ich sehe in dem Begriff "Tempo" eher die Bezeichung einer Klasse, denn die
Elemente einer Klasse braucht ja nicht mehr zu einen als die Tatsache, daß
sie zu dieser Klasse gehören.
(Ganz extrem ist das z.B. bei Markenklamotten, wo der Name das eigentliche
Produkt ist. Was ist ein Nike-Hemd, wenn man das Logo und damit den Namen
abmacht?)
Viele Grüße
Thomas
Das stimmt. "Güte" ist ein singulare tantum und müßte wohl zu den
"Massenbezeichnungen" gerechnet werden, wie "Sand" etwa. "In ihrem Blick
lag viel Güte".
> Ich sehe das so: An die Rede von "Untergattungen" und "Obergattungen"
> knüpfen sich für mich bestimmte Erwartungen hinsichtlich der Art und
> Weise, wie Begriffe die sinnlich-materielle Welt strukturieren
> (abstrakte Begriffe klammere ich der Einfachheit halber aus).
(...)
Ja, jetzt sehe ich auch klarer. Du stellst die Frage nach der
Identifizierbarkeit. Und recht hast du: bei normalen Gattungsnamen
reicht es, ein Ding auf seine Merkmale hin zu überprüfen. Bei "Tempo"
dagegen ist es wie bei Personen: erst der Taufakt konstituiert die
Klasse. Die Namensimprägnierung mir anzusehen ist etwa so, wie in den
Personalausweis einer Person zu schauen oder ihr die Fingerabdrücke
abzunehmen. Oder vielleicht ist auch der Vergleich mit Mannschaften
passend. Was ist ein deutscher Fußballnationalspieler und wie erkenne
ich ihn? Zuerst mal nur am Trikot. Aber trotzdem bleiben die dt.
Fußb.nat.sp. eine Untergruppe zur Klasse aller Nationalspieler. Ich
denke, wenn man lange genug sucht, wird man viele Wörter finden, die man
syntaktisch eindeutig als "Gattungsbezeichnungen" einordnen muß, die
aber nicht anhand "natürlicher" Merkmale identifizierbar sind. Wieviele
Appelativa sind schon "normale Gattungsnamen"? Der Begriff "Gattung"
stiftet da sehr viel Verwirrung und Mißverständnisse.
> Ganz anders ist das Verhältnis von Untergattungen wie "Katze" und
> "Hund" usw. untereinander und zur Obergattung "Säugetier".
> Ich sehe in dem Begriff "Tempo" eher die Bezeichung einer Klasse, denn
> die Elemente einer Klasse braucht ja nicht mehr zu einen als die
> Tatsache, daß sie zu dieser Klasse gehören.
> (Ganz extrem ist das z.B. bei Markenklamotten, wo der Name das
> eigentliche Produkt ist. Was ist ein Nike-Hemd, wenn man das Logo und
> damit den Namen abmacht?)
Du könntest statt "Gattungsbezeichnung" auch "Klassenbezeichnung" sagen.
Das wäre weniger irreführend, hat sich aber in der deutschen
Sprachwissenschaft nicht durchgesetzt. Das Fremdwort "Appelativ" ist
dagegen neutral, und keinen würde es stören, "Tempos" darunter zu
fassen. Du hast recht, daß entscheidende Kriterium der
Klassenzugehörigkeit besteht nicht in irgendwelchen sinnlich
feststellbaren Merkmalen, sondern darin, daß Sprecher bestimmte Dinge
aus irgendwelchen Gründen in eine Gruppe zusammenfassen.
Grüße,
Jürgen
>als "Westler" habe ich noch nie "Feh" gehoert, "Tempo" ist dagegen fuer mich
>Standard - ausserdem haben wir ja gelernt, dass es _durchschnupfsicher_ ist.
Ob das wirklich ein Vorteil ist? Meine Hausärztin rät vom heftigen
Schneuzen bei Schnupfen ab - dadurch würde der Rotz auch in die
Nebenhöhlen gedrückt, was eine Entzündung der Selben auslösen kann.
cu.
Juergen
--
\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
\ Freie Bits für frei Buerger \
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\ Email: jk...@karlstadt.netsurf.de \
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>>als "Westler" habe ich noch nie "Feh" gehoert, "Tempo" ist dagegen fuer
mich
>>Standard - ausserdem haben wir ja gelernt, dass es _durchschnupfsicher_
ist.
Wir at sind bestenfalls Ösis aber keine Ossis <g>
Hubert
>... dadurch würde der Rotz auch in die Nebenhöhlen gedrückt,
>was eine Entzündung der Selben auslösen kann.
^^^^^^
Wo hast Du dieses Wort her? In gängigen Wörterbüchern findet es
sich jedenfalls nicht.
Michael
>> Synekdoche vom Engeren.
>
> Was meinst Du hier mit "vom Engeren"?
Das Gegenteil von "vom Weiteren", z. B. "totum pro parte":
"Das ganze Dorf (= dessen Bewohner) war aus dem Häuschen."
> Wer "Tempo" statt "Papiertaschentuch" sagt, will ja
> keinerlei rhetorisch-stilistischen Effekt erzeugen.
Wenn der Druckerhersteller in seinem Prospekt vom
"Zugtraktor" schreibt, dann beabsichtigt er damit
wahrscheinlich auch keinerlei "rhetorisch-stilistischen
Effekt"; trotzdem handelt es sich um einen Pleonasmus,
und "Pleonasmus" ist wohl unstrittig ein Begriff aus
der Stillehre. Mit anderen Worten: Die Motivation
des Verwenders ist eher nebensächlich.
> Die Formulierung der Ausgangsfrage von Daniel Bolege ("wie
> lautet der linguistische Begriff dafür, wenn man einen
> Eigennamen für eine ganze Produktpalette nimmt?") kann
> eventuell in die Irre führen: man "nimmt" nicht einen
> beliebigen Eigennamen zur Bezeichnung eines Produkts.
Woran glaubst Du zu erkennen, daß er "einen" im Sinne von
"einen beliebigen" statt "einen bestimmten" gemeint hat?
Ralph Babel <rba...@babylon.pfm-mainz.de> schrieb im Beitrag
<574...@babylon.pfm-mainz.de>...
> Thomas Wollermann schrieb:
> > Wer "Tempo" statt "Papiertaschentuch" sagt, will ja
> > keinerlei rhetorisch-stilistischen Effekt erzeugen.
>
> Wenn der Druckerhersteller in seinem Prospekt vom
> "Zugtraktor" schreibt, dann beabsichtigt er damit
> wahrscheinlich auch keinerlei "rhetorisch-stilistischen
> Effekt"; trotzdem handelt es sich um einen Pleonasmus,
> und "Pleonasmus" ist wohl unstrittig ein Begriff aus
> der Stillehre. Mit anderen Worten: Die Motivation
> des Verwenders ist eher nebensächlich.
Das ist kein zulässiger Schluß. Daraus kannst Du höchstens folgern, daß man
nicht allgemein sagen kann, daß bei der Verwendung von Stilfiguren die
Bewußtheit des Sprechers eine Rolle spielt. Selbst wenn sie also beim
Pleonasmus nebensächlich ist, muß sie dies noch nicht bei der Synekdoche
sein.
Pleonasmen haben es so an sich, daß sie einem einzelnen Sprecher
unbeabsichtigt rausrutschen können, wenn er z.B. über die Etymologie eines
Wortes nicht Bescheid weiß. Ob man das aber mit Phänomen gleichsetzen kann,
die ganze Sprechergemeinschaft betreffen, wie dies in der generalisierten
Verwendung der Markenbezeichnung "Tempo" der Fall ist, das finde ich doch
sehr fraglich.
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem Pleonasmus und der
Synekdoche: Im Pleonasmus liegt die ganze Stilfigur im Wort (oder der
Verbindung mehrerer Wörter), womit sie weitestgehend kontextunabhängig ist.
Das ist bei der Synekdoche anders, sie funktoniert nur im Zusammenhang
eines Textes (einer Rede) und eines Kontextes. Daher kann Motivation hier
durchaus eine andere Rolle spielen.
Du hast auch nichts entkräftendes gegen mein in diesem Diskussionsfaden
mehrfach variiert vorgetragenes Argument, daß der Sprecher bei der
genannten Verwendung eines Produktnamens keine Stilfigur verwenden kann,
weil er sprachlich keine Wahlfreiheit hat. Insofern hast Du hier auch
(noch) keinen Punkt gemacht.
> > Die Formulierung der Ausgangsfrage von Daniel Bolege ("wie
> > lautet der linguistische Begriff dafür, wenn man einen
> > Eigennamen für eine ganze Produktpalette nimmt?") kann
> > eventuell in die Irre führen: man "nimmt" nicht einen
> > beliebigen Eigennamen zur Bezeichnung eines Produkts.
>
> Woran glaubst Du zu erkennen, daß er "einen" im Sinne von
> "einen beliebigen" statt "einen bestimmten" gemeint hat?
Ich verstehe die Motivation dieser Frage nicht. Ich verstehe aber auch
ihren Anlaß nicht. Woran glaubst Du denn zu erkennen, daß ich zu erkennen
glaubte, er habe "einen" im Sinne von "einen beliebigen" statt "einen
bestimmten" gemeint?
Viele Grüße
Thomas
> > Wenn der Druckerhersteller in seinem Prospekt vom
> > "Zugtraktor" schreibt, dann beabsichtigt er damit
> > wahrscheinlich auch keinerlei "rhetorisch-stilistischen
> > Effekt"; trotzdem handelt es sich um einen Pleonasmus,
Es gibt auch Drucker mit Schubtraktor.
Um Mißverständnisse zu vermeiden, muß das also gesagt
werden.
mfg.
Gernot
--
<hi...@gmx.de> (Gernot Zander)
Lieber niederträchtig als hoch schwanger.
Sagst Du echt "eine Flasche Mineral"? Das hört sich hier arg
exotisch an. Ich bin mehr die brutale Abkürzung "Miwa" (und
O-Saft) gewöhnt, oder wenn ich mich etwas allgemeinverständlicher
ausdrücken will, "Wasser".
--
Best Regards, Dr. Peter Kittel // E-Mail:
Private Site in Frankfurt, Germany \X/ peterk @ combo.ganesha.com
> Hi,
>
> > > Wenn der Druckerhersteller in seinem Prospekt vom
> > > "Zugtraktor" schreibt, dann beabsichtigt er damit
> > > wahrscheinlich auch keinerlei "rhetorisch-stilistischen
> > > Effekt"; trotzdem handelt es sich um einen Pleonasmus,
>
> Es gibt auch Drucker mit Schubtraktor.
> Um Mißverständnisse zu vermeiden, muß das also gesagt
> werden.
Das ändert nichts daran, daß "Zugtraktor" ein Pleonasmus ist,
genausowenig, wie es etwas daran ändert, daß "Schubtraktor" ein Oxymoron
ist.
Die Aussage besteht ja gerade darin, daß derartige Figuren weder
beabsichtigt noch falsch sein müssen, trotzdem erfüllen sie die
Definition der Figur.
--
...und tschuess!
Michael
E-mail: M.Otte...@sailor.ping.de
http://www.dejanews.com/getdoc.xp?AN=383748784&fmt=raw
>>> Die Formulierung der Ausgangsfrage von Daniel Bolege
>>> ("wie lautet der linguistische Begriff dafür, wenn man
>>> einen Eigennamen für eine ganze Produktpalette nimmt?")
^^^^^^^^^^^^^^^^
>>> kann eventuell in die Irre führen: man "nimmt" nicht
>>> einen beliebigen Eigennamen zur Bezeichnung eines
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
>>> Produkts.
>>
>> Woran glaubst Du zu erkennen, daß er "einen" im Sinne von
>> "einen beliebigen" statt "einen bestimmten" gemeint hat?
>
die interessante Adresse
>
> http://www.dejanews.com/getdoc.xp?AN=383748784&fmt=raw
das ist sie wirklich.
Aber über nomina ante res - Fehlanzeige.
Was nun?
W
>In article <LGMu2.10846$yI.3...@news.chello.at>
>"Michael Pronay" <pro...@teleweb.at> writes:
>
>Wenn ich einkaufe/bestelle, verwende ich den Gattungsbegriff,
>also Papiertaschentücher respektive Mineral.
>
>Sagst Du echt "eine Flasche Mineral"? Das hört sich hier arg
>exotisch an.
Das ist in der österreichischen Gastronomie absolut gängig,
der Dialog spielt sich etwa so ab: "Mineral?" -- "Ja bitte!"
>Ich bin mehr die brutale Abkürzung "Miwa" (und O-Saft) gewöhnt,
>oder wenn ich mich etwas allgemeinverständlicher ausdrücken
>will, "Wasser".
Wenn in Ö "Wasser" bestellt wird, dann ist praktisch immer
(dank der hohen Qualität praktisch im ganzen Lande) Leitungs-
wasser gemeint. D.h. bei der Bestellung wird "Mineral?" rück-
gefragt, um Mißverständnisse zu vermeiden.
Michael
Sorry: Ich hatte übersehen, daß Du beim Quoten aus Peters Posting den
Hinweis auf die Liste entfernt hattest. Lediglich die Liste findet sich
(u. a.) unter der angegebenen URL.
> Was nun?
Mehr habe ich in dieser HInsicht leider nicht anzubieten...
Grüße
Hubert
Lieber Arm dran als Arm ab ...
Grüße
Hubert