Das elektonische "schleifen" ist eine Rückbildung aus Schleife, einem
gängigen Ausdruck für den geometrischen leitenden Rand eines kompakten
Flächenstücks. Die Schleifen verzweigen sich in den Knoten.
Eine sprachlich anspruchsvollere Gruppe sagte statt Schleife Masche.
Heute heißt das natürlich Loop, wenn man verstanden sein möchte und
durchscheifen kann man mit loop-through übersetzen, offenbar eine
Lehnübersetzung.
Der alte Kirchhoff begründete ungewollt einen Teil der algebraischen
Geometrie ähnlich wie Kant die Topologie mit seinen Königsberger
Spaziergängen mit seinen Schleifen/Maschen- und Knotensätzen.
Dahinter versteckt sich sich das Geheimnis der Beziehungen von eben und
linear begrenzten Volumina, Seitenflächen, Kanten und Ecken, kurz gesagt
die Integrationstheorie in höheren Dimensionen.
Aus der Technik mehrfach sich durchdringender Netzwerke entwickelten
sich dann Knoten- und Zopftheorien.
Die Kirchhoffschen Maschen- und Knotengleichungen bilden die diskreten
Analoga von Rotations- und Divergenzfreiheit in der Feldtheorie und
liefern die Gleichungssysteme für die Beschreibung von Spannungen und
Strömen in Netzwerken.
Man muss wahrscheinlich die fachsprachlichen Wortwitze, die dann
"schleifen" im Sinne von elektrisch mit einer geschlossenen zweiadrigen
Leitung anschließen zu "geschliffen" nicht unbedingt verstehen.
Aber manch Elektroniker hat wie auch einige Bitkundige einen naiven
Humor, manchmal lacht er schon bei einem falschen Bit oder falsch
codiertem ASCII-Zeichen und erhellt damit sein etwas eintöniges Umfeld
mit seinen doch sehr komplexen, zudem diskreten Zusammenhängen.
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Roland Franzius