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Neuer Gender-Wahnsinn

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Walter Schmid

unread,
Dec 24, 2016, 5:12:40 AM12/24/16
to
"Er [der Schriftsteller Robert Walser] teilte den Schlafsaal [der
Psychiatrischen Klinik Herisau] mit neun Mitbewohnenden."

Ja schliefen denn dort drin auch Frauen?

(Papier-NZZ von heute, nicht online; der Verfasser ist
Hans-Rudolf Merz, alt Bundesrat und Hobby-Autor)


Gruss

Walter

--
Ich bin für ein "Recht auf leistungsgerecht bezahlte
Arbeit"! Das schadet vielleicht ein Bisschen einer
Konzernkasse - aber sicher keinem Menschen.

Detlef Meißner

unread,
Dec 24, 2016, 5:27:45 AM12/24/16
to
Am 24.12.2016 um 11:12 schrieb Walter Schmid:
> "Er [der Schriftsteller Robert Walser] teilte den Schlafsaal [der
> Psychiatrischen Klinik Herisau] mit neun Mitbewohnenden."
>
> Ja schliefen denn dort drin auch Frauen?
>
Das wohl nicht, aber die Mitbewohnenden waren wohl geschlechtslos.
Bei "Mitbewohner" denken möglicherweise manche, die seien alle homosexuell.

Detlef



Gunhild Simon

unread,
Dec 24, 2016, 5:59:02 AM12/24/16
to
Meiner Meinung nach ist *Mitbewohnende/r" gar kein
korrekt gebildetes Wort - also substantiviertes
Part.I.

Denn "mit" gehört gar nicht zu "bewohnen", weil es das Verb *mitbewohnen so nicht gibt,sondern "mit" ist
Teil eines Präpositionalobjekts, etwa "mit meinem
Bruder (bewohne ich ...)".

Gruß
Gunhild

Lars Bräsicke

unread,
Dec 24, 2016, 10:20:51 AM12/24/16
to
Wenn das Wort Mitbewohner korrekt gebildet ist, warum sollte dann
Mitbewohnender falsch sein?

Thomas Schade

unread,
Dec 24, 2016, 12:47:14 PM12/24/16
to
On 24.12.16 17:12, Walter Schmid wrote:

> (Papier-NZZ von heute, nicht online; der Verfasser ist
> Hans-Rudolf Merz, alt Bundesrat und Hobby-Autor)

'Alt-Bundesrat'?


Ciao
Toscha
--
Some people are like slinkies.
Not really good for much, but bring a smile to your face when pushed
down the stairs.

Detlef Meißner

unread,
Dec 24, 2016, 1:05:41 PM12/24/16
to
Am 24.12.2016 um 11:59 schrieb Gunhild Simon:
Ja, da denke ich auch gleich an "beiwohnend".

Detlef

Walter Schmid

unread,
Dec 24, 2016, 2:06:26 PM12/24/16
to
Am 24.12.2016 um 18:47 schrieb Thomas Schade:
> On 24.12.16 17:12, Walter Schmid wrote:
>
>> (Papier-NZZ von heute, nicht online; der Verfasser ist
>> Hans-Rudolf Merz, alt Bundesrat und Hobby-Autor)
>
> 'Alt-Bundesrat'?


Nein, "alt Bundesrat" sind zwei Wörter, nicht /ein/
zusammengesetztes Wort. "alt" = "gewesener", es gibt deren auch
ganz junge. Ruth Metzler war schon mit 39 "alt Bundesrätin".

Manfred Hoß

unread,
Dec 24, 2016, 2:25:45 PM12/24/16
to
Am Sat, 24 Dec 2016 20:06:32 +0100 schrieb Walter Schmid:

> Am 24.12.2016 um 18:47 schrieb Thomas Schade:
>> On 24.12.16 17:12, Walter Schmid wrote:
>>
>>> (Papier-NZZ von heute, nicht online; der Verfasser ist
>>> Hans-Rudolf Merz, alt Bundesrat und Hobby-Autor)
>>
>> 'Alt-Bundesrat'?
>
>
> Nein, "alt Bundesrat" sind zwei Wörter, nicht /ein/
> zusammengesetztes Wort. "alt" = "gewesener", es gibt deren auch
> ganz junge. Ruth Metzler war schon mit 39 "alt Bundesrätin".

"Alt... <in Zus.> aus dem Amt ausgeschieden u. noch lebend, z. B.
Altbundespräsident, Altvorsitzender (in der Schweiz meist klein- u.
getrennt geschrieben: alt Bundesrat)"
(Quelle: "Brockhaus-Wahrig. "Deutsches Wörterbuch". - 9., vollständig neu
bearbeitete und aktualisierte Auflage. - Gütersloh : wissenmedia, 2011)

Gruß
Manfred.

Stefan Schmitz

unread,
Dec 24, 2016, 2:38:24 PM12/24/16
to
Am Samstag, 24. Dezember 2016 11:59:02 UTC+1 schrieb Gunhild Simon:

> Denn "mit" gehört gar nicht zu "bewohnen", weil es das Verb *mitbewohnen so nicht gibt,sondern "mit" ist
> Teil eines Präpositionalobjekts, etwa "mit meinem
> Bruder (bewohne ich ...)".

Kann man ein Haus, in dem es noch andere Bewohner gibt, nicht mitbewohnen?

Helmut Richter

unread,
Dec 25, 2016, 2:51:56 PM12/25/16
to
Am 25.12.2016 um 20:06 schrieb Martin Gerdes:

> Ein "alt Bundesrat" ist ein aus dem Amt geschiedener Bundesrat. Aber
> warum dekliniert man das Adjektiv nicht? Man sagt doch auch nicht "ein
> ehemalig Bundesrat" oder "ein aus dem Amt geschieden Bundesrat".
>
> Sprachatavismus à la "ein lustig Feuerchen brannte im Kamin"?

Letzteres nein. Wenigstens diese Form gibts nur bei starker
Adjektivdeklination neutral--Singular--Nominativ/Akkusativ.

Nachdem die Form "alt Bundesrat" genauso klingt wie "Altbundesrat" (im
deutschen Deutsch auf "Alt-" betont) und auch genauso dekliniert wird,
nämlich nicht, nehme ich an, dass der Helvetismus nur in der Schreibung
besteht. Die ist aber recht eigenartig -- andere ähnliche Schreibungen
weiß ich keine.

--
Helmut Richter

Gunhild Simon

unread,
Dec 26, 2016, 12:05:10 AM12/26/16
to
Mein Eindruck ist eher, daß Martin sich
über die verkorkste Schreibung lustig
macht, indem er sie Sprachatavismus nennt,
was ja eigentlich "veraltetr, altväterliche
Sprache, Sprachrelikt" bedeutet
(von lat.atavus, Großvater).

Indem er der Falschschreibung einen
schweizerischen Beiklang zuordnet,gibt
er sich einen irreführend ernsthaften
Anstrich nach dem Muster klein Heidi.
uralt Mume.

Mit - noch - weihnachtlichem Gruß an
alle!
Gunhild


H.-P. Schulz

unread,
Dec 26, 2016, 3:58:32 AM12/26/16
to
Walter Schmid <paulwalt...@vtxmail.ch> schrieb:

>"Er [der Schriftsteller Robert Walser] teilte den Schlafsaal [der
>Psychiatrischen Klinik Herisau] mit neun Mitbewohnenden."

Wird nicht im Zusammenhang mit solchen Zwangsmilieus regelmäßig von
'Insassen' gesprochen?
>
>Ja schliefen denn dort drin auch Frauen?

Wer weiß?
Der Schreiber findet die Fortpflanzungsdisposition der Insassen
irrelevant.
Findest Du sie relevant?

Was soll da aber jetzt "Gender-Wahnsinn" sein?

Thomas Schade

unread,
Dec 26, 2016, 7:00:52 AM12/26/16
to
On 26.12.16 12:05, Gunhild Simon wrote:

> Mit - noch - weihnachtlichem Gruß an

Kontextkonform also ein weihnachtlich Gruß.


Ciao
Toscha
--
Multiple exclamation marks are a sure sign of a diseased mind.
[Terry Pratchett 'Eric']

Florian Ritter

unread,
Dec 26, 2016, 7:07:32 AM12/26/16
to
Am Montag, 26. Dezember 2016 06:05:10 UTC+1 schrieb Gunhild Simon:

>>> Ein "alt Bundesrat" ist ein aus dem Amt geschiedener Bundesrat. Aber
>>> warum dekliniert man das Adjektiv nicht? Man sagt doch auch nicht "ein
>>> ehemalig Bundesrat" oder "ein aus dem Amt geschieden Bundesrat".

>>> Sprachatavismus à la "ein lustig Feuerchen brannte im Kamin"?

>> Letzteres nein. Wenigstens diese Form gibts nur bei starker
>> Adjektivdeklination neutral--Singular--Nominativ/Akkusativ.
>>
>> Nachdem die Form "alt Bundesrat" genauso klingt wie "Altbundesrat" (im
>> deutschen Deutsch auf "Alt-" betont) und auch genauso dekliniert wird,
>> nämlich nicht, nehme ich an, dass der Helvetismus nur in der Schreibung
>> besteht. Die ist aber recht eigenartig -- andere ähnliche Schreibungen
>> weiß ich keine.

> Mein Eindruck ist eher, daß Martin sich
> über die verkorkste Schreibung lustig
> macht, indem er sie Sprachatavismus nennt,
> was ja eigentlich "veraltetr, altväterliche
> Sprache, Sprachrelikt" bedeutet
> (von lat.atavus, Großvater).
>
> Indem er der Falschschreibung einen
> schweizerischen Beiklang zuordnet,gibt
> er sich einen irreführend ernsthaften
> Anstrich nach dem Muster klein Heidi.
> uralt Mume.

Der an abgelegenen & weitgehend unzugänglichen Orten
der Alemanie - genannt mögen sein Basel & Bern, Zürich &
Zürs - gepflogene Mumienschanz ist ethnologisch ausreichend
dokumentiert, was uns gestattet, seine Ursprünge im
Neanderthal zu verorten. Der bei der UNESCO eingebrachte
Antrag, diesen Brauch dem Weltkulturerbe zuzuschlagen, kann
nur dorthin verwiesen werden, wohin er gehört, scil. zurück.

FR

Frank Zeeb

unread,
Dec 26, 2016, 8:42:38 AM12/26/16
to
Thomas Schade wrote:
> On 26.12.16 12:05, Gunhild Simon wrote:
>
>> Mit - noch - weihnachtlichem Gruß an
>
> Kontextkonform also ein weihnachtlich Gruß.


Solche Formen beim Dativ?

Gruß
Frank

Thomas Schade

unread,
Dec 26, 2016, 10:25:16 AM12/26/16
to
On 26.12.16 20:39, Frank Zeeb wrote:
> Thomas Schade wrote:

>>> Mit - noch - weihnachtlichem Gruß an
>>
>> Kontextkonform also ein weihnachtlich Gruß.
>
>
> Solche Formen beim Dativ?

Es ist ja nur eine. Und da der Kontext lautet 'undeklinierte Adjektive',
lautet die Antwort 'ja'.


Ciao
Toscha
--
Spontanität will gut überlegt sein.

Frank Zeeb

unread,
Dec 26, 2016, 12:41:58 PM12/26/16
to
Helmut Richter wrote:

>> Sprachatavismus à la "ein lustig Feuerchen brannte im Kamin"?
>
> Letzteres nein. Wenigstens diese Form gibts nur bei starker
> Adjektivdeklination neutral--Singular--Nominativ/Akkusativ.

Hans Glinz: Grammatiken im Vergleich :
Deutsch-Französisch-Englisch-Latein. Formen-Bedeutungen-Verstehen,
Germanistische Linguistik 136 (Kollegbuch), Tübingen 1994, S. 103:

"In frühen Jahrhunderten, noch in der klassischen Zeit der deutschen
Literatur, gab es in der Kombination von Adjektiven mit Nomen noch mehr
Wahlmöglichkeiten als heute. Man konnte auch ein undekliniertes Adjektiv
direkt mit einem nachfolgenden Nomen verbinden, vor allem im Neutrum."

Genannt werden aber nur zwei Beispiele, beide von Goethe, beide
tatsächlich Neutrum "ein leidenschaftlich Stammeln", "ein hübsch Leben".

Helmut Richter

unread,
Dec 26, 2016, 1:35:01 PM12/26/16
to
Am 26.12.2016 um 15:23 schrieb Martin Gerdes:

> Helmut schrieb, daß die Nichtdeklination nur bei bestimmten
> Deklinationsformen im Neutrum vorkomme ("Lieb Vaterland, magst ruhig
> sein."). Dem widerspricht der weihnachtliche Liedtext "Lieb Nachtigall,
> wach auf".

Der neutralen Beispiele sind einige, und man muss nicht bei Goethen oder
anderen blättern, um fündig zu werden:

sich bei jemandem lieb Kind machen
kein schöner Land in dieser Zeit
gut Ding will Weile haben

Die "lieb Nachtigall" ist das einzige Gegenbeispiel, das ich kenne.
Vielen Dank erstmal. Gibts weitere? Gibts sowas auch im Prosa-Kontext,
wo nicht der Rhythmus der Melodie mitunter zu Auslassungen führt?

--
Helmut Richter

Walter Schmid

unread,
Dec 26, 2016, 2:14:22 PM12/26/16
to
Am 26.12.2016 um 09:58 schrieb H.-P. Schulz:
> Walter Schmid <paulwalt...@vtxmail.ch> schrieb:
>
>> "Er [der Schriftsteller Robert Walser] teilte den Schlafsaal [der
>> Psychiatrischen Klinik Herisau] mit neun Mitbewohnenden."
>
> Wird nicht im Zusammenhang mit solchen Zwangsmilieus regelmäßig von
> 'Insassen' gesprochen?


Das war gar kein "Zwangsmilieu". R.W. lebte freiwillig dort und
hatte Ausgang.


>>
>> Ja schliefen denn dort drin auch Frauen?
>
> Wer weiß?


Im Jahre 1956 sicher nicht.


> Der Schreiber findet die Fortpflanzungsdisposition der Insassen
> irrelevant.
> Findest Du sie relevant?


Damals war sie es. Kinder von psychisch Kranken waren unerwünscht.


>
> Was soll da aber jetzt "Gender-Wahnsinn" sein?


Dass dort, wo Geschlechter strikt getrennt werden,
geschlechtsneutrale Sprache nur Verwirrung erzeugt. Wie Du ja
gerade zeigst.


Gruss

Walter

Manfred Hoß

unread,
Dec 26, 2016, 2:23:43 PM12/26/16
to
Am Mon, 26 Dec 2016 19:35:37 +0100 schrieb Helmut Richter:

> Die "lieb Nachtigall" ist das einzige Gegenbeispiel, das ich kenne.
> Vielen Dank erstmal. Gibts weitere? Gibts sowas auch im Prosa-Kontext,
> wo nicht der Rhythmus der Melodie mitunter zu Auslassungen führt?

"*Deklination der Eigenschaftswörter*
[...]
*6)* ... *c)* ... Früher galt dieser Fortfall der starken Flexion auch im
männlichen Nom. und Vokativ (vgl. /manch/ 2b etc.) und vereinzelte Bei-
spiele finden sich noch jetzt: Ein gar /gefährlich/ [statt: gefährlicher]
Mann. (Claudius 3, 108). Ich wär' noch gern ein /thätig/ [statt: thätiger]
Mann. Goethe 2, 248. Das Alter ist ein /höflich/ Mann. 253. Ich bin dann
auch ein /häuslich/ Mann. 7, 180. War ein /redlich/ Kerl. 167. /Lieb/
Knabe, bist mein. Schiller, 516a. /Lieb/ Bruder mein. Uhland 389 etc.; s.
auch: Es ist ein /bös/ Mensch Niemand so un[er]träglich und verstörlich als
er ihm selbst. Luther (Wackernagel 3, 119), wofür es lautet: ein /böser/
Mensch. Matth. 12, 35 und als neutr.: Alle Welt liebt ein /jung/ Mensch, so
es schamhaftig ist. Luther, Sämmtl. Werke 64, 179 (Randglossen zu Sirach
32, 14), vgl. auch nach dem bestimmten Artikel: Der /thöricht/ Mann.
Wackernagel 2, 1545 (Rückert). Der /jung/ Roland. 1406 (Uhland). Der
gleißend Wolf. 1414 etc."
(Quelle: Daniel Sanders, "Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten in der
deutschen Sprache'. - Große Ausgabe. - Berlin : Langenscheidt'sche
Verlags-Buchhandlung, 1882)

Gruß
Manfred.

H.-P. Schulz

unread,
Dec 26, 2016, 2:39:47 PM12/26/16
to
Walter Schmid <paulwalt...@vtxmail.ch> schrieb:

>Am 26.12.2016 um 09:58 schrieb H.-P. Schulz:
>> Walter Schmid <paulwalt...@vtxmail.ch> schrieb:
>>
>>> "Er [der Schriftsteller Robert Walser] teilte den Schlafsaal [der
>>> Psychiatrischen Klinik Herisau] mit neun Mitbewohnenden."
>>
>> Wird nicht im Zusammenhang mit solchen Zwangsmilieus regelmäßig von
>> 'Insassen' gesprochen?
>
>
>Das war gar kein "Zwangsmilieu". R.W. lebte freiwillig dort und
>hatte Ausgang.
>
>
>>>
>>> Ja schliefen denn dort drin auch Frauen?
>>
>> Wer weiß?
>
>
>Im Jahre 1956 sicher nicht.

Ja wenn Du's weißt, warum frägst Du denn dann?
>
>
>> Der Schreiber findet die Fortpflanzungsdisposition der Insassen
>> irrelevant.
>> Findest Du sie relevant?
>
>
>Damals war sie es. Kinder von psychisch Kranken waren unerwünscht.

Und was hat das mit einem Schlafsaal zu tun?
>
>
>>
>> Was soll da aber jetzt "Gender-Wahnsinn" sein?
>
>
>Dass dort, wo Geschlechter strikt getrennt werden,

Aha. Das wusste ich nicht.

>geschlechtsneutrale Sprache nur Verwirrung erzeugt. Wie Du ja
>gerade zeigst.

Nee, zeige ich nicht.
Für mich ist da nichts Verwirrendes oder Verwirrtes, sondern ich lese
die einfache "Botschaft", dass dem Schreiber die
Fortpflanzungsdisposition der Schlafsaalbelegung irrelevant sei.

Sie waren halt zu zehnt im Schlafsaal - so hätte ich es formuliert.

Walter Schmid

unread,
Dec 27, 2016, 5:56:16 AM12/27/16
to
Am 26.12.2016 um 20:39 schrieb H.-P. Schulz:
> Walter Schmid <paulwalt...@vtxmail.ch> schrieb:
>
>> Am 26.12.2016 um 09:58 schrieb H.-P. Schulz:
>>> Walter Schmid <paulwalt...@vtxmail.ch> schrieb:
>>>
>>>> "Er [der Schriftsteller Robert Walser] teilte den Schlafsaal [der
>>>> Psychiatrischen Klinik Herisau] mit neun Mitbewohnenden."
>>>
>>> Wird nicht im Zusammenhang mit solchen Zwangsmilieus regelmäßig von
>>> 'Insassen' gesprochen?
>>
>>
>> Das war gar kein "Zwangsmilieu". R.W. lebte freiwillig dort und
>> hatte Ausgang.
>>
>>
>>>>
>>>> Ja schliefen denn dort drin auch Frauen?
>>>
>>> Wer weiß?
>>
>>
>> Im Jahre 1956 sicher nicht.
>
> Ja wenn Du's weißt, warum frägst Du denn dann?


[ ] Du weisst, was eine rhetorische Frage ist. :-(


>>
>>
>>> Der Schreiber findet die Fortpflanzungsdisposition der Insassen
>>> irrelevant.
>>> Findest Du sie relevant?
>>
>>
>> Damals war sie es. Kinder von psychisch Kranken waren unerwünscht.
>
> Und was hat das mit einem Schlafsaal zu tun?


Dass Männlein Weiblein zumindest im *Schlafsaal* von
'Irrenhäusern' strikt getrennt werden mussten.

Roland Franzius

unread,
Dec 27, 2016, 6:10:12 AM12/27/16
to
Am 27.12.2016 um 11:56 schrieb Walter Schmid:
>
> Dass Männlein Weiblein zumindest im *Schlafsaal* von
> 'Irrenhäusern' strikt getrennt werden mussten.


Auf dem Dollberg am Rosdorfer Weg meinerzeits wurde mir als Erstsemster
die Anweisung zuteil, die Türen des Schlafraums nachts doch bitte von
innen abzuschließen, da sonst die Direktion für Garnichts nicht
garantieren könne.

--

Roland Franzius

Sergio Gatti

unread,
Dec 27, 2016, 7:34:11 AM12/27/16
to
Auch wenn diese Quelle aus dem Jahr 1882 stammt, finde ich
den Hinweis "vereinzelte Beispiele finden sich noch jetzt"
äußerst merkwürdig, wenn danach nur Zitate aus Claudius,
Goethe, Schiller, Luther usw. kommen, die meines Wissens
schon 1882 nicht mehr als gegenwärtige Autoren gelten konnten.

Jakob Achterndiek

unread,
Dec 27, 2016, 8:10:27 AM12/27/16
to
Am 27.12.2016 um 13:34 schrieb Sergio Gatti:
> Am 26.12.2016 um 20:23 schrieb Manfred Hoß:
>>
>> [..] und vereinzelte Beispiele finden sich noch jetzt: [..]
>>
> Auch wenn diese Quelle aus dem Jahr 1882 stammt, finde ich
> den Hinweis "vereinzelte Beispiele finden sich noch jetzt"
> äußerst merkwürdig, wenn danach nur Zitate aus Claudius,
> Goethe, Schiller, Luther usw. kommen, die meines Wissens
> schon 1882 nicht mehr als gegenwärtige Autoren gelten konnten.
>

Das ist in der Tat äußerst würdig, bemerkt zu werden; denn
eben darin zeigt sich heute der Verfall unserer Kultur:
Damals *fand* man diese Beispiele noch --
--
j/\a

Frank Zeeb

unread,
Dec 27, 2016, 9:24:06 AM12/27/16
to
Sergio Gatti wrote:
> Am 26.12.2016 um 20:23 schrieb Manfred Hoß:

>> *6)* ... *c)* ... Früher galt dieser Fortfall der starken Flexion auch im
>> männlichen Nom. und Vokativ (vgl. /manch/ 2b etc.) und vereinzelte Bei-
>> spiele finden sich noch jetzt:

...

(Uhland). Der

>> Der gleißend Wolf. 1414 etc."
>> (Quelle: Daniel Sanders, "Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten in der
>> deutschen Sprache'. - Große Ausgabe. - Berlin : Langenscheidt'sche
>> Verlags-Buchhandlung, 1882)

> Auch wenn diese Quelle aus dem Jahr 1882 stammt, finde ich
> den Hinweis "vereinzelte Beispiele finden sich noch jetzt"
> äußerst merkwürdig, wenn danach nur Zitate aus Claudius,
> Goethe, Schiller, Luther usw. kommen, die meines Wissens
> schon 1882 nicht mehr als gegenwärtige Autoren gelten konnten.

Zudem ich mir als Altwürttemberger zu o.g. Uhlandzitat den Hinweis
erlaube, dass es in der Cotta'schen Ausgabe der Gedichte Uhlands aus
1815 "der gleißend' Wolf" zweimal mit Apostroph geschrieben ist. Die
Form war also -- und dem Dichter (oder dem Setzer) war es bewusst --
damals schon nicht üblich. Also entweder dem Versmaß geschuldet oder
eben bewusst archaisierend. Uhland schildert ja die "gute, alte Zeit",
so um 1370 war eben alles viel besser als heute, "wenn lau die Lüfte
wehn, die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn".

Gruß
Frank

Walter Schmid

unread,
Dec 27, 2016, 9:29:39 AM12/27/16
to
Am 25.12.2016 um 20:06 schrieb Martin Gerdes:
> Manfred Hoß <rostk...@arcor.de> schrieb:
>
>>>>> (Papier-NZZ von heute, nicht online; der Verfasser ist
>>>>> Hans-Rudolf Merz, alt Bundesrat und Hobby-Autor)
>
>>>> 'Alt-Bundesrat'?
>
>>> Nein, "alt Bundesrat" sind zwei Wörter
>
>> "Alt... <in Zus.> aus dem Amt ausgeschieden u. noch lebend, z. B.
>> Altbundespräsident, Altvorsitzender (in der Schweiz meist klein- u.
>> getrennt geschrieben: alt Bundesrat)"
>> (Quelle: "Brockhaus-Wahrig. "Deutsches Wörterbuch". - 9., vollständig neu
>> bearbeitete und aktualisierte Auflage. - Gütersloh : wissenmedia, 2011)
>
> Die Konstruktion ist also ein Helvetismus, sie ist dennoch interessant.
> Wie erklärt sie sich?
>
> Ein "alt Bundesrat" ist ein aus dem Amt geschiedener Bundesrat. Aber
> warum dekliniert man das Adjektiv nicht?

Weil ein "alt Bundesrat" etwas anderes ist als ein "alter
Bundesrat". Ersterer ist häufig und kann 39 bis 100 Jahre alt
sein, letzterer ist zwischen 65 und 70 Jahre alt und sehr selten.
Aktuell gibt es keinen einzigen alten Bundesrat, aber etwa 16 alt
Bundesräte.


> Man sagt doch auch nicht "ein
> ehemalig Bundesrat" oder "ein aus dem Amt geschieden Bundesrat".


Nein, denn diese Wortstämme sind eindeutig.

Florian Ritter

unread,
Dec 27, 2016, 10:38:44 AM12/27/16
to
Am Dienstag, 27. Dezember 2016 15:24:06 UTC+1 schrieb Frank Zeeb:

>> Auch wenn diese Quelle aus dem Jahr 1882 stammt, finde ich
>> den Hinweis "vereinzelte Beispiele finden sich noch jetzt"
>> äußerst merkwürdig, wenn danach nur Zitate aus Claudius,
>> Goethe, Schiller, Luther usw. kommen, die meines Wissens
>> schon 1882 nicht mehr als gegenwärtige Autoren gelten konnten.

> Zudem ich mir als Altwürttemberger zu o.g. Uhlandzitat den Hinweis
> erlaube, dass es in der Cotta'schen Ausgabe der Gedichte Uhlands aus
> 1815 "der gleißend' Wolf" zweimal mit Apostroph geschrieben ist. Die
> Form war also -- und dem Dichter (oder dem Setzer) war es bewusst --
> damals schon nicht üblich. Also entweder dem Versmaß geschuldet oder
> eben bewusst archaisierend. Uhland schildert ja die "gute, alte Zeit",
> so um 1370 war eben alles viel besser als heute, "wenn lau die Lüfte
> wehn, die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn".

Dazu darf ich als Altpreuße anmerken, daß ich in meiner Vernehmung
durch den französischen Nachrichtendienst im wesentlichen mit
einem Elsässer über Uhlands Gedicht, eine Kapelle bei Tübingen
betreffend, plauderte. Ansonst war man dort knickrig, beim
US-Dienst gab es wenigstens 25 DM für den Lönsch, verbunden
mit einer Belehrung über Pizza, deren verschiedene Qualitäten
und bestimmungsgemäßen Verzehr. Beim bundesdeutschen
Staatsschutz (des Vernehmers Lichtgestalt war ganz offensichtlich
Schimanski) interessierte man sich vor allem dafür, was mich
die Amis gefragt hatten - FR

Frank Zeeb

unread,
Dec 27, 2016, 11:13:43 AM12/27/16
to
Florian Ritter wrote:
> Am Dienstag, 27. Dezember 2016 15:24:06 UTC+1 schrieb Frank Zeeb:
>
> Dazu darf ich als Altpreuße anmerken, daß ich in meiner Vernehmung
> durch den französischen Nachrichtendienst im wesentlichen mit
> einem Elsässer über Uhlands Gedicht, eine Kapelle bei Tübingen
> betreffend, plauderte..

Dann empfehle ich Dir die Besichtigung des Mömpelgarder (Montbéliard)
Altars in der Stiftskirche zu Herrenberg. Mömpelgard / Montbéliard war
bekanntlich von 1300 noch was bis zur Revolution württembergisch. Vom
Garten des Herrenberger Dekanatamtes sieht man an klaren Tagen sowohl
die Wurmlinger Kapelle, die nebenbei bemerkt nicht nur von Uhland
sondern auch von Lenau besungen wurde, als auch die Burg Hohenzollern
als Stammsitz des gleichnamigen Geschlechtes.

Gruß
Frank

H.-P. Schulz

unread,
Dec 27, 2016, 2:27:37 PM12/27/16
to
Walter Schmid <paulwalt...@vtxmail.ch> schrieb:

Alles in allem gesehen, scheint mir hier weniger ein Fall von
"Gender-Wahnsinn" als eher ein Fall von
"Gender-Wahnsinn"-Wahnsinn.

Sepp Neuper

unread,
Dec 27, 2016, 7:27:14 PM12/27/16
to
Roland Franzius <roland....@uos.de> schrieb:

>Auf dem Dollberg am Rosdorfer Weg meinerzeits wurde mir als Erstsemster
>die Anweisung zuteil, die Türen des Schlafraums nachts doch bitte von
>innen abzuschließen, da sonst die Direktion für Garnichts nicht
>garantieren könne.

Weil sich die Direktion jede Nacht in Vampire verwandelt?
Obwohl - auf dem Dollberg - das klingt eher nach Hexensabbat.

Servus, Sepp

Sepp Neuper

unread,
Dec 27, 2016, 7:45:09 PM12/27/16
to
Gunhild Simon <gunhil...@yahoo.de> schrieb:

>Indem er der Falschschreibung einen
>schweizerischen Beiklang zuordnet,gibt
>er sich einen irreführend ernsthaften
>Anstrich nach dem Muster klein Heidi.
>uralt Mume.

Apropos Heidi:
Johanna Spyris "Heidi" hat eine Vorläuferin:
Kennt jemand die Erzählung "Mimili" von Heinrich Clauren?
http://gutenberg.spiegel.de/buch/mimili-1691/1

Das Besondere an dieser Erzählung ist die Sprache, die die
Schweizerin Mimili spricht. Die deutschen Leser(innen) waren
damals so davon entzückt, daß es einen kleinen Hype gab
in der Art, diese Sprache in der Öffentlichkeit nachzuahmen.

Servus, Sepp

H.-P. Schulz

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Dec 28, 2016, 6:49:16 AM12/28/16
to
vorzuliegen

Walter Schmid

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Dec 28, 2016, 7:21:41 AM12/28/16
to
Uebst Du jetzt Selbstkritik?

Du bist doch der Einzige, der dazu einen wahnhaften Eindruck
hinterlässt!

Florian Ritter

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Dec 28, 2016, 10:33:41 AM12/28/16
to
Am Dienstag, 27. Dezember 2016 17:13:43 UTC+1 schrieb Frank Zeeb:

>> Dazu darf ich als Altpreuße anmerken, daß ich in meiner Vernehmung
>> durch den französischen Nachrichtendienst im wesentlichen mit
>> einem Elsässer über Uhlands Gedicht, eine Kapelle bei Tübingen
>> betreffend, plauderte.

> Dann empfehle ich Dir die Besichtigung des Mömpelgarder (Montbéliard)
> Altars in der Stiftskirche zu Herrenberg. Mömpelgard / Montbéliard war
> bekanntlich von 1300 noch was bis zur Revolution württembergisch. Vom

Das Besichtigen von Kirchen wurde mir von einer mir verlobten
Theologin systematisch verleidet.
Auch habe ich eine Aversion gegen Weihnachtslieder, erworben
im Ostberliner Ev. Kindergarten und Hort, wo in der Adventszeit
täglich auf die Abschlußveranstaltung mit Eltern stundenlang &
brechreizerregend hingearbeitet wurde. Ich darf mit wohl berechtigtem
Stolze anführen, daß ich mich von "ich bin klein, mein Herz
ist rein..." bis zum Vortrage der Weihnachtsgeschichte emsig
emporgearbeitet hatte.

> Garten des Herrenberger Dekanatamtes sieht man an klaren Tagen sowohl
> die Wurmlinger Kapelle, die nebenbei bemerkt nicht nur von Uhland

In Herrenberg war ich mal, hatte jedoch nicht die kühne Eingebung,
den Dekanatsgarten aufzusuchen.

> sondern auch von Lenau besungen wurde, als auch die Burg Hohenzollern
> als Stammsitz des gleichnamigen Geschlechtes.

In Hechingen genoß ich eines kühlen Glases Zollernbräus - FR

Florian Ritter

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Dec 28, 2016, 10:44:50 AM12/28/16
to
Pff, is ja jahnischt. Im Ostberliner Bezirk Prenzlauer Berg
gab es den falschen Schweizer, der in seiner Rolle so aufging,
daß er nicht nur Schweizerdeutsch sprach, auch im "Klubhaus
der Intelligenz" (gab's wirklich!) zu Zella-Mehlis Gedichte
in rätoromanischer Sprache vortrug - FR

Ralf Joerres

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Dec 31, 2016, 5:57:54 AM12/31/16
to
Am Samstag, 24. Dezember 2016 11:59:02 UTC+1 schrieb Gunhild Simon:
> Am Samstag, 24. Dezember 2016 11:27:45 UTC+1 schrieb Detlef Meißner:
> > Am 24.12.2016 um 11:12 schrieb Walter Schmid:
> > > "Er [der Schriftsteller Robert Walser] teilte den Schlafsaal [der
> > > Psychiatrischen Klinik Herisau] mit neun Mitbewohnenden."
> > >
> > > Ja schliefen denn dort drin auch Frauen?
> > >
> > Das wohl nicht, aber die Mitbewohnenden waren wohl geschlechtslos.
> > Bei "Mitbewohner" denken möglicherweise manche, die seien alle homosexuell.
>
>
> Meiner Meinung nach ist *Mitbewohnende/r" gar kein
> korrekt gebildetes Wort - also substantiviertes
> Part.I.
>
> Denn "mit" gehört gar nicht zu "bewohnen", weil es das Verb *mitbewohnen so nicht gibt,sondern "mit" ist
> Teil eines Präpositionalobjekts, etwa "mit meinem
> Bruder (bewohne ich ...)".
>
> Gruß
> Gunhild

Das nenne ich mal eine schöne Beweisführung. Ob's stimmt, ist nicht so
leicht zu entscheiden. Man müsste substantivierte Partizipien 1 finden,
die sozusagen 'schräg von der Seite her' abgeleitet sind und nicht von
einem zugrundeliegenden Verb:

Vorstandsvorsitzende/r, Organspender/Organspendende/r, Wohlhabende/r,
Geschäftsführende/r, Außenstehende/r, Umstehende/r: nein, gibts, wenn
auch wohl veraltet; Andersdenkende/r, Gewerbetreibende/r (also die
Akkusativobjekte scheinen problemlos integriert werden zu können, die
lassen wir dann mal beiseite; Alleinerziehende/r, Alleinstehende/r,
Weltreisende/r...

Muss jetzt aufhören, hab noch nicht eingekauft. Also ganz so wie
Du meinst, scheint es nicht zu funktionieren, was ehrlich gesagt
schade wäre, denn Dein Argument finde ich soo 'schön'. Das aller-
dings auch deswegen, weil mich die sprachlichen Missgeburten der
Genderisten total abnerven und ich für jeden sachlichen Grund
dankbar bin, um diesen Verhunzern/Verhunzenden des Deutschen Einhalt
zu gebieten.

Silvestrige Grüße von: Ralf J.

Ralf Joerres

unread,
Dec 31, 2016, 6:03:48 AM12/31/16
to
Na z.B. 'für teuer Geld (kaufen)'; es gibt in den Niederungen des
Alltagsdeutschen etliche endungslose quer durch alle Genera, von denen
mir auf die Schnelle aber nur noch 'mit klar Wasser', 'wie geschnitten
Brot' und 'klein Erna' einfallen, und vielleicht noch 'jung Siegfried'.

Gruß Ralf Joerres

Helmut Richter

unread,
Dec 31, 2016, 6:33:05 AM12/31/16
to
Am 31.12.2016 um 12:03 schrieb Ralf Joerres:

> Am Montag, 26. Dezember 2016 19:35:01 UTC+1 schrieb Helmut Richter:

>> Der neutralen Beispiele sind einige, und man muss nicht bei Goethen oder
>> anderen blättern, um fündig zu werden:
>>
>> sich bei jemandem lieb Kind machen
>> kein schöner Land in dieser Zeit
>> gut Ding will Weile haben

> Na z.B. 'für teuer Geld (kaufen)'; es gibt in den Niederungen des
> Alltagsdeutschen etliche endungslose quer durch alle Genera, von denen
> mir auf die Schnelle aber nur noch 'mit klar Wasser', 'wie geschnitten
> Brot'

Und das sind alles keine Neutra?

> und 'klein Erna' einfallen, und vielleicht noch 'jung Siegfried'.

Ja, das ist etwas anderes. Ich hätte das spontan eher als Klein-Erna
geschrieben.

--
Helmut Richter

Ralf Joerres

unread,
Dec 31, 2016, 7:11:12 AM12/31/16
to
Oh, verdorri, hatte ich zu schnell und genau andersrum gelesen.
Sowas aber auch! Gelobe Besserung.

Gruß Ralf Joerres

Andreas Karrer

unread,
Dec 31, 2016, 7:31:39 AM12/31/16
to
* Martin Gerdes <martin...@gmx.de>:
> Manfred Hoß <rostk...@arcor.de> schrieb:
>
>>>>> (Papier-NZZ von heute, nicht online; der Verfasser ist
>>>>> Hans-Rudolf Merz, alt Bundesrat und Hobby-Autor)
>
>>>> 'Alt-Bundesrat'?
>
>>> Nein, "alt Bundesrat" sind zwei Wörter
>
>>"Alt... <in Zus.> aus dem Amt ausgeschieden u. noch lebend, z. B.
>>Altbundespräsident, Altvorsitzender (in der Schweiz meist klein- u.
>>getrennt geschrieben: alt Bundesrat)"
>>(Quelle: "Brockhaus-Wahrig. "Deutsches Wörterbuch". - 9., vollständig neu
>>bearbeitete und aktualisierte Auflage. - Gütersloh : wissenmedia, 2011)
>
> Die Konstruktion ist also ein Helvetismus, sie ist dennoch interessant.
> Wie erklärt sie sich?

Althergebrachte Schreibweise. Wirkt auf mich auch altmodisch, passt am
besten zu "alt Landammann", welchselbige Bezeychnung in den Cantones
Appenzöll beyder Rhoden¹ und etwelchen innerschweytzerischen noch
verwendet wird. Hier ein Beispiel von 1784:

https://books.google.ch/books?id=82BlAAAAcAAJ

Die NZZ verwendet dieses "alt" nur in bestimmten Situationen:

Diese (schweizerische) Schreibweise von alt im Sinne von
«gewesener» darf nur zusammen mit dem Namen, im Singular und ohne
Pronomen bzw. Artikel verwendet werden, /nicht/ der alt Bundesrat.
(Aber: Der Altbundesrat erwähnte in seiner Rede...)


¹ Der Minikanton Appenzell Innerrhoden (16000 Ew.) benutzt für die
Mitglieder der Kantonsregierung wunderhübsche historische
Bezeichnungen:

Regierender Landammann / Erziehungsdepartement
Stillstehender Landammann / Volkswirtschaftsdepartement
Statthalter / Gesundheits- und Sozialdepartement
Säckelmeister / Finanzdepartement
Landeshauptmann / Land- und Forstwirtschaftsdepartement
Bauherr / Bau- und Umweltdepartement
Landesfähnrich / Justiz-, Polizei- und Militärdepartement

Der "Stillstehende" und der "Regierende", wie sie manchmal kurz
genannt werden, wechseln im Zweijahresturnus ihre Rollen.


- Andi
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