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Gestriffen

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Heinz Lohmann

unread,
Oct 20, 2021, 9:35:13 PM10/20/21
to
Gehört im Beitrag "Büchsenwurf vom Bökelberg":

Elmar Kreuels: "Erstens war die Büchse ja leer, die Büchse war nicht
voll... und lediglich so am Hals, an der Schulter, am Übergang hat sie
ihn gestriffen."

Ich meine, ich habe diese irreguläre Form früher auch schon ein paar mal
gehört.
Ist das lokal im Ruhrgebiet verbreitet?

Zum Nachhören:
<https://www.ardaudiothek.de/episode/der-stichtag-die-chronik-der-ard/20-10-1971-buechsenwurf-vom-boekelberg/bremen-eins/94102874>

--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.

Christina Kunze

unread,
Oct 21, 2021, 1:37:41 AM10/21/21
to
Am 21.10.2021 um 03:35 schrieb Heinz Lohmann:
> Gehört im Beitrag "Büchsenwurf vom Bökelberg":
>
> Elmar Kreuels: "Erstens war die Büchse ja leer, die Büchse war nicht
> voll... und lediglich so am Hals, an der Schulter, am Übergang hat sie
> ihn gestriffen."
>
> Ich meine, ich habe diese irreguläre Form früher auch schon ein paar mal
> gehört.
> Ist das lokal im Ruhrgebiet verbreitet?
>
> Zum Nachhören:
> <https://www.ardaudiothek.de/episode/der-stichtag-die-chronik-der-ard/20-10-1971-buechsenwurf-vom-boekelberg/bremen-eins/94102874>
>
>
Das kenne ich umgangssprachlich auch aus Berlin.

chr

Klaus Pommerening

unread,
Oct 21, 2021, 1:38:17 AM10/21/21
to
Am 21.10.21 um 03:35 schrieb Heinz Lohmann:
> Gehört im Beitrag "Büchsenwurf vom Bökelberg":
> Elmar Kreuels: "Erstens war die Büchse ja leer, die Büchse war nicht
> voll... und lediglich so am Hals, an der Schulter, am Übergang hat sie
> ihn gestriffen."
> Ich meine, ich habe diese irreguläre Form früher auch schon ein paar mal
> gehört.
> Ist das lokal im Ruhrgebiet verbreitet?

Dafür hat Inter Mailand den Sieg geschonken gekrochen.

Ist wahrscheinlich eine ursprünglich witzig gemeinte Form, die
sich verselbstständigt hat. Wie "nichtsdestotrotz".
--
Klaus Pommerening
Viele Menschen halten sich gern an unbedeutenden Details auf,
weil sie bei komplizierten Problemen ratlos sind.
(Gabriele Frydrych)

Hans-R. Biermann

unread,
Oct 21, 2021, 6:02:47 AM10/21/21
to
Christina Kunze schrieb am Donnerstag, 21. Oktober 2021 um 07:37:41 UTC+2:

>> Elmar Kreuels: "Erstens war die Büchse ja leer, die Büchse war nicht
>> voll... und lediglich so am Hals, an der Schulter, am Übergang hat sie
>> ihn gestriffen."

>> Ist das lokal im Ruhrgebiet verbreitet?

> Das kenne ich umgangssprachlich auch aus Berlin.

Da jeb ick Dir aber 'n Scheck druff - FR

Ulf Kutzner

unread,
Oct 21, 2021, 7:55:13 AM10/21/21
to
Klaus Pommerening schrieb am Donnerstag, 21. Oktober 2021 um 07:38:17 UTC+2:

> Dafür hat Inter Mailand den Sieg geschonken gekrochen.
>
> Ist wahrscheinlich eine ursprünglich witzig gemeinte Form, die
> sich verselbstständigt hat.

Hatten wir letztens und ausführlichst.

Gruß, ULF

Quinn C

unread,
Oct 21, 2021, 9:23:39 AM10/21/21
to
* Klaus Pommerening:

> Am 21.10.21 um 03:35 schrieb Heinz Lohmann:
>> Gehört im Beitrag "Büchsenwurf vom Bökelberg":
>> Elmar Kreuels: "Erstens war die Büchse ja leer, die Büchse war nicht
>> voll... und lediglich so am Hals, an der Schulter, am Übergang hat sie
>> ihn gestriffen."
>> Ich meine, ich habe diese irreguläre Form früher auch schon ein paar mal
>> gehört.
>> Ist das lokal im Ruhrgebiet verbreitet?
>
> Ist wahrscheinlich eine ursprünglich witzig gemeinte Form,

Oder aber eine Variante, die die, die damit nicht vertraut sind, für
witzig halten. Scheint mir in diesem Fall wahrscheinlicher.

Vergleiche "geschleift"/"geschliffen", "gebleicht"/"(aus)geblichen" ...

--
Ich hoffe, ich bin nicht zu weit abgeschwiffen

Johannes Leckebusch

unread,
Oct 21, 2021, 2:54:00 PM10/21/21
to
Am 21.10.2021 um 20:46 schrieb Martin Gerdes:

> Pfeifer sagt, "Schleife machen" sein Kausativum zu "Oberfläche glätten".

Ehm - wer?

--
Johannes Leckebusch - AR3

https://johannes-leckebusch.de/
https://johannes-leckebusch.de/Fotogalerien/index.html
https://foto.ungruen.de/index2.html
https://flickr.com/photos/johannes_leckebusch/

Christina Kunze

unread,
Oct 21, 2021, 5:32:48 PM10/21/21
to
Am 21.10.2021 um 20:54 schrieb Johannes Leckebusch:
> Am 21.10.2021 um 20:46 schrieb Martin Gerdes:
>
>> Pfeifer sagt, "Schleife machen" sein Kausativum zu "Oberfläche glätten".
>
> Ehm - wer?
>
Duden ist nicht alles.

chr

Johannes Leckebusch

unread,
Oct 21, 2021, 5:51:27 PM10/21/21
to
Also was jetzt: Pfeifer sagt, "Schleife machen" sei sein Kausativum zu ..."
oder: Pfeifer sagt, "Schleife machen" sei ein Kausativum zu ...

oder was? Kunze mal sagen?

Markus Loch

unread,
Oct 21, 2021, 6:36:59 PM10/21/21
to
Am 21.10.21 um 20:46 schrieb Martin Gerdes:
> Pfeifer sagt, "Schleife machen" sein Kausativum zu "Oberfläche glätten".

Die schwachen Formen von Verben, die parallel zu einer starken Form
bestehen, sind häufig Kausative (zu den starken Formen).

Beispiel:

erschrecken erschrak erschrocken (Binnenflektiert durch Ablaut)
versus
erschrecken erschreckte erschreckt (schwache Beugung) "erschrocken
machen"

so auch:

schleifen schliff geschliffen
schleifen schleifte geschleift "geschliffen machen"

Auch bei Kausativen, die durch Ablaut aus einem Verb gebildet werden,
wird meist (immer?) der Kausativ schwach gebeugt.

Beispiel

liegen lag gelegen
legen legte gelegt (liegen machen)

sitzen...
setzen...

trinken
tränken

blickenlassen, liess blicken, blicken gelassen: "in Erscheinung treten"
blecken bleckte gebleckt "bewirken, das sich etwas blicken lässt"

essen
atzen

hängen
henken


Gruss
Markus

Heinz Lohmann

unread,
Oct 21, 2021, 9:04:34 PM10/21/21
to
Vielleicht steckt wieder das Plattdeutsche dahinter?
striepen (streifen)
Präteritum: streep
Part. Prät. striëpen
(Die Niederdeutsche Grammatik ordnet es unter die starken Verben ein.)

Johannes Leckebusch

unread,
Oct 22, 2021, 5:28:53 PM10/22/21
to
Am 22.10.2021 um 23:05 schrieb Martin Gerdes:
> Johannes Leckebusch <jlno...@johannes-leckebusch.de> schrieb:
>
>>>>> Pfeifer sagt, "Schleife machen" sei Kausativum zu "Oberfläche glätten".

Nette Zitatfälschung.

> Pfeifer sagt, "Schleife machen" sei Kausativum zu "Oberfläche glätten".
>
>> oder was? Kunze mal sagen?
>
> Man soll im Usenet nicht fragen, was man durch eine einfache
> Internetrecherche selbst herausfinden kann:
>
> https://www.dwds.de/wb/schleifen
>
> (Diese Internetseite sollte jeder Wortwerker kennen.)

https://www.dwds.de/r/?from=wb&q=schleife+machen&corpus=kern&h=1

Johannes Leckebusch

unread,
Oct 22, 2021, 5:59:00 PM10/22/21
to
Am 21.10.2021 um 20:46 schrieb Martin Gerdes:

> Wird eine Leitung durch eine weitere Steckdose geführt, nennt man das
> "geschleift" (eine Schleife gemacht) und nicht "geschliffen", obwohl ich
> zweiteres immer wieder höre.

Das nennt man "durchgeschleift", wenn die Adern in Parallelschaltung zu
einer anderen Dose weitergeführt werden.

> Ich versäume nicht anzumerken, daß ich den Diphthong der Wörter
> "schleifen" (Oberfläche glätten) und "schleifen" (eine Schleife machen,
> mit Bodenberührung hinter sich herziehen) unterschiedlich spreche, also
> problemlos auseinanderhalten kann.
>
> Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie ich es aussprechen soll, wenn
> eine Festungsanlage geschleift wird, weil ich diese Wortbedeutung nur
> vom Lesen her kenne.
>
> <DWDS nachguck> "Festung abbrechen" ist das zweite.
>
> Pfeifer sagt, "Schleife machen" sein Kausativum zu "Oberfläche glätten".

Das finde ich da nicht, und das ist m. E. auch Blödsinn. Wenn schon,
müsste es wohl "Schliff machen" oder eben "etwas Schleifen" heißen, aber
"Schleife machen" für etwas schleifen (und dadurch z. B. glätten) ist
kein korrektes Deutsch.

Markus Loch

unread,
Oct 22, 2021, 9:36:26 PM10/22/21
to
Am 22.10.21 um 23:05 schrieb Martin Gerdes:
>> Auch bei Kausativen, die durch Ablaut aus einem Verb gebildet werden,
>> wird meist (immer?) [das] Kausativ schwach gebeugt.
> Ja.
>
> Siehe die Liste des geschätzten Mitnetizens Helmut R. aus M.:
>
> https://hhr-m.userweb.mwn.de/de-causative/
>

Ist bekannt; einige der Kausative hat er von hier.

"dünken" scheint ein Gegenbeispiel zu meiner Annahme zu sein,
dass Kausative immer schwach gebeugt werden.

Gruss
Markus


Quinn C

unread,
Oct 22, 2021, 10:05:28 PM10/22/21
to
* Markus Loch:
Da hat sich die schwache Beugung aber auch schon etabliert. Umgekehrt
ist zum Präteritum die Präsensform "mich deucht" entstanden. Ich hatte
schon mal den Verdacht, daß es sich da um Suppletion handelt, wie beim
Zusammenfall von "kiesen" und "küren".

| Wir verfolgen den gang den die sprache bei dieser abirrung genommen
| hat.
(Grimm)

--
Identitat ist heute ein mobiles Thema, und in der Vergangenheit
konnte sie einfach so entschwinden. Das andert sich.
-- SPAMPOESIE

Heinz Lohmann

unread,
Oct 22, 2021, 11:15:10 PM10/22/21
to
Am 23.10.2021 um 05:05 schrieb Martin Gerdes:
> Siehe die Liste des geschätzten Mitnetizens Helmut R. aus M.:
>
> https://hhr-m.userweb.mwn.de/de-causative/

Das ist wirklich eine sehr informative und hilfreiche Liste.

Ein Wortpaar vermisse ich aber:

schaffen, schuf, geschaffen
schaffen, schaffte, geschafft.

Oder gehört das Paar gar nicht dazu?

Christina Kunze

unread,
Oct 23, 2021, 1:08:19 AM10/23/21
to
Am 22.10.2021 um 23:59 schrieb Johannes Leckebusch:
> Am 21.10.2021 um 20:46 schrieb Martin Gerdes:
>
>> Wird eine Leitung durch eine weitere Steckdose geführt, nennt man das
>> "geschleift" (eine Schleife gemacht) und nicht "geschliffen", obwohl ich
>> zweiteres immer wieder höre.
>
> Das nennt man "durchgeschleift", wenn die Adern in Parallelschaltung zu
> einer anderen Dose weitergeführt werden.
>

"Durchgeschliffen" habe ich von Leuten gehört, die auch sagen, etwas sei
"in Reihe geschalten".

chr

Ulf Kutzner

unread,
Oct 23, 2021, 5:10:37 AM10/23/21
to
Quinn C schrieb am Samstag, 23. Oktober 2021 um 04:05:28 UTC+2:
> * Markus Loch:
> > Am 22.10.21 um 23:05 schrieb Martin Gerdes:
> >>> Auch bei Kausativen, die durch Ablaut aus einem Verb gebildet werden,
> >>> wird meist (immer?) [das] Kausativ schwach gebeugt.
> >> Ja.
> >>
> >> Siehe die Liste des geschätzten Mitnetizens Helmut R. aus M.:
> >>
> >> https://hhr-m.userweb.mwn.de/de-causative/
> >>
> >
> > Ist bekannt; einige der Kausative hat er von hier.
> >
> > "dünken" scheint ein Gegenbeispiel zu meiner Annahme zu sein,
> > dass Kausative immer schwach gebeugt werden.
> Da hat sich die schwache Beugung aber auch schon etabliert. Umgekehrt
> ist zum Präteritum die Präsensform "mich deucht" entstanden. Ich hatte
> schon mal den Verdacht, daß es sich da um Suppletion handelt, wie beim
> Zusammenfall von "kiesen" und "küren".
>
> | Wir verfolgen den gang den die sprache bei dieser abirrung genommen
> | hat.
> (Grimm)

Kann es sein, daß sich da ein leicht verkürzter K2 als Präsensform etabliert hat?

Hm, 'to think' wird auch stark gebeugt. Wie kausativ ist 'dünken' überhaupt
in seinen Verwendungen?

Die Sache erinnert mich an die intuitive Bildung eines fehlerhaften Infinitivs 'möchten',
weil die Verwenderschaft von 'jmd. möchte' den K2 zumeist gar nicht auf dem Schirm
hat.

Ulf Kutzner

unread,
Oct 23, 2021, 5:12:43 AM10/23/21
to
Geschalten scheint zwischen etwa Nürnberg und Linz nicht unüblich
zu sein; gesalzen ist übrigens Standardform eines sehr ähnlich klingenden
Verbs.

Christian Weisgerber

unread,
Oct 23, 2021, 9:30:06 AM10/23/21
to
On 2021-10-23, Ulf Kutzner <Ulf.K...@web.de> wrote:

> Hm, 'to think' wird auch stark gebeugt.

Nein, „thought“/„dachte“ ist eine schwache Form, wie man am -t-
sieht.

Starke Verben haben, neben der Ablautreihe, eine 1./3. Person
Singular Präteritum ohne Endung und ein Partizip Perfekt auf -en:
singen - ich sang - gesungen

> Wie kausativ ist 'dünken' überhaupt in seinen Verwendungen?

„Dünken“ ist das Grundverb, „denken“ ist der Kausativ.

--
Christian "naddy" Weisgerber na...@mips.inka.de

Christian Weisgerber

unread,
Oct 23, 2021, 9:30:06 AM10/23/21
to
On 2021-10-23, Markus Loch <M...@rkusLo.ch> wrote:

> "dünken" scheint ein Gegenbeispiel zu meiner Annahme zu sein,
> dass Kausative immer schwach gebeugt werden.

„Denken“ ist die Kausativform und die ist ja durchaus schwach.

Markus Loch

unread,
Oct 23, 2021, 9:55:18 AM10/23/21
to
Am 23.10.21 um 14:36 schrieb Christian Weisgerber:
> On 2021-10-23, Markus Loch <M...@rkusLo.ch> wrote:
>
>> "dünken" scheint ein Gegenbeispiel zu meiner Annahme zu sein,
>> dass Kausative immer schwach gebeugt werden.
>
> „Denken“ ist die Kausativform und die ist ja durchaus schwach.
>

In gewisser Weise schon, jedoch ist die reguläre Form im Deutschen
ja allemal phonetisch wohlgeformt und sprechbar:

denken denkte gedenkt.

Die vorgetragenen Begründungen für die Abweichung (Grimm: Rückumlaut)
scheint mir nicht für sich alleine schlüssig.

ml

Johannes Leckebusch

unread,
Oct 23, 2021, 1:52:33 PM10/23/21
to
Ja mei - wenn's funzt!

Diedrich Ehlerding

unread,
Oct 24, 2021, 4:10:32 AM10/24/21
to
Christina Kunze meinte:

>> Das nennt man "durchgeschleift", wenn die Adern in Parallelschaltung
>> zu einer anderen Dose weitergeführt werden.
>>
>
> "Durchgeschliffen" habe ich von Leuten gehört, die auch sagen, etwas
> sei "in Reihe geschalten".

"geschalten" ist regional statt "geschaltet" üblich. Wiktionary
<https://de.wiktionary.org/wiki/schalten> meint, dass das ein Südismus
sei; nach <https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-7/f10a-e/> ist es
eher ein Südostismus.
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.

Johannes Leckebusch

unread,
Oct 24, 2021, 4:48:56 PM10/24/21
to
Am 24.10.2021 um 22:23 schrieb Marti Gerdes:
> Johannes Leckebusch <jlno...@johannes-leckebusch.de> schrieb:
>
>>>>>>> Pfeifer sagt, "Schleife machen" sei Kausativum zu "Oberfläche glätten".
>
>> Nette Zitatfälschung.
>
> So, so.

Ebenst.

Leidest wohl an Halunkinationen. Mach halt mal die Schleife!

Markus Loch

unread,
Oct 25, 2021, 4:51:47 AM10/25/21
to
Am 24.10.21 um 22:23 schrieb Martin Gerdes:
> Das Kausativum zu "dünken" ist "denken", das ist schwach (Partizip auf
> -t), aber unregelmäßig (Wechsel des Stammvokals).

Und natürlich des Konsonantenclusters in der Mitte.

ml

Ulf Kutzner

unread,
Oct 25, 2021, 8:04:20 AM10/25/21
to
Christian Weisgerber schrieb am Samstag, 23. Oktober 2021 um 15:30:06 UTC+2:
> On 2021-10-23, Ulf Kutzner <Ulf.K...@web.de> wrote:
>
> > Hm, 'to think' wird auch stark gebeugt.
> Nein, „thought“/„dachte“ ist eine schwache Form, wie man am -t-
> sieht.
>
> Starke Verben haben, neben der Ablautreihe, eine 1./3. Person
> Singular Präteritum ohne Endung und ein Partizip Perfekt auf -en:
> singen - ich sang - gesungen

Ach ja, 'denken' und 'bringen' sind die unregelmäßigen Ausnahmen
unter den schwachen Verben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Germanisches_schwaches_Verb

Wie klassifizierst Du 'tun'?

Christian Weisgerber

unread,
Oct 25, 2021, 9:30:07 AM10/25/21
to
On 2021-10-25, Ulf Kutzner <Ulf.K...@web.de> wrote:

> Ach ja, 'denken' und 'bringen' sind die unregelmäßigen Ausnahmen
> unter den schwachen Verben.
> https://de.wikipedia.org/wiki/Germanisches_schwaches_Verb

Es gibt noch mehr unregelmäßige. Spontan fallen mir „rennen/rannte“
und „brennen/brannte“ ein.

> Wie klassifizierst Du 'tun'?

Ich? Als unregelmäßig.
Wie es in der Germanistik eingeordnet wird, weiß ich nicht, da es
etymologisch weder schwach noch stark ist.

Christian Weisgerber

unread,
Oct 25, 2021, 7:30:06 PM10/25/21
to
On 2021-10-24, Martin Gerdes <martin...@gmx.de> wrote:

>> "dünken" scheint ein Gegenbeispiel zu meiner Annahme zu sein,
>> dass Kausative immer schwach gebeugt werden.
>
> Das Kausativum zu "dünken" ist "denken", das ist schwach (Partizip auf
> -t), aber unregelmäßig (Wechsel des Stammvokals).

Es gibt eine Handvoll schwach gebeugter Verben, die ähnliche Wechsel
aufweisen:
dünken - deuchte
denken - dachte (think - thought)
bringen - brachte (bring - brought)
Ohne n:
mögen - mochte (may - might)
(buy - bought)
(seek - sought)

Der Knackpunkt ist, dass das -t- des schwachen Präteritums direkt
an den Stamm anschloss und den vorangehenden Konsonanten entstimmte:
*gt, *gʰt > *kt
Nach der Grimm’schen Lautverschiebung blieb im Urgermanischen ein
Wechsel zwischen *k im Präsens und *h im Präteritum.

Außerdem ist im späten Urgermanischen die Folge *Vnh als *Ṽːh
realisiert worden, also mit Wegfall des n und Nasalisierung und
ausgleichender Längung des Vokals.

Dieser Artikel beschreibt das alles noch weiter:
https://en.wikipedia.org/wiki/Germanic_spirant_law

Einige der obigen Verben haben weitere Komplikationen, aber
denken-dachte ist wohl schlicht das Ergebnis einer regelmäßigen
Entwicklung.

Markus Loch

unread,
Oct 26, 2021, 2:27:02 PM10/26/21
to
Am 26.10.21 um 00:29 schrieb Christian Weisgerber:
>
> Dieser Artikel beschreibt das alles noch weiter:
> https://en.wikipedia.org/wiki/Germanic_spirant_law
>
Wenn's auf Englisch geschrieben steht, kann's ja nicht falsch sein.

> Einige der obigen Verben haben weitere Komplikationen, aber
> denken-dachte ist wohl schlicht das Ergebnis einer regelmäßigen
> Entwicklung.

Wäre es regelmäßig, dann müsste es analog zu
denken-dachte-gedacht auch
senken-sachte-gesacht,
tränken-trachte-getracht,
henken-hachte-gehacht,
kränken-krachte-gekracht und
schwenken-schwachte-geschwacht
heißen.

Der junggrammatische Ansatz ist - wie so oft, auch hier - schon vom
Ansatz her verrissen.



Gruß
Markus


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