Ich bin hier seit Ewigkeiten nicht mehr aktiv gewesen und fang nun
wieder mit meiner Antwort an Dich an.
Ich kenne es recht gut wenn eine erwachsene Frau die Grenzen eines
Jungen drastisch verletzt. Auch wenns nicht meine Mutter war und die
Situation wohl anders geartet ... naja.
Ich würde gerne wissen, ob Du diesen Brief auch abgeschickt hast an
Deine Mutter, oder ob Du ihn "symbolisch" geschrieben hast quasi als
Thearpieansatz?
Eltern die vor Jahren _in_ der Situation ignorant gehandelt haben sind
meißtens im Abstand von Jahren oder gar Jahrzehnten leider oft nicht
schlauer geworden.
Wie schätzt Du es ein das die Reaktion ausfällt ... was erhoffst Du oder
befürchtest Du?
Meine Situation war, daß der erste weibliche Mensch in den ich mich
verliebt hatte, meine Grenzen drastisch bombardierte. Ich war "schon" 14
und der Schönheitsfehler war nun mal, daß sie 25 war.
Die Ähnlichkeit zu Dir sehe ich nun darin, daß ich mit 14 noch
vollkommen Kind war und in dieser Frau eher vieles suchte, was ich von
meiner Mutter nicht bekam. Ich sah mindestens zur Hälfte eher einen
Mamaersatz in ihr statt einer "Freundin".
Und die Folgen waren halt drastisch auch wenn ich das erst 10 Jahre
später anfing zu begreifen. Mit Einsamkeit kann ich noch recht gut
umgehen. Bin charakterlich sowieso eher der Erimit und hab mich mit
einem isolierten Leben lebbar arrangiert.
Bei Deinem kurzen Brief kann man als Außenstehender bisher nur erahnen
was für Dich die Folgen waren. Da sind dazu die vier Schlagworte
Depression Angst zittrig und EinsamKeit.
Ich erinnere mich nun gut daran, daß in meiner Aufarbeitung erstmal
Jahre fällig waren um diese Worte in Verbindung mit mir überhaupt gelten
lassen zu können. Diese Schlagworte dann auszusprechen bzw. zu schreiben
war aber erst der Anfang. Beschreib sie ... ihre Situationen und wie
sie sich für Dich anfühlen.
Kennst Du Harry Potter? Wenn ja dann mal der Vergleich ... am Anfang von
Aufarbeitung ist man nach Überwindung soweit "den dessen Namen nicht
genannt werden darf" dann doch beim Namen zu nennen. "Woldemort" oder
eben "Angstanfälle" "Depressionen" "Einsamkeit". Damit geht es aber erst
los sich mit diesen schwarzen leuten auseinanderzusetzen.
Und zu Deinem Brief an sich ... ich hab es zu häufig bei anderen
Menschen mitbekommen die ähnliche Briefe an die Leute schickten, die
Ursachen ihrer Probleme waren. Man baut Hoffnungen auf an eine
womögliche Reaktion die wenigstens im Nachhinein etwas nun verändern
würde ... leider fällt die dann zu häufig eher recht plump aus. Mach
also Bitte Deinen Vorsatz, Dich mit Deinen Problemen zu beschäftigen
nicht unbemerkt abhängig von ihrer Antwort die womöglich nie kommen wird
oder nicht so wie Du hoffst. Der Brief sollte für Dich ein Startschuß
sein, Dich selber mit Dir intensiv auseinanderzusetzen und darf nicht
darin abdriften, daß er Dich bis zu einer womöglichen Antwort in eine
"Warteschleife" versetzt.
Also fang gerne auch hier an damit.
Lieben Gruß
Klaus
Gruß, Michael
Ich weiss nicht ...
Besonders bei meiner eigenen Mutter ist da sowas ähnliches. Wenn die
"Obrigkeit" was sagt dann hat sie immer Recht.
Aber halten wir mal fest, daß sie wider Erwarten zumindest klar reagiert
hat.
Das irgendwer irgendwas sagt, entbindet Eltern nicht vom eigenen Kopf
... soweit vorhanden.
Was mir aber zu Deiner ersten Antwort bereits stutzig vorkam: mit 4
Jahren wird Dir nicht klar gewesen sein "So ich hab jetzt s*uelles
Interesse an meiner Mutter".
Und ich hab zwei Neffen. Einer zwei und einer sechs. In dieser Phase 2-4
Jahren scheinen Kinder zu lernen indem sie nachmachen. Stubs ihnen mit
dem Zeigefinger auf die Nase und sie versuchen ihrerseits ebenfalls an
Deine Nase heranzukommen. Das wird irgendwie ein Spiel. Streich ihm über
die Hand und er versucht das gleiche bei Dir.
Das geht automatisch. Und ich frag mich halt inwiefern das bei Dir
4Jährigem damals eben auch so sein konnte. Da Dir halt auf viel
persönlichere Weise nahegetreten worden ist, daß Du eben auf diese
kindliche Art ebenso persönlich reagiert hast mit "Was Du bei mir
darfst, darf ich auch bei Dir" ... oder eben die andere Variante, "Wenn
Du mir da unangenehm kommst, dann tu ich das auch bei Dir".
Frage mich halt, ob dieses "s*uelle Interesse" Dir zumindest damals am
Anfang "angehängt" wurde. Vielleicht auch weil dieser Arzt das eben so
nannte weil es in einem Lehrbuch steht. Und Du das eben erst spätter für
Dich verinnerlichtest.
Ansonsten zu den Folgen die Du schilderst kommt mir alles ziemlich
vertraut vor. Zu dem Thema Partnerin und Beziehung gab es das bei mir
bis fast 30 eigentlich nicht, oder wenn, dann eben nur sehr kurzfristig
weil das wegen meiner Probleme eben nie funktionieren konnte.
Zu den Problemen offen zu stehen ging erst mit 30 langsam los und da
hatte ich irgendwann dann doch eine Beziehung die leider nur aus anderen
Gründen schiefging und nicht mehr wegen der Probleme.
Der Unterschied war eben, daß ich mich traute offen zu "gestehen" was
ich für Probleme hatte und sie aussprechen konnte. Angst vor Nähe war
nunmal wesentlich besser zu "handhaben" wenn man nicht obendrein auch
noch alles versuchen musste, damit sie nicht auffällt. Früher wollte ich
mir das ja nicht eingestehen und das war unmöglich dann eben ...
jemanden nahekommen lassen den man eigentlich sehr mag und gleichzeitig
erwarten, daß man "normal" reagiert und seine Probleme versucht
unsichtbar zu halten ... das ging immer nur als Fiasko aus.
Ein wesentlicher Punkt ist eben, ob Du Dir selber Deine Probleme mit
Nähe usw. "vergibst" und dann auch offen dazu stehst und sie dem Partner
benennen und halbwegs erklären kannst und willst ... oder ob Du sie Dir
selber eben nicht vergibst und von _dir selber_ erwartest jetzt bei
diesem Menschen den Du doch magst gefälligst normal zu sein um dessen
Zuneigung nicht zu gefährden. Das wirkt als Turbolader für Angst dann,
wenn man sie sich noch nichtmal selber "entschuldigen" kann.
Wie ist das bei Dir...?
Lieben Gruß
Klaus