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Re: emotionaler Mißbrauch und emotionale Nähe

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Klaus Angsthase

unread,
Dec 9, 2008, 7:37:01 PM12/9/08
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Hallo Michael,

> Leider weiß ich nicht, wie ich den Gefühlsschaden beheben kann.
..

> Ich mache schon seit über zehn Jahren Psychotherapie, aber niemand kann mir
> sagen, wie ich meine unangenehmen Gefühle ändern kann. Ich kann mich noch
> millionenfach diesen Gefühlen aussetzen, sie ändern sich nicht, obwohl die
> anderen Menschen nett sind.
..

> Ich denke, ich habe alles verstanden, auch mit Hilfe der Therapeuten. Aber
> ändern konnte ich meine unangenehmen Gefühle damit leider nicht.
..

Es wäre schön, wenn man zum Psychodoc gehen könnte wie zum
KFZ-Mechaniker. Nur bei Menschen klappt das nicht und es gibt kein
"Jetzt helfe ich mir selbst - Mensch Baujahr 1968" ;-).

Er ist nicht Du und er konnte auch nirgends an einer Uni lernen wie
speziell Dir zu helfen ist. Er kann nur ein paar allgemeine Fertigkeiten
vermitteln wie Du selber an Dir den "Schaden" reparieren kannst.

Psychotherapie ist halt keine Be-Handlung im medizinischen Sinn.

Das mit den Gefühlen ... hmmh ... also ich hätte auch mal gesagt "nun
hab ich 1000 mal mich mit den Gefühlen auseinandergesetzt ohne Ergebnis"
... dabei hab ich habe diese Zeit lediglich mich herabgelassen diese
Gefühle zuzulassen.
Zwischen zulassen und auseinandersetzen ist halt aber noch ein großer
Unterschied. Zulassen ist halt lediglich ein "Ich stehe sie halt durch
wenn sie kommen" ... warte halt ab bis sie um sind und schau was
passiert. Das bringt halt nicht viel ... außer das man sich bis zu
diesem Punkt halt immerhin soweit selber geändert hat, daß man sie
überhaupt zulässt.
Auseinandersetzen ist aber mehr ... Gefühle wie auch Ängste und
schlechte Träume haben zumindest bei mir scheinbar immer ganz konkrete
Ursprünge die in vergangenen Lebenssituationen liegen. Meißt sehr
konkrete. Und die gehören eben zu diesen ganzen Gefühlen und die Gefühle
sind lediglich ein Einstieg in genau diese Situationen.

Diese halt erstmal zu erkennen ... viele Situationen waren mir bewusst
gar nicht als wichtig klar. Schwer auch als heutiger Erwachsener über
Kindheitsdinge nachzudenken ohne den Fehler zu machen, sich selber im
nachhinein mit dem heutigen Horizont des Erwachsenen zu "beurteilen" und
dabei zu vergessen, daß man als Kind einen ganz anderen hatte.

Was mir halt so auffällt schon die ganze Zeit hier ... das mit Deiner
Mutter ist halt sonnenklar ... sie hat sich saumäßig verhalten und ist
ziemlich #+*()?-@ ...
Du kannst offen über sie schimpfen ... andere können das hier auch ...
und es bringt Dir trotzdem nicht viel.
Solche Konstellationen hatte ich halt auch ... da gabs Typen über die
ich dann irgendwann schimpfte ... andere taten das dann auch ... fein
... eigentlich total klar alles ... und dennoch wurden die schlechten
Gefühle und Probleme dadurch nicht besser.

Was weiss ich ... mein Onkel z.B. ... ein Detail war, daß er damals vor
meinen Augen unser Zwergkaninchen umbrachte. Das war traumatisierend und
ich habs 15 Jahre lang und mehr komplett verdrängt ... also richtig ohne
jegliche bewusste Erinnerung ... dann Therapie ... und irgendwann kam
das raus. Na fein ... da hab ich dann "brav" diese Gefühle zugelassen
1000 Mal ... war mir erwachsen logisch klar was für ein Drecksack mein
Onkel war ... und dennoch ... nix wurde im Heute besser.

Nach ewigen Jahren erwachsener Therapie ging mir immer mehr die Puste
aus. Und dann erst gab es wirkliche Auseinandersetzung statt lediglich
Zulassen. So erwachsen logisch das eben klar war was für ein Drecksack
mein Onkel war ... dem kleinen Klausi brachte all das gar nix den dieses
Kind denkt ganz einfacher und anders ... da war ewig begraben ein "Hätte
ich nicht dann würde Hasi noch leben" ... und das war in diesem
einzelnen Punkt die wirkliche Ursache für ein schlechtes Gefühl, was ich
ja so schön erwachsen jahrelang "therapiert" hatte. Wobei ich erwachsen
Klaus eben mit dem Blick von heute alles so fein logisch klar hatte. Das
ging ja immer ganz klar um den Drecksack da ... so wie vielleicht ganz
klar so viel mit Auseinandersetzung zum Ziel Deine Mutter haben muss.

Die Dinge die einen aber so nachhaltig fertigmachen bis in alle Ewigkeit
sind nicht die klaren Dinge ... es sind die ungellösten Dinge ... und
zwar die von einem Menschen auf dem Status wo sie passierten. Es zählt
nicht das "Wie finde ich das jetzt wie fühle ich das jetzt und wie denke
ich da jetzt drüber" ... das kann dann plötzlich ganz anders werden,
wenn man es schafft wieder an die Zeit anzuknüpfen, wo all das
passierte. Und dann kommt man z.B. auf kindliche Selbstvorwürfe die man
eben damals verinnerlichte und nach 20 Jahren bewusst überhaupt nicht
mehr kapiert. Dennoch sind sie da ... eben in Form dieser Gefühle.

Du setzt Dich halt auch so extrem mit Deiner Mutter auseinander wie ich
z.B. mit diesem Onkel. Verständlicherweise und logischerweise ... aber
eben zu logisch ... wenn es rein nur an ihr liegt und es reichen müsste
ihren Dreck alles zu "sortieren" ... müsste schon viel mehr besser sein.
Was ich halt in einer ähnlichen Phase eben immer noch nie tat ... ist
eine wirkliche Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen ... eben das
zulassen so dermaßen, daß man dann wieder dieses Kind ist ... und das
einem endlich mal klar wird wie man als Kind damals selbst gedacht und
empfunden hat. Und eben was es da ursähclich plötzlich für massive
Selbstvorwürfe gabe ... wo man dann wieder so erwachsen schockiert ist,
weil man _das_ _so_ doch die ganzen Jahre Therapie nie gedacht hat von
"sich" ... bewusst ... das ist es aber dann ... diese Dinge sind da und
_das_ sind die Ansätze dann auch etwas ändern zu können ...

Hmmh ... es ist halt schwer zu vermitteln ... ich will nix unwichtig
machen was z.B. Deine Mutter alles tat ... das nicht ... wo ich halt hin
will ist meine Erkenntnis, daß eben meine Ursachen für so nachhaltige
Probleme im Heute eben doch ganz woanders oft liegen. Nicht in den
klaren Schandtaten von klaren Charakterschweinen ... das ist alles
sonnenklar erwachsen logisch wie und was die sind ... die Probleme an
denen sich dann auch was ändern ließ lagen hier eigentlich immer in den
Problemen mit sich selber ... die ganzen Schlußfolgerungen die man über
Jahrzehnte zu sich selber zog ... sich selber vorwirft ... warum man
sich selber für Dreck hält. Der Anlaß zu alledem war sicherlich z.B. so
ein externes Dreckschwein von damals ... aber man kann sich noch solange
mit diesem dann auseinandersetzen ... das was schwerer wirkt ist eben so
der eine oder andere Selbstvorwurf, der einem so gar nicht klar war oft.

Und das ist dann eben das, was so ein Psychodoc lapidar "mit Gefühlen
auseinandersetzen" meint ... und es ist halt das wo ich mal dachte, mich
doch nun 5 Jahre lang mit Gefühlen auseinandergesetzt zu haben, um dann
zu kapieren, daß ich in diesem Moment dann erst damit angefangen hatte.

Bei Dir fiel mir irgendwo ein Satz besonders auf ... von wegen Du kannst
Dich ja nicht an die Kindheit erinnern aber da wäre schon genug in
Deiner Jugend. Genau so hätte ich das auch mal ausgedrückt ... habe als
Erwachsener mal meinen Lebenslauf quasi nur halbwegs mit Schulzeugnissen
zusammengebröselt bekommen um überhaupt was über Kindheit zu sagen.
Heute sind mir teilweise Dinge aus frühester Kindheit präsent ... kann
meinen Spaß dran haben meinem Vater einen Traktor bis ins kleinste
Detail zu beschreiben, der 1970 verschrottet wurde und auf dem mich mein
Opa 1969 als einjähriges Windelpaket oft mitgenommen hatte.

Das Problem halt ... Erinnerungen funktionieren immer mehr nur über
Emotionen je weiter sie zurückliegen ... und immer weniger halt über
dieses rein kopflastige wie es ein Erwachsener tut. Wenn man das bewusst
oder unbewusst scheut, dann meint man eben nur an Erinnerung maximal bis
in die frühe Jugend zu kommen. Genau nur bis dahin, wo ein Mensch reif
genug ist die Welt eben mit dem Kopf zu erklären und bald nur noch so zu
betrachten. Die wirklichen Ursachen für viele Dinge liegen aber schon
vorher oft.

Naja ... soviel erstmal

Lieben Gruß
Klaus

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