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nur sowas nebenbei

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Klaus Angsthase

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Dec 10, 2008, 5:34:49 PM12/10/08
to
Hallo zusammen,

so nun häng ich da seit ner Woche mit nem Zahn der mich umbringt halb
und zum Glück morgen Termin beim Doc.

Schlafen is damit nur schlecht ... bin seit zwei Jahren ja wieder son
bisschen in die Photoschiene gekommen und setze mich da viel mit der
Technik auseinander. So zum Ablenken jetzt viel.

Nachst hab ich ziemlich schlechte Träume und der böse kleine Drecksack
im Kleinhirn der die Traumthemen wählt scheint da das Thema Photo mit
dem ich mich so ablenke negativ bestücken zu wollen.

Da gabs halt vor jetzt hmmmhhh ... 1993 oder 1995 ... bis dahin
photografierte ich mal etwas analog nur nebenbei und das war ein sehr
schräger langer Irland-Urlaub alleine. Da wird halt hier was ständig
wiederholt nachts nun in Endlosschleife.

Wenn ich über den Traum dann wach werde und nachdenke hat das nix mehr
mit Photo zu tun sondern eigentlich ein totales wundern einfach nur, was
für vollkommen schräge Situationen sich in meinem Leben so auffällig
häufen. Das scheint mir total unnormal ... und das wundert mich halt so
sehr.

Diese Situation damals war halt wohl lediglich der Auslöser dafür, warum
ich damals ... langsam und erst nach diesem Urlaub ... halt aufgehört
hatte zu photografieren. Das war in einer kleinen irischen Hafenstadt
... eher Hafendorf ... da war so eine schöne malerische bunte Straße
direkt am Kai wo die bunten Fischerboote lagen ... hab da ganz lange
getüftelt für den Bildausschnitt ... durch den Sucher latschte dann
jemand aus der Ladentür direkt so 10m vor mir eine Dame die mich direkt
anschaute und irgendwas brabbelte was ich nicht kapierte ... dann wurde
ihre Stimme heftiger als ob ich sie beleidigt hätte ... kapierte nichts
und sie ging aber auch sehr zügig weg und von daher wollte ich, daß es
mir egal sein soll. War dann noch ne Minute beschäftigt mit der Wahl des
richtigen Schärfebereiches ... wollte ein rotes Fischerboot scharf haben
und das die Lädenkette im Vordergrund und die Landschaft im Hintergrund
halt in sanfte Unschärfe übergehen .... weiss das alles noch exakt und
könnte auch die Dame malen ... und mit einem mal KRACH ... genau als ich
auf den Auslöser drückte.

10m vor mir flog ein einzelner kleiner Andenkenladen in so nem hübschen
bunten winzigen Häuschen aus einer langen Reihe ähnlicher Häuslein ...
in seinen Einzelteilen mit Steinen Balken und ner Menge Trümmer durch
die Luft nacj vorne über die Staße ...
Als wenn ein riesiges Untiermaul es einfach zermalmt wegspucken würde ...

Die Druckwelle war extrem und versetze mich am Stück samt Kamera ein
zwei Meter nach hinten wobei ich aber so steif war, daß ich dabei auf
den Füßen aufrecht blieb halt dann am anderen Ort. Passiert ist mir halt
gar nix ausser das ich stocktaub war die nächsten Tage.
Ohne was hören zu können und nur kurze Zeit Leute mit aufgeregten
Mundbewegungen zu sehen ... dieser ganze Staub der sich nur langsam
legte und irgendwann Militär-Panzerwagen und Ambulanz. Das war alles
sehr schräg ...

Hab nem schwerbewaffnetem Soldaten der irgendwas zu mir sagte meinen
Ausweis gezeigt damit er kapierte, daß ich deutscher Touri bin und hab
mich selber auch nicht

hörend versucht aus Erinnerung eine Schallwelle mit dem Mund zu formen,
die ungefähr wie "I can't hear anymore" aussehen sollte. Der man
schulterte sein Maschinengewehr und brachte mich zu nem Sani. Die
unterscuhten halt dann meine Ohren und noch ob andere Bauteile von mir
noch komplett wären. Machte mir nen Zettel das das drei Tage dauern
würde und wenn nicht besser, dann irgendwas von Common Health Service
und Hospital to check.

Das war alles keine halbe Stunde und ich blieb halt da am Ort so
schöööön seltsam ruhig mal wieder ... war schräg ... ein buntes Bändchen
mit zwei Pannendreiecken auf der Straße ... Autos und Soldaten
verschwanden nach und nach ... der Staub war weg ... die Leute gingen
wieder ganz normal die Ortschaft rauf und runter und wichen halt der
Absperrung lediglich in einer unbeeindruckten Mentalität aus, als ob das
lediglich ein Hundehaufen wäre dem man ausweicht.

Also keine Panik kein Erschrecken kein Entsetzen ... ganz ganz normal
alles ...
Hab erst ne Woche später im nachhinein in ner Pension erklärt bekommen,
daß das "Troubles" waren ... schönes Wort dafür ... es gab wohl ein
Gerücht das der Inhaber des Ladens Informationen an die britische
Polizei weitergeben würde und das war dann die Strafaktion der IRA in
Retour. Hatten netterweise 3 Minuten vor der Bombenexplosion im Laden
angerufen und das war dann eben diese Dame die aufgescheucht "flüchtete"
deren Warnung ich am Anfang nicht kapierte.
War halt Nordirland in dieser Zeit in den 90'ern wo erst lange vorher
Ruhe herrschte und plötzlich wieder Anschläge losgingen. Ganz genau wann
weiss ich gar nicht mehr. Den ganzen Urlaub bekam ich diese seltsame
Stimmung auf jeden Fall nicht mehr weg ... so eine wo mich gänzlich
nicht verwundert hätte gleich bei der Burgruine einen Rosa karierten
Drachen live erleben zu können und einem das aber gleichzeitig auch
vollkommen egal wäre ... á la ach wie nett ein rosa Drache .... fein.

Dann am Ende des Urlaubes ging es von Dublin über London nach
Düsseldorf. Mit nem Jet aus den USA. Vorher war ich schon öfter
problemlos geflogen, aber da beim Einstieg gings plötzlich los ... Aer
Lingus 747 mit durchgehend Economy-Class das erste Mal ... daß heisst
man steigt vorne direkt hinterm Cockpit ein undhat einen riesigen
durchgehenden Raum ohne jegliche Trennung der bis irgendwo in der Ferne
am Heck. Da schluckte ich bewusst ... und wurde nervös.
Dann geht das Dinge nach London los ... Heathrow gelandet ... und diese
riesige Blechbox blieb auf ner Seitenstrecke der Landebahn stehen ...
schaust aus dem Fenster und da kommen wieder Panzerwagen, Polizisten und
jemand mit Sprengstoffhund. Nachher erfuhren wir erst, daß das damals so
üblich war ... jemand hatte in Dublin Gepäck aufgegeben und flog dann
nicht mit. Bis man das kapiert ist man schon in London und der Flieger
darf erst an den Terminal wenn der Gepäckraum auf Bombe gechekt wurde
und die Leute sitzen dann doof rum und können fein aus dem Fenster
zuschauen was sich da lustiges alles tut und son niedliches Hündchen
jaja ...
Dann noch mit ner vertrauten 737 dann endlich nach Düsseldorf ... und
das war der letzte Flug meines Lebens bis heute.

Und jetzt erst komme ich an den Punkt der was mit der Newsgroup zu tun hat.
Bin halt jetzt alte sackige 40 ... das liegt nun so rund 15 Jahre
zurück. Seit zwei Jahren wunderte ich mich halt eben, weil mir gar nicht
klar war warum ich da damals irgendwann mit dem photografieren aufhörte.
Fragte mich halt immer wieder mal "ja warum eigentlich?".
Genauso hab ich seit ein paar Jahren so dermaßene Flugangst, daß ich
keinen Flieger mehr betreten kann obwohl ich es schon mehrfach versuchte.

Also das eben ... Aufhören zu photografieren war mir gar nicht bewusst
problematisch. Hab halt irgendwann mal aufgehört und halt wieder
angefangen ... fein. Und ja Flugangst hab ich halt seit Jahren ... dann
fliege ich halt nicht fein.

Und das eben jetzt durch diese Träume die letzte Woche ... mit einem mal
ist mir jetzt klar ... eben KLAR! Ich hab damals diese nach dieser
Bombensituation für mich typisch reagiert. Traumatisiert heisst bei mir
eben 100% handlungsfähig in den Augen anderer Leute. Keiner merkt mir
was an ... ich selber nur in dieser eigenartigkeit ... alles sieht
seltsam aus und eine Situation ist seltsam .... so eine
vulkanausbrüchige Seltsamkeit ... wo man über nix nachdenkt und alles an
einem vorbeigeht und man es maximal als seltsam empfindet und vermengt
mit vollkommener Gleichgültigkeit.
Genau das war halt diese Situation.
Und wieder typisch ... die zur Situation gehörende Panikattacke bekam
ich da erst zwei Wochen später in der Pampa ohne ersichtlichen Grund auf
ner sanften aber sehr hohen Hügelkuppe von wo ich an der Küste weit
übers Meer schaute und niemand da war im Umkreis von 20km.
Typisch weil das bei mir eben so tatsächlich ist ... Anfälle spare ich
immer in Situationen und sie kommen dann irgendwann, wenn man alleine
und "sicher" ist. Nie direkt in einer Situation.
Und auch die Flugangst ... dachte die letzten 10 Jahre halt schon als
Problem darüber ... aber als drittrangiges und so sei es halt. Wunderte
mich aber immer weil es doch so überhaupt nix mit meiner Kindheit zu tun
hat irgendwas mit fliegen. Dachte so fein psychologisch, daß es was über
drei Ecken verdrängtes ist und halt nur nen neuen Aufhänger irgendwann
gefunden hat wer weiss wann.

Das halt ... dieser Bombentag ... ich glaub ich hab ihn maximal zweimal
in meinem Leben eher als witzigen Schwank aus meinem Leben irgendwo
angebracht. Irgendwie problematisch war mir der nie bewusst.

Erst jetzt halt nach den Albträumen kapiere ich das plötzlich ... ich
hab so merkwürdig damals reagiert gerade aufgrund meiner Traumatisierung
in der Kindheit. So wie man halt gelernt hat auf plötzliche
Erschreckende Ereignisse zu reagieren um durchzukommen. Die Folge dann,
daß ich gleich nach dem Urlaub wieder diese neue Situation ziemlich
99%ig aus meinem Bewustsein verdrängte ... selbst wenn es fragmentweise
hier und da mal durchkam.

Meine Flugangst hat eben _doch_ einen ganz konkreten Anlass ... die
verdrängte Panik von der Bombe kam schon kurz wieder ersatzweise heraus
beim Betreten der 747 ... dann erst recht in London ... dann aber gleich
wieder weggepackt und nix wie nach Hause ... dann ganz weggepackt ...
eigentlich bis zu diesem nächtlichen Nachdenken jetzt.

Und all das ist halt die Flugangst mit eben sehr konkretem Anlass die
letzten Jahre ... wie mir eben nun erst klar ist.

Ist halt ein Paradebeispiel für mich gerade wo ich das mal nun sehr
greifbar kapiere ... die eine ursprüngliche Traumatisierung führt zum
Verdrängen ... das was verdrängt ist führt aber trotzdem leichter dazu,
in einer späteren neuen ganz anderen Situation dann aber im Grunde
gleich zu reagieren ... traumatisiert und zwar schneller noch als zuvor
erlebt ... und eben aus Reflex schon wieder mit Verdrängung ... was aber
trotzdem dazu führt in einer weiteren Situation wiederum viel schneller
nochmals nachhaltiger traumatisert werden zu können ... usw. usw. usw.
... und halt dann Jahre später steht man in ner Psychotherapie vor nem
Sammelsurium an Macken die man nicht durchblickt ... weils einfach auch
schon viel zuviel ist, was gar nicht mehr mit dem Ursprünglichen direkt
zu tun hat sondern schon von Mal zu mal sich in ganz verschiedenen
Situationen angesammelt hat und sich jeweils gegenseitig noch
aufgeputscht und verstärkt hat.

So nun hab ich das mal hier abgelassen in der Hoffnung, daß mir dann
diese Nacht der ätzende Albtraum erspart bleib, weil ich doch mich jetzt
so brav mit dem auseinandergesetzt habe ;-).

Ok ...

Lieben Gruß
Klaus Angsthase

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