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Ein böses Weihnachtsgedicht

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Johannes Leckebusch

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Dec 24, 2021, 2:57:18 PM12/24/21
to
Es weihnachtet sehr
(ein böses Weihnachtsgedicht von einem schlimmen Reimerwicht)

Es weihnachtet sehr,
so wenig ich’s auch begehr,
wie könnte man, ohne sehr benommen
zu sein dem auch nur einmal entkommen.

Man kann sich nicht dran freuen
die Nadeln vom Baum nur zu verstreuen,
es muss doch etwas Schönes präsentiert
werden, als Geschenk schon recht versiert.

Die Kerzen sind am Baum nun voll elektrisch,
die auszublasen ist nicht mehr so hektisch,
man muss nur eines haben in seinem Kopf:
Wo zum Himmel ist denn dafür nur der Knopf.

Wenn auch dieses Jahr wir lassen uns verwirren
von diesen gar so blöd gemeinen Viren,
ich konnte mich mit meiner Schwester wieder treffen,
und musste den eigens für sie angeschafften Baum
nicht wie letztes Jahr in knapper Zeit verwerfen
am Wertstoffhof, er war am nächsten Tag ein Traum
für irgendjemand anderen, und schon verschwunden,
so hat‘ ich seine Anschaffung denn auch verwunden.

Soll ich mich nun verpflichten
an Weihnachten einfach nur zu dichten,
oder sollte ich mal den Heizer wieder richten
der in meinem Schlafzimmer, an der Spüle schlichten,
warmes Wasser nicht mehr kann entrichten.

Wenn ich dichten will zu Weinachten
sollte ich die Reime mehr beachten?
Du sollst an diesem Weinachten
doch mal mehr den Wein beachten.
Oder kann ich einfach nur verschmachten
was mir vom Gehirn wird ausgeschlachten.

Heut‘ haben wir doch schön gefeiert,
sag die sehr erfreute Schwester,
ich fand es auch ein wenig ausgeeiert,
wichtig ist nur, ihr war die Freude fester.

Weihnachten, so heißt es immer,
sollte sein ein Freudenfest.
Dieses Jahr war’s zweitmals nimmer,
da hat das Radio zum Test
lauter Katastrophen an dem Fest
in seinen Sendungen geschildert,
so hat man dies Weihnachten bebildert,
damit die Hörerschaft sich nicht
fühlt zur Freude zwangsverpflicht,
sondern kann die Trauer auch genießen
die man sich musst‘ ins Fest eingießen.

Und die Wut versaufen,
die es gibt zu Haufen,
du sollst die Weihnachtskatastrophen
schildern in möglichst schönen Strophen.
Corona kennt ja keine Pause –
na, da ha’m wir nun die Sause!
(ARD die Tagesschau – Nachrichten sind die Sau.
Weihnachtsbummel ist nur mehr Fummel.)

Manche Freunde sind schon verstorben,
hab‘ dadurch nicht mehr Lebenslust erworben,
die dieses Jahr nicht mehr zu treffen …
kann man das nicht dann vergessen?
Andere haben durch die Flut verloren …
ach wären sie doch nicht dort geboren.

Fernsehen, fernsehen, ferner weg sehen –
ach, alles ist so nah, nix weg kann gehen:
In der ARD kommt erst einmal die Sissi,
und dann danach die Feuerzangenbowle.
Nun das das eine ist ja ganz gewissi,
und was wären wir gar so Hohle
ohne später noch den Loriot,
wohin käme man denn sonst noch irgendwo.

Ach ja, was soll an Weihnachten
man sonst noch so beachten?
Im eigenen Bette übernachten,
oder die Nacht alleine überwachen?
(die Zeile sollt‘ ich schlachten.)
Das Weihnachtswetter
wird auch nicht better,
wenn es wieder regnet:
Gott hat es gesegnet.

Also sind nicht jetzt der Verse
allmählich genug diverse?
Können wir uns langsam endlich machen
und versuchen, in das Neujahr zu erwachen,
in der Hoffnung, ganz unvergebens
dass dann endlich ein Jahr wieder wird erlebens.
(Ich muss jetzt mal die roten Schrullen
von meinem Microsoft wordlos Tippomaten
einfach unten runter schrollen.)

Weihnachten, es ist Weihnachten,
da sollte man doch auch beachten
dass in der Jahreswende übernachten
nicht immer Spaß muss haben gemachten …
ach, da kommt kein Schrullerstrich,
hier aber doch – was ist denn das für’n Wich?

Leute – wenn ich dichte,
dann ist die Sprache mir mein Wichte!
Ihr könnt auch sagen:
das will ich so nicht haben,
ich kann mich daran auch nicht laben
wenn es zu Weihnachten ist,
denn das war leider Mist.

Gute Nacht – habt Acht!
(Weih Nacht, weih nacht … wenn’s high macht.)

--
Johannes Leckebusch - AR3

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Arnulf Sopp

unread,
Dec 24, 2021, 10:30:49 PM12/24/21
to
Am Fri, 24 Dec 2021 20:57:33 +0100 schrieb Johannes Leckebusch:

> (ein böses Weihnachtsgedicht von einem schlimmen Reimerwicht)

Und noch eins: http://www.hacktory.de/texte/24dez.htm

Tschüs!
Arnulf

--
Weil ein Gnadenakt kein Zeichen von Liebe, sondern in Wahrheit der Ausdruck
von Macht ist, deshalb wollen so viele gnädig sein.
Robert Kroiß

Johannes Leckebusch

unread,
Dec 25, 2021, 11:32:40 AM12/25/21
to
Am 25.12.2021 um 04:29 schrieb Arnulf Sopp:
> Am Fri, 24 Dec 2021 20:57:33 +0100 schrieb Johannes Leckebusch:
>
>> (ein böses Weihnachtsgedicht von einem schlimmen Reimerwicht)
>
> Und noch eins: http://www.hacktory.de/texte/24dez.htm

Schön ...

> Tschüs!

Und so leicht komplex aber regelversig durchgereimt! Da war ich ja etwas
unordentlicher! Haste das dieses Jahr geschrieben oder schon früher?

[;-)))

Arnulf Sopp

unread,
Dec 25, 2021, 6:55:22 PM12/25/21
to
Am Sat, 25 Dec 2021 17:32:56 +0100 schrieb Johannes Leckebusch:

> Und so leicht komplex aber regelversig durchgereimt! Da war ich ja etwas
> unordentlicher! Haste das dieses Jahr geschrieben oder schon früher?

Der früheste Ausdruck, den ich hier noch rumliegen habe, ist von 1996. Da
war es noch erheblich kürzer. Die letzten Strophen kamen dieses Jahr hinzu.

Tschüs!
Arnulf

--
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip
einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.
Immanuel Kant
(eine Variante seines Kategorischen Imperativs)

Arnulf Sopp

unread,
Dec 25, 2021, 10:53:18 PM12/25/21
to
Am 26 Dec 2021 03:02:25 GMT schrieb Merlin:

> Moin

Bis hierher 100%ig einverstanden. Aber dann wird es undurchsichtig -
jedenfalls für mich, was jedoch nicht viel heißen muss.

Zunächst fällt auf, dass die klassische Form des Gedichts, nämlich der
Reim, keine Rolle spielt. Zu meinem Bedauern muss er es auch nicht mehr,
dennoch darf sich so was Gedicht nennen.

> und wo ist das Böse?

Johannes Leckebusch wagte sich wenige Zentimeter aus dem Fenster und nahm
an, nun ein furchtbar böses Gedicht geschöpft zu haben.

> Hier sitze ich nun, ich alter Narr...

... und bin so klug als wie zuvarr. Nein, so wird das nichts.

> Alle krank und der Anruf kam nach Mitternacht...

Usw. Es wird halbwegs klar, dass du Klischee-Weihnachten skeptisch siehst.
Aber wo ist der Biss? Es dämpfelt und qualmelt von Weihnachtsbaum zu
Kommerz (also schon wieder zum Baum) bis hin zu völliger Sinnleere. Im
Prinzip gut so, aber der Leser vermisst das Gedicht, je nach Leser
vielleicht auch eine Antwort auf die Frage: Und?

Etwas verwirrt und ratlos alleingelassen:

Tschüs!
Arnulf

--
Ich kann mir keinen persönlichen Gott denken, der die Handlungen der
einzelnen Geschöpfe direkt beeinflusste oder über seine Kreaturen direkt zu
Gericht säße.
Albert Einstein

Quinn C

unread,
Dec 26, 2021, 10:17:24 AM12/26/21
to
* Merlin:

> Aber sicher nicht weil Weihnachten ist
>
> In diesem Sinne
>
> Shalom

Worauf ich mit "chag Chanukah sameach" reagieren möchte; ist aber dieses
Jahr schon arg lang vorbei. Nächstes Jahr ist wieder Chanukkah an
Weihnachten.

--
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Merlin

unread,
Dec 26, 2021, 2:54:53 PM12/26/21
to
Am 26.12.2021 um 04:51 schrieb Arnulf Sopp:
>> und wo ist das Böse?
>
> Johannes Leckebusch wagte sich wenige Zentimeter aus dem Fenster und nahm
> an, nun ein furchtbar böses Gedicht geschöpft zu haben.

jo, wäre möglich


> Usw. Es wird halbwegs klar, dass du Klischee-Weihnachten skeptisch siehst.

keinesfalls, siehe Ende des Textes

> Aber wo ist der Biss?

Dann kommt wieder ich sei unflätig!

Shalom

Merlin


--
"rotes oder blaues Kabel?"

Merlin

unread,
Dec 26, 2021, 2:55:04 PM12/26/21
to
Am 26.12.2021 um 16:17 schrieb Quinn C:
> * Merlin:
>
>> Aber sicher nicht weil Weihnachten ist
>>
>> In diesem Sinne
>>
>> Shalom
>
> Worauf ich mit "chag Chanukah sameach" reagieren möchte; ist aber dieses
> Jahr schon arg lang vorbei. Nächstes Jahr ist wieder Chanukkah an
> Weihnachten.

Ein Lichterfest für den Neubau des 2. Tempels findet sich schwer im
Gedanken an die Geburt Jesus.

Merlin

unread,
Dec 26, 2021, 2:55:16 PM12/26/21
to
Am 26.12.2021 um 14:10 schrieb Heinz Brückner:

> Der Inhalt sich rapid verschlimmert,
> Wenn man sich um die Form nicht kümmert.
> Drum achte man beim Räsonnieren
> Ein wenig auch aufs Präsentieren.
> Jedoch zum Schluss, im Fall des Falles,
> Ist Äußerliches auch nicht alles.

gefällt, war immer nur als Antwort gedacht, habe hier nicht soviel Zeit

shalom
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