Am 06.12.2012, 10:41 Uhr, schrieb Marcel Mainz:
>> Für jedes Zustellrevier hatte früher (tm) der Zusteller (West) ein
>> "Mieterbuch" zu führen, in dem die Bewohner nach Namen und Hausnummern
>> sortiert aufgeführt waren. War für Aushilfen die einzige Möglichkeit,
>> schon vorzusortieren und falsch adressierte Briefe doch korrekt
>> zuzustellen.
>
> Da ich selber bei Postens (West) mal gearbeitet habe, kann ich Dir
> sagen, das
> das dann deutlich vor 1980 gewesen sein müßte.
Nichts anderes habe ich behauptet. Ich zitierte frei aus
Dienstvorschriften der 60er.
> Außer einem Verzeichnis mit Postvollmachten und Nachsendungsmerkkarten
> hatte der Zusteller damals nichts an Unterlagen.
Traurig. Er kannte auch keine Menschenseele in seinem Revier, nur
Briefkästen, deren Aufschrift er sofort nach Einwurf der Sendung wieder
vergaß?
> Ganz früher ok- da mußte der Briefzusteller noch die Rundfunkgebühren
> kassieren und die Post hatte damals in der Rundfunkrechnungsstelle
> entsprechende Unterlagen vor Ort.
> Das ist aber dann seit Anfang der 70er Jahre schon obsolet, als
> die GEZ eingerichtet wurde.
Die Mieterbücher wurden nicht anhand der Rundfunkgebührenrechnungen
aktualisiert, sondern anhand neu erkannter Aufkleber an Klingelschildern
und Briefkästen. Damals stolperten die Zusteller nicht einfach
stumpfsinnig durchs Revier.
>> Die Paketzustellung fragte ggf. bei der Briefzustellung nach. War
>> immerhin noch ein Laden mit einem gemeinsamen Amtsleiter.
>
> Das geht auch heute noch- sofern die Möglichkeit und die Zeit vorhanden
> ist.
Geht schneller als ein Paket wegen der Lappalie eines (bei vorhandenem
Hirn) leicht identifizier- und korrigierbaren Zahlendrehers
zurückzuschicken.
>>> Sonst gab es"früher" Adressbücher und
>>> Das letzte aus meiner Stadt stammt von 1999.
>>> Danach dürfte der Datenschutz der Sache den Gar ausgemacht haben.
>>
>> Der Datenschutz macht keinen rein internen, der Aufgabenerfüllung
>> dienenden Daten irgendwas aus.
>
> Der Druck öffentlich kaufbarer Adressbücher ist alles andere als intern.
Ich redete ausschließlich vom Dienstgebrauch. Der Datenhandel ist eine
völlig andere Baustelle.
>>> Eine Anfrage beim Meldeamt kostet übrigens einen zweistelligen
>>> Euro-Betrag.
>>
>> Nicht in Amtshilfe, aber seit die Post keine Behörde mehr ist, ...
>
> Eben.
Nicht "eben", sondern Konsequenz der Schnapsidee, bisher in Staatslenkung
funktionierende Unternehmen auszuquellen, vgl. Bahn, Stadtwerke etc.
>> Erster Schritt bei unanbringbaren Sendungen war damals der Ausruf durch
>> die Saalaufsicht: "Hat jemand ne Elfriede Tausendschön?"
>
> Ja. Bei Deiner Sendung müßte diese aber ggf. in bis zu vier (!)
> Zustellbasen ausgerufen werden (je Straße und dann Paket und Brief
> getrennt).
Wieso? Zusteller fand Brief an in seinem Revier nicht bekannten Empfänger,
gab ihn der Aufsicht und der rief aus. E basta. Wenn keiner "Hier!"
schrie, kam das Ding in die Ermittlungsstelle.
>> Für außerhäusige Nachforschungen hockten Ermittlungsmitarbeiter in den
>> Zustellämtern. Erstes Ziel der Post war es, Sendungen anzubringen und
>> erst dann zurückzuschicken, wenn gar nichts mehr ging.
>
> Und eben die haben auch nur Telefon/Adressbücher gehabt oder
> beim Meldeamt angerufen. Wobei die Zusteller ja auch selber
> ins Telefonbuch schauten, bevor die Sendung in die "Faulen-Kiste" kam.
>
>> Apropos Zustellbasen: Ich bezweifle nach wie vor, dass es
>> wirtschaftlicher ist, Post von Berlin über zwei Dörfer in Brb. und dann
>> zurück nach Berlin zu befördern, als das alte System, bei dem Sendungen
>> innerhalb Berlins die Stadt nicht verließen.
>>
>> Mann, ich hab das nur in den Ferien gemacht, aber ich weiß noch, dass
>> und wie das funktionierte.
> Wie gesagt- in der DDR war manches anders.
> Da kannte der Briefzusteller seine Kunden allein schon von der
> Zeitungstour, welche ein Monopol der Post war.
Um Dein Revier zu kennen, musstest Du nicht Ossi sein, das ging im Westen
auch, und einen Postzeitungsdienst gab's bei uns ebenfalls.
Gruß
G.O.