Weiß jemand, inwieweit es sich auf das EKG-Bild auswirkt, wenn man die
Elektroden für die Brustwandableitungen nur "ungenau" platziert.
Hintergrund ist, daß ich meistens die ersten zwei Elektroden (V1 und V2)
noch brav nach Lehrbuch im ICR 4 platziere, V3 zwischen V4 und V5 setze. V5
setze ich aber meistens einfach bei Männer direkt unter der Brustwarze bzw.
bei Frauen knapp unterhalb des Busens da mir dies am
praktischten/unkompliziertesten (vorallem wenn man keine Klebeelektroden
sondern diese Saug-Dinger hat....) vorkommt (statt ICR 5).
Allerdings konnte ich bis jetzt am EKG-Bild keinen wesentlichen Unterschied
zw. genauer Elektroden-Position und ungenauer Position feststellen. Weiß
jemand, inwieweit sich dabei das EKG-Bild verändert? Wird die Genauigkeit
schlechter? (...bis jetzt hat sich noch nie ein Arzt aufgeregt...).
Ändert sich das EKG eigentlich wenn ich z.B. nicht bis 5 zählen will und so
ganz lässig V5 am Bauch platziere (und V6 und V7 ebenso dementsprechend)?
Bei den Extremitätenableitungen ist es ja auch egal ob ich sie an Arm/Beine
fixiere oder am Brustkorb, oder?
vielleicht kann mir ja jemand diese Fragen beantworten,
dank im vorhinein,
Bernhard
Gruss, Oli
Gruss, Oli
Oliver Gabriel wrote:
> Du solltest die Extremitätenableitungen möglichst weit weg (also an den
> Extremitäten) platzieren, dies erklärt sich aus dem elektr. Widerstand.
> Entsprechende Fachliteratur sei Dir dazu empfohlen.
Noch ein etwas spezielle Frage (die bei uns aber recht häufig auftritt...):
Wenn einen Pat z.B. der Unterschenkel amputiert wurde, ist es dann besser
mit allen 4 "Extremitäten-Elektroden" weiter hinauf zu rücken (->
Oberschenkel und Oberarme), oder besser nur an dem betroffenen Fuß weiter
hinauf (Oberschnkel) mit der Elektrodenposition zu rücken und die anderen
an ihren normalen Platz (bei Fuß und Hand) zu setzen?
gruss, oli
On Sat, 31 Aug 2002 15:31:27 GMT, Bernhard Berger
<bernhar...@yahoo.de> wrote:
>Weiß jemand, inwieweit es sich auf das EKG-Bild auswirkt, wenn man die
>Elektroden für die Brustwandableitungen nur "ungenau" platziert.
Der Vergleich eines EKGs zu einem Normalbefund ist nur möglich, wenn
die Elektroden korrekt anliegen: Nur die Tatsache, daß die Elektroden
konventionsmäßig immer etwa gleich platziert werden, macht die
Auswertung eines EKG überhaupt möglich.
[leicht geänderte Elektrodenposition]
>Allerdings konnte ich bis jetzt am EKG-Bild keinen wesentlichen Unterschied
>zw. genauer Elektroden-Position und ungenauer Position feststellen. Weiß
>jemand, inwieweit sich dabei das EKG-Bild verändert? Wird die Genauigkeit
>schlechter? (...bis jetzt hat sich noch nie ein Arzt aufgeregt...).
So weit es mir bekannt ist, sollte das EKG immer _möglichst_ so
geklebt werden, wie es nach der Konvention vorgesehen ist. Es ist aber
klar, daß beispielsweise das Kleben einer Elektrode auf eine
Mega-Mamma nicht wirklich eine sinnvolle Vorgehensweise darstellt -
hier vielleicht lieber ein kleines Stück tiefer. Wichtig ist IMHO, daß
die Brustwandableitungen analog zur Anatomie das rechte und linke Herz
repräsentieren (rechtspräkordial, linkslateral), damit hier die
korrekten Schlüsse i.B.a. Lagetyp, Schenkelblockierungen,
Infarkteinschätzung etc. gezogen werden können.
>Ändert sich das EKG eigentlich wenn ich z.B. nicht bis 5 zählen will und so
>ganz lässig V5 am Bauch platziere (und V6 und V7 ebenso dementsprechend)?
>Bei den Extremitätenableitungen ist es ja auch egal ob ich sie an Arm/Beine
>fixiere oder am Brustkorb, oder?
Das EKG ändert sich hier ganz erheblich. Für die Brustwandableitungen
ist u.a. die anatomische Nähe zum Herzen wichtig; sie geben den
Verlauf der Vektorschleife in einer ungefähren Horizontal-Schnittebene
wieder. Beispielsweise ist ein Kriterium der meisten Normbefunde, daß
die R-Zacken in Richtung der linkslateralen Ableitungen immer mehr
ansteigen, da hier das Myokard immer muskelkräftiger wird. Klebst Du
V4/5 auf den Bauch, verschwindet dieser Effekt wahrscheinlich, und
dies kann zu Fehlschlüssen führen.
Ebenso kann ich mir vorstellen, daß diskrete Blockierungen der
Erregungsleitung durch zu weit entferntes Kleben coupiert werden
könnten. Wenn man übrigens Pech hat, dann läuft die Vektorschleife
gerade planar zu den Bauchelektroden, was in einem geringen oder
fehlenden Ausschlag des EKG münden würde, und damit evtl. in einer
Fehldiagnose.
Gerade für den Rettungsdienst muß man hervorheben, daß gewisse
Konventionen von Wichtigkeit sind (z.B. V6 an der _hinteren_
Axillarlinie!). Mit Ausnahme der hinteren Bereiche der Hinterwand
verschaffen V1 bis V6 einen Überblick u.a. über
Erregungsrückbildungsstörungen (Infarkt, Medikamente, Entzündung...),
und diese diagnostische Power gefährdet man durch allzu schlampiges
Platzieren von Elektroden.
Abschließend möchte ich behaupten, daß mit Ausnahme der bei ICR4 zu
platzierenden V1 und V2 eine möglichst -aber nicht *zu* peinlich-
genaue Positionierung der Elektroden wichtig ist. Für den
Rettungsdienst treten viele Qualitätskriterien der Spezialdiagnostik
in den Hintergrund, aber die 12-Kanal-EKGs sind ja nun mal wegen der
Infarkt-Frühbehandlung im Einsatz - und dafür müssen sie vernünftig
genutzt werden (und Mitarbeiter müssen entsprechend geschult werden).
CU Marc
"Marc A. Rohling" schrieb:
> (z.B. V6 an der _hinteren_Axillarlinie!).
... bist Du Dir da sicher? (Quellenangabe?)
Gruß Markus
On Wed, 04 Sep 2002 06:55:52 +0200, Markus Baisch
<markus...@t-online.de> wrote:
>> (z.B. V6 an der _hinteren_Axillarlinie!).
>
>... bist Du Dir da sicher? (Quellenangabe?)
Hups, das war ein "Pfosten-Treffer"... V6 sitzt in der mittleren
Axillarlinie. Es geht mir bei meinem Statement darum, dass V6 häufig
zu weit ventral geklebt wird, was eine korrekte Beurteilung der
linkslateralen Ableitungen verhindert.
Danke für den Hinweis,
CU Marc