in der RETTUNGSDIENST 2/2008 lese ich jetzt erstmals genaueres über
die geplanten 61 Medical Task Forces (MTF), die neue Sanitäts-Komponente
des deutschen Bundes.
Demgemäß besteht so eine MTF aus:
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* Modul Führung
1 KdoW
* Modul Behandlung
1 GW-Beh (Gerätewagen Behandlung)
2 MTW
* Modul Dekon-V
1 Dekon-LKW P2+
1 MTW
1 LF10/6 (aus "Ergänzender Ausstattung" zugeordnet)
* Modul Transport
6 KTW Typ B
* Modul Logistik + Betreuung
1 GW Log/Bt
* Ergänzungsteil
7-8 GW-San
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Weiß da jemand mehr? Was haltet ihr davon?
Was mich interessieren würde:
- Für welche Patienten-/Betroffenenanzahl ist das ausgelegt?
- Mannschaftsstärke?
- Was ist ein GW-Beh (im Sinne der MTF-Nomenklatur)?
- Was ist ein GW-San (im Sinne der MTF-Nomenklatur)?
- Warum "Ergänzungsteil"?
- Warum "7 bis 8" GW-San? Ist man sich da nur noch nicht einig?
Servus,
Bernhard
http://dl.katastrophenschutz.de/bund/quovadis/100_13653_1.PDF wusste
mehr. :)
> Was haltet ihr davon?
Unter der Vorgabe, dass das Einheiten sind, die für den richtig großen
GAU (AKA MANV1000 bzw. Versorgungsstufe 4) zum Einsatz kommen, habe ich
zwei Meinungen:
1. Ich halte viel davon, wenn die Einheiten dann im Sinne einer
überregionalen Unterstützung zusammengezogen werden können.
2a) Ich halte nichts davon, wenn die Einheiten nicht auch schon
bei kleineren Sachen bzw. frühzeitig im eigenen Bereich zum
Einsatz kommen. Dann stehen die sich wieder die Räder eckig und
können nichts, wenn es drauf ankommt.
2b) Ich halte nichts davon, wenn die Einheiten als alleinseligmachendes
Instrument im KatS angesehen werden - und z.B. einzelne Länder (wie
Bayern) wieder auf ein eigenes KatS-Konzept verzichten, "weil man ja
nun die MTF hat".
Für mich (und dem obigen Papier zufolge) sind das reine Verstärkungs-
einheiten, die den Ländereigenen KatS nicht ersetzen können. Wichtig
wäre aber eine problemlose Einbindung in diesen, damit überhaupt
Einsatzerfahrung gesammelt werden kann - die MTFs müssen verteilt
stationiert werden und als autarke Einzelmodule bei lokalen Schadens-
ereignissen im Sinne einer SEG eingesetzt werden dürfen. Sonst läuft
sich das tot.
Wenn die "lokale" MTF dann schon im Einsatz ist und noch mehr gebraucht
wird (siehe Versorgungsstufe 4), dann muss man eben andere MTFs über-
regional ranholen. Es kann aber nicht sein, dass eine MTF brav wartet,
bis die sie umgebenden örtlichen Kräfte nicht mehr auskommen und dann
erst in den Einsatz geht.
Zum Glück scheint das das Konzept auch so vorzusehen - ich hoffe nur,
dass das auch so umgesetzt wird!
Vom Kapazitätsansatz sind die MTF aber nicht wirklich berauschend
(wobei mir die Personalstärke der MTW etwas wenig vorkommt, damit
sind aber wohl nur die Fahrer gemeint, insgesamt kommt das Modul
Behandlung auf ~20 Helfer). Im MANV1000 sind diese MTF nur ein Tropfen
auf den heißen Stein und können schon von daher keinen ländereigenen
KatS ersetzen.
Servus,
Bernhard
Die MTF sind der Konzeption nach _Zivilschutzeinheiten_ und deshalb in
der Zuständigkeit des Bundes.
Die Verwendung der MTF im Katastrophenschutz der Länder ist ein
Zugeständnis an die Länder ...
Ein flächendeckender Katastrophenschutz lässt sich mit den MTF nicht
aufziehen und ist auch vom Bund nicht beabsichtigt.
Wenn tatsächlich Länder der Meinung sind, das sie mit der Einrichtung
der MTF auf eigene finanzielle Anstrengungen verzichten können,
sollten die mal so nette Sachen wie Zivilschutzgesetz und ihre eigenen
Katastrophenschutzgesetze lesen.
Ist schon traurig, wenn die Zuständigen in den Ländern die
gesetzlichen Grundlagen ihrer eigenen Arbeit nicht kennen.
Grüße, Udo.
> 1. Ich halte viel davon, wenn die Einheiten dann im Sinne einer
> überregionalen Unterstützung zusammengezogen werden können.
Genau. Dies währe völlig ausreichend. Die MTF erinnern mich stark an die
Bereitschaften des LSHD. Geld (und Helfereinsatz) für die Tonne.
Gruß
Ingo
Das Konstrukt erinnert tatsächlich daran.
Nur, Geld für die Tonne würde ich nicht pauschal sagen.
Das, was ursprünglich geplant war, Zivilschutzeinheiten, ist ja
absolut o.k.
Nur was die Länder jetzt daraus gemacht haben,
(z.B. neue Brandschutzfahrzeuge auf Bundeskosten u.a. mehr)
weil sie ihre eigenen Hausaufgaben im Katastrophenschutz incl. der
dazugehörenden Finanzierung nicht machen wollen,
das ist das echte Problem.
Grüße, Udo.
> Nur was die Länder jetzt daraus gemacht haben,
> (z.B. neue Brandschutzfahrzeuge auf Bundeskosten u.a. mehr)
> weil sie ihre eigenen Hausaufgaben im Katastrophenschutz incl. der
> dazugehörenden Finanzierung nicht machen wollen,
> das ist das echte Problem.
Eben. Wenn der Bund seine Beteidigung am KatS auf Ausbildung der fach-
und Führungskräfte reduzieren würde, währe allen geholfen:
* Keine Doppelvorhaltungen von Bund und Land
* Kein KatS durch den (laut Grundgesetz nicht zuständigen) Bund
* gemeinsames Verständnis bei länderübergreifenden Lagen
* Anpassung der Länderkonzepte an die Bevölkerungsdichte, topografische
Anforderungen, Krankenhausstruktur, Verfügbarkeit von ha.
Feuerwehrkräften, Verkehrsinfarstruktur,....
Gruß
Ingo