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Berg-Unglück in Lassing/Österreich

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Thomas Kuhn

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Jul 18, 1998, 3:00:00 AM7/18/98
to
Im Ort Lassing in der österreichischen Steiermark ist gestern ein
Bergwerk - zumindest teilweise - eingestürzt.

Hier ein Bericht der Wiener Zeitung "Der Standard" basierend auf einer
Meldung der österreichischen Nachrichtenagentur APA:

+++ Quote

Kaum Hoffnung für die Verschütteten von Lassing

Rettungsarbeiten werden dennoch fortgesetzt - Der Bundeskanzler
vor Ort - Die
Namen der Vermißten

Graz/Wien - Verzweiflung und Trauer am Katastrophenort nach dem
Bergwerksunglück in der steirischen
Gemeinde Lassing: Während die Einsatzkräfte heute nachmittag bei
einer Pressekonferenz von einem
Funken Hoffnung für die vermißten Kumpel sprachen, konnte man in
ihren Mienen die traurige Wahrheit
lesen. Dem Grubenunglück dürften elf Menschen zum Opfer gefallen
sein.

"So lange der kleinste Funken Hoffnung besteht, müssen wir
versuchen, Leben zu retten", betonte Heinz
Konrad vom steirischen Katastrophenschutz. Zumindest theoretische
Chancen räumen die
Verantwortlichen noch immer dem gestern in rund 60 Meter Tiefe
verschütteten Georg Hainzl (24) ein. Er
könnte in einer Luftblase des Talk-Bergwerks noch am Leben sein.

Zu ihm wird mit Hilfe eines am Nachmittag aus Kassel
eingetroffenen 33 Tonnen schweren Bohrers ein
Stollen mit 50 Zentimeter Durchmesser vorangetrieben. Doch bevor
durch diese Verbindung eine
Rettungskapsel in die Tiefe geschickt werden kann, wird noch
einige Zeit vergehen - mindestens 36
Stunden, schätzen die Experten.

Ob für das ebenfalls verschüttete zehnköpfige Rettungsteam
überhaupt noch der Funken einer
Überlebensschance besteht, will man mit Hilfe eines anderen
schweren Geräts überprüfen. Ein Bohrer der
OMV, der noch heute eintreffen sollte, soll binnen zehn bis zwölf
Stunden bis in eine Tiefe von 130 Neter
vordringen. Dort will man nach Luftblasen suchen. Stößt man dort
nur auf Schlamm, hat laut Alfred Maier
vom der Abteilung Bergbautechnik und Sicherheit im
Wirtschaftsministerium die Bergung keinen Sinn, sie
ist dann einfach zu gefährlich.

Der Geschäftsführer der Naintscher Mineralwerke, Walter
Engelhardt, betonte, daß die Katastrophe bei
dem Versuch, den Schacht abzusichern, nicht vorhersehbar gewesen
sei. Er selbst habe sich kurz davor
noch persönlich vergewissert, daß im Stollen keine Gefährdung für
das Team bestehe. Daß die elf Retter
schließlich selbst verschüttet würden, sei absolut unvorhersehbar
gewesen.

Der Leobener Bergbauexperte Dr. Kurt Thomanek erklärte in einer
ORF-Sondersendung, die Tragödie
könnte durch verschiedenste Umstände - so auch Materialermüdung -
ausgelöst worden sein. Möglich
wäre auch, daß man mit den Bergbauaktivitäten an einen
tektonischen Riß herangekommen sei. Jedenfalls
wären hunderttausende Kubikmeter Erdmaterial eingebrochen. Der
Ausbau eines Bergwerks müsse dem
Druck standhalten, wenn aber beispielsweise durch einen
Wassereinbruch plötzlich eine zusätzliche
Belastung hinzukomme, könne sich diese wie eine "Lawine"
fortsetzen. Auf die Gefährdung der Häuser
über den Stollen angesprochen erklärte der Experte, daß einige
von ihnen sicher jünger als der Bergbau
seien.

Die steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic zeigte sich am
Schauplatz der Tragödie tief erschüttert.
"Das ist der bisher bitterste Tag in meiner Amtszeit", erklärte
sie sichtlich berührt von den Ereignissen. Man
werde alles unternehmen, um die Verschütteten zu bergen. "Der
Herrgott hat entschieden, mir fehlen die
Worte".

Einer konnte sich retten

Das Bergwerksunglück dürfte nach neuesten Informationen elf
Menschenleben gefordert haben. Ein
elfköpfiger Bergrungstrupp hatte gestern abend versucht, den
verschütteten Bergmann Georg Hainzl (24)
zu bergen. Einer davon konnte sich bei dem neuerlichen Einbruch
gerade noch retten.

Die Retter klammern sich an einen letzten "Strohhalm". Zwar steht
jener Raum völlig unter Wasser, in dem
man den verschütteten 24jährigen Georg Hainzl vermutet hat, doch
hofft man, daß dieser in einer Luftblase
irgendwo in dem steirischen Talk-Bergwerk noch am Leben sein
könnte. Ein 33 Tonnen schweres
Bohr-Gerät aus Passau soll am Nachmittag eintreffen und sich zu
dem Kumpel vorarbeiten. Diese Arbeiten
würden aber langsam vor sich gehen und könnten bis zu 48 Stunden
dauern.

Namen der Vermißten bekanntgegeben

Die Sicherheitsdirektion für Steiermark hat die Namen der
Vermißten veröffentlicht: Neben dem 24jährigen
Georg Hainzl und dem Geologen Sepp Schöggl (Alter unbekannt)
handelt es sich um Hermann Pölzl (46),
Harald Zechner (44), Helmuth Ploderer (36), Manfred Hillbrand
(36), Manfred Zeiser (37), Manfred
Rohrer (46), Andreas Matlschweiger (24), Rudolf Eckhard (23) und
Leonhard Schupfer (38).

Mit Ausnahme von Schöggl, dem Bauleiter des
Semmeringbasistunnel-Sondierstollens der HL-AG und
Wassereinbruchs-Spezialisten, handelt es sich offensichtlich um
Bergleute der Naintscher Mineralwerke,
die aus Lassing und Umgebung stammen dürften.

Unglück in Österreich einzigartig

Wie Wolfgang Wedrac, der Berghauptmann und damit oberster Kumpel
des Werks, bei einer
improvisierten Pressekonferenz bekanntgab, sei der erste Einbruch
nicht vorhersehbar gewesen. Auch der
Geschäftsführer der Naintscher Mineralwerke, Walter Engelhardt,
unterstrich, daß das Bergwerk bis zu
den verhängnisvollen Stunden als eines der sichersten gegolten
habe. Ob nach diesem Unglück der
Bergbau jemals wieder aufgenommen wird, will man erst nach einer
Nachdenkpause entscheiden.

Nach den Worten Engelhardts existiert das Stollensystem noch, ist
jedoch zur Gänze mit Schlamm und
Wasser gefüllt. "Ein einzigartiger Unfall, den es in Österreich
noch nicht gegeben hat." Kritik am Einfahren
des Rettungsteam hat der Geschäftsführer zurückgewiesen. Diese
Kumpel hätten sich unter Tag getrennt
und seien nicht als Gruppe unterwegs gewesen.

Mittlerweile wurde die Sperrzone ausgeweitet, da auch in den
Mittagsstunden der Krater weiterwuchs und
weitere Gebäude gefährdet schienen.

Schließlich tauchte eine neue Version über die mögliche
Unglücksursache auf. Wedrac sprach davon, daß
während des Zweiten Weltkrieges Pläne verloren gegangen seien.
Also könnten Bergbauaktivitäten aus der
Zeit davor für die Katastrophe verantwortlich sein.

Viktor Klima an der Unglücksstelle

"Bis zur letzten Minute der Hoffnung müssen wir alles versuchen,
um Menschenleben zu retten" -
Bundeskanzler Viktor Klima machte sich heute nachmittag gemeinsam
mit Innenminister Karl Schlögl und
Landeshauptfrau Waltraud Klasnic an Ort und Stelle ein Bild von
der Tragödie in Lassing. Der
Regierungschef versprach, alles dafür zu tun, daß die betroffenen
Familien finanziell geholfen wird. "Doch
die Schmerzen lassen sich nicht lindern."

Aus seiner beruflichen Laufbahn vor der Politik kennt der
Bundeskanzler - so erklärte er - die Sorgfalt der
Bergbaubehörde. "Nach meinen Informationen handelt es sich um
eine Naturkatastrophe gegen die man
nicht ankann", sagte Klima.

Mittlerweile war ein kleinerer Bohrer an der Unglücksstelle
eingetroffen, mit dessen Hilfe Rohrleitungen zum
Auspumpen des Wassers verlegt werden sollen. Ein 33 Tonnen
schweres Gerät aus Kassel war gegen
14.30 Uhr noch nicht an Ort und Stelle. Es ist in der Lage, einen
Stollen mit einem Durchmesser von 50
Zentimetern voranzutreiben, durch den eine Lebensretterkabine in
die Tiefe verbracht werden kann. Mit
deren Hilfe hofft man noch immer, den 24jährigen Georg Hainzl aus
einer eventuell bestehenden Luftblase
bergen zu können.

Der Vizebürgermeister von Lassing, Fritz Stangl, berichtete, wie
der elfte Angehörige des Rettunsgteams
dem schrecklichen Schicksal seiner Kameraden entgangen ist:
Dieser Kumpel sollte als letzter mit dem
Förderkorb einfahren - doch dazu kam es nicht mehr.

Stangl erzählte auch von einem Unglück, das sich im Lassinger
Bergwerk im Jahr 1947 ereignet hat: Damals
starben drei Kumpel, als einer der damals mit Holz gestützten
Stollen einbrach. Seit rund 15 Jahren werden
Betonpfeiler verwendet und stillgelegte Abschnitte mit Beton
ausgegossen, weshalb man sich in Sicherheit
wiegte. (APA)

+++End Quote

Gruß

Thomas


Bert Braun

unread,
Jul 24, 1998, 3:00:00 AM7/24/98
to
Am 18.07.98 meinte t.k...@pr-kuhn.d.UUnet.de zum Thema
"Berg-Ungl³ck in Lassing/Ísterreich" u.a. folgendes:

TK> Zu ihm wird mit Hilfe eines am Nachmittag aus Kassel
TK> eingetroffenen 33 Tonnen schweren Bohrers ein
TK> Stollen mit 50 Zentimeter Durchmesser vorangetrieben. Doch bevor
TK> durch diese Verbindung eine
TK> Rettungskapsel in die Tiefe geschickt werden kann, wird noch
TK> einige Zeit vergehen - mindestens 36
TK> Stunden, schätzen die Experten.

Das Bohrgerät der Fa. Angers & Söhne aus Hessisch-Lichtenau, etwa 30 km von
Kassel entfernt, das in diesem Falle kurzfristig zum Einsatz kam, vermag über
große Tiefe eine Bohrung von 75 cm Durchmesser anzubringen.
Dieser Durchmesser wird zum Einsatz der Dahlbusch-Bombe zur Menschenrettung
zwingend benötigt. Herkömmliche Bohrgeräte schaffen dagegen nur 50 cm und
sind als Rettungsgerät in diesem Falle ungeeignet.


Ciao...Bert

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