Am 07.02.2024 um 17:00 schrieb H. Zienda:
> Hallo Leute,
>
> der Betreff sagt es schon. Mich interessiert wirklich mal, welche
> Vorteile es mir persönlich bringt, wenn ich meinen zur Zeit noch
> vorhandenen Verbrenner (Benziner) gegen ein Elektro-Fahrzeug eintausche.
Du solltest "mein vorhandener Verbrenner (Benziner)"
und auch "ein Elektro-Fahrzeug"
dabei etwas konkreter machen. Nur dann kann es fall-indviduell sinnvoll
beantwortet werden.
> Das Argument der reineren Luft in Ballungsgebieten sehe ich persönlich
> wohl als vorteilhaft an, betrifft mich aber nicht wirklich, da ich auf
> dem Lande wohne. Anderen Menschen wird es sicherlich nützlicher sein.
>
> Fahrprofile mal ein wenig zu spezifizieren:
Bitte bei Streckenlängen immer sagen, ob einfache Entfernung gemeint ist
oder Fahrstrecke (hin und zurück). Ich habe deine Angaben mal
umgewandelt in "2x Wert". Bitte prüfen.
> Ich wohne im Nord-Westen des Landes, etwa 100 Km südlich der Nordsee, 20
> Km von der niederländischen Grenze entfernt. Also keine Hügel,
> geschweige denn Berge, dafür aber oft ein kräftiger Wind.
OK, dann nehmen wir mal so die Ecke: Rheine oder Ibbenbüren.
Typische Fahrten nach Osnabrück, Bielefeld, Münster.
Gelegentlich Dortmund, Bremen, Hannover.
Das ist wichtig wegen Umweltzonen. Im direkten Umkreis hast du wenige,
aber dann die Städte schon.
> Wochentags: 2x40 Kilometer (80km), davon 2x30 (60 km) Kilometer
> Autobahn, ca. 130 km/h
OK. Kein Problem.
> Sommer-Wochenenden: 2x100 km (200 km)
> oft 2 Fahrräder dabei
OK. Kein Problem. Aber keine Anhänger, das ist wichtig.
> Urlaubsreisen (im Sommer) mit dem eigenen PKW bringen uns nach
> Frankreich, Italien, England/Schottland und viele Punkte in südlicheren
> Regionen Deutschlands. Dabei kommen oft (2x1000 bis 2x1500), > also 2000 - 3000 Kilometer zusammen.
OK. Dann offenbar eher *1* große Fahrt pro Jahr, denn sonst hast du die
km ja ratzfatz zusammen.
Von Rheine nach Rom sind ja schon 2x 1500 km
Oder von Rheine nach Edinburgh: um 2x 1300 km.
Damit hast du 2000-3000 km schon voll noch ohne Ausflüge vor Ort.
> Zum Einkaufen, also sehr kurze Kurzstrecken, wird das Fahrzeug nicht
> genutzt. Meine Frau hat ein eigenes Fahrzeug (auch Verbrenner), der dazu
> in der Regel genutzt wird.
OK, von mir aus.
> Der Tank fasst angeblich 50 Liter, welches bei moderater Fahrweise für
> etwa 750 - 800 Kilometer reicht.
OK, also so Kleinwagen oder Kompaktklasse, in die Richtung.
> Angeblich deshalb, weil nach dieser
> Kilometerzahl die Low-Fuel Anzeige so warnend wirkt, dass ich dann
> zusehe, eine Tankstelle aufzusuchen. Komischerweise kann ich dann
> meistens nur um die 40 Liter tanken.
OK, defensive Reserve-Anzeige.
> Okay, ist das ein Profil, welches für ein E-Fahrzeug geeignet ist?
Annahme: E-Fahrzeug = BEV (battery-electric vehicle).
Ja, ist absolut komplett geeignet. Gerade dann, *wenn* du deine
Langstrecken auch schon beim Fahren als Urlaub begreifst. Wo man nicht
vom Start zum Ziel hechelt, sondern ja Zeit hat.
> Ich
> könnte mir vorstellen, dass es für den täglichen Gebrauch ok ist,
> allerdings für die Urlaubsfahrten ein Mietwagen mit Verbrennungsmotor
> genommen werden sollte.
Braucht an sich nicht.
Kann, muss aber nicht. Das kommt dann ein bisschen drauf an, *welches*
BEV man hat mit Batteriegröße und Ladegeschwindigkeit.
Es gibt manche BEV, die erfüllen deinen Alltag alles gut, aber die
Urlaubfahrten eher schlecht. Diese BEV sind etwas günstiger.
Beispiele:
Fiat 500e 42 kWh
Mini Cooper SE
[Opel Corsa-e]
[Peugeot e-208]
[Hyundai Kona 39 kWh]
[Nissan Leaf ab 40 kWh]
Es gibt andere BEV, die erfüllen (neben deinem Alltag) auch deine
Urlaubsfahrten so mittelgut:
Beispiele
VW id.3 58 kWh,
Škoda Enyaq 58 kWh
[Hyundai Kona 64 kWh]
(diese kosten etwas mehr)
Und es gibt andere BEV, die erfüllen (neben deinem Alltag) auch deine
Urlaubsfahrten sehr gut: (diese kosten noch etwas mehr)
Beispiele
VW id.3 77 kWh,
Skoda Enyaq 77 kWh,
Tesla Model 3 Standard Range
Tesla Model 3 Long Range
(Wer viel Gepäck hat: auch Model Y Standard Range oder Long Range)
Ich habe nur Fahrzeuge aus den Top 10 BEV 2023 in Deutschland genommen,
also erstmal Volumenmodelle. Einige andere sind in eckigen Klammern dazu
für etwas mehr Auswahl.
Alle davon gibt es entweder neu oder auch jung gebraucht (z.B. junge
Gebrauchte von so 1-3 Jahren).
> Eine Wallbox ist zur Zeit natürlich nicht vorhanden, könnte aber dank
> Garage eingerichtet werden.
OK - das war wichtig! BTW: Sonst reicht auch erstmal eine normale
Steckdose für 1-2 Testwochen.
> Da hier im Forum ja wohl einige Mitglieder sehr von den
> Elektro-Fahrzeugen angetan sind, würde mich mal deren ehrliche Meinung
> dazu interessieren. Allerdings, auf Dinge, wie wahnsinnige
> Beschleunigung o. ä., lege ich keinen besonderen Wert.
OK.
> Um die Frage mal auf einen Punkt zu bringen:
>
> Was hat der Besitzer eines E-Autos für Vorteile, gegenüber dem Besitzer
> eines Verbrenners?
Bitte *nicht* pauschalisieren, sondern wirklich auf dich beziehen und
ein konkretes Szenario durchdenken: *dein* Szenario.
Also: Was hätte *ich* (also du) als Besitzer eines E-Autos (BEV) (hier
ein konkretes Modell einsetzen) für Vorteile, gegenüber dem Besitz eines
Verbrenner-Pkw (hier dein altes Modell einsetzen)?
Vorteil an sich ist ein subjektiver Begriff, weil eine Wertung damit
verbunden ist. Ich versuche mich mal wertfrei so Eigenschaften aufzulisten.
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* dein bestehender Benziner (so Golf-artig könnte der sein, Alter unsicher)
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- ist bezahlt und steht da
- kann deine Strecken fahren
- ist dir bekannt von der Benutzung her, braucht keine Gewöhnung mehr
- kann mit Superbenzin getankt werden, muss es aber auch, dann musst du
zu einer Tankstelle fahren: Spritkosten ca. 5.5 Liter mal 1,70 EUR = ca.
9-10 EUR / 100 km
- muss aber auch getankt werden, dafür wird kontinuierlich Erdöl
gefördert in fernen Ländern mit Umweltschäden und dann raffiniert zu Benzin
- stößt Abgase aus nach einer Abgasnorm, und auch CO2
- hat entweder ein Schaltgetriebe und muss geschaltet und gekuppelt
werden, ggf. hat er auch eine Automatik und man muss das nicht
- hat einen mechanischen Wirkungsgrad von um 25% (Spanne z.B. 15% im
Stau bis 35% auf schnelle Landstraße oder Richtgeschwindigkeit
Autobahn). Der Rest (um 75%) geht als Wärme am Kühler und Auspuff raus.
- muss Kfz-Steuer bezahlt werden, das könnten so ca. 80-140 EUR/Jahr sein
- hat Folgekosten-Risiken für z.B. Motorschäden, Turbolader, Auspuff,
Kat/Ottopartikelfilter, Getriebeschäden, Brembeläge und -scheiben, weil
das belastete mechanische Bauteile sind, abseits der Herstellergarantie
(typisch an einem Golf: 2 Jahre, gegen Aufpreis bis 5 Jahre)
- hat ggf. schon einige Defekte oder Mängel, falls er älter oder
schlecht gepflegt sein sollte. Vielleicht ist er aber auch noch recht
neu und frisch.
- muss zu Hauptuntersuchungen und Abgasuntersuchungen anfangs alle 3,
dann alle 2 Jahre
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* und mal ein BEV (in der gleichen Größenklasse) mit brauchbarer
Langstreckeneignung: ein VW id.3 58 kWh oder 77 kWh (also auch sowas
Golf-artiges, der könnte jung gebraucht oder neu sein)
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- könntest du mit Strom vom Dach laden, wenn du PV (Photovoltaik) auf
dein Haus installierst und solargesteuertes Laden. Wenn man die
Investition in PV Über die Jahre umgelegt, kommst du dort auf kWh-Kosten
von um 8 Ct/kWh und dann z.B. mit 18 kWh/100 km auf um 1,44 EUR/100 km
- könntest du mit dem Windstrom laden, der in deiner Region gewonnen
wird (Offshore- und Onshore Windanlage), und manchmal sehr viel
bereitsteht. Gerade mit einem wie Anbieter wie Tibber könntest du dein
Auto dann laden, wenn viel billiger Windstrom da ist
wer mit Tibber so Stromkosten im Bereich von 20 ct/kWh realisiert, fährt
dann für Energiekosten um ca. 3,60 EUR/100km von zuhause.
- stößt keine lokalen Abgase aus, kann damit in eventuelle Umweltzonen,
auch bei Verschärfungen
- hat immer Automatik, fährt sich sehr schön und einfach recht wuselig flink
- kann vorwärmen oder vorkühlen, sowohl ohne an der Wallbox
angeschlossen zu sein, aber insbesondere wenn an der Wallbox angesteckt
- zahlt erstmal bis 2030 keine Kfz-Steuer
- hat immer nur Hauptuntersuchung, aber keine Abgasuntersuchung
- kann jedes Jahr eine THG-Quote bekommen (das ist ein bisschen Geld
von so 150-250 EUR), weil Mineralölhersteller quasi deine CO2-Einsparung
für ihr "gutes Gewissen" einkaufen
- hat jedoch ein Akku-Folgekosten-Risiko abseits der Herstellergarantie
(8 Jahre, 160.000 km)
- fährt recht leise, auch bei Beschleunigungen
- muss auf langen Strecken an der DC-Ladeinfrastruktur geladen werden,
dafür braucht man teils Ladekarten und eine App
- verlangt Gewöhnung und Einlernen
- wäre ein junges oder neues Fahrzeug, sollte dann aber auch erstmal
vollkasko-versichert werden, was Folgekosten bedeutet
- könnte bei Inspektionen und Wartungen etwas günstiger rauskommen
- hat ggf. einige digitale Elemente, die ungewohnt und ggf. auch mal
lästig sein können
- bräuchte die Folgeinvestition in die Wallbox in der Garage, wer
richtig schön und halbwegs flott (11 kW AC) daheim laden will
Grüße, Ralf