Nein, du willst mit einem Reizwort zuspitzen. Als "Anwohnerparken" ist
die Unterscheidung in Anwohner und Nicht-Anwohner übrigens längst in den
Städten angekommen.
BTW: Eine "Maut" ist fürs Fahren, es ist ein Wegegeld. Aber Paris
verlangt kein solches, sondern mehr fürs *Parken*.
Nach Paris rein *fahren* können die Leute von außerhalb doch weiterhin
"kostenlos", solange ihre CritAir-Plakette passt.
Familie Dubois aus Lyon kann problemlos und ohne Kosten mit dem BMW X7
oder Cadillac Escalade bis zum Eiffelturm fahren, dann lässt die Mama
ihren Mann und 1 bis 5 Kinder alle raus, fährt allein wieder raus, parkt
ihn draußen, und fährt mit der Bahn wieder rein und sie treffen sich.
Bei einer City-Maut (wie in London) könnte sie das nicht so günstig.
Zurück zum X7, der nun auf einem Park and Ride-Parkplatz steht, kann die
Familie mit der Metro fahren. Oder aber der Papa fährt raus, und holt
den X7 wieder rein und sammelt die Familie an der Sacré-Coeur de
Montmartre wieder ein.
Und dann ist es ja nicht pauschal, sondern auf schwere Fahrzeuge
begrenzt, die eben höhere Parkgebühren zahlen.
Familie Bertrand aus Marseille im Clio oder Captur hat also weiterhin
"kein Problem", nur die normal hohen Parkkosten (da sind 75 EUR für 6h
auch schon happig) und halt das 6h-Limit.
Und dann ist es auf öffentliche Flächen begrenzt. Die privaten
Parkanbieter machen ihr eigenes Ding. Vielleicht bieten die ja die
Stellplätze zum Sonderpreis an. Nur halt auch mit einem
schwere-Auto-Aufschlag, weil die natürlich den Kundenvorteil mit abschöpfen.
Familie Martin aus Marseille kommt mit dem TGV, nimmt sich ggf. einen
Mietwagen mit Pariser Kennzeichen (oder Pariser Parkplakette, wie auch
immer die "Locals" halt gekennzeichnet sind) und hat wohl kein Problem,
außer dem Grundproblem, dass Fahren und Parken in Städten - gerade um so
innenstadtnäher - generell ätzend ist.
Und Familie Robert aus Nantes stellt ihren Diesel-VW-Bulli außen ab, und
nimmt sich nen gemieteten Peugeot e-208, um in die Stadt zu stromern.
Für das nächste Mal bringen sie sich Handwerker-Aufkleber mit
magnetischer Halterung mit und hoffen, dass ihr Diesel-Bulli als Wagen
einer Firma für "Lüftung- und Kälteanlagen" durchgeht. :-D
Kaum geht man in die Beispiele, schwächt sich das Problem ab. Zumal
Autofahren in Paris eh nicht so ne dolle Erfahrung ist. Schon immer
wählte ein Großteil der Besucher keinen Pkw in Paris, sondern den ÖPNV,
ggf. auch ein Taxi, der Laufen und Miet-Fahrrad.
> Wem gehört die französische Hauptstadt? Nur denen, die da ihren Wohnsitz
> haben? Oder zahlen alle Franzosen Steuern und Abgaben für den Wasserkopf
> Paris?
Aus meiner Sicht: die meisten Franzosen haben ihr zentralistisches
System kennen und lieben gelernt, glaube ich. Bis auf einige Korsen und
einige Bewohner in den Überseegebieten vielleicht, die ggf. noch mit der
Zentralmacht fremdeln. Aber die fahren auch kaum nach Paris. :-D
> Wenn sie da dann mal reinmüssen, werden sie sich so diskriminieren
> lassen? Die "Besucher von außerhalb" also.
Nur die Besucher von außerhalb mit schweren Fahrzeugen. Es ist doch eine
schöne Motivation für jene im Pariser Umland, beim nächsten Fahrzeugkauf
auch mal mit auf das Leergewicht zu schauen. Bei allen Fahrzeugen.
Und die BEV haben immerhin 400 kg extra bekommen. Dein i4 M50 ist mit
2290 kg aber trotzdem gekniffen. Der Corsa-e geht.
> Die im Sommer die parkenden
> Autos der Pariser überall wo es schön ist ertragen müssen.
Jepp. Auch die Pariser schweren Autos. Es liegt an anderen Städten und
ihren Bewohnern, über ähnliche Sachen abzustimmen oder zu entscheiden.
Der Oberbürgermeister von Hannover (in Deutschland) von den Grünen hat
schon Interesse an einer ähnlichen Regelung angemeldet:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Hannover-Oberbuergermeister-Onay-will-hoehere-SUV-Parkgebuehren,suv130.html
Jetzt wird nach Varianten gesucht, die rechtssicher sind. Hannover plant
eh eine fast autofreie Innenstadt bis 2030, da müssen sie irgendwie
langsam anfangen, Druck aufzubauen, um die Pkw schrittweise aus der
Stadt zu bekommen. Warum: weil die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler
es so wollen. Das darf man dabei ja nicht vergessen.
> 6% der Pariser haben an der Abstimmung teilgenommen, 55% dafür, 45%
> dagegen.
Hatte ich ja geschrieben.
In gewisser Weise eine Schwäche der Demokratie: wenn die Leute ihr
Stimmrecht kaum wahrnehmen (6% ist echt wenig). Und wenn es dann ein
Ergebnis nahe 50%/50% gibt (wie auch schon z.B. beim Brexit, oder bei
fast jeder US-Wahl der Stimmen für die Präsidentenwahl).
Was man daraus auch lernen kann: wenn eh nur 6% hingehen, hätte es an
sich die Volksbefragung nicht gebraucht. Mit einem Stimmungstest auf die
zu erwartende Beteiligung an einer Abstimmung kann die Stadt also
künftig mehr Entscheidungen selbst fällen. Und damit bisschen flotter
agieren.
> Das wird weiter interessant.
Mal schauen, vielleicht interessiert es auch nicht wirklich.
Interessant finde ich eher den Vergleich verschiedener europäischer
Metropolen:
Was macht Paris (11 Mio)?
Wie macht es London (9,5 Mio)?
Was macht Madrid (6,7 Mio) oder Barcelona (5,6 Mio) oder Rom (4,3 Mio)?
Und dann hier in DE:
Was macht Berlin (3,5 Mio)?
Grüße, Ralf