Am 03.02.2024 um 08:39 schrieb Dr. Joachim Neudert:
> Ich bin ja jetzt eher pro als contra Elektroauto.
Hierin liegt ja schon die Essenz des ganzen: "pro oder contra
Elektroautos" schließt alle BEV ein, für jeden Anwendungszweck, egal wie
alt, egal welche Nutzung, egal welches Einkommen oder Vermögen, egal
welche Ladesituation.
> Aber heute ist in der SZ
> ein Bericht über einen 48.000 teuren Honda SUV, da dachte ich, das darf
> nicht wahr sein.
Wieso soll das nicht wahr sein? Es ist ein Einzelbeispiel.
Hier ist der Link zur Originalquelle hinter der Paywall:
https://www.sueddeutsche.de/auto/honda-e-ny1-suv-elektroauto-test-1.6337883?reduced=true
Ein Artikel vom 01.02.2024. Sein Testzeitraum der drei Wochen also
offenbar: im Januar 2024.
Zusammenfassung, die dort geschrieben steht:
"Der Honda e:Ny1 wäre ein tolles E-Auto, wenn er schneller Strom zapfen
könnte. Ein Leidensbericht nach 1500 Kilometer Testfahrt."
Also kann man errechnen:
in drei drei Wochen:
423 km München -> Wiesbaden
423 km Wiesbaden -> München
Dann muss er nochmal nach Marburg (denn dort hat ja eine Ladesäule nur
zeitlich begrenzt funktioniert) gefahren sein, vermutlich von Wiesbaden
aus. Denn sonst (noch mit 2x München-Marburg) wäre man in Summe schon
deutlich drüber.
> "Reichweite 236 Kilometer, Ladestand 100 Prozent
>
> Als der Honda e:Ny1 drei Wochen zuvor vom Hersteller angeliefert wird,
> besteht noch Hoffnung. "Reichweite 236 Kilometer" und Ladestand "100
> Prozent" steht zwar auf dem Display des SUVs, aber vielleicht hat der
> Fahrer, der den Honda aus Frankfurt überführt hat, es auf der Autobahn mit
> der Geschwindigkeit übertrieben und so die Durchschnittsreichweite von
> eigentlich mehr als 400 Kilometer dezimiert.
Dieser Satz zeigt schon kein technisches Verständnis des Autors.
*WLTP-Reichweite kombiniert* sind: 412 km
Aber das ist keine "Durchschnittsreichweite". Man kann mehr erreichen,
man kann weniger erreichen, es kommt auf die Bedingungen an.
> Das ist nicht ungewöhnlich. Elektroautos verlieren im Winter durch tiefe
> Temperaturen an Reichweite, die Heizung verbraucht zusätzlich Strom. Hohe
> Geschwindigkeiten und weite Strecken auf Autobahnen kosten ebenfalls
> Energie. Nur von 412 auf 236 Kilometer? Wie soll das auf der Langstrecke
> funktionieren?
Mit angepasst fahren und mit Laden.
> Zwei Stunden laden - und jetzt?
>
> Mit viel Geduld. Die erste große Fahrt steht an, München - Wiesbaden,
> Entfernung 423 Kilometer.
Leider hat ABRP noch kein Modell für den Honda e:Ny1. Näherungsweise
habe ich mit einem Hyundai Kona 2020 64 kWh gerechnet => 2 Ladestopps,
ca. 5 Stunden. Bei Kälte ggf. bisschen mehr wie 6h für eine Strecke.
> Mildes Wetter trotz Winter, beste Bedingungen
> also. Dem Honda ist das egal. Nach 170 Kilometern und anderthalb Stunden
> Fahrt steht bereits der erste Ladestopp an. Zwar besitzt das SUV noch 70
> Kilometer Restreichweite, trotzdem: lieber nichts riskieren.
Angstlader. Kann man machen.
> Die Navigation des Honda findet einen Ladepark irgendwo an der A8. 22
> Ladesäulen, maximale Leistung jeweils 200 kW, fünf davon sind besetzt.
> Kabel aus dem Kofferraum,
Wie doof kann man sein? Auf Langstrecke nimmt man DC-Lader. Da muss man
keine Kabel aus dem Kofferraum holen, die Kabel sind fest an der
Ladeäule dran.
> die Klappe an der Front des Hondas öffnen und
> beobachten, wie die Ladeleistung auf dem Display des Anbieters Ionity
> steigt.
OK, ab hier ist es ein Fake-Artikel. An einer ionity-Station holt er ein
Ladekabel aus dem Kofferraum?
> Bei etwa 40 kWh bleibt sie stehen.
Das ergibt wenig Sinn. Wirklich bei 40 kWh Ladestand? Oder bei 40 kW
Ladeleistung unter den Bedingungen? Vermutlich 40 kW als beste
Ladeleistung unter den Bedingungen.
Da sollte er mal ins Handbuch schauen, ob das für die Temperaturen
(vermutlich leicht im Minus) nicht halt ein üblicher Wert ist.
> Ladezeit bis 100 Prozent: zwei
> Stunden. Ein weiterer Versuch an einer anderen Ladesäule führt zu einem
> ähnlichen Ergebnis. Tja, und jetzt?
Wie und jetzt? Na entweder weiterfahren auf der Strecke oder
weiterladen, aber natürlich nicht 2h. Sondern weiterladen, solange wie
es günstig ist.
> Direkt neben dem Ladepark steht ein hippes Café in Holzoptik, doch das ist
> gerade geschlossen. In der näheren Umgebung: eine Tankstelle, eine
> Fast-Food-Kette, das war's. Also erst einmal mal auf die Toilette gehen.
> Fünf Minuten sind geschafft. Ein Spaziergang um das Gelände. Weitere zehn
> Minuten können abgehakt werden. Zurück ins Auto und die von der
> Physiotherapeutin verschriebene Übung machen. Progressive Muskelentspannung
> nach Jacobsen. Lange Version. Weitere 30 Minuten sind vorbei. Bleiben immer
> noch fast anderthalb Stunden.
Ab hier wird es ein unglaubwürdiger Bullshit-Artikel.
> Handy raus und eine Serie schauen, die einem
> der Podcast während der Fahrt empfohlen hat. Selten ist Zeit so zäh
> verflossen. Nach zwei Stunden
Wie bescheuert kann man sein, an DC wirklich 2h zu laden?
> signalisiert der Honda endlich einen
> Ladestand von 97 Prozent
Nutzerfehler.
> und eine sensationelle Reichweite von 300
> Kilometern.
Er ist halt vorher zu schnell gefahren.
> Nach der Eingabe des Ziels im Navigationssystem sinkt sie auf
> 250 Kilometer. Das muss reichen.
>
> Um das Schlimmste zu verhindern (eine weitere zweistündige Ladepause), geht
> es stur mit 110 km/h im Eco-Modus weiter.
Na siehste, der Mann ist lernfähig. Wenn auch auf die harte Tour.
> Der drosselt die Leistung des
> Honda, um den Verbrauch zu senken. Auf der Autobahn reicht das für Werte um
> die 25 kWh pro 100 Kilometer.
Klingt immer noch sehr hoch, ggf. viel Regen, Schnee oder Gegenwind.
Vielleicht hat er auch keinen Windschattenspender gefunden.
> Das zahlt sich aus. Nach einer halben Stunde
> ist auf dem Display des Honda zu lesen: Reichweite 210 Kilometer,
> Reststrecke 206 Kilometer.
Na bitte, ist doch schon besser.
> Ohne Ladestopp geht es trotzdem nicht.
2 Ladestopps waren auf der Strecke sowieso zu erwarten.
> Ladeleistung diesmal: etwa 30 kWh.
"30 kWh" ist keine Ladeleistung. 30 kW wäre eine Ladeleistung.
> Bis zu 100 Prozent
Das hat er noch nicht gelernt, der Drops. Oder er verwendet es als
stilistisches Mittel.
> heißt das: zwei Stunden und 20 Minuten.
Es ist aber ein theoretischer Wert, weil kein normaler Mensch an DC bis
100% lädt. Der Autor beweist also schön seine Imkompetenz.
> Glücklicherweise reicht für den Rest der Strecke ein "kurzer" Stopp von 45
> Minuten.
Er lernt ja doch. Man lädt nicht "voll", man lädt solange, wie man
braucht, dass es für den Rest reicht.
> Doch insgesamt betrachtet, ist das Ergebnis desaströs. Am Ende
> beträgt die Reisezeit mit dem Honda e:Ny1 statt viereinhalb Stunden
> siebeneinhalb Stunden - ohne jeglichen Stau.
Weil er selbst den ersten Sinnlos-Ladestopp auf 2h ausgedehnt hat. Den
hätte er locker auf 45 min begrenzen können. Und natürlich hätte er
gleich in eco und mit 110 km/h losfahren können, anstatt zu schnell zu
fahren.
> Für Menschen, die Termine
> einhalten oder Kinder bei Laune halten müssen, ist das für eine Strecke von
> etwas mehr als 400 Kilometern vollkommen indiskutabel.
Solche Menschen fahren mit vernünftiger Ladestrategie.
> Das alles wäre mit viel Wohlwollen verschmerzbar, wenn es nur ein Ausreißer
> wäre. Doch die weiteren Tage mit dem Honda e:Ny1 beweisen das Gegenteil.
> Als das SUV über Nacht an einer Ladesäule hängt, zeigt diese am nächsten
> Morgen einen Verbindungsfehler an.
Passiert.
> Die Restreichweite hat sich nur um
> wenige Kilometer erhöht. In der hessischen Universitätsstadt Marburg, die
> gerade die Verkehrswende versucht, darf auf der Suche nach einer
> Lademöglichkeit eine Säule nur bis 18 Uhr genutzt werden (und es ist schon
> 17.30 Uhr),
eine ganz bestimmte Säule in Marburg ist nun also wichtig?
> eine andere findet keine Verbindung zum Auto,
Kann doch passieren.
> die dritte
> meldet: "Im Aufbau. Demnächst einsatzbereit".
Dann hat er sich vorher schlecht informiert.
> Das ist nicht die alleinige
> Schuld des Hondas, strapaziert aber trotzdem die Nerven.
Hier zieht er ein paar Negativbeispiele aus den 3 Wochen zusammen. Das
kann man für einen Testzeitraum so machen, aber die realistischere
Darstellung ist es, alle geklappten Ladesessions und alle nicht
geklappten Ladesessions gegenüberzustellen.
> Langsam ladendes Auto trifft auf bockende Ladesäulen
>
> Das Stichwort für die Rückfahrt und jenen Moment an der Ladestation in der
> fränkischen Provinz.
Diesem Satz fehlt ein Verb.
> Alles ist noch schlimmer als in den vergangenen Tagen,
> man weiß, was einen erwartet, die Ungeduld ist größer. Die Toilette ist
> diesmal ein offen stehendes Dixi-Klo vor einem geschlossenen Kletterpark.
> Der Spaziergang gerät noch öder als auf der Hinfahrt. Die Entspannungsübung
> entspannt nicht, weil in diesen 120 Minuten zwei andere Autos, darunter ein
> vier Jahre alter Hyundai Ioniq, der mittlerweile nicht mehr hergestellt
> wird, parkt, lädt und wieder verschwindet.
Und der Mann merkt nicht mal, dass er was falsch macht, wenn er 2h am
DC-Lader steht?
> Als München nach einem Stau,
> viel Zeit auf der Autobahn und einem weiteren Ladestopp Stau in Sichtweite
> kommt, sind acht Stunden vergangen.
Diesem Satz fehlte auch die Endkontrolle.
> Die zurückgelegte Strecke: 476
> Kilometer.
>
> Das ernüchternde Fazit lautet nach drei Wochen und 1500 Kilometer, dass der
> Tacho des elektrischen Hondas nie mehr als eine Reichweite von 260
> Kilometer anzeigte.
Es war Winter, er ist flott gefahren.
> Bei Temperaturen zwischen sechs und zehn Grad. Als
> Frost einsetzte, rutschte die Reichweite sogar unter 200 Kilometer, ohne
> einen gefahrenen Kilometer.
Damit ist halt zu rechnen.
> Die höchste erzielte Ladeleistung im
> Testzeitraum betrug 57 kW.
Ok. Hier ist immerhin die Einheit mal richtig. Und der Testzeitraum war
halt kühl oder kalt. So richtig mit den Möglichkeiten einer
Batterievorheizung hat sich der Autor auch nicht beschäftigt.
> Die Erkenntnis daraus: Elektromobilität ist
> toll, wenn sie reibungslos funktioniert. Trifft ein langsam ladendes Auto
> auf unbekanntes Terrain, lange Strecken und eine bockende
> Ladeinfrastruktur, macht sie keinen Spaß. Dann benötigt der Fahrer große
> Leidensfähigkeit. Und viel Geduld.
Ja, natürlich. Aber das muss doch vorher klar gewesen sein.
> Preis: ab 47 590 Euro
> Kofferraum: 344 - 1176 Liter
> Reichweite: 412 Kilometer (Herstellerangabe)
Der Hersteller schreibt aber dran: WLTP kombiniert.
> Verbrauch: 18,2 kWh (Herstellerangabe)
Auch hier schreibt der Hersteller dran: WLTP kombiniert.
> Kürzeste Ladezeit: 45 Minuten (maximal 78 kW)"
Eine Orientierung hatte er damit.
Konkret schreibt Honda:
10-80% SoC: 45 min (maximal 78 kW)
Wenn der Autor dann auf Langstrecke bis ganz nah an 100% SoC weiterlädt,
muss er doch mal merken, dass er *essenziell* was falsch macht.
> Leistung: 204 PS"
Machen wir mal die üblichen 150 kW draus. :-D
> Au weh, kann man da nur sagen. So schlecht sind unsere deutschen
> Autohersteller wohl doch nicht in die lokal emissionsfreie Zukunft
> gestartet...
"Unsere deutschen Autohersteller" ist doch wieder so pauschal.
Sie haben Autos gebaut, die wesentlich kleinere Akkus hatten und/oder
langsamer geladen haben als der Honda e:Ny1:
* Mercedes B250e - ganz ohne DC, nur mit 11 kW AC
* Smart Fortwo EQ und ForFour EQ (ganz ohne DC-Lademöglichkeit), und an
AC entweder 3,7 kW AC oder aber der Schnelllader mit 22 kW
* VW e-Up und seine Brüder (auch ohne CCS bestellbar. AC dann 3.7 oder
später 7.2 kW, selbst an CCS nur so 40 kW)
* BMW i3 (sämtlich kleinere Akkus), AC maximal 11 kW, wenn ohne CCS
bestellt, dann nicht langstreckentauglich
* VW e-Golf (wenn ohne CCS bestellt, und selbst mit CCS maximal 40 kW an
CCS im Bestfall, regelmäßig eher weniger beim Coldgating)
Und sie bauen aktuell einige BEV, die immer noch weit streuen:
* Basis-id.3 mit mit max 50 kW CCS oder 7.2 kW an AC
* bis zum EQS 108 kWh und flott ladend
Die Grundregel wird also sein, die Dinge zu differenzieren.
Und für diesen freien SZ-Autor Felix Reek ("Felix Reek, Jahrgang 1977,
aufgewachsen im Rheingau zwischen Weinbergen und japanischen Touristen.
Studierte in Hessens linker Hochburg Marburg Literatur und
Filmwissenschaft, landete trotzdem in Bayern. Der Vater beschallte ihn
abwechselnd mit Formel-1-Motoren und Jimi Hendrix. Das Ergebnis: Eine
Magisterarbeit über das kosmische Dröhnen in den Filmen David Lynchs.
Volontariat bei einem Männermagazin, danach Stationen als Ressortleiter
und Chef vom Dienst."): erst lernen, dann machen. Denn das ist sonst
peinlich.
Herr Reek hat viele, viele BEV-Artikel geschrieben:
https://www.sueddeutsche.de/autoren/felix-reek-1.1821867
Wie kann er sich da noch so unerfahren geben?
Schon 2021: "Elektroautos im Realitätscheck"
"Viele Käufer sind noch unsicher: Wie wirken sich niedrige Temperaturen
aus? Wie verlässlich sind die Reichweitenangaben? Die wichtigsten Fragen
und Antworten."
https://www.sueddeutsche.de/auto/elektroautos-elektromobilitaet-reichweite-1.5383748
Der Typ ist doch kein Noob. Aber im Artikel über den Honda e:ny1 tut er so.
Hier hat man noch ein weiteres Beispiel: Honda e:ny-1 laden im Sommer
mit ziemlich erratischem Verhalten:
https://www.youtube.com/watch?v=W9vlZDv3iVQ
(aus Oktober 2023)
Dort wird vermutlich der Akku überhitzt sein (vorher haben sie das Fz
auf 160 km/h geprügelt, wen wundert es dann?) und er drosselt dann beim
DC-Laden immer mal für einige Zeit auf 23 kW runter.
Grüße, Ralf