Am 19.10.2013 08:17, schrieb Frank Kemper:
> Für meinen Citroen C3 werden auf eBay oft Koppelstangen als Ersatzteile
> angeboten, oft auch in einer verstärkten Version. Angeblich gehen bei dem
> Auto die Koppelstangen relativ häufig kaputt.
>
> Kann mir jemand plastisch erklären, was Koppelstangen sind, was ihre
> Aufgabe im Fahrwerk ist
Mal mein Erklärungsversuch:
Stell dir ein Rad an einer Achse vor. Dahinter eine Nabe und Radlager,
sowie (ggf.) eine Antriebswelle, damit es sich dreht. Über eine
Schraubenfeder wird die Aufhängung mit dem Federdom gekoppelt, damit es
Bodenunebenheiten abfedern kann. Da kommt ein Schwingungsdämpfer rein
(landläufig "Stoßdämpfer" ist ja Quark), damit diese Federschwingungen
schnell und effektiv gedämpft werden, das Rad also möglichst dauerhaft
auch bei Unebenheiten und in Kurven Bodenkontakt hat.
Dann haben wir ungefähr sowas:
https://de.wikipedia.org/wiki/MacPherson-Federbein
An der Vorderachse kommt halt noch die Spurstange samt Spurstangenkopf
dazu zum Lenken des Rades, der untere Querlenker und bei Frontantrieb
eine Antriebswelle.
Und nun verdoppelst du das für Links und Rechts. Wenn dieses Auto
gedanklich über die Straßen rollt, hat man folgenden Effekt: beide Räder
einer Achse würden unabhängig voneinander federn, weil die Aufhängungen
nicht verbunden sind (außer über die Karosserie gewissermaßen). In
Kurven würde sich so eine sehr starke Neigung der Karosserie ergeben:
das kurveninnere Rad federt ein, das äußere aus. So steht die Karosse
sehr schräg und inne kommt's einem vor wie Links-Rechts-Schaukelpferd.
Also werden die beiden Aufhängungen links und rechts mit einem
Stabilisator verbunden. Das ist so eine Stange, hier gleich mal für
deinen Pluriel:
www.ebay.de/itm/300908380572
Und diese Stabilisatorstange wird z.B. an 4 Punkten festgemacht: 2x an
der Karossie bei etwa 1/4 und 3/4 der Länge (mit Stabibuchsen, also
Gummilagern) und 2x außen an den Achsschenkeln.
Das Gesamtkonstrukt sieht so aus: (hier an einem T4 an der Hinterachse)
http://www.t4-wiki.de/wiki/images/thumb/Fahrwerk_Stabi_hinten_Einbauort.jpg/400px-Fahrwerk_Stabi_hinten_Einbauort.jpg
und es wirkt wie die Mechanik unter einer Leertaste in der Tastatur.
Egal wo man drückt, die Taste federt relativ gleichmäßig auf beiden
Seiten ein. Es verkantet sich weniger quer. Übertragen auf eine Achse:
Sobald ein Rad einfedert, federt das andere auch mit ein. Es ergibt sich
also auch in Kurven und bei Unebenheiten viel weniger Schräglage.
Eine Koppelstange koppelt nun ein Ende von der Stabilisatorstange mit
einem Teil der Radaufhängung. Meist sind das so gerade, eher dünne
Metallstangen von 5 bis 40 cm Länge mit zwei Gummimetalllagern an ihren
Enden. Es gibt also links und rechts eine.
Hier sieht man das sehr schön:
http://bilder.citdoks.de/pics5/0b5511304975188_800.jpg
(an einem Xantia)
Da wo unten 71 steht, ist die Koppelstange (3) mit dem Ende des Stabis
(1) verbunden, und da wo oben 71 steht, ist die Koppelstange am
Federbein festgemacht. Gibt aber auch andere Orte, wo man das festmachen
kann, je nach Konstruktion.
Ein Stabi an der Vorderachse (und li und re eine Koppelstange) ist
Standard. Manche Autos haben auch einen an der Hinterachse, aber ich
schätze, der C3 Pluriel gehört nicht dazu. Sonst hätte er hinten nochmal
einen Stabi und aben auch li und re eine Koppelstange.
> und woran man merkt, dass sie kaputt sind?
Was kann überhaupt an einer Koppelstange kaputt gehen: am häufigsten die
zwei Gummi-Metall-Kugelkopflager. Die kleine Gummimanschette wird porös,
es kommt Schmutz/Sand rein und der Kugelkopf und sein Gegenüber wird
abgeschliffen, das Fett darin wird ausgewaschen und es klappert
irgendwann. Das merkt man dann durch Klappern an *genau* dieser Stelle.
Achtung: es gibt sehr viele solche Gummimetalllager im Fahrwerk und wenn
man ganz konkret wissen will, ob es die Lager an der Koppelstange sind,
so muss man diese ganz gezielt einzeln prüfen (auf der Bühne mit so
einem Montierhebel ist das üblich). Denn sonst könnten auch etliche
andere Lager klappern: Stabibuchsen (also die mittleren Buchsen am
Stabi, an der Karosse), sehr häufig die Querlenkerbuchsen (also die
Gummi-Metall-Lager in den Querlenkern, 3 Stück), Spurstangenköpfe
(Kugelkopf am Übergang Spurstange zum Achsschenkel), zum Beispiel.
Die Koppelstange selbst könnte sich noch verbiegen oder brechen, aber
das ist eher selten, auch wenn auch das vorkommt, z.B. bei heftig
durchfahrenen Schlaglöchern. Beim Verbiegen wäre die Stabiwirkung
reduziert, beim Brechen würde der Stabi seine Funktion (siehe oben)
verlieren.
Die verstärkten Ausführungen von Koppelstangen haben in der Regel
größere Kugelköpfe in den Gummi-Metall-Lagern und eine bessere
Abdichtung. Manchmal auch eine dickere Stange an sich. Wenn es da von
Meyle HD (Heavy Duty) etwas gibt (die sind Spezialist für sowas), würde
ich das nehmen.
Ralf