Am 06.04.2016 um 08:43 schrieb Frank Winkler:
> On 04/ 6/16 04:10 AM, Ralf Koenig wrote:
>
> >Was für einer?
>
> 1T, EZ 11/2007
Mach's doch mal konkret.
Motor? Getriebeart? Anzahl Gänge? HSN/TSN aus dem Fahrzeugschein?
Ich nehme mal im folgenden an: Schaltgetriebe.
> >Touran müsste ja eine elektromechanische Servolenkung haben.
>
> Ich denke nicht, dass es direkt mit der Lenkung zu tun hat. Das Lenkrad
> flattert bei der Vibration halt mit, aber im wesentlichen wackelt ja das
> ganze Auto. Und das eben nur bei direktem Antriebs- oder Bremseinfluss.
Habe ich kapiert. Und das zwischen 120 und 160 km/h.
> Das reine Rollen ist ruhig.
Habe ich auch kapiert. Aber "reines Rollen" ist kein technisch guter
Begriff, siehe unten.
> Wir reden nicht von leichtem Zittern, sondern von massivem Wackeln.
> Sogar die Kopfstützen wackeln deutlich sichtbar.
Habe ich auch kapiert. (Aber nicht, warum du jahrelang so ein Auto
fährst.) Es schüttelt deutlich das gesamte Auto durch.
> Das ganze tritt nicht in 100% der Fälle auf,
Das ist Mist.
> ist aber im Prinzip reproduzierbar.
Das "im Prinzip" muss da weg. Du brauchst einen echten Testvektor, wo es
*immer* auftritt. Wo du es also erzwingen kannst, dass es zuverlässig
schüttelt und wackelt, dass das halbe Auto auseinander fällt.
Und diese Situation solltest du abgrenzen können von einem Testvektor,
der ähnlich ist, aber wo das irrsinnige Wackeln eben gerade _nicht_ kommt.
> >Jahren???
>
> Jahren
Ich sag mal nix. :-)
> >Soviel gibt's doch nicht in der Lenkung (erstmal im Kopf die Teile
> >durchgehen):
>
> Coole Liste, aber das meiste davon dürfte sich
> geschwindigkeitsunabhängig verhalten, oder?
Folgende Sachen sind auf jeden Fall NUR geschwindigkeits-abhängig:
* mechanisch: Drehzahl des Getriebeausgangs (hinter der Übersetzung) und
der Antriebswellen und Räder/Reifen -> und dann alle Vibrationen, die
daraus entstehen
* mechanisch: Drehzahl der Räder und damit auch der Bremsscheiben -> und
damit alle Vibrationen, die da entstehen
* das Steuergerät der elmech. Servolenkung bekommt explizit ein
Geschwindigkeitssignal (quasi das vom Tacho). Wenn das Grütze ist oder
Grütze beim Steuergerät der elmech. Servolenkung ankommt, dann macht
auch die elmech Servolenkung Grütze.
> Und wie gesagt: für mich
> geht das eher in Richtung Antriebsstrang.
Ja, durch die Lastabhängigkeit.
> Und ich frage mich, ob da ggf. bereits irgendwelche Kollateralschäden
> entstanden oder noch zu befürchten sind.
Die Gefahr besteht.
Ich denke übrigens es sind zwei Ursachen:
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Das starke Wackeln beim Beschleunigen :
1a) z.B. durch periodische Verbrennungsaussetzer (Kraftstoff fällt aus
oder ungleichmäßig oder Zündung fällt aus (Benziner) oder soviel Abgas
kann nicht raus und dann ein Gegendruck) => hier macht bei Beschleunigen
schon der Motor selbst Mist -> die Kurbelwelle hat schon mächtige
Vibrationen, auch bei sowas wie loser Kurbelwelle, wenn die rumschlackert
1b) eine rutschende Kupplungsscheibe, weil z.B. Öl drauf ist. Dann
wackelt und vibriert es mächtig im Getriebe, wann immer man
Motordrehmoment auf das Getriebe geben will
1c) im Getriebe (Zahnradpaarung eines bestimmten Ganges im Getriebe
greift nicht gut ineinander, der höchste bietet sich an bei 120-160) ->
dann vibriert es dort und pflanzt sich fort
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2) das starke Wackeln beim Bremsen (z.B. unwuchtige Bremsscheiben,
enormes Spiel im Radlager, enormes Spiel in den Spurstangenköpfen).
Aber es können Folgefehler untereinander sein.
Und eben: Eine Zugkraft auf das gesamte Auto oder auch eine Bremskraft
wird ja immer letztlich über die Verbindung Antrieb -> Reifen bzw.
Bremse zu Reifen aufgebracht.
Dann reagiert aber beim Lastwechsel die gesamte Karosse auf dem
Fahrwerk. Diese Fahrwerk-Elemente (die ganzen Gummi-Metall-Lager und
Gelenke) werden beim Beschleunigen und Bremsen anders belastet. Und
damit wird die Liste auch so lang, wie ich geschrieben habe.
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Es bietet sich eine Testreihe an:
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* manuelles Wackeln an der Lenksäule im Stand => das muss fest sein =>
testet die ganze Lenksäulenverschraubung
* Motor im Stand bei Leerlauf und dann Lastwechsel mit dem Gas => Test
der Motorbewegung in seiner Motorlagerung => das darf nicht viel Spiel
haben, bisschen kippt der Motor, aber viel darf das nicht sein
* einfach mal das Lenkspiel beurteilen bei niedrigen Geschwindigkeiten
(testet Lenksäule mit allen Verzahnungen, Spurstangen, Spurstangenköpfe)
=> die muss fest sein und spielfrei
Test des Beschleunigungswackelns:
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* von 100 auf 140 im letzten Gang beschleunigen eine Steigung hoch
* von 100 auf 140 im vorletzten Gang beschleunigen eine Steigung hoch
* von 100 auf 140 im letzten Gang beschleunigen in der Ebene
* von 100 auf 140 im vorletzten Gang beschleunigen in der Ebene
* von 100 auf 140 im letzten Gang beschleunigen ein Gefälle runter
* von 100 auf 140 im vorletzten Gang beschleunigen ein Gefälle runter
* einen langen Berg runter rollen, auch mal rein im Leerlauf und immer
schneller werden; zwischen "N bei Kupplung losgelassen" und getretener
Kupplung hin- und herwechseln -> wird überhaupt nicht über Motor und
Getriebe beschleunigt, sondern rein über Hangabtriebskraft
Test des Wackelns bei Verzögerung:
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* 140 km/h, letzter Gang, Gas weg (Test Motorbremse höchster Gang)
* 140 km/h, vorletzter Gang, Gas weg (Test Motorbremse vorletzter Gang)
* 140 km/h, letzter Gang, Gas weg, Fußbremse dazu (Test Motorbremse
höchster Gang und Fußbremse dazu)
* 140 km/h, vorletzter Gang, Gas weg, Fußbremse dazu (Test Motorbremse
vorletzter Gang und Fußbremse dazu)
* 140 km/h, in N schalten, Kupplung nicht treten, rollen lassen (Test
ausrollen mit Getriebe in N, Getriebeeingangswelle dreht noch mit)
* 140 km/h, Kupplung getreten, rollen lassen, Getriebeeingangswelle
dreht dabei nicht mit
* 140 km/h, in N schalten, Kupplung nicht treten, Fußbremse dazu
* 140 km/h, Kupplung getreten, Fußbremse dazu
* Bremsen aus 100 km/h auf 0 runter im Leerlauf N, aber Kupplung nicht
getreten (Bremsentest)
* Bremsen aus 100 km/h auf 0 runter bei Kupplung getreten (Bremsentest)
* eine Steigung hoch rollen, dabei langsamer werden
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Diese Tests, damit deine Aussage "bei positiver oder negativer (!)
Längsbeschleunigung" eben wirklich mal auf konkrete Bedienschritte und
echte in der jeweiligen Situation wirkende Einflüsse abgebildet werden kann.
Positive Längsbeschleunigung bekommt man auch im Gefälle zum Beispiel.
Negative Längsbeschleunigung bekommt man auch an einer Steigung zum
Beispiel. Aber in beiden Fällen antriebslos. Und das kann man sich
zunutze machen, um die Einflüsse auseinander zu analysieren und dann
nachzudenken.
Einige der ganzen Tests (außer die Fahrtests) macht ein
HU-Prüfingenieur, wenn du da einfach mal hinfährst und dein Problem
schilderst. Der checkt die Lenkung, bremst auf dem Prüfstand, und macht
den Rütteltest im Fahrwerk. Und schaut nochmal die wichtigsten
sichtbaren Lager im Fahrwerk durch. Das kann dir mit wenig Aufwand (ca.
60-70 EUR ohne AU sind ja nicht viel) also sehr viel Erkenntnis bringen.
Quasi eine Pseudo-Hauptuntersuchung machen, ohne dass sie fällig wäre.
Grüße,
Ralf
PS. Regen- und Temperatureinflüsse habe ich mal rausgelassen. Ich hoffe,
das hättest du genannt, wenn dir der Zusammenhang aufgefallen wäre.