Am 03.11.2023 um 22:25 schrieb Frank Kemper:
> Ralf Koenig <
ralfk...@xmg.de> wrote:
>
>>> Bisher waren günstigere E-Autos ein Reinfall für
>>> die Hersteller.
>>
>> Wirklich? Nenn doch mal 3-4 Beispiele und warum sie ein Reinfall für den
>> Hersteller waren.
>
> Mich hast du nicht gefragt, aber ich erinnere mich noch an den Ausspruch
> von FCA-Chef Marchionne (R.I.P.), FCA würde seine Kunden bitten, den
> elektrischen Fiat 500
Das US-Modell war das. Modelljahr 2014-2019. Auf der Verbrennerplattform
und dann relativ aufwendig umgebaut.
Ein Modell, das nur geschaffen wurde, um in den wenigen ZEV states
(Californien und ein paar ringsrum) der USA die nötigen ZEV credits
zusammen zu bekommen, ohne das als Ablass quer an andere Hersteller zu
bezahlen. Also ein Auto, dass der Hersteller rein als Compliance Car
brauchte. Und dann auch mit eng definiertem Absatz außerhalb üblicher
betriebswirtschaftlicher Rechnungen geführt wurde.
> nicht zu kaufen, weil Fiat bei jedem Auto draufzahlt.
Diese Rechnung war ohne Berücksichtigung der ZEV credits. Und es war
eine emotionale, unsachliche Aussage.
Man kann sich vorstellen, dass die Autohersteller von den nötigen ZEV
credits in Kalifornien nicht gerade begeistert waren. Herr Marchionne
hatte dann entweder diese ZEV credits nicht auf dem Schirm, oder er
wollte in den USA die Strategie wieder ändern und lieber an Tesla Geld
zahlen.
Nebenbei war Herr Marchionne zeit seines Lebens dagegen, dass ihm andere
reinreden, was für Autos seine Firmen bauen sollen.
Aber in gewisser Weise war er auch ehrlicher, z.B. in diesem Punkt von
2018 wo Ford große Versprechungen abgab:
https://eu.detroitnews.com/story/business/autos/detroit-auto-show/2018/01/15/fiat-chrysler-ceo-says-electric-cars-are-bad-bet/109467370/
https://eu.detroitnews.com/story/business/autos/detroit-auto-show/2018/01/14/ford-detroit-auto-show/109472328/
Da versprach Ford 40 xEV-Modelle bis *2022*, davon 16 BEV.
Ich weiß nicht wie die da gezählt haben (jede Antriebs- und
Ausstattungsvariante nochmal extra?), aber bei 16 BEV-Modellen ist Ford
noch lange nicht und das Ende 2023.
An sich sind es 2: der Mustang Mach-E und (in den USA) der F-150
Lightning. Ein Nutzfahrzeug kommt noch dazu (e-Transit), aber das war
es. Der Rest ist immer noch angekündigt.
> 2022 war der Fiat 500e das zweiterfolgreichste E-Auto Deutschlands.
Platz 3 in den Neuzulassungen nach Tesla Model Y und Model 3. Siehe KBA
FZ 10 vom Dezember 2022.
MODEL Y 35.426
MODEL 3 33.841
FIAT 500 E 29.635
Dieser Fiat Nuovo 500e ist jedoch ein anderes Fahrzeug: auf einer neuen
Plattform, die BEV only ist (oder sein soll). Das Fahrzeug hat nur den
gleichen Namen.
> Jetzt
> soll die Produktion eingestellt werden. Kennst du einen Grund dafür?
Nein, diese soll nicht eingestellt werden.
Liest man sich ein bisschen durch den Blätterwald:
https://www.automobilwoche.de/bc-online/stellantis-halt-die-produktion-im-turiner-werk-mirafiori-fur-mehrere-wochen
(Paywall)
Fiat *pausiert* die Produktion eine Weile (ca. 2x 2 Wochen) - genau wie
schon in H1 2023, wo sie auch Pausen drin hatten. Offenbar hat man wegen
gewisser Produktionsrate in der Vergangenheit (ohne die kommt man nicht
auf Platz 3 in Deutschland bei den BEV) genug "auf Vorrat", aber im
Moment kommen nicht genug neue Bestellungen rein.
Gründe sind an sich schnell zusammenspekuliert:
* Fiat selbst steuert über die Preise (die z.B. für die 24 kWh-Variante
deutlich angehoben wurden) und mal mehr, mal weniger attraktive
Leasing-Deals aktiv die Nachfrage für den 500e. Natürlich könnten die
auch sofort wieder mehr Nachfrage anregen.
Das hier klingt an sich ganz gut:
https://www.fiat.de/angebote/auto-kaufen/fiat-aktuelle-angebote#elektro
Fiat 500e 42 kWh (also die große und besser schnellladefähige Variante)
4500 EUR Anzahlung aus Umweltbonus
129 EUR im Monat
5000 km pro Jahr für 2 Jahre
* Der Fiat 500e kommt mit 2 Batteriegrößen: 24 oder 42 kWh
Batteriegrößen. Die kleine 24 kWh (Basispreis aktuell ab 29.990 EUR) ist
kaum noch wettbewerbsfähig und die Preisdifferenz klein geworden (42 kWh
startet bei 5000 EUR mehr). Gerade wenn Citroen ab Anfang 2024 den e-C3
44 kWh für 23.300 EUR anbieten will.
* Fiat/Stellantis hat dolle neue Modelle angekündigt: den Fiat 600e,
Citroen den e-C3, Fiat Panda BEV. Die sind besser nutzbar (4 Türen, 5
Sitzplätze, Platz/Raum) und auf den jüngeren
Stellantic-Konzern-Plattformen (STLA Small, und eben e-CMP Smart Car).
Ihre Kosten verteilen sich auch viel besser über die Stückzahl. Es war
ja die Motivation, FCA und PSA überhaupt zusammenzulegen, um auf
gemeinsamen Plattformen die Stückzahlen hoch zu bekommen.
Der Fiat Nuovo 500e hingegen ist noch auf einer eigenen FCA-Plattform
ohne weitere Modelle (ein "Solitär"modell wie damals der BMW i3). Und
mit recht teuren Zulieferteilen bei E-Motor (Bosch) und Batteriezellen
(NMC-622 von Samsung SDI).
* Fiat/Stellantis wird die 500e-Produktion auch passend zu den
CO2-Flottenzielen steuern. Wenn sie da weniger brauchen sollten, dann
kürzen sie auch konsequent die Produktion. Man baut dann die BEVs, die
sich mit der größten Marge bauen lassen. Und da wird z.B. ein Jeep
Avenger EV aus Polen mehr abwerfen.
Naja und: die Automobilwirtschaft der jeweiligen Länder wird dermaßen
gepampert, dass es billiger ist, den Staat für eine gewisse Zeit
Kurzarbeitergeld zahlen zu lassen, anstatt selbst die Löhne bei
schwacher Nachfrage an der Backe zu haben. Also setzt man die
wochenweisen Produktionsstopps auch als bewusstes Mittel ein, um diese
Kosten auf die Gemeinschaft abzuwälzen, da bin ich mir sicher. Damit
werden dann die eigenen Profite verbessert.
Gerade mit dem Wegfall des e-Up, des Smart Fortwo, einem gering
attraktiven Twingo (kein DC-Laden, veraltet), bleibt der 500e aber IMHO
ein attraktives BEV.
Jan-Sep 2023: auf Platz 4 bei den BEV-Neuzulassungen in Deutschland.
MODEL Y 38.608
ID.4, ID.5 29.353
ID.3 17.995
500 E 16.117
Aber er kommt eben vom Ansatz her in die Jahre (2020 vorgestellt). Eine
technische Auffrischung täte nach 3 Jahren mal not. Die Optik ist eh
zeitlos.
Man wird in der Fiat-Zentrale überlegen, den 500e auch flink auf eine
STLA-Plattform (STLA Small oder CMP Smart Car) zu ziehen, um die
Plattformkonsolidierung zu beschleunigen.
Ich meine, die Leute in Mirafiori, Italien (dort wird der 500e seit 3
Jahren hergestellt, obwohl der normale 500 aus Polen kommt) sollten
eigentlich Maseratis bauen. Aber diese hat FCA dermaßen über viele,
viele Jahr vernachlässigt, dass die technisch quasi hinterm Mond
angekommen sind. Und dann ist klar, dass die alten Schinken keiner will.
Der Sprung auf BEV steht da noch aus und wird von Jahr zu Jahr
verschoben. Die PHEV wurden gestrichen.
> Von Ford und GM lese ich, dass die ihre E-Auto-Fertigung entweder deutlich
> zurückfahren (Ford) oder gar nicht erst hochfahren (GM), weil sie die
> Kosten nicht in den Griff bekommen.
Jepp, kann man so sagen. An sich gibt es da viele Spekulationen. Zuerst
mal muss man sagen: diese sind keine "günstigen E-Autos".
Sondern bei GM sprechen wir von Hummer EV (als Truck und SUV-Version),
Cadillac Escalade IQ (der Hummer SUV unter Cadillac-Branding als
Luxus-Version), Silverado/Sierra EV (das wäre an sich das Volumenmodell).
Die kleinen Equinox EV, Blazer EV, Lyriq EV werden nicht verschoben. Und
der Bolt EV ist eh schon etwas abgehangen.
Bei Ford sprechen wir maßgeblich vom Ford Mustang Mach-e (eher Nische)
und F-150 Lightning (Volumen). Den F-150 hat Ford bewusst wieder "aus
dem Markt" gepreist. 40.000 USD Einstieg versprochen, dann auf 70.000
USD angehoben. Das können sie auch leicht wieder senken.
Der Punkt "weil sie die Kosten nicht in den Griff bekommen" ist mir zu
einfach ausgedrückt. Kosten sind ne Sache mit vielen Einflüssen und
wechselwirken enorm mit der Stückzahl. Ein F-150 Lightning kann für Ford
nicht teuer zu bauen sein, weil er wesentliches an Gleichteilen mit dem
normalen F-150 hat. Die Zellkosten kann man leicht mit der Batteriegröße
skalieren. Aber halt mit einer Mindestakzeptanzschwelle nach unten beim
Kunden.
Ich halte für den Haupt-Einflusspunkt: der Tesla Cybertruck kommt nicht
in die Gänge von der realen Produktion her, sondern der ganze Hochlauf
da verspätet sich deutlich gegenüber früheren Erwartungen (um etwa 12-18
Monate). Vor allem verspäten sich die günstigen Versionen, denn beim
Cybertruck kann man 70.000 USD erstmal als Einstiegspreis erwarten. Die
Soft-Pickup-Trucks von Rivian kann man stückzahlenmäßig auch in den Skat
drücken. Die sind (bisher) keine Konkurrenz.
Der Rest ist dann Strategie: wenn die Kunden also nicht zu anderen
Volumen-BEV-Pickup Trucks wechseln *können*, weil keiner diese in
Stückzahlen anbietet, schon gar nicht in der Preisregion eines
Verbrenner-Pickups, warum sollen gerade Ford und GM selbst nennenswert
auf BEV gehen, was ihre Planungen des Verbrennungsmotoren-Absatzes
entgegen steht? Denn einen Einbruch bei den Verbrenner-Trucks gibt es ja
auch nicht.
Also bauen sie ihre Pickups lieber weiter als reine Verbrenner oder
Hybride (Mild- oder Vollhybride). Das ist näher am
Verbrennungsmotorenabsatz, der einst geplant war und machen damit gut
Gewinn. Anstatt mit jedem verkaufen BEV auch dicke Scheine zu den
Zell-Lieferanten (LG Energy bei GM, SK On bei Ford) durchzureichen. Und
wo ein paar Ford/GM-Leute in den Motorenwerken Däumchen drehen, weil der
Elektromotor zugeliefert wurde.
Ford und GM werden sich denken: wir können auch später immer noch
reagieren. Dann analysieren sie den Cybertruck und wenn da große
Kostensparpunkte drin sein sollten, dann können sie manches adaptieren.
Aktuell werden sie z.B. auf LFP oder LMFP oder NMx gehen wollen. Aber
diese günstigeren Zellchemien gibt es in Stückzahlen erstmal nur von
chinesischen Anbietern (große z.B. CATL, BYD, SVolt, CALB), nicht so
einfach von ihren südkoreanischen Joint-Venture-Partnern (LG, SK On),
die sehr NMC-lastig unterwegs sind.
Das Verhältnis USA zu China ist aber angespannt. So bekommt nun Ford
sein Kooperations-Zellwerk mit CATL nicht unter den US IRA, weil
Politiker befürchten (teils ggf. auch zu recht), dass die wertvollen und
strategischen US-Subventionen sofort nach China durchgereicht werden und
die Chinesen in den USA zuviel Einfluss bekommen.
Auch Tesla bekommt sein US-Kooperations-Zellwerk mit CATL nicht hin.
Aber die haben weniger Probleme damit, gleich in China die Fahrzeuge zu
bauen (z.B. Model 3 für Europa), oder sich die Zellen oder Batteriepacks
von BYD oder CATL bauen zu lassen und dann zu verwursten.
GM hingegen hat LFP im US-Markt quasi noch gar nicht auf dem Schirm -
nur im China-Markt in ihren Joint-Ventures.
> Und gerade saß ich bei meinem Reifenfredi und las in der "Autohaus", dass
> im 3. Quartal 2023 die Zulassungen von E-Autos in Deutschland im 3. Quartal
> mit über 35% einen Höchststand erreicht haben
Ein etwas älteres Heft, das offenbar die August 2023 *Monat*szahlen
ausgewertet hat. Ein Ausnahmemonat (wegen Ende Umweltbonus für
Gewerbekunden). Nicht das ganze Quartal Q3.
> (mehr als Diesel und Benziner),
Das ist leicht irreführend:
August 2023 sah so aus in absoluten Zahlen:
273.417 gesamt
86.649 BEV
76.705 Benzin (ohne jede Hybridisierung)
39.668 Diesel (ohne jede Hybridisierung)
39.100 Benzin-Hybrid
16.743 Diesel-Hybrid
(der Großteil davon sind Mild-Hybride!)
13.569 Benzin-PHEV
983 Diesel-PHEV
Jetzt kann man um diese Zahlen verschiedene Geschichten erzählen, ganz
wie es einem beliebt.
"BEV vor (nicht-hybrid) Benziner und (nicht-hybrid) Diesel"
Ja passt, aber das lässt die vielen Hybriden außer Acht!
Und gerade die Mild-Hybriden sind praktisch Verbrenner-
Äquivalente in minimal sparsamer.
An sich müsste man also mindestens mal die Nicht-PHEV auf die Verbrenner
draufrechnen. Dann sieht das so aus:
115.805 = 76.705 Benzin + 39.100 Benzin-Hybrid
(die jetzt deutlich vorn)
86.649 BEV
56.411 = 39.668 Diesel plus 16.743 Diesel-Hybrid
13.569 Benzin-PHEV
983 Diesel-PHEV
Rechnet man auch noch die PHEV auf die Verbrenner drauf, sind fast die
Hälfte Benziner und BEV und Diesel teilen sich die andere Hälfte ca. 3
zu 2 :
129.374 = Benzin + Benzin-Hybrid + Benzin-PHEV
(48%)
86.649 BEV (31%)
57.394 (21%) Diesel, Diesel-Hybrid, Diesel-PHEV
Also immer noch für diesen Ausnahme-Monat mit erheblichen Verzerrungen.
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Jetzt das ganze Quartal Q3 (Juli, Aug, Sep 2023), wo die Juli- und
August-Zahlen natürlich reingehen, aber auch die schwachen BEV-Zahlen
für September:
Quelle: wieder KBA FZ10 und dann eigene Aggregationen
741.196 Gesamt
241.032 (32,5 %) Benzin (ohne jede Hybridisierung)
167.045 (22,5 %) BEV
122.064 (16,5 %) Diesel (ohne jede Hybridisierung)
116.629 (15,7 %) Benzin-Hybrid (meist Mild-Hybrid)
50.146 (6,8 %) Diesel-Hybrid (meist Mild-Hybrid)
41.533 (5,6 %) Benzin-PHEV
2.747 (0,4 %) Diesel-PHEV
Von da kann man nun die gleichen Zusammenfassungen machen wie oben.
Erstmal nur die HEV auf die Verbrenner drauf:
357.661 (48,2 %) Benzin und Benzin-HEV
172.210 (23,3 %) Diesel und Diesel-HEV
167.045 (22,5 %) BEV
41.533 (5,6 %) Benzin-PHEV
2.747 (0,4 %) Diesel-PHEV
Und dann die PHEV noch auf die Verbrenner drauf:
357.661 (53,9 %) Benzin und Benzin-HEV und Benzin-PHEV
172.210 (23,6 %) Diesel und Diesel-HEV und Diesel-PHEV
167.045 (22,5 %) BEV
Schon sieht das Bild wieder anders aus - und die BEV sind "ganz hinten".
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Und für Q1-Q3 2023 sieht es nochmal anders aus (BEV um 18,1 % der
Neuzulassungen). Das durch die großen Vorzieheffekte im Dez 2022.
An sich lohnt es sich dann erst wieder, das Gesamtjahr 2023 anzuschauen.
Es ist ja bald Neujahr.
PS: In den "reinen Benzinern" oben sind auch LPG und CNG mit drin. Die
sind aber zahlenmäßig gering.
> dass aber besonders viele Tageszulassungen von Händlern dabei
> waren.
Jepp, im August 2023. War zu erwarten. Ein Trick ist aber: an sich
sollten gerade solche strategischen Tageszulassungen mal keinen
Umweltbonus bekommen. Denn die Fahrzeughersteller selbst (und ihre
Autobanken!) sind von der Beantragung des Umweltbonus ausgeschlossen.
(siehe Förderrichtlinie) Auch die Mindesthaltefirst von 12 Monaten
sollte dem entgegen wirken.
Die Händler (nicht Niederlassungen, denn die gehören ja wieder zum
Hersteller) haben eigene Instrumente gefunden, das auf sich zuzulassen.
Das war wieder erlaubt. Und haben so halt die Tageszulassungen auf dem
Hof, aber halt 12 Monate Bindungsfrist für den Ersthalter, was sie
selbst sind. Was auch Mist ist. Entweder stehen die jetzt als echte
Tageszulassungen irgendwo rum (Depot, Lagerwagen und stehen die 12
Monate ab - das wird eher selten der Fall sein) oder aber sie sind
dauerhaft zugelassen und fahren die 12 Monate auf den Händler zugelassen
rum (Vorführer, Werkstattersatzwagen, Mietflotten, Kurzzeit-Abos, ggf.
auch Leasing).
Und der andere Weg war und ist: Fahrzeuge, die entweder noch in der
Distributionslogistik (Verschiffung, mehrere Monate) oder sogar noch gar
nicht gebaut sind (ein Einplanungsslot in der Produktion reichte um eine
feste VIN zu bekommen, und die feste VIN und feste Ausstattung reichte
für ein CoC und eine Zulassung), wurden noch in der Antrags-Frist schon
zugelassen und für den Umweltbonus angemeldet. Die eigentlichen Autos
kommen dann in den nächsten Monaten erst wirklich hier her. So haben die
Hersteller das Frist-Ende-Datum etwas nach hinten gestreckt.
In dem Moment sind die Zulassungen nur noch virtuelle Verwaltungsakte.
Die Fahrzeuge kommen erst viel später hierher. (Hoffentlich kommen sie
überhaupt. In China hat dieses Vertrauenssystem auch schon zu großen
Luftbuchungen geführt.)
Diese Sache wurde ermöglicht durch die "Entbürokratisierung" und dass
die Händler selbst via iKfz ("internetbasierte Kfz-Zulassung") die
Fahrzeuge selbst zulassen können, ohne Verwaltungsbehörden dazwischen.
> Das soll wohl daran liegen, weil zum 1. Oktober irgendwelche
> Förderungen auslaufen,
Nicht zum 1. Oktober, sondern zum 1. September 2023 ist die Beantragung
des Umweltbonus für BEV für *Gewerbe*kunden ausgelaufen. Diese müssen
jetzt wieder - wie eh und je - mit dem Fahrzeughersteller oder einem
Händler oder Leasing-Geber individuell um den Preis feilschen.
> das Blatt rechnet mit einer stark nachlassenden
> Nachfrage für E-Autos.
Das sind so Kurzfristbetrachtungen. Klar: im September 2023 gibt es dann
erwartbare Vorzieheffekte und diese haben sich auch bewahrheitet.
Für den Oktober kommen die Neuzulassungszahlen erst nächste Woche.
Vermutlich werden sich bis November oder Dezember 2023 noch deutliche
Vorzieheffekte in den Neuzulassungen auf Gewerbekunden zeigen.
Zu November und Dezember 2023 wird dann von Privatseite wieder ein
kleiner Schub erwartet (mit erneuten Vorzieheffekten, aber diesmal bei
Privatkunden), weil ja zu Januar 2024 die BAFA-Prämie gesenkt wird auf
3000 EUR statt 4500 EUR. Und der Basis-Nettolistenpreis für die
Förderfähigkeit sinkt von maximal 65.000 EUR netto auf maximal 45.000
EUR netto. Immer als Nettopreis eines irgendwie verfügbaren assoziierten
Basismodells.
Wenn in Hinterzimmern diese aktuell bestehende Regelung um den
Umweltbonus aber noch verändert werden sollte: naja, dann kann es auch
anders werden. Autolobby und Politik werden das mit Sicherheit gerade im
Hintergrund besprechen. Gerade wo Herr Wissing schon die Bundeszusage
bei Mehrkosten des Deutschlandtickets entzogen hat.
Auch in den Dezember 2023 geht rein: Die Hersteller brauchen ggf. noch
ein paar BEV für die Flotten-CO2-Werte in 2023. Je nachdem, wie das
Verbrennergeschäft bis dahin läuft. Das hängt ja alles zusammen.
> Ich muss wirklich sagen, dass ich zunehmend weniger Verständnis für
> E-Auto-Kaufprämien aufbringe. Vor allem, wenn die Käufer die Karre dann
> nach Ende der Haltefrist teuer nach Skandinavien weiterverscherbeln. So
> lange man den Verkauf von E-Autos subventionieren muss, sind sie offenbar
> noch nicht marktgängig.
Das ist ein Punkt mit vielen Facetten und skandinavischen Besonderheiten
(übrigens auch für Verbrenner wegen der enorm hohen einmaligen
Zulassungssteuern), glaube ich. Mein Posting ist eh schon wieder so
elend lang. Also lasse ich das mal aus. Es lohnt einen eigenen Thread.
Grüße, Ralf
PS: Betreff angepasst.