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weltweiter Tramwayboom

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Tadej Brezina

unread,
Oct 5, 2012, 2:56:13 AM10/5/12
to
Hallo Leute,

kennt Ihr Literatur (Buch, Artikel, Seite), wo die Zunahme der
schienengebundenen Stadtverkehrsmittel (Tram, Stadtbahn, LRT) in den
letzten Jahren(-zehnten) weltweit quantitativ dokumentiert ist? Sprich
über Systemanzahlen, Linienlängen, etc.?

Danke!
T+

xpost: avb, debm, debs
fup2: avb
--
"Und obwohl der Mensch selbst der größte Räuber ist, den die Welt
gesehen hat, neigt er dazu, alle anderen Räuber zu verurteilen."
<Eugene P. Odum zum Raub in der Ökologie, Ökologie S.254>
--
(Laptop brezta2)

Gernot Greier

unread,
Oct 5, 2012, 8:23:06 AM10/5/12
to tadej_...@gmx.at
Am Freitag, 5. Oktober 2012 09:00:02 UTC+2 schrieb Tadej Brezina:
> Hallo Leute,
>
>
>
> kennt Ihr Literatur (Buch, Artikel, Seite), wo die Zunahme der
>
> schienengebundenen Stadtverkehrsmittel (Tram, Stadtbahn, LRT) in den
>
> letzten Jahren(-zehnten) weltweit quantitativ dokumentiert ist? Sprich
>
> ï¿œber Systemanzahlen, Linienlï¿œngen, etc.?
>
>
Nö :-).
Ist das denn überhaupt so? Es ist sicherlich zutreffend, dass in den letzten 20 Jahren mehr Strab-Strecken eröffnet als stillgelegt wurden. Aber wenn ich den Zeitraum etwas ausdehne, so z.B. auf die letzten 50 Jahre, dürfte die Summe der Stilllegungen die der Neuinbetriebnahmen deutlich übersteigen.

Gruß
Gernot

Joachim Pense

unread,
Oct 5, 2012, 8:36:14 AM10/5/12
to
Am 05.10.2012 14:23, schrieb Gernot Greier:
> Am Freitag, 5. Oktober 2012 09:00:02 UTC+2 schrieb Tadej Brezina:
>> Hallo Leute,
>>
>>
>>
>> kennt Ihr Literatur (Buch, Artikel, Seite), wo die Zunahme der
>>
>> schienengebundenen Stadtverkehrsmittel (Tram, Stadtbahn, LRT) in den
>>
>> letzten Jahren(-zehnten) weltweit quantitativ dokumentiert ist? Sprich
>>
>> ï¿œber Systemanzahlen, Linienlï¿œngen, etc.?
>>
>>
> N� :-).
> Ist das denn �berhaupt so? Es ist sicherlich zutreffend, dass in den letzten 20 Jahren mehr Strab-Strecken
> er�ffnet als stillgelegt wurden. Aber wenn ich den Zeitraum etwas
ausdehne, so z.B. auf die letzten 50 Jahre,
> d�rfte die Summe der Stilllegungen die der Neuinbetriebnahmen
deutlich �bersteigen.

Eben. Dazwischen war die Trendwende, und daf�r sucht Gernot belastbare
Zahlen.

Joachim

Joachim Pense

unread,
Oct 5, 2012, 8:36:54 AM10/5/12
to
Nat�rlich nicht Gernot, sondern Tadej.

Joachim

Ralf Gunkel

unread,
Oct 5, 2012, 10:12:32 PM10/5/12
to
Am 05.10.2012 14:23, schrieb Gernot Greier:
Hmmm, im ehm. "Ostblock" wird aber immer noch abgebaut und das, was man
so ab und an liest, in nicht gerade kleinen Netzen.
Da braucht es etliche neue "kleine Netze" um das aufzuwiegen.


Gruß Ralf

--
"Sicherungstechnik ist praktizierte Paranoia. Und das ist auch gut so."
Dirk Moebius in deb*

Gernot Greier

unread,
Oct 6, 2012, 6:17:21 AM10/6/12
to
Am Samstag, 6. Oktober 2012 04:12:34 UTC+2 schrieb Ralf Gunkel:

>
> Hmmm, im ehm. "Ostblock" wird aber immer noch abgebaut und das, was man
>
> so ab und an liest, in nicht gerade kleinen Netzen.
>
> Da braucht es etliche neue "kleine Netze" um das aufzuwiegen.
>
Ich würde auch spontan sagen, dass der momentane "Tram-Boom" nur einzelne Länder betrifft. Insbesondere die Länder, in denen zwischen 1940 und 1980 nahezu alles stillgelegt wurde, was nach Straßenbahn aussah. Das betrifft vor allem Frankreich, Großbritannien, Spanien und die USA. In Deutschland hält sich die Zahl der Neueröffnungen doch sehr in Grenzen (bislang nur Saarbrücken), alles andere sind Erweiterungen bereits bestehender Netze. Dass diese Erweiterungen auch schon mal in benachbarte Städte führen können (Oberhausen, Heilbronn) ist ja nicht wirklich erwähnenswert, weil es das schon immer gab. Im europäischen Vergleich hält sich der Bauboom in Deutschland aber sehr in Grenzen. Zwar gibt es für fast jede Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern irgendwelche schönen Pläne, aber die Umsetzung...
Im ehemaligen "Ostblock" gibt es AFAIK gegenläufige Entwicklungen. Zum einen gibt es den Ausbau und die Modernisierung bestehender Strecken (wie sehr hilft da die EU mit?), zum anderen die Stilllegung von stark verschlissenen Strecken (Extrembeispiel St. Petersburg) oder von Netzen in Kleinstädten. Die wurden im Westen Deutschlands genau wie die Überlandstraßenbahnen schon vor langer Zeit eingestellt (z.B. Marburg, Celle, Bingen, Kleve, Düren), aber auch im Osten gab es bereits vor der Wende Stilllegungen (z.B. Eisenach, Stralsund).

Gruß
Gernot

Martin Bienwald

unread,
Oct 8, 2012, 4:01:43 AM10/8/12
to
Gernot Greier <kgr...@gmx.de> wrote:

> Es ist sicherlich zutreffend, dass in den
> letzten 20 Jahren mehr Strab-Strecken eröffnet als stillgelegt wurden.

Ist das wirklich so sicher? In der Ex-Sowjetunion z.B. ist in den letzten 20
Jahren sehr viel stillgelegt worden; wird das durch die Neueröffnungen im
Rest der Welt überhaupt ausgeglichen?

... Martin

Jakob Krieger

unread,
Oct 8, 2012, 9:47:49 AM10/8/12
to
- Martin Bienwald / Mon, 08 Oct 2012 10:01:43 +0200


>> Es ist sicherlich zutreffend, dass in den
>> letzten 20 Jahren mehr Strab-Strecken eröffnet als stillgelegt wurden.


> Ist das wirklich so sicher? In der Ex-Sowjetunion z.B. ist in den letzten 20
> Jahren sehr viel stillgelegt worden; wird das durch die Neueröffnungen im
> Rest der Welt überhaupt ausgeglichen?


Naja, was aus ideologischen Gründen wegprivatisiert oder wegen
langjährigem Betrieb auf Verschleiß kaputt ist, muss man nicht
als reguläre Stilllegung rechnen. Ebenso die Betriebe, die zur
U-Bahn umdeklariert wurden.

Wirtschaftswissenschaftler sehen auch nur die Neugründungen an
und betrachten nicht die Pleiten, wenn sie mal wieder einen
Aufschwung herbeiquatschen - also dürfen wir das hier auch.


Jedenfalls ist festzuhalten, dass man (als Trend) durchaus
erkennt, dass der Stadtbus trotz aller technischer Neuerungen
mit steigenden Diesel-Preisen immer unwirtschaftlicher wird.
Ebenso werden immer weniger U-Bahnen aus politischen Gründen
gebaut (weil 'super-modern', das war in den 1970ern-90ern noch
so), die Tram wird nicht mehr wegen der Einschätzung
als 'veraltet' verworfen.


Vgl. München - hier wird ein Kleinprojekt nach dem anderen
umgesetzt (meist Verlängerung bestehender Strecken), sogar
inzwischen mit Zustimmung bisher Tram-feindlicher
Stadtpolitiker der Autofahrer- und Bauern-Partei (CSU).

Der bislang letzte CSU-OB hatte funktionierende und gut
frequentierte Strecken stilllegen und in der Innenstadt
Häuser beseitigen lassen, um Straßen zu bauen. Da ist schon
ein Umdenken festzustellen



jk


--
no sig

Jakob Krieger

unread,
Oct 9, 2012, 7:02:35 AM10/9/12
to
- Jakob Krieger / Mon, 08 Oct 2012 15:47:49 +0200


Ergänzung dazu:

> Jedenfalls ist festzuhalten, dass man (als Trend) durchaus
> erkennt, dass der Stadtbus trotz aller technischer Neuerungen
> mit steigenden Diesel-Preisen immer unwirtschaftlicher wird.
> Ebenso werden immer weniger U-Bahnen aus politischen Gründen
> gebaut (weil 'super-modern', das war in den 1970ern-90ern noch
> so), die Tram wird nicht mehr wegen der Einschätzung
> als 'veraltet' verworfen.


> Vgl. München - hier wird ein Kleinprojekt nach dem anderen
> umgesetzt (meist Verlängerung bestehender Strecken), sogar
> inzwischen mit Zustimmung bisher Tram-feindlicher
> Stadtpolitiker der Autofahrer- und Bauern-Partei (CSU).


Der Verband 'Aktion Münchner Fahrgäste' äußert sich dazu wie folgt:

<http://fahrgaeste.de/presse/index.php?show=475>

| Bemerkenswert ist, dass dieser Beschluss einstimmig gefallen ist.
| Nachdem der Ausbau der Trambahn vor über zwanzig Jahren zwar
| auch einstimmig beschlossen wurde, zwischenzeitlich aber oft
| die jeweiligen Projekte bekämpft wurden, wird dieses Signal
| vom Fahrgastverband Aktion Münchner Fahrgäste sehr begrüßt.


Hintergrund: Wie schon gesagt,hielt die CSU lange an der Idee
der 'autogerechten Stadt' fest und wollte, wenn überhaupt,
neue U-Bahn-Strecken (weil 'modern' *) und die Tram abschaffen.
Noch heute tobt eine Posse um die Durchquerung des Englischen
Gartens - die Landesregierung (CSU) blockiert die Pläne der
Stadtregierung (SPD), eine Schienen-Querung zu schaffen statt
der existierenden Buslinie (die läuft über eine ansonsten
gesperrte Zuliefer- und Rettungs-Straße für den Biergarten).


* [Metro London ab 1863, elektrifiziert ab 1890 - so modern
ist das genau genommen nicht mehr]


jk


--
no sig

Tadej Brezina

unread,
Oct 27, 2012, 5:40:07 AM10/27/12
to
Am 08.10.2012 10:01, schrieb Martin Bienwald:
> Gernot Greier<kgr...@gmx.de> wrote:
>
>> Es ist sicherlich zutreffend, dass in den
>> letzten 20 Jahren mehr Strab-Strecken erï¿œffnet als stillgelegt wurden.
>
> Ist das wirklich so sicher? In der Ex-Sowjetunion z.B. ist in den letzten 20
> Jahren sehr viel stillgelegt worden; wird das durch die Neuerï¿œffnungen im
> Rest der Welt ï¿œberhaupt ausgeglichen?

Gibt's irgendwo eine ï¿œbersicht fï¿œr diese Stilllegungen im EX-Ostblock?
Gesehen habe ich's in St.Petersburg, wo das Netz stark eingeengt, sogar
geteilt wurde. Und von einer wilden Stillegungswelle las ich in Kaliningrad.
T+

--
"Und obwohl der Mensch selbst der grᅵᅵte Rᅵuber ist, den die Welt
gesehen hat, neigt er dazu, alle anderen Rï¿œuber zu verurteilen."
<Eugene P. Odum zum Raub in der ï¿œkologie, ï¿œkologie S.254>
--
(Laptop brezta2)

Tadej Brezina

unread,
Oct 27, 2012, 5:41:24 AM10/27/12
to
Wann hatte die CSU in München das letzte Mal was zu reden?
T+

Reinhard Greulich

unread,
Oct 27, 2012, 6:14:31 AM10/27/12
to
Tadej Brezina schrieb am Sat, 27 Oct 2012 11:41:24 +0200:

> Wann hatte die CSU in M�nchen das letzte Mal was zu reden?

Es waren nach 1948 nur 6 Jahre und das ist jetzt auch schon bald 30
Jahre her, aber der Kiesl ("Propeller-Erich") hat so nachhaltig
Schaden angerichtet, dass die Folgen bis heute anhalten. Vielleicht
war ihm ja klar, dass die CSU nur ein kurzes Gastspiel haben w�rde.
Inzwischen ist er rechtskr�ftig verurteilt wegen
Grundst�cksschiebereien in seiner Amtszeit *), aber nat�rlich
weiterhin in h�chsten Ehren in der CSU.

Der Liedvers "In M�nchen steht ein Hofbr�uhaus, doch Freudenh�user
m�ssen raus ..." wurde w�hrend seiner Amtszeit geschrieben.

Gru� - Reinhard.


*) Wikipedia: "1981 begann die sogenannte �Bauland-Aff�re�. Josef
Sch�rghuber, einem mit Kiesl befreundeten M�nchner Unternehmer, und
seiner Bayerischen Hausbau wurden ca. 60.000 m� st�dtischen Grunds in
bester Lage deutlich unter Wert verkauft. Ein Gutachten des
Bewertungsamtes der Stadt M�nchen hatte einen Quadratmeterpreis von
840 DM ermittelt. Tats�chlich wurden die Grundst�cke f�r nur 230 DM
pro m� ver�u�ert. Dem Stadtrat war dieses Gutachten verheimlicht
worden und die m�ndlich festgelegte Preisbasis wurde mit den Stimmen
von CSU und FDP gebilligt."

--
70086
~=@=~ www.debx.de ~=@=~
die Homepage der deb*-Newsgruppen.

Andreas Barth

unread,
Oct 27, 2012, 7:25:29 AM10/27/12
to
Tadej Brezina wrote:
> Am 08.10.2012 15:47, schrieb Jakob Krieger:
>> Der bislang letzte CSU-OB hatte funktionierende und gut
>> frequentierte Strecken stilllegen und in der Innenstadt
>> Häuser beseitigen lassen, um Straßen zu bauen. Da ist schon
>> ein Umdenken festzustellen

> Wann hatte die CSU in München das letzte Mal was zu reden?

Über die Kommunalaufsicht sowie die technische Aufsichtsbehörde:
fortlaufend. So wurde beispielsweise bei einer unerwünschten Planung
einfach die Festsetzung der Stadt im Nahverkehrsplan sowie das
Verkehrsbedürfnis ignoriert, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
(Oder in einem anderen Bereich: Ein gewählter Referent nicht
zugelassen, weil ein paar Monate nachgewiesene Leitungstätigkeit
gefehlt haben und "Fraktionsvorsitzender" halt keine solche ist - als
Kandidat für den Ministerpräsidenten wäre er geeignet, aber nicht als
Kandidat als Stadtminister.)



Viele Grüße,
Andi

Jakob Krieger

unread,
Oct 27, 2012, 9:06:09 AM10/27/12
to
- Tadej Brezina / Sat, 27 Oct 2012 11:41:24 +0200


>> Vgl. München ...

>> Der bislang letzte CSU-OB hatte funktionierende und gut
>> frequentierte Strecken stilllegen und in der Innenstadt
>> Häuser beseitigen lassen, um Straßen zu bauen. Da ist schon
>> ein Umdenken festzustellen

> Wann hatte die CSU in München das letzte Mal was zu reden?

Nun,
(1) als zweitstärkste Fraktion im Stadtrat redet sie durchaus,
(2) als stärkste der Bezirksregierung bestimmt sie die Richtlinien
diverser Verwaltungsbehörden,
(3) als Regierungspartei im Landtag ist sie u.a. für den seit
Jahrzehnten ausbleibenden Ausbau der S-Bahn-Infrastruktur direkt
verantwortlich.

Gerade was das Thema S-Bah betrifft, sind die vielen 'schwarzen'
Speckgürtel-Gemeinden durchaus ein Hemmschuh.
So gibt es Gemeinden, die zwar genug Geld haben, um z.B. alle
Park-Seitenstreifen auf SUV-Breite zu erweitern (in manchen
dieser Ortschaften sieht man anteilsmäßig so viele SUV-Dinger
wie seinerzeit Trabis in der DDR, das ist wie im schlechten Film),
sich aber weigern, per Beteiligung oder auch nur planerische
Vorgaben wichtige Kleinmaßnahmen zu realisieren:

- Ersatz von Bahnübergängen stark frequentierter Straßen durch
Unterführungen
- Schaffung auf Begegnungspunkten bei eingleisigen Strecken
- Ausbau der Bahnsteige auf Länge der Dreifachtraktionen
- Ausbau uralter Nebenbahnstrecken auf alltagstaugliche V-max


So kommt es, dass im Tunnel der 'Stammstrecke' unter der
Innenstadt 2er- statt 3er-Traktionen fahren (sie heißen 'Vollzüge',
was dem Fahrgast bei Betreten durchaus einleuchtet, auch wenn
die Bedeutung eigentlich eine andere ist) fahren - somit ist der
Tunnel nur zu 2/3 seiner Fahrgastkapazität ausgelastet.
Schlimmer ist, dass durch die vielen Engstellen im Außenbereich
ständig auf verspätete Gegenzüge gewartet werden muss und das
Gesamtsystem ständig mit Verspätungen kämpft (es ist alltäglich,
dass Züge vor Einfädelungspunkten 5-10 Minuten rumoxydieren).


Ansonsten pflichte ich den Beiträgen von Andreas und Reinhard bei.

Zum letzen CSU-OB Kiesl: Er versuchte, den Regierungsstil seines
Vorsitzenden Strauß zu imitieren, hatte aber - sagen wir mal -
nicht die Wirkmasse, nicht das Profil. Was herauskam, war teils
strafrechtlich relevante Schieberei unter "Spezln".

Zum "Sperrgebiet"-Lied: Kiesls Ordnungs-Chef Gauweiler hat damals
in großem Aktionismus mehrere Bars am Hauptbahnhof schließen lassen,
wo tatsächlich ziemlich offen Prostitution stattfand - obwohl es
'Sperrbezirk' war (und heute noch ist). Nach der Aktion änderten
sich die Besitzer der Lokale, der Rest jedoch nicht. Sofern man
damals als 'Schelm' böses dachte, war man damit nicht allein. ...



jk



--
no sig

Thomas Wedekind

unread,
Oct 27, 2012, 9:27:51 AM10/27/12
to
Am Sat, 27 Oct 2012 11:40:07 +0200 schrieb Tadej Brezina
<tadej_...@gmx.at>:

> Gibt's irgendwo eine Übersicht für diese Stilllegungen im
> EX-Ostblock? Gesehen habe ich's in St.Petersburg, wo das Netz stark
> eingeengt, sogar geteilt wurde. Und von einer wilden
> Stillegungswelle las ich in Kaliningrad. T+

Vorschlag: Werde dem Usenet doch mal untreu und registriere dich im
Drehscheibe-Online-Forum, da gibt's eine eingefleischte kleine Gruppe
(aus Deutschland), die genau diese Informationen sammelt. (Lesen geht
ohne Anmeldung, schreiben/fragen aber nur mit.)

Die Leute bereisen auch (ggf. mit erheblichem Aufwand) solche
gefährdeten Betriebe und sammeln die Infos vor Ort. Offenbar kommt
alles Bekannte vor: vom total abgewirtschafteten Kleinbetrieb (den
man eigentlich komplett neu bauen müsste) über Straba-feindliche
Bürgermeister (die gut funktionierende Strukturen nach Belieben
zerreißen) bis zum Wegfall des Verkehrsbedürfnisses (einzige Strecke
führt zu irgendeinem Großbetrieb, der geschlossen wurde). Habe den
DSO-User "kaufhalle" da als sehr kompetent in Erinnerung, der wohl
auch direkt solche Übersichten schreibt. Dann noch so ein
"Extremreisender" aus Plauen, der z.B. mal schnell an die
Schwarzmeerküste oder in die mittelasiatischen Ex-Sowjetrepubliken
fliegt und manchmal schon zu spät kommt (alle Fahrzeuge im Depot,
Fahrleitung demontiert...). Z.T. lesenswerte Berichte.

--
Viele Grüße, Thomas

Reinhard Greulich

unread,
Oct 27, 2012, 10:34:41 AM10/27/12
to
Jakob Krieger schrieb am Sat, 27 Oct 2012 15:06:09 +0200:


> Gerade was das Thema S-Bah betrifft, sind die vielen 'schwarzen'
> Speckgürtel-Gemeinden durchaus ein Hemmschuh.

Es ist klar, dass die roten Inseln im CSU-Land keinen leichten Stand
haben. In Nürnberg ist das wohl ähnlich. In der Stadt selbst dürfte
sich das mit Propeller-Erich auf Jahre erledigt haben.

> Zum "Sperrgebiet"-Lied: Kiesls Ordnungs-Chef Gauweiler hat damals
> in großem Aktionismus mehrere Bars am Hauptbahnhof schließen lassen,
> wo tatsächlich ziemlich offen Prostitution stattfand - obwohl es
> 'Sperrbezirk' war (und heute noch ist). Nach der Aktion änderten
> sich die Besitzer der Lokale, der Rest jedoch nicht. Sofern man
> damals als 'Schelm' böses dachte, war man damit nicht allein. ...

Mitunter ist die Nähe rechter Ordnungspolitker zum Rotlichtmilieu für
sowas durchaus ein Leitmotiv, da geht es dann in Wirklichkeit um
Marktbereinigung zu Lasten der Konkurrenz. Vom ehemaligen Hamburger
Innensenator Schill wird Ähnliches berichtet. Dem Gauweiler traue ich
allerdings zu, Überzeugungstäter zu sein, was aber für das Ergebnis
nichts heißen muss.

Gruß - Reinhard.

Jakob Krieger

unread,
Oct 27, 2012, 12:01:04 PM10/27/12
to
- Reinhard Greulich / Sat, 27 Oct 2012 16:34:41 +0200


>> Gerade was das Thema S-Bah betrifft, sind die vielen 'schwarzen'
>> Speckgürtel-Gemeinden durchaus ein Hemmschuh.

> Es ist klar, dass die roten Inseln im CSU-Land keinen leichten Stand
> haben.

sooo rot ist die Münchner SPD auch wieder nicht,
aber zur kompletten Blockade durch die Landesregierung
reicht es allemal.


> ... In der Stadt selbst dürfte sich das mit Propeller-Erich
> auf Jahre erledigt haben.

Naja, Josef Schmidt (CSU) gegen Dieter Reiter (SPD) ist noch
lange nicht ausgemacht - beide sind ziemlich unbekannt und
tragen auch farblich nicht besonders auf. Schmidt ist geborener
Münchner und Metzgerssohn, Reiter wohnt nicht mal in der Stadt.
Ude hat viele ehemalige SPD-Wähler vergrault ...

Aber dennoch - dein Wort in Gottes Ohr (sofern existent).


> Mitunter ist die Nähe rechter Ordnungspolitker zum Rotlichtmilieu für
> sowas durchaus ein Leitmotiv, da geht es dann in Wirklichkeit um
> Marktbereinigung zu Lasten der Konkurrenz.

Gauweiler war damals dafür bekannt, dass er sich gerne mal per
Taxi in schwule Bars kutschieren ließ. Für einen Ober-Moralisten
nicht gerade typisch. Vielleicht stand er ja nur auf Kitsch und
deutsche Schlager ... man will schließlich nichts unterstellen.


> Vom ehemaligen Hamburger Innensenator Schill wird Ähnliches berichtet.

In Hamburg ist das Rotlichtgeschäft ja durchaus gesamtwirtschaftlich
relevant. Und sicher war alles immer im Auftrag der Wähler ...


jk




--
no sig

Reinhard Greulich

unread,
Oct 27, 2012, 12:30:28 PM10/27/12
to
Jakob Krieger schrieb am Sat, 27 Oct 2012 18:01:04 +0200:


> Naja, Josef Schmidt (CSU) gegen Dieter Reiter (SPD) ist noch
> lange nicht ausgemacht - beide sind ziemlich unbekannt und
> tragen auch farblich nicht besonders auf. Schmidt ist geborener
> Münchner und Metzgerssohn, Reiter wohnt nicht mal in der Stadt.

Wäre irgendwo typisch, wenn es die SPD auf sattsam bekannte Weise
vergeigt. Aber hoffen wir das Beste, die ganzen Zugereisten stehen
vielleicht nicht so auf Münchner Metzger-Folklore.

> Gauweiler war damals dafür bekannt, dass er sich gerne mal per
> Taxi in schwule Bars kutschieren ließ. Für einen Ober-Moralisten
> nicht gerade typisch. Vielleicht stand er ja nur auf Kitsch und
> deutsche Schlager ... man will schließlich nichts unterstellen.

Naja, die SPD ist zwar stolz auf ihren Wowereit, hat aber sonst doch
deutliche Berührungsängste. Da sind sie konservativer als die
Konservativen.

Das gilt auch, um wieder etwas on-T zu werden, für den Neubau von
Straßenbahnlinien. Von irgendeinem Tramwayboom haben die noch nichts
gehört, falls sie nicht ein Koalitionspartner zum Jagen trägt. Siehe
Hamburg.

Dann gibt es auch noch den Fall, wo der Koalitionspartner bar
jeglicher Fachkompetenz Entscheidungen herbeiführt, die einfach nur
hirnrissig und kostspielig sind, und wo dann wirklich die C-Partei
rein aus Opposition das Schlimmste verhindert. So geschehen hier in
Hannover. Aber das ist ein anderes Thema und wir hätten es nicht, wenn
die SPD überhaupt in der Lage wäre, in Fragen von Stadtverkehr und
Städtebau kompetent mitzureden - von "richtungweisend" will ich ja gar
nicht reden.

Jakob Krieger

unread,
Oct 27, 2012, 5:54:44 PM10/27/12
to
- Reinhard Greulich / Sat, 27 Oct 2012 18:30:28 +0200


>> Naja, Josef Schmidt (CSU) gegen Dieter Reiter (SPD) ist noch
>> lange nicht ausgemacht - beide sind ziemlich unbekannt und
>> tragen auch farblich nicht besonders auf. Schmidt ist geborener
>> Münchner und Metzgerssohn, Reiter wohnt nicht mal in der Stadt.

> Wäre irgendwo typisch, wenn es die SPD auf sattsam bekannte Weise
> vergeigt. Aber hoffen wir das Beste, die ganzen Zugereisten stehen
> vielleicht nicht so auf Münchner Metzger-Folklore.


Unter 'zugereist' stelle ich mir immer besoffene Japaner vor
(wegen Reiswein) ...

und wie sehr die Leute auf diese Bauerntheater-Folklore stehen,
kann man alljährlich zur Wiesnzeit beobachten - da kleiden sich
sogar vermeintlich vernünftige Menschen in karierte Kasperlhemden
ein und singen Sauflieder in der U-Bahn (letzteres lässt sich
mit vorhandenen technischen Mitteln gut übertünchen).


Aber zurück zum Thema: Ich hatte den ganzen Exkurs deshalb
angefangen, weil inzwischen sogar in unserer katholischen
Einheitspartei die Akzeptanz für die Tram steigt; kürzlich
wurde sogar mit (!) deren Stimmen im Stadtrat eine Neubaustrecke
beschlossen.

Es handelt sich zwar nur um 3 Streckenkilometer, wovon über die
Hälfte schon befahrbar ist (als Zubringer zum Betriebshof).

Noch vor wenigen Jahren ist die grüne Fraktion geradezu mit Mist
beworfen worden, weil sie vorschlug, mittels dieser bestehenden
Gleise und ein paar hundert Metern Gleis nebst Wendekreis ein
(relativ neu erweitertes) Wohn- und Gewerbegebiet anzubinden -
und heute geht das in erweiterter Form einstimmig durch.

Wenn man da noch 5 km weiter baut, hätte man sogar die Messe
angeschlossen und könnte einen (Bedarfs-) Haltepunkt der
Flughafen-S-Bahn anbinden
(bislang ist das so umständlich, dass Messebesucher am
Leuchtenbergring aus der Flughafen-S-Bahn aussteigen und dort
nach dem nicht vorhandenen Taxi-Standplatz suchen).
Vielleicht kommt das ja auch noch ...


[SPD und Tram]
> ... konservativer als die Konservativen.
>
> Das gilt auch, um wieder etwas on-T zu werden, für den Neubau von
> Straßenbahnlinien. Von irgendeinem Tramwayboom haben die noch nichts
> gehört, falls sie nicht ein Koalitionspartner zum Jagen trägt. Siehe
> Hamburg.

Hamburg hatte allerdings zu dem Zeitpunkt, als beschlossen wurde,
die Tram abzuschaffen (1958), eine funktionierende Hochbahn
(mit 2,60 statt 3 m Breite und Betrieb über Gleisbrücken deutlich
billiger als z.B. die U-Bahn München).

Die Erkenntnis, dass Trambahnen gut geeignet sind, überlastete
Bus-Linien zu ersetzen, scheint bei den Hanseaten noch etwas zu
brauchen - aber wenn sogar die Südlichter das langsam kapieren,
dann wird das schon -
"wir machen hier Politik und sind nicht auf der Flucht" ...


Noch was zur U-Bahn München: Z.B. die Strecke zur Messe vom
Landtag aus (nächstgelegener Rand der Altstadt. Max-Weber-Platz
rsp. Ostbahnhof) beträgt auf der Straße etwa 8 km. Die oben
phantasiere Tram kann das in 20 Minuten schaffen (bei ein paar
längeren Haltepunkt-Abständen), der existierende Bus braucht
knapp 30 Minuten (weil er noch einen Kringel fährt, um einen
Anschluss zur S-Bahn herzustellen) - und die U-Bahn braucht satte
25 Minuten. Warum? Weil sie fast die doppelte Wegstrecke fährt,
um nach dem Motto "mit der Kirche ums Dorf" einen weiteren
Stadtteil anzubinden. So sind teure U-Bahn-Bauten Quatsch
(man baut die Dinger im Tunnel, um geradeaus fahren zu können).

Ähja, diese Strecke wurde unter CSU-OB 'Propeller-Erich' Kiesl
[oder despektierlicher: "vorne er, hinten ich"] geplant. Mit
weit ausladender S-Kurve, durch die der Bau weitgehend sinnfrei
wurde. Da ist jedes Klapprad schneller
(ok, mit dem Auto braucht man meist länger).


> Dann gibt es auch noch den Fall, wo der Koalitionspartner bar
> jeglicher Fachkompetenz Entscheidungen herbeiführt, die einfach nur
> hirnrissig und kostspielig sind, und wo dann wirklich die C-Partei
> rein aus Opposition das Schlimmste verhindert. So geschehen hier in
> Hannover.

Expliquez s.v.p. - was war das für ein Projekt?

Als Messebesucher war ich ja immer begeistert, wie gut die dortige
Tram / U-Tram die Messe an Innenstadt und Bahnhof anschließt
("bitte nicht mehr einsteigen, es kommt sofort ein weiterer Zug").


> Aber das ist ein anderes Thema und wir hätten es nicht, wenn
> die SPD überhaupt in der Lage wäre, in Fragen von Stadtverkehr und
> Städtebau kompetent mitzureden - von "richtungweisend" will ich ja gar
> nicht reden.

Sagen wir mal so - wenn politische Parteien Realitäten etwas
besser berücksichtigten (statt sich in Ideologien zu wälzen -
und Ideologien haben ja leider die unschöne Eigenschaft, die
Realität gering zu schätzen, ungeachtet von sonstigen Qualitäten),
wäre schon viel gewonnen.

Was macht die Städte kaputt? In alphabetischer Reihenfolge:
Abzocke/Betrug - Chaos - Dreck - Lärm. Viel mehr ist nicht.
Das ließe sich eigentlich fraktionsübergreifend diskutieren.



jk


--
no sig

Reinhard Greulich

unread,
Oct 27, 2012, 6:54:41 PM10/27/12
to
Jakob Krieger schrieb am Sat, 27 Oct 2012 23:54:44 +0200:

> Expliquez s.v.p. - was war das für ein Projekt?

Kurz gefasst: der hiesige Verkehrsbetrieb betreibt ein Stadtbahnnetz
mit Hochflurfahrzeugen und inzwischen nahezu flächendeckend
installierten Hochbahnsteigen, bei einem Fahrzeugpark mit nur zwei
Fahrzeugtypen von hoher Zuverlässigkeit und bei großer
Kundenakzeptanz. Als man daran ging, eine weitere Linie mit solchen
Bahnsteigen zu versehen (durch ein Stadtviertel mit besonders hohem
Wähleranteil), fanden irgendwelche Leute bei den Grünen diese
Hochbahnsteige plötzlich ganz fürchterlich, sie würden den Stadtteil
zerschneiden und überhaupt, Niederflurstraßenbahnen wären doch viel
moderner. Fast hätten sie den Verkehrsbetrieb dazu gezwungen, für die
eine Linie das Konzept umzuwerfen und einen Inselbetrieb mit
Niederflurstraßenbahnen zu bauen (vermutlich hätte jener dann eher den
Betrieb der Linie auf Busse umgestellt), das wurde dann aber von der
Region unter Beteiligung der Opposition gekippt.

Aktuell gibt es eine ähnliche Diskussion, weil diese eine
Oberflächenlinie zumindest in einem Teil ihrer Streckenführung im
Verkehrsraum wirklich nicht unproblematisch ist, weshalb es schon seit
vielen Jahren Überlegungen zu einer (mir persönlich absolut sinnvoll
erscheinenden) Tunnelführung unter dem Hauptbahnhof hindurch gibt, die
massiv und sehr ideologisch und, wie es derzeit scheint, auch
erfolgreich bekämpft wird.

> Als Messebesucher war ich ja immer begeistert, wie gut die dortige
> Tram / U-Tram die Messe an Innenstadt und Bahnhof anschließt
> ("bitte nicht mehr einsteigen, es kommt sofort ein weiterer Zug").

Und der kommt dann auch. Ja, Großveranstaltungen können sie definitiv
und auch sonst ist dieser Betrieb von einer derart unauffälligen
Effizienz und Zuverlässigkeit, dass man sich immer nur wundern kann,
was anderswo so abgeht.

Michael Witton

unread,
Oct 28, 2012, 7:21:11 AM10/28/12
to
Am 28.10.2012 00:54 schrieb Reinhard Greulich:
> Aktuell gibt es eine �hnliche Diskussion, weil diese eine
> Oberfl�chenlinie zumindest in einem Teil ihrer Streckenf�hrung im
> Verkehrsraum wirklich nicht unproblematisch ist, weshalb es schon seit
> vielen Jahren �berlegungen zu einer (mir pers�nlich absolut sinnvoll
> erscheinenden) Tunnelf�hrung unter dem Hauptbahnhof hindurch gibt, die
> massiv und sehr ideologisch und, wie es derzeit scheint, auch
> erfolgreich bek�mpft wird.

Wobei SPD im Rat auch so ungef�hr die einzigen zu sein scheinen, die auf
Teufel komm raus die vorgeschlagene, ziemlich ungl�ckliche Streckenf�hrung
wollen. Unter "normalen" Leuten hat die (schon seit Jahrzehnten geplante
und baulich vorbereitete) Tunnell�sung eindeutig die Nase vorne.

In Wirklichkeit geht's wahrscheinlich viel mehr darum, dass bei der
SPD-L�sung mit etwas Gl�ck ein ordentlicher Batzen Bundesgeld f�r den
Komplettumbau der Stra�e und Hochstra�e hinter dem Bahnhof herausspringt.
Der ADAC Hannover ist ja schlie�lich auch der Meinung, dass �ffentlicher
Nahverkehr in den n�chsten Jahren auf dem absteigenden Ast ist und man
deswegen unbedingt in neue Stra�en f�r die Autofahrer und nicht so was
altmodisches wie Schienen investieren muss.

Michael

Hannes Kuhnert

unread,
Oct 28, 2012, 9:34:34 AM10/28/12
to
Michael Witton schrieb:

> Wobei SPD im Rat auch so ungefähr die einzigen zu sein scheinen, die auf
> Teufel komm raus die vorgeschlagene, ziemlich unglückliche Streckenführung
> wollen. Unter "normalen" Leuten hat die (schon seit Jahrzehnten geplante
> und baulich vorbereitete) Tunnellösung eindeutig die Nase vorne.
>
> In Wirklichkeit geht's wahrscheinlich viel mehr darum, dass bei der
> SPD-Lösung mit etwas Glück ein ordentlicher Batzen Bundesgeld für den
> Komplettumbau der Straße und Hochstraße hinter dem Bahnhof herausspringt.

> Der ADAC Hannover ist ja schließlich auch der Meinung, dass öffentlicher
> Nahverkehr in den nächsten Jahren auf dem absteigenden Ast

Ja, der ADAC spricht sich für den Abstieg in den D-Tunnel aus?

> ist und man
> deswegen unbedingt in neue Straßen für die Autofahrer und nicht so was
> altmodisches wie Schienen investieren muss.

Hm, der in Erwägung gezogene Umbau hinter dem Hauptbahnhof samt Abriss der
Hochstraße am Raschplatz – die zitierte „SPD-Lösung“ – wird vom ADAC
allerdings nicht befürwortet …

Schienen soll es so und so geben – lediglich der Nutzen deren Anordnung im
Tunnel und dessen angemessenes Verhältnis zum baulichen Aufwand steht zur
Debatte.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz

Jakob Krieger

unread,
Oct 28, 2012, 1:08:19 PM10/28/12
to
- Reinhard Greulich / Sun, 28 Oct 2012 00:54:41 +0200


>> Expliquez s.v.p. - was war das für ein Projekt?
>
> Kurz gefasst ...

ok, danke - hab auch anderweitig noch was gelesen darüber.

Klar, bei den Zuglängen, die in Hannover gefahren werden,
sind die Hochbahnsteige schon eine deutliche Beeinträchtigung -
allerdings ist es fast egal, ob man die auf 30 oder 90 cm
baut (für die Niederflur-Variante will man ja auch flachen
Zugang laut Presse).

Tunnel schaffen natürlich Platz, verlängern allerdings die
Beschickungszeiten für das 'selbstladende Stückgut' (und
kosten ziemlich viel).

Wirklich unsinnig ist allerdings die Idee mit einem weiteren
für andere Strecken inkompatiblen Wagentyp, da hängt viel dran
(Werkstatt/Wartung umbauen, Ersatzfahrzeuge anschaffen).

Vor allem, weil die gägigen Niederflur-Züge absolut nicht
an die U-Bahn-ähnlichen Fahreigenschaften (nebst Komfort) der
Hannoveraner Hochbord-Flotte herankommen.

Wer die Dinger trotzdem haben will, dem biete ich eine Tour
durch München an - Fahrwerks-Minimierung plus Elektronik
führen da oft zu lustigen Jahrmarkts-Effekten (allerdings
fehlt der Bierausschank).



>> Als Messebesucher war ich ja immer begeistert, wie gut die dortige
>> Tram / U-Tram die Messe an Innenstadt und Bahnhof anschließt
>> ("bitte nicht mehr einsteigen, es kommt sofort ein weiterer Zug").
>
> Und der kommt dann auch. Ja, Großveranstaltungen können sie definitiv
> und auch sonst ist dieser Betrieb von einer derart unauffälligen
> Effizienz und Zuverlässigkeit, dass man sich immer nur wundern kann,
> was anderswo so abgeht.

Es liegt u.a. an der Betriebsführung.

Beispiel aus München - Fahrgast beschwert sich über das
zuppige Fahrverhalten eines Zuges (wie sich herausstellte,
war er kein Laie) - Antwort des Fahrers:
"Ich merke das ja auch, aber solange kein Störungs-Licht leuchtet,
darf ich keinen Defekt melden."

Wenn man die Qualitätsmaßstäbe so heruntersetzt (alles, was in
der Schiene bleibt, ist ok), gibt es halt keinen reibungslosen
Betrieb.


jk


--
no sig

Reinhard Greulich

unread,
Oct 28, 2012, 1:48:33 PM10/28/12
to
Michael Witton schrieb am Sun, 28 Oct 2012 12:21:11 +0100:

> Wobei SPD im Rat auch so ungef�hr die einzigen zu sein scheinen, die auf
> Teufel komm raus die vorgeschlagene, ziemlich ungl�ckliche Streckenf�hrung
> wollen. Unter "normalen" Leuten hat die (schon seit Jahrzehnten geplante
> und baulich vorbereitete) Tunnell�sung eindeutig die Nase vorne.

Unter vern�nftiger Betrachtung h�tte sie, ja. Aber das ist anscheinend
derzeit nicht gefragt, sonst w�rde man kaum eine Streckenf�hrung
favorisieren, die gegen�ber der aktuellen Situation ein massiver
R�ckschritt ist und keinerlei Vorteile f�r irgendwen bringt, mal
abgesehen von...

> In Wirklichkeit geht's wahrscheinlich viel mehr darum, dass bei der
> SPD-L�sung mit etwas Gl�ck ein ordentlicher Batzen Bundesgeld f�r den
> Komplettumbau der Stra�e und Hochstra�e hinter dem Bahnhof herausspringt.

... genau.

> Der ADAC Hannover ist ja schlie�lich auch der Meinung, dass �ffentlicher
> Nahverkehr in den n�chsten Jahren auf dem absteigenden Ast ist und man
> deswegen unbedingt in neue Stra�en f�r die Autofahrer und nicht so was
> altmodisches wie Schienen investieren muss.

Dann sollte er sich massiv gegen das wenden, was aktuell geplant ist,
weil das den gesamten Oberfl�chenverkehr - Stra�enbahn, Fu�g�nger und
eben auch Busse und Autos - verschlechtern und erschweren wird.

Gru� - Reinhard.

Reinhard Greulich

unread,
Oct 28, 2012, 1:54:09 PM10/28/12
to
Jakob Krieger schrieb am Sun, 28 Oct 2012 18:08:19 +0100:

> Wenn man die Qualit�tsma�st�be so heruntersetzt (alles, was in
> der Schiene bleibt, ist ok), gibt es halt keinen reibungslosen
> Betrieb.

Besonders wenn das auf die Motivation der Mitarbeiter schl�gt, die das
ja zuerst merken.

Gru� - Reinhard.

Waldemar Krzok

unread,
Oct 31, 2012, 6:09:53 AM10/31/12
to
Am 27.10.2012 11:40, schrieb Tadej Brezina:
> Am 08.10.2012 10:01, schrieb Martin Bienwald:
>> Gernot Greier<kgr...@gmx.de> wrote:
>>
>>> Es ist sicherlich zutreffend, dass in den
>>> letzten 20 Jahren mehr Strab-Strecken erï¿œffnet als stillgelegt wurden.
>>
>> Ist das wirklich so sicher? In der Ex-Sowjetunion z.B. ist in den
>> letzten 20
>> Jahren sehr viel stillgelegt worden; wird das durch die Neuerï¿œffnungen im
>> Rest der Welt ï¿œberhaupt ausgeglichen?
>
> Gibt's irgendwo eine ï¿œbersicht fï¿œr diese Stilllegungen im EX-Ostblock?
> Gesehen habe ich's in St.Petersburg, wo das Netz stark eingeengt, sogar
> geteilt wurde. Und von einer wilden Stillegungswelle las ich in
> Kaliningrad.

Hallo Tadej,

kann ich nur ï¿œber Polen berichten, aber dort ist der Trend eher zur
Erhaltung/Ausbau der Straï¿œenbahn. Neue Linien entstehen z.B. in Krakau,
Breslau, Stettin und Posen. Teilweise als Schnellstraï¿œenbahn auf
separaten Linien, teilweise im Tunnel (Krakau). In kleineren Stï¿œdten
(z.B. Gorzow/Landsberg a.d. Warthe) gibt es allerdings Bestrebungen den
Betrieb einzustellen, allerdings schafft die Bevï¿œlkerung immer noch die
Politiker zurï¿œckzupfeiffen. In Slubice (Frankfurt-Dammvorstadt) und
Zgorzelec (Gï¿œrlitz) existieren allerdings Plï¿œne, die Straï¿œenbahn wieder,
als Teil des Netzes von FFO respektive Gï¿œrlitz wieder aufzubauen.
ï¿œhnliche Plï¿œne existierten auch fï¿œr Cieszyn/Cesky Tesin, allerdings wird
in den nï¿œchsten Jahren wohl nichts daraus werden (Geld). Interessante
Plï¿œne gibt es auch fï¿œr die Sudetenregion, wo ï¿œberlegungen existieren die
Erholungsgebiete in den Bergen ï¿œber eine ï¿œberlandstraï¿œenbahn an Jelenia
Gora (Hirschberg) anzuschliessen (Karlsruher Modell), auch in die
Tschechische Republik (Harrachov), allerdings auch hier gibt es kein
Geld dafï¿œr.

Grᅵᅵe

Waldemar


--
My jsme Borgovᅵ. Sklopte ᅵtᅵty a vzdejte se. Odpor je marnᅵ

Wolfgang Keller

unread,
Oct 31, 2012, 1:16:26 PM10/31/12
to
> kann ich nur über Polen berichten, aber dort ist der Trend eher zur
> Erhaltung/Ausbau der Straßenbahn.

In Oberschlesien wurde aber ganz schön gerodet.

MfG,

Wolfgang

Waldemar Krzok

unread,
Nov 1, 2012, 4:31:12 AM11/1/12
to
Am 31.10.2012 18:16, schrieb Wolfgang Keller:
>> kann ich nur �ber Polen berichten, aber dort ist der Trend eher zur
>> Erhaltung/Ausbau der Stra�enbahn.
>
> In Oberschlesien wurde aber ganz sch�n gerodet.

Leider ja, aber die Einwohner protestieren massiv und es gibt Chance,
dass sich der Trend dort umdreht. Allerdings ist der Zustand der
Infrastruktur sehr schlecht, auch viele Strecken sind Eingleisig. Mal
schauen, wie sich das Entwickelt, die Region ist eigentlich nicht so arm.

Gr��e

Waldemar


--
My jsme Borgov�. Sklopte �t�ty a vzdejte se. Odpor je marn�

Lothar Hügel

unread,
Nov 26, 2012, 12:02:46 PM11/26/12
to
Hallo,

Am 01.11.2012 09:31, schrieb Waldemar Krzok:
>>> kann ich nur über Polen berichten, aber dort ist der Trend eher zur
>>> Erhaltung/Ausbau der Straßenbahn.
>> In Oberschlesien wurde aber ganz schön gerodet.
> Leider ja, aber die Einwohner protestieren massiv und es gibt Chance,
> dass sich der Trend dort umdreht. Allerdings ist der Zustand der
> Infrastruktur sehr schlecht, auch viele Strecken sind Eingleisig. Mal
> schauen, wie sich das Entwickelt, die Region ist eigentlich nicht so arm.

Verkehrspolitik wird für die Zukunft gemacht und von heute auf morgen
ist auch keine Umstellung auf umweltfreundlichen elektrifizierten
Schienennahverkehr möglich.

Ölpreise werden absehbar weiter steigen und Elektrizität kann mittel-
bis langfristig auch summiert aus kleinen regenerativen Quellen vor
Ort gewonnen werden. Auch in Polen wird früher oder später noch die
Vernunft siegen und statt der unrentablen Nuklearkraftwerke auf die
erneuerbaren Energien gesetzt. Gerade Wasserkraft kann vor allem in
Gebirgsgegenden eine wichtige Rolle spielen, wo bereits frühere
Jahrhunderte Wassermühlen liefen ohne erschlagende teure Eingriffe in
die Natur oder großflächige Stauanlagen.

Dazu sind natürlich auch Investitionen notwendig, aber es ergeben sich
aus diesen Investitionen neben offensichtlichen Vorteilen noch diverse
volkswirtschaftliche Synergieeffekte bei guter Infrastruktur für
lokale Mobilität und Fremdenverkehr. Selbst veraltete Bahnen sind
zumindest als touristische Attraktion noch sehenswert und bringen
nicht nur die örtliche Bevölkerung befördert.

Stephan Weinberger

unread,
Nov 27, 2012, 3:31:11 AM11/27/12
to
On 2012-11-26 18:02, Lothar Hügel wrote:

> Dazu sind natürlich auch Investitionen notwendig, aber es ergeben sich
> aus diesen Investitionen neben offensichtlichen Vorteilen noch diverse
> volkswirtschaftliche Synergieeffekte bei guter Infrastruktur für
> lokale Mobilität und Fremdenverkehr.

Aktueller Stand ist sogar, dass erneuerbare Energieformen - je nach
Berechnungsmethode - etwas bis sehr viel billiger kommen als die
traditionellen. Insbesondere bei der Nuklearenergie sind die direkten
wie auch die versteckten Subventionen enorm.


--
cu mail: invi...@xover.mud.at
Stephan www: http://invisible.priv.at
The choices we make, not the chances we take, determine our destiny.

Lothar Hügel

unread,
Nov 28, 2012, 2:41:03 PM11/28/12
to
Hallo Stephan,

Am 27.11.2012 09:31, schrieb Stephan Weinberger:
>> Dazu sind natürlich auch Investitionen notwendig, aber es ergeben sich
>> aus diesen Investitionen neben offensichtlichen Vorteilen noch diverse
>> volkswirtschaftliche Synergieeffekte bei guter Infrastruktur für
>> lokale Mobilität und Fremdenverkehr.
> Aktueller Stand ist sogar, dass erneuerbare Energieformen - je nach
> Berechnungsmethode - etwas bis sehr viel billiger kommen als die
> traditionellen. Insbesondere bei der Nuklearenergie sind die direkten
> wie auch die versteckten Subventionen enorm.

lassen wir die Diskussion über die Betriebsrisiken der Nuklearenergie
ruhig weg. Three Mile Island, Cernobyl und Fukushima haben sich bei
vielen eingeprägt, auch wenn die Konsequenz oft gern verdrängt wird.

Bereits jetzt absehbar ist künftige mörderische Wirkung unsicherer
Nuklear-Abfall-Einlagerung wie in der Asse, deren Kosten überwiegend
Generationen von Kindern und Enkeln überlassen wurden in grenzenloser
Großzügigkeit unserer und vorhergehender Generationen!

Was die Berechnungsmethode betrifft, gibt es noch einige Zeit eine
gute Chance, das sich ganze Städte und Gemeinden unabhängiger machen
von den preistreibenden Energie- und Rohstoffmonopolen. Da auch bei
den Energiemonopolen an Investitionen und Personal gespart wurde, sind
sie nicht in der Lage, flächendeckend ausreichend schnell in den
Regionen aktiv zu werden und alternative regenerative Energie auch mit
vielen kleinen, sich summierenden Minikraftwerken aus zu bauen.

Da liegen neue Chancen für regionale und lokale Genossenschaften
http://neuegenossenschaften.de/ideen_konzepte/regionale_entwicklung.html)
und Bürgerinitiativen, sich in ihren Heimatorten weitgehend unabhängig
zu machen vom Preisdruck der Rohstoff- und Energielieferanten bei
Heizung und Strom! Mit einem Teil gemeinsamer Eigenleistung und neuer
kooperativer Zusammenarbeit von Landwirten, Entsorgungstechnikern,
Lokalpolitikern, kleinen und mittelständischen Unternehmern,
Handwerkern und sonstigen Bürgern sollte unabhängig von Parteibüchern
neue Zusammenarbeit vor Ort entwickelt werden, so lange den
Energiemonopolen die Kraft zum gründlichen Ausbremsen der Selbsthilfe
fehlt. Es gibt dafür schon gute Beispiele, wie sich neue Energien
summieren und langfristig auch der Bahn neue
Energie-Versorgungs-Möglichkeiten bieten können...

http://www.schoenstadt.net/index.php/nahwaerme/genossenschaft

Länger erfolgreich unabhängig bei Heizungs- und Stromversorgung:

http://bioenergiedorf-mauenheim.de/

Von Solarenergie und Windkraft reden inzwischen schon viele und bei
Biogas sind oft die Kreisbehörden bereits aktiv zur Nutzung von
Bioabfall und Faulgasen aus Kläranlagen geworden. Deshalb möchte ich
auf die vielen gerne vergessenen Möglichkeiten mit Wasserkraft auch an
sehr kleinen und mittleren Fließgewässern hinweisen mit Links:

http://www.3sat.de/page/?source=/hitec/151618/index.html
http://www.ecodesign-beispiele.at/data/art/200_3.php

Auch alte Wassermühlen lassen sich renovieren oder rekonstruieren und
aus vielen kleinen dezentralen Quellen summiert sich mehr Strom, als
vor Ort für private Haushalte und Kleinbetriebe gebraucht wird - also
auch für Nutzung bei der elektrifizierten Schienenverbindung:

http://www.gartner.iivs.de/wka/kwka-hersteller.html

Ich möchte nicht nur meckern und habe mir deshalb Mühe gemacht, auch
einige Links zu bieten zu Möglichkeiten, durch die man nicht nur als
Millionär sich und der Nachbarschaft zu neuem Wohlstand helfen kann
und für die Zukunft noch umweltfreundliche Mobilität sichert!

Ulf Kutzner

unread,
Feb 17, 2023, 10:39:01 AM2/17/23
to
Gernot Greier schrieb am Samstag, 6. Oktober 2012 um 12:17:21 UTC+2:

> Ich würde auch spontan sagen, dass der momentane "Tram-Boom" nur einzelne Länder betrifft. Insbesondere die Länder, in denen zwischen 1940 und 1980 nahezu alles stillgelegt wurde, was nach Straßenbahn aussah. Das betrifft vor allem Frankreich, Großbritannien, Spanien und die USA.

In Jaen, genauer: Jaén, schwächelte der Straßenbahnbetrieb
nach zwei kurzen Probebetrieben 2011 und 2012 allerdings bei
Null.

Nun soll reaktiviert werden, was nie so ganz aktiv war:

https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenbahn_Ja%C3%A9n#Kontroversen,_Stilllegung_und_Aktuelles

Gruß, ULF
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