Am 15.10.22 um 10:24 schrieb Herbert Albrecht:
> Das habe ich durchaus mitverfolgt, konnte aber die Härte der
> Auseinandersetzungen nicht immer nachvollziehen. Letztlich zahlt doch
> immer der Gleiche die Party - der Steuerbürger.
Zwischen Steuerbürger und Ausgaben steht die Landeskasse. Die Länder
müssen aus dieser sehr viele Dinge bezahlen, haben aber nur wenige
Möglichkeiten, um sie wieder zu füllen. Da die wichtigste Einnahmequelle
der Länder die Gewerbesteuer ist, haben sie zudem einen sehr
unterschiedlichen Etat.
Unvermeidlich, das es bei der Einführung neuer Kostenpositionen erst mal
heftige Auseinandersetzungen gibt.
> Hmm, macht Sinn. Wobei die Trennung Nahverkehr <-> Fernverkehr unklar
> ist. Na gut , die Züge sehen anders aus, die Trennung wird wohl vom
> Anbieter aus Marketinggründen eingeführt. Aber muss das so sein?
Bei der DB sind Nah- und Fernverkehr getrennte Unternehmensbereiche und
die meisten kleineren Verkehrsunternehmen sind überhaupt nur in einem
der beiden Felder tätig. Ja, eine gewisse Trennung ergibt sich an der
Stelle zwangsweise.
Aber auch politisch willst du eine Abgrenzung. Eine Fernfahrt quer durch
die Republik verursacht ganz erhebliche Kosten. Wenn das in einem
Pauschalticket enthalten sein soll, reden wir über Beträge von mehreren
100Eur im Monat. Das kann und will ein Pendler, der sich überwiegend im
regionalen Nahverkehr bewegt, nicht bezahlen.
>> Andere nutzten bisher günstigere, regionale Angebote, die müssen halt
>> jetzt dreimal rechnen, ob der Komfortgewinn einen Aufpreis wert ist.
>
> Guter Hinweis - an die Variante '49-Euro-Ticket kommt zusätzlich zu den
> vielen anderen Tarifsystemen' habe ich noch gar nicht gedacht. Ist aber
> möglich.
Natürlich werden alle anderen Angebote, die nicht "Monatskarte" heißen,
erhalten bleiben. Hier und da wird man Preise nachjustieren müssen, um
deren Attraktivität zu erhalten, aber das ist alles.
> Das bedeutet aber, dass das neue Ticket die Tarifkomplexität nicht
> beseitigt sondern vergrößert.
Das sehe ich jetzt nicht. Monatskarten erhalten einen bundesweit
einheitlichen Preis, Angebote oberhalb der magischen 49Eur werden
größtenteils verschwinden, im unteren Preisbereich wird sich wenig ändern.
> Damit entfällt ein wichtiges Motiv der
> Einführung: Man wollte die Nutzung durch Außenstehende (z.B. Autofahrer)
> erleichtern, indem die Schwelle der Tarifkenntnis und - anwendung
> möglichst flach wird.
Da ist doch der Fall: 49Eur (deutlich billiger als der Unterhalt eines
Auto!), und du kannst bundesweit in alles einsteigen, was Nahverkehr
heißt, ohne dich mit Automaten prügeln zu müssen.
> Teilbereich, in dem man häufig unterwegs ist? Oder - für
> Homeoffice-Nutzer - lohnt sich eine Monatskarte überhaupt noch für die
> wenigen Tage, an denen ich ins Büro fahre?
Die Frage stellt sich natürlich unabhängig, und vor allem auch für den
Autofahrer. Durchaus möglich, das wir am Beginn einer Entwicklung weg
vom Monatsticket hin zu flexibleren Angeboten stehen.