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Rastenberg und weiter?

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Thorsten Meinecke

unread,
Sep 6, 2004, 4:52:21 PM9/6/04
to
An den Fischteichen im Tiefen Tal, durch das lieblich
der Harschbach plätschert, stößt man auf ein ausgewachsenes
Normalspurtrassee, als Wirtschaftweg genutzt. Ich meine
jetzt nicht die 1968+, normalspurige BR-Strecke nach
Rastenberg, und auch nicht die schmalspurige WRE+WGE=WBGE.

Es ging stattdessen, mit Köpfen in Rastenberg, um den
Mühlberg herum ca. 6 km weit und 100 Höhenmeter aufwärts
nach Billroda. Es bestand aber wohl keine Verbindung
zur Finnebahn/Bf Billroda in Kahlwinkel.

Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um einen
ehemaligen Werkanschluss des Kalibergwerks "Schacht
Burggraf" handelt? Oder, hilfsweise, um ein Gleis für ein
Rüstungsprojekt der Nationalsozialisten? Der Schacht war
im letzten Kriegsjahr ein Außenlager von Buchenwald.

Gruß,
--Thorsten

Thomas Wedekind

unread,
Sep 7, 2004, 4:47:35 AM9/7/04
to
Thorsten Meinecke wrote:

> An den Fischteichen im Tiefen Tal, durch das lieblich
> der Harschbach plätschert, stößt man auf ein ausgewachsenes
> Normalspurtrassee, als Wirtschaftweg genutzt.

Nanu, in welchen finsteren Gegenden (wörtlich zu nehmen) treibst
Du dich herum ;-) ? Ich war dort vor 2-3 Jahren auch sehr
überrascht, vor allem weil ich als überhaupt ersten Hinweis
Wegweiser auf einen "Viadukt Tiefes Tal" fand. Dieses Brückchen
war recht bröckelig, darf man überhaupt noch darunter hindurch?

> Es ging stattdessen, mit Köpfen in Rastenberg, um den
> Mühlberg herum ca. 6 km weit und 100 Höhenmeter aufwärts
> nach Billroda. Es bestand aber wohl keine Verbindung
> zur Finnebahn/Bf Billroda in Kahlwinkel.

Eigentlich seltsam, Billroda ist für den Anschließer (Kaliwerk
"Gewerkschaft Rastenberg" laut Buch von Lauerwald über die
Pfefferminz- und Finnebahn) viel näher. Aber die Finnebahn wurde
erst ein paar Jahre später eröffnet. (Regelspur nach Rastenberg
1910; aus dem Buch geht nicht hervor, ob das weiter führende
Stück auch dann oder erst später. Da der Kalischacht aber
überhaupt Anlass für die Regelspurstrecke nach Rastenberg war,
ist von Gleichzeitigkeit auszugehen.)

> Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um einen
> ehemaligen Werkanschluss des Kalibergwerks "Schacht
> Burggraf" handelt? Oder, hilfsweise, um ein Gleis für ein
> Rüstungsprojekt der Nationalsozialisten? Der Schacht war
> im letzten Kriegsjahr ein Außenlager von Buchenwald.

Offensichtlich ja. Über das weitere Schicksal der Anlage steht bei
L. nichts, außer dass der Kalischacht schon in der Weltwirt-
schaftskrise geschlossen worden sei. Irgendwelche Infos fand ich
mal nach langem Suchen auf einer Webseite von/über Rastenberg,
hab die leider nirgendwo gespeichert.


--
Grüße, Thomas

Thorsten Meinecke

unread,
Sep 7, 2004, 4:43:01 PM9/7/04
to
Thomas Wedekind <tom-we...@web.de> schrieb:

>Nanu, in welchen finsteren Gegenden (wörtlich zu nehmen)

Finster die Stätten der preußischen Niederlage?

1 km und zwei Gaststätten von der Zugangsstelle
Auerstedt entfernt grünt der "Auerworld-Palast",
da musste ich an Weidenruten als Werkstoff für
Schienenfahrzeuge denken.

>"Viadukt Tiefes Tal" fand. Dieses Brückchen
>war recht bröckelig, darf man überhaupt noch darunter hindurch?

Mentale Notiz: Erneuter Besuch notwendig.

>Eigentlich seltsam, Billroda ist für den Anschließer (Kaliwerk
>"Gewerkschaft Rastenberg" laut Buch von Lauerwald über die
>Pfefferminz- und Finnebahn) viel näher. Aber die Finnebahn wurde
>erst ein paar Jahre später eröffnet.

Kölleda - Lossa 1. Mai 1914, gesamt (ohne Feier) 1. Oktober 1914.

>(Regelspur nach Rastenberg
>1910; aus dem Buch geht nicht hervor, ob das weiter führende
>Stück auch dann oder erst später. Da der Kalischacht aber
>überhaupt Anlass für die Regelspurstrecke nach Rastenberg war,
>ist von Gleichzeitigkeit auszugehen.)

Also ein anderes Bergbauunternehmen, oberhalb von Billroda
ansässig, nach Rastenberg benannt und bereits in den Dreißigern
aufgegeben.

Die Anlagen von Schacht Burggraf in der Nähe von Kahlwinkel
sind teilweise erhalten und waren zweifellos von der Finnebahn
erschlossen. Eine ähnliche Situation zweier benachbarter
Bergbaustandorte ist vielleicht Hüpstedt und Keula. Hüpstedt
durch die OeK von Silberhausen, Keula von der GEKE über
Ebeleben angebunden.

Ich gehe nun davon aus, dass die Tiefes-Tal-Strecke und die
Anlagen der Gewerkschaft nicht bis '45 und auch danach nicht
wieder in Betrieb genommen wurden.

Gruß,
--Thorsten

Thomas Wedekind

unread,
Sep 9, 2004, 11:13:24 AM9/9/04
to
Thorsten Meinecke wrote:

> Finster die Stätten der preußischen Niederlage?

Eigentlich nicht, oder hat man auch bei Rastenberg gekämpft? Nee,
es war dort physikalisch finster. Auch nicht mehr ganz früh am
Tage. (Habe wohl den letzten Triebwagen des Tages ab Buttstädt
nach Großheringen noch bekommen.)


> 1 km und zwei Gaststätten von der Zugangsstelle
> Auerstedt entfernt grünt der "Auerworld-Palast",
> da musste ich an Weidenruten als Werkstoff für
> Schienenfahrzeuge denken.

Modellbahn im Maßstab 1:1?


("Viadukt Tiefes Tal")

> Mentale Notiz: Erneuter Besuch notwendig.

Erwarte nicht zuviel, das ist kein "Viadukt". Nur ein einfacher,
aber recht breiter und hoher Gewölbebogen, nach dem Motto:
Beladener Heuwagen muss durchpassen (und bei Wolkenbrüchen
vermutlich eine Menge Wasser). Darüber liegt der der Erinnerung
nach sehr mächtige Bahndamm (wohl mehrere Meter Boden), der
natürlich Wasser speichert und durch das Mauerwerk abgibt.
Abdichten wahr wohl nicht die Stärke der damaligen Erbauer. (Die
ähnliche, noch viel größere Unterführung des Schwabhäuser Grundes
hinter Jena West war/ist noch? mit halbmeterlangen Tropfsteinen
verziert - nach Sanierung sollte da zumindest von oben nix mehr
durchlaufen.)


--
Grüße, Thomas

Thorsten Meinecke

unread,
Jan 30, 2006, 3:37:04 PM1/30/06
to
Thomas Wedekind <tom-we...@web.de> schrieb:

>Carsten Weber schrieb:
>
>> kennt jemand heutzutage existente durchgeschaltete Blockstellen mit
>> Formsignalen?
>> Wenn ja, wo sind diese zu finden?
>
>Gibt es Balgstädt an der Unstrutbahn (westl. Freyburg) noch?

Jetzt muss ich doch mal nachfragen, da ich mir schon länger
eine Seilbahn einbilde, wann Balgstädt Hp+Bk wurde.

Mit einer längst demon-
tierten Seilbahn zum Bahnhof Balgstädt (die Berg-
station befand sich neben dem Kalkofen) wurde
das Material abtransportiert. Der Schaumkalk ist
ein hochprozentiger, reiner Kalk (über 95% Kalzium-
karbonat) und ergibt einen sehr guten Branntkalk,
der früher unter anderem auch in der Zuckerindustrie
genutzt wurde (Raffinade von Weißzucker).

<http:www.geo.uni-leipzig.de/~sammlung/SAMMLUNG/TRIAS/PDF_TRIAS/AUFSCHLUESSE/A21_steinbruch_zscheiplitz.pdf>

Gruß,
--Thorsten

Thomas Wedekind

unread,
Jan 31, 2006, 6:51:51 AM1/31/06
to
Thorsten Meinecke schrieb:

> Jetzt muss ich doch mal nachfragen, da ich mir schon länger
> eine Seilbahn einbilde, wann Balgstädt Hp+Bk wurde.

> Mit einer längst demon-
> tierten Seilbahn zum Bahnhof Balgstädt (die Berg-
> station befand sich neben dem Kalkofen) wurde
> das Material abtransportiert.

Lauerwald schreibt in seinem Unstrutbahnbuch, dass Balgstädt als
Hp entstanden ist und "bald" (Jahr nicht angegeben) mit Bk ergänzt
wurde. Die mit Seilzug betriebene Anschlussbahn (also
Standseilbahn) der Fa. Flemming führte zum Bf _Freyburg_ und wurde
bis März 1978 betrieben. Ich kenne mich in der Örtlichkeit nicht
wirklich gut aus, neige aber dazu, den Lauerwald-Text als richtig
zu werten.

Dann wird noch ein LPG-Anschluss an der freien Strecke westlich
Balgstädt (km 9,1) erwähnt, der bis 1969 bestand.

--
Grüße, Thomas

Martin Ebert

unread,
Feb 12, 2006, 5:31:41 PM2/12/06
to
Thomas Wedekind wrote:
> Thorsten Meinecke schrieb:

Hallo Thomas, Thorsten,
ich bin hellwach: Mich interessiert mehr der militärische Teil der
Geschichte. Aus diesem Grund war ich vor drei Jahren mehrfach vor
Ort.

Andererseits interessiert mit Eisenbahn - sonst wäre ich nicht hier.

Zunächst einmal hat es eine Art Feldbahn gegeben, die südlich Freyburg,
nördlich Rödel (das ist der Berg)
(neben der Straßenbrücke - ist das Bf Freyburg?) startete:
Gleisfragmente waren noch erkennbar.

Ob das nun eine Standseilbahn war kann ich nicht einschätzen: Am Bf
mit Sicherheit nicht. Wenn es aber zum Steinbruch hoch ging, dann würde
es mit Reibung allein nicht gehen.

>> Jetzt muss ich doch mal nachfragen, da ich mir schon länger
>> eine Seilbahn einbilde, wann Balgstädt Hp+Bk wurde.
>> Mit einer längst demon-
>> tierten Seilbahn zum Bahnhof Balgstädt (die Berg-
>> station befand sich neben dem Kalkofen) wurde
>> das Material abtransportiert.

Das wäre dann aber westlich des Rödel.

> Lauerwald schreibt in seinem Unstrutbahnbuch, dass Balgstädt als Hp
> entstanden ist und "bald" (Jahr nicht angegeben) mit Bk ergänzt wurde.

Wann entstand der Hp?

> Die mit Seilzug betriebene Anschlussbahn (also Standseilbahn) der Fa.
> Flemming führte zum Bf _Freyburg_ und wurde bis März 1978 betrieben.

Das dürfte die oben beschriebene Anlage sein.

> Dann wird noch ein LPG-Anschluss an der freien Strecke westlich
> Balgstädt (km 9,1) erwähnt, der bis 1969 bestand.

Spannend.
Wie bekomme ich raus, wo genau km 9,1 liegt?

Ich könnte eine Karte bereitstellen, wo wir die Situation einzeichnen.
Ich hätte großes Interesse daran.

Mt

Thomas Wedekind

unread,
Feb 13, 2006, 9:41:36 AM2/13/06
to
Martin Ebert schrieb:

> Zunächst einmal hat es eine Art Feldbahn gegeben, die südlich Freyburg,
> nördlich Rödel (das ist der Berg)
> (neben der Straßenbrücke - ist das Bf Freyburg?) startete

Mit Straßenbrücke meinst du die neue Talbrücke der
Umgehungsstraße? Ist Freyburg (ziemlich dicht daneben).

> Wann entstand der Hp?

Zur Streckeneröffnung am 1. 10. 1889 ging er in Betrieb.

> Wie bekomme ich raus, wo genau km 9,1 liegt?

Der Hp Balgstädt liegt in km 8,64 lt. Lauerwald. Gehe auf einer
exakten Karte ca. 400-500 m vom Hp Balgstädt nach Westen (wobei
die Frage ist: Welche Lage eines Haltepunkts ist für den Standort
maßgebend? Wartehalle, Mitte des Bahnsteigs?), da findet sich
hoffentlich eine topographisch für die Ausfädelung eines Gleises
geeignete Stelle. Lauerwald schreibt etwas von einer
LPG-Gemeinschaftseinrichtung zum Umschlag von Dünger und
Fertigprodukten; vielleicht ist davon noch etwas erhalten
(Lagerhalle, ...?).

Ich habe hier eine aktuelle TK50 vom Burgenlandkreis, da wäre die
Stelle etwa am Abzweig der Straße nach Hirschroda von der B 176.
Etwas südlich davon liegt ein ziemlich großes Gelände mit
geometrisch angeordneten Bauten, Viehställe? Ob das Gleis bis
dahin geführt hat...? Ich komme eben nur zwei- bis dreimal
jährlich dort vorbei.

Ach ja, mir springt noch etwas ins Auge: Der z.T sehr breite
steinige Feldweg von Balgstädt nach Burkersroda (2 Lkw können sich
z.T. problemlos begegnen) ist als L 208, also als _Landesstraße_
(!) beschriftet. Dachte immer, dass die Thüringer
Landesschotterpiste am Ende des Reinstädter Grunds westlich Kahla
schon das Maximale ist (okay, dort stehen Kilometerschilder, und
die Schlaglöcher werden geflickt, hier beides nicht).

--
Grüße, Thomas

Thomas Wedekind

unread,
Feb 13, 2006, 2:20:12 PM2/13/06
to
Martin Ebert schrieb:

> Zunächst einmal hat es eine Art Feldbahn gegeben, die südlich Freyburg,
> nördlich Rödel (das ist der Berg)
> (neben der Straßenbrücke - ist das Bf Freyburg?) startete:
> Gleisfragmente waren noch erkennbar.

Nehmen wir mal die historische TK100, Nachdruck des Großblatts 99
von 1939. Mit der Lupe ist da einiges zu finden. Die sehr dünne
Bahnsignatur (durchgehende Linie mit seitlichen "Anstrichen",
heißt WIMRE "Straßen- oder Wirtschaftsbahn") startet direkt auf
der Kuppe des Rödel (ein paar 100 m nördlich vom Vorwerk) zunächst
nach Osten, schwenkt dann nach Nordost um, biegt ein Stück vor dem
Abhang zum Unstruttal noch ein paar Grad mehr nach Osten und endet
schließlich an der Südseite der heutigen B 176 neben einem K.O.
(Kalkofen, der Bezeichnungslogik dieser Karten nach). Der steht
gegenüber der Schleuse, also westlich der Unstrutbrücke, immer
noch im tiefsten Freyburg, aber nicht in Bahnhofnähe.

> Das wäre dann aber westlich des Rödel.

Fast übersehen: Da gab es offenbar _auch_ was. Die gleiche
Signatur (? - etwas krakelig) fängt in einem Seitental westlich
des Rödel an (typische Lage für einen Steinbruch, geht nicht bis
aufs Plateau), geht herunter an die Straße Größnitz - Balgstädt,
verläuft weiter neben einem Krakelstrichlein ein Stück neben der
Straße (Bach?) bis Balgstädt, dort auf der Dorfstraße (heutige B
176) bis zum Hp, der dort Bf heißt. Da gibt's aber keinen Kalkofen
oder sonstige benannte Anlage. Bahnmäßig macht die Karte
Unterschiede Hp/Bf, Kleinjena ist z.B. Haltepunkt. Irgendjemand
hat hier eine Lücke in der Überlieferung...

Einscannen könnte ich das Ganze auch noch; viel besser wäre, du
hättest eine historische TK25, sprich Messtischblatt.


--
Grüße, Thomas

Thorsten Meinecke

unread,
Feb 14, 2006, 4:40:13 PM2/14/06
to
Thomas Wedekind <tom-we...@web.de> schrieb:

Die gleiche
>Signatur (? - etwas krakelig) fängt in einem Seitental westlich
>des Rödel an (typische Lage für einen Steinbruch, geht nicht bis
>aufs Plateau), geht herunter an die Straße Größnitz - Balgstädt,
>verläuft weiter neben einem Krakelstrichlein ein Stück neben der
>Straße (Bach?) bis Balgstädt, dort auf der Dorfstraße (heutige B
>176) bis zum Hp, der dort Bf heißt.

Das war einfach.

"8. Balgstädt 1911 - 1945
Fam. Kersten gründet ein Steinbruchbetrieb, sowie eine Kohlehandlung.
Dieser Dr. Ludwig Kersten baute 1912 eine Kalkbrennerei. Die Steine
dafür wurden mit einer Bremsbergbahn vom Rödel geholt."

"Um 1930 wurde der Kalksteinbrennofen ein Hochofen in Balgstädt gebaut.
Hier fanden auch Arbeiter aus Balgstädt einen Arbeitsplatz. Die
Kalksteine wurden mittels einer Seilbahn von der Unstrut zum Hochofen
transportiert."

<http://www.balgstaedt.de/chronik1911.html>

In der zehnteiligen Chronik ist durchgehend vom "Bahnhof" die Rede.
Noch nicht im Bild ist der Zscheiplitzer Kalkofen, auf der anderen
Seite des Unstruttals gelegen, auf dessen Seilbahn offenbar auch
Branntkalk und nicht nur Rohstoff zum Transport kam.

Gruß,
--Thorsten

Martin Ebert

unread,
Feb 16, 2006, 6:09:12 PM2/16/06
to
Thomas Wedekind wrote:
> Martin Ebert schrieb:
>> Zunächst einmal hat es eine Art Feldbahn gegeben, die südlich Freyburg,
>> nördlich Rödel (das ist der Berg)
>> (neben der Straßenbrücke - ist das Bf Freyburg?) startete:
>> Gleisfragmente waren noch erkennbar.

Thomas, Thorsten,
herzlichen Dank für eure Bemühungen. Die möchte ich sagen, da ich
momentan technisch etwas eingeschränkt bin: TK25 und TK50 liegen
elektronisch vor. Nur kann ich sie heute leider nicht bearbeiten.
Peinlich, peinlich.

Nach den ersten Postings wurde mir klar, dass Hp Balgstädt zwei
verschiedene Dinge abgingen: Die angesprochene Seilbahn ging
offensichtlich nach Norden über die Unstrut. Der ominöse Gleisanschluss
in der Nähe könnte zum Rödel gegangen sein - zumindest gibt es einen
Geländeeinschnitt.

Ich liefere das nach.

> Nehmen wir mal die historische TK100, Nachdruck des Großblatts 99 von
> 1939. Mit der Lupe ist da einiges zu finden. Die sehr dünne Bahnsignatur
> (durchgehende Linie mit seitlichen "Anstrichen", heißt WIMRE "Straßen-
> oder Wirtschaftsbahn") startet direkt auf der Kuppe des Rödel (ein paar
> 100 m nördlich vom Vorwerk) zunächst nach Osten, schwenkt dann nach
> Nordost um, biegt ein Stück vor dem Abhang zum Unstruttal noch ein paar
> Grad mehr nach Osten und endet schließlich an der Südseite der heutigen
> B 176 neben einem K.O. (Kalkofen, der Bezeichnungslogik dieser Karten
> nach). Der steht gegenüber der Schleuse, also westlich der
> Unstrutbrücke, immer noch im tiefsten Freyburg, aber nicht in Bahnhofnähe.

Also die von mir gefundenen Gleisreste gingen vom Rödel aus gesehen
direkt nach Norden. Dort trafen sie die Bahnlinie.
Ich präzisiere: Nur an der Bahnlinie (direkt nördlich Röbel) fand ich
Reste von Feldbahngleisen. Müßten eigentlich heute noch da sein.

>> Das wäre dann aber westlich des Rödel.
> Fast übersehen: Da gab es offenbar _auch_ was. Die gleiche Signatur (? -
> etwas krakelig) fängt in einem Seitental westlich des Rödel an (typische
> Lage für einen Steinbruch, geht nicht bis aufs Plateau), geht herunter
> an die Straße Größnitz - Balgstädt, verläuft weiter neben einem
> Krakelstrichlein ein Stück neben der Straße (Bach?) bis Balgstädt, dort
> auf der Dorfstraße (heutige B 176) bis zum Hp, der dort Bf heißt.

Ein bischen nordöstlich des Hp, richtig?
Das sollte der ominöse Abzweig sein.

> Da
> gibt's aber keinen Kalkofen oder sonstige benannte Anlage.

Mir ist klar warum. Möchte ich momentan nicht öffentlich erörtern; Mail
ist ok.

> Einscannen könnte ich das Ganze auch noch; viel besser wäre, du hättest
> eine historische TK25, sprich Messtischblatt.

An dem Scan habe ich großes Interesse.
TK25 wird es nicht geben. TK50 aus 193x wäre machbar über das Landesamt.
Leider dauert das.

Mt

Martin Ebert

unread,
Feb 16, 2006, 6:15:09 PM2/16/06
to
Thorsten Meinecke wrote:

> Das war einfach.
> "8. Balgstädt 1911 - 1945
> Fam. Kersten gründet ein Steinbruchbetrieb, sowie eine Kohlehandlung.
> Dieser Dr. Ludwig Kersten baute 1912 eine Kalkbrennerei. Die Steine
> dafür wurden mit einer Bremsbergbahn vom Rödel geholt."

[...]
> <http://www.balgstaedt.de/chronik1911.html>

Leider nicht ganz so einfach.
Die Chronik verschweigt da möglicherweise einen Punkt. Vermutlich, weil
das im Ort gar nicht bekannt ist. Der benannte Gauleiter wird nicht da
gewesen sein, weil er grad mal Lust "auf Dorf" hatte.

Momentan gehe ich davon aus, dass der Rödel von nord, ost, west durch
Gleisanlagen erreichbar war. Nich klar ist mir, welche Spurweite(n)
das waren.

Karten sind nur teilweise hilfreich: Erstens, weil in der fraglichen
Zeit Geheimhaltung betrieben worden ist. Zweitens, weil es nur eine
recht kurze Zeitperiode war.

Mt

Thomas Wedekind

unread,
Feb 18, 2006, 12:20:00 PM2/18/06
to
Martin Ebert schrieb:

> An dem Scan habe ich großes Interesse.

Hier isser, bewusst etwas groß (GIF 2,4 MB) und mit etwas
Umgebung. Den Scanner kann man glücklicherweise als Lupe nehmen.
(Ich lösche die Datei irgendwann wieder vom Webspace; poste mal,
wenn du ihn hast). Adresse:

http://www.thomas-wedekind.de/pub/test/balgstaedt_TK100_1939.gif

Man erkennt nun auch Steinbruchsignaturen auf dem Rödel. Kurz vor
dem Krieg gab es da also mindestens zwei Steinbrüche, nördlich und
westlich des Vorwerks, der erste mit Bahn nach Freyburg (geht
unten auch noch ein paar Meter auf der Straße nach Osten, und der
Kalkofen steht doch ein Stück entfernt), der zweite mit Bahn nach
Balgstädt. Links neben der Bezeichnung "Bf" in Balgstädt ist ein
Kringel wie der Freyburger K.O., damit wäre wohl auch der
Balgstädter Kalkofen lokalisiert. Die Bahn führte immerhin durch
den halben Ort auf der Straße dahin. Jetzt wäre noch die Bahn der
dritten Richtung herauszufinden, bzw. ob es die überhaupt gab; das
sind hier alles keine "reinen" N-, W- oder O-Richtungen. Passende
Geländeeinschnitte sind reichlich da, z.B. auch direkt zum Bf
Freyburg.

Wenn mir jemand _genau_ sagt, was die leiterartige Bahnsignatur zu
bedeuten hat (in Stationsbereichen angewendet; im Gegensatz zur
Strecke mit den schwarzen Querbalken), könnten wir auch den
ominösen Anschluss im km 9,1 lokalisiert haben; links von der
Bezeichnung "Gut" (Balgstädt) hat die Signatur der Unstrutbahn nur
ein Querstrichlein statt schwarzem Balken. Weichenbereich?
Nördlich davon geht übrigens eine Feldbahnsignatur durch einen
Einschnitt nach Zscheiplitz hoch, westlich davon (vom Schafberg)
noch eine. Offenbar wurde das Plateau mit diversen Bähnchen an die
Unstrut angebunden.

Was anderes von Bedeutung fällt mir erst einmal nicht auf. (Außer,
dass es im unteren Hasselbachtal _wirklich_ keinen Weg neben dem
Bach gibt; das versuche ich seit 10 Jahren allen
Fahrradkartenverlagen einzureden, aber jeder zeichnet wieder einen
'rein...)

--
Grüße, Thomas

Martin Ebert

unread,
Feb 18, 2006, 7:24:00 PM2/18/06
to
Thomas Wedekind wrote:
> poste mal, wenn du ihn hast

Ich hab.

> Man erkennt nun auch Steinbruchsignaturen auf dem Rödel. Kurz vor dem
> Krieg gab es da also mindestens zwei Steinbrüche,

Sehe ich. Ich sehe aber, dass sie mit meinem Interesse nichts zu
tun haben können.

> Jetzt wäre
> noch die Bahn der dritten Richtung herauszufinden, bzw. ob es die
> überhaupt gab;

Also die direkt nach NNO gehende landete offenbar direkt parallel
der Bahnlinie - vermutlich gab es dort eine Umlademöglichkeit.
Dort fand ich damals Artekfate; leider nicht fotografiert.
<http://www.meine-notizen.de/usenet-debh/balgstaedt-tk25-1.jpg>
-> dort das eingezeichnete Oval. Da etwa war die Umladestation.

> Wenn mir jemand _genau_ sagt, was die leiterartige Bahnsignatur zu
> bedeuten hat (in Stationsbereichen angewendet; im Gegensatz zur Strecke
> mit den schwarzen Querbalken), könnten wir auch den ominösen Anschluss
> im km 9,1 lokalisiert haben; links von der Bezeichnung "Gut" (Balgstädt)
> hat die Signatur der Unstrutbahn nur ein Querstrichlein statt schwarzem
> Balken.

Ich denke, dass Du da falsch liegst. Ich vermute auch, dass da die
Vokabeln "östlich/westlich" verwechselt worden sind: Gehe mal bitte
von Bf/Hp so ca 400 nach Osten; etwa bis zum Straßenabzweig. Dort ist
neben der Straße ein Weg, der (wenn man es erträumen will) mehrere
Verdickungen hat.

Die Lage des HP kannst Du ziemlich genau auf TK25 bestimmen:
<http://www.meine-notizen.de/usenet-debh/balgstaedt-tk25-1.jpg>

Beachte bitte, dass ich den östlich Balgstädt eingezeichneten Hp
meine (den am SpPl): ca 400 östlich davon sollte das Gleis der
abzweigenden Straße gefolgt sein.

Wir müssen ja bedenken, dass ich eine andere Situation als Deine
Karte vor Augen habe: Ich meine die '45 vorzufindende Situation.
Wenn Du Dir dieses vor Deinem geistigen Auge vorstellst, dann
achte mal bitte auf die erkennbaren Geländeeinschnitte einer
Wendezeit-TOP50; orientiere Dich an der "12":
<http://www.meine-notizen.de/usenet-debh/balgstaedt-top50.jpg>

Verstehst Du, was ich zart andeuten will?
Die gleiche Situation hast Du übrigens auch südlich des BF/HP Freyburg.
Dort _könnte_ ein Gleis nach Westen in Richtung Rödel ausgefädelt haben.

Ich würde vorschlagen, dass wir TK25 und TOP50 nutzen um mittels
Zeichenprogramm da heftig drin rummalen: Gern kannst Du skizzieren,
was Dir da alles einfällt.

Beide Bilder (ich zitiere ja nur) sind nur wenige Tage online.
Bitte Signal (auch von Thorsten) wenn es weg kann.

BTW: Wenn Du mir noch einen Scan des Bezugs geben könntest, wäre das
ideal: Irgendwo unten sollte was stehen wie "Preussische Landaufnahme
1904, einzelne Nachträge 1938" oder ähnlich.

Mt

Thorsten Meinecke

unread,
Feb 20, 2006, 5:32:56 PM2/20/06
to
Martin Ebert <mx...@gmx.net> schrieb:

>Thomas Wedekind wrote:
>> poste mal, wenn du ihn hast
>
>Ich hab.

Hab auch.

[ominöser Anschluss im km 9,1]


Ich vermute auch, dass da die
>Vokabeln "östlich/westlich" verwechselt worden sind: Gehe mal bitte
>von Bf/Hp so ca 400 nach Osten; etwa bis zum Straßenabzweig. Dort ist
>neben der Straße ein Weg, der (wenn man es erträumen will) mehrere
>Verdickungen hat.

Der Nullpunkt der Stationierung liegt in Naumburg, damit ist
km 9,1 tatsächlich 460 m westlich vom Hp in km 8,64. Das
Vorhandensein irgendeiner Art von Anschluss oder Ladestelle
in Balgstädt sollte man bei dem Verkehrsaufkommen, das 2-3
Kalkbrennereien verursachen, doch bereits für die 10er bis 30er
Jahre annehmen können?

Die Steinbrüche liegen eher nicht im Tal. Daher hatten die
Wirtschafts- oder vielleicht Grubenbahnen auf dem kürzesten
Weg knapp 100 Höhenmeter mit 1:5 zu bewältigen (Schummerung
hilft). Ergo waren sie auf mindestens einem Abschnitt
zweigleisig (Bremsberg, Standseilbahn). Soweit klar.

Gibt's Anhaltspunkte, dass fürs Militär (auch auf dem Berg)
eine Normalspurtrasse oder gar das Modell "Obstfelderschmiede"
(auch nur Hp) errichtet wurde?

Gruß,
--Thorsten

TT-fan

unread,
Feb 21, 2006, 3:14:17 PM2/21/06
to
Das Modell Obstfelderschmiede für ´s Militär gab es übrigens mal in
Baden-Württemberg. An der Strecke Tübingen - Albstadt-Ebingen -
Sigmaringen. An ehemaligen Bahnhof Kaiseringen (heute
Straßberg-Kaiseringen) befand sich eine Standseilbahn zum
Truppenübungsplatz in Stetten am kalten Markt. Ein Brückenpfeiler und
einen teil der Trasse kann man noch sehen. Nächste woche mache ich ein
paar aufnahmen.

Gruß Mike

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