Am 05.05.2023 um 11:22 schrieb Rolf Mantel:
> Am 05.05.2023 um 09:42 schrieb Christoph Müller:
>> Am 04.05.2023 um 16:51 schrieb Rolf Mantel:
>> Mein Ziel ist es NICHT, Rad-Schiene auf den Müllhaufen der Geschichte
>> zu werfen, sondern die Vorteile von Rad-Schiene zur Geltung zu bringen.
>
> Um die Vorteile von Rad/Schiene zu verstehen, ist eine präzise
> Formulierung der Unterschiede zwischen Rad/Schiene einerseits und
> Rad/Asphalt andererseits nötig. Eigentlich geht es hier nämlich um zwei
> Dimensionen, nicht nur um eine:
> Rad/Schiene vs Rad/Asphalt sowie
> Fahrplangesteuert ('Signalgesteuert') vs Spontan ('auf Sicht fahren').
Fahrpläne kann man auf der Straße genauso haben. Busfahrpläne kennt wohl
jeder. Spontan nennt man gemeinhin "Individualverkehr". Warum sollte
ein solcher mit Rad-Schiene NICHT genauso möglich sein? Könnte z.B. so
ausschauen:
www.astrail.de/railtaxibilder.htm
> Der prinzipielle Vorteil von Rad/Schiene ist ein gerinerer
> Rollwiderstand;
auch. Ist aber nicht von größter Wichtigkeit.
> der prinzipielle Nachteil von Rad/Schiene ist dass der
> geringe Rollwiderstand einen sehr langen Bremsweg bedingt.
Man kann auch mit Sand arbeiten und mit Wirbelströmen. Man könnte auch
Zangenbremsen auf den Schienen realisieren. Damit sollten Bremswege sehr
deutlich kürzer auf der Straße machbar sein. Also zieht dein Argument
nicht so richtig.
> Ein sekundärer aber nicht prinzipieller Vorteil von Rad/Schiene ist,
> dass ein separater Verkehrsweg Optimierugngen am Verkehrsweg sowohl in
> Richtung Massengüter einerseits als auch in Richtung Hochgeschwindigkeit
> andererseits ermöglicht
das geht mit Autobahnen prinzipiell auch.
> (Hochgeschwindigkeit ist prinzipeill nur
> fahrplanbasiert realistisch, könnte aber über MagLev Technologien
> genauso gut umgesetzt werde wie über Rad/Schiene).
Auch für die Maglev-Technologie gelten die üblichen begrenzten
Beschleunigungen. Man will ja seinen Kaffee trinken und nicht
ausschütten und quer durch die Waggons gewirbelt werden. Der Komfort und
die Sicherheit spielen diesbezüglich die maßgebende Rolle. Nicht das
technisch Mögliche.
Die begrenzten Beschleunigungswerte diktieren, wie kurz der kürzeste
Abstand zwischen zwei Bahnhöfen ist. Je höher die Geschwindigkeit, desto
länger die Abstände und desto länger auch die Zu- und Abbringerstrecken.
Damit werden die Vorteile der Hochgeschwindigkeit i.d.R. mehr als wieder
zunichte gemacht. Jedenfalls in einem dicht besiedelten Land wie
Deutschland.
> Der Rollwiderstand ist spätestens bei Geschwindigkeiten ab 100 km/h im
> Vergleich zum Luftwiderstand zu vernachlässigen, so dass die
> prinzipiellen Vorteile von Rad/Schiene weggefallen sind und 'nur' die
> sekundären Vorteile eines baulich vom Straßennetz entkoppelten auf
> fahrplanbasierten Bewegungen optimierten Transportmediums übrig bleiben.
Es gibt schon noch was, das SEHR wichtig wäre für Rad-Schiene:
o Elektrische Energieversorgung von außen während der Fahrt.
o Sehr geringer Flächenbedarf im Vergleich zu Fernstraßen.
o Fahren im Nullabstand. Damit ist enorm hoher Durchsatz möglich und
damit verbunden auch eine extrem hohe Generierung von Kundennutzen. Das
sollte sich in entsprechenden Unternehmensgewinnen widerspiegeln.
> Es gibt immerhin genug Demonstrationsobjekte für 'signalgesteuertes
> Rad/Asphalt' z.B. im ÖPNV in Frankreich und UK.
Problem: Die Räder graben sich im Lauf der Zeit ein. Das ergibt
Spurrinnen und diese wiederum ergeben instabiles Fahrverhalten. In einem
2D-System wie den Straßen kommt man da leicht von der Spur ab. Das ist
in einem 1D-System wie Rad-Schiene eher unwahrscheinlich. Weitere
Gründe, die einen unbeabsichtigten Spurwechsel zur Folge haben können:
verschmutzte Fahrbahn, Laub, Wasser, Pfützen (Aquaplaning), ...
> Alle außer dir sind der Meinung, die Kombination Rad/Schiene mit
> Spontanfahrt kombiniert die Nachteile der beiden Dimensionen statt der
> Vorteile.
Haben die zum Thema auch so viel nachgedacht und nachgerechnet wie ich?
Woher kommt ihre Meinung? Ist sie nur die Folge von unüberlegtem
Nachplappern und Gruppenzwang? Kann man diese Meinung auch mit
nachvollziehbaren Methoden nachrechnen?
>> Allerdings lohnt es hier offensichtlich nicht, darüber auch nur ein
>> Wort zu verlieren. Du hast es recht schön formuliert:
>>
>> > Der Großteil der Leute hier ist der Meinung, Rad/Schiene sei in der
>> > jetzigen Form sinnvoller und überlebensfähiger als in deiner Vision.
>>
>> Also lieber Untergang als Neues zu denken.
>
> Lieber ein funktionierendes System am Laufen halten als
> Milliardeninvestieren, um ein funktionierendes System in ein mit >90%
> Wahrscheinlichkeit nicht funktionierendes System umzubauen.
Woher kommen die genannten >90%
Auch funktionierende Systeme können pleite gehen. Nämlich dann, wenn die
Kundschaft davon läuft. Das 49,-€-Ticket dürfte jetzt nochmal einen
gewissen Run auf Rad-Schiene (und andere
Viel-Auf-Einmal-Transportsysteme) ergeben. Dieses Ticket hat allerdings
wenig mit Zukunftssicherung von Rad-Schiene zu tun.
Sobald es Fahrzeuge mit Level IV oder V auf der Straße gibt, könnten die
Tage von Rad-Schiene gezählt sein. Mit Level V braucht es keinen Fahrer
mehr. Damit mietet man sich NUR noch das Fahrzeug (wenn man selber
keines hat oder sich keines leisten will). Ein Glück für die Bahn, wenn
die Anbieter Anfangs noch hohe Mietkosten verlangen. Dann wird die Bahn
noch kurze Zeit länger fahren. Aber Level-V-Fahrzeuge dürften auf Dauer
sogar BILLIGER werden als manuell gefahrene, weil das gesamte Cockpit
eingespart werden kann. Außerdem wird man auch das ganze Fahrzeug
problemlos zu einem vollwertigen Arbeitsplatz machen können. Das wird
keine Bahn der Welt leisten können, weil es damit nun mal Zu- und
Abbringer braucht, die die Arbeit unterbrechen. Außerdem kann man in der
Bahn kaum mehr als sein Handgepäck mitnehmen.
> Meine Einschätzung ist:
> Meiner Vermutung nach sind die logistischen Vorteile eines normierten
> und auf Massengüter
wieso "Massengüter"? Die Masse der Güter wird per LKW gefahren. Nicht
per Bahn. Wenn du Schüttgüter wie z.B. Eisenerz meinst - welchen Vorteil
hat es, wenn ein vollbeladener Waggon warten muss, bis auch der letzte
voll beladen ist? Er könnte doch los fahren, sobald er voll ist. Bis der
letzte Waggon endlich voll ist, ist der erste vielleicht schon wieder
zurück und kann die nächste Fuhre in Angriff nehmen.
> oder Hochgeschwindigkeit optimierten,
wie gesagt - je schneller gefahren wird, desto größer der Abstand der
Bahnhöfe und desto länger die Zubringer.
Per Railtaxi beträgt der kürzeste Bahnhofsabstand auf 130-km/h-Ebene
etwa 4 km. Deshalb kann man davon aus gehen, dass ein Akku mit nur 100
km Reichweite für ein Auto vollkommen ausreicht, weil man dann die lange
Distanz direkt am Draht bewältigen und unterwegs den Bordakku auch
gleich laden kann. KLEINER Akku braucht weniger Material. Deshalb kann
man mehr Akkus für mehr Menschen produzieren. Das macht die
Straßenfahrzeuge nicht nur wesentlich billiger und leichter, sondern
sorgt auch für eine schnellere Marktsättigung und damit für mehr
Umweltwirksamkeit, weniger Straßen- und Reifenverschleiß sowie
entsprechend weniger Feinstaub und Mikroplastik.
Was du mal probieren solltest:
Wähle dir einen Startort irgendwo in Europa aus. Kann durchaus eine
Haustür in irgend einem abgelegenen Dorf sein. Oder der Stadtrand einer
Großstadt. Das Gleiche gilt auch für den Zielort.
Gehe davon aus, dass es dir jetzt grade im Moment einfällt, dass du von
diesem A nach dem entsprechenden B fahren willst.
a) per Auto
b) per Hochgeschwindigkeitszug mit ÖPNV und realen Fahrplänen
c) per Railtaxi mit dem eigenen Auto. Damit fährt man vom Start- bis zum
Zielbahnhof ziemlich konstant 130 km/h.
(Reisedauer = (Entfernung in km) / (130 km/h)
Wie kommst du am Wahrscheinlichsten am Schnellsten zur gewünschten
Haustür? Die Fahrpläne gibt's ja öffentlich verfügbar. Damit solltest du
rechnen.
> entkoppelten
> Netzes so groß, dass sie auch im Vergleich zu autonom spontan fahrenden
> Fahrzeugen mindestend für die nächsten 50 Jahre erhalten bleiben.
Würde mich wundern. Ich schätze die Sache begründetermaßen ganz anders ein.
> Falls sich die sekundären Vorteile eines von Straßennetz entkoppelten
> zweiten Verkehrsnetzes als unwichtig herausstellen würden, wäre es um
> den Verlust von Rad/Schiene nur bedingt schade.
Für die Umwelt wäre das allerdings sehr bedauerlich. Denn DANN brauchen
die Straßenfahrzeuge wirklich riesige Akkus mit entsprechendem
Rohstoffbedarf, Gewicht und Kosten sowie Feinstaub, Fahrbahnrinnen und
allem, was dazu gehört. Das wären keine schönen Zukunftsaussichten.