Hallo Marc,
zunächst vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Vieles kann ich
nachvollziehen, aber bei einigen Punkten scheint doch jemand bei mir auf
der Leitung zu stehen. Ich schreibe mal zwischen Deine Zitate:
Am 20.02.2024 um 07:14 schrieb Marc Haber:
> Wilhelm Wiegert <
Wilhelm...@t-online.de> wrote:
>> Wieso ist man seit 100 Jahren nicht in der
>> Lage, sich auf eine einheitliche Bahsteighöhe zu einigen, am besten
>> zusammen mit dem übrigen Europa?
>
> Weil das technisch sehr schwierig ist. Langsame Fahrzeuge kann man
> ohne weiteres für 30, 35 oder 38 cm Bahnsteigehöhe konstruieren, wie
> Niederflurstraßenbahnen beweisen. Da entstehen halt verhältnismäßig
> schmale Durchgänge zwischen den Rädern, durch die ein Elektrorollstuhl
> schon nicht mehr durchpasst.
Das kann ich nachvollziehen, weil zum einen die Bahnteile zwischen den
Drehgestellen kürzer sind, weil die Kurvenradien geringer sind als bei
der Bahn, und zu den Drehgestellen ja noch die bremsklotzartigen
langgezogenen Schienenbremsen kamen oder kommen. Ich kenne aktuell nur
die Dortmunder Stadt-/U-/Straßenbahn, die man recht hoch nur noch über
Bahnsteige betreten kann. In meiner Kindheit gab es diese Bahnsteige
nicht, und man muste noch innerhalb der Straßenbahn selbst Stufen
überwinden. Die Schienenbreite kann ja je nach Stadt unterschiedlich
sein, und deshalb würde ich das mit der Bahn nicht vergleichen.
>
> Möchte man ein stufenfreies Innenleben des Zugs, und das breit genug
> für größere Rollstühle, müssen es schon 75 cm sein (siehe den ICE-L,
> der estmals für Geschwindigkeiten über 160 km/h stufenlosen Einstieg
> und ein stufenloses Innenleben bieten wird)
>
> Die ersten zur Vollbahn kompatiblen S-Bahnen wie München, Frankfurt
> und Rhein-Ruhe haben 95 cm Bahnsteigehöhe, weil das das Minimum ist,
> um ein konventionelles Drehgestell unter einen ebenen Fahrzeugboden zu
> quetschen UND einen stufenlosen Einstieg anzubieten.
Hier habe ich jetzt Verständnisschwierigkeiten:
1. Dass man einen IC oder ähnlichen Zug aus Stabilitäts- und
Luftwiderstandsgründen möglichst niedrig konstruiert, sehe ich ein; aber
steht der denn nicht auch AUF dem Fahrgestell? Meine letzte Fahrt mit
einem ICE ist schon über 3 Jahre her; daher weiß ich nicht mehr, ob die
seitlich von den Eingängen gelegenen Teile über eine Steigung erreichbar
waren.
2. Wenn für einen IC 75cm oder 80 cm ausreichen, warum müssen dann
Regional- und S-Bahnen höher stehen? Die ersten S-Bahnen sind doch
bestimmt schon außer Betrieb; da kann doch Kompatibilität mit dem
Althergebrachten keine Rolle mehr spielen.
3. Diese Frage ergibt sich aus einer Falschaussage in meiner
Ausgangsnachricht zu den Bahnsteighöhen auf der Strecke Iserlohn -
Schwerte: Auf dieser Strecke fährt nur die Regionalbahn 53, und es ist
auch nichts anderes geplant. Die Bahnsteige auf dieser Strecke sind in
den letzten 15 Jahren alle erneuert worden (Ausnahme Schwerte); der
letzte (Ergste) ist im Dezember fertig geworden. Im Gegensatz zu meiner
ersten Aussage hat Kalthof einen niedrigeren Bahnsteig als die übrigen
Haltepunkte und muss über das Trittbrett bestiegen werden. Warum?
Dabei reicht der
> Bahnsteig dummerweise ins internationale Fahrzeugprofil, so dass auf
> so ausgerüsteten Strecken keine Güterzüge mehr verkehren können.
>
>> Sind eigentlich die Abstände zwischen Bahnsteig und Zug überall gleich?
>> Irritierend ist die häufige Durchsage, dass an der aktuellen Station die
>> Trittbretter nicht ausgefahren werden könnten. Wenn ein Fehler im Zug
>> vorliegt, kann ich das nachvollziehen, aber wenn die Trittbretter an der
>> nächsten Station wieder ausgefahren werden, verstehe ich das nicht.
>
> Das hat im Wesentlichen mit der Kurvenlage von Bahnsteigen zu tun. Ein
> Bahnsteig in einer Kurve muss weiter weg von der Gleismitte sein.
Ja, das ist klar. Aber keiner der Haltepunkte zwischen Iserlohn und
Schwerte liegt in einer Kurve. Mit der Ausnahme von Kalthof liegen die
Trittbretter unterhalb der Bahnsteighöhe (Ergste ist neu, hier weiß ich
es noch nicht) und dienen nur der Spaltüberbrückung.
>
> Und ja, den Pesa Link kann man in unterschiedlichen Bahnsteighöhen
> bestellen.
Ah ja. Der hier überwiegend eingesetzte ist für ältere Menschen durch
die abwärtsführende Rampe in den Innenteil gerährlich; selbst ich bin
schon ausgerutscht. Dazu sind die Seiten der Rampen Stolperfallen. Aber
das nur nebenbei.
Ich hoffe, mit meiner Fragerei nicht zu nerven, und bedanke mich noch
einmal für die Mühe.
Viele Grüße
Wilhelm