Juergen Ilse <
jue...@usenet-verwaltung.de>:
> Rainer Zwerschke <
rainer.z...@web.de> wrote:
>> Daß Sonderzeichen das Paßwort sicherer machen kann ich mathemtisch beweisen.
Nein, kannst du nicht. Zumindest nicht ohne eine zusaetzliche Annahme
vorauszusetzen.
> Nein. Die *MOEGLICHKEIT* Sonderzeichen im Passwort zu benutzen (ohne es
> wirklich zwingend zu muessen) macht das Passwort sicherher (weil es die
> Anzahl moeglicher Passworte vergroessert). Schreibt man mindestens ein
> Sonderzeichen im Passwort vor und hat ein Angreifer Kenntnis von dieser
> Vorschrift, ist das Passwort durch diese Vorschrift sogar unsicherer ge-
> worden, weil diese bereits einen Teil der ansonsten moeglichen Passworte
> ausschliesst.
Komplexitaetsregeln haben folgenden Effekt:
Sie erhoehen sie die minimale Komplixitaet der Passwoerter aller User,
was in Folge die Wahrscheinlichkeit verringert, dass mindestens von einem
User ein trivial-Passwort verwendet wird.
Das verwechselt man leider zu schnell und oft mit einer allgemeinen
Erhoehung der Sicherheit und nutzt das als Allheilmittel.
Insgesammt verringert das jedoch die Entropie sowohl jedes einzelnen
Passwortes als auch der Menge aller Passwoerter, was einen
systematischen Angriff deutlich erleichtert, also genau das Gegenteil
einer verbesserung von Sicherheit darstellt.
Und das ist nur der Systematische Nachteil von Komplexitaetsregeln,
erschwerend kommt noch folgender Nachteil hinzu:
Komplexitaetsregeln erschweren es den Anwendern sich Passwoerter
auszudenken, die sie sich *merken koennen*, was in der Praxis dazu
fuehrt, dass Passwoerter ausserhalb der Koepfe der Anwender aufbewahrt
(die typischen gelben Zettel, aber auch mehr oder weniger unsichere
Passwort-Listen und Programme) werden und damit eine ganz neue
und sehr grosseAngriffsflaeche geschaffen wird.
Leider findet in der Praxis nie die noetige Abwaegung zwischen
dem Vorteil und den Nachteilen von Komplexitaetsregeln statt.
Schon garnicht mit mathematischer Risikobetrachtung. (Ich habe das in
meiner Laufbahn nur ein einziges mal gesehen, und das war eine
Abschlussarbeit.)
>>>> Gegen Anwenderfehler hilft nur Schulung.
>>>> Aber dem gschulten, willigen Anwender muß man dann auch die Mittel in
>>>> die Hand geben.
>
> Niemand plaedierte dafuer Sonderzeichen, Ziffern oder wechselnde Gross/Klein-
> schreibung im Passwort verbieten zu wollen, und wenn sichergestellt ist, dass
> ich mir das Passwort trotzdem noch merken vernueftig merken kann, wuerde ich
> auch ohne eine Vorschrift bzgl. Sonderzeichen im Passwort evt. gelegentlich
> welche verwenden.
Statt harter Regeln hat sich in der Praxis durchaus eine Erzieherische
Massnahme zur Verbesserung bewaehrt: Das Passwort wird bei Erstellung
bezueglich seiner Komplexitaet vom Programm bewertet und dem Anwender
diese Bewertung visuell angezeigt. Erziehung ueber positive Belohnung
funktionert bei Menschen grundsaetzlich besser als Erziehung ueber
negative Bestrafung (dein Passwort ist so nicht erlaubt!!!)
Ein Passwortverwaltungsssytem, das die unsaeglichen Gueltigkeitsdauer
von Passwoertern dynamisch mit dieser Bewertung koppeln wuerde, also
wenn der Anwender ein besonders "gutes" Passwort z.B. "Pferde Batterie
Ladestation Ottomanen belauschen Lichtenfeld" gewaehlt hat, darf er
das ganze 12 statt nur 3 Monate lang benutzen, waehrend der User mit
seinem "TrustNo1" das Passwort schon nach 6 Wochen wieder aendern
muss. Implementiert habe ich sowas aber leider noch nicht gesehen.
>> Wie lange glaubst Du hält "der zitrone pferd usenet" einem Wörterbuchangriff
>> stand.
>
> Lange. Und zwar weil kein Woerterbuchangriff beliebige Kombinationen von
Ein *Woerterbuchangriff* darauf benoetigt ein Woerterbuch das alle "Woerter"
aus Kombination von vier "Zeichen" aus einem Zeichenvorrat von etwa 6000
moeglichen "Zeichen" (der Wortschatz) enthaelt.
Das sind 6000 ^ 4 also 1296000000000000 Woerter.
Im Gegensatz dazu muss ein Woerterbuch das "Woerter" die aus 8
"Zeichen" aus einem Zeichenvorrat von 40 Zeichen (26 Buchstaben plus
paar Sonderzeichen plus Ziffern) besteht nur 40 ^ 8 also 6553600000000
enthalten.
1296000000000000 ist signifikant groesser als 6553600000000.
Und zwar fast 200 mal.
Damit ist ein Passwort, das aus einem Wort das aus 4 Zeichen die
selbst Woerter des deutschen Grundwortschatzes sind besteht, 200 mal
besser als ein Passwort das aus 8 Zeichen die sich aus
Buchstaben, Ziffern und ein paar Sonderzeichen bilden duerfen.
Ich wiederhole nochmal fuer all die, die in der Grundschule in
Mathematik nicht aufgepasst haben:
Ein Passwort der Art "der Zitrone Pferd Usenet"* ist 200 mal beser als
"Ue$24jv!", weil es einen Angreifer 200 mal laenger aufhaelt.
*"Usenet" sei hier ausnahmsweise mal ein Wort des Deutshen
Grundwortschatzes
>> Wir müssen jetzt nicht anfangen um Millisekunden zu streiten aber recht
>> lange wohl eher nicht.
>
> Womit begruendest du deine Ansicht?
Das Bauchgefuehl bzw. die natuerliche Intuition des Menschen
wiederspricht hier in der Regel der Mathematik.
Es ist ohne dass man sich die Mathematisch eindeutige Beweisfuehrung
anschaut nicht intuitiv verstaendlich, warum eine Kombination aus 4 so
einfachen Dingen wie Woertern eine hoehere Komplexitaet haben sollte
wie 8 Zeichen und Ziffern.
Das liegt vermutlich daran, dass der Umfang des eigenen Wortschatzes
niemandem bewusst ist und man sich den auch nicht selbst vorstellen
kann.
Jemand, dem nie verraten wurde, wieviele Woerter ein
durchschnittlicher Deutscher kennt, wird dir auf die Frage "Wieviele
verschiedene Woerter kennst du?" keine richige Antwort geben koennen.
Und genau da hilft uns die Mathematik, denn sie erlaubt es uns Dinge
zu /verstehen/ die wir nicht /begreifen/ koennen.
Und die Mathematik ist in diesem Fall eindeutig:
1296000000000000 > 6553600000000