On 2022-10-02 18:46, Sieghard Schicktanz <Sieghard....@SchS.de> wrote:
> Hallo Peter J. Holzer,
> Du schriebst am Sat, 1 Oct 2022 23:12:36 +0200:
>
>> > Was er findet, ist, daß HTML "nicht" lesbar ist. Es ist zwar
>> > möglich, so gesetzte Texte zu lesen, aber deren Darstellung ist
>> > undefiniert,
>>
>> Das stimmt zwar für reines HTML, aber nicht für die Kombination von
>> HTML und CSS, bei der man sehr genau festlegen kann, wie der Output
>> aussehen soll. Sinnvollerweise tut man das allerdings nicht exakt,
>
> Ja, schön. Das wäre kein Problem, wenn man die CSS-Files einfach
> kriegen könnte, die scheinen zumindest aber oft als proprietätrs Gut
> angesehen und daher extern und nicht (ohne weiteres) abrufbar zu sein.
Zumindest Firefox hat seit Ewigkeiten die Funktion "Save Page As .. Web
page complete", die alle eingebundenen Resourcen (also auch CSS-Files)
in einem Subdirectory ablegt und die Links entsprechend anpasst, dass
man das File danach lokal öffnen kann. Das funktioniert nicht immer,
hauptsächlich weil der Browser natürlich JavaScript nicht umschreiben
kann, aber für CSS und Images ist das ziemlich problemlos. Verwende ich
oft, wenn ich eine Website analysieren will.
Und abrufen kann man die CSS-Files natürlich immer - tut der Browser ja
auch.
Dass die "extern" (ich nehme an, Du meinst über <link rel="stylesheet">
eingebunden und nicht als <style>...</style> Element) sind, hat nichts
mit "proprietär" zu tun, sondern ist einfach eine Anwendung des DRY
(Don't Repeat Yourself) Prinzips. Einerseits macht das Änderungen
einfacher (man muss nur an einer Stelle was ändern und nicht an
siebentausendfünfhundertsechsunddreißig), andererseit spart es
Bandbreite, sobald der User mehr als eine Seite anschaut.
>> sondern lässt dem Rendering Device gewisse Freiheiten, damit der Text
>> z.B. an die Größe des Bildschirms angepasst werden kann.
>
> Was zwar der originalen Intention entspricht, aber "manchmal" von den
> Erstellern mancher Web-Seiten etwas zu heftig unterbunden wird.
Ja. Ich habe noch mit Grausen die "Optimized for 800x600"-Seiten im
Kopf. Ist besser geworden (hauptsächlich durch die Verbreitung von
Handys), aber manche sogenannten Web-Developer (oder ihre Auftraggeber)
können sich offensichtlich vom Ideal des "pixelgenauen" fixen Layouts
nicht lösen. Die wollen eigentlich Hochglanzbroschüren auf Papier.
>> Das ist m.E. genau die Schwäche von PDF: Das gibt eine gewisse
>> Output-Größe vor, und wenn das Device nicht groß genug ist, eine ganze
>> Seite auf einmal darstellen zu können, wird das Lesen mühsam bis
>> unmöglich.
>
> Das ist aber genau die Intention bei PDF: Das Ergebnis soll unabhängig
> vom darstellenden Medium immer genau gleich aussehen. Das intendierte
> "darstellende Medium" dafür ist in sicher >99% der Fälle halt ein
> Stapel Papierblätter, vorzugsweise beidseitig bedruckt, auch bekannt
> als "Buch" oder "Heft".
Eben, und das ist halt oft nicht die Art, wie ich das dann lesen will.
Die Intention des Erstellers geht an den Bedürfnissen des Users vorbei.
Daher halte ich PDF sehr oft (nicht immer) für ungeeignet.
HTML hingegen wäre prinzipiell auch für Papier geeignet, aber da gibt es
halt keine Toolchain in die jemand auch nur annähernd soviel Arbeit
gesteckt hätte wie in die Browser (die das Ausdrucken eher
stiefmütterlich behandeln). [dompdf habe ich immer noch nicht
ausprobiert. Aber das README stimmt mich nicht besonders optimistisch.]
>> > und, was schlimmer ist, sie sind im allgemeinen so erstellt, daß man
>> > sie ausschließlich on-line wirklich lesen kann.
>>
>> Das "H" in "HTML" steht für Hypertext, ja. Es ist daher nicht
>
> Aber nicht dafür, daß alles mögliche von anderen Stellen _benötigt_
> wird, um die Seite überhaupt darzuzstellen. Die originale Intention war
> AFAIR die Möglichkeit, Referenzen auf _weiterführende_ Informationen
> einbinden zu können, die _bei Bedarf_ darüber erreicht werden können.
> Nicht dafür, gleich mal die Schriften zu laden, jedes Kapitel von wo
> anders abzukupfern und evtle. Bilder möglichst noch kopiergeschützt von
> wieder anderswoher.
Was die Kapitel betrifft: Das ist IMHO einfach praktischer. Wenn ich die
Wahl zwischen "HTML, single file" und "HTML, one file per chapter" habe
(die Wahl hat man bei Online-Doku oft, vor allem, wenn das HTML aus
einem anderen Format generiert wurde), wähle ich praktisch immer
letzteres (und wenn es als dritte Möglichkeit "PDF" gibt, das nur, wenn
ich es ausdrucken will, oder wenn das autogenerierte HTML schwere Fehler
enthält). Da findet man sich einfach leichter zurecht. Und das
funktioniert natürlich auch lokal.
Das Einbinden von Resourcen (CSS, Bilder, Schriftarten, ...) aus anderen
Files war zwar nicht in HTML 1.0 vorgesehen (tatsächlich gab es damals
noch nicht mal Bilder, die hat erst Mosaic eingeführt), machte aber das
Erstellen von HTML-Files um vieles einfacher, als man das noch
größtenteils von Hand machte. Mittlerweile ist das technisch nicht mehr
so notwendig, aber immer noch angenehm. Und in der Benutzung sehe ich da
kein Problem. Wenn ich HTML-Files herunterlade, lädt der Browser diese
Resourcen mit, und wenn ich HTML-Doku oder sonstige HTML-Reports (z.B.
den Output eines Coverage-Tools oder Profilers) lokal lese, dann stimmen
die Links ohnehin.
>> verwunderlich, dass HTML häufig für Hypertexts (also mehrere
>> untereinander verlinkte Dokumente) verwendet wird. Aber nichts in HTML
>
> Nein, das ist richtig, angesichts der Verhaltensweisen der Hauptnutzer,
> kommerzieller Einrichtungen, Werbeunternehmen u.ä., ist es nicht
> verwunderlich, wie HTML inzwischen benutzt wird. Nur sind damit die
> Ergebnisse halt kaum noch benutzbar.
We will have to agree to disagree here.
Ich halte HTML für sehr nutzbar.
> Du schriebst am Sun, 2 Oct 2022 00:29:50 +0200:
>
>> Einen Aspekt habe ich noch vergessen: HTML und PDF sind nicht wirklich
>> vergleichbar, weil sie unterschiedliche Rollen haben: PDF ist ein
>
> Durchaus. Der Anlaß zum Vergleich kommt aber daher, daß sie öfters für
> _äquivalente_ Zwecke benutzt werden. Gerätebeschreibungen z.B., oder
> Programmdokumentation.
Wenn ich die Gerätebeschreibung oder Programmdokumentation auf meinem
Handy lesen möchte, will ich die ganz sicher nicht als PDF (außer das
PDF ist für DIN-A6 formatiert, aber dann möchte ich es nicht
ausdrucken).
>> reines Output-Format. Niemand schreibt PDF, Das wird immer aus
>> anderen Formaten erzeugt (MS Word, LibreOffice, LaTeX, Markdown, ...)
>> oder aus anderen Daten generiert.
>
> Das stimmt zwar, ist aber weitgehend irrelevant, weil inzwischen die
> Erstellung recht einfach geworden ist. Sogar MS Word kann das
> inzwischen.
>
>> HTML hingegen ist (auch) ein Quell-Format. Das kann man entweder mit
>
> Inzwischen nicht mehr so sehr - _gerade_ die CSS-Formatierung verbirgt
> soviel, daß der potentielle Schreiber zu viel auswendig lernen muß, was
> er nur für seine direkte Umebung brauchen kann.
Ganz im Gegenteil. Mit CSS kann man Inhalt und Formatierung sauber
trennen. (Dass es CSS-Frameworks gibt, die das Gegenteil machen, steht
auf einem anderen Blatt)
> Und einfacher ist HTML mit den neuen Versionen auch nicht gerade
> geworden.
Das stimmt natürlich. 30 Jahre Entwicklung (mit ein paar Umwegen) führen
nicht unbedingt zu einer einfachen Spezifikation. Aber ich habe die 30
Jahre halt mitgemacht. Word ist auch nicht einfach. Da stoße ich sehr
schnell an meine Grenzen, und schreibe dann einfach HTML und ein
bisschen CSS, da komme ich schneller und mit viel weniger Fluchen zum
Ziel (oder wenn's unbedingt Word sein muss, gebe ich den Roh-Text
unserem Word-Guru, der soll das dann so formatieren, dass es hübsch
(FSVO) aussieht).
> Ja, und ein wichtiger Punkt ist auch noch:
> Bei PDF hast Du für ein bestimmtes Thema _eine_ Datei, in der alles
> enthalten ist.
> Bei HTML hast Du, auch wenn selber erzeugt, einen ganzen Schwarm von
> Dateien, sofern das Endergebnis nicht nur ein banaler Fließtext ist.
Kann man vermeiden, wenn einen das stört. Mich stört es nicht.
> Schon ein einziges Bild, ein Style-Sheet oder eine (mitzuliefernde)
> Schriftart sorgen für eine Aufsplitterung.
Style-Sheets und Bilder kann man direkt einbinden (style-Element bzw.
data:-URLs). Ist zwar hässlich, funktioniert aber. Bei Schriftarten bin
ich mir nicht sicher. Ich sehe keinen Grund, warum es nicht gehen
sollte, aber ich habe es noch nie probiert.
hp