Am 14.01.22 um 19:36 schrieb Markus Heinz:
> ich werde seit längerer Zeit von folgendem Problem geplagt:
>
> Mehrmals täglich bricht die Ethernet Verbindung zwischen meinem PC und
> dem Router kurz ab, um danach wieder mit der gleichen Geschwindigkeit
> (1 GBit/s) aufgebaut zu werden.
>
> Zunächst trat das Problem mit der OnBoard Netzwerkkarte meines PC auf:
>
> lspci | grep Ethernet
> 01:00.0 Ethernet controller: Realtek Semiconductor Co., Ltd.
> RTL8111/8168/8411 PCI Express Gigabit Ethernet Controller (rev 0c)
In der Schüttgutklasse (Realtek) hatte ich auch schon gelegentlich mal
defekte Netzwerkdevices. Das hat sich auch mit komischen Fehlern
geäußert. Aber nach kurzer Zeit ging es eigentlich dann gar nicht mehr.
> Folgendes habe ich bereits versucht:
>
> 1. BIOS Update (im Changelog stand etwas von "Improved LAN Connection"
> -> keine Besserung
> 2. Tausch des Netzwerkkabels -> keine Besserung
> 3. Tausch des Routers durch den Provider -> keine Besserung
> 4. Kauf einer USB-Netzwerkkarte -> keine Besserung
Ab hier wird es komisch.
Was habt ihr denn für eine Hauselektrik? Ist das eventuell noch TN-C
alias klassische Nullung? Wenn ja, könnte das Schalten größerer
Verbraucher im Haus erhebliche Transienten in den Ausgleichsströmen
durch die Abschirmung des Kabels erzeugen. Vielleicht führt die zu einer
Störung, die eine neue Negotiation triggert.
Das ist aber jetzt nur ins Blaue geraten.
Da steckt unter anderem die Annahme drin, dass der gute Deutsche,
überall wo es irgendwie möglich ist, abgeschirmte Kabel nimmt (im
Gegensatz zu dem USA) und dabei die Regel, dass der Kabelschirm immer
nur an genau einer Stelle angeschlossen werden muss, geflissentlich
ignoriert. Dadurch bildet sich ein vermaschter Potentialausgleich. Der
stört aber bei moderner TN-C-S Verkabelung nur bei Gewitter. Bei alten
Verkabelungen (unter Bestandsschutz) kann da aber alles mögliche
passieren. Im Prinzip Brummschleife auf Netzwerk. Nur dass der 50 Hz
Brumm, die Netzwerkverbindung nicht stört, wohl aber das Knacksen beim
Schalten von Verbrauchern.
Die Regel ist praktisch auch schwer umsetzbar, wenn verschiedene
Kabelabschnitte und Dosen mit vielleicht noch Switches dazwischen im
Spiel sind. Man muss ja für jedes einzelne Kabel festlegen, wie es an PE
hängt und zwischen Switches/Routern mit PE (und sei es über TV-Kabel)
und solchen ohne unterscheiden.
Ein solches Problem ließe sich mit einem billigen UTP-Kabel eingrenzen.
Damit sollte es nicht auftreten. Es reicht, wenn ein kurzes Stück UTP
dazwischen hängt.
> Nun zu meinen Fragen:
>
> 1. Hat jemand ein ähnliches Problem, und vielleicht sogar eine Lösung
> dafür gefunden?
Ich hatte mal Spaß mit einer Netzwerkverbindung die immer mal gehustet
hat, weil eine der 8 Leitungen in in einer Dose nicht richtig verbunden
war. Es hat erstaunlicherweise trotzdem irgendwie funktioniert -
meistens. Aber das hat eher bei heftig Traffic geknirscht.
> 2. Was kann ich ich noch tun, um das Problem einzugrenzen?
>
> 3. Kann das beschriebene Verhalten (carrier loss) durch
> Stromsparfunktionen hervorgerufen werden? Wenn ja, wie lassen sich
Wer weiß das schon.
> diese für die Onboard Netzwerkkarte bzw. die USB Netzwerkkarte steuern?
powertop
> 4. Bei dem Router handelt es sich um eine Vodafone Station (Router für
> Kabel Internet mit Docsis 3.1). Könnte das Problem auch an diesem Gerät
> liegen oder ist es vielleicht sogar Absicht von Vodafone, mir immer
> wieder das LAN kurz stillzulegen (Stichwort Zwangstrennung)?
Nein. Das machen die nicht.
Zwangstrennung gab (gibt?) es bei DSL. Die Idee war, dass es sich die
Kunden hinter Heim-Anschlüssen nicht hinter einer quasi-festen
IP-Adresse gemütlich machen und dort Server betreiben.
Ein weiterer Teil der Idee ist, dass nur beim Verbindungsaufbau die
Endpunkte das Kabel durchmessen und sich auf dessen Eigenschaften
einstellen. Diese Eigenschaften sind aber nicht langzeitstabil.
Beispielsweise kann Feuchtigkeit die verändern.
Bei Kabel ist eine solche Trennung unüblich. Da muss man sie ggf. sogar
mal selbst initiieren, wenn die Leitung sich wirklich über die Jahre
ändert oder man einen schnelleren Vertrag bekommen hat. Falls man einen
Router vom Provider hat, macht er das natürlich selbst. Ohne Fernwartung
auf den Router hat er aber keine Chance.
> Während des Abendessens und Schreiben dieser Nachricht ist das Problem
> wieder aufgetreten:
>
> Jan 14 18:43:56 computer5 kernel: [ 6421.005376] r8152 2-4:1.0
> enx00e04c6816d8: carrier off
> Jan 14 18:43:59 computer5 kernel: [ 6424.618742] r8152 2-4:1.0 enx00e04c6816d8: carrier on
> Jan 14 19:12:06 computer5 kernel: [ 8111.146352] r8152 2-4:1.0
> enx00e04c6816d8: can't resubmit intr, status -1
Wie viele Komponenten sind denn dazwischen? Patchkabel, Dosen, etc.
Nur ein Patchkabel? Wenn ja, wie lang? Jenseits der 10m hatte ich mit
solchen Lösungen auch schon Spaß bei Billigkomponenten.
Normalerweise hätte ich noch den Networkmanager mit in die Waagschale
geworfen, und sei es nur aus Tradition. ;-) Mit diesem hatte ich auch
schon die eine oder andere Begegnung der besonderen Art. Aber bei diesem
Fehler scheint wirklich der Kernel-Treiber als erstes auszulösen. Das
riecht eher nach einem Hardwareproblem.
Marcel