Am 01.01.22 um 23:07 schrieb Martin Klaiber:
> Eine Möglichkeit wäre, einfach einen großen Bildschirm an den Laptop
> anzustöpseln. Aber ich möchte mir dafür doch lieber einen extra
> Arbeitsplatz machen, weil ich das täglich brauche und nicht ständig
> hin und her stöpseln will.
>
> Meine Frage: Was nehme ich dafür? Es soll etwas Kleines sein. Kein
> normaler Desktop und schon gar kein Miditower oder so. Etwas in
> Richtung Thin Client. Oder vielleicht sogar ein Raspberry Pi, den man
> von hinten an den Bildschirm schraubt?
Was soll den auf dem Rechner laufen?
Oder anders gesagt, wie tickt Homeoffice bei euch technisch?
Viele Firmen wollen ja nicht, dass fremde Rechner ins Firmennetz
gelangen. Das endet dann oft darin, dass man ein für VPTN
vorkonfiguriertes Laptop mit nach hause bekommt. Mit einem eigenen
Rechner kannst Du in dem Fall gar nichts anfangen.
Wenn die Firma die Einwahl von privater Hardware ins Firmennetz
gestattet, gibt es das auch noch in mehreren Varianten:
- Remotedesktop bzw. Terminalserver. Also man bedient eine realen,
virtuellen oder sogar geteilten Rechner mit Maus, Tastatur und
Bildschirm von der Ferne. Dafür braucht man ziemlich wenig
Rechnenleistung und auch keine dicke Internetleitung. Einzig (unnötige)
Grafikanimationen nerven in so einem Fall.
Das ist allerdings nur die Halbe Wahrheit. Es ist faktisch nicht
sinnvoll möglich Audio und Video über die Remote-Verbinduing zu
benutzen. Das bedeutet Kollaborations-Software für Videokonferenzen
Telefon etc. muss lokal laufen. Und diese Softwarelösungen unterbieten
sich gegenseitig in ihrer Ineffizienz. Ob es nun Browser-basierte
Lösungen wie Jitsi sind oder auch Komplettprodukte wie Slack oder MS
Teams ist egal. Jedes dieser Produkte hat das Zeug dazu, einen einfachen
Rechner komplett lahm zu legen. Ich habe mal Gerüchte gehört, Teams wäre
eigentlich eine Brwoseranwendung mit integrierter Browser-Engine.
Ausnahmen sind nur Gamer-Software wie Discord - die Gamer würden denen
den Hals herum drehen, wenn es 60% der FPS kosten würde. Aber die setzt
vmtl. keine Firma ein.
- Der Rechner wird Teil des Firmennetzes und man arbeitet lokal.
Da wirst du mit einem Linux-Rechner in der Windows-Software-Umgebung
wenig Freude haben. Aber das erlaubt auch kaum eine Firma, weil es die
Sicherheit des Firmennetzes nach außen nahezu vollständig untergräbt.
Es gibt eine Variation davon, dass beim Aufbau des VPN-Tunnels
sämtlicher Verkehr durch das Firmennetz geleitet wird. Das verhindert
aber auch nicht, dass der Rechner in der Zeit ohne VPTN kompromittiert
wurde. Außerdem macht es Videotelefonie durch die zusätzlich Latenz
zuweilen unbrauchbar.
- Virtualisierung. Du bekommst eine Virtuelle Maschine statt einem
Laptop. Die läuft auf deinem Rechner und nur die verbindet sich ins
Firmennetz. Das ist natürlich auch nicht wirklich sicher, weil der Host
natürlich die VM manipulieren könnte. Aber gegen 08/15-Ungeziefer hilft
es. Dazu muss dein Rechner natürlich dein OS und das virtuelle
ausführen. Das braucht also am meisten Rechenleistung.
Die Virtualisierung gibt es auch noch anders herum. Also du bekommt
Firmen-Hardware und darfst auf der Hardware eigene Software nur in einer
VM ausführen. Aber das ist hier nicht relevant, da es bezüglich
Homeoffice der ersten Lösung mit Firmenhardware entspricht.
> Hat jemand Erfahrung mit so etwas und kann mir etwas empfehlen?
Ich mache das seit vielen Jahren, deutlich mehr als die Corona-Zeit,
wenngleich seither oft Wochenlang.
In den Unternehmen, wo ich arbeite, konnte ich bisher immer (auch) die
Lösung Remote-Desktop nutzen. Das läuft auch mit großem Bildschirm (3k)
sehr gut.
Der Rechner ist eigentlich so eine Art Thin-Client. Also ein Alt-PC mit
einem AMD x64 Dual Core, 30GB SSD und das war's so ziemlich. Da läuft
normalerweise nicht viel drauf, da auch meine privaten "Desktops"
virtualisiert im Keller stehen.
Den Rechner bringt Teams definitiv an seine Grenzen. Ich muss das Signal
der HD-Kamera runter rechnen und auf ein virtuelles Video-Device leiten,
damit die anderen überhaupt ein Bild gesehen haben. Und das gleichzeitig
mit Screen-Sharing (von meinem 3k Screen) geht auch nicht vernünftig.
Nur entweder oder. Auch kann ich nicht mehr als 4 Videos der anderen
gleichzeitig sehen. Dann ist die CPU einfach dicht. Ich nehme mal an, da
wird alles auf der CPU gerechnet ohne sinnvolle Grafikbeschleunigung.
Das gibt halt weniger
> Außer Homeoffice, also Browser mit VPN, möchte ich damit nichts
> machen.
Keine (Video-)Telefonie? Keine Konferenzen?
Und Browseranwendungen sind auch so eine Sache. Alleine unsere virtuelle
Telefonanlage genehmigt sich eine Chromium-Instanz mit 1,5 GB RAM.
Cirtix im Browser ist auch kein Kostverächter (nutze ich nicht), aber
kein Vergleich zu Teams & Co.
Kurzum: es kommt auf die Software an, die genutzt wird. Das gilt auch
für Browser-Anwendungen.
> Ich schätze, viel Rechenleistung braucht die Kiste nicht,
> Grafikleistung wäre hingegen wohl wichtiger, oder?
Nein, Grafik ist egal. Dieses ganze Browser-Geraffel nutzt die GPU
ohnehin nur in handverlesenen Ausnahmefällen. Da gibt es einfach zu
viele Kompatibilitätsprobleme. Wenn man Glück hat, wird mal ein Video
auf der GPU dekodiert. Das schafft aber auch jede Integrierte GPU.
Grakas braucht man zu Zocken und vielleicht noch für ein paar
handverlesene Spezialanwendungen, dann aber die exakt passende.
> Softwareseitig soll darauf ein Debian laufen.
Das ist egal. Das OS ist das kleinste Problem.
Marcel