Hej,
Am 30.04.22 um 19:39 schrieb Detlef Meißner:
> Was mir im Laufe meines Lebens aufgefallen ist: Vieles, was früher mal
> als unschicklich oder ungepflegt galt, wurde später Mode: Hemd, das aus
> der Hose hängt, Scheitel, der nicht gerade gezogen ist, Sandalen ohne
> Strümpfe, kurze Socken bei langen Hosen, sodass beim Sitzen die nackten
> Beine zu sehen sind usw.
Nun, im Laufe der Zeit ändert sich immer mal wieder etwas. Mode,
Geschmack, Vorlieben usw. Und wenn man mal so an die Hundert Jahre oder
mehr zurückblickt war es auch nicht anders, nur das man da an der
Kleidung sehen konnte, ob jemand Geld hat oder nicht.
Wenn ich an meinen Großvater (Steinbildhauer) zurück denke, der 1955
gestorben ist, der pflegte im Anzug zu frühstücken, dann zog er sich um
und ging in seine Werkstatt, Mittags wieder umziehen, zum Kaffee trinken
und Abendbrot auch. Wie auch für Behördenbesuche oder Besuche bei der
Kundschaft. Der war eben zu einem intensiven Standesbewusstsein erzogen
worden, was damals üblich war. Seine Frau war vor der Hochzeit als
"Kinderfräulein" in einem Hamburger Beamtenhaushalt tätig und musste mit
den Herrschaften essen - und das Essen war eher sehr mager, denn soviel
Geld hatten die auch nicht, mussten aber um ihre Zugehörigkeit zu ihrem
Stand zu halten, eben Dienstmädchen, Köchin einmal in der Woche
Waschfrau und eben auch ein Kinderfräulein haben. Die Dienstboten hatten
in ihrem Vertrag stehen, das sie ein halbes Pfund Butter in der Woche
bekamen und nicht mehr als einmal in der Woche Stör essen mussten. Als
meine Großmutter einmal gefragt wurde, ob sie Tomaten mag und sie mit Ja
antwortete, gab es Abends für den Beamten, seiner Frau, den beiden
Töchtern und meiner Großmutter eine Tomate. Als sie gefragt wurde weil
sie von der Tomate nichts nahm antwortete sie: Tomante*n* esse ich gerne.