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Audacity: H bei den Amis ein B?

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Louis Noser

unread,
Apr 30, 2022, 6:52:08 AM4/30/22
to
Hallo

Ist, was für uns in der Tonleiter ein H ist, für die Englischsprachigen
ein B?

Wenn ich in Audacity unter Effekt die Tonhöhe ändere, steht da zB. A#/Bb
(soll wohl bedeuten, dass es sich um ein erhöhtes A bzw. ein
erniedrigtes H handelt).

Vielen Dank.

Grüsse
Louis

Michael Landenberger

unread,
Apr 30, 2022, 10:37:53 AM4/30/22
to
"Louis Noser" schrieb am 30.04.2022 um 12:52:06:

> Ist, was für uns in der Tonleiter ein H ist, für die Englischsprachigen ein
> B?

Ja.

> Wenn ich in Audacity unter Effekt die Tonhöhe ändere, steht da zB. A#/Bb
> (soll wohl bedeuten, dass es sich um ein erhöhtes A bzw. ein erniedrigtes H
> handelt).

Exakt. A# ist Ais, Bb ist das, was bei uns ein "B" ist. Beides ist derselbe
Ton.

Gruß

Michael

Louis Noser

unread,
Apr 30, 2022, 11:09:38 AM4/30/22
to
Also sprach Michael Landenberger am 30.04.2022 um 16:37:

> ...# ist Ais, Bb ist das, was bei uns ein "B" ist. Beides ist derselbe
> Ton.

Wenn man jetzt pingelig sein will, könnte man darauf hinweisen, dass ais
und b auf Saiteninstrumenten nicht haargenau identisch tönt (angeblich).

Wir wollen aber heute mal nicht pingelig ist. Weil Samstag ist. :-)

(Jedenfalls habe ich bei diesem Thema dasselbe widerspenstige Gefühl,
wie wenn jemand sagt, dass CD pfui und Vinyl hui ist.)

Grüsse
Louis

Reinhard Zwirner

unread,
Apr 30, 2022, 1:33:12 PM4/30/22
to
Louis Noser schrieb:
> Also sprach Michael Landenberger am 30.04.2022 um 16:37:

>> ...# ist Ais, Bb ist das, was bei uns ein "B" ist. Beides ist derselbe
>> Ton.

> Wenn man jetzt pingelig sein will, könnte man darauf hinweisen, dass
> ais und b auf Saiteninstrumenten nicht haargenau identisch tönt
> (angeblich). [...].

Wie war das noch mit Bachs "wohltemperierter" Stimmung?

SCNR

Reinhard

Michael Landenberger

unread,
May 1, 2022, 5:41:51 AM5/1/22
to
"Louis Noser" schrieb am 30.04.2022 um 17:09:36:

> Wenn man jetzt pingelig sein will, könnte man darauf hinweisen, dass ais
> und b auf Saiteninstrumenten nicht haargenau identisch tönt (angeblich).

Wenn du auf der Gitarre ein zweigestrichenes Ais (A#2) spielen willst, kannst
du z. B. die A-Saite beim 1. Bund greifen. Willst du ein zweigestrichenes B
(Bb2) spielen, kannst du z. B. die A-Saite beim 1. Bund greifen. Aus dem
Umstand, dass man in beiden Fällen an exakt derselben Stelle greift, kann man
schließen, dass in beiden Fällen auch exakt der gleiche Ton erklingt. Und das
obwohl die Gitarre ein Saiteninstrument ist ;-) Bei Streichinstrumenten, die
in der Regel keine Bünde haben, kann man tatsächlich Ais und B in
unterschiedlicher Tonhöhe spielen. Allerdings sollte man das tunlichst
unterlassen, wenn man zusammen mit anderen Musikern ein Stück spielt, das für
die wohltemperierte Stimmung komponiert wurde.

Anderes Beispiel: "transponiert" man ein in B-Dur geschriebenes Stück nach
Ais-Dur, werden beide Versionen exakt gleich klingen, sofern das Stück (wie
üblich) auf der wohltemperierten Stimmung basiert. Man könnte sogar der Hälfte
der Musiker eines Orchesters die B-Dur-Partition und der anderen Hälfte die
Ais-Dur-Partition geben: es würde keine Misstöne geben.

Gruß

Michael

Helmut Waitzmann

unread,
May 1, 2022, 8:39:26 AM5/1/22
to
Louis Noser <wegwerf...@gmx.ch>:
>Also sprach Michael Landenberger am 30.04.2022 um 16:37:
>
>> ...# ist Ais, Bb ist das, was bei uns ein "B" ist. Beides ist
>> derselbe Ton.
>
>Wenn man jetzt pingelig sein will, könnte man darauf hinweisen,
>dass ais und b auf Saiteninstrumenten nicht haargenau identisch
>tönt (angeblich).

Nicht nur auf Saiteninstrumenten und auch nicht nur angeblich und
auch nicht nur bei Tönen wie Ais und B sondern sogar auch bei Tönen
wie C und C, die denselben Namen haben und sich doch in der Tonhöhe
unterscheiden:

Wenn man bei tonaler Musik die Töne eines Akkords so zu einander
abstimmt, dass sie gemeinsame harmonische Oberschwingungen haben,
nennt man sie rein gestimmt und die Stimmung reine Stimmung (siehe
<https://de.wikipedia.org/wiki/Reine_Stimmung>).  Dabei ergeben sich
zwangsläufig Unterschiede zur gleichstufig temperierten Stimmung
(bei der es genau 12 verschiedene Töne pro Oktave gibt, von denen je
zwei benachbarte im Frequenzverhältnis 2^(1/12) stehen).

In reiner Stimmung kann es bei der Darbietung eines Musikstücks
vorkommen, dass gewisse Töne während der Darbietung umgestimmt
werden müssen, damit die Stimmung rein bleibt.  Das geht naturgemäß
bei nicht‐elektronischen Tasteninstrumenten eher nicht, während die
menschliche Stimme und Instrumente, bei denen man die Tonhöhe
kontinuierlich statt nur in festen Stufen anpassen kann,
beispielsweise Saiteninstrumente mit Griffbrett ohne Bünde, Posaunen
und andere Blechblasinstrumente mit Spielzug, vollkommen, andere
Blasinstrumente (in engeren Grenzen) und je nachdem auch
elektronische Instrumente der reinen Stimmung folgen können.

Genaugenommen sollte man nicht vom Umstimmen sprechen sondern anders
formulieren:

In reiner Stimmung gibt es Tonhöhen, die sich zwar von einander
unterscheiden, in unserer Notenschrift aber nicht als
unterschiedlich notiert werden.  Die Notenschrift ist tatsächlich,
was die Tonhöhe angeht, ungenau (und man muss die exakte Tonhöhe aus
dem harmonischen Umfeld erschließen).

Für die korrekte Notenschrift bräuchte man dazu (neben den üblichen
Versetzungszeichen Kreuz, Be und Auflösungszeichen) einen weiteren
Satz von Versetzungszeichen (wieder in den drei Formen Erhöhungs‐,
Erniedrigungs‐ und Auflösungszeichen).  Siehe dazu
<https://de.wikipedia.org/wiki/Reine_Stimmung#Modulationen_erfordern_eine_Anpassung_der_Tonh%C3%B6he>
und <https://de.wikipedia.org/wiki/Modulation_bei_reiner_Stimmung>
mit Beispielen zum Anhören.

Um eine Vorstellung von der Größenordnung der drei bisherigen und
der drei weiteren Versetzungszeichen zu bekommen: 

Die bisherigen drei Versetzungszeichen werden in ihrer Wirkung etwas
abgeschwächt und bewirken dann nur noch etwa 92 % (statt 100 %)
eines gleichstufig temperierten Halbtons.

Die weiteren drei Versetzungszeichen bewirken einen
Tonhöhenunterschied von gut 20 % eines gleichstufig temperierten
Halbtons.


Das oben angeführte Beispiel Ais → B ergibt meistens eine Erhöhung
des Tons um etwa 41 % eines gleichstufig temperierten Halbtons.

Aber ich gehe mal davon aus, dass Audacity zur Tonhöhenangabe die
gleichstufig temperierte Stimmung benutzt.  (Wer die Tonhöhe genauer
angeben will, muss halt selber die Frequenz ausrechnen und
eintippen.)

>Wir wollen aber heute mal nicht pingelig
>

[…]

Mit Pingeligkeit hat das durchaus nichts zu tun:  Tonale Musik, in
reiner Stimmung dargeboten, klingt einfach besser:  Nicht nur hat
man schwebungsfreie Akkorde, die nicht mehr kreischen, schäppern
oder klirren, sondern einen runden und warmen Glanz entfalten und
dabei im Kopf das Erfassen des harmonischen Zusammenhangs
erleichtern – man kann auch den Reichtum der verschiedenen sich
minimal unterscheidenden Tonhöhen (die in der gleichstufig
temperierten Stimmung zu einer einzigen Tonhöhe plattgewalzt werden)
erleben.

Wer das lieben gelernt hat, kann umgekehrt bei tonaler Musik,
gleichstufig temperiert dargeboten, an Begriffe wie unsaubere
Intonation, Stumpfheit, Blässe oder gar Katzenmusik denken.

Aber das gehört nicht mehr nach «de.comp.audio».  Ich schlage einen
Umzug nach «de.rec.musik.misc» vor.  Bitte bei Bedarf anpassen.

Crosspost & Followup-To: de.rec.musik.misc

Helmut Waitzmann

unread,
May 1, 2022, 8:39:37 AM5/1/22
to
"Michael Landenberger" <spamwird...@web.de>:
>"Louis Noser" schrieb am 30.04.2022 um 17:09:36:
>
>> Wenn man jetzt pingelig sein will, könnte man darauf hinweisen,
>> dass ais und b auf Saiteninstrumenten nicht haargenau identisch
>> tönt (angeblich).
>
>Wenn du auf der Gitarre ein zweigestrichenes Ais (A#2) spielen
>willst, kannst du z. B. die A-Saite beim 1. Bund greifen. Willst du
>ein zweigestrichenes B (Bb2) spielen, kannst du z. B. die A-Saite
>beim 1. Bund greifen. Aus dem Umstand, dass man in beiden Fällen an
>exakt derselben Stelle greift, kann man schließen, dass in beiden
>Fällen auch exakt der gleiche Ton erklingt.

Bis hierher: ja.


Wenn man aber im ersten Fall dazu auf der D‐Saite im 4. Bund ein F#3
(oder ein Gb3) und der B‐Saite im 2. Bund ein C#4 (oder ein Db4),
sowie der hohen E‐Saite im 2. Bund ein F#4 (oder ein Gb4) spielt, im
zweiten Fall dazu aber auf der D‐Saite ein D3, auf der G‐Saite ein
G3, auf der B‐Saite im 3. Bund ein D4, sowie auf der hohen E‐Saite
im 3. Bund ein G4 spielt, kann es durchaus sein, dass im ersten Fall
das A#2 (oder Bb2) tiefer klingt als im zweiten Fall das Bb2, obwohl
beide gleich gegriffen werden.

Das kann dann geschehen, wenn die schwingenden Saiten einander
beeinflussen, weil sie am selben Kopf, Steg und Sattel zerren.

>Und das obwohl die Gitarre ein Saiteninstrument ist ;-) Bei
>Streichinstrumenten, die in der Regel keine Bünde haben, kann man
>tatsächlich Ais und B in unterschiedlicher Tonhöhe spielen.
>Allerdings sollte man das tunlichst unterlassen, wenn man zusammen
>mit anderen Musikern ein Stück spielt, das für die wohltemperierte
>Stimmung komponiert wurde.

Ich geh' mal davon aus, dass du die gleichstufig temperierte
Stimmung (die Stimmung mit der gleichstufigen 12‐Teilung der Oktave)
meinst.  Der Begriff «wohltemperiert» meint – so meine ich mal
gehört zu haben – historisch gesehen eine andere Stimmung als die
gleichstufig temperierte, darum mache ich einen Bogen um ihn.  Aber
jetzt zurück zum Zitat:

Leicht gesagt.  Ich habe mal von einer Untersuchung (weiß nicht
mehr, wo) gelesen, bei der Musiker befragt wurden, ob sie in
gleichstufig temperierter Stimmung spielen (können).  Nachmessen mit
Frequenzanalyse ergab, dass sie nicht gleichstufig temperiert
sondern mehr in Richtung reiner Stimmung musizierten, obwohl sie
behauptet hatten, das zu tun.  Und das wundert mich, ehrlich gesagt,
nicht:

Gleichstufig temperierte Stimmung ist etwas derartig Schräges:  Dort
sind alle Intervalle (außer den Oktaven) verstimmt, und es ist sehr
schwer (oder gar unmöglich?) als Musiker während der Darbietung das
Maß der richtigen Verstimmung abzuschätzen und zu kontrollieren. 
Klavierstimmer können das wohl einigermaßen, aber die haben,
verglichen mit der Darbietung eines Musikwerks, erstens viel Zeit,
in jeden einzelnen Ton und Akkord, den sie anschlagen,
hineinzulauschen und das Tempo der Schwebungen zu beobachten, und
zweitens haben sie genau das geübt.

>Anderes Beispiel: "transponiert" man ein in B-Dur geschriebenes
>Stück nach Ais-Dur, werden beide Versionen exakt gleich klingen,
>sofern das Stück (wie üblich) auf der wohltemperierten Stimmung
>basiert. Man könnte sogar der Hälfte der Musiker eines Orchesters
>die B-Dur-Partition und der anderen Hälfte die Ais-Dur-Partition
>geben: es würde keine Misstöne geben.

Ja, da stimme ich zu, mit der Einschränkung, dass ich bei einem
Stück in gleichstufig temperierter Stimmung jede Menge Misstöne
empfinden würde.

Ich habe schon Musiker sagen hören, dass sie zwischen beiden
Transpositionen einen Unterschied empfinden.  Aber da wäre ich auf
einen Doppelblindversuch gespannt, ehe ich ihnen das wirklich
glaube. 

Beide Versionen werden jedenfalls genau dann gleich klingen, wenn
alle beteiligten Mitwirkenden im B‐Dur‐Fall genau die gleichen Töne
(nach Frequenz, Artikulation, …) spielen wie im Ais‐Dur‐Fall.

Crosspost & Followup-To: de.rec.musik.misc

Joerg Walther

unread,
May 8, 2022, 11:07:55 AM5/8/22
to
Louis Noser wrote:

>Also sprach Michael Landenberger am 30.04.2022 um 16:37:
>
>> ...# ist Ais, Bb ist das, was bei uns ein "B" ist. Beides ist derselbe
>> Ton.
>
>Wenn man jetzt pingelig sein will, könnte man darauf hinweisen, dass ais
>und b auf Saiteninstrumenten nicht haargenau identisch tönt (angeblich).

Das nennt man enharmonische Verwechslung, und das ist tatsächlich so,
übrigens auch bei Blasinstrumenten.

- j -

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And now for something completely different...

Marcel Mueller

unread,
May 19, 2022, 12:37:58 PM5/19/22
to
Am 08.05.22 um 17:03 schrieb Joerg Walther:
>> Wenn man jetzt pingelig sein will, könnte man darauf hinweisen, dass ais
>> und b auf Saiteninstrumenten nicht haargenau identisch tönt (angeblich).
>
> Das nennt man enharmonische Verwechslung, und das ist tatsächlich so,
> übrigens auch bei Blasinstrumenten.

Das geht bei letzteren ja auch kaum anders, denn es ist in jeder Weise
nichttrivial, eine Luftsäule auf eine _irrationalen_ Oberwelle mit
irgendeinem 2^x/12-Faktor anzuregen. ;-)
Nur die Oktaven sind exakt.

Saiteninstrumente haben es das leichter. Die Stege kann man platzieren,
wo man will. Und bei Geigen ist es sowieso alles egal.


Marcel
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