Am 10.09.22 um 15:23 schrieb Beate Goebel:
>> Mit beleidigen hat das nichts zu tun. Das ist einfach eine
>> ökonomische Frage.
>> Wenn Deutschland für seine Nachbarn mit bezahlt,
>
> Deine Rechnung in Ehren, aber warum sollte Dtl. für den Nachbarn
> "mitbezahlen"?
> IMHO sind deutsche ÖR Sender per Sat nicht verschlüsselt, so dass das
> Grenzland mit kucken kann.
Eben. Und die Verwertungsgesellschaften bemessen ihre Gebühren nach der
(geschätzten) Reichweite eines Senders.
> Belgien und die Niederlande bekomme ich hier nicht unverschlüsselt.
Da habe ich keine aktuellen Erfahrungen. Früher habe ich aber öfter
Niederländische Radiosender über DVB-S gehört, definitiv unverschlüsselt.
>> BBC ist zum Teil ganz gut. Und in Aachen geht es mit jeder
>> Schüssel.
>
> Das meinte ich. Aber Astr 19.2(?) ist es nicht. BBC liegt leicht
> daneben.
Ich hätte eher gesagt schwer daneben. ;-)
Astra 2F ist auf 28,2°E.
Wobei die Arstra-Beams wirklich stark sind. So stark, dass man bei
schönem Wetter die Schüssel kaum richtig einstellen kann, weil das
Signal so stark ist, dass in einem gewissen Einstellbereich alle
Signalstärke und Qualitätsanzeigen auf Anschlag hängen. Und wer will
schon bei schlechten Wetter einstellen?
Das war zumindest bei mir so. Ich behelfe mir dann immer mit einem
nassen Lappen über dem LNB.
>>> Naja. Darüber möchte ich mal eine Wagneroper hören...
>>
>> Sollte kein Problem sein. Allerdings habe ich es nicht so mit
>> Wagner. Eher mal ein Orgelkonzert. Das tut den Lautsprechern
>> allerdings deutlich mehr weh. ;-)
>
> Orgel höre ich grundsätzlich nicht über Anlage. Schon jede Aufnahme
> kämpft in den Kirchen mit Rückkopplung und Nachhall. Und Und
> Konzertsaal-Orgel - nee. Nicht mal Saint-Sans.
Bei den neuen digitalen Orgeln ist das kein Problem mehr. Vor allem das
Teil von Cameron Carpenter ist schon echt gut. ;-)
Aber auch so gibt es durchaus brauchbare Aufnahmen. Von Ian Tracey gibt
es aus der Liverpool Cathedral eine gute Aufnahme.
Und der Soundtrack zu Interstellar von Hans Zimmer kann sich auch
durchaus hören lassen, wobei das mutmaßlich auch in die Kategorie
Digital fällt.
>>> Hint: Wagner hat den "Einheitsbrei" in Bayreuth durch die
>>> Orchesterabdeckung sogar bewusst herbeigeführt. Dafür mus man die
>>> Sänger auch bei fff sauber hören.
>>
>> Das sollte so sein.
>> Die Dynamik von solchen Aufführungen ist aber für heimische
>> Gefilde zuweilen schon sportlich. Der Grat zwischen "man hört die
>> Hälfte nicht" und "der Nachbar ist genervt" ist schmal.
>
> Sportlich schon. Aber mit einer guten Anlage kann man das auch leise
> hören.
Hier ist weniger die Anlage als viel mehr die Umgebungsgeräusche der
Knackpunkt.
>> Wieso, das ist doch kein Problem. Gute Aufnahme und gute
>> Lautsprecher und fertig. Der Rest ist fast egal.
>
> Der Raum gehört auch noch dazu. Und das ist bei dt. Mietwohnungen
> (bezahlbar) nicht ganz trivial.
Ack.
Aber Eigenheime sind auch keine grundsätzlich anderen Häuser. :-|
>> Mit Digitaler Korrektur kann man das ganze heute dann nochmal
>> pimpen.
>
> Ich bin da skeptisch. Je mehr im Frequenzgang dazwischen funkt, desto
> mehr kann verzerren.
Verzerren tut es nur, wenn das Equipment es nicht packt, oder man zu
blöd ist.
Der Frequenzgang ist auch gar nicht so das entscheidende. Die
Gruppenlaufzeit ist im Raum i.A. das Problem. Durch diverse Resonanzen
des Raums und Interferenzen sowohl mit Raumreflektionen als auch der
Lautsprecher direkt werden Töne verzögert oder sogar vorzeitig
abgespielt. Das macht die Ortung kaputt. Siehe auch meine Antwort an
Gerald zur Quadrophonie.
Ziel der Korrektur ist es, zumindest einige dieser Unzulänglichkeiten
durch Präkompensation zu verringern. Und das klappt in Gewissen Grenzen
auch ganz gut. Ich verändere das Signal vor der Wiedergabe einfach so,
dass es, wenn die Lautsprecher und der Raum damit fertig sind, wieder
einigermaßen wie eigentlich gewünscht aussieht. Davon profitiert zum
einen die räumliche Wiedergabe bei Stereo (geht auch mit mehr Kanälen),
und zum anderen die Basswiedergabe. Bei kleineren Räumen bis so 20m²
liegen die primären Raumresonanzen oft hörbar im Bassbereich. Das führt
zum einen zu Dröhnen wenn die Frequenz zufällig getroffen wird, zum
anderen kommt der Bass dann viel zu spät - Resonanzen verzögern. Das
kann man kompensieren, indem man diese Frequenzen abschwächt und vor
allem etwas früher auf die Reise schickt. Ähnliches gilt für die
Resonanzen der (verbreiteten) Bassreflex-Lautsprecher. Ein
unvermeidlicher Nebeneffekt von BR ist, dass der Bass zu spät kommt,
zuweilen deutlich hörbar.
> Brauchen wir uns ja nur mal professionelle
> Radiosendungen anhören, bevorzug im Pop-Bereich.
Loudness-War ist natürlich eine andere Tüte.
Jede Technologie lässt sich missbrauchen. Die Frage ist immer, was man
erreichen will.
> Schon mal nicht 5.1.
Nicht unbedingt ein Nachteil.
>> Aber den Hipster von heute stört das sowieso nicht
>> mehr, weil der Bluetooth Brüllwürfel sowieso 2/3 der Musik für
>> sich behält.
>
> Das dürfte nicht der Klassikhörer sein.
Eher nicht.
> Aber der war schon immer in
> der Minderheit und damit industriell uninteressant.
Jein. Die sind dafür zuweilen zahlungskräftiger. ;-)
>> Die Hochzeit hochwertiger Audiowiedergabe ist
>> definitiv vorbei.
>
> Es gibt noch Firmen, zB Linn, die sich Mühe geben, auch mit dem
> Musikmaterial. Muss man nur bezahlen wollen.
> Culshaw war eine Ausnahmeerscheinung.
Ich habe mit solchen Firmen ein Problem. Die Sachen sind zwar gut, aber
90% ist nur (unnötiges) Schlangenöl. Und deshalb ist der Preis eben auch
viel zu hoch.
Ich konstruiere seit 35 Jahren Lautsprecher und Verstärker und in den
letzten Jahrzehnten auch etwas DSP-Software und habe mich ziemlich genau
damit beschäftigt, was man wirklich braucht.
Fazit: im HiFi-Sektor bekommt man oft entweder schlechten Billigkram
oder teures Schlangenöl, schlimmstenfalls beides in einem.
Deshalb kaufe ich z.B. Lautsprecherchassis fast nur noch im Profibereich
(Studio-Equipment). Die sind billiger und besser zugleich.
Und Verstärker nehme ich nur das einfachste vom einfachen. Heute ist
jedes 15€ China Verstärkermodul den Anforderungen jedes von mir
bezahlbaren Lautsprechers gewachsen. Am besten nimmt man heute sowieso
Aktivlautsprecher. Das ist am preiswertesten. Und die Profis schrecken
natürlich nicht davor zurück ihre Qualität auch durch geeignete digitale
Maßnahmen preiswert zu erreichen.
Und mit goldenen Kabeln und Steckern braucht mir gar niemand kommen.
Auch von TosLink halte ich nicht so viel. Es ist (für Stereo) nicht
preiswert. Der einzige Vorteil ist die Potentialfreiheit. Dem stehen
aber erhebliche Nachteile gegenüber.
Ein differentieller analoger Eingang kostet hingegen weniger als 1€ an
Elektronik (das teuerste ist die XLR-Buchse mit 1,35), und der hat fast
alle positiven Eigenschaften der TosLink Übertragung, nur ohne die
Nachteile.
Die Profis benutzen etwas ähnliches wie TosLink: AES/EBU. Das ist zwar
auf den ersten Blick dasselbe, spielt aber in einer anderen Klasse. Vor
allem hat man üblicherweise einen zentralen World-Clock für alle Geräte,
was viele Nachteile verhindert. Das kann aber kein HiFi-Gerät.
Das einzige, wo man die digitalen Interfaces wirklich braucht, ist
Mehrkanalton. Wer will schon jedes mal 6 Strippen für 5.1 ziehen? Da ist
es dann auch wieder preiswert, weil man eben nur eine Schnittstelle
statt 6 braucht.
Aber wie vmtl. schon bemerkt, bin ich auch kein sonderlicher 5.1-Fan.
Das hat primär damit zu tun, dass 5 gute Lautsprecher einfach viel
teurer sind als 2 und auch noch viel mehr Probleme bei der Platzierung
und der Einstellung machen.
In Kinos ist das eine ganz andere Tüte. Um einen Raum mit 250 Leuten
sinnvoll zu beschallen, braucht man so viele Lautsprecher wie mit
vertretbarem Aufwand möglich.
Ein bisschen schade ist, dass sich das analoge S-P/DIF nicht
durchgesetzt hat. Da braucht man auch nur ein Kabel, hat auch keine
Probleme mit Störgeräuschen und es kommt auch nach 20m billigem
Antennenkabel mit zwei Verlängerungen noch problemlos am Ziel an. Das
hätte für zuhause völlig gereicht und sogar noch etwas Strom gespart -
optische Transmitter müssen den Carrier immer senden. (Das gilt für
Netzwerk über Glasfaser genauso.)
Marcel