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Re: Tierisch ernst

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Manfred Polak

unread,
Feb 8, 2023, 6:51:12 PM2/8/23
to
Jürgen Schick schrieb:

>Beate Goebel schrieb am 08 Feb 2023:
>
>> Wenn jemand an der Rede von Strack-Zimmermann interessiert ist
>> ohne das Theater drumrum:
>> https://hidrive.ionos.com/share/1rbn0.qg5e

Ts, man soll doch nicht mit der Stricknadel in Steckdosen herum-
stochern ... :-Þ

>Ihren Vortrag (bei YT) plus diverse mediale Reaktionen fände u.a. mit:
>https://metager.de/meta/meta.ger3?eingabe=%22strack%22%20%22zwergenschar%22

Hehe, da jaulen ja einige ganz schön auf. Aber in zwei Wochen ist ja
verlängerter Fasching aka politischer Aschermittwoch, und bei den
dortigen Büttenreden werden einige aus der Zwergenschar in genau
demselben Ton zurückstänkern [1] - wie schon seit Jahrzehnten, ohne
dass hinterher jemand eine Entschuldigung dafür fordert.

[1] Nur dass sich das dort nicht reimt, und auch selten fröhliche Lieder
gesungen werden.


Manfred

Manfred Polak

unread,
Feb 9, 2023, 10:09:12 AM2/9/23
to
Beate Goebel schrieb:

>> Aber in zwei Wochen ist
>> ja verlängerter Fasching aka politischer Aschermittwoch, und bei
>> den dortigen Büttenreden werden einige aus der Zwergenschar in
>> genau demselben Ton zurückstänkern
>
>Die CSU war noch nicht mal zu Zeiten von FJS witzig.

Witzig nicht, aber derb und beleidigend. FJS hat die Grünen mal als
"trojanische Sowjetkavallerie" bezeichnet.


Manfred

Manfred Polak

unread,
Feb 9, 2023, 4:49:58 PM2/9/23
to
Jürgen Schick schrieb:

>Vermutlich. Nebenbei Dtls bekanntester Auswanderer registrierte sich
>mal bei einer Mail Order Church.

Wie, Henry Kissinger ist bei einer Mail Order Church? Sachen
gibt's ... :-Ş


Manfred

Manfred Polak

unread,
Mar 8, 2023, 3:12:11 PM3/8/23
to
Jürgen Schick schrieb:

>Na, erst kürzlich brachte der aktuelle Ministerpräsident eine
>FJS-Statue - https://taz.de/!5912941/ - als Gastgeschenk nach
>Albanien mit. </Realsatire?!elf>

Und die haben uns keine Statue von Enver Hoxha geschenkt,
um sie in München auf dem Marienplatz aufzustellen? Skandalös.


Manfred

Ignatios Souvatzis

unread,
Mar 9, 2023, 9:00:15 AM3/9/23
to
Jürgen Schick wrote:

> Na, erst kürzlich brachte der aktuelle Ministerpräsident eine
> FJS-Statue - https://taz.de/!5912941/ - als Gastgeschenk nach
> Albanien mit. </Realsatire?!elf>

| Papa Strauß wollte durch Jugoslawien an der Küste entlang nach
| Igumenitsa in Griechenland fahren.

Um sich an seine alten Zeiten zu erinnern, immerhin war er
1969 ein großer Fan der griechischen Diktatur.[1]

-is

[1] z.B. Spiegel 45/1976 S. 104-106

Manfred Polak

unread,
Jan 27, 2024, 5:33:07 PMJan 27
to
Jürgen Schick schrieb:

>P.S.: Gewusst, dass FJS der Grund für die 1. Wiener Opernballdemo
>1987 war? :-)

Damals hab ich das sicher gewusst, aber längst vergessen. Wahrscheinlich
gab es damals sogar einen Club 2 zum Thema. Hab ich noch sehr dunkel
im Hinterkopf. Heute gibt es ein "Seitenblicke" zum Thema, welcher Alt-
Prominenten Richard Lugner genug Geld zahlt, damit sie dort mit ihm
posiert. Diesmal ist es Priscilla Presley.


Manfred

Manfred Polak

unread,
Jan 28, 2024, 4:07:03 PMJan 28
to
Jürgen Schick schrieb:

>> Wahrscheinlich gab es damals sogar einen Club 2 zum Thema. Hab ich
>> noch sehr dunkel im Hinterkopf.
>
>Leicht möglich, war seinerzeit ja ein hochpolitisches Thema.

Okay, der Club 2 war nicht 1987, sondern erst im Februar 1990:

https://www.imdb.com/title/tt9636350/

Im "neuen Club 2" gab es 2008 nochmal einen mit dem Titel "Wem
gehört der Opernball?". Lustigerweise auch wieder mit Rudolf Nagiller
als Gastgeber - und mit einem gewissen Richard Lugner:

https://tvthek.orf.at/history/Aufregerthemen-im-Club-2/7143413/Wem-gehoert-der-Opernball/14156266

Und mit Hubsi Kramar.

>Btw Hubsi
>stand FJS mit seinem Kommentar zur Münchner und anderen (friedlichen!)
>derzeitigen Demos (gegen Rechts) im Grunde wohl kaum nach?

Welcher Hubsi? Hubsi Kramar würde ich jetzt eher nicht mit dem Gedanken-
gut von FJS in Verbindung bringen. Siehe seine Aussagen in der oben
verlinkten Sendung. Also offenbar ein anderer Hubsi.

>> welcher Alt- Prominenten Richard Lugner genug Geld zahlt, damit sie
>> dort mit ihm posiert. Diesmal ist es Priscilla Presley.
>
>Oha, dessen Begleiterinnen werden wieder jünger - FAZ-Zitat aus der
>Pressekonferenz in Wien: "Ihr Ehemann war ein berühmter Sänger."

Mir ist auch so, als hätte ich von dem schon mal gehört.


Manfred

Manfred Polak

unread,
Jan 29, 2024, 11:30:51 AMJan 29
to
Jürgen Schick schrieb:

>> Und mit Hubsi Kramar.
>
>Der mir bis gestern unbekannt war. Weder annähernd meine Generation,
>noch ORF früher in meiner Region empfangbar.

Soso, Du beteiligst dich also nicht an der sonntäglichen Verbrecherjagd.
Man sieht ihn regelmäßig im "Tatort", als Chef von Moritz Eisner und
Bibi Fellner.

>> Welcher Hubsi?
>
>Mit AI: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/aiwanger,U2eN6j4

Ach so, der Depp.

>Gut. :) Aber Songs angehender Ärzte*innen der "GenDigitalNatives"
>kennst du noch nicht?

"Wenn ein Schnitt danebengeht, dann hilft nur noch beten"? Ach, nee,
das war ja Mike Krüger.

https://www.youtube.com/watch?v=A84w8YxrxiE&t=510

>Nebenbei, Lugner war in der Vergangenheit auch schon auf dem Filmball
>in München. An dem Söder diesmal nicht teilnahm, peinliche Begegnung
>mit Kurz vermieden?

Na ja, bei Filmbällen gab es schon mehr seltsame Begegnungen, z.B. 1928
in Berlin:

https://static01.nyt.com/images/2015/12/06/books/review/06SCHWARZBAUM/06SCHWARZBAUM-superJumbo.jpg

Die Dritte im Bunde zwischen Dietrich und Riefenstahl ist Anna May Wong,
fotografiert hat Alfred Eisenstaedt.


Manfred

Manfred Polak

unread,
Jan 31, 2024, 4:18:53 PMJan 31
to
Jürgen Schick schrieb:

>[Hubsi Kramar]
>> Man sieht ihn regelmäßig im "Tatort", als Chef von Moritz
>> Eisner und Bibi Fellner.
>
>P.S.: In der Realität wäre er dagegen dann aber schon 10 Jahre
>in Pension. :-)

Das ist ja bei Fernsehkommissaren nichts Besonderes. Horst Tappert
war 75, als Derrick aufhörte, und Rolf Schimpf 82, als er seine letzte
Folge von "Der Alte" drehte.

>> Die Dritte im Bunde zwischen Dietrich und Riefenstahl ist Anna
>> May Wong, fotografiert hat Alfred Eisenstaedt.
>
>P.S.: War wohl gerade noch zu Stummfilmzeiten?

Ja, aber der Tonfilm klopfte schon an die Tür.

>Shanghai-Express noch nicht gedreht

Es war noch nicht mal "Der blaue Engel" gedreht, und M. Dietrich war
noch ein B-Star in Deutschland und international unbekannt.


Manfred

Manfred Polak

unread,
Feb 5, 2024, 8:52:21 PMFeb 5
to
Jürgen Schick schrieb:

>> Es war noch nicht mal "Der blaue Engel" gedreht, und M. Dietrich
>> war noch ein B-Star in Deutschland und international unbekannt.
>
>Einige Fotos der damaligen Serie findet man z.B. auch in:
>https://halfcastewoman.substack.com/p/three-women-walk-into-a-berlin-ball
>
>Darin wird spekuliert, könnten evtl. auch erst Ende 1929/Anfang
>1930 aufgenommen worden sein, da auf einem Marlene Dietrich mit
>"Blauer Engel"-Regisseur Josef von Sternberg abgebildet ist und
>beide sich 1928 evtl. noch nicht kannten?

In der Tat. Dass für das Foto 1928 bis 1930 genannt wurden und auch für
den genauen Ort in Berlin verschiedene Versionen kursierten, wusste ich
schon. Aber die meisten Quellen waren für 1928, darunter auch die
Riefenstahl-Biografie von Lutz Kinkel, wo das Foto auch abgedruckt ist,
deshalb hab ich das bis jetzt geglaubt.

Aber das Foto mit Sternberg hat mich vom Gegenteil überzeugt. Das
kannte ich auch schon, aber unabhängig von den anderen mit Riefenstahl
und Wong. Und so genau angesehen hatte ich es nie. Es hätte auch in
Hollywood entstanden sein können, so wie dieses Publicity-Foto von
Paramount (wo damals nicht nur Sternberg und Dietrich, sondern auch
Eisenstein unter Vertrag waren):

https://3.bp.blogspot.com/-y1MbpYrkeY4/VdfaJShtTMI/AAAAAAAAFXg/RfRiwKgKY34/s1600/eisenstein-dietrich-von%2Bsternberg-1930.jpg

Aber wenn man alle Fotos zusammen hat wie in dem Artikel, und genau
hinsieht, dann sieht man natürlich, dass Dietrich immer dasselbe
Kostüm anhat, denselben Hut und sogar dieselbe neckische Pfeife.
Die Fotos sind also alle bei derselben Gelegenheit entstanden, und
deshalb taugt das mit Sternberg zur groben Datierung der anderen.
Der Ball muss also Ende 1929 (vielleicht Silvester) oder Anfang 1930
stattgefunden haben.

Mit den anderen Ausführungen der Autorin bin ich nicht immer einver-
standen. Beispielsweise waren Dietrich und Riefenstahl damals keines-
wegs die Nobodys, als die sie hier dargestellt werden - gerade auch,
wenn man das von 1928 nach 1929/30 verlegt. Dietrich war nicht nur eine
mittelmäßig erfolgreiche Theaterdarstellerin, sondern hatte schon einige
Hauptrollen in Filmen gespielt, z.B. in "Die Frau, nach der man sich
sehnt" (der lief schon mal auf arte und ist recht ordentlich) und "Das
Schiff der verlorenen Menschen", beide mit keinem Geringeren als Kortner
als Partner. Und Riefenstahl hat natürlich in mehreren Bergfilmen von
Arnold Fanck die weiblichen Hauptrollen gespielt und dadurch Bekanntheit
erlangt. Auf diesem Gebiet war sie nicht nur in Deutschland konkurrenz-
los. Aber schauspielerisch war sie doch recht limitiert. Ihr einziger
nicht-Fanck-Film als Schauspielerin, "Das Schicksal derer von Habsburg",
war ein Flop und wurde von der Kritik weitgehend ignoriert. Und Wong war
mit ihren europäischen Filmen nun auch nicht so erfolgreich wie etwa
Louise Brooks.

Ob Wong ein Verhältnis mit Dietrich hatte, weiß ich nicht, aber mit
Riefenstahl sicher nicht. Das ist einfach Blödsinn, genauso wie das
Riefenstahl angedichtete Verhältnis mit Hitler. Riefenstahl stand
auf sportliche junge Männer. Wie dieser Tennisspieler, dessen Namen
ich jetzt vergessen habe, und wie eine ganze Reihe ihrer Partner und
Mitarbeiter bei den Fanck-Filmen (Luis Trenker, Hans Ertl, Hans
Schneeberger und weitere), die alle nebenbei auch Bergsteiger und/oder
gute Skifahrer waren. Das ist alles gut belegt. Von einem Verhältnis
Riefenstahls mit irgendeiner Frau hat man dagegen nie irgendetwas
halbwegs Belastbares gehört.


Manfred

Manfred Polak

unread,
Feb 10, 2024, 7:50:10 PMFeb 10
to
Jürgen Schick schrieb:

>Dietrichs Biografen sollen beiden eines zugeschrieben haben, die Wongs
>Biograf Graham Russell Hodges mit dem Hinweis relativierte, dass solche
>(als auch homo-/bisexuelles Posieren) in der Berliner Szene damaliger
>Zeit quasi dazugehörten.

Ja, aber nicht nur das Posieren. Da ging es schon auch richtig zur
Sache. Eisenstein etwa war ganz begeistert von den Schwulen- und
Transvestitenbars, als er mitsamt Grigori Alexandrow und Eduard
Tissé 1929 ein paar Monate in Berlin war und sich von Valeska Gert
und anderen Lokalgrößen das Nachtleben zeigen ließ.

>> Riefenstahl stand auf sportliche junge Männer. Wie dieser
>> Tennisspieler, dessen Namen ich jetzt vergessen habe,
>
>Otto Froitzheim? War laut Wikipedia 1924 kurz mit ihr verlobt.

Genau der.

>https://c.gmx.net/@1228411141261099128/tbei597jQQC2c1id-mqoYw

Schön. Hast Du das in deinem Badezimmer aufgenommen, oder
macht man den Hall heutzutage digital?


Manfred

Manfred Polak

unread,
Feb 13, 2024, 7:41:35 AMFeb 13
to
Jürgen Schick schrieb:

>> als er mitsamt Grigori Alexandrow und Eduard Tissé 1929 ein
>> paar Monate in Berlin war und sich von Valeska Gert und
>> anderen Lokalgrößen das Nachtleben zeigen ließ.
>
>Führten eigentlich alle vier o.g. Scheinehen?

Nicht dass ich wüsste. Über Tissés Privatleben weiß ich nichts, aber
er war wohl eher ein bodenständiger Typ. Alexandrow war zwar sehr
lebensfroh und geradezu ein Schönling, aber über sein Privatleben
heißt es in Oksana Bulgakowas Eisenstein-Biografie, er "... war jedoch
kein erotischer Abenteurer, auch kein erotischer Doppelgänger seines
Lehrers [Eisenstein]. Er lebte streng monogam mit seiner Frau Olga
Iwanowa aus der Proletkult-Truppe ...".


Manfred

Manfred Polak

unread,
Feb 13, 2024, 8:11:18 PMFeb 13
to
Jürgen Schick schrieb:

>[Alexandrow]
>> [...] über sein Privatleben heißt es in Oksana Bulgakowas
>> Eisenstein-Biografie,
>
>In "Sergej Eisenstein. Eine Biographie, Berlin 1997"?

Genau die.

>> er "... war jedoch kein erotischer Abenteurer, auch kein
>> erotischer Doppelgänger seines Lehrers [Eisenstein]. Er
>> lebte streng monogam mit seiner Frau Olga Iwanowa aus der
>> Proletkult-Truppe ...".
>
>Btw, dessen Frau dagegen dann allerdings nicht. Vgl. z.B. in:
>https://en.wikipedia.org/wiki/Grigori_Aleksandrov#Personal_life

Nun ja, wenn der auch drei Jahre wegbleibt. Noch dazu im kapitalis-
tischen Ausland. Berlin, Paris, New York, und dann ein paar Monate
Hollywood. Und dann noch Mexiko. Da kann man als daheimgeblie-
bene Gattin schon ins Grübeln kommen ...


Manfred

Manfred Polak

unread,
Feb 14, 2024, 7:33:18 PMFeb 14
to
Jürgen Schick schrieb:

>>> In "Sergej Eisenstein. Eine Biographie, Berlin 1997"?
>>
>> Genau die.
>
>Na ja, Stand der Forschung vor wenigstens 27 Jahren. :-)

Aber noch weitgehend aktuell. Von bahnbrechenden neuen Erkenntnissen
zu Eisenstein ist mir jedenfalls nichts bekannt. Aber vielleicht findet
ja noch jemand "Die Erstürmung von La Sarraz" auf seinem Dachboden ...

[Friedrich/Frederick Trump]
>https://www.deutschlandfunkkultur.de/suche?drsearch%3AsearchText=Kallstadt-Impuls

Netter Artikel.

| Als Wirt, Hotelier und – Bordellbetreiber – Frederick war flexibel im
| Service, das entnimmt Roland Paul den historischen Quellen, allerdings:
| "Wo er jetzt das meiste Geld gemacht hat, ob mit dem Bordell oder dem
| Restaurant oder dem Hotel, dass lässt sich sicher heute nicht mehr
| genau ermitteln."

Das lässt sich schon deshalb nicht trennen, weil sowieso alles im
selben Gebäude integriert war. Ein und derselbe (männliche) Gast
konnte an einem Abend / in einer Nacht nacheinander alle drei
Dienstleistungen in Anspruch nehmen, ohne das Haus zu verlassen.

| Ein illegaler Auswanderer, der in der neuen puritanisch geprägten
| Heimat die Prostitution anheizt [...]

Das ist Blödsinn, denn das Bordell war in Kanada (zuerst Bennett und
dann White Horse, beides strategisch günstig an der Strecke von der
Pazifikküste zur Goldgräberstadt Dawson City am Klondyke gelegen), und
Kanada ist überhaupt nicht puritanisch. Die deutlich überwiegende Mehr-
heit ist katholisch, und von den Protestenten sind die allermeisten
auch keine Puritaner. Die größten Gruppen sind da die liberale United
Church of Canada und die Anglikaner.


Manfred

Manfred Polak

unread,
Feb 16, 2024, 9:52:19 PMFeb 16
to
Jürgen Schick schrieb:

>> Aber vielleicht findet ja noch jemand "Die Erstürmung von
>> La Sarraz" auf seinem Dachboden ...
>
>Beim 1. Internationalen Kongress des Unabhängigen Films in der Schweiz
>gedrehter ironischer Kurzfilm unabhängiges vs. kommerzielles Kino. In:
>
>https://blog.nationalmuseum.ch/2019/10/der-verschollene-film-des-sergei-michailowitsch-eisenstein/

Auch ein brauchbarer Artikel, aber doch mit etlichen Fehlern und Unge-
nauigkeiten. Z.B. war Eisenstein nicht zuerst in Zürich und dann in
La Sarraz, sondern genau andersrum. Und er war nicht vom 3., sondern
vom 4. bis zum 7. September im Ort. Und dass der Film "zum Dank an ihre
Gastgeberin" gedreht worden sei, ist zumindest sehr fraglich. Denn die
Schlossherrin sollte eigentlich gar nicht erfahren, dass ihre Ritter-
Utensilien für einen Film zweckentfremdet wurden. Und wie sie darauf
reagierte, darüber gibt es sehr unterschiedliche Versionen.

| Er [Hiroshi Higo] war es, der aus unbekannten Gründen den Film am Ende
| des Aufenthaltes mitnahm und ihn nach Tokio brachte.

Das muss man auch präzisieren. In Tokio wurde laut japanischer Zensur-
karte eine 16mm-Kopie des Films gezeigt. Tissé, der der Kameramann war,
hatte auf der Reise aber eine 35mm-Kamera dabei, und in diesem Format
wurde der Film somit gedreht. Higo hat also nicht "den Film" mitgenom-
men. Wann und wo diese 16mm-Kopie angefertigt wurde, ist unbekannt.
Es könnte gleich nach dem Kongress in Zürich gewesen sein, im Studio
von Praesens Film, wo die drei Russen auf Einladung von Lazar Wechsler
einen Film drehten. Oder später, nach ihrer Ausweisung aus der Schweiz,
in Berlin, oder noch später in Paris. Higo brach erst Ende Oktober zur
Rückreise nach Japan auf, es wäre also genug Zeit gewesen. Der Verbleib
des Negativs des Sarraz-Films (und des 35mm-Positivs, sofern überhaupt
eines angefertigt wurde, was man auch nicht weiß) ist völlig unklar und
war Gegenstand wilder Spekulationen und gegenseitiger Schuldzuweisungen.

| Auch nicht bekannt ist, ob Eisenstein nach seiner Rückkehr in die UdSSR
| je über den Film sprach oder lieber verheimlichte, dass er zu Besuch bei
| einer Schweizer Aristokratin gewesen war.

Na ja. Ich weiß nicht, ob Eisenstein in der Sowjetunion viel über den
Film *gesprochen* hat. Er hat aber definitiv darüber *geschrieben*. In
seinen 1946 fertiggestellten Memoiren "Yo. Ich selbst" berichtet er auch
ausführlich über den Ausflug in die Schweiz. Es hätte auch keinen Sinn
gemacht, zu verheimlichen, dass er "zu Besuch bei einer Schweizer Aris-
tokratin gewesen war". Schließlich ist er ja nicht eigenmächtig oder
heimlich nach La Sarraz gefahren, sondern er hat vorher die Erlaubnis
seiner Vorgesetzten in Moskau eingeholt, und war dann offizieller
sowjetischer Delegierter beim Kongress.

Ach ja, ein Freund eines Freundes hat auch mal was über den Kongress
geschrieben:

https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/08/ritter-eisenstein-ersturmt-la-sarraz.html

[Hotel, Restaurant und Bordell]
>> Das lässt sich schon deshalb nicht trennen, weil sowieso alles im
>> selben Gebäude integriert war. [...]
>
>Und zwar laut Gwenda Blairs Monografie "The Trumps" (2000) in allen
>seiner Etablissements. Beginnend bereits in Seattle, vgl. z.B. in:
>
>https://www.politico.com/magazine/story/2015/08/the-man-who-made-trump-who-he-is-121647/

Aha, wieder was gelernt. Bisher kannte ich nur die beiden kanadischen
Trump-Puffs. Übrigens aus dem sehr schönen Film DAWSON CITY: FROZEN
TIME von Bill Morrison:

https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/07/eine-geschichte-von-gold-eis-und.html

>Nebenbei wäre dir in Übersee ein (Gospel-)Chor bekannt, der
>u.a. "Scarborough Fair" im Repertoire hätte? Siehste. :-)

In Übersee am Chiemsee? Nein, da kenne ich keine Gospelchöre ... :-Þ


Manfred
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