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Martini-Destille

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Joerg Schwerdtfeger

unread,
Aug 8, 2001, 6:48:01 PM8/8/01
to
Hi Leute,

ist eigentlich außer mir schon ein Martini-Trinker auf die Idee
gekommen, eine Destille selbst zu bauen? Wenn ja, hat vielleicht jemand
eine Bauanleitung und das Rezept für die Maische?

Das was bei MASH im Sumpf steht, sieht ja eigentlich machbar und gar
nicht wirklich teuer aus - wenn es denn so funktioniert und das Teil
nicht einfach nur ein netter Fake ist... (Bild unter
http://home.t-online.de/home/serwaty/mainsauf/mainsauf.htm)

Ciao,
Jörg

Jörg Mattik

unread,
Aug 9, 2001, 10:17:32 AM8/9/01
to
Joerg Schwerdtfeger <schw...@gmx.de> wrote:
> Hi Leute,

> ist eigentlich außer mir schon ein Martini-Trinker auf die Idee
> gekommen, eine Destille selbst zu bauen? Wenn ja, hat vielleicht jemand
> eine Bauanleitung und das Rezept für die Maische?

Eventuell in de.sci.chemie schauen oder fragen.

> Das was bei MASH im Sumpf steht, sieht ja eigentlich machbar und gar
> nicht wirklich teuer aus - wenn es denn so funktioniert und das Teil
> nicht einfach nur ein netter Fake ist... (Bild unter
> http://home.t-online.de/home/serwaty/mainsauf/mainsauf.htm)

Generell ist das Vergären und anschließendes Abdestillieren des Alkohol kein
großes Problem. Will man jedoch sauberen (!) Alkohol ohne die Fuselöle
erhalten, ist eine vernünftige Glasapparatur ( wie sie teilweise dort ja
auch benutzt wurde) mit entsprechender Beheizung und Destillationskolonne
erforderlich. Derartige Glasgeräte am besten mit Schliffverbindungen sind im
Laborbedarfshandel zu bekommen. Die haben allerdings ihren Preis.

Jörg


Joerg Schwerdtfeger

unread,
Aug 9, 2001, 10:31:49 AM8/9/01
to
Für den Anfang hab ich sogar schon was gefunden:

http://www.vodkafrom.ru/info/distill.pdf
http://www.gin-vodka.com

Okay, wenn man sich das genau anschaut, kommt man auch als
Nicht-Chemiker bzw. sogar als Mathematiker darauf, daß das 1:1 so wie
bei MASH wahrscheinlich nicht funktionieren kann.

Wenn man es hingegen so wie in den o. g. Anleitungen baut, kommt man auf
Materialkosten zwischen 300 und 1000 EUR, je nach gewünschtem Luxus.

Aber wenn man einen Chemiker oder sowas kennt, der ein paar Teile vom
Labortisch fallen lassen kann, kommt man aber bestimmt wesentlich
günstiger hin, wenn nicht sogar nur für einen Kasten Bier. ;-)

Also, lasset uns basteln! Ist jemand dabei?

Jörg

Jörg Mattik

unread,
Aug 9, 2001, 12:39:02 PM8/9/01
to
Joerg Schwerdtfeger <schw...@gmx.de> wrote:

> Aber wenn man einen Chemiker oder sowas kennt, der ein paar Teile vom
> Labortisch fallen lassen kann, kommt man aber bestimmt wesentlich
> günstiger hin, wenn nicht sogar nur für einen Kasten Bier. ;-)

> Also, lasset uns basteln! Ist jemand dabei?

Es gibt an manchen UNIs studentische Glaskammern, in denen man günstig
Glasgeräte bekommen kann. Wenn man Glück hat, gibt es dort auch (am besten
gebraucht) Teile für eine Destillationsapparatur. Gerade beim Kühler und
der Kolonne kann man dann eine Menge sparen.

Jörg


Jens Bleicher

unread,
Aug 9, 2001, 4:00:28 PM8/9/01
to
Hey Joerg

Joerg Schwerdtfeger schrieb:

> Okay, wenn man sich das genau anschaut, kommt man auch
> als Nicht-Chemiker bzw. sogar als Mathematiker darauf,
> daß das 1:1 so wie bei MASH wahrscheinlich nicht
> funktionieren kann.

Ich hab mir die Seiten zwar noch nicht angesehen (kommt gleich),
aber ich schätze, daß man (wie bei vielen Dingen) auf
verschiedene Weise zu destilliertem Alooohl kommen kann. Es
kommt halt u.a. auf den Anspruch und die Möglichkeiten an.

Um beim Beispiel zu bleiben:
Um "guten" = reinen = gesundheitlich unbedenklichen Schnaps zu
brennen (OK - eigendlich ist das ein "Schwarzer Schimmel" ;-) )
wird man sicher mehr Aufwand treiben müssen als für "einfachen"
Fusel, der einem die Birne wegbrennt.
Sicher haben früher die Schwarzbrenner in Amiland und woanders
keine Glaskolonnen mit alles Zipp und Zapp gehabt, dafür würden
"wir" das Zeug auch nicht mehr trinken.

Ich denke, um aus den Zutaten (Wasser, Obst, Zucker? ..a.K. )
eine "trinkbare hochprozentige Flüssigkeit" zu machen, reicht
eine Destille a la MASH allemal.

Es geht ja nur darum, einer schwachen alkoholischem Flüssigkeit
durch Verdampfen und kontrolliertem und gezieltem(!) Kondensieren
Wasser und ander ungewünschte Bestanddeile (Fuselöle...) zu
entziehen.
Wenn die Kontrolle nicht so gut ist, bekommst Du eben Fusel.

> Aber wenn man einen Chemiker oder sowas kennt, der ein paar
> Teile vom Labortisch fallen lassen kann,

Ne, geht doch nicht - Glas geht doch kaputt, wenn es vom Tisch
fällt. <SCNR>

Gruß Jens

Joerg Schwerdtfeger

unread,
Aug 10, 2001, 11:53:09 AM8/10/01
to
Also ich werde mir die Bauanleitung übers Wochenende mal genauer
anschauen.

Vielleicht können wir ja was daraus zusammenimprovisieren, das
qualitativ dem heutigen Stand entspricht, nachher halbwegs so schmeckt
wie der originale Martini bianco bzw. extra dry und optisch etwa so
aussieht wie die MASH-Distille (man kann die Destillation ja trotzdem in
einem Liebig-Kühler machen und die ganzen Gummi-Schläuche nur als Deko
drumrum basteln.)

Wenn dann die Bauteile feststehen, können wir ja immernoch schaun, wie
wir das Glas beim herunterfallen auffangen, damit es nicht wirklich
kaputt geht... ;o)) Mit einer Gartenkralle Gold kann man das aber
bestimmt bewerkstelligen...

Jörg

Paul Hink

unread,
Aug 10, 2001, 12:11:55 PM8/10/01
to
Jens Bleicher <jens.b...@t-online.de> wrote:

> > Aber wenn man einen Chemiker oder sowas kennt, der ein paar
> > Teile vom Labortisch fallen lassen kann,
>
> Ne, geht doch nicht - Glas geht doch kaputt, wenn es vom Tisch
> fällt.

Das kommt auf die Hoehe des Tisches und den Untergrund an.

Paul
--
PGP: 0xF41FD1B1 (RSA), 0xAD888615 (DH/DSS) - <http://www.p-hink.de/pgp/>
=======================================================ICQ: 108866612===
<http://www.p-hink.de/>: 06.07.01: * Korrekte Message-IDs mit MacSOUP.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 29.06.01: * Neu: Gaestebuch und M*A*S*H Seite.

Joerg Schwerdtfeger

unread,
Aug 10, 2001, 12:45:30 PM8/10/01
to
> Das kommt auf die Hoehe des Tisches und den Untergrund an.

Und natürlich auf die Glasdicke und -zusammensetzung und vor allem auf
die Gravitation und die Rotationsgeschwindigkeit der Erde bzw. des
Universums! Vielleicht sollten wir einen follow-up auf
de.alt.tv.startrek setzen? ;-))

Jörg

Sven Höhne

unread,
Aug 10, 2001, 12:45:25 PM8/10/01
to
"Paul Hink" <p_h...@gmx.net> schrieb im Newsbeitrag
news:1exxhn7.1m1...@ID-20530.user.dfncis.de...

> Jens Bleicher <jens.b...@t-online.de> wrote:
>
> > > Aber wenn man einen Chemiker oder sowas kennt, der ein paar
> > > Teile vom Labortisch fallen lassen kann,
> >
> > Ne, geht doch nicht - Glas geht doch kaputt, wenn es vom Tisch
> > fällt.
>
> Das kommt auf die Hoehe des Tisches und den Untergrund an.
>

Und wenn man Marmelade auf die eine Seite der Retorte schmiert, fällt
diese logischerweise genau in dieselbe.

Abyssina
Sven

--
"Also, Radio, das ist wie Fernsehen ohne Ton..."
Sven erklärt die Welt - mehr unter www.svenhoehne.de

HP

unread,
Aug 10, 2001, 5:47:22 PM8/10/01
to
Also zur Zeit findet man ja nun genügend Obst, das man vergären kann. Im
Kitzinger Weinführer stehen die diversen Rezepte.
Im Prinzip reicht ein Fruchtsaft (ruhig stark gesüßt) und eine Kulturhefe
(am besten Portwein weil höherer Alkgehalt). Das ganze in einem Glasballon
bei Zimmer temperatur vergären lassen. Den Ballon sollte man mit einem
Gärrörchen oder einer Gärkappe versehen, damit kein Sauerstoff an die
Maische kommt, und das Kohlendioxid trotzdem entweichen kann. Nach der
Gärung wird der Wein abgezogen und gefiltert. Dann erst kommt es zum ersten
Brandtvorgang. Man erhält einen Brandtwein, den man dann nochmals brennen
kann. Je genauer man die Temperatur bestimmen kann desto reiner wird der
Alkohol. Aber Achtung, das ganze ist nur für Versuchsqaufbauten legal, denn
Vater Staat erhebt eine Brandtweinsteuer!!!!

Also viel Späßchen


Thorsten Michels

unread,
Aug 13, 2001, 4:51:44 AM8/13/01
to
Joerg Schwerdtfeger <schw...@gmx.de> wrote:
>Vielleicht können wir ja was daraus zusammenimprovisieren, das
>qualitativ dem heutigen Stand entspricht, nachher halbwegs so schmeckt
>wie der originale Martini bianco bzw. extra dry und optisch etwa so
>aussieht wie die MASH-Distille

Aehm, wenn ich das richtig verstanden habe, sollte das eben nicht nach
Wermut, sondern nach Gin schmecken. Oder?

Schoenen Gruss,
Thorsten

--
Thorsten Michels One's never alone with a rubber duck.
mic...@informatik.uni-kl.de Douglas Adams
DrNethack on #awg 11.3.1952 - 11.5.2001
"Ich mag meine Probleme." Ally McBeal

Joerg Schwerdtfeger

unread,
Aug 13, 2001, 6:01:54 AM8/13/01
to
> wenn ich das richtig verstanden habe, sollte das eben nicht nach
> Wermut, sondern nach Gin schmecken. Oder?

Eigentlich sollte es nach Wermut (Martini) schmecken. Gin oder andere
Sachen nimmt man ja normal nur optional zum mischen, wenn man den
Martini nicht pur trinken möchte bzw. ein etwas anderes Aroma haben
will.

Nachdem ich mich aber etwas genauer mit dem Destillationsprozeß
auseinandergesetzt habe, bin ich zu dem Schluß gekommen, es doch eher
bleiben zu lassen. Wenn man nämlich nur 2°C zu viel hat, gelangt statt
Ethanol Methanol in das Destillat und das macht hochgradig blind. Wenn
man also kein total exaktes und vor allem auch unheimlich schnell
ausschlagendes Thermometer hat, kann das ruckzuck ein Schuß in den Ofen
werden.

Jörg

Thorsten Michels

unread,
Aug 13, 2001, 7:59:22 AM8/13/01
to
Joerg Schwerdtfeger <schw...@gmx.de> wrote:
>> wenn ich das richtig verstanden habe, sollte das eben nicht nach
>> Wermut, sondern nach Gin schmecken. Oder?
>
>Eigentlich sollte es nach Wermut (Martini) schmecken. Gin oder andere
>Sachen nimmt man ja normal nur optional zum mischen, wenn man den
>Martini nicht pur trinken möchte bzw. ein etwas anderes Aroma haben
>will.

Also: klassisches Rezept fuer einen trockenen Martini: 4cl Gin und 2cl
trockener Wermut (z.B. von der Marke "Martini"). Der Witz an den
Mash-Martinis war aber, dass sie ganz besonders trocken sind: x Teile Gin
und ein Gedenken an den Erfinder des Martinis (oder so aehnlich).
Da Wermut ein versetzter Wein ist, wird es auch schwer, den mit der
Distille herzustellen. :-)

Schoenen Gruss,
Thorsten

PS: Schade, dass das mit der Distille nichts wird. Das Ergebnis haette
mich wirklich interessiert.

Michael Ottenbruch

unread,
Aug 13, 2001, 1:21:28 PM8/13/01
to
Am Mon, 13 Aug 2001 12:01:54 +0200, schrieb Joerg Schwerdtfeger:

> > wenn ich das richtig verstanden habe, sollte das eben nicht nach
> > Wermut, sondern nach Gin schmecken. Oder?
>
> Eigentlich sollte es nach Wermut (Martini) schmecken. Gin oder andere
> Sachen nimmt man ja normal nur optional zum mischen, wenn man den
> Martini nicht pur trinken möchte bzw. ein etwas anderes Aroma haben
> will.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Ein Martini besteht aus einem
Schnelldreher (>40 Vol-%, normalerweise Gin, James Bond z.B. nimmt
Wodka), dem Wermut zugesetzt wird, um ihm (dem Schnelldreher) die
Schärfe zu nehmen.

Die Kunst besteht nun darin, möglichst wenig Wermut zu nehmen. Tausende
von Martini-Gags laufen nach folgendem Schema ab: "$unbeliebte_gruppe
nimmt zwei Teile Gin und einen Teil Wermut, $beliebte_gruppe gießt einen
Schluck Wermut ins Glas, schwenkt ihn im Glas, kippt in aus und füllt
das Glas mit Gin, aber die optimale Methode besteht darin, puren Gin zu
trinken und dabei eine Sekunde lang an den Geschmack von Wermut zu
denken - auf keinen Fall länger, sonst wird er zu süß."

Eigentlich trinkt man Martinis nur in Kreisen, in denen es als
proletenhaft gilt, den Gin pur zu trinken, was durch Manöver wie die
obigen oder das übliche Vorgehen im "Sumpf" ad absurdum geführt wird.



> Nachdem ich mich aber etwas genauer mit dem Destillationsprozeß
> auseinandergesetzt habe, bin ich zu dem Schluß gekommen, es doch eher
> bleiben zu lassen. Wenn man nämlich nur 2°C zu viel hat, gelangt statt
> Ethanol Methanol in das Destillat und das macht hochgradig blind. Wenn
> man also kein total exaktes und vor allem auch unheimlich schnell
> ausschlagendes Thermometer hat, kann das ruckzuck ein Schuß in den Ofen
> werden.

Der Trick besteht in der gleichmäßigen Erwärmung: Wenn Du die Maische
durch konstante Energiezufuhr erwärmst, wird die Energie abwechselnd in
Erwärmung und in Verdunstungsenergie der Bestandteile umgesetzt, und
zwar in der Reihenfolge ihrer Siedepunkte: D.h. zunächst verdunstet
*nacheinander* alles, was eine geringeren Siedepunkt als Aethanol (78,3
°C) hat (unter anderem Methanol bei 64,5 °C - mir ist nicht klar, wo Du
die "2 °C *zu* *viel*" her hast), dann bleibt das Thermometer bei 78,3
°C stehen, bis *sämtlicher* Aethylalkohol verdunstet ist (d.h. die
Verdampfungswärme von 43 kJ/mol zugeführt ist), erst dann steigt das
Thermometer weiter. Exakt muß das Thermometer also sehr wohl sein,
schnelle Ausschläge finden nicht statt.

Nur in der Phase, in der das Thermometer bei exakt 78,3 °C stehen
bleibt, darfst Du den freiwerdenden Dampf in die Kühlschlange leiten.

Wenn man die Erwärmung nicht gerade mit dem Schneidbrenner durchführt,
bleibt das ganze also recht übersichtlich.

Trotzdem, liebe Kinder: Probiert das *nicht* zu Hause aus!!! :-)

Im Zweifelsfalle destillierst Du halt Dein Destillat gleich noch mal:

Das Thermometer müßte jetzt kontinuierlich bis auf 78,3 °C ansteigen und
dann Dein gesamtes Destillat rückstandslos verdampfen. Führst Du den
zweiten Destillationsvorgang noch langsamer als den ersten durch, kannst
Du noch feiner unterscheiden, falls irgendetwas mit ähnlichem Siedpunkt
in der Maische war.

Ein kurzer Blick in die Literatur bietet hier an:

Tetrachlorkohlenstoff mit 77 °C
Essigsäureäthylester mit 77,1 °C
Butanon-2(Methyläthylketon) mit 79,6 °C
Propionsäuremethylester mit 79,9 °C
Benzol mit 80,1 °C
1,3-Cyclohexadien mit 80,5 °C
Cyclohexan mit 80,7 °C

Bei alledem fragt man sich natürlich, wie das alles in die Maische
gekommen sein soll; allerdings will ich mir gar nicht vorstellen, woher
die im Sumpf die Maische haben.

BTW: Schottischer Whisky wird zweimal destilliert, irischer sogar
dreimal.
--
...und tschuess!

Michael
E-mail: M.Otte...@sailor.ping.de

Joerg Schwerdtfeger

unread,
Aug 13, 2001, 7:14:58 PM8/13/01
to
> $beliebte_gruppe gießt einen Schluck Wermut ins Glas, schwenkt
> ihn im Glas, kippt in aus und füllt das Glas mit Gin

Geschmackssache. Das mit $schnelldreher wie z. B. Vodka oder Gin ist
ganz nett, wenn man schnell voll werden will. Ich persönlich trinke das
in Form von (purem) Martini bianco von Martini am liebsten - auch wenn
sich James Bond deswegen wahrscheinlich im Grab umdrehen würde. (Aber
gut, wer den Martini als Mischgetränk wirklich *geschüttelt* trinkt, der
muß auch einiges einstecken können...)

> (unter anderem Methanol bei 64,5 °C - mir ist nicht klar, wo Du
> die "2 °C *zu* *viel*" her hast

Öhm, ich habe einen Chemiker gefragt, ob er mir die nötigen Apparaturen
(sanft) vom Labortisch fallen lassen kann und er hat mir einen Vortrag
gehalten, das ich das besser bleiben lassen soll, weil auch mit genauem
Thermometer immer das Risiko besteht, Methanol (?) bzw. andere
blindmachende Substanzen mit rein zu kriegen, wenn man die zu
destillierende Flüssigkeit auch nur 2 K zu viel erwärmt. Ich gebe zu,
daß mich das auch etwas gewundert hat, weil gerade Methanol ja auch
einen viel niedrigeren Siedepunkt hat als Ethanol. Aber als
Mathematiker/Informatiker wollte ich mich da jetzt nicht auf längere
Diskussionen einlassen, von denen ich eh zu wenig verstehe. Aber
vielleicht sollte ich wirklich nochmal einen anderen Chemiker fragen...
;-))

> Ein kurzer Blick in die Literatur bietet hier an:
> Tetrachlorkohlenstoff mit 77 °C

> [...]

Naja, alles was hier vom Siedepunkt her über 78,3 °C liegt, dürfte sich
ja im Normalfall eh nicht in der Maische aufhalten, oder? Nunja, und
CCl4 wohl erst recht nicht. ;o)

Du meinst also, daß man das - auch als Nichtchemiker - relativ Risikolos
auf die Reihe kriegt?

Jörg

Michael Ottenbruch

unread,
Aug 14, 2001, 1:24:51 PM8/14/01
to
Am Tue, 14 Aug 2001 01:14:58 +0200, schrieb Joerg Schwerdtfeger:

> > $beliebte_gruppe gießt einen Schluck Wermut ins Glas, schwenkt
> > ihn im Glas, kippt in aus und füllt das Glas mit Gin
>
> Geschmackssache. Das mit $schnelldreher wie z. B. Vodka oder Gin ist
> ganz nett, wenn man schnell voll werden will. Ich persönlich trinke das
> in Form von (purem) Martini bianco von Martini am liebsten - auch wenn
> sich James Bond deswegen wahrscheinlich im Grab umdrehen würde. (Aber
> gut, wer den Martini als Mischgetränk wirklich *geschüttelt* trinkt, der
> muß auch einiges einstecken können...)

Langsam beginne ich, das Mißverständnis zu begreifen.

Es gilt hier, zwischen zwei völlig verschiedenen Dingen zu
unterscheiden:

1. Martini (siehe auch http://www.martini.de): eine ursprünglich
italienische Firma, die Wermut (Vermouth) herstellt und verkauft,
üblicherweise in den Geschmacksrichtungen "Bianco", "Rosso" und "Extra
Dry". Eine andere Firma mit ähnlicher Produktpalette ist bsplsw.
"Cinzano".

2. Martini: ein Cocktail, bestehend aus bsplsw. Gin und Wermut.

Die Namensgleichheit zwischen 1. und 2. ist rein zufällig.

IOW: Das, was Du gerne trinkst, ist ein Wermut der Fa. Martini, aber
kein Martini im Sinne von Cocktail.



> > (unter anderem Methanol bei 64,5 °C - mir ist nicht klar, wo Du
> > die "2 °C *zu* *viel*" her hast
>
> Öhm, ich habe einen Chemiker gefragt, ob er mir die nötigen Apparaturen
> (sanft) vom Labortisch fallen lassen kann und er hat mir einen Vortrag
> gehalten, das ich das besser bleiben lassen soll, weil auch mit genauem
> Thermometer immer das Risiko besteht, Methanol (?) bzw. andere
> blindmachende Substanzen mit rein zu kriegen, wenn man die zu
> destillierende Flüssigkeit auch nur 2 K zu viel erwärmt. Ich gebe zu,
> daß mich das auch etwas gewundert hat, weil gerade Methanol ja auch
> einen viel niedrigeren Siedepunkt hat als Ethanol. Aber als
> Mathematiker/Informatiker wollte ich mich da jetzt nicht auf längere
> Diskussionen einlassen, von denen ich eh zu wenig verstehe. Aber
> vielleicht sollte ich wirklich nochmal einen anderen Chemiker fragen...
> ;-))

Denke ich auch. mein Chemie-LK ist zwar schon über 20 Jahre her, aber an
den Grundprinzipien der destillation dürfte sich eigentlich nichts
geändert haben. :-))



> > Ein kurzer Blick in die Literatur bietet hier an:
> > Tetrachlorkohlenstoff mit 77 °C
> > [...]
>
> Naja, alles was hier vom Siedepunkt her über 78,3 °C liegt, dürfte sich
> ja im Normalfall eh nicht in der Maische aufhalten, oder?

Wie gesagt: ich habe keine Ahnung, woher die im Sumpf die Maische
mehmen. Im Prinzip kann man fast alles, wo Zucker drin ist, unter
Hefezusatz zum Gären bringen und dann den dabei aus dem Zucker
entstehenden Alkohol abdestillieren. Abhängig davon, was für Zucker und
was sonst noch in der Maische ist, kann dabei aller möglicher Mist
entstehen oder eben schon von vorneherein drin sein (und eben mglw. -
wenn auch nicht zwingend - ins Destilat übergehen).

> Nunja, und CCl4 wohl erst recht nicht. ;o)
>
> Du meinst also, daß man das - auch als Nichtchemiker - relativ Risikolos
> auf die Reihe kriegt?

Ich möchte um Gottes willen nicht in den Verdacht geraten,
irgendjemanden dazu ermutigt zu haben, das zu Hause auszuprobieren.

Es würde auch relativ wenig bringen, denn das, was man dabei erhält, ist
bestenfalls reiner Alkohol, den man nicht zum Vergnügen trinken sollte:
schmeckt nach wenig bis gar nichts, brennt stark im Hals und knallt noch
stärker in der Birne (jaja, als Teenie habe ich auch mal puren Stroh-Rum
getrunken; das hatte allerdings mehr den Charakter einer Mutprobe als
den eines gepflegten Besäufnisses).

Wenn man sich mal mit der Entstehung hochwertiger geistiger Getränke
beschäftigt, bemerkt man, daß auf die Erzeugung der "richtigen" Maische
wesentlich mehr Sorgfalt verwandt werden muß als auf den eigentlichen
Destilliervorgang.

Paul Hink

unread,
Aug 14, 2001, 1:54:53 PM8/14/01
to
Michael Ottenbruch <M.Otte...@sailor.ping.de> wrote:

> Wie gesagt: ich habe keine Ahnung, woher die im Sumpf die Maische
> mehmen.

Ich meine mich zu erinnern, dass Hawk in einer Folge was von
"Maismaische" erzaehlt.

Bleicher

unread,
Aug 14, 2001, 7:55:15 AM8/14/01
to
Hey Joerg etc.

Joerg Schwerdtfeger schrieb:

> er hat mir einen Vortrag gehalten, das ich das besser
> bleiben lassen soll, weil auch mit genauem Thermometer
> immer das Risiko besteht, Methanol (?) bzw. andere
> blindmachende Substanzen mit rein zu kriegen,

Ich hab mir auch letztens mal einiges zum Destillieren
erklären lassen (allerdings gings da um Wasser :-) ).
Ich hab gefragt, warum man 2 (oder mehr) mal destilliert.
_Eigendlich_ müsste doch einmal reichen, um einen "Reinen"
Stoff zu kriegen.
Hier mal Ausschnitte der Antworten (beides Chemiker AFAIK):

>> Leider wird beim destillieren immer wieder mit dem Dampf
>> etwas "mitgerissen" was nicht mitgerissen werden sollte ;-)).
>> Durch mehrfaches wiederholen werden somit die Spuren
>> abgereichert. Wuerde man anstelle der "normalen"
>> Destillen Kolonnen (Drehband- und was es noch alles
>> so gibt ) nehmen, koennte man die ganze Geschichte
>> einfacher haben.

>> Der Haken ist, dass einige Stoffe, die nicht zu der Fraktion
>> gehören, "mitgerissen" werden können, oder dass die nächste
>> Fraktion in die zu isolierende reinreicht.
>> (Die Fraktionen hat man sich in etwa als Gauss'sche
>> Glockenkurven, nicht als schmale Rechtecke, vorzustellen).
>> Das kann man verhindern, indem das Zeugs, was destilliert
>> werden soll, schon vorgereinigt ist, z.B. durch eine
>> "billige" Destille oder ionenausgetauscht. Dafür hat sich
>> der Name Bidest eingebürgert.

Also werden Methanol etc. auch bei "passenden" Temperaturen
immer etwas mitkommen. Je genauer, umso weniger.
Und _absolut_ reines Ethanol ist ja auch nicht erwünscht - denn
wo bleibt dann der Geschmack :-))

Allerdings darf man meinermeinung nach eines nicht übersehen:
nicht nur der Gärkolben(?) muß die richtige Temperatur haben,
sondern die gesamte Apperatur bis zu dem Punkt, an dem sich
Spreu vom Weizen trennt. Sonst kondensiert irgendwas an den
Rohrleitungen und verunreinigt das Ergebnis. Oder das Ergebnis
kondensiert zu früh wieder.

> Du meinst also, daß man das - auch als Nichtchemiker - relativ
> Risikolos auf die Reihe kriegt?

Selbst wenn - warum?
(ich weiß - immer diese provokant rationalen Fragen :-) )

Um mit viel (auch finanziellem) Aufwand ein Schnaps zu machen,
den
man besser und billiger in jeder Aldi-Filiale bekommt?
Und alles mit der Gefahr, daß es
- gar nichts wird
- schädlich/giftig ist
- nicht schmeckt.

Wenn es "nur" um die Optik / den Effekt geht:
Bau eine Destille und schütte statt der Maische schon fertigen
Schnaps in den Kolben rein - dann sollte keine Gefahr mehr
bestehen.
Und die Bewunderer hast Du auf Deiner Seite. Die Zutatenliste
kannst Du dann ja zum Geheimrezept erklären :-)))
Und ob Du statt Gin lieber einen recht geschmacksneutralen
Schnaps
plus eigene Aromastoffe (z.B. Früchte oder eine olivfarbene
Socke)
reintust, mußt Du schon selbst entscheiden.

Was anderes ist es natürlich, wenn Du Dir Deinen eigenen Schnaps
brennen _willst_ (z.B. aus eigenem Obst etc.)

Gruß Jens


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