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Braune Flecken 22/04

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Braunbuch

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Jun 11, 2004, 6:22:52 PM6/11/04
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Braune Flecken
Dokumentiert Antisemitismus, Militarismus, Neofaschismus, Rassismus,
Revanchismus und Gegenwehr in Chemnitz, Sachsen und überhaupt
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Ausgabe 22 - 11. Juni 2004
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Juni 2004

Stolpersteine in Berlin
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Berlin (ND). Im Berliner Stadtteil Mitte sind gestern 15 neue
"Stolpersteine" eingeweiht worden. Der Kölner Künstler Gunter
Demnig hatte 1995 damit begonnen, Messingplatten vor Häusern zu
verlegen, aus denen Menschen von den Nazis in den Tod geschickt
wurden. In den Stein sind der Name des Opfers, der Geburtstag und
das Datum der Ermordung eingraviert. (ND 05./06.06.2004)

Große Kreisstadt streicht Ehrenbürger (Auszug)
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Stadtrat soll heute Mutschmann Würde aberkennen

Limbach-Oberfrohna. Den eines Ehrenbürgers, "der sich nicht als
Ehrenbürger erwiesen hat", wollen die Stadträte von Limbach-
Oberfrohna in ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl heute aus
der Liste verschiedener Persönlich-keiten streichen lassen. Die
Stadtverwaltung schlägt vor, Martin Mutschmann, einem der
mächtigsten Landespolitiker Nazi-Deutschlands und Sachsens
Gauleiter, die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen.
Bei Recherchen, die FDP-Stadtrat Konrad Felber angeregt hatte,
haben Mitar-beiter der Verwaltung auch Mutschmanns Namen neben
denen anderer Ehrenbürger der Stadt Limbach gefunden, darunter
Otto von Bismarck, Anna Esche, Bürger-meister Gotthelf Paul Arno
Kretzschmar, Stadtrat Moritz Köhler und Heinrich Mauersberger. Als
Rechtsträger solle die Stadt Limbach-Oberfrohna nach den Worten
von Rechtsdezernent Dietrich Oberschelp sich von Mutschmann
distanzieren, der 1933 Ehrenbürger geworden war: Er habe vielen
Menschen Leid zugefügt. "Die Ehrenbürgerwürde ist die höchste
Ehrung einer Stadt." Zwar erlösche die Würdigung mit dem Tod.
Dennoch: "Die Ehrung klingt nach, die Große Kreisstadt solle sich
klar und deutlich distanzieren", rät Oberschelp zu dem laut seinen
Worten "juristisch eigentlich nicht notwendigen" Schritt. (...)
(grit) (Freie Presse 07.06.2004)

Scholl-Latur lobt "Junge Freiheit"
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Berlin (ND). Der Autor und Fernsehjournalist Peter Scholl-Latur
macht sich in einem Werbefaltblatt für die rechte Wochenzeitung
"Junge Freiheit" stark. Wie "Der Spiegel" berichtet, wird
Scholl-Latur darin mit den Worten zitiert: "Die 'JF' bedeutet für
mich, dass es noch unabhängige Geister in der deutschen
Medienlandschaft gibt und Journalisten, die das Risiko eingehen,
gegen den Strom zu schwimmen." Der Verfassungsschutz in Nordrhein-
Westfalen ist über das "unkonventionelle" (Scholl-Latur) der
"Jungen Freiheit" weniger erfreut: Das Blatt sei "eines der
wichtigsten Sprachrohre und Foren der so genannten Neuen Rechten"
und gehöre damit einer intellektuellen Strömung an, "die
Anhaltspunkte für den Verdacht des Rechtsextremismus" biete.
Scholl-Latur erklärte: "Zensur von rechts und links brauchen wir
nicht". (ND 07.06.2004)

Kirchenbesetzung in Barcelona
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Barcelona (dpa). Fast 2000 "illegale" Zuwanderer besetzten für
etwa 12 Stunden die Kathedrale von Barcelona und verlangten die
Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen. Die Polizei ließ das
Gotteshaus am Sonntag räumen. Die Mehrheit der Besetzter aus
Marokko, Indien, Bangladesh, Pakistan, Ecuador, Kolumbien und
anderen Staaten hatten die Kathedrale jedoch zuvor schon
freiwillig verlassen. (ND 07.06.2004)

Bischof Huber setzt PDS mit NPD gleich
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Erfurt/Hamburg (Agenturen/ND). Der stellvertretende
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Bischof Christoph Kähler, hat vor einer Gleichsetzung von PDS und
NPD gewarnt. Als demokratisch gewählte Oppositionspartei gehöre
die PDS in Thüringen ebenso zu den kirchlichen Ge-sprächspartnern
wie die CDU und SPD, sagte der Thüringer Landesbischof am Sonntag
in Erfurt. Kähler reagierte damit auf Äußerungen des
EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber, der in einem Interview mit
der "Bild am Sonntag" erklärt hatte, das Pfarrer weder Mitglied
der NPD noch der PDS sein dürften. Die NPD sei "totalitär,
fremdenfeindlich und zum Teil antisemitisch", die PDS habe "kein
Verständnis für Religion und Religionsausübung". Auch die PDS
übte scharfe Kritik an den Äußerungen Hubers. Bodo Ramelow,
Vorsitzender der Konferenz der Fraktionsvorsitzenden der PDS in
den Landtagen und Mitglied der Evangelischen Kirche, sprach von
einer "völlig indiskutablen zumindest indirekten Gleichsetzung
der Neonazi-Partei NPD mit der PDS". Ramelow lud Bischof Huber zu
einem Gespräch ein, "um mit ihm von Christ zu Christ darüber zu
sprechen." (ND 07.06.2004)

Behörde provoziert Abschiebe-Grund
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Niedersachsen: 100 Flüchtlinge bedroht

Von Reimar Paul, Northeim

Vor dem Bürgerkrieg im Libanon flohen in den 80er Jahren tausende
arabischstämmige Menschen in die Bundesrepublik. Sie leben seit
Jahrzehnten in Bremen, im Ruhrgebiet oder im südniedersächsischen
Landkreis Northeim. Von dort sollen sie jetzt abgeschoben werden -
in die Türkei.

Der seit Jahren andauernde Streit im südniedersächsischen Kreis
Northeim um eine Ausweisung von mehr als 100 Bürgerkriegs-
Flüchtlingen aus dem Libanon hat sich zugespitzt. Die
Ausländerbehörde will die betroffenen Familien so schnell wie
möglich in die Türkei abschieben und hat nach Berichten der
Betroffenen für 22 Personen beim türkischen Konsulat in Hannover
bereits Passersatz-Papiere beantragt.
Angehörige von zwei Familien seien bereits zwangsweise im Konsulat
vorgeführt worden, sagt Volker Nüsse von der Northeimer Initiative
Bleiberecht. Zuvor hätten die Behörden die arabischen Namen der
Betroffenen in türkische Namen umgeändert. "Diese Menschen müssen
jetzt jederzeit mit der Abschiebung rechnen, der Landkreis kann
die Passersatzpapiere mit zum Flughafen bringen."
Die Ausländerbehörde wirft den Flüchtlingen vor, sie hätten bei
ihrer Einreise nach Deutschland ihre wahre Identität als Türken
verschleiert und sich so Sozialleistungen erschlichen. Die
Betroffenen stammen von der Arabisch sprechenden Minderheit der
Mahalmi ab, die früher im Südosten der Türkei lebte und vor
Generationen in den Libanon auswanderte. Diese Darstellung wird
durch Recherchen von Anwälten und Flüchtlingsorganisationen
gestützt.
Andreas Schmidt-Thomßen vom Paritätischen Wohlfahrtsverband in
Northeim kritisiert, dass die von der Abschiebung bedrohten
Flüchtlinge keine Arbeitserlaubnis bekämen. Die Jugendlichen
dürften keine Lehre machen, weil die Behörden dagegen
intervenierten. Die Flüchtlinge, denen die Aufenthaltstitel und
teilweise die deutsche Staatsangehörigkeit wieder aberkannt
wurden, erhalten zudem nur reduzierte soziale und medizinische
Leistungen.
Gegen die geplante Abschiebung haben zahlreiche Organisationen
und auch Kirchenvertreter protestiert. Die Grünen im
niedersächsischen Landtag sprechen von "Behördenwillkür". Indem
er den Flüchtlingen die Arbeitserlaubnis entzog, habe der
Landkreis Sozialhilfefälle geschaffen und den Abschiebungsgrund
selbst provoziert. (ND 07.06.2004)

Zukunft von Anti-Rechts-Projekten ungewiss
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Erfurt (dpa). Die Zukunft einiger Demokratie- und Anti-Rechts-
Programme des Bundes nach 2006 ist nach Angaben des
Bundesfamilienministeriums noch unklar. "Es müssen neue
Finanzierungswege und -modelle gefunden werden", sagte die
Parlamentarische Staatssekretärin Marieluise Beck (Grüne) am
Montag in Erfurt zum Auftakt einer Thüringer Regionalkonferenz.
Die noch bis 2006 laufenden Projekte "civitas", "entimon" und
"xenos" richten sich gegen Extremismus und Fremdenfeindlichkeit.
(ND 08.06.2004)

Jüdischer Friedhof geschändet
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Alsbach-Hähnlein (dpa/ND). Unbekannte Täter haben im hessischen
Alsbach-Hähnlein (Kreis Darmstadt-Dieburg) einen jüdischen
Friedhof geschändet. Die Täter warfen zwei Grabmale um und ritzten
in sieben weitere Steine Hakenkreuze ein. Wie am Montag ein
Polizeisprecher sagte, ereignete sich die Tat bereits in der
vergangenen Woche. Die Kripo ermittelt wegen Störung der Totenruhe,
Sachbeschädigung und Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen.
(ND 08.06.2004)

Sächsische Schweiz ist wieder voller "Ruhe"
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Prozess gegen SSS-Aktivisten dümpelt dahin

Von Gunnar Schubert, Dresden

"Es gibt keinerlei vernünftige Gründe, an der Unbefangenheit des
Gerichts zu zweifeln." Während der Vorsitzende Richter Rainer Lips
diesen Satz sagte, meinte man den Triumph in seiner Stimme zu hören.
Wochen nach Beginn der weitgehend unbeachteten letzten
Verhandlungsstaffel gegen die Skinheads Sächsische Schweiz hatten
fast alle Verteidiger der sechs Angeklagten einen Antrag gestellt,
wonach die die drei Richter und die zwei Schöffen "befangen" sein
könnten. Die Gründe waren erkennbar zusammengesucht. Und selbst eine
alte Unwahrheit wurde hervorgeholt. "Antifa-Aktionen" seien
ausgeblendet, bemängelte lautstark ein Verteidiger des Angeklagten
Tino Karsch.

+Schlamperei bei den Ermittlungen
Doch mit realen Missständen in den Ermittlungen konnte die
Verteidigung punkten. Es wurden massive Versäumnisse der
Ermittlungsbehörden offenbar. Die Rede ist unter anderem von nicht
gesperrten Akten, die zurück gehalten werden. Genannt ist auch die
möglicherweise falsche Belehrung des Hauptbelastungszeugen als
Zeugen statt als Beschuldigten vor seiner Erstvernehmung. Daraus
könnte die Nichtverwertbarkeit seiner gesamten Aussagen resultieren,
die die Voraussetzung für die Einleitung des Ermittlungsverfahrens
waren.
Von besonderer Brisanz war die Befragung des seiner Zeit
ermittelnden Staatsanwalts. In einer sehr frühen Phase war durch
zumeist vertrauliche Aussagen ein begründeter Anfangsverdacht zur
Einleitung eines Ermittlungsverfahrens nach Paragraf 129 vorhanden:
Organisierungsgrad, Beitragskassierung, Waffen. Die Antwort auf eine
Kleine Anfrage des PDS-Abgeordneten Uwe Adamczyk bereits im März
1999 bestätigt diesen Anfangsverdacht. Einen Monat nach dieser
Antwort wird erst die Ermittlungsgruppe "Elbsandstein" in Pirna
gebildet, bestehend aus Polizei und Verfassungsschutz. Deren
Materialsammlung erhärtet den Verdacht. Aber bis Ende des Jahres
geschieht nichts. Erst im Dezember leitet der Staatsanwaltschaft das
Ermittlungsverfahren ein. Auch auf Nachfragen kann sich der
Justizvertreter heute an nichts mehr erinnern, nur dass es "Druck aus
höherer Ebene der Polizeihierarchie" gab.
Allein die qualifizierte Aufklärung dieser vorprozessualen
Ungereimtheiten könnte den Prozess auf unabsehbare Zeit verlängern.
Der Vorsitzende Richter sprach schon vom Jahr 2005.
In der Sächsischen Schweiz ist man - nach einiger Verwirrung nach dem
Verbot der SSS und dem quasi straffreien Ausgang in der ersten und
zweiten Verhandlungsstaffel - wieder zur Tagesordnung übergegangen. Für
die Kreistagswahl am 13. Juni stellt die NPD in allen vierzehn
Wahlkreis Kandidaten. Im Wahlkreis 6 steht an der Spitze André Malheur,
ein Gründungsmitglied der SSS. Anderswo sind es Väter von
"ex"-SSS-Aktivisten, quasi der parlamentarische Arm der Bewegung.
+Antifa-Gruppe ruft zur Protest-Demo
Gegen diese Zustände mobilisiert die Antifa-Gruppe "afa 13", unterstützt
auch von der PDS-Jugend. Unter dem Motto "Kein schöner Land" ist für den
12. Juni zu einer Demonstration in Pirna aufgerufen. (ND 08.06.2004)

30 Millionen Euro für Abschiebungen
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Aktion in Hamburg Auftakt zu neuer EU-Praxis

Von Birgit Gärtner

Die Europäische Union plant Sammelabschiebungen im großen Stil, die erste
fand bereits Ende Mai statt. 30Millionen Euro wurden für 2005 und 2006
bereitgestellt.

Am 26.Mai stürmte ein Polizeikommando die Abschiebeabteilung der Hamburger
Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel und transportierte vier togoische
Flüchtlinge, die sie anhand von mitgebrachten Fotos identifizierten,
gewaltsam zum Flughafen. Dabei erlitten nicht nur sie, sondern auch
Mithäftlinge Verletzungen. Zusammen mit elf weiteren abgelehnten
Asylsuchenden aus Baden-Württemberg, Berlin und Sachsen-Anhalt wurden die
Flüchtlinge gefesselt in ein niederländisches Flugzeug gebracht, das
eigens von Amsterdam gekommen war. Als die Flüchtlinge sich immer noch
wehrten, wurde Pfefferspray eingesetzt. Das erfuhr die Karawane für die
Rechte von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten von Aktivisten der
Organisation, die sich in der Maschine befanden und nach der Ankunft in
Togo die Möglichkeit hatten, sich zu melden.
Wie erst jetzt durch eine Pressemitteilung des niederländischen
Justizministeriums bekannt wurde, handelte es sich um eine europäische
Maßnahme, an der neben Deutschland auch Belgien, Frankreich,
Großbritannien und die Niederlande beteiligt waren. Insgesamt wurden 44
Personen nach Kamerun und Togo abgeschoben.
Aus der Pressemitteilung geht hervor, dass dies der Auftakt zu einer Reihe
von europäischen Sammelabschiebungen war. Sie seien effizienter und
vergrößerten die Anzahl der Länder, in die abgeschoben werden könne. Die
Europäische Kommission habe am 22.Januar 30 Millionen Euro für "gemeinsame
Abschiebungen im EU-Verbund" in den Jahren 2005 und 2006 bereitgestellt,
teilte der niederländische Minister für Ausländerangelegenheiten und
Integration, Verdonk, mit. Dieses Geld sei bestimmt für die logistische
Vorbereitung von gemeinsamen Abschiebungen und für die Flüge selbst.
"Mit dieser Maßnahme bekommt die Asylpolitik eine völlig neue Qualität",
heißt es in einer Pressemitteilung des Flüchtlingsrats Hamburg. Die
Organisation fordert "ein uneingeschränktes und dauerhaft gesichertes
Bleiberecht für alle Flüchtlinge". Die für die Sammelabschiebungen
vorgesehenen 30 Millionen Euro sollten besser dafür verwendet werden, den
Flüchtlingen ein menschenwürdiges Dasein in den europäischen Staaten zu
ermöglichen. Die Karawane rief zu einem viertägigen Hungerstreik gegen die
Massenabschiebungen vom 19. bis zum 22. Juni auf dem Gendarmenmarkt in
Berlin auf (www.thecaravan.org). (ND 09.06.2004)

Überraschung im SSS-Verfahren
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Dresden. Im dritten Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder der
rechtsextremen Skinheads Sächsische Schweiz (SSS) vor dem Landgericht
Dresden sind die Verfahren gegen fünf der sechs Angeklagten überraschend
eingestellt worden. Drei von ihnen müssen Geldzahlungen in Höhe von 200 bis
1000 Euro haupt-sächlich zu Gunsten der Opfer leisten, wie eine Sprecherin
gestern mitteilte. Gegen den sechsten, der als einziger als Erwachsener und
nicht als Jugend-licher angeklagt worden war, wurde das Verfahren nach
umfangreichen Beweisanträgen der Verteidigung ausgesetzt. Sowohl im ersten
als auch im zweiten SSS-Verfahren wahren Bewährungsstrafen verhängt worden,
nachdem die Angeklagten die Vorwürfe eingeräumt hatten. (ddp)
(Freie Presse 10.06.2004)

Entsetzen nach Anschlag auf Fini
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Rom/Savannah. Mit Entsetzen haben Italiens Politiker auf den
Sprengstoff-nschlag auf eine Wahlkampfveranstaltung von Vize-Regierungschef
Gianfranco Fini reagiert. Bei einer Explosion des selbstgebastelten
Sprengsatzes auf einem Platz in Bologna wurden am Dienstagabend zehn
Menschen leicht verletzt, Fini selbst kam nicht zu Schaden. Der 52-jährige
ist Chef der rechten Koalitionspartei Allenza Nazionale (AN), der
Nachfolgerin der faschistischen Movimento Sociale. Auf ihre Büros hatte es
wiederholt Angriffe und Anschläge gegeben. Hinter der Tat vermutet die
Polizei "radikale Anarchisten". (ap)(Freie Presse 10.06.2004)

Distomo klagt noch immer an
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Griechenland gedenkt des vor 60 Jahren begangenen SS-Massakers

Heute gedenkt Griechenland zum 60. Mal der 218 Einwohner von, die am
10. Juni 1944 von einer SS-Einheit ermordet wurden.

Athen (ND). "Sofortige Entschädigung für alle griechischen Nazi-Opfer".
Diese Transparent empfing Touristen am Eingang zur Akropolis. Mit einer
Mahnwache erinnerten Mitglieder des Nationalen Rates für die Entschädigung
gemeinsam mit Freunden aus Deutschland an das immer noch ungesühnte
Verbrechen, unter ihnen Manolis Glezos, der am 30. Mai 1941 die
Hakenkreuzfahne von der Akropolis gerissen hat.
Von der jüngeren Geschichte Greichenlands, insbesondere der deutschen
Besetzung während des Zweiten Weltkrieges wissen die Touristen zumeist nur
wenig. Ortsnamen wie Distomo, Kalavrita, Kommeno und Kessariani standen
jahrelang in keinem Reiseführer. Sie stehen jedoch beispielhaft für die
faschistischen Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Von deutschen Gerichten
wurde bis heute nicht einer der Täter verurteilt.
Vor vier Jahren, im April 2000, wurde die Bundesrepublik vom Areopag, dem
obersten Gerichtshof, zur Zahlung von Entschädigung an die Überlebenden des
Massakers verurteilt, gezahlt hat Berlin bis heute keinen Cent.
Von offizieller deutscher Seite werden zwar "Trauer und Scham" bekundet
(Bundespräsident Rau in Kalavrita), wenn es aber um Geld geht, hat sich an
der Bundesregierung bis heute nichts geändert. Aus Berlin kommt stets die
selbe monotone Antwort: Es wird nicht gezahlt! Diese kategorische Weigerung,
auch nur in Verhandlungen einzutreten, führte zu einer Welle von Klagen
gegen die Bundesrepublik, vor allem von griechischen Gerichten.
Im Fall Distomo wurde die griechische Regierung bisher mit politisch-
diplomatischen Druck erfolgreich genötigt, die Vollstreckung des Urteils
gegen Deutschland zu unterbinden. Die juristische Auseinandersetzung ist
aber noch nicht beendet. Letztendlich werden die europäischen Gerichte
entscheiden. (ND 10.06.2004)

Kanzler wehrt sich gegen NPD-Plakat
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Berlin (ddp/ND). Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wehrt sich gegen ein
Wahlplakat der rechtsextremen NPD, auf dem unter seinem Bild "Lasst Euch
nicht verarschen" stehe. Das teilte ein von ihm beauftragter Anwalt gestern
mit. Mit dem Plakat, das auch im Internet zu finden sei, verletze die NPD das
Persönlichkeitsrecht des Kanzlers "auf das Gröbste". Der Kanzler wolle
gerichtlich vorgehen, falls die NPD eine Unterlassungserklärung nicht
unterzeichne. (ND 11.06.2004)

Gedenken an Tote in Oradour
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In einer Gedenkzeremonie haben am Donnerstag über 5000 Menschen der Opfer
des SS-Massakers in Oradour-sur-Glane vor 60 Jahren gedacht. Frankreich werde
die Ermordung von 642 Dorfbewohnern nie vergessen, sagte Jean-Pierre Raffarin.
Papst Johannes Paul II. erklärte in einer Botschaft, der Jahrestag lade "dazu
ein, die Leiden der Vergangenheit und die Verantwortung der an den Massakern
Beteiligten nicht zu vergessen". (ND 11.06.2004)

Hitlers Scherge ist nicht mehr Ehrenbürger
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Stadtrat Limbach-Oberfrohna streicht Martin Mutschmann - Gremium will
politisches Zeichen setzen

Limbach-Oberfrohna. Der Stadtrat von Limbach-Oberfrohna distanziert sich von
einem dunklen Kapitel der sächsischen Geschichte des 20. Jahrhunderts: In
ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl haben die Abgeordneten dem
NS-Schergen Martin Mutschmann auf einstimmigen Beschluss die Ehrenbürgerschaft
aberkannt.
Parteiübergreifend waren die Räte der zu Ende gegangenen Legislaturperiode
einig. Wollten sie doch ein Zeichen setzen, falls die politische Entwicklung
möglicherweise den falschen Weg nehme. Konrad Felber (FDP) der die
Nachforschungen der Stadtverwaltung über die Liste der Ehrenbürger angeschoben
hatte, wollte gerade jungen Menschen vor der Wahl ein Beispiel geben.
PDS-Fraktionschefin Kerstin Brandt fürchtet, dass die NPD in den neuen
Stadtrat einziehen könnte: Möglich, dass sich das Gremium zu dem Thema daher
keine einstimmige Meinung mehr bilden könne. Die wenigsten Menschen wissen,
dass eine Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlöscht, sprach sie sich für die
politische Erklärung aus, die formaljuristisch ohne Folgen bleibt.
Die Stadtverordnetenversammlung Limbach hatte Mutschmann 1933 zum Ehrenbürger
der Stadt gemacht, die Rechtsvorgängerin von Limbach-Oberfrohna war. Der
sächsische Gemeindetag hatte 1933 den Mitgliedsgemeinden mitgeteilt, dass für
den Reichsstatthalter in Sachsen ein gemeinsamer Ehrenbürgerbrief beschafft
werden sollte. Mutschmann, den Hitler 1935 mit der Führung der Landesregierung
betraut hatte, sah sich als alleiniger Führer Sachsens. Dem im Volksmund wegen
seiner absolutistischen Machtansprüche als "König Mu" (er schaffte
beispielsweise Ministerien ab, Minister sollten Abteilungsleiter sei, die ihm
zu gehorchen hatten) bezeichneten Gauleiter, Ministerpräsidenten und
Reichsstatthalter werden Verletzungen der Menschenwürde und antisemitische
Haltung vorgeworfen. So wird er etwa für die Inhaftierung von zehn Pastoren
der oppositionellen Glaubensbewegung in der Deutschen Evangelischen Kirche und
ihre Deportierung ins KZ Sachsenhausen verantwortlich gemacht. 1931 kündigte
er als NSDAP-Gauleiter in Weimar "brennende Synagogen" an. In Dresden ließ
sich Mutschmann private Luftschutzräume bauen, vernachlässigte aber
Schutzmaßnamen für die Bevölkerung. Später bedauerte er die Zerstörung von
Kunstschätzen und Gebäuden der Stadt: "Menschen sind natürlich auch viele
umgekommen, aber ich meine nur, die Kunstschätze sind nicht mehr zu
ersetzen."
Die Spur des 1879 im preußischen Hirschberg (Saale) geborenen Mutschmann
verliert sich 1945 im Fichtelberggebiet. Im Mai hatte er sich Richtung Westen
abgesetzt. Chronisten berichten, er sei nach seiner Verhaftung ins russisch
besetzte Annaberg gebracht worden. Es gibt Vermutungen, dass er in die
Sowjetunion verschleppt wurde und 1950 im Moskauer Gefängnis "Lubjanka"
gestorben ist. (grit) (Freie Presse 11.06.2004)

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Haider lebt - 1. April 2021
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Wien im Jahre 2001. Europa ist in amerikanische Sektoren aufgeteilt. Die
Währung wird von Euro auf Dollar umgestellt. Johnny Bush (der Sohn des
amerikanischen Friedenskanzler Georg Bush) ist der Bundeskanzler in
Österreich. Englisch wird zur Hauptsprache, Dialekte sind verboten. Die
Wiener treffen sich im Untergrund (bei den Dinosauriern) um ihr wienerisch zu
pflegen. Der deutsche Journalist August Maria Kaiser kommt nach Wien, um eine
Reportage über den verschollenen Jörg Haider zu recherchieren. Haider hatte
Österreich die letzten 20 Jahre regiert und wurde von den Amerikanern
vertrieben. Auf dem Weg die Wahrheit über Haider herauszufinden begegnet
Kaiser vielen Bekannten.

(Österreich 2002; Buch & Regie: Peter Kern)

Fr 02/07 & Sa 03/07: 21.30 Uhr - So 04/07 & Mo 05/07 & Mi 07/07: 20.30 Uhr
Kino- und Mediencafe M54 im AJZ Chemnitz

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### Braunbuch, 09004 Chemnitz PF 443 ###
GEGEN DAS VERGESSEN!


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