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Braune Flecken 20/04

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Braunbuch

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May 31, 2004, 4:39:53 AM5/31/04
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Braune Flecken
Dokumentiert Antisemitismus, Militarismus, Neofaschismus, Rassismus,
Revanchismus und Gegenwehr in Chemnitz, Sachsen und überhaupt
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Ausgabe 20/04 - 31. Mai 2004
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Mai 2004

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Kalenderblatt
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Am 24. Mai 2000 wurde in Berlin-Buch der Arbeitslose Dieter Eich
von vier Nazis brutal ermordet.
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Patenschaften für verbrannte Bücher
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Münchner Verein möchte einzigartige Bibliothek retten und der
Öffentlichkeit zugänglich machen

Von Stefan Mentschel

Die Bibliothek von Georg Salzmann umfasst 10000 Bände literarischer
Werke, die von den Nazis verbrannt worden waren. Jetzt möchte er
seinen Gesamtbestand verkaufen. Und ein Münchner Verein versucht,
die benötigten 800000 Euro zu sammeln.

Die Bibliothek von Georg Salzmann ist einzigartig. Jahrzehntelang
hat der heute 75-Jährige über 10000 Erstausgaben jener Werke
zusammengetragen, die am 10. Mai 1933 in 50 deutschen Städten von
den Nazis verbrannt worden waren. In Salzmanns Privathaus im
Münchner Vorort Gräfelfing stapeln sich die Bücher bis unter die
Decke. Selbst im Keller lagern Raritäten von Kurt Tucholsky, Egon
Erwin Kisch, Alfred Döblin und anderen bekannten und weniger
bekannten Schriftstellern. Von 77 Autoren ist nahezu das gesamte
Werk erhalten. Allein von seinem Lieblingsautor Stefan Zweig
besitzt Salzmann 164 Erstausgaben.
"All diese Bücher haben einmal bei unseren Großeltern in den Regalen
gestanden", erzählt Salzmann. Und obwohl jeder die Fotos von den
Bücherverbrennungen kenne, wüssten die meisten Menschen nur sehr
wenig über die vernichtete Literatur. Die Bücher seien aus den
Bibliotheken und aus den Köpfen verschwunden, beklagt der ehemalige
Immobilien-Kaufmann.
Um die Erinnerung lebendig zu halten, öffnet Salzmann sein Haus für
Besucher. In den letzten Jahren hat er unzählige bayerische
Schulklassen, aber auch viele ausländischen Wissenschaftler durch
sein Bibliothek geführt.
Seit ein paar Jahren sucht Georg Salzmann nun nach einem dauerhaften
Aufbewahrungsort für seine Bücher - bislang vergeblich. Dabei müsste
jede deutsche Stadt glücklich sein, die Sammlung aufnehmen zu dürfen,
findet der Münchner Künstler Wolfram Kastner, der Salzmann bei seiner
Suche unterstützt. "Von München bis Berlin, von Frankfurt bis Leipzig"
habe er die umfassende Bibliothek angeboten, "aber keine Stadt wollte
sich mit diesem internationalen Kulturgut in deutscher Sprache
schmücken", beklagt Kastner. Es war vor allem der Preis von 800000
Euro, der immer wieder zur unüberwindbaren Hürde wurde. Auch das
bayerische Kultusministerium war nicht bereit, die Sammlung zu kaufen.
Man habe ihm oft nahe gelegt, die mühsam zusammengestellte Sammlung zu
verschenken, erzählt Salzmann. Aber da er seine Schätze all die Jahre
aus dem "eigenen Portemonnaie" bezahlt habe und kein "reicher Mäzen"
sei, könne er das einfach nicht tun.
Um eine Zerschlagung der Sammlung zu verhindern, hat Kastner gemeinsam
mit anderen Unterstützern der Bibliothek dieser Tage den Verein "Aktion
Patenschaften für verbrannte Bücher" ins Leben gerufen. Ziel sei es,
für die Sicherung von Salzmanns Gesamtbestand 8000 Paten zu gewinnen,
die jeweils 100 Euro spenden. Doch der Erwerb der Sammlung sei nur ein
Teil der Vereinsarbeit, informiert Kastner. Parallel zur finanziellen
Seite suche man einen öffentlichen Träger, der die Bibliothek übernimmt
und sie der Allgemeinheit zugänglich macht.
Davon träumt auch Georg Salzmann: "Ich will nicht, dass die Verbotenen
und Verbrannten auch noch zu Vergessenen werden." Ihm schwebt eine
Präsenzbibliothek mit ein paar Dutzend alten Bücherschränken und
gemütlichen Sesseln vor, denn "die Bücher müssen gelesen werden". Wolfram
Kastner hofft, dass sein Verein das Geld binnen eines Jahres
zusammentragen kann. "Am liebsten wäre uns, wenn wir die Sammlung am
10. Mai 2005 an eine deutsche Stadt übergeben könnten, in der 1933 Bücher
verbrannt wurden." Die Chancen stehen nicht schlecht, denn einige
prominente Unterstützer konnte der Verein schon gewinnen.

Spenden erbittet der Verein "Aktion Patenschaften für verbrannte
Bücher e.V." auf das Konto 2607999 bei der
VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg, BLZ 70093200.
Infos: http://www.aktion-patenschaften.de/
Telefon/Fax: 089/1573219.

(ND 25.05.2004)

Antifas in der CDU
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Die Union kennt nicht nur die Filbingers und Globkes

Von Nils Floreck

Der Skandal um Hans Filbinger machte es wieder deutlich - die CDU hat noch
heute Altnazis in ihren Reihen. Dabei wurde die Union 1945 auch von
Antifaschisten mitgegründet.

Hans Globke war Mitverfasser eines offiziellen Kommentars zu den Nürnberger
Rassegesetzen. Das war kein Hindernis für seine Karriere in der CDU. Auch
Kurt Georg Kiesinger war NSDAP-Mitglied und ab 1943 stellvertretender
Abteilungsleiter der Rundfunkabteilung des Reichsaußenministeriums. Er
schaffte es bis zum Bundeskanzler.
Gleichzeitig beruft sich die CDU immer wieder auf ihre antifaschistischen
Traditionen. So heißt es auf der Website der CDU-nahen Konrad-Adenauer-
Stiftung: "Viele der [Unions-] Gründer waren von den Nationalsozialisten
aus politischen Gründen verfolgt und im Gefängnis oder KZ inhaftiert
worden." Und das ist mehr als nur Parteipropaganda. Einer der
prominentesten KZ-Häftlinge ist Werner Hilpert. Er war im KZ Buchenwald
inhaftiert und nach 1945 maßgeblich am Aufbau der hessischen CDU beteiligt.
Bekannt für seine antifaschistische Arbeit ist das CDU-Gründungsmitglied
Jakob Kaiser. Er schloss sich 1934 der Widerstandsbewegung an und arbeitete
ab 1941 mit Carl Friedrich Goerdeler und der Militäropposition am Sturz
Hitlers. Der Verhaftungswelle nach dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944
entging er nur durch Flucht und überlebte als einziger aus dem engeren
Kreis des gewerkschaftlichen Widerstands in Berlin. 1945 gehörte er zu den
Mitbegründern der CDU im Osten. Auf Anweisung der sowjetischen
Militäradministration musste Kaiser als CDU-Vorsitzender zurücktreten und
ging deshalb nach Westberlin.
Auch Andreas Hermes ist ein aufrechter Antifaschist, der nach 1945 zu den
Gründern der CDU im Osten gehörte. Im März 1933 legte Hermes noch vor dem
Ermächtigungsgesetz aus Protest gegen die Machtübernahme der
Nationalsozialisten sein Reichstagsmandat nieder und sprach sich öffentlich
gegen das NS-Regime aus. Mehrmals wurde ihm die Verhaftung angedroht. Am 21.
März 1933 wurde er dann verhaftet und im Juli 1933 zu vier Monaten Haft
verurteilt. Auch später engagierte sich Hermes im Widerstand und hatte
Kontakte zum Kreis um Goerdeler und dem Kreisauer Kreis. Nach dem 20. Juli
1944 wurde er wieder verhaftet und im Januar 1945 zum Tode verurteilt. Vor
der Hinrichtung rettete ihn nur die Befreiung Berlins durch die Rote Armee.
Hermes setzte sich dann für die Interessen der Junker ein, konnte aber die
Bodenreform nicht verhindern und ging deshalb nach Westdeutschland.
Andere Antifaschisten sind weniger prominent. Else Epstein aus
Frankfurt (Main) war Kommunalpolitikerin für die Deutsche Demokratische
Partei DDP, Widerstandskämpferin und KZ-Häftling. 1945 gehörte sie zu den
CDU-Gründungsmitgliedern in Frankfurt (Main). Der Priester Carl Ulitzka war
KZ-Häftling in Dachau und wurde in Berlin Mitglied der neu gegründeten CDU.
Heinrich Grüber saß in den KZ's in Sachsenhausen und Dachau und gehörte im
Juni 1945 zum Gründerkreis der CDU in Berlin. Nahezu unbekannt dürfte Paul
Baumann sein. Der erste Vorsitzende der CDU in Drais (im Kreisverband Mainz)
war 1933 mit anderen Draisern im KZ Osthofen inhaftiert worden, weil er bei
der Jubiläumsfeier der Draiser Feuerwehr den Hitlergruß zur NS-Hymne
verweigert hatte. (ND 26.05.2004)

Gedenksteine beschmiert
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Schwerin (ddp/ND). Zwischen Pinnow und Schwerin sind erneut Gedenksteine an
den Todesmarsch von KZ-Häftlingen mit Nazisymbolen beschmiert worden. Die
Kripo ermittelt unter anderem wegen der Verwendung von Kennzeichen
verfassungsfeindlicher Organisationen. Gedenksteine und Mahnmale an den
Todesmarsch auf dem 1945 zahlreiche KZ-Häftlinge des KZ Sachsenhausen in
Richtung Schwerin getrieben wurden, waren in den letzten Jahren mehrfach
beschmiert worden. (ND 26.05.2004)

"Nicht nur Antisemitismus bekämpfen"
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Bündnis für Demokratie und Toleranz sucht Wege gegen den Hass -
Klemperer-Wettbewerb mit großer Resonanz

Von Rafael Seligmann

Berlin. Appelle gegen den Antisemitismus sind so unwirksam wie Aufrufe zum
Nichtrauchen. Dennoch werden sie immer wieder in die Welt posaunt. Auf einer
Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit Europas in Berlin wurden soeben
harsche Resolutionen gegen Antisemitismus und Rassismus verabschiedet
Demnächst soll auf einer Tagung in Rom ein ähnliches Zeremoniell folgen.
Allen wohlmeinenden Aufrufen zum Trotz besteht die Judengegnerschaft
ungebrochen fort. Gegenwärtig verbreitet sich die Judenfeindschaft besonders
rabiat unter Moslems, selbst in Europa.
Dieses Missverhältnis von gutem Willen und mangelnden Ergebnissen war Ursache
für die Installation des "Bündnis für Demokratie und Toleranz" vor vier
Jahren (am 23. Mai 2000). Träger waren und bleiben das Bundesinnenministerium,
die Dresdner Bank und das ZDF. Man sucht neue Wege, um dem Hass Herr zu werden.
Denn die Fixierung auf den Kampf gegen Judenfeindschaft ließ viele vergessen,
dass Antisemitismus fast ausschließlich im Bündel mit anderen Hasszielen
auftritt. Judenfeinde treibt mehr an. Sie sind auch gegen Ausländer,
Behinderte,
Homosexuelle eingestellt, kurz gegen Minderheiten und Schwache.
Die breite Zielrichtung gegen alle Formen von Diskriminierung erwies sich als
wirksam. "Wir rufen Jugendliche dazu auf, ihre Ideen einer weltoffenen,
toleranten Gesellschaft zu dokumentieren", betonte Minister Otto Schily,
ZDF-Intendant Markus Schächter und Dresdner Bank-Chef Herbert Walter heute.
Um junge Menschen zur aktiven Bekämpfung von Vorurteilen zu motivieren, wurde
der
Victor-Klemperer-Preis ausgelobt. Wie sein Namensgeber, der berühmte
Tagebuchschreiber und Chronist der Naziherrschaft aus Dresden, sollen sich die
Teilnehmer für ihre Mitmenschen einsetzen.
"Politik allein kann nicht Toleranz gewährleisten. Sie muss aktiv von der
Bürgergesellschaft unterstützt werden", begründete der Banker Herbert Walter in
der "Freien Presse" das Engagement seines Unternehmens. Die Resonanz ist
überwältigend. Mehr als 60000 Jugendliche aus Deutschland, darunter besonders
viele aus Sachsen, beteiligten sich bislang am Klemperer-Wettbewerb. Die
Teilnehmer treten für die Minderheitenrechte ein und helfen, wem sie können:
Armen, Alten, Behinderten, Fremden, Juden, Sinti und Roma. Übermorgen werden in
Berlin die diesjährigen Preise verliehen.
Vorurteile sind nicht per Beschluss zu beseitigen. Sie verschwinden nur, wenn
begriffen wird, dass Menschenwürde für alle gilt. (Freie Presse 26.05.2004)

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Dresdner Bank - Die Bank mit dem braunen Band der Sympathie(*)
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1945 stellte die amerikanische Militärregierung im OMGUS-Bericht über
die Dresdner Bank fest:
"Carl Friedrich Goetz, Aufsichtsratsvorsitzender der Dresdner Bank, (...)
führte die Dresdner Bank in den 13 Jahren zwischen 1932 und 1944 aus der
Talsohle zweier finanzieller Reorganisationen auf den Platz der zweitgrößten
Bank des europäischen Kontinents.(...) Kein anderes führendes Kreditinstitut
identifizierte sich so vollständig mit den Zielen der NSDAP, der Naziregierung
und der SS, und keine andere Bank schlug aus ihren politischen Beziehungen so
rücksichtslos Profit. Die Dresdner Bank übernahm (...) eine herausragende Rolle
bei der Finanzierung praktisch aller Bereich der Großindustrie, die an den
deutschen Kriegsvorbereitungen beteiligt waren. Sie zog beträchtliche Gewinne
aus der Arisierung von Eigentum und der Ausbeutung der Wirtschaftsressourcen
der
besetzten Gebiete Europas."
(Initiative gegen das Vergessen, Frankfurt/M.)
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Das Totengold der Juden

Über den Verkauf von Goldmünzen durch die Reichsbank finden sich Informationen
im Bericht des Österreichers Herbert Herzog, der die Originale der
Reichsbankbücher noch bei der Bank Deutscher Länder auswerten konnte. Nach
Herzogs Angaben, die sehr präzise und zuverlässig sind, hat die Reichsbank nach
der ersten Melmer-Lieferung Goldmünzen nur in die Schweiz, nach Schweden und an
drei deutsche Privatbanken (Deutsche Bank, Dresdner Bank, Sponholz und Co.) und
an das Auswärtige Amt abgegeben.
Die Goldbarren mit Melmer-Ursprung wurden zum größten Teil an zwei deutsche
Banken (Dresdner Bank und Deutsche Bank) geliefert.
(Frankfurter Rundschau 17.04.1998)
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Zwangsarbeiter wollen fünfeinhalb Milliarden von Dresdner Bank

Die Kläger machen geltend, die Dresdner Bank sei während der NS-Zeit "die
dominierende Finanzierungsbank" der SS gewesen, deshalb treffe sie "eine
erhebliche Mithaftung". Die Kanzlei berichtete: "Das Gesamtvolumen der
Entschädigungsansprüche wird von den Klägern auf etwa 5,4 Milliarden DM
beziffert." (Berliner Zeitung 14.05.1999)
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(*) Titel eines Dokumentarfilms über die Dresdner Bank während der
Naziherrschaft
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Nazigewalt in Sachsen-Anhalt
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Magdeburg (dpa/ND). Opferschützer haben einen Anstieg rechtsextremistischer
Gewalt in Sachsen-Anhalt beklagt. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden
39 Angriffe mit rechtsextrem oder fremdenfeindlichen Hintergrund registriert,
das
waren zehn Angriffe mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die "Mobile Beratung für
Opfer rechtsextremer Gewalt" am Dienstag in Magdeburg mitteilte. Schwerpunkte
der
Angriffe waren den Angaben zufolge der Harz, Dessau und Magdeburg. Hauptopfer
waren Ausländer und linke Jugendliche. (ND 26.05.2004)

Mahler erneut angeklagt
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Berlin (dpa/ND). Der frühere NPD-Anwalt Horst Mahler muss sich in einem neuen
Fall wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten. Ein Richter der Berliner
Staatsschutzkammer sagte am Mittwoch Mahler sei eine entsprechende Anklage
zugestellt worden. Der 68-jährige hatte unter anderem gesagt: "Milliarden
Menschen wären bereit, Adolf Hitler den Völkermord zu verzeihen, wenn er ihn
denn
begangen hätte." Seit Februar muss sich Mahler bereits wegen Volks-verhetzung
vor
dem Berliner Landgericht verantworten. Aus seinen Aussagen dort resultiert die
neue Anklage. (ND 27.05.2004)

Vorschläge für Inschrift gesucht
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Neukirchen. Nicht nur Gemeinderäte, sondern alle Neukirchner sind aufgefordert,
Vorschläge für die Inschrift des neuen Gedenksteins auf dem Friedhof zur
Erinnerung an die Opfer der Diktaturen zu machen. Darauf wies Bürgermeister
Stefan Lori (CDU) in der Gemeinderatssitzung am Dienstag hin. "Noch liegt mir
nichts vor. Da der jetzige Rat voraussichtlich am 30. Juni zum letzten Mal vor
der
Kommunalwahl tagt, sollten Vorschläge bis dahin eingereicht sein." In den
vergangenen Sitzungen wurde äußerst emotional über drei bis jetzt vorliegende
Entwürfe diskutiert. Der Gedenkstein des Chemnitzer Künstlers Oliver Lasch, der
ankündigte einen eigenen Vorschlag einreichen zu wollen, soll im Oktober oder
November aufgestellt werden. (BESP) (Freie Presse 27.05.2004)

Sudetendeutsches Stelldichein
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Pfingsttreffen in Nürnberg / Streit zwischen Vertriebenen-Bund und Journalistin
geht weiter

Von Stefan Mentschel

Am Wochenende finden die traditionellen Pfingsttreffen der
"Heimatver-triebenen"
statt. Schon im Vorfeld wurden die Geschütze in Stellung gebracht. Die
Sudetendeutschen geißeln einmal mehr die Benes-Dekrete. Und in Hamburg wurde
der
Prozess gegen Gabriele Lesser fortgesetzt.

Alle Jahre wieder am Pfingstwochenende wird Nürnberg zur Kulisse für den
"Sudetendeutschen Tag" Das folkloristisch anmutende Jahrestreffen der
Vertriebenen-Verbände erlebt in diesem Jahr seine 55. Auflage und steht unter
dem
Motto "Menschenrechte achten - Vertreibung ächten".
Was die "Sudetendeutsche Landsmannschaft" darunter versteht, machte gestern
deren
Vorsitzender Bernd Posselt deutlich. In scharfer Form griff er die tschechische
Regierung an, die nach Jahren der Annäherung wieder auf "Konfrontationskurs"
gegangen sei. Posselt warf Prag vor, sich in "nationale Mythen" zu verrennen,
anstatt das "Vertreibungsunrecht" an drei Millionen Sudetendeutschen offensiv
aufzuarbeiten. Einmal mehr forderte er, die so genannten Benes-Dekrete außer
Kraft
zu setzen.
Auch Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), der am Sonntag die
Hauptrede
in Nürnberg halten wird, hat in einem Grußwort verlangt, die Benes-Dekrete
aufzuheben. Sie passten nicht in die europäische Wertegemeinschaft.
Mit Blick auf die bevorstehenden Europawahlen rief Posselt die Sudetendeutschen
auf, "geschlossen" ihrer "Wahlpflicht" nachzukommen. Nur so könne eine "aktive
sudetendeutsche Repräsentanz" in Straßburg gewährleistet bleiben - vor allem
weil
im zukünftigen Europaparlament auch tschechische Abgeordnete sitzen würden.
Indes ist vor dem Hamburger Landgericht der Rechtsstreit zwischen dem Bund der
Vertriebenen (BdV) und der in Warschau lebenden deutschen Journalistin Gabriele
Lesser in die nächste Runde gegangen. Die Journalistin war im Februar vom BdV
auf
Unterlassung und Schadenersatz in Höhe von 60000 Euro verklagt worden, nachdem
sie in
einem Artikel die Haltung der BdV-Vorsitzenden Erika Steinbach zum geplanten
"Zentrum
gegen Vertreibung" scharf kritisiert hatte. Strittig ist, ob einzelne Sätze in
einem
Beitrag als Zitate oder als Meinungs-äußerung zu bewerten sind.
Der BdV möchte in Berlin ein Vertreibungszentrum einrichten, wobei über den
Standort
kontrovers diskutiert wird. Man komme gut voran, äußerte Erika Steinbach dieser
Tage
in der "Zeit". Denn "nur weil die Polen sich aufregen, können wir dieses große
Thema
doch nicht fallen lassen", sagte sie.
Bereits im August 1999 hatte Steinbach in Polen einen Sturm der Entrüstung
ausgelöst.
"Es bedarf keiner Kampfflugzeuge. Ein schlichtes 'Veto' zur Auf-nahme
uneinsichtiger
Kandidaten ist ausreichend", hatte sie in einem Beitrag für die "Süddeutsche
Zeitung" geschrieben, um die Druckmittel zur Durchsetzung von
Vertriebenenforderungen zu
illustrieren.
Gabriele Lesser hatte in ihrem umstrittenen Text diese Aussage aufgegriffen.
Nach
Ansicht des BdV würde durch die Passage "heute müsse man keine Bomber mehr nach
Polen
schicken, um den Polen klarzumachen, was westliche Werte seien" der Eindruck
erweckt,
Erika Steinbach habe das gesagt. Dagegen betonte Lessers Anwältin, es handle
sich um
eine freie Meinungsäußerung ihrer Mandantin, nicht um ein wörtliches Zitat. Das
Urteil
wird am 25. Juni erwartet (ND 29./30.05.2004)

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Europa auf sudetendeutsch
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"Unsere unabdingbare Forderung ist die Rückgabe der Heimat in den Sprach- und
Siedlungsverhältnissen von 1937. (...) Keine Neugestaltung Europas kann an dem
zentralen Problem einer neuen staatsrechtlichen Ordnung des Donauraumes und der
übrigen von der Sowjetunion seit 1945 besetzten und beherrschten Gebiete
vorübergehen.
(...) Die Voraussetzung auch dafür wäre die Bereitschaft der Tschechen und
Polen, den vertriebenen Deutschen ihre Heimat zurückzugeben."

(zitiert aus: Eichstätter Erklärung 1949)
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Chile: Pinochet ohne Immunität
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Santiago (AFP). Ein Berufungsgericht in Santiago hat am Freitag die Immunität
des
früheren chilenischen Diktators Augusto Pinochet für seine Verwicklung in die
Operation "Condor" (Ermordung von Oppositionellen) aufgehoben. (ND
29./30.05.2004)

Haftstrafe für Rüstungsdeal mit Nordkorea
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Stuttgart (ddp/ND). Wegen illegaler Geschäfte mit potenzieller Atomwaffen-
Technologie hat das Stuttgarter Landgericht einen schwäbischen Unternehmer zu
einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Der Mann soll versucht haben,
ohne Genehmigung Spezial-Aluminiumrohre auszuführen, die womöglich für das
nordkoreanische Atomprogramm bestimmt waren. (ND 29./30.05.2004)

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Braune Neugründung
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Am Pfingstsonntag, 30.5.2004, findet in Baden-Württemberg eine große
Saalversammlung
statt. Es sprechen Herbert Schweiger und Bernhard Schaub. Laudatio von Andreas
Thierry "Zum 80. Geburtstag: Leben und Werk von Herbert Schweiger".
Kurzansprachen
von Lars Käppler und Jens Pakleppa: Verkündung eines Appells "Neue Ordnung
schaffen - Volksgemeinschaft herstellen". Liedermacherauftritte,
Kulturprogramm,
Mediendarbietungen, Bücherstände u.v.m.
Veranstalter ist die "Plattform Neue Ordnung (PNO)", die an diesem Tag als
Dachverband der "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft (BDVG)" und der neu sich
gründenden Schwesterorganisation "Bewegung Neue Ordnung (BNO)" ins Leben
gerufen
wird.

(Quelle: www.heimatschutz.org)
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### Braunbuch, 09004 Chemnitz PF 443 ###
GEGEN DAS VERGESSEN!

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