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Braune Flecken 15/04

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Braunbuch

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May 2, 2004, 7:17:23 PM5/2/04
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Braune Flecken
Dokumentiert Antisemitismus, Neofaschismus, Rassismus, Revanchismus
und Gegenwehr in Chemnitz, Sachsen und überhaupt
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Ausgabe 15/04 - 2. Mai 2004
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April 2004

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Naziklamotten stinken

Wer aufmerksam die Entwicklung der extremen Rechten in Deutschland
beobachtet, kann den Trend nicht übersehen - immer mehr Neonazis
lassen den alten martialischen Skinheadlook beiseite und suchen sich
neue diskretere und modischere Kleidungsstile. Eine der Marken die
seit etwa einem Jahr innerhalb der deutschen Nazi-Szene in diesem
Sektor boomt ist die Marke "Thor Steinar" aus Königs Wusterhausen
(Brandenburg, nahe Berlin).

Diese Marke ermöglicht es den Aktivisten der extremen Rechten sich
stilvoll in hochwertiger Qualität zu kleiden, ohne dabei auf
völkische Symbolik verzichten zu müssen. Diese ist jedoch so codiert,
dass sie nur die Anhänger und Symphatisanten der eigenen Szene
entschlüsseln können. Eine Konfrontation mit antifaschistisch
gesinnten Menschen wird so umgangen.

Doch Kleidungsstücke von "Thor Steinar" finden sich mittlerweile
nicht nur auf jedem Neonazi-Aufmarsch, sondern auch zunehmend in
unpolitischen Bereichen der Jugendkulturen. Wer sich modisch-völkisch
einkleiden will muss auch nicht mehr in die einschlägigen
Neonazi-Shops (Ha-Ra-Kiri, Rascal, On the Streets) einkehren, ein
Besuch der Sportgeschäfte "Doorbreaker" genügt. Grund genug die
Hintergründe zu "Thor Steinar" öffentlich zu machen und eine klare
Abgrenzung zur extremen Rechten einzufordern!

Mehr Infos zur Kampagne findet ihr unter:
http://www.stop-thorsteinar.tk/

In Chemnitz gibt es zwei Läden, die diese Lumpen verkaufen:

Waffen-Army-Shoes
Theaterstr. 26

Auf dem Dach befindet sich ein nicht zu übersehendes
"Thor Steinar"-Werbetransparent.

Rascal
Limbacher Str. 30-32

http://www.rascal.de
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Antimilitaristisches Pfingstcamp
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Vom 28.-31.Mai findet in der Nähe des Bombodroms zwischen Wittstock
und Neuruppin ein Pfingstcamp statt. Es soll verschiedenste
Workshops, Seminare und Aktionen rund um das Thema Bundeswehr und
Militarismus geben. Das Camp residiert in Rägelin, Anmelden
(Beitrag: 20/15 Euro) kann man sich über
in...@naturfreundejugend-berlin.de

Neuer Aufmarschversuch der Antisemiten in Bochum
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Nachdem ihr Aufmarsch am 13.3. verboten worden war, wollen die
Nazis aus Bochum erneut gegen den Neubau der Synagoge
aufmarschieren. Geplanter Tag ist der 26.Juni. (GAMMA 7/04)

Schuldspruch gegen den Rassisten Hale
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Chicago (AFP/ND). Ein Gericht sprach den Rassistenführer Matthew
Hale am Montag wegen Anstiftung zum Mord sowie Behinderung der
Justiz schuldig. Ein Strafmaß wurde zunächst noch nicht verkündet.
Hale hatte nach Überzeugung des Gerichts den Mord an einer
Bundesrichterin geplant, die in einem Urheber-rechtsprozess gegen
ihn geurteilt hatte. Hale war Anführer der Gruppe World Church of
the Creator, die zum Rassenkrieg aufrief. (ND 28.04.2004)

Schwan gegen Kopftuchverbot
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Düsseldorf (epd/ND). Die rot-grüne Bundespräsidenten-Kandidatin
Gesine Schwan hat sich gegen ein generelles Kopftuch-Verbot für
muslimische Lehrerinnen gewandt. Stattdessen halte sie die
Beobachtung im Einzelfall für sinnvoll, sagte die Politik-
Professorin am Dienstag vor Journalisten in Düsseldorf. Sie halte
auch die Trennung von Kirche und Staat bei der Erziehung für
wichtig. Öffentliche Schulen hätten nicht die Aufgabe "religiöse
Konfessionen autoritativ zu vermitteln". (ND 28.04.2004)

Heiße Debatte um Inschrift
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Neukirchner Räte mit unterschiedlichen Meinungen zu Opfern und
Diktaturen - Brief von der Chemnitzer PDS-Fraktion

Neukirchen. Wenn die Neukirchner Gemeinderäte in ihren
monatlichen Sitzungen Entscheidungen treffen, geht es meist
sachlich zu. Nicht so am Dienstagabend. Selten meldeten sich so
viele Abgeordnete zu Wort. Grund für die äußerst emotionsgeladene
Debatte war die Vergabe der künstlerischen Arbeiten für den
Gedenkstein, der auf dem Neukirchner Friedhof aufgestellt werden
soll. Zwar stand der Text der Inschrift offiziell gar nicht zur
Debatte, wurde aber um so vehementer diskutiert.
Zu Beginn der Diskussion informierte Bürgermeister Stefan Lori
(CDU) die Räte über ein schreiben der PDS-Fraktion im Chemnitzer
Stadtrat zum Gedenkstein. "Ich war ziemlich verwundert, dass sich
eine Stadtratsfraktion von Chemnitz zu diesem Neukirchner Thema
in dieser Form äußert", sagte er. Er habe Verständnis für anderer
Meinungen, wenngleich er diese aber nicht nachvollziehen könne.
"Opfer sind Opfer, und es geht bei diesem Gedenkstein um Opfer
und nicht um Tote", erklärte er seinen Standpunkt. Auf dem rund
zweieinhalb Meter hohen Stein, der von dem Chemnitzer Künstler
Oliver Lasch entworfen sowie gefertigt und im Herbst aufgestellt
wird, soll eine Inschrift angebracht werden, die der Opfer der
Diktaturen gedenkt. "Es gebe drei Entwürfe, über die geredet
werden muss. Aber ich rufe hiermit alle Gemeinderäte auf, auch
selbst Vorschläge zu einem Text zu machen", sagte Lori.
Ortwin Werner (SPD) hatte gleich einen zur Hand "Man sollte die
Zeitspanne der Opfer nicht von 1939 bis 1989 fassen, sondern nur
von 1939 bis 1945. Der Text könnte in der Form 'Ehre den Toten
und Mahnung an die Lebenden' gehalten sein", schlug er vor. Er
gab zu bedenken, dass Diktatur nicht gleich Diktatur sei; das
Nazi-Regime habe sich von allen abgehoben. Diese Meinung teilte
auch Jürgen Rupf (PDS): "Der 2. Weltkrieg und die Nazis sind mit
nichts zu vergleichen. Was damals passierte, darf mit nichts
anderem vermischt werden", mahnte er an und brachte seine
Befürchtung zum Ausdruck: "Ich habe Angst, dass wir diese
schlimme Zeit vergessen könnten".
Lori wies auf einen für ihn wichtigen Punkt hin: "Vergessen wir
auch gern, was nach 1945 bis in die fünfziger Jahre durch die
Russen bei uns passiert ist. Und an diese Geschehnisse sollte
der Stein auch erinnern." Auch Maria Gorow (Freie Wähler) fand
"Ein Menschenleben ist ein Menschenleben, egal, wann es
ausgelöscht wurde". Maria Aurich (CDU) brachte die Diskussion
auf einen Punkt: "Jeder hier und natürlich auch alle Neukirchner
verbinden etwas anderes mit Diktaturen. Es wird wohl sehr schwer
werden, einen Text zu finden, mit dem sich jeder identifizieren
kann." "Wir werden damit nie alle erreichen. Erstes Anliegen
muss es sein, das wir keinen mit den gewählten Worten
beleidigen", schloss der Bürgermeister die Diskussion ab.
Noch ganz unter dem Eindruck der emotionsgeladenen Debatte wurde
über die Vergabe der künstlerischen Arbeit abgestimmt. Mit drei
Enthaltungen, vorwiegend von PDS-Abgeordneten, bekam Oliver
Lasch den Zuschlag für die Arbeiten. (...) (BESP)
(Freie Presse 29.04.2004)

"Wer eine Minderheit hasst..."
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Elie Wiesel erhofft sich von der OSZE-Konferenz ein kräftiges
Signal gegen das "Gift des Antisemitismus"

Von Jochen Reinert

Mit Simone Veil (Frankreich) und Elie Wiesel (USA) beschworen am
ersten Tag der OSZE-Konferenz gegen Antisemitismus zwei
Überlebende des Holocaust die Regierungen und Bevölkerungen der
OSZE-Staaten, dem anwachsenden Judenhass konsequent zu begegnen.

Viele der rund 600 Teilnehmer der OSZE-Konferenz mögen Simone
Veil und Elie Wiesel schon einmal bei der einen oder anderen
Gelegenheit begegnet sein, doch angesichts der Europa
heimsuchenden Wogen von altem und neuem Antisemitismus waren
alle sehr gespannt auf ihre Botschaft. "Ich gehöre zu der
traumatisierten Generation, die den Antisemitismus in seiner
apokalyptischen Form erlebt hat", sagte Elie Wiesel, der von
Ungarn aus nach Auschwitz verschleppt wurde und die
Todesmaschinerie der SS als Zwangsarbeiter im Buna-Werk
überlebte. "Es gibt keine Hauptstadt der Welt, in der eine
solche Konferenz bedeutungsvoller und überzeugender wäre",
erklärte der Friedensnobelpreisträger. Das Treffen werde just
in der Stadt abgehalten, in der man ein Programm ausarbeitete,
mit dem versucht wurde, "auch den letzten Juden auf dieser Erde
auszulöschen".
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hätte Wiesel allerdings
nie gedacht, dass es in Europa wieder eine Zeit geben würde, in
der Juden in Angst leben müssten. Der Antisemitismus sei nicht
nur für die Juden gefährlich, sondern auch für die einzelnen
Gesellschaften insgesamt. "Wer eine Minderheit hasst, hasst alle
Minderheiten", konstatierte er.
Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum es diesen
Hass gebe, ging Wiesel auch auf den Jesus-Film des USA-Regisseurs
Mel Gibson ein, vom dem er glaube, dass er zu mehr Antisemitismus
führen könne. Dies sei gerade deshalb bedauerlich, weil die
christlich-jüdischen Beziehungen noch nie so gut gewesen seien
wie heute. Wiesel erhofft sich von der Konferenz, dass von ihr
ein kraftvolles Signal gegen das "Gift des Antisemitismus"
ausgehe.
Während Elie Wiesel seine Besorgnis über den offenen
Antisemitismus in einigen islamischen Staaten ausdrückte, wandte
sich die französische Politikerin Simone Veil dem Phänomen des
wachsenden Antisemitismus unter muslimischen Emigranten in
Westeuropa zu. Simone Veil, die als Kind 13 Monate in den KZ
Auschwitz und Bergen-Belsen gequält wurde, erinnerte an die Welle
von Gewalttaten gegen französische Juden nach Beginn der 2.
Intifada in Palästina. Neben dem traditionellen Antisemitismus
etwa in Gestalt der Leugnung des Holocaust gäbe es auch neue
gefährliche Tendenzen wie die Weigerung von Lehrern, in den
Schulen über die Shoa zu sprechen. Sie wertete es als ein Zeichen
der Hoffnung, dass Präsident Jacques Chirac erklärte, wer einen
Juden attackiert, attackiere Frankreich.
Hier schloss der französische Abgeordnete Pierre Lellouche an,
auf dessen Initiative beide Kammern der Pariser
Nationalversammlung am 3. Februar 2003 einstimmig ein Gesetz
annahmen, das bis dahin vorhandene Lücken in der Verfolgung
antisemitischer Straftaten abdeckte. Ausgangspunkt war die starke
Zunahme antijüdischer Gewaltakte von 119 im Jahre 2000 auf ein
Vielfaches in den Jahren danach. Unterdessen sei das neue Gesetz
bereits 20 Mal angewendet worden. Lellouche glaubt, dass der neue
Antisemitismus im Wesentlichen aus dem Nahen Osten importiert
wurde und die dortigen Auseinandersetzungen widerspiegele.
Deshalb regte er an, solche Konferenzen sollten nicht nur in
Europa, sondern auch in Kairo, Riad oder Amman stattfinden.
"Es gibt keinen gefährlichen oder weniger gefährlichen
Antisemitismus", hatte zuvor der Präsident des Zentralrates der
Juden in Deutschland, Paul Spiegel, erklärt. Antisemitisch
gefärbte Israelkritik "vermeintlicher Intellektueller" sei ebenso
wenig zu tolerieren, wie jene aus den Kehlen verhetzter
Islamisten".
Für die Betroffenen mache es keinen Unterschied, ob es sich bei
antisemitischen Tätern um Islamisten oder gewaltbereite
Rechtsradikale handele. Zugleich warnte Spiegel aber auch vor
einem "neuen Anti-Islamismus", der in Europa bereits erkennbar sei.
Die islamistische Gefahr dürfe nicht überbewertet werden.
Ein "großartiges Ergebnis" der OSZE-Konferenz, so Spiegel, wären
"länderübergreifende Initiativen" sowohl gegen rechten als auch
islamistischen Antisemitismus sowie eine Einigung auf eine
systematische Beobachtung antisemitischer Tendenzen. Gleichzeitig
gab Spiegel zu bedenken, dass der Kampf gegen den Antisemitismus
mit der Osterweiterung der Europäischen Union "komplizierter und
langwieriger" werden könnte. In vielen der jetzt der EU
beitretenden Länder seien die Verbrechen der Kollaboration während
der Zeit des Faschismus nur "ansatzweise" aufgearbeitet.
Aber nicht nur aus Frankreich wurden am ersten Tag der OSZE-
Konferenz wichtige Erfahrungen bei der Bekämpfung des
Antisemitismus übermittelt. Vergleichbare Bestrebungen gibt es
etwa auch in Schweden, wo bereits 1998 eine bisher beispiellose
Kampagne zur Holocaust-Aufklärung gestartet wurde, in deren
Verlauf eine Million Broschüren über die Shoa an alle Schulen und
Familien des Landes gesandt wurden; dem folgte die Bildung einer
internationalen Task Force zu diesem Thema. Auch in Polen, so war
zu erfahren, erschien am Vorabend der Konferenz ein Buch mit Essays
von 13 polnischen Autoren über die Notwendigkeit der Holocaust-
Aufklärung an den Schulen. (ND 29.04.2004)

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Der Antisemitismus ist das Merkzeichen einer
zurückgebliebenen Kultur.

Friedrich Engels, 9. Mai 1890
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Hilflos gegenüber "neuen Rechten"
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Neonazis ziehen sich in "geschützten privaten Raum" zurück /
Wachsende Gefahr durch neue Strukturen

Von Peter Liebers, Erfurt

Bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes für 2003
blendete Thüringens Innenminister Andreas Trautvetter (CDU) die
Defizite geflissentlich aus.

In Thüringen sei die Zahl der Neonazis im vorigen Jahr drastisch
gesunken, frohlockte der Innenminister. Sie habe sich dem Bericht
zufolge gegenüber 2002 auf 250 nahezu halbiert. Der größte Teil sei
überdies nicht in organi-satorische Strukturen eingebunden, sagte
Trautvetter. Gleichzeitig seien die aus dieser Szene verübten
politisch motivierten Straftaten um 139 auf 774 gesunken.
Diese Zahlen sehen allerdings im krassen Gegensatz zu den Aussagen
einer im Auftrag der Landesregierung erarbeiteten Studie, in der
eine deutliche Zunahme rechtsextremistischer Auffassungen in der
Thüringer Bevölkerung ausgewiesen wird. Danach zeigt jeder Fünfte
Sympathie für rechte Auffassungen. Eher am Rande räumte Trauvetter
ein, dass Neonazis zunehmend Immobilien im Freistaat kaufen und sich
so in den "geschützten privaten Raum" zurückziehen.
In der PDS-Landtagsfraktion wird der Bericht denn auch mit einiger
Skepsis betrachtet. Der Rückgang bei rechtsextremistischen Straftaten
und unmittelbar rechtsextremen Parteigängern täusche über
strukturelle Veränderungen und personelle Entwicklungen hinweg und
vernachlässige die Hartnäckigkeit von Rechtsextremismus,
Ausländerfeindlichkeit, und Antisemitismus in der Gesellschaft, sagte
der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Roland Hahnemann,
gegenüber ND. Nach seiner Ansicht unterschlagen die Aussagen der
"Verfassungsschnüffler", dass die rechtsextreme Szene dezentrale
Strukturen aufgebaut hat, die über eine große Mobilisierungsfähigkeit
verfügen und auf wachsende Zulaufbereitschaft stoßen. Er fürchte, der
Verfassungsschutz habe die Breite der Szene nicht mehr im Auge, so
Hahnemann.
Die PDS-Fraktion hatte schon vor zwei Jahren auf die Gefahr
hingewiesen, die mit den Immobilienkäufen entsteht und empfohlen,
über geeignete Gegenstrate-gien zu sprechen. Damit waren sie bei der
Landesregierung auf taube Ohren gestoßen. Inzwischen wird die Liste
der von Neonazis okkupierten Immobilien immer länger. Dazu gehört das
"Braune Haus" in Jena, das Neonazis von einem in den USA lebenden
Ehepaar gepachtet haben. In der einstigen Gaststätte werden
Schulungen, Kameradschafts- und Liederabende veranstaltet. Die NPD
nutzte es auch für einen Parteitag. Als Neonazis in Hohenleuben bei
Greiz eine Gaststätte kaufen wollten, hat die PDS-Bürgermeisterin und
Landtagsabgeordnete Heidrun Sedlacik im letzten Moment die Notbremse
gezogen und das Vorkaufsrecht der Stadt wahrgenommen. Angesichts der
Finanzlage der Kommunen, dürfte das allerdings die Ausnahme bleiben.
Inzwischen zeichnet sich PDS-Angaben zufolge eine weitere gefährliche
Tendenz ab: Neonazis betreiben Devotionalienläden, in denen sie u.a.
verbotene CDs und Hitlerbüsten verkaufen. Mit Konzerten und dem
Vordringen in Schulen werde die nötige Unterstützung gesichert, warnt
Hahnemann. Der Verfassungsschutz hinke dieser Entwicklung hinterher
und unterschätze die subkulturellen Aktivitäten. Hahnemann forderte
deshalb erneut die Auflösung des Verfassungsschutzes, weil er eher
ein Teil des Problems als ein Mittel zur Lösung sei. (ND 29.04.2004)

Lex Kopftuch
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Niedersachsen ändert sein Schulgesetz

Von Nils Floreck

Nun hat auch Niedersachsen ein Gesetz erlassen, das Kopftücher
pauschal von der Schule verbannen soll. Zwar sind rein formal
Einzelfallprüfungen vorgesehen, aber Kultusminister Busemann hat im
Landtag schon jetzt klar gemacht, was diese Prüfungen ergeben sollen:
Ein Kopftuch soll zum Berufsverbot führen. Das Gesetz ist also eine
Lex Kopftuch. Busemann behauptet trotzdem unverdrossen, es ginge nicht
um Ausgrenzung oder Ablehnung des Islam. Doch warum die katholischen
Konkordatsschulen in Niedersachsen weiter privilegiert werden, diese
Frage konnte Busemann nicht beantworten. Offenbar ist die Pflicht zur
religiösen Neutralität nur bei Muslimen wichtig. Auch die Stellung der
Frau im Islam taugt nicht als Begründung für die Diskriminierung des
Islam und die Privilegien für katholische Schulen. Denn die
katholische Kirche hat bis heute ein Problem mit der
Gleichberechtigung der Frau.
CDU-Politiker berufen sich auch gern auf die Grundsätze der Verfassung,
wenn sie gegen das Kopftuch wettern. Doch im Grundgesetz heißt es
eindeutig: "Niemand darf wegen ... seines Glaubens ... benachteiligt
oder bevorzugt werden." Das niedersächsische Gesetz wird diesem
Anspruch des Grundgesetzes nicht gerecht. Es gehört in den Papierkorb.
(ND 29.04.2004)

Kompromisslos in Zuwanderungsrunde
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Berlin. Unmittelbar vor der wahrscheinlich entscheidenden Runde in den
Zuwanderungsverhandlungen haben sich Union und Grüne kompromisslos
gezeigt. CSU-Chef Edmund Stoiber drohte gestern mit einem Scheitern
der Gespräche, falls Rot-Grün nicht zu einer deutlichen Verschärfung
der Anti-Terror-Maßnahmen bereit sei. Die Verhandlungen werden heute
im Vermittlungsausschuss fortgesetzt. Im Mittelpunkt wird die
Verschärfung der Ausweisungsregeln für potenzielle Terroristen stehen.
(ap) (Freie Presse 30.04./1./2.05.2004)

"Berliner Erklärung" verurteilt Antisemitismus
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Nächste OSZE-Konferenz zu Judenhass in Córdoba

Berlin (ND-Reinert). Die rund 600 Delegierten der OSZE-Konferenz über
Antisemitismus haben in ihrer am Donnerstag verabschiedeten "Berliner
Erklärung" Judenfeindlichkeit und Intoleranz als Bedrohung für die
Demokratie verurteilt. Die Politik Israels und der Konflikt im Nahen
Osten könnten "Antisemitismus niemals rechtfertigen", heißt es darin
unter anderem. Bundesaußenminister Joschka Fischer unterstrich in
seiner Abschlussrede: "Das Trauma des Völkermordes an den Juden
verpflichtet uns alle, dass Antisemitismus und Rassismus in einer
Welt der Globalisierung keine Zukunft haben dürfen." Nun müsse der
in der "Berliner Erklärung" aufgenommene Aktionsplan der OSZE gegen
Antisemitismus von allen Teilnehmer-Staaten umgesetzt werden.
Zur nächsten OSZE-Konferenz über Antisemitismus hat die spanische
Regierung nach Córdoba, einem traditionsreichen Ort christlich-
jüdisch-islamischer Begegnung, eingeladen. Quasi als ein Vorgriff
darauf berichtete der marokkanische OSZE-Botschafter über
jahrhundertelanges friedfertiges Zusammenleben mit Juden und die
Solidarität seiner Landsleute mit den Opfern der antijüdischen
Terroranschläge von Casablanca. Der israelische
Einwanderungsminister Nathan Scharanski wandte sich nicht gegen
jegliche Israel-Kritik, wollte jedoch in drei Punkten eine klare
Scheidelinie gezogen wissen: Die Verteufelung Israels, Vergleiche
israelischer Politiker mit Hitler und die Leugnung des
Existenzrechts Israels qualifizierte er als antisemitisch.
Russlands Delegationschef Dr. Anwar Azimow erklärte angesichts
rechtsextremer Jugendorganisationen auch in seinem Land: "Jedes
Hakenkreuz, jeder Hitlergruß muss eine Warnung sein." In diesem
Zusammenhang verurteilte er - offenbar besonders mit Blick auf
Lettland - jegliche "Versuche der Glorifizierung der Waffen-SS",
die die Judenvernichtung in Osteuropa betrieb. (ND 30.04.2004)

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Zur Erinnerung: Münchner Räterepublik

Herrschaft der Arbeiter-, Betriebs- und Soldatenräte in München
und anderen Städten vom 13. April bis 3. Mai 1919. (...)
Die Konterrevolution verhängte eine Blockade über das Gebiet der
Räterepublik. Noske-Truppen und Freikorps besetzten nach
Brechung heftigen Widerstandes die Städte, die sich zur
Räterepublik bekannten, und schlossen am 30. April München ein.
(...)
Die Rote Armee, die unter kommunistischer Führung verblieb,
leisteten den am 1. Mai in München eindringenden weißen Truppen
erbitterten Widerstand. Am 4. Mai kapitulierte sie; ihre Führer
wurden erschossen. Über München wurde das Standrecht verhängt.

(Quelle: Wörterbuch der Geschichte, 1984)
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Tödliche Medizin - die Schöpfer der Herrenrasse
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Im US Holocaust Memorial Museum in Washington hat eine sehr
bedeutende Ausstellung über die Basis der Nazis in Medizin und
Eugenik begonnen, die bis zum Oktober 2005 andauert.
Viele Informationen sind auf den umfangreichen Websites der
Ausstellung zu finden:
http://www.ushmm.org/museum/exhibit/online/deadlymedicine

Eine wichtige Ergänzunng dazu ist die Ausstellung "The missing
Link - Karl Bonhoeffer und der Weg in den medizinischen
Genozid":
http://www.psychiatrie-erfahrene.de/eigensinn/tumarkin.htm

Werner-Fuss-Zentrum Scharnweberstr. 29 10247 Berlin

### Braunbuch, 09004 Chemnitz PF 443 ###
GEGEN DAS VERGESSEN!

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