Der Bund gegen Anpassung führt sich selbst auf die
"Marxistisch-Reichistische-Initiative" zurück, die vor über dreißig
Jahren von Fritz Erik Hoevels und anderen gegründet wurde.
Was sich heute wie eine deutsche Variante der Widerstandsgruppen aus
The Life of Brian anhört, hatte damals wohl das Anliegen, die Ideen
von Karl Marx und Wilhelm Reich in das Zentrum der Bemühungen zu
stellen. Das ist an sich diskutierbar - auch wenn Wilhelm Reich später
vollkommen abhob, schrieb er in den dreißiger Jahren des letzten
Jahrhunderts doch interessante und bedenkenswerte Texte zum
Zusammenhang von sozialer und sexueller Unterdrückung. Er betrachtete
sich zu diesem Zeitpunkt selbst als Marxist, und es ist nicht von
vornherein unsinnig, seine frühen Thesen auf diese Behauptung und
ihren sonstigen Gehalt hin zu überprüfen.
Die Initiative, die sich Reichs und Marxens Namen angeeignet hatte,
wurde zunächst als typische K-Gruppe wahrgenommen, die einfach ein
wenig andere Helden als die anderen hatte - statt Che, Mao, Enver
Hodxa oder Ho Tschi Minh wurden eben Marx, Freud und Reich zu
Theoriegöttern erhoben. Außerdem war von Anfang an, ganz in
Übereinstimmung mit den frühen Überzeugungen Reichs, eine
Verabsolutierung der Sexualität zur befreienden Kraft schlechthin
festzustellen. Auch der vehemente Antiklerikalismus der Gruppe ließ
sich teilweise aus dieser Selbstpositionierung erklären.
Bestürzung löste die zum ersten Mal aus, als sie Mitte der Achtziger,
nach dem Aufkommen von AIDS, Maßnahmen forderte, die selbst über die
Bestrafungsphantasien der konservativsten CDU-ler hinausgingen:
Tätowierung der Infizierten im Schambereich sowie lückenlose
HIV-Überwachung der deutschen Bevölkerung und an den deutschen Grenzen
seien die Mittel der Wahl. Das folgt zwar der Logik, dass ungefährdete
Promiskuität der direkte Weg zum Glück für alle sei, wurde aber zum
Beispiel von der AIDS-Hilfe Nürnberg damals schlicht als
"faschistisch" bezeichnet.
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Grüße,
M. Hammerschmitt
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