Am 22.12.2016 um 20:47 schrieb Chr. Maercker:
> Martin Ebert wrote:
>> Der CCC hatte das direkt nach der Wende als Thema, das wurde in
>> einer Ausgabe der Datenschleuder thematisiert. Offenbar ist die
>> Gesamtdatei (aus dem Rentenprojekt des MfS) als Redabas-Datei
>> wegdiffundiert. Und (laut CCC) wegen eines Diskettenfehlers fehlen
>> nachvollziehbar Einträge.
> OK, das erklärt's. Dass es natürlich nur eine einzige Diskette davon
> gab, ist zumindest seltsam. Die übrigen Datenträger wurden entweder
> vernichtet oder Backup war beim MfS ein Fremdwort.
Exegese der genannten Datei (besser: Dateien):
Es gab beim MfS unter anderem ein Rentenprojekt. Im Zuge der Auflösung
des AfNS (Nachfolger des MfS) wollte der Runde Tisch den Damen und
Herren ein Übergangsgeld, eine kleine Abfindung zahlen. Zu diesem
Zweck wurden aus dem Rentenprojekt die Datensätze derer gezogen, die
anspruchsberechtigt gewesen wären.
Und einer der Beauftragten hat sich dann wohl eine private Kopie
gezogen - eigentlich waren das wohl zwei, unabhängig voneinander:
Wenn ich recht erinnere, wurde die eine Kopie dem Spiegel für viel
Geld angeboten[¹]. Und weil andere Bürgerrechtler die Art des Geld-
verdienens nicht so gut fanden, landete die andere Kopie dann bei
der Zeitung "Die Andere"[¹], die die komplette Liste dann druckte:
Helle Aufregung damals.
Die Listen, über die momentan geredet wird, da ist der Großvater
mit einiger Sicherheit die Kopie für "Die Andere".
Wir reden hier also nicht über Originale, die Originale sollten fein
bei BStU, zum Teil auch bei der Deutschen Rentenversicherung liegen.
>> Das kann man nicht beantworten. Mindestens beim Mielke-Eintrag
>> wird allerdings klar, dass die Liste nachträglich bearbeitet
>> wurde. Daher kann man nur empfehlen, diese Liste(n!) mit spitzen
>> Fingern anzufassen: es ist gut möglich, dass Veränderungen
>> vorgenommen wurden . die öffentlichen Versionen sind nicht das
>> Original.
> Wieso? "Mielke, Erich steht doch gar nicht drin. ;-) Betrifft evtl.
Doch, steht - in mindestens einer Version. Und es gibt eine weitere
Version, da steht die Diensteinheit aufgeschlüsselt, teils mit
Anmerkungen. Da ist der Editor vermutlich genau der, der den von
mir verlinkten Artikel über den Diensteinheitenschlüssel schrieb.
Nun greift laut BStU-Gesetz der Datenschutz bei hauptamtlichen MA
und IM nicht (wobei es vereinzelt auch anderslautende Urteile gibt).
Das "andererseits" ist -man kann es immer nur wiederholen- vor dem
unkritischen Umgang mit dieser Art Dateien kann nur gewarnt werden,
das ist nicht das Original.
> Ja, "Wolff, M..." ergibt keinen Treffer.
Der ist 1987 raus, war also nicht anspruchsbrechtigt.
> Dafür "Golodkow...", mit einer Diensteinheit, mit der ich nie gerechnet hätte.
Du hast jetzt aber nicht seine Frau gefunden?
>> UMA könnte man als "unbekannte Mitarbeiter" übersetzen, interne
>> Revision von KuSch. Die hatten kein Konto bei der Sparkasse des
>> MfS, durften Liegenschaften des MfS nicht einmal betreten.
>> Dankenswerter- weise haben sich einige UMA inzwischen geäußert.
> Was für Aufgaben hatten die?
Grob gesagt: Interne Revision.
UMA kamen zum Einsatz, wenn man einem eigenen MA misstraute. Oder
wenn man bei einer eigenen Einheit Durchstechereien befürchtete.
Weiterhin gab es Einsätze, bei denen unter keinen Umständen eine
Verbindung mit dem MfS herstellbar sein sollte.
Dazu muss man wissen, dass die hauptamtliche Arbeit beim MfS oft
kein so sehr großes Geheimnis war: Man wohnte eher konzentriert,
man besuchte Polikliniken des MfS, hatte den Klappfix und laut
Befehl das Gehaltskonto bei der Sparkasse des MfS: Alles das
macht den Job eines Innenrevisionisten beim Geheimdienst eher
schwer: Da bist Du ja enttarnt, ehe Du anfangen hast.
Wenn so ein UMA vor den eigenen Leuten aufflog, kam der oft zur
HA VIII, sind ja ähnliche Methoden.
> Im zip-Archiv mit der Gehaltsliste waren zwei Schlüssel dabei, siehe
> Parallelposting an Thomas Homilius. Die sind nicht ganz vollständig,
> mal sehen, ob Dein URL diese Lücke schließen kann.
Ehe ich da jetzt wühle: Zeig mal bitte. Also den Diensteinheiten-
schlüssel sowie die drei Ziffern aus der PKZ, die für den Kreis stehen.
Falls Du die Zeile zeigen willst - lass' den Namen und die ersten
vier Stellen der PKZ weg.
Allgemein:
Der schon genannte Autor hat unten im Artikel "Diensteinheitenschlüssel"
mehrere Anmerkungen gemacht, die sollte man zunächst lesen. Weiterhin
hatte er mir damals per Mail über forscherisch unklare Schlüssel ge-
schrieben.
Nein, ich kann ihn nicht fragen. Ich habe seit Jahren keinen Kontakt
und kann ihn auch selbst nicht herstellen. Das war damals seine Bedingung.
Wäre ich nicht darauf eingegangen, würde es den bemerkenswerten Artikel
heute nicht kostenlos und öffentlich geben.
>>> War übrigens Abteilung M = Militär aka NVA?
>> Nein, das war Postkontrolle. Die mit den besonderen Zimmern in den
>> Hauptpostämtern, die mit den tollen Maschinen, die Briefe
>> aufmachten.
> Gab es evtl. solche Räume auch in NVA-Regimentern?
Das hatte ich zu meiner Armeezeit bei GT so angenommen, weil das Post-
auto immer zum Alten Stab fuhr und die Post da (wohl) abwarf.
Das scheint aber falsch zu sein, das war bezirklich organisiert:
BfS in Zusammenarbeit mit den Bezirkspostämtern, dort dann eigene
Räume für das MfS.
Schau mal bitte bei BStU/LStU Rostock: Die hatten vor einigen Jahren
eine hervorragende Broschüre zur Arbeit der Abt M. Vielleicht gibt es
die inzwischen als PDF, dankenswerterweise kommt da ja vieles nach
einigen Jahren kostenfrei.
Und - dann PDF hier verlinken.
[¹] So las ich vor Jahren, beeiden würde ich das nicht. Keine Ahnung
ob das so stimmt.
Mt