Am 12.01.2014 15:57, schrieb Gerald Endres:
> On Sun, 12 Jan 2014 14:44:47 +0100, Paul Panter <
cb-pa...@gmx.de>
> wrote:
>
>> Am 12.01.2014 11:52, schrieb Gerald Endres:
>
>>> Die DDR ist Geschichte. Und wie gehen wir alle mit Geschichte um?
>>> Mitreden darf nur, wer es selbst erlebt hat? Schon über die Nazizeit
>>> darf jetzt allemählich kaum einer was sagen? Über die Weimarer
>>> Republik gar keiner mehr? Kaiserzeit? Revolution 1848? Römisches
>>> Imperium? Historie ist alles Quatsch?
>>
>> Wenn es sich um History handelt, dann ist es wirklich Quatsch. Egal ob
>> ZDF-History oder History-Channel. Das ist "Edutainment", eine ganz
>> extreme Form der "Volksverdummung".
>
> Weiter untern ist dir doch ein einzelner Vokal so wichtig. Hast du
> nicht gemerkt, dass ich ein anderes Wort als history geschrieben
> hatte, und dass sogar "history" was anderes bedeuten könnte als eine
> ZDF-Sendung. Naja, aber wenn man jemanden anpöbeln will, versteht man
> ihn eben absichtlich falsch.
Mir ist der Unterschied zwischen Historie und History sehr wohl bewusst,
nur das was Du betreibst ist ganz sicher nicht Historie, oder gar
Geschichtsschreibung. Und ich glaube Du betreibst das nun schon so
lange, dass Du das sogar selber glaubst was Du da so verzapfst, ähnlich
wie Mielke damals 89 vor der Volkskammer, der glaubte damals wirklich
das er die Menschen lieben würde.
>
>
>> Ja, ich weiß alles über meine Nachbarn, sogar viel mehr als die selbst
>> über sich wissen, ich habe die schließlich mal besucht. Oh man, meinst
>> Du das ernst?
>
> Was für ein aussagekräftiges Beispiel. Aber es ist vielleicht gar
> nicht so schlecht Wie oft zum Beispiel wissen die Nachbarn, dass die
> Nachbarin ihren Mann betrügt, nur der Ehemann weiß es nicht? Wie oft
> wissen die Nachbarn, das die Familie X ein asozialer Haufen ist (und
> sie haben vielleicht sogar recht), nur die Xens sehen das gar nicht
> so. Und alle im Block wissen, dass die junge X mit einem Jungen vom
> nächsten Treppenaufgang poussiert, nur ihre Mutter weiß es nicht.
>
> Klar, nur die X können wirklich was über sich aussagen.
Schön wie Du hier so die Arbeit eines seriösen Journalisten schilderst,
direktes Anzapfen der Gerüchteküche ist wohl wirklich das wichtigste
Element dabei. Gesicherte Fakten, ordentliche Recherche, pah! alles nur
hinderlicher Kram, völlig unnötig. Da könnte ja herauskommen das die
Ehefrau gar nicht fremd geht, sondern der angebliche Hausfreund ihr
schwuler Bruder ist, der sich nicht mit dem Ehemann versteht, und
deshalb nur in dessen Abwesenheit zu Besuch kommt. Oder es gibt eine
ganz andere Erklärung dafür, eventuell verleumdet eine andere Nachbarin
da nur.
>
>>> Dazu kommt: "Eigenes Erleben" kann ja durchaus wichtig für das
>>> Verständnis sein, es ist aber oft auch ein Hindernis. Zu nah ist man
>>> dran, es fehlt fehlt oft die Distanz, die eigene biografische und
>>> emotionale Verstrickung kann auch zum Brett vor dem Kopf werden.
>>
>> Genau, und Naturwissenschaft ist auch Mist, da wird mit exakten
>> Messwerten gearbeitet, und alles muss reproduzierbar sein, da kann ja
>> nix brauchbares heraus kommen, so völlig ohne jegliche Distanz. Objektiv
>> ist einzig die Religion.
>
> Du hast weder meinen Einwand, noch Wissenschaft und
> Wissenschaftstheorie verstanden. Du solltest dich nicht zu Themen
> äußern, von denen du weder aus der Nähe noch aus der Distanz etwas
> verstehst.
Wenn Du Dir das mal zu Herzen nehmen würdest, dann wärst Du aber arbeitslos.
Ich habe Deinen Einwand sehr wohl verstanden, objektive Fakten sind für
Journalisten immer von Übel, weil da die nötige Distanz fehlt, weil es
da keinen Interpretationsspielraum gibt. Und wie eigene biografische und
emotionale Verstrickung zum Brett vor dem Kopf wird, das zeigst Du ja
immer sehr eindrücklich. Du kennst die DDR besser als jeder DDR-Bürger,
schließlich warst Du in den 80ern mehrmals auf Besuch in Ostberlin. Das
Ostberlin nicht die DDR war, das ist eh nur ein unwesentliches Detail.
>
>>> Gerade habe ich ein sehr interessantes Buch gelesen: "Second hand
>>> life" von Swetlana Alexejewitsch. Es macht verständlich, was vielen
>>> ehemaligen Sowjetmenschen im Kopf herumgeht und warum auch heute noch
>>> in der russischen Politik so irrsinnige Vorgänge möglich sind. Das
>>> Buch hat mir auch die Verhaltens- und Denkweisen einiger Leute hier in
>>> der Gruppe etwas besser erklärt. Auch außerhalb der UdSSR gab es
>>> "Sowoks". Es gibt sie noch immer.
>>
>> Klar, steht alles in einem Buch, und das ist sogar gedruckt, und von
>> einer Journalistin, das muss die absolute Wahrheit sein.
>
> Wie kommst du zu dieser Unterstellung? Die Texte haben gar nichts mit
> "Wahrheit" zu tun. Es geht um Aussagen von sehr unterschiedlichen
> russischen Menschen und man erfährt, wie sie denken. Wenn ich zum
> Beispiel wiedergebe, was Leuten wie Andre Grafe im Kopf
> herumschwurbelt, dann hilft das, solche Leute zu verstehen.
Dazu müsstest Du aber erst mal eine halbwegs zutreffende Vorstellung
davon haben was Leuten wie André Grafe so im Kopf herumschwurbelt. Hast
Du aber nicht, kannst Du aus objektiven Gründen nicht haben, genauso
wenig wie Du eine halbwegs zutreffende Vorstellung des Gefühlslebens
eines dreibeinigen und sechsarmigen Aliens haben kannst, oder des
Weltbildes eines Tintenfisches.
>
> "Wahrheit"? Du weißt nicht mal, was das ist. Und du weißt auch nicht,
> worum es in dem Buch geht, und weshalb ich es angesprochen habe. Aber
> es geht in dem Buch auch über den Unwillen und die Unfähigkeit, das
> Denken anderer Leute überhaupt verstehen zu wollen.
> Es war nicht nötig, dass du auch noch ein Beispiel dafür lieferst.
>
>> Die Dame heißt
>> übrigens Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch, nicht mal Namen kannst Du
>> korrekt zitieren.
>
> Der falsch geschriebene Vokal beweist wohl nicht, das du der Kenner
> ihres Buches bist. Aber immerhin kannst du googeln.
Stimmt, ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich habe letztens in
"Andruck" eine sehr gute Rezession zu dem Buch gehört, und die
Rezensentin hat das Buch keineswegs in den hohen Tönen gelobt wie Du,
nur fand ich die Rezensentin irgendwie kompetenter als Dich, schon wegen
ihrem Akzent.
Und nein, Deine Widersprüche und Zirkelschlüsse werde ich jetzt nicht
alle zerpflücken, nur so viel, Du merkst gar nicht wie sehr Du Dir
selbst widersprichst indem Du Dich gerade auf dieses Buch berufst.