ich habe mir grade mal überlegt wie das wohl mit der Berufsausbildung in
der DDR gewesen ist. Ich meine jetzt nicht Berufe und Berufsbezeichnungen
die es im Westen nicht gab, sondern den Ablauf der Ausbildung.
Dieses duale Ausbildungssystem (Betrieb + Berufsschule) gab es ja schon zu
Zeiten als es noch gar keine DDR gab. Aber wie war das in der DDR mit den
Handwerks- und Handelskammern? Gab es die überhaupt noch, da doch
Handwerksbetriebe gar nicht der Normalfall waren? Bei einem handwerklichen
Beruf ist ja auch noch klar, dass der Ausbildungsinhalt derselbe war wie im
Westen nur mit oder an anderen Maschinen, aber das ändert sich ja eh
laufend.
Wie sah es bei Verwaltungsberufen aus? Gab es den stark zergliederten Beruf
des Kaufmanns (Industrie, Bank, Spedition, Einzelhandel, ...) überhaupt
oder ist das ein zu paitalistisches Berufsbild gewesen?
Da hast Du wohl den längsten Thread aller Zeiten losgetreten.
Ich habe kurz vor Ende der DDR, während der Zeit des einjährigen
Musik-Berufsverbots, in genau der Zeit einen offiziellen Abschluß als
Handelskaufmann gemacht. Die praktische Ausbildung fand in einem
Großhandelsbetrieb statt, die theoretische in einer riesigen
Berufsschule, in der etliche Berufe ausgebildet wurden.
Mich hat auch gewundert, daß auf der Abschlußurkunde nicht
"Großhandelskaufmann" draufstand. Es muß irgendwann eine Reform gegeben
haben, denn mir sind die von Dir genannten Berufsabschlüsse (mit
Ausnahme des Speditionskaufmanns) alle auch aus der DDR bekannt.
UG
> denn mir sind die von Dir genannten Berufsabschlüsse (mit
> Ausnahme des Speditionskaufmanns) alle auch aus der DDR bekannt.
Hat nicht ein Dispatcher das gemacht, was ein Sped.-Kaufmann macht? Oder
ist es eher umgekehrt so, dass im Büro einer Versandabteilung häufig
Sped.-Kaufleute arbeiten?
Hallo Ingo,
also Handwerkskammern gab es mit Sicherheit in der DDR, ich war mal in
einem Ferienheim der Handwerkskammer. Und Handelskammern gab es bestimmt
auch. Es gab in der DDR eine Menge kleiner selbstständiger
Handwerksbetriebe und auch viele private Geschäfte. Da waren zB. die
Bäcker, die waren alle privat, und es gab private Gaststätten,
Fleischer, Drogerien und noch jede Menge andere. Die verschiedenen
Kaufmannsberufe gab es auch, sogar unter den Namen.
MFG André
--
André Grafe
01239Dresden 51°00'27.10 N 13°47'43.02 E
http://setiathome.berkeley.edu/view_profile.php?userid=8745429
> Die verschiedenen
> Kaufmannsberufe gab es auch, sogar unter den Namen.
Aber wahrscheinlich nicht den Reiseverkehrskaufmann ... :-))
SCNR
Ingo
Doch den gabs auch, wir hatten ja auch Reisebüros.
Viele Grüße
Klaus
1. Einwand: Handwerksbetriebe waren durchaus ein Normalfall - wenn auch
ab den Siebzigern in Form der PGH
>Beruf ist ja auch noch klar, dass der Ausbildungsinhalt derselbe war wie im
>Westen nur mit oder an anderen Maschinen, aber das ändert sich ja eh
>laufend.
2.Einwand: Der Ausbildungsinhalt war doch schon erheblich
unterschiedlich. Es gab keine spätfeudalistische Kleinstaaterei ala BRD
sondern zentrale Ausbildungsinhalte von Rostock bis Suhl
übereinstimmend. Ergebnisse sauber vergleichbar.
>Wie sah es bei Verwaltungsberufen aus? Gab es den stark zergliederten Beruf
>des Kaufmanns (Industrie, Bank, Spedition, Einzelhandel, ...) überhaupt
>oder ist das ein zu paitalistisches Berufsbild gewesen?
3.Einwand: Wieso sollen kaufmännische Berufe "Verwaltungsberufe" sein?
Wer Ware produziert - egal ob im Osten oder Westen - brauchte den
Kaufmann. Ich empfehle mal, die Grundlagen der Wirtschaft im real
existierenden Sozialismus und Kapitalismus zu vergleichen- die
Unterschiede sind marginal... bis auf die Eigentumsverhältnisse. Und
1990 war der staatliche Sektor in der BRD auch noch wesentlich höher als
heute- nicht bloß bei Post und Bahn sondern auch bei Stahl und Chemie...
Verwaltungsberufe sind vom gesellschaftlichen/staatlichen System
geprägte Berufe - z.B. der Verwaltungsfachangestellte der BRD oder der
Diplom-Staatsrechtler in der DDR. Und insofern widerspiegeln sie die
staatliche Organisationsform am deutlichsten:
Unkündbare Beamte auf Lebenszeit in der BRD konservieren die
Machtverhältnisse - Angestellte in der DDR konnten mit jeder politischen
Änderung versetzt bzw. gekündigt werden.
Nur mal zum Nachdenken:
Wäre der Einigungsvertrag bei einem Berufsbeamtentum in der DDR denkbar
gewesen?
mfg Willi
Nein, die hätten doch bei ihrer "Staatsnähe" nicht am eigenen
Sarg\Absterbenlassen mitgebastelt.
BU
>> Beruf ist ja auch noch klar, dass der Ausbildungsinhalt derselbe war wie im
>> Westen nur mit oder an anderen Maschinen, aber das ändert sich ja eh
>> laufend.
>
> 2.Einwand: Der Ausbildungsinhalt war doch schon erheblich
> unterschiedlich. Es gab keine spätfeudalistische Kleinstaaterei ala BRD
> sondern zentrale Ausbildungsinhalte von Rostock bis Suhl
> übereinstimmend. Ergebnisse sauber vergleichbar.
Wie es vor dem 3.10.1990 bei den Ausbildungsberufen war, kann ich leider
nicht sagen, da habe ich keine Erfahrung, ich war damals zu jung.
Zur derzeitigen Situation:
Soweit ich weiß gibt es für jeden anerkannten Ausbildungsberuf
Ausbildungsrahmenpläne nach einer bundeseinheitlichen Ausbildungsordnung
die nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) erstellt wurden.
Die Rahmenlehrpläne der Berufsschulen sind Ländersache und können
voneinander abweichen, aber nicht allzu stark, da die zu vermittelnden
Kenntnisse und Fähigkeiten festgeschrieben sind (§5 (1) Ziffer 3 BBiG).
Siehe dazu auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ausbildungsrahmenplan
http://de.wikipedia.org/wiki/Ausbildungsordnung
und http://de.wikipedia.org/wiki/Rahmenlehrplan
Solidarische Grüße, Thomas.
> Handwerks- und Handelskammern? Gab es die überhaupt noch, da doch
> Handwerksbetriebe gar nicht der Normalfall waren? Bei einem handwerklichen
Normalfall, hmm. Natuerlich gab es auch kleine, private
Handwerksbetriebe in der DDR, sogar recht viele. Ein paar haben den
PGH-Zwang der 70er ueberlebt, andere wurden neugegruendet.
Ich kannte den Dispatcher vor allem von der Ost-Berliner Strassenbahn!
M.
> Ich kannte den Dispatcher vor allem von der Ost-Berliner Strassenbahn!
Nun kenne ich zwar nicht alle DDR-Betriebe - aber bei denen die ich
kenne - da war der Dispatcher so eine Art "Chef vom Dienst".
Mt
naja Koordinator vom Dienst währe treffender.(zuviel rechte hatten die
nicht.)
> naja Koordinator vom Dienst währe treffender.(zuviel rechte hatten die
> nicht.)
Gunter,
manchmal bist Du schon etwas haarspalterisch.
Soll ich jetzt fünf Absätze schreiben, wie der Chef der Nachtschicht
von der Betriebsleitung und von den Kollegen der (MfS) HA XVIII abhängig
war?
Der Dispatcher war der, den man im heutigen Spachgebrauch "Chef vom
Dienst" nennt. Und diesen Satz versteht auch heute jeder.
Das reicht, da müssen wir nicht krümelkacken, dass Disp in der Nacht-
nicht alles frei Schnauze entscheiden konne.
Himmel, Maria.
Mt
Auch in Frankreich eine ganz normale Berufsbezeichnung.
Nur weil Wessis was nicht kennen, muß es nicht unbedingt
zonenspezifisch sein.
BGE
Hab Geduld, die ersten haben doch schon begriffen, daß man einen Broiler
essen kann; und beim Juice kommen die auch noch dahin.
--
Grüße
Gert
mit himmel habe ich nichts am Hut.
aber bei der Energieversorgung kenne ich das eigentlich nicht.
dort war der Schichtführer ( und der nannte sich auch so ) ausserhalb der
Dienstzeit das Maß aller Dinge. :)
Der Dispatcher saß in der Netzleitstelle in Berlin und hatte eigentlich
keine Befehlgewalt .( Naja manche meinten sie hätten das , und da kam es
wohl schon ab und an zu Missverständnissen die sich dann in der Zerstörung
von 50 % der elt.-Kraftwerksleistung z.B. in Dresden Nossener Brücke
auswirkten )
Gruß Gunter
Jo, bei uns auch. Deutsche Reichsbahn.
> Gunter,
> manchmal bist Du schon etwas haarspalterisch.
> Der Dispatcher war der, den man im heutigen Spachgebrauch "Chef vom
> Dienst" nennt. Und diesen Satz versteht auch heute jeder.
Bei uns nicht, die hatten nämlich nicht durchgängig die Ausbildung für
die Technik. Der Chef vom Dienst hatte Rufbereitschaft und den hatte man
bei heißen Dingen ggf. um Entscheidung zu befragen.
Gruß
Steffen
--
Schluß mit der Rechtschreibdeform!
Warum? -> http://www.heide-kuhlmann.de/ma_frame.html (nicht meine Seite)
Alte Signal- u. Stellwerkstechnik: http://www.blocksignal.de/
cc und bcc gehen ungelesen nach /dev/tonne
>>> naja Koordinator vom Dienst währe treffender.(zuviel rechte hatten die
>>> nicht.)
>
>
> Jo, bei uns auch. Deutsche Reichsbahn.
Wobei der Dispatcher bei der Reichsbahn schon gewaltige Rechte hatte.
> Bei uns nicht, die hatten nämlich nicht durchgängig die Ausbildung für
> die Technik.
Die Dispatcher oder der Chef vom Dienst?
> Der Chef vom Dienst hatte Rufbereitschaft und den hatte man
> bei heißen Dingen ggf. um Entscheidung zu befragen.
Wenn es um heiße Dinge ging, dann hatte der Chef vom Dienst nicht mehr
Rufbereitschaft, dann war er in der Dienststelle zu finden.
Knut
oder Schichtleiter der hatte aber ne Menge zu sagen bei der Reichsbahn
Falk
--
"Physic" von Septimus Heap als Hörbuch und viele andere HÖRBÜCHER
z.B."Elfenritter" versteigere ich da:
http://search.ebay.de/_W0QQsassZfads2000
also Juice Essen, der wurde doch nur am Fruchtfleisch vorbeigetragen
wirklich was zum kauen war da doch eher selten drin.
Die D. Letzterer hieß latürnich Leiter vom Dienst.
>> Der Chef vom Dienst hatte Rufbereitschaft und den hatte man bei heißen
>> Dingen ggf. um Entscheidung zu befragen.
>
> Wenn es um heiße Dinge ging, dann hatte der Chef vom Dienst nicht mehr
> Rufbereitschaft, dann war er in der Dienststelle zu finden.
Das gab es bei uns nur in Ausnahmesituationen.
Gruß
Stef'Signal- und Stellwerktechnik'fen
>>> Bei uns nicht, die hatten nämlich nicht durchgängig die Ausbildung
>>> für die Technik.
>>
>>
>> Die Dispatcher oder der Chef vom Dienst?
>
>
> Die D. Letzterer hieß latürnich Leiter vom Dienst.
Ausbildung für die Technik hatten die Dispatcher schon, wenn auch nicht
in der Tiefe eines Facharbeiters. Schließlich konnte man nur Dispatcher
bei der Reichsbahn werden, wenn man vorher studiert hat und da gehörte
die Ausbildung an der Technik dazu.
>> Wenn es um heiße Dinge ging, dann hatte der Chef vom Dienst nicht mehr
>> Rufbereitschaft, dann war er in der Dienststelle zu finden.
>
>
> Das gab es bei uns nur in Ausnahmesituationen.
Ja die waren selten gefragt, aber frage mal die Herren vom
Maschinendienst, die waren immer im Dienst.
Knut
> also Juice Essen, der wurde doch nur am Fruchtfleisch vorbeigetragen
> wirklich was zum kauen war da doch eher selten drin.
Juice Essen? Ich kenne nur den Begriff Juice Shop.
Knut
> Wobei der Dispatcher bei der Reichsbahn schon gewaltige Rechte hatte.
Also ich kann das nur für einen ganz kleinen Teil der Chemischen
Industrie sagen. Der Dispatcher war dort genau das, was man sich so
vorstellt als Kommandeur im Bunker im Krieg:
Der entschied auf seinem Kommandostand zeitnah, ob die Produktion
runtergefahren wird auf Grund aufgetretener Probleme.
Das hätte im Grenzfall pro Tag 1 Mio DM bedeutet - und das über mehr
als 30 Tage dann: Dieser Zeitraum wäre die Wiederanlaufzeit gewesen.
"Mein" Dispatcher war auch kein Hilfsfacharbeiter, der über drei alte
Güterwagen nachdenkt. Ich rede über Diplomingenieure mit langjähriger
Erfahrung als Schichtleiter/Meßwartenleiter.
Ich halte es für möglich, dass die DDR zwei konkurrierende Dispatcher-
Begriffe hatte:
1) Transport/Logistik
2) Stabsstelle Betrieb
Mt
> Schließlich konnte man nur
> Dispatcher bei der Reichsbahn werden, wenn man vorher studiert hat
Stimmt nicht, mein Vater war o. Studium bis zur Vorruhe Dispatcher in
Bad Schandau. Es gab übrigens Bahnhofs- und Streckendispatcher bei
der DR. Bahnhofsdispatcher wurden relativ schnell nach 90 abgeschafft,
bis auf den in Bad Schandau, da hier mit der CD verhandelt werden
mußte. Die Streckendispatcher gingen WIMRE in der Tl (Transportleitung)
auf. Und heute gibt es gar keine Dispatcher mehr, nur Disponenten;-)
Studium wurde ab dem Schichtleiter gebraucht, meine Frau war grade in
Gotha fertig, als diese Posten entfielen.
> und da gehörte die Ausbildung an der Technik dazu.
Das verstand sich von selbst, da die Ausbildungs- und Aufstiegswege
ohne Studium das so vorsahen:
z.B. B und V -> Rangierer/Rangierleiter-> Wärter-> Fdl-> Dispatcher
z.B. technisch -> Lokschlosser -> Ranglokfüher -> Streckenlokführer
Je nachdem wie man sich anstellte, war die Verweildauer auf dem
einzelnen Posten unterschiedlich.
Grüsse
Frank
> Gert Schulze schrieb:
>> Am Mon, 25 Aug 2008 05:57:09 +0200 schrieb Boris Gerlach:
>>
>>> Martin Ebert schrieb:
>>>> Melanie Nitschmann schrieb:
>>>>
>>>>> Ich kannte den Dispatcher vor allem von der Ost-Berliner Strassenbahn!
>>>> Nun kenne ich zwar nicht alle DDR-Betriebe - aber bei denen die ich
>>>> kenne - da war der Dispatcher so eine Art "Chef vom Dienst".
>>>>
>>>> Mt
>>>
>>> Auch in Frankreich eine ganz normale Berufsbezeichnung.
>>> Nur weil Wessis was nicht kennen, muß es nicht unbedingt
>>> zonenspezifisch sein.
>>
>> Hab Geduld, die ersten haben doch schon begriffen, daß man einen Broiler
>> essen kann; und beim Juice kommen die auch noch dahin.
>
> also Juice Essen, der wurde doch nur am Fruchtfleisch vorbeigetragen
> wirklich was zum kauen war da doch eher selten drin.
;) Gekonnt mißverstanden.
--
Grüße
Gert
> Stimmt nicht, mein Vater war o. Studium bis zur Vorruhe Dispatcher in
> Bad Schandau.
Stimmt, diese Ebene habe ich ausgeblendet.
> Es gab übrigens Bahnhofs- und Streckendispatcher bei
> der DR.
Es gab noch mehr: es gab auch Wagendispatcher und Lokdispatcher und noch
ein paar andere.
> Bahnhofsdispatcher wurden relativ schnell nach 90 abgeschafft,
> bis auf den in Bad Schandau, da hier mit der CD verhandelt werden
> mußte.
Ich erinnere mich, hatte da mal ein Praktikum gehabt.
> Die Streckendispatcher gingen WIMRE in der Tl (Transportleitung)
> auf.
Nein, man nannte nur die Dispatcherleitung in Betriebsleitung um.
> Und heute gibt es gar keine Dispatcher mehr, nur Disponenten;-)
Klar, weil sie auch nicht mehr die Befugnisse wie in der DDR haben.
> Studium wurde ab dem Schichtleiter gebraucht, meine Frau war grade in
> Gotha fertig, als diese Posten entfielen.
Schichtleiter wo?
> Das verstand sich von selbst, da die Ausbildungs- und Aufstiegswege
> ohne Studium das so vorsahen:
>
> z.B. B und V -> Rangierer/Rangierleiter-> Wärter-> Fdl-> Dispatcher
> z.B. technisch -> Lokschlosser -> Ranglokfüher -> Streckenlokführer
-> Lokleiter -> Lokdispatcher
> Je nachdem wie man sich anstellte, war die Verweildauer auf dem
> einzelnen Posten unterschiedlich.
Wie immer in der DDR war das auch noch von anderen Faktoren abhängig
(Personalmangel, Ergebnis der Überprüfung durch das MfS und dgl.).
Knut
Guido
Bad Shop. Warum Hairdresser jetzt Hair Cut heißen soll weiß
ich auch noch nicht.
Ronald.
--
Kein Lied ist uns zu laut, damit Dresden bleibt
zum zweiten Mal erbaut für unsre Kinder
Kein Lied ist uns zu laut, damit die Erde nie zerfällt
wie damals unsre Stadt zerfiel.
>
> Es gab noch mehr: es gab auch Wagendispatcher und Lokdispatcher und
> noch ein paar andere.
>
Stimmt.
> > Bahnhofsdispatcher wurden relativ schnell nach 90 abgeschafft,
> > bis auf den in Bad Schandau, da hier mit der CD verhandelt werden
> > mußte.
>
> Ich erinnere mich, hatte da mal ein Praktikum gehabt.
>
Bei BuV? Wann denn? Wir hatten bei uns im Schandauer Stellwerk öfter
mal Praktikanten von der HFV. Allerdings nicht oben im Turm, sondern
unten im Relaisraum. Einer kam mal von der Interflug, und auch eine
Professorentochter war dabei. (WIMRE Illhardt oder Iffhardt)
>
> Schichtleiter wo?
>
Auch in Bad Schandau, der saß normalerweise im "Weißen Haus".
>
> Wie immer in der DDR war das auch noch von anderen Faktoren abhängig
> (Personalmangel, Ergebnis der Überprüfung durch das MfS und dgl.).
>
Überprüfung durch unsere Geheimdienstwerktätigen kenne
ich nur bei Antrag auf Reisen ins NSW. Ansonsten machte das die DR
sicherlich in eigener Regie.
Grüsse
Frank
> Wobei Broiler der Name der Hühnerrasse ist, und die stammt aus Amerika.
Brathuhn ist keine Huehnerrasse, afair kommt es von "to broil", auf gut
deutsch "braten" und war erst als Anglizismus fuer Brathuhn in afair
Bulgarien gaengig, bevor es "bulgarischer" Begriff in die DDR kam.
In England gebräuchlich.
BGE
PS: Broilereier hatten zwei Dotter!!
BGE
Ich habe das so mehrmals im Radio gehört, die DDR suchte eine
Hühnerrasse für Brathähnchen und wurde in den USA fündig. Und die Rasse
hieß Broiler.
MFG André
> lutz feustel schrieb:
>> Am Tue, 26 Aug 2008 20:33:55 +0200 schrieb André Grafe:
>>
>>> Wobei Broiler der Name der Hühnerrasse ist, und die stammt aus Ameri
> ka.
>>
>> Brathuhn ist keine Huehnerrasse, afair kommt es von "to broil", auf gut
>
>> deutsch "braten" und war erst als Anglizismus fuer Brathuhn in afair
>> Bulgarien gaengig, bevor es "bulgarischer" Begriff in die DDR kam.
>
> Ich habe das so mehrmals im Radio gehört, die DDR suchte eine
> Hühnerrasse für Brathähnchen und wurde in den USA fündig. Und die
> Rasse hieß Broiler.
Nee.
http://en.wikipedia.org/wiki/Broiler
--
Boy, sure would be nice if we had some grenades, don't you think?
> On 2008-08-27 16:07:59 -0500, André Grafe said:
> Nee.
> http://en.wikipedia.org/wiki/Broiler
Also, "broiler chicken" oder "Broiler-Hühnchen" wiurde in meiner DDR nicht
gesagt ;-)
Veith
--
Strukturen, Bilder & Geschichte(n) der LSK/LV
http://www.DDR-LUFTWAFFE.de
Nur manche.
--
Wichtige Mail an bastler100atarcorde
Im Westen gibt's sowas allerdings auch, wenn die Eltern oder Tanten sich in
den Kopf setzen, daß ihr Kind einen Beruf erlernen muß, den's gar nicht
will - dieses sich aber auch nicht kritisch damit auseinandersetzt. In einem
Psychologiebuch hab' ich da einige Beispiele gelesen.
Weiß jemand, wie sowas zur Zeit der DDR lief?
Grüße, Martin Schade
> René schrieb:
>> On 2008-08-27 16:07:59 -0500, André Grafe <Andre...@ewt-net.de>
> said:
>>
>>> lutz feustel schrieb:
>>>> Am Tue, 26 Aug 2008 20:33:55 +0200 schrieb André Grafe:
>>>>
>>>>> Wobei Broiler der Name der HÃŒhnerrasse ist, und die stammt aus
> Ameri
>>> ka.
>>>>
>>>> Brathuhn ist keine Huehnerrasse, afair kommt es von "to broil", auf g
> ut
>>>
>>>> deutsch "braten" und war erst als Anglizismus fuer Brathuhn in afair
>>>> Bulgarien gaengig, bevor es "bulgarischer" Begriff in die DDR kam.
>>>
>>> Ich habe das so mehrmals im Radio gehört, die DDR suchte eine
>>> HÌhnerrasse fÌr BrathÀhnchen und wurde in den USA fÌ
> ndig. Und die
>>> Rasse hieÃ? Broiler.
>>
>> Nee.
>> http://en.wikipedia.org/wiki/Broiler
>>
>>
> Was heißt hier nee? Hast Du den ersten Abschnitt gelesen und verstanden ?
> MFG André
Der wo steht, daß die Rasse nicht "Broiler" heißt? Ja, habe ich.
--
Love is a snowmobile racing across the tundra when suddenly it flips
over, pinning you underneath. At night, the ice weasels come.
Friedrich Nietzsche
>>Ich erinnere mich, hatte da mal ein Praktikum gehabt.
>>
>
>
> Bei BuV? Wann denn?
Ja, 1985 nach dem Studium. Aber eben nicht im Stellwerk, sondern in der
Bdl. Anschließend noch Schandau Ost unsicher gemacht.
> Wir hatten bei uns im Schandauer Stellwerk öfter
> mal Praktikanten von der HFV. Allerdings nicht oben im Turm, sondern
> unten im Relaisraum. Einer kam mal von der Interflug, und auch eine
> Professorentochter war dabei. (WIMRE Illhardt oder Iffhardt)
Relais interessierten mich damals noch nicht, ich sollte mir ja auch nur
den Betrieb ansehen und die Besonderheiten des Grenzverkehrs.
> Überprüfung durch unsere Geheimdienstwerktätigen kenne
> ich nur bei Antrag auf Reisen ins NSW. Ansonsten machte das die DR
> sicherlich in eigener Regie.
Mag sein, daß man auf den Bahnhöfen nicht so genau war, aber in den
höheren Ebenen, besonders im Dispatcherwesen war die Überprüfung Standard.
Knut
> Hallo, ich hänge mich hier mal rein. Inzwischen ist mir in den Sinn
> gekommen, daß es vorkam, daß jemandem Schwierigkeiten mit seiner Berufswahl
> gemacht worden sind. Ein Kollege hatte mir damals erzählt, daß seine
> Freundin eigentlich Krippenerzieherin werden wollte. Aber - weil ihre Mutter
> bereits die Leiterin einer Kinderkrippe war - durfte sie das nicht, sie
> mußte Elektromonteur lernen.
Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass sie keinen Ausbildungsplatz als
Krippenerzieherin bekam (weil das vermutlich noch Tausend andere Mädchen
werden wollten). Aber ich glaube nicht, dass sie nicht auch etwas
anderes als Elektromonteur hätte lernen können, wenn sie sich
rechtzeitig darum beworben hätte.
Herzliche Grüße
Dirk
Dirk Bindmann schrieb:
> Martin Schade schrieb:
>> Aber - weil ihre Mutter
>> bereits die Leiterin einer Kinderkrippe war - durfte sie das nicht, sie
>> mußte Elektromonteur lernen.
Legendenbildung.
> Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass sie keinen Ausbildungsplatz als
> Krippenerzieherin bekam (weil das vermutlich noch Tausend andere Mädchen
> werden wollten). Aber ich glaube nicht, dass sie nicht auch etwas
> anderes als Elektromonteur hätte lernen können, wenn sie sich
> rechtzeitig darum beworben hätte.
Na etwas anders lief das schon.
So ein 15-jähriger Mensch ist ja noch nicht direkt erwachsen und
lebenserfahren.
Nun war es nix mit Friseuse und Krippenerzieherin. Aber ganz viele
Lehrverträge mit der örtlichen Großindustrie sind zu haben.
Wo unterscheibt ein 15jähriges Mädchen, wenn grad keine Friseusen
und Krippenerzieherinnen gesucht werden?
Die Nummer mit den ungelernten Krippenerzieherinnen kenne ich übrigens
auch. Da scheint eine große Fluktuation geherrscht zu haben - vermutlich
weil die jungen Damen auch selbst Kinder bekamen und dann die Segnungen
der Babyjahre mitnahmen - und da sie fehlten war halt Platz für unge-
lernte Damen.
Apropos Friseuse (Frisöse).
Ganz besonders gewünschter Damenberuf damals.
Neuerdings sind das _Friseurinnen_. Ach gugge.
Hab ich da grad mal wieder einen neuen Trend der political correctness
verpasst? Sind Friseusen so böse wie Kommandeusen (Erna Dorn)?
Opatz?
Wo ist der Lordsiegelwahrer der deutschen Sprache, wenn es mal ernst
wird mit den Sprachbrüchen zur Wende?
Mt
Ganz so eng kenne ich es nicht, aber es war z.B. fast unmöglich, nach
dem Abitur an einer EOS eine Facharbeiterausbildung zu bekommen. Dieser
Bildungsweg war einfach nicht vorgesehen. Wer Berufsausbildung mit
Abitur verpasst hatte und z.B. wegen einer schlechten Beurteilung von
der Armee keinen Studienplatz bekam, stand ziemlich doof da, samt seinem
Abi.
> Im Westen gibt's sowas allerdings auch, wenn die Eltern oder Tanten sich in
> den Kopf setzen, daß ihr Kind einen Beruf erlernen muß, den's gar nicht
> will - dieses sich aber auch nicht kritisch damit auseinandersetzt. In einem
> Psychologiebuch hab' ich da einige Beispiele gelesen.
Dort regelt sich eher rein ökonomisch, was in der DDR administrativ
durchgezogen wurde. Wobei dort oft ebenfalls wirtschaftliche
"Sachzwänge" die eigentliche Ursache waren.
> Weiß jemand, wie sowas zur Zeit der DDR lief?
Was jetzt: Wenn Eltern unbedingt wollten, dass ihr Kind einen bestimmten
Beruf erlernt? Das gab es zu allen Zeiten.
--
CU Christoph Maercker.
> Apropos Friseuse (Frisöse).
> Ganz besonders gewünschter Damenberuf damals.
War im Westen mal genauso. Friseurin/KFZ-Mechaniker
bei Mädchen/Jungen ganz an der Spitze. Wahrscheinlich
Zufall, daß man in beiden Berufen super schwarzarbeiten
kann.
>
> Neuerdings sind das _Friseurinnen_. Ach gugge.
> Hab ich da grad mal wieder einen neuen Trend der political correctness
> verpasst? Sind Friseusen so böse wie Kommandeusen (Erna Dorn)?
Der Beruf heißt offiziell "Friseurin", ich höre (und sage)
aber auch oft "Friseuse". Man will wohl vom Manta-Image
weg.
Bei Masseurin/Masseuse hat letzteres angeblich einen
anrüchigen Klang (du verstehst), das kommt mir aber auch
ziemlich gesucht vor.
(F'up in de.etc.sprache.deutsch)
tja, wenn's nun so lief, daß man die BewerberInnen, in deren Familie dieser
Beruf bereits vorkam, nach hinten sortiert hat, dann bekommen sie eben
keinen Ausbildungsplatz. Inwieweit sie versucht hat etwas anderes zu
bekommen weiß ich auch nicht. Vielleicht ist schließlich nur noch dieser
Beruf frei gewesen.
Ich erinnere mich, daß wir für unsere Bewerbung damals eine Karte brauchten;
ich habe den Stapel für unsere Klasse selber beim Rat des Kreises abgeholt.
Wie diese weiter verarbeitet wurden, weiß ich aber nicht; d.h. ob man die
Karte zurückbekam, wenn man abgelehnt worden ist, und sich anderweitig
bewerben konnte. Der Klassenlehrer hat sich aber sehr dafür interessiert, ob
wir einen Ausbildungsplatz hatten, so daß man ohne Berufsausbildung wohl
nicht durchkam.
Grüße, Martin Schade
http://www.drkoerner.net/DDverordn/bbbewerbord.htm
BU
Genau. Allerdings war das mit der Lehrstelle insofern knifflig, als man
ja nur haargenau eine Bewerberkarte in die Hand bekam, und man sich sehr
genau überlegen mußte, an welchen Betrieb man die schickt, denn die
Lehrstellenvergabe war ja im Vorfeld schon längst zwischen Eltern und
Kaderleitung (bzw. Privatunternehmer) abgekaspert.
Eigentlich lief es genau so beschissen wie heute: Ohne Beziehungen hatte
man auf eine wirklich begehrte Lehrstelle nicht die geringste Chance, es
sei denn, mit einem wirklich überragenden Zeugnis.
Bleibt die Frage, ob nicht - wie beim Berufsbild "Kindergärtnerin" - für
Krippenerzieherinnen nicht sogar ein Fachschulbesuch erforderlich war.
UG
> Genau. Allerdings war das mit der Lehrstelle insofern knifflig, als man
> ja nur haargenau eine Bewerberkarte in die Hand bekam, und man sich sehr
> genau überlegen mußte, an welchen Betrieb man die schickt, denn die
> Lehrstellenvergabe war ja im Vorfeld schon längst zwischen Eltern und
> Kaderleitung (bzw. Privatunternehmer) abgekaspert.
Wenn nichts dazwischen kam.
> Eigentlich lief es genau so beschissen wie heute: Ohne Beziehungen hatte
> man auf eine wirklich begehrte Lehrstelle nicht die geringste Chance, es
> sei denn, mit einem wirklich überragenden Zeugnis.
Oder es kam einer von der Sonderberufsberatung. Die bekamen die
Bewerberkarten schon eher und hatten damit die größten Chancen auf die
begehrten Stellen.
> Bleibt die Frage, ob nicht - wie beim Berufsbild "Kindergärtnerin" - für
> Krippenerzieherinnen nicht sogar ein Fachschulbesuch erforderlich war.
Ja, aber im Gegensatz zur Kintergärtnerin war ein medizinischer
Fachschulabschluß erforderlich.
Knut
>
> Apropos Friseuse (Frisöse).
> Ganz besonders gewünschter Damenberuf damals.
>
> Neuerdings sind das _Friseurinnen_. Ach gugge.
> Hab ich da grad mal wieder einen neuen Trend der political correctness
> verpasst? Sind Friseusen so böse wie Kommandeusen (Erna Dorn)?
>
Ja, PC. Aber geht noch weiter, betrifft Gender Mainstreaming.
Der Beruf heisst Friseur/in, weil Friseuse so abwertend klingt. Der
Begriff Friseuse hat einen sehr chauvinistischen und patriarchalen
Hintergrund, den man mit dem Wort Friseurin zu ueberwinden hofft. Ich
versuche darauf zu achten, den Begriff Friseurin zu verwenden.
Parallelen gibt's zum Begriffpaar Lehrling/Auszubildende(r), wo man
versucht, durch bewussten Sprachgebrauch KollegInnen, die sich in einer
Ausbildung befinden als gleichberechtigte KollegInnen wahrzunehmen und
wahrnehmen zu lassen. Auszubildende sind eben auch ganz normale
ArbeitnehmerInnen. Es gibt diesen imho schlimmen Spruch "Lehrjahre sind
keine Herrenjahre." Ganz besonders schrecklich finde ich den Begriff
"Stift".
F'up2 vorerst ignoriert, mal abwarten, in welche Richtung sich der
Thread bewegt.
MsG Thomas.
[Lehrstelle in der DDR]
> Genau. Allerdings war das mit der Lehrstelle insofern knifflig, als man
> ja nur haargenau eine Bewerberkarte in die Hand bekam, und man sich sehr
> genau überlegen mußte, an welchen Betrieb man die schickt, denn die
> Lehrstellenvergabe war ja im Vorfeld schon längst zwischen Eltern und
> Kaderleitung (bzw. Privatunternehmer) abgekaspert.
Nicht unbedingt. Bei begehrten Jobs wie Elektronikfacharbeiter oder
Rundfunk und Fernsehmechaniker schon. Es gab im DLK Schwedt genau eine
Lehrstelle als R&F -Mechaniker als ich mich bewerben mußte und die wurde
WIMRE ausgekungelt! Bewerbungen wurden mit dem Zeugnis der 8. Klasse abgegeben.
"Reichlich früh" für heutige Verhältnisse. Meine Große ist 19 und weiß absolut
noch nicht was sie nach dem Abi machen will. Was studieren? Überhaupt
studieren? Usw. usf. In dem Alter war ich Facharbeiter mit eigener Wohnung.
Es war etwas pragmatischer als heutzutage.
Wer in und um Schwedt in der Industrie lernen wollte, hatte eben nur die
Wahl zwischen PCK, Pappenbude (Papierfabrik) Pinnow und einigen kleineren
Betrieben, wie die Schuhfabrik oder Bako oder das Betonwerk.
Ich wollte Elektronikfacharbeiter werden. No way. Also unterschrieb ich meine
"keinen Westkontakt" Erklärung und ging nach Pinnow als Elektromechaniker
und ich bin heute saufroh, diese Beruf gelernt zu haben.Hätte nicht unbedingt
Pinnow sein müssen. Die Zeit zwischen den märkischen Bauernschädeln und NVA
Offizieren war schon hart besonders mit langen Haaren und Shellparka.
In Frankfurt/Oder wurden eben alle Mikroelektroniker und im Erzgebirge
Schwippbogenschnitzer. Und wer wirklich was anderes machen wollte, bewarb sich
in einer anderen Gegend, wo es auch Betriebe mit Internaten gab.
In Pinnow lernten (meist Offiziersbrut) Lehrlinge aus Strausberg, Frankfurt/O.
und noch einigen Gegenden. Die meisten davon hatten eine Erklärung für
25 Jahre NVA in der Tasche.
> Eigentlich lief es genau so beschissen wie heute: Ohne Beziehungen hatte
> man auf eine wirklich begehrte Lehrstelle nicht die geringste Chance, es
> sei denn, mit einem wirklich überragenden Zeugnis.
Nicht mal mit überragendem Zeugnis (keine Angst, meins war nur mittelmäßig)
konnte man unbedingt auf EOS oder Beruf mit Abi pochen. Waren Offiziersbewerber
in Deiner Klasse oder auch gleichgute Mädchen, waren die Chancen schlecht.
Aber tatsächlich spielten Beziehungen wie immer in der Zone eine große Rolle.
> Bleibt die Frage, ob nicht - wie beim Berufsbild "Kindergärtnerin" - für
> Krippenerzieherinnen nicht sogar ein Fachschulbesuch erforderlich war.
Meine Schwiegermutter (jetzt in Rente) war > 40 Jahre lang Krippenerzieherin
in Ostberlin und hat WIMRE kein Fachschulstudium absolviert.
Vielleicht kam das erst später auf.
>
> UG
>
BGE
In der 9. mußte man sich bewerben. Mit was? Mit dem Zeugnis der 8..
Glaub mir oder ich gehe in mein Arschiv [sic].
> Wer ein halbwegs gutes Zeugnis hatte, und in der ersten Runde
> damit nicht unterkam, hatte meist wirklich schlechte Karten und mußte auf eine
> der noch freien Stellen in Berufen mit hohen staatlichen Vorgabezahlen oder
> schlechtem Image oder beidem. Andererseits konnte man bei einem Berufswechsel in
> einigen Branchen über Erwachsenenqualifizierung eine zweite Ausbildung machen -
> wenn keine Einstellungssperren wegen örtlicher Arbeitskräftelenkung bestanden.
>
>> "Reichlich früh" für heutige Verhältnisse. Meine Große ist 19 und weiß absolut
>> noch nicht was sie nach dem Abi machen will. Was studieren? Überhaupt
>> studieren? Usw. usf. In dem Alter war ich Facharbeiter mit eigener Wohnung.
>> Es war etwas pragmatischer als heutzutage.
>
> Es war einfacher strukturiert. Die Wege waren vorgezeichnet. Heute gibt
> es Umwege, die sich später als Abkürzungen erweisen können, Möglichkeiten eines
> erfolgreichen Re-Starts, sinnvoll genutzte Pausen zwischen zwei
> Lebensabschnitten. Soft-Skills werden stärker gewichtet.
Wo bitte. Soziale Kompetenz ist erst noch ein Fremdwort für viele Manager.
> Das erfordert
> wesentlich mehr Eigeninitiative, und es lauern auf diesen Wegen reichlich
> staatliche Fallensteller auf Dich, wenn es z. B. um Bafög oder den Erhalt der
> Kindergeldansprüche geht.
Da kennen wir uns doch als ausgefeilte Antragsausfüller besser aus als hiesige.
Etliche Formulare hab ich für meine Wessis schon ausgefüllt, da sind wir einfach
besser ;-).
>
>> Wer in und um Schwedt in der Industrie lernen wollte, hatte eben nur die
>> Wahl zwischen PCK, Pappenbude (Papierfabrik) Pinnow und einigen kleineren
>> Betrieben, wie die Schuhfabrik oder Bako oder das Betonwerk.
>> Ich wollte Elektronikfacharbeiter werden. No way. Also unterschrieb ich meine
>> "keinen Westkontakt" Erklärung und ging nach Pinnow als Elektromechaniker
>> und ich bin heute saufroh, diese Beruf gelernt zu haben.Hätte nicht unbedingt
>> Pinnow sein müssen. Die Zeit zwischen den märkischen Bauernschädeln und NVA
>> Offizieren war schon hart besonders mit langen Haaren und Shellparka.
>> In Frankfurt/Oder wurden eben alle Mikroelektroniker und im Erzgebirge
>> Schwippbogenschnitzer.
>
> Es wurden nicht alle Elektronikfacharbeiter und es soffen nicht alle im
> Glaskasten ;-)
Immer off det Schlimme.
> 5 Betriebsberufsschulen, eine Kommunale BS, Puppenschule, IfL (dazu die
> EOS und 2 Spezialschulen). Du konntest also auch Wohnungsbauer, gelbe oder
> graue Post, Koch oder Verspätungsfacharbeiter werden .... Das reichte sogar noch
> für einige Schwedter ...
Aber die Verbindung war beschissen.
Meine Schwester macher ihren Bau-Ing in FFO (Gartenstraße? war das Wohnheim)
Zwischen 8 und 10 h über entweder Eberswalde oder Fürstenwalde.
Ich kenne die Strecke auch sehr gut. Jahrelang gefahren.
>
> , .. wobei eine Bekannte Gartenbau machen wollte und von Schwedt aus nach
> Biesenthal ging und nicht etwa in den benachbarten Kreis Angermünde.
> Ich denke, dass in den 80er Jahren der Standard in den Lehrlingswohnheimen recht
> gut war (von FF weiß ich es) und viele Schulabgänger die Chance suchten, etwas
> Abstand vom Elternhaus zu bekommen.
Sowieso. Mit 19 wollte man raus. Heute hört ja der Alte auch Led Zeppelin.
Es gibt keine Reibung mehr sondern nur Harmonie. Da halten es die
materiell ausgerichteten Kids locker bis 30 aus.
>
> Gruß
>
> Norbert
Jo.
BGE
> In Frankfurt/Oder wurden eben alle Mikroelektroniker und im Erzgebirge
> Schwippbogenschnitzer.
Wer hat dir denn das Märchen erzählt, dass im Erzgebirge alle
Schwibbbogenschnitzer wurden?
Das wurde innerhalb der Sippe ausgehandelt. Die Seiffner zum Beispiel
ließen sich zum Beispiel ungern in die Karten gucken. Wer von außerhalb
als Holzspielzeugmacher, so nannte sich der Beruf, ankam, hatte keine
Chancen da im Familienbetrieb eingestellt zu werden.
Aber die goldenen Zeiten sind da längst vorbei. Früher hingen an den
Werkstätten so sinnige Schilder wie: Kein Verkauf, Nachfrage zwecklos
o.ä. Sprüche.
Naja, da wurden auch noch die Engelfiguren von Wendt und Kühn aus
Grünhainichen für 21 Pf Richtung Westen verschleudert, jetzt kosten
diese munter 36 €.
Naja, so gut läuft das mit dem Absatz in dieser Branche auch nicht mehr.
Berufe zu meiner Zeit im Angebot nach dem Abi (1962):
Lehrer, Landwirtschaft oder NVA. Da konnte man sofort einsteigen.
Sig
> Ganz so eng kenne ich es nicht, aber es war z.B. fast unmöglich, nach
> dem Abitur an einer EOS eine Facharbeiterausbildung zu bekommen. Dieser
> Bildungsweg war einfach nicht vorgesehen. Wer Berufsausbildung mit
> Abitur verpasst hatte und z.B. wegen einer schlechten Beurteilung von
> der Armee keinen Studienplatz bekam, stand ziemlich doof da, samt seinem
> Abi.
Zeitschiene, Ortsschiene?
Mehrfach kennengelernt: EOS und dann Verfahrenstechnik studieren wollen.
Die sind (anfangs 1980er) ein Jahr in die Produktion geschickt worden -
und haben in dem Jahr den Chemiefacharbeiter gemacht.
Boris müßte das eigentlich kennen. Das lief auch beim PCK.
Mt
> Parallelen gibt's zum Begriffpaar Lehrling/Auszubildende(r), wo man
> versucht, durch bewussten Sprachgebrauch KollegInnen, die sich in einer
> Ausbildung befinden als gleichberechtigte KollegInnen wahrzunehmen und
> wahrnehmen zu lassen.
Für meine Ohren ist "Azubi" deutlich herablassender als "Lehrling".
> Auszubildende sind eben auch ganz normale ArbeitnehmerInnen.
Das sehe ich anders. Aber ok, ich werde alt.
> F'up2 vorerst ignoriert, mal abwarten, in welche Richtung sich der
> Thread bewegt.
Ok.
Mt
Es kam immer drauf an, ob die Betriebe ihre Leute gefunden hatten
oder noch suchten. Große Kombinate hatten viele Möglichkeiten.
Prinzipiell wars möglich aber nicht erwünscht.
Motto: Wenn der Staat Dir schon die Hochschulreife ermöglicht, dann
studier auch Du Depp. Jeder der das nicht wollte hatte ja einem
anderen (evl. potenziellen 25 Ender) den Platz weggenommen.
Hinzu kommt, daß ja auch noch etliche geext wurden, weil sie
die Prüfungen nicht schafften oder sie brachen das Studium selbst ab.
Oder es kamen gesundheitliche Gründe, die ein Studium nicht mehr
zuließen. Die hätten ja alle dann ihr Leben lang als ungelernte
rumrennen müssen.
Aber es stimmt, leicht war es nicht, denn auch die Betriebe waren
dann mißtrauisch. Wir bilden den jetzt aus und dann haut er doch noch
ab, zum Studium. Genau wie Porsche heute noch bei den Lehrlingen quotet:
Ein gewisser Prozentsatz an Hauptschülern ist immer dabei.
Man hat erkannt, daß bestimmte Tätigkeiten, von Realschülern oder
Gymnasiasten erstens nicht gut und zweitens nicht sehr lange durchgeführt
werden.
Die DDR suchte in den 80ern verzweifelt Leute in den Betrieben die
studieren wollten. Hauptsächlich Elektrotechnik und Nachrichtentechnik.
Weiter unten steht warum. Einfache Facharbeiter wurden auf die Fachschulen
geschickt und kamen nach 3 Jahren als Ing wieder. Durch sogenannten
Pressluftabis wurden Leute in kürzester Zeit auf die Uni vorbereitet. Diese
Pressluftabis gabs besonders bei Leuten, die sich, nach dem der Abiturzug
abgefahren war erst später oder sogar während des GWDs entschieden, 25 Ender zu
werden oder anderweitig dem Land zu dienen (sag ich jetzt mal so).
Die Genossen hatten erkannt, daß sie, um bei den "Schlüsseltechnologien"
mitzuhalten auch in der zivilen Industrie unbedingt mehr qualifiziertes
Personal benötigten. Es ging sogar soweit mit der Studiummanie, daß sich der
Genosse Honecker auf irgendeinem Plenum zu dem Satz hinreißen ließ:
"Genossen denkt dran, wir benötigen aber auch nach wie vor noch den gebildeten
Facharbeiter."
Diesen Satz bekamen jeder um die Ohren gehauen der an der ISE Lichtenberg
(Nähe Ostkreuz) seinen Fachschul-Ing. machen wollte und so wie ich, bei Adamski
Mathe hatte. Gebildeter Facharbeiter hieß dann dort eben sarkastisch
"Facharbeiter mit Fachschulerfahrung" und damit waren die Abbrecher gemeint.
Sollte heißen: Du kannst auch gerne wieder gehen. Was ja dann bei
durchschnittlicher Ex-Rate von 40% auch etliche taten.
BGE
> > Für meine Ohren ist "Azubi" deutlich herablassender als "Lehrling".
> Genau das sollte eigentlich vermieden werden.
Verordneter Sprachgebrauch erzeugt gerne spontanen Widerstand und so
wurde aus "Azubi" schnell mal "Arschloch zum Bierholen".
Qno
--
Wenn die Westberliner von einem Hochstand aus über die Mauer hinweg
in den Osten sahen, wurden sie häufig enttäuscht. Oftmals wurde
niemand erschossen. Meistens war Alltag.
(Andreas Gläser: »Der BFC war schuld am Mauerbau«)
on Fri, 29 Aug 2008 08:30:08 +0200, Christoph Maercker
<nor...@spamtonne.invalid> wrote:
>Wer Berufsausbildung mit
>Abitur verpasst hatte und z.B. wegen einer schlechten Beurteilung von
>der Armee keinen Studienplatz bekam, stand ziemlich doof da, samt seinem
>Abi.
Hört sich so an, als hätte man sich erst *nach* der Armee um einen
Studienplatz bemüht. Kenne ich nicht so. Gab's das oft?
Dass man durch "extrem inakzeptables" Verhalten bei der Armee einen
schon sicheren (bzw. vor der Armee zugesicherten) Studienplatz evtl.
wieder verlieren konnte, liegt im Bereich des Vorstellbaren, obwohl
ich keinen Fall kenne. Offizelle Beurteilung habe ich (18 Monate GWD)
nicht bekommen; nur ein beurteilungsähnlicher Wisch lag in meiner
Stasiakte (unlängst eingesehen). Gabs bei Uffzen eine Beurteilung?
Patrick
Also bei mir eigentlich auch nur so ein Wisch.
3/4 Seite Din A4
Allerdings nicht NVA sondern WED bei DVP
gunter
--
Wichtige Mail an bastler100atarcorde
In dem DDR-Betrieb, in dem ich lernte, waren die 8te-Klasse-Abgänger
übrigens die Leute, die eine wirklich fundierte und allumfassende
praktische Ausbildung erhielten. Auf dem Dorf sagte man ja auch "Der ist
eben mehr fürs Praktische". Die Schule sah das ja ganz anders, aber das
setze ich hier als bekennt voraus. -?- (Man mußte regelrecht kämpfen, um
nach der achten Klasse abgehen zu dürfen)
> Die DDR suchte in den 80ern verzweifelt Leute in den Betrieben die
> studieren wollten.
Kann ich bestätigen. Da wurden uns schon in der Lehrzeit abenteuerliche
Angebote gemacht: Statt Stipendium ein richtiges Gehalt!
> Hauptsächlich Elektrotechnik und Nachrichtentechnik.
Ich kenne das aus der Landtechnik.
> Weiter unten steht warum. Einfache Facharbeiter wurden auf die Fachschulen
> geschickt und kamen nach 3 Jahren als Ing wieder. Durch sogenannten
> Pressluftabis wurden Leute in kürzester Zeit auf die Uni vorbereitet.
Das nun kenne ich nur von Technischen Hochschulen. 5 Jahre Studium
inklusive Abi.
Über das Wort "Preßluftabi" amüsieren sich Uneingeweihte heute noch,
wenn ich ihnen davon erzähle (ich finde es auch lustig und treffend). Zu
DDR-Zeiten fand ich das Wort ziemlich normal, es scheinen viele Leute
den Weg gegangen zu sein (Barbie Nr. 1 übrigens auch, daher kenne ich
das Wort).
UG
[...]
> Über das Wort "Preßluftabi" amüsieren sich Uneingeweihte heute noch,
> wenn ich ihnen davon erzähle (ich finde es auch lustig und treffend). Zu
> DDR-Zeiten fand ich das Wort ziemlich normal, es scheinen viele Leute
> den Weg gegangen zu sein (Barbie Nr. 1 übrigens auch, daher kenne ich
> das Wort).
>
Du wirst mir natürlich gleich erzählen wo Klaus Barbie, der Henker von Lyon,
in der DDR sein Pressluftabi machte.
BGE
> > Genau. Allerdings war das mit der Lehrstelle insofern knifflig, als man
> > ja nur haargenau eine Bewerberkarte in die Hand bekam,
> Oder es kam einer von der Sonderberufsberatung. Die bekamen die
> Bewerberkarten schon eher und hatten damit die größten Chancen auf die
> begehrten Stellen.
Ich habe jetzt schon ein paar mal ganz erstaunt von diesen
Bewerberkarten gelesen, ohne daß ich mich an so was erinnern kann.
Liegt das jetzt an meinem schlechten Gedächtnis oder waren solche
Karten eine relativ neuere Erfindung? Zur Einordnung, mein Lehrvertrag
stammt aus dem Jahre 1966, und da kann ich mich nur noch an so eine
Art Berufsberatung erinnern. Dort war ich zusammen mit meinen Eltern
und habe meine zwei Berufswünsche geäussert. Bei einem hat die Dame
bedenklich mit dem Kopf gewackelt und gesagt, das wäre wohl nicht so
ganz das richtige für mich, aber für den anderen Beruf sähe sie schon
Chancen und sie hätte da eine Adresse, da sollte ich mich hinwenden.
Was dann auch geklappt hat, aber wie gesagt, an eine Bewerberkarte
kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
Viele Grüße
Klaus
Neu hier? Mit Barbie bezeichnet uns' Ulf seine Frauen.
Ronald.
--
Kein Lied ist uns zu laut, damit Dresden bleibt
zum zweiten Mal erbaut für unsre Kinder
Kein Lied ist uns zu laut, damit die Erde nie zerfällt
wie damals unsre Stadt zerfiel.
>> Zeitschiene, Ortsschiene?
>> Mehrfach kennengelernt: EOS und dann Verfahrenstechnik studieren wollen.
>> Die sind (anfangs 1980er) ein Jahr in die Produktion geschickt worden -
>> und haben in dem Jahr den Chemiefacharbeiter gemacht.
>> Boris müßte das eigentlich kennen. Das lief auch beim PCK.
> Es kam immer drauf an, ob die Betriebe ihre Leute gefunden hatten
> oder noch suchten. Große Kombinate hatten viele Möglichkeiten.
Neh, anders.
Person machte Abi an EOS, wollte Verfahrenstechnik studieren. Person
mußte ein Praxisjahr machen, dort hing der Chemiefacharbeiter dran.
Was ich allerdings vergaß zu schreiben: Da hing auch eine "Delegierung"
des PCK zum Studium dran - also Verpflichtung, nach dem Studium auch
drei Jahre im PCK zu arbeiten ...
Mt
> Verordneter Sprachgebrauch erzeugt gerne spontanen Widerstand und so
> wurde aus "Azubi" schnell mal "Arschloch zum Bierholen".
"Wo ist denn die Azubine?"
Mt
> Offizelle Beurteilung habe ich (18 Monate GWD)
> nicht bekommen; nur ein beurteilungsähnlicher Wisch lag in meiner
> Stasiakte (unlängst eingesehen). Gabs bei Uffzen eine Beurteilung?
Ich habe (offiziell) keine in die Hand bekommen. Ich weiß aber, dass
eine Beurteilung (der Armee) an meine Hochschule ging: Mein KC war
so freundlich die mir vorab zu zeigen.
Inwieweit das typisch war vermag ich nicht zu sagen.
Mt
Genau. Die Endung "ling" verniedlicht ja nun und laesst den "Lehrling"
als etwas niederes erscheinen, was er aber nicht ist, sondern ein
gleichberechtigter Arbeitnehmer.
> >
> > > Auszubildende sind eben auch ganz normale ArbeitnehmerInnen.
> >
> > Das sehe ich anders. Aber ok, ich werde alt.
>
> Nee, Du hast recht. Ein Ausbildungsvertrag ist etwas anderes als ein
> Arbeitsvertrag. Azubis gehen bspw. auch noch zur Berufsschule.
>
Hier ACK. Mit und seit Einfuehrung des Begriffs Auszubildende(r) im BBiG
wurden den Auszubildenden groessere Rechte zugesprochen als sie bisher
hatten. (Jungend- und Auszubildendenvertretung, Verbot
ausbildungsfremder Taetigkeiten [z.B. staendiges Hoffegen oder Giessen
der Blumen etc.] usw. Letztendlich haben auch Auszubildende Streikrecht
und die Ausbildungsverguetung wird in Tarifvertraegen geregelt.)
Mit den FriseurInnen ist das genauso. Friseurin klingt imho einfach
besser als Friseuse und versucht eine Abwertung der Person der
Betroffenen aufgrund der Wortwahl zu vermeiden.
MsG Thomas.
--
"Auch wenn ich die Funktionsweise dieser Konsole nicht kenne, glaube
ich nicht, dass sie rauchen sollte"
>
> Mit den FriseurInnen ist das genauso. Friseurin klingt imho einfach
> besser als Friseuse und versucht eine Abwertung der Person der
> Betroffenen aufgrund der Wortwahl zu vermeiden.
>
> MsG Thomas.
>
Hallo Thomas,
also für mich klingt Friseurin einfach nur lächerlich oder
femifaschistisch. Das sogenannte Binnen-I ist doch nur peinlich und
einer echten Gleichberechtigung eher abträglich. In keiner anderen
Sprache gibt es sowas.
MFG André
--
André Grafe
01239Dresden 51°00'27.10 N 13°47'43.02 E
http://setiathome.berkeley.edu/view_profile.php?userid=8745429
Du erklärst uns sicher gern, was das heißen soll.
Ch.
> Friseurin klingt imho einfach besser als Friseuse
So betrachtet werden auch meine Ohren alt:
Es klingt so gestelzt wie "liebe Computerinnen und ..."
Aber das ist mir schon bei "Neger" aufgefallen: Ich bin
offensichtlich der Einzige, der keine Diskriminierung erkennen
kann, wenn ein sehr dunkelhäutiger Mensch Neger genannt wird.
> versucht eine Abwertung der Person der
> Betroffenen aufgrund der Wortwahl zu vermeiden.
In meinen Augen (vermutlich auch nicht mehr so gut) ist der
Versuch nicht sehr erfolgreich gewesen.
Mt
>> "Wo ist denn die Azubine?"
> Arschloch zum Bierholen im Negligé?
Tendenziell: Ja.
Wobei "Arschloch" nun ausgerechnet nicht gemeint war ...
Mt
> Aber das ist mir schon bei "Neger" aufgefallen: Ich bin
> offensichtlich der Einzige, der keine Diskriminierung erkennen
> kann, wenn ein sehr dunkelhäutiger Mensch Neger genannt wird.
Und ich kenn mindestens einen, der sich selber so bezeichnet. Für den
ist das alles andere als eine Diskriminierung. So what?
Guido
Der Neger weiß es halt nicht besser.
Ciao
Wolfram
--
Als Kortzfleysch von Roswitha naschte,
Die Kortzfleyschin ihn überraschte.
<www.theodor-rieh.de> <www.theodor-rieh.de/heinrich>
<www.mpu-forum.eu> <www.brueckenbauer.it>
>>Wolfgang Kölbel
> Genau. Die Endung "ling" verniedlicht ja nun und laesst den "Lehrling"
> als etwas niederes erscheinen, was er aber nicht ist, sondern ein
> gleichberechtigter Arbeitnehmer.
So wie die niedlichen kleinen Flüchtlinge.
--
Helmut Richter
> Aber das ist mir schon bei "Neger" aufgefallen: Ich bin
> offensichtlich der Einzige, der keine Diskriminierung erkennen
> kann, wenn ein sehr dunkelhäutiger Mensch Neger genannt wird.
Das Frage ist, wie solche Leute dann sonst heißen. Und die Antwort ist
altersabhängig: wer in den 50er- und 60er-Jahren das abwertende Wort
"Schwarze" zu vermeiden gelernt hat und stattdessen das neutral-sachliche
"Neger" verwendet, für den ist die Umkehrung dieser Wertungen (nicht
direkt, sondern über den Umweg des zunächst korrekten, später abwertenden
"Farbigen") mühsam nachzuvollziehen. Und dass die ständige Umbenennerei
*viel* menschenverachtender ist als ein Wort zu verwenden, das *wenige*
Idioten als abwertend empfinden, ist hier schon breit diskutiert worden.
--
Helmut Richter
Wen oder was hast du jetzt zitiert?
--
Schönen Tag M@tthias
Traumferienwohnung
Urlaub in der Sächsischen Schweiz
http://www.ferienhaus-protze.de/
Nein, als Abkömmling -
Nachkömmling könnte es nur sein, wenn er selber der Vater gewesen wäre.
Und das wollen wir doch nicht hoffen, oder?
/Walter
> Nachdem die Tochter des Häuptlings einen Neuankömmling (es war ein
> Fremdling) geheiratet hatte, bekam er einen Mischling als
> Nachkömmling.
*möööp* Letzteres ist MUSEN ein jüngstes von mehreren Kindern,
das sich altersmäßig relativ weit vom übrigen Feld abgesetzt hat.
vG
1974-78. Bewerbungen hatte ich in Halle, Dresden, Berlin und Leipzig
laufen. In Halle lief gar nix, in Berlin und Dresden scheiterte es vor
allem an der Wohnung, in Leipzig hat's schließlich doch geklappt, aber
auch nur etwas tricky.
> Mehrfach kennengelernt: EOS und dann Verfahrenstechnik studieren wollen.
> Die sind (anfangs 1980er) ein Jahr in die Produktion geschickt worden -
> und haben in dem Jahr den Chemiefacharbeiter gemacht.
Ingenieurhochschulen haben z.T. nur Leute mit Abi + Facharbeiter
immatrikuliert. Dafür bekam man binnen vier Jahren ein Diplom. In die
Produktion geschickt wurde ich von denen freilich nicht, darum musste
ich mich schon selbst kümmern.
--
CU Christoph Maercker.
ACK, genau so hab ich's erlebt. Als Hilfarbeiter haben sie Abiturienten
ja grad noch eingestellt, wenn sie das unbedingt wollten (bzw. dank
Armee-Beurteilung mussten), aber Erwachsenenqualifizierung war bei den
meisten Betrieben schon zuviel verlangt. Über diese Schiene lief ja die
nachträgliche Facharbeiter-Ausbildung.
> Aber es stimmt, leicht war es nicht, denn auch die Betriebe waren
> dann mißtrauisch. Wir bilden den jetzt aus und dann haut er doch noch
> ab, zum Studium.
Das könnte der Hauptgrund gewesen sein. Andererseits hätten sie solche
Leute sogar zum Studium delegieren können und später die
frischgebackenen Absolventen wenigstens für die obligaten drei Jahre
sicher gehabt.
> Die DDR suchte in den 80ern verzweifelt Leute in den Betrieben die
> studieren wollten. Hauptsächlich Elektrotechnik und Nachrichtentechnik.
In den 1970ern meines Wissens auch schon, auf einen Sudienplatz
Elektroningenieurwesen kamen damals 0,5 Bewerber. Aber wer nicht den
vorgegebenen Weg ging, lief gegen Wände, sogar dann, wenn er genau das
wollte, was offiziell ausdrücklich erwünscht war bzw. gesucht wurde. Mir
ist es z.B. bei der Handelsmarine passiert, die suchte ja ständig Leute.
Als ich mich seinerzeit beim Einstellungsbüro in Leipzig beworben habe,
wurde ich dort dermaßen blöd abgefertigt, dass mich nichts mehr
gewundert hat, warum die Handelsmarine der DDR chronischen
Personalmangel hatte.
--
CU Christoph Maercker.
> Thomas Axthelm schrieb:
>
>> Friseurin klingt imho einfach besser als Friseuse
>
> So betrachtet werden auch meine Ohren alt:
> Es klingt so gestelzt wie "liebe Computerinnen und ..."
>
> Aber das ist mir schon bei "Neger" aufgefallen: Ich bin
> offensichtlich der Einzige, der keine Diskriminierung erkennen
> kann, wenn ein sehr dunkelhäutiger Mensch Neger genannt wird.
Du irrst, mit dieser Einstellung gehörst du einer Zweidrittelmehrheit an!
Eine von der "Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS)" in Zusammenarbeit
mit dem "Deutschen Sprachrat" beim "Institut für Demoskopie Allensbach" in
Auftrag gegebene Befragung, zu verschiedenen Fragen bezüglich der deutschen
Sprache, belegt dies.
Diese Studie machte im Juni (oder wars im Juli?) in den Medien Schlagzeilen,
weil darin auch die Frage nach der (Un)Beliebtheit der einzelnen deutschen
Dialekte gestellt wurde. Während sich der mediale Fokus jedoch auf die
Dialekte beschränkte, so blieben andere Teile der Befragung in der breiten
Öffentlichkeit weitestgehend unbeachtet. So auch die Fragestellung nach der
Akzeptanz diverser "Tabuwörter".
Eines davon war der "Neger".
Die Befragung ergab nun, daß 31% diesen Begriff nach wie vor benutzen,
weitere 32% ihn zwar nicht verwenden, aber auch nicht als störend empfinden.
Nur ganze 36% empfinden ihn als ärgerlich bzw. abstoßend, und dies nachdem
nun bereits seit mindestens zwei Jahrzehnten propagandistisch gegen den
Begriff "Stimmung" gemacht wird.
Was die Frisöse oder die Friseuse (beide Varianten sind ja möglich) angeht,
so dürfte für sie das Gleiche gelten wie für das "Tabuwort: Fräulein". Mehr
und mehr wird die Bezeichnung Fräulein in der Öffentlichkeit als negativ
oder abwertend dargestellt, ihre Akzeptanz in der Bevölkerung sagt laut der
Befragung jedoch das Gegenteil aus. So verwenden ihn weiterhin 47%, 44%
stören sich ebenso nicht daran und nur ganze 7% finden ihn ärgerlich und
abstoßend.
Ähnlich dürfte es mit weiteren Bezeichnungen sein, welche zwanghaft zu
"Sonstwasinnen" ungearbeitet werden.
Siehe hierzu auch: "Die Einstellung der Deutschen zu dem
geschlechtergerechten Formulieren" im unten angegebenen Link!
Hier noch der Quell-Link zur Befragung zum Nachlesen:
"Wie denken die Deutschen über ihre Muttersprache und über Fremdsprachen?"
http://www.gfds.de/presse/pressemitteilungen/130608-umfrage-zur-spracheinstellung/
* Die Auswertung zur Akzeptanz diverser Tabuwörter (u.a. "Neger"), findet
sich am unteren Ende bei: "Ausführliche Ergebnisse der Umfrage" als interne
Verlinkung
* Die Auswertung zur Einstellung der Deutschen zu dem geschlechtergerechten
Formulieren findet sich ebenfalls dort.
PS: Die Befragung ist vom April 2008, also gerade einmal viereinhalb Monate
alt!
--
Gruß Michael
Ähm - bekam man das nicht in fast allem Studienrichtungen nach vier
Jahren, Medizin natürlich ausgenommen?
UG
Es gab unendlich viele DDRen. Ich habe sogar nach BA mit Abi die hier
schon erwähnte Erw-Quali zum Handelskaufmann praktisch "aufgedrängelt"
bekommen.
UG
> On Mon, 1 Sep 2008, Martin Ebert wrote:
>
>> Aber das ist mir schon bei "Neger" aufgefallen: Ich bin
>> offensichtlich der Einzige, der keine Diskriminierung erkennen
>> kann, wenn ein sehr dunkelhäutiger Mensch Neger genannt wird.
>
> Das Frage ist, wie solche Leute dann sonst heißen. Und die Antwort ist
> altersabhängig: wer in den 50er- und 60er-Jahren das abwertende Wort
> "Schwarze" zu vermeiden gelernt hat und stattdessen das neutral-sachliche
> "Neger" verwendet, für den ist die Umkehrung dieser Wertungen (nicht
> direkt, sondern über den Umweg des zunächst korrekten, später abwertenden
> "Farbigen") mühsam nachzuvollziehen.
Inwiefern war "schwarze" denn mal abwertend? Zumindest im
englischsprachigen Raum war "blacks" eigentlich eine recht neutrale
Bezeichnung.
Grüße,
Frank
> Inwiefern war "schwarze" denn mal abwertend?
So wie "Gelbe" für Asiaten. Einfach nicht die sachlich richtige
Bezeichnung und daher leichter als abwertend misszuverstehen als es die
richtige Bezeichnung gewesen wäre.
> Zumindest im
> englischsprachigen Raum war "blacks" eigentlich eine recht neutrale
> Bezeichnung.
Die Bedenken gegen "Neger" sind wohl auch die Übersetzung
englischsprachiger Bedenken. Die sind auch noch nicht so alt. Als ich
Englisch lernte, war "negro" absolut korrekt, nur "nigger" war abwertend.
--
Helmut Richter
> Am Mon, 01 Sep 2008 00:45:16 +0200 schrieb Martin Ebert:
>> Aber das ist mir schon bei "Neger" aufgefallen: Ich bin
>> offensichtlich der Einzige, der keine Diskriminierung erkennen
>> kann, wenn ein sehr dunkelhäutiger Mensch Neger genannt wird.
>
> Du irrst, mit dieser Einstellung gehörst du einer Zweidrittelmehrheit an!
> http://www.gfds.de/presse/pressemitteilungen/130608-umfrage-zur-spracheinstellung/
Danke!
Jetzt habe ich nicht mehr so ein schlechtes Gewissen, weil ich "Neger"
unkritisch finde. Andererseits könnten 2/3 der Deutschen ja auch einfach
Rassisten sein ;-))
Ich denke mal, das ist wie mit der Anrede bzw. "Du oder Sie". Wenn der
Gegenüber bzw. so bezeichnete Neger wirklich was dagegen hat, so bezeichnet
zu werden - und die Medien sagen es so - dann verwende ich den Begriff aus
Höflichkeit nicht.
Provokativ, um es noch deutlicher zu machen: Wenn die GfdS nach "Scheißjidd"
gefragt hätte, hätten es vielleicht auch ein Teil der Befragten ok und
keinesfalls diskriminierend empfunden ]:->
Fraglich ist, ob der Neger den deutschsprachigen Begriff "Neger" tatsächlich
ablehnt.
Veith
--
Strukturen, Bilder & Geschichte(n) der LSK/LV
http://www.DDR-LUFTWAFFE.de
i.a. vier Studienjahre + Diplomsemester. An den IHs gab es drei richtige
Studienjahre, dann folgten ein Semester Praktikum und das achte Semester
für's Diplom.
--
CU Christoph Maercker.